Kriegsfilm Im Westen nichts Neues

So, habe mir den Film jetzt angesehen.
Als Film der den Gefreiten Wilhelm Wagner aus dem Schwarzwald in den Wirren des I. WK gezeigt hätte wäre er bei mir zwischen gut bis sehr gut durch gegangen.
Aber er war kein "Im Westen nichts Neues".
Von der Technik her war er nicht zu beanstanden. Und auch den Frontalltag im Westen mit seinem Schlamm,Dreck und Hunger hat er sehr gut drüber gebracht. Wenn man die Leute bloß besser hätte akustisch verstehen können.
Und er hat auch viele Dinge aus dem Roman beinhaltet. Wenn auch nicht in der richtigen Reihenfolge.Sei es der Soldat der sich mit dem Schädel an die Wand schlug, die Unterhaltung was alle tun würden wenn Frieden wäre, usw. usf.
Leider hat er auch vieles gar nicht gezeigt. So war das Schleifen durch Himmelsstoß nicht vorhanden und auch, was m.M.n. sehr wichtig Pauls Erlebnis im Urlaub nicht.
Mit der B Story konnte ich leben, vor allem die Arroganz von Ferdinand Foch kam sehr gut rüber.
Was mich sehr gestört hat war die Darstellung des deutschen General der Waffengattung.
Was den Film als "Im Westen nichts Neues" total vernichtet hat war der Tot von Paul. Hier wurde der Aussage des Romans, praktisch die Botschaft des Autors, die Seele genommen.
Der Sinn wurde gelöscht. Der Roman zielte darauf ab das an dem Tag als Paul gefallen ist, wahrscheinlich noch tausende andere Soldaten starben. Und der Heeresbericht der OHL hat nichts anderes zu melden als "Im Westen nichts Neues".
Und diese Botschaft geht mir in. diesem Film verloren.

Mein Fazit : Als Kriegsfilm gut bis sehr gut. Als Überbringer der Idee des Autors schlecht bis sehr schlecht.
 
Der Historiker Sönke Neitzel ist mit der historischen Darstellung in dem Film nicht glücklich:


Grüße,
Aiden
 
"Im Westen nichts Neues" wurde am 24. Januar 2023 neunmal für den Oscar nominiert.

Die Nominierungen: bester Film, bester internationaler Film, adaptiertes Drehbuch, Filmmusik, Kamera, visuelle Effekte, Produktionsdesign, Make-up & Hairstyling, Sounddesign

Damit wurde erstmals in der Geschichte des Oscars ein deutscher Film in der Hauptkategorie "Bester Film" nominiert.

 
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Definitiv zurecht, sehr gelungener Film - vor allem handwerklich 1A umgesetzt. Neun Nominierungen sind sicher auch historisch für eine deutsche Produktion, oder?
 
Vor den neun Oscar-Nominierungen von "Im Westen nichts Neues" war "Das Boot" der deutsche Film mit den meisten Oscar-Nominierungen. "Das Boot" war sechsmal nominiert, für Regie, adaptiertes Drehbuch, Kamera, Schnitt, Sound und Tonschnitt. Bei der Oscar-Verleihung ging "Das Boot" dann aber leer aus.
 
Die britische Filmakademie hat "Im Westen nichts Neues" siebenfach ausgezeichnet.

Der Film ist der Gewinner in folgenden Kategorien:
- bester Film
- beste Regie
- bestes adaptierte Drehbuch
- beste Kamera
- beste Musik
- bester Ton
- bester ausländischer Film

 
Ich habe mir den Film heute auch angeschaut. Er ist gut gemacht aber das war es imho schon. Die Nebenhandlung mit der Verhandlung wirkt wie ein Fremdkörper. Das Ganze wirkt so als hätte man zwei Filme zusammengeschnitten. Mit der Vorlage hat er eigentlich gar nichts zu tun. Wichtige Szenen aus dem Buch fehlen einfach. Der Film wirkt so als hätte man einen Film über den ersten Weltkrieg gedreht und ein bisserl von Im Westen nichts Neues abgeschaut.
 
„Im Westen nichts Neues“ wurde mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter als vierter deutscher Film auch in der Kategorie „Bester Internationaler Film“.

Der Film ist der Gewinner in folgenden Kategorien:
- Bester Internationaler Film
- Beste Kamera (James Friend)
- Beste Filmmusik (Volker Bertelmann alias Hauschka)
- Bestes Szenenbild (Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper)
 
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Habe den Film jetzt auch gesehen.

Was die Brutalität angeht, ist das schon sehr harter Tobak. Allerdings wird gerade dadurch gut rübergebracht, dass Krieg kein Heldenepos ist und die Masse der Soldaten völlig anonym und "bedeutungslos" abgeschlachtet wird, ohne dass da wirklich ein Sinn hinter ist. Der Soundtrack hat auch was Industrielles, die Panzer werden wie "lebende" stählerne Monster dargestellt und der Krieg insgesamt, wie eine riesige hungrige Maschine, die die Menschen verschlingt.

Die Story selber ist keine wirkliche Neuverfilmung des Buches von Remarque. Der Film ist eher davon "inspiriert" als das man von einer Verfilmung des Stoffes ausgehen kann. Einzelne Szenen finden sich zwar wieder, es wurde aber auch einiges hinzugefügt, was nichts mit dem Buch zu tun hat und ein Großteil der eigentlichen Story weggelassen. Bei den ganzen Reboots, die es heute im Filmgeschäft gibt, ist das wohl nicht so ungewöhnlich. Der Name "Im Westen nichts Neues" hat natürlich schon ein wenig automatischen Hype gebracht, gleichzeitig stört es die Puristen (siehe auch Remake von "Das Boot").

Grundsätzlich hat mit der Film ganz gut gefallen, auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen müsste, dass die Figur des Stanislaus "Kat" Katczinsky im Gegensatz zu den früheren Verfilmungen mit einem deutlichen jüngeren Schauspieler besetzt wurde. Dazu kommt, dass der Schauspieler oftmals so stark genuschelt hat wie Hans-Jürgen Rösner beim TV-Interview und schwer zu verstehen war. Keine Ahnung ob das Absicht war und damit Kats Malocherhintergrund unterstrichen werden sollte.

Im Ergebnis wurde wieder mal bestätigt, dass Kriegsfilme wohl so ziemlich das einzige Genre sind, in dem deutsche Filme nicht total lächerlich sind.
 
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