Chett Nectu
Senatsbesucher
Weltraum | Iridonia-System | TIE/D-Cockpit | Anflug auf die ›Festung‹] Chett Nectu (Wolf Neun) mit Aiden Thiuro (Wolf Eins), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und anderen
Chett Nectu verdrehte die Augen, als Officer Mitsumo ihm versprach, er würde nicht sterben. Wie konnte sie so etwas sagen, und wer sollte ihr glauben? Es gab keine Garantien in einer Schlacht. Jeder konnte sterben. Drask, der vermutlich längst tot war, hatte den Beweis erbracht, als er zwischen weit unerfahreneren, man konnte sagen: unfähigeren Piloten herausgepickt und sein Jäger lahmgelegt worden war. Sakura konnte die nächste sein. Oder der ›Alphawolf‹ Aiden Thiuro. Niemand wusste, ob überhaupt jemand von ihnen lebend das System verlassen würde. Selbst wenn ihre Seite den Sieg davon trug, war das nicht sicher. Sie versprach etwas, das sie unmöglich halten konnte. Wozu? Um ihn zu beruhigen? Wofür hielt Acht ihn eigentlich? Er war sich der Klemme, in der er saß, absolut bewusst und darüber konnte auch ihr melodramatisches ›Versprechen‹ nicht hinwegtäuschen. Er ließ es unkommentiert, ebenso wie Mitsumos Beschluss, sich allein um die Kommunikationsanlage zu kümmern. Ihre gesamte Eskorte mitsamt ihren schweren Waffen schickte sie fort, damit sie ihn beschützten und die Torpedos ablenkten. Sie flog allein mit ihrem letzten Torpedo gegen das Schlachtschiff an, während die Jagdbomber sich um ihren flügellahmen Kameraden kümmerten. Nun standen ihre Chancen eigentlich kaum viel besser als seine, und abermals gefährdete sie durch eine emotionale Reaktion den Erfolg ihres Primärauftrags. Diese Entscheidung hätte er ganz sicher nicht gefällt. Aber das spielte keine Rolle. Jedenfalls würde er sich nicht darüber beklagen, dass er nicht allein gelassen wurde. Vielleicht funktionierte ihr Plan ja tatsächlich und es gelang, die Torpedos abzuschütteln. Er nahm seinen Platz inmitten der Jagdbomberformation ein und folgte deren Bewegungen. Dafür brauchte er keine Instrumente, er konnte auch nach Sicht neben ihnen her fliegen, solange sie keine allzu abrupten Manöver machten. Gemeinsam steuerten sie auf den Kiel der Festung zu. Hin und wieder informierten die Scimitar-Piloten ihn über die Lage. Die langsameren Patrouillenboote fielen zurück, doch die Torpedos verfolgten sie weiter. Er wusste aus seiner Flug- und Kampferfahrung ungefähr, wie lange die Flugkörper brauchen würden, um zu ihnen aufzuschließen; im Geiste zählte er die Sekunden herunter. Sie flogen dicht am Rumpf des Keldabe-Schlachtschffs vorbei, so nah, dass er Verfärbungen und Löcher in der Panzerung mit bloßem Auge sehen konnte. Die Oberfläche der Festung war zernarbt von unzähligen Treffern. Und während er vorüber flog, tat er sein möglichstes, um noch ein paar kleine Krater und Brandflecken hinzuzufügen, indem er ununterbrochen seine Geschütze abfeuerte. Diesen gigantischen Stahlhaufen konnte er auch ohne Zielcomputer nicht verfehlen. Funktionierende Schilde hatte das mandalorianische Schiff nicht mehr, also war jeder Schuss ein direkter Treffer und führte zu weiteren kleinen Verletzungen. Es hätte schon eines argen Zufalls bedurft, um auf diese Weise ernsthafte Schäden anzurichten, aber es genügte ihm momentan, dass er mit jeder Salve die Reparaturdauer und -kosten in die Höhe trieb.
Die Scimitars warfen ihre Granaten ab. Eine Explosion flammte auf. Sie fand hinter ihm statt, also konnte er sie nicht sehen; doch sie ließ den Rumpf der Festung und auch die Scimitars in seinem Blickfeld aufleuchten. Ein zweiter Lichtblitz folgte.
»Das waren die Torpedos«, funkte einer der Jagdbomberpiloten. »Bin nicht sicher, ob sie die Festung getroffen oder sich mit dem Verlust der Zielpeilung selbst zerstört haben.«
»Egal; Hauptsache, wir sind sie los!« kommentierte Chett.
Dem Tod also von der Schippe gesprungen. Schon wieder. Erneut war es nichts als blankes Glück gewesen, dass keiner der Flugkörper auf ihrer Spur geblieben war. Sein innerer Countdown war bei vier Sekunden stehen geblieben. Ungefähr so lange hätten sie noch gehabt, um dem Einschlag irgendwie zu entgehen. Viel zu kurz für ein weiteres Täuschungsmanöver. Sie hatten gespielt und durch Zufall die passende Karte gezogen. Nicht, dass er nicht froh darüber gewesen wäre, dass er weiterleben durfte - zumindest, bis er in die nächste von tausendundeins potentiell lebensbedrohlichen Situationen auf diesem Schlachtfeld stolperte. Aber er war sich im Klaren darüber, dass sie nur wenig Einfluss auf ihr Schicksal gehabt hatten. Mit Sakuras Versprechen hatte das nichts zu tun.
Sie umrundeten die Festung. Dabei warfen die Scimitars alles ab, was noch in ihren Magazinen steckte. Protonengranaten und Thermaldetonatoren explodierten auf der Hülle der Festung und fügten ihr weiteren Schaden zu. Die Explosionen durchlöcherten den Rumpf, rissen Sensoranlagen und Waffen ab. Chett gelang es, mit seinen Ionenkanonen einen Geschützturm lahmzulegen, der - umzüngelt von blauem Elmsfeuer - den Beschuss auf eine imperiale Korvette einstellte. Im Gegenzug schossen immer wieder auch die Mandalorianer und Iridonianer auf sie. Jäger, Korvetten und das ein oder andere Abwehrgeschütz des Schlachtschiffes hatten es auf sie abgesehen. Aber sie kamen durch - irgendwie. Und als sie den kilometerlangen Hüllenflug am narbenübersäten Rumpf der Festung entlang beinahe abgeschlossen hatten, stieß auch Sakura Mitsumo wieder zu ihnen. Sie hatte eine Erfolgsmeldung zu verkünden: Es war ihr gelungen, die Kommunikationsanlage zu zerstören. Offenbar allein. Wie sie das gemacht hatte, wusste er nicht. Er war sich nach wie vor nicht sicher, ob sie das Zeug zur Anführerin hatte und ob er sie in dieser Rolle jemals wirklich respektieren konnte; doch ihre Fähigkeiten als Kampfpilotin waren unzweifelhaft, das musste er anerkennen.
Und nun sollte es zurück zur Defender gehen. Sakura wies ihn an, den Rückflug anzutreten. Abermals sollten die Scimitars ihn eskortieren und auch sie würde ihn begleiten. Nachdem sie die Staffelführung über ihren Status und ihre Pläne informiert hatte, bestätigte auch Aiden Thiuro, dass sie sich auf den Rückweg machen sollten. Chett schwenkte in die unfähre Richtung, in der er den Sternenzerstörer - oder was die Mandalorianer von ihm übrig gelassen hatten - vermutete. Se war zu weit entfernt, um sie inmittend er größeren und kleineren Schiffe, der treibenden Trümmer und der Lichtblitze des Kampfes mit bloßem Auge auszumachen.
»Ich brauche ein paar Koordinaten«, sagte er. Erst als die anderem ihm gesagt hatten, wohin genau er sich wenden musste, konnte er das Ziel identifizieren. Der Venator war von hier aus betrachtet nicht viel mehr als ein kleiner mattgrauer Fleck. Dennoch hatten die riesigen Geschütze der Festung ihm über die enorme Distanz hinweg großen Schaden zufügen können, das hatte er vorhin schon gesehen, als sie sich für die zweite Angriffswelle gesammelt hatten. Doch seit einer Weile hatten die Hauptwaffen nicht mehr gefeuert. Womöglich war es gelungen, sie zu zerstören oder ihre Energieversorgung abzuschneiden. Dann war vielleicht noch etwas von der Defender übrig, auf dem man landen konnte. Und dann konnte man das auch tun, ohne befürchten zu müssen, bei der nächsten Salve mitsamt dem gesamten Trägerschiff feuerbestattet zu werden.
Es dauerte eine Weile, um das Mutterschiff zu erreichen. Auch deshalb, weil sie immer wieder Umwege fliegen mussten, um eine Begegnung mit feindlichen Maschinen zu vermeiden. Auch Sakura hatte etwas abbekommen bei ihrem einsamen Angriff auf die Kommunikationsanlage; ihre Möglichkeiten, sich zu verteidigen, waren eingeschränkt. Auch Wolf Eins hatte angeordnet, dass sie keine unnötigen Risiken auf sich nehmen sollten. Wäre Chett allein geflogen, dann hätte er gar keine andere Wahl gehabt, als sich dem aussichtslosen Kampf gegen mandalorianische Jäger und iridonianische Patrouillenboote zu stellen, denn ohne Instrumente hätte er eine Begegnung gar nicht vermeiden können. Doch seine Begleiter wiesen ihn rechtzeitig auf potentielle Bedrohungen hin und sie änderten den Kurs. So flogen sie schließlich in einem weiten Bogen von der abgewandten Seite her an die Defender heran. Sakura schilderte der Flugkontrolle ihre Lage und erbat Landeerlaubnis; kurz darauf erklang die nüchterne Stimme des Givin Yag Gyrr. Der Lieutenant wies ihnen eine Landeposition in einem Hangar im hinteren Teil des Schiffes zu. Die Energieversorgung im vorderen Drittel war offenbar noch immer nicht wiederhergestellt worden.
Als sein TIE-Defender mit der Nummer Neun schließlich in einer der Halteklammern hing, fiel die Anspannung des Kampfes bereits von Chett ab. Müdigkeit und Erschöpfung machten sich in ihm breit und er merkte, wie viele seiner Muskeln schmerzten, als er aus dem Cockpit stieg. Draußen stand bereits Sakura Mitsumo mit ihrem Pilotenhelm unter dem Arm. Ihr Haar war schweißverklebt, ebenso wie die schwarzen Stoppeln auf Chetts Kopf. Soeben gesellte sich auch einer der Scimitar-Piloten dazu, der wegen eines Schadens an seinem Schildgenerator ebenfalls aus dem Kampf ausgeschieden war, während die anderen in das Getümmel zurückgekehrt waren. Die Schlacht da draußen tobte noch, doch für sie drei war die Sache gelaufen. Droiden und Hangararbeiter eilten zu ihren Maschinen, um die Schäden zu sichten und möglicherweise gleich mit den ersten Notreparaturen zu beginnen. Durch eine der zahlreichen Türen, die in den Hangar führten, kam nun eine Person auf sie zu, die der Yaga-Minoer hier nicht vermutet hatte. Es war Drask. Nectu hätte Geld darauf gewettet, dass der Chiss nicht mehr am Leben war, aber er hatte sich geirrt. Man musste ihn aus dem Wrack seiner Maschine geborgen haben. Doch er sah mitgenommen aus. Sein Kopf war verbunden und sein Arm war dicht am Körper fixiert worden. Da es nicht möglich gewesen war, auf diese Weise in einen Hemdsärmel zu kommen, hatte man das Kleidungsstück nur über seine Schulter gehängt und offengelassen, so dass die blaue Haut auf seiner Brust zu sehen war. Auch hier gab es einen Verband, der über die Rippen führte. Der Lieutenant gehörte auf die Krankenstation und da war er offensichtlich auch gewesen, nur schien es ihn nicht lange dort gehalten zu haben. Vermutlich sollte man es als kameradschaftliche Geste auffassen, dass er die Mitglieder seiner Rotte persönlich im Hangar in Empfang nahm.
»Mitsumo, Nectu... es ist erfreulich zu sehen, dass es Ihnen gut geht«, sagte er. »Die Schlacht ist noch nicht gewonnen, aber sie wendet sich zu unseren Gunsten. Es scheint, als bekämen wir doch noch Verstärkung. Die Festung ist beinahe besiegt und wenn sie fällt, erwarten wir einen schnellen Rückzug der mandalorianischen Söldner und die Kapitulation der Zabraks.«
»Gut zu wissen, Lieutenant«, sagte Chett und hob die Rechte zu einem knappen Gruß an die Schläfe. Die Geste wirkte nicht besonders ehrerbietig, genügte aber dem Protokoll. »Sie hatten auch Glück, wie's scheint.«
Der Chiss nickte. »Ich falle für die nächsten beiden Wochen aus. Aber es hätte schlimmer kommen können. Sie haben sich in meiner Vertretung schon recht gut gemacht, Officer Mitsumo. Ich werde Sie im Auge behalten.
Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten«, sprach er weiter. »Die Defender hat einige schwere Schäden erlitten und wird eine Weile im Dock liegen, selbst wenn sie nichts weiter einstecken muss, bevor wir von hier verschwinden können. Und leider ist ein Volltreffer auf Deck Neun eingeschlagen, wo die Pilotenquartiere liegen. Korridor F hat einige Schäden davongetragen. Und Korridor G existiert quasi nicht mehr.«
Lieutenant Drask musste nicht näher erläutern, was das bedeutete. In diesen beiden Korridoren waren die Wolves untergebracht. Ihre Unterkünfte waren teilweise zerstört worden; das hieß, dass ein paar von ihnen ihre persönlichen Besitztümer verloren hatten. Fotos und Holos, private Briefe, Erinnerungsstücke... diejenigen, die in Korridor F wohnten, durften hoffen, dass zumindest ein Teil davon erhalten geblieben war. Chetts Quartier hatte jedoch in G gelegen. Sein Schreck hielt sich in Grenzen: Er besaß sowieso nichts von persönlicher Bedeutung. Hätte er Wert auf solchen sentimentalen Schnickschnack gelegt, wäre dieser schon bei der Zerstörung der Champion in der Schlacht von Rehemsa verloren gegangen. Er vermutete aber, dass sein Mitbewohner Cain DéSkalz an ein paar seiner Besitztümer hing. Für ihn würde es bei der Rückkehr zur Defender eine herbe Enttäuschung geben, ebenso wie für einige andere. Sein Blick fiel auf Sakura. Wohnte sie in F oder G?
Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Hangar] Chett Nectu (Wolf Neun), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und Lieutenant Drask (NPC). Aiden Thiuro (Wolf Eins) noch draußen im Gefecht
Chett Nectu verdrehte die Augen, als Officer Mitsumo ihm versprach, er würde nicht sterben. Wie konnte sie so etwas sagen, und wer sollte ihr glauben? Es gab keine Garantien in einer Schlacht. Jeder konnte sterben. Drask, der vermutlich längst tot war, hatte den Beweis erbracht, als er zwischen weit unerfahreneren, man konnte sagen: unfähigeren Piloten herausgepickt und sein Jäger lahmgelegt worden war. Sakura konnte die nächste sein. Oder der ›Alphawolf‹ Aiden Thiuro. Niemand wusste, ob überhaupt jemand von ihnen lebend das System verlassen würde. Selbst wenn ihre Seite den Sieg davon trug, war das nicht sicher. Sie versprach etwas, das sie unmöglich halten konnte. Wozu? Um ihn zu beruhigen? Wofür hielt Acht ihn eigentlich? Er war sich der Klemme, in der er saß, absolut bewusst und darüber konnte auch ihr melodramatisches ›Versprechen‹ nicht hinwegtäuschen. Er ließ es unkommentiert, ebenso wie Mitsumos Beschluss, sich allein um die Kommunikationsanlage zu kümmern. Ihre gesamte Eskorte mitsamt ihren schweren Waffen schickte sie fort, damit sie ihn beschützten und die Torpedos ablenkten. Sie flog allein mit ihrem letzten Torpedo gegen das Schlachtschiff an, während die Jagdbomber sich um ihren flügellahmen Kameraden kümmerten. Nun standen ihre Chancen eigentlich kaum viel besser als seine, und abermals gefährdete sie durch eine emotionale Reaktion den Erfolg ihres Primärauftrags. Diese Entscheidung hätte er ganz sicher nicht gefällt. Aber das spielte keine Rolle. Jedenfalls würde er sich nicht darüber beklagen, dass er nicht allein gelassen wurde. Vielleicht funktionierte ihr Plan ja tatsächlich und es gelang, die Torpedos abzuschütteln. Er nahm seinen Platz inmitten der Jagdbomberformation ein und folgte deren Bewegungen. Dafür brauchte er keine Instrumente, er konnte auch nach Sicht neben ihnen her fliegen, solange sie keine allzu abrupten Manöver machten. Gemeinsam steuerten sie auf den Kiel der Festung zu. Hin und wieder informierten die Scimitar-Piloten ihn über die Lage. Die langsameren Patrouillenboote fielen zurück, doch die Torpedos verfolgten sie weiter. Er wusste aus seiner Flug- und Kampferfahrung ungefähr, wie lange die Flugkörper brauchen würden, um zu ihnen aufzuschließen; im Geiste zählte er die Sekunden herunter. Sie flogen dicht am Rumpf des Keldabe-Schlachtschffs vorbei, so nah, dass er Verfärbungen und Löcher in der Panzerung mit bloßem Auge sehen konnte. Die Oberfläche der Festung war zernarbt von unzähligen Treffern. Und während er vorüber flog, tat er sein möglichstes, um noch ein paar kleine Krater und Brandflecken hinzuzufügen, indem er ununterbrochen seine Geschütze abfeuerte. Diesen gigantischen Stahlhaufen konnte er auch ohne Zielcomputer nicht verfehlen. Funktionierende Schilde hatte das mandalorianische Schiff nicht mehr, also war jeder Schuss ein direkter Treffer und führte zu weiteren kleinen Verletzungen. Es hätte schon eines argen Zufalls bedurft, um auf diese Weise ernsthafte Schäden anzurichten, aber es genügte ihm momentan, dass er mit jeder Salve die Reparaturdauer und -kosten in die Höhe trieb.
Die Scimitars warfen ihre Granaten ab. Eine Explosion flammte auf. Sie fand hinter ihm statt, also konnte er sie nicht sehen; doch sie ließ den Rumpf der Festung und auch die Scimitars in seinem Blickfeld aufleuchten. Ein zweiter Lichtblitz folgte.
»Das waren die Torpedos«, funkte einer der Jagdbomberpiloten. »Bin nicht sicher, ob sie die Festung getroffen oder sich mit dem Verlust der Zielpeilung selbst zerstört haben.«
»Egal; Hauptsache, wir sind sie los!« kommentierte Chett.
Dem Tod also von der Schippe gesprungen. Schon wieder. Erneut war es nichts als blankes Glück gewesen, dass keiner der Flugkörper auf ihrer Spur geblieben war. Sein innerer Countdown war bei vier Sekunden stehen geblieben. Ungefähr so lange hätten sie noch gehabt, um dem Einschlag irgendwie zu entgehen. Viel zu kurz für ein weiteres Täuschungsmanöver. Sie hatten gespielt und durch Zufall die passende Karte gezogen. Nicht, dass er nicht froh darüber gewesen wäre, dass er weiterleben durfte - zumindest, bis er in die nächste von tausendundeins potentiell lebensbedrohlichen Situationen auf diesem Schlachtfeld stolperte. Aber er war sich im Klaren darüber, dass sie nur wenig Einfluss auf ihr Schicksal gehabt hatten. Mit Sakuras Versprechen hatte das nichts zu tun.
Sie umrundeten die Festung. Dabei warfen die Scimitars alles ab, was noch in ihren Magazinen steckte. Protonengranaten und Thermaldetonatoren explodierten auf der Hülle der Festung und fügten ihr weiteren Schaden zu. Die Explosionen durchlöcherten den Rumpf, rissen Sensoranlagen und Waffen ab. Chett gelang es, mit seinen Ionenkanonen einen Geschützturm lahmzulegen, der - umzüngelt von blauem Elmsfeuer - den Beschuss auf eine imperiale Korvette einstellte. Im Gegenzug schossen immer wieder auch die Mandalorianer und Iridonianer auf sie. Jäger, Korvetten und das ein oder andere Abwehrgeschütz des Schlachtschiffes hatten es auf sie abgesehen. Aber sie kamen durch - irgendwie. Und als sie den kilometerlangen Hüllenflug am narbenübersäten Rumpf der Festung entlang beinahe abgeschlossen hatten, stieß auch Sakura Mitsumo wieder zu ihnen. Sie hatte eine Erfolgsmeldung zu verkünden: Es war ihr gelungen, die Kommunikationsanlage zu zerstören. Offenbar allein. Wie sie das gemacht hatte, wusste er nicht. Er war sich nach wie vor nicht sicher, ob sie das Zeug zur Anführerin hatte und ob er sie in dieser Rolle jemals wirklich respektieren konnte; doch ihre Fähigkeiten als Kampfpilotin waren unzweifelhaft, das musste er anerkennen.
Und nun sollte es zurück zur Defender gehen. Sakura wies ihn an, den Rückflug anzutreten. Abermals sollten die Scimitars ihn eskortieren und auch sie würde ihn begleiten. Nachdem sie die Staffelführung über ihren Status und ihre Pläne informiert hatte, bestätigte auch Aiden Thiuro, dass sie sich auf den Rückweg machen sollten. Chett schwenkte in die unfähre Richtung, in der er den Sternenzerstörer - oder was die Mandalorianer von ihm übrig gelassen hatten - vermutete. Se war zu weit entfernt, um sie inmittend er größeren und kleineren Schiffe, der treibenden Trümmer und der Lichtblitze des Kampfes mit bloßem Auge auszumachen.
»Ich brauche ein paar Koordinaten«, sagte er. Erst als die anderem ihm gesagt hatten, wohin genau er sich wenden musste, konnte er das Ziel identifizieren. Der Venator war von hier aus betrachtet nicht viel mehr als ein kleiner mattgrauer Fleck. Dennoch hatten die riesigen Geschütze der Festung ihm über die enorme Distanz hinweg großen Schaden zufügen können, das hatte er vorhin schon gesehen, als sie sich für die zweite Angriffswelle gesammelt hatten. Doch seit einer Weile hatten die Hauptwaffen nicht mehr gefeuert. Womöglich war es gelungen, sie zu zerstören oder ihre Energieversorgung abzuschneiden. Dann war vielleicht noch etwas von der Defender übrig, auf dem man landen konnte. Und dann konnte man das auch tun, ohne befürchten zu müssen, bei der nächsten Salve mitsamt dem gesamten Trägerschiff feuerbestattet zu werden.
Es dauerte eine Weile, um das Mutterschiff zu erreichen. Auch deshalb, weil sie immer wieder Umwege fliegen mussten, um eine Begegnung mit feindlichen Maschinen zu vermeiden. Auch Sakura hatte etwas abbekommen bei ihrem einsamen Angriff auf die Kommunikationsanlage; ihre Möglichkeiten, sich zu verteidigen, waren eingeschränkt. Auch Wolf Eins hatte angeordnet, dass sie keine unnötigen Risiken auf sich nehmen sollten. Wäre Chett allein geflogen, dann hätte er gar keine andere Wahl gehabt, als sich dem aussichtslosen Kampf gegen mandalorianische Jäger und iridonianische Patrouillenboote zu stellen, denn ohne Instrumente hätte er eine Begegnung gar nicht vermeiden können. Doch seine Begleiter wiesen ihn rechtzeitig auf potentielle Bedrohungen hin und sie änderten den Kurs. So flogen sie schließlich in einem weiten Bogen von der abgewandten Seite her an die Defender heran. Sakura schilderte der Flugkontrolle ihre Lage und erbat Landeerlaubnis; kurz darauf erklang die nüchterne Stimme des Givin Yag Gyrr. Der Lieutenant wies ihnen eine Landeposition in einem Hangar im hinteren Teil des Schiffes zu. Die Energieversorgung im vorderen Drittel war offenbar noch immer nicht wiederhergestellt worden.
Als sein TIE-Defender mit der Nummer Neun schließlich in einer der Halteklammern hing, fiel die Anspannung des Kampfes bereits von Chett ab. Müdigkeit und Erschöpfung machten sich in ihm breit und er merkte, wie viele seiner Muskeln schmerzten, als er aus dem Cockpit stieg. Draußen stand bereits Sakura Mitsumo mit ihrem Pilotenhelm unter dem Arm. Ihr Haar war schweißverklebt, ebenso wie die schwarzen Stoppeln auf Chetts Kopf. Soeben gesellte sich auch einer der Scimitar-Piloten dazu, der wegen eines Schadens an seinem Schildgenerator ebenfalls aus dem Kampf ausgeschieden war, während die anderen in das Getümmel zurückgekehrt waren. Die Schlacht da draußen tobte noch, doch für sie drei war die Sache gelaufen. Droiden und Hangararbeiter eilten zu ihren Maschinen, um die Schäden zu sichten und möglicherweise gleich mit den ersten Notreparaturen zu beginnen. Durch eine der zahlreichen Türen, die in den Hangar führten, kam nun eine Person auf sie zu, die der Yaga-Minoer hier nicht vermutet hatte. Es war Drask. Nectu hätte Geld darauf gewettet, dass der Chiss nicht mehr am Leben war, aber er hatte sich geirrt. Man musste ihn aus dem Wrack seiner Maschine geborgen haben. Doch er sah mitgenommen aus. Sein Kopf war verbunden und sein Arm war dicht am Körper fixiert worden. Da es nicht möglich gewesen war, auf diese Weise in einen Hemdsärmel zu kommen, hatte man das Kleidungsstück nur über seine Schulter gehängt und offengelassen, so dass die blaue Haut auf seiner Brust zu sehen war. Auch hier gab es einen Verband, der über die Rippen führte. Der Lieutenant gehörte auf die Krankenstation und da war er offensichtlich auch gewesen, nur schien es ihn nicht lange dort gehalten zu haben. Vermutlich sollte man es als kameradschaftliche Geste auffassen, dass er die Mitglieder seiner Rotte persönlich im Hangar in Empfang nahm.
»Mitsumo, Nectu... es ist erfreulich zu sehen, dass es Ihnen gut geht«, sagte er. »Die Schlacht ist noch nicht gewonnen, aber sie wendet sich zu unseren Gunsten. Es scheint, als bekämen wir doch noch Verstärkung. Die Festung ist beinahe besiegt und wenn sie fällt, erwarten wir einen schnellen Rückzug der mandalorianischen Söldner und die Kapitulation der Zabraks.«
»Gut zu wissen, Lieutenant«, sagte Chett und hob die Rechte zu einem knappen Gruß an die Schläfe. Die Geste wirkte nicht besonders ehrerbietig, genügte aber dem Protokoll. »Sie hatten auch Glück, wie's scheint.«
Der Chiss nickte. »Ich falle für die nächsten beiden Wochen aus. Aber es hätte schlimmer kommen können. Sie haben sich in meiner Vertretung schon recht gut gemacht, Officer Mitsumo. Ich werde Sie im Auge behalten.
Es gibt aber nicht nur gute Nachrichten«, sprach er weiter. »Die Defender hat einige schwere Schäden erlitten und wird eine Weile im Dock liegen, selbst wenn sie nichts weiter einstecken muss, bevor wir von hier verschwinden können. Und leider ist ein Volltreffer auf Deck Neun eingeschlagen, wo die Pilotenquartiere liegen. Korridor F hat einige Schäden davongetragen. Und Korridor G existiert quasi nicht mehr.«
Lieutenant Drask musste nicht näher erläutern, was das bedeutete. In diesen beiden Korridoren waren die Wolves untergebracht. Ihre Unterkünfte waren teilweise zerstört worden; das hieß, dass ein paar von ihnen ihre persönlichen Besitztümer verloren hatten. Fotos und Holos, private Briefe, Erinnerungsstücke... diejenigen, die in Korridor F wohnten, durften hoffen, dass zumindest ein Teil davon erhalten geblieben war. Chetts Quartier hatte jedoch in G gelegen. Sein Schreck hielt sich in Grenzen: Er besaß sowieso nichts von persönlicher Bedeutung. Hätte er Wert auf solchen sentimentalen Schnickschnack gelegt, wäre dieser schon bei der Zerstörung der Champion in der Schlacht von Rehemsa verloren gegangen. Er vermutete aber, dass sein Mitbewohner Cain DéSkalz an ein paar seiner Besitztümer hing. Für ihn würde es bei der Rückkehr zur Defender eine herbe Enttäuschung geben, ebenso wie für einige andere. Sein Blick fiel auf Sakura. Wohnte sie in F oder G?
Weltraum | Iridonia-System | VEN Defender | Hangar] Chett Nectu (Wolf Neun), Sakura Mitsumo (Wolf Acht) und Lieutenant Drask (NPC). Aiden Thiuro (Wolf Eins) noch draußen im Gefecht
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