Zu den einzelnen Handlungssträngen:
Han und Leia unterwegs:
Das kleine politsche Ränkespiel auf Vannix war ein nette Episode. Und bevor mir jetzt hier angesichts meiner Kritik an der "leichten" Stimmung noch komplette Humorlosigkeit nachgesagt wird

, werde ich zur zweiten Station auf Aphran IV einfach nur sagen: Realismus rutsch mir den Buckel runter! Denn diese Szenen sind einfach göttlich und fangen so wunderbar ANH-Atmosphäre ein, dass das allein schon Existenzberechtigung ist. Hans und Leias abgedrehte Verkleidung, die köstliche Artoo/Threepio-Szene im Falken nach der Verhaftung, mit einem Schuss Ironie versehene Zitate aus den Filmen (Verhöre durch Vader, Müllpresse, sabotierter Hyperraumantrieb) ? fertig ist ein gelungener SW-Spaß-Cocktail.
Borleias:
Der IMHO stimmigste Handlungsstrang ist eigentlich ein absoluter Nebenaspekt: Tam, Wolam und Tarc. Zunächst einmal habe ich mich gefreut, dass Tam seinen Widerstand gegen die YV-Konditionierung überlebt hat. Die folgende Entwicklung von Tam als einer Art Antiheld, um sich zu rehabilitieren, hat mir sehr gefallen. Wirklich gelungen ist, dass er zwar als ungeübt und nicht so routiniert-draufgängerisch wie die "echten" Helden dargestellt wird, aber gleichzeitig eben auch nicht tolpatschig oder lächerlich ist. (Im übrigen hat es mich schon sehr gewundert, dass er nicht ohnehin als Berater der Intelligence eingesetzt wurde ? mit seinem wertvollen Wissen über YV-Kreaturen und Methoden von potentiellen Spionen! Bei dem störrischen Offizier, an den er mit seiner Meldung geraten ist, habe ich nur gedacht, mein Gott, sind wir denn schon wieder an die selben Bürokraten geraten, kaum dass die NR für tot erklärt wurde?) Schön auch die beginnende Freundschaft oder vielleicht eher Vater-Sohn-Beziehung zwischen Tam und Tarc und die Vertiefung des Verhältnisses zu Wolam.
Coruscant:
Uhm, jaaaa, Coruscant... Irgendwie seltsam das ganze. Zunächst einmal hatte ich mir basierend auf Lukes dramatischen Visionen in RD etwas völlig anderes von dieser dunkelseitigen Bedrohung erwartet, auf jeden Fall mehr Dramatik und Düsterheit. Als sich dann abzeichnete, dass es eine Geschichte über einen dunklen Frankenstein-Jedi werden würde, schwante mir schlimmes.

Letztenendes muss ich aber sagen, dass nicht alles um Irek/Lord Nyax schlecht gehandhabt wurde. Die allmähliche Aufdeckung der ganzen Sache ließ lange Raum für Spekulationen und erhielt die Spannung. Als sie Nyax dann vor sich hatten, war diese Faszination des Unbekannten aber schlagartig verschwunden und ich fand ihn einfach nur noch übertrieben. Interessant dargestellt war aber sein Einfluss auf die anderen Jedi, wobei mich insbesondere der relativ stille Moment von Lukes Verzweiflungsanfall beeindruckt hat (als er sich fast aus dem Fenster gestürzt hätte).
Am Anfang der Mission habe ich ja wirklich ein paar Mal an der Kompetenz des Teams gezweifelt (bitte nicht schlagen!

). Schon seltsam, dass keine Schutzanzüge und Atemmasken eingeplant sind ? wer weiß denn schon, was alles an giftigen Substanzen auf Coruscant herumwabert? Der Knaller war aber die Sache mit dem Turbolift. Da finden sie einen sehr gut versteckten und gesicherten Geheimeingang und statt dass erstmal jemand einen Scan oder sonst etwas vornimmt, um weitere Fallen auszuschließen, steigen sie sofort und alle auf einmal (!) in den Turbolift und wollen losfahren.

Wie praktisch, wenn man eine Ex-Hand des Imperators dabei hat, die das Codewort kennt, denn
das wäre mal eine peinliche Art zu sterben gewesen!
Und dann der große Nyax-Showdown inklusive "Force wellspring" unter dem alten Jeditempel und einem machtgetriebenen Felsbrockenmobile...

Insgesamt reichlich überdreht. Ich hoffe, dass sich die NJO-Planer bei der Sache mit der Machtquelle etwas wirklich gutes gedacht haben und vor allem eine passende Erklärung dahinter haben. Denn ohne Verknüpfung zur NJO-Rahmenhandlung wäre diese ganze Episode einfach nur sinnlos und abstrus.
Viqi Shesh, die mit den verbleibenden ihrer neun Leben durch die gesamte Geschichte geistert, werden wir ja am Ende zum Glück endlich los. Und so richtig würdelos, das geschieht ihr recht. *hehe* Andererseits hätte ich sie auch wirklich gerne vor Mara auf den Knien um Gnade winseln gesehen. *g*
Lukes Erkenntnis über Heimat/Familie bei der Abreise fand ich nicht ganz passend. Eigentlich hätte ich erwartet, dass gerade er das nach dem Leben, das er geführt hat, schon längst realisiert haben sollte. Herzerwärmend dagegen die folgende Szene, die die neu entstandene Nähe zwischen Luke und Tahiri beschreibt. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, dass sie wieder ganz ins Leben zurückfindet...
Die Flucht von Coruscant, die (vielleicht zum Glück) gar nicht weiter beschrieben ist, kommt mir sehr unrealistisch vor. Ein kleines, ziviles Schiff mit sicherlich schwacher Bewaffnung und Schilden, und es wimmelte Coralskippern und größeren YV-Schiffen. Hmmm...
Rückkehr nach/Showdown auf Borleias:
Zu schade, dass die Begegnungen mit Kyp, Han und Leia und Jaina, aus denen Luke auf die "Heilung" seiner Familie schließt, nicht ausformuliert sind. Das wäre die Chance gewesen, noch einmal ein paar richtig gute Charakterszenen, wie sie in RD zu finden waren, unterzubringen. Ein guter Kniff waren Wedges Erläuterungen zum Starlancer am Anfang des Briefings in Kapitel 16. Für ein paar Zeilen dachte ich wirklich, ich hätte mich in die Irre führen lassen und die Waffe wäre doch echt. Ansonsten fand ich den Abschluss durchaus spannend zu lesen, insbesondere, dass man wirklich geglaubt hat, Wedges letztes Stündlein hätte geschlagen. Trotzdem bin ich froh, dass nicht alle Bücher > 100 Seiten fast nonstop Action bringen.
Ja, Vodo, unsere Befürchtungen zu Czulkang Lah waren unglücklichweise begründet. Allston schreibt ihn rein, Allston schreibt ihn wieder raus.

Und schlimmer noch als seinen Tod fand ich seine Demontage als Taktiker zuvor, denn gegenüber Wedge hat er nicht gerade brilliert (das mit der Lusankya war ja schon relativ offensichtlich). Und dass er plötzlich als halbblind dargestellt wird, hat den Eindruck auch nicht gerade verbessert. Und da dachte ich wirklich, hier käme eine interessante neue Figur auf das YV-Spielfeld.
Ich hoffe sehr, dass nach drei Büchern, die nicht so ganz mein Fall waren, Traitor mich wieder so richtig mitreißen kann. Es lässt sich jedenfalls schon mal gut an (und ist nach RS wirklich ein mittlerer Kulturschock).
Micah