Nkllon (Athega-System)

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Plattformleiters ] - Andrew Cullins, Leto

Hatte Andrew jemals gehofft, dass Sikarius ihm die Entscheidung abnehmen würde, oder ihm wirklich dabei helfen würde, wurde er sich spätestens jetzt etwas besseren bewusst. Der Sith hatte von der ganzen Sache hier genauso wenig Ahnung wie er. Im besten Fall. Erst die fliegende Kugel schien Sikarius aus seiner Lethargie zu befreien, als er ihn beinahe zornig anfauchte, was dazu führte, dass Sikarius sich erstmal richtig hinsetzte und die Füße vom Tisch nahm. Dieser Droide war definitiv in Zukunft Andrews erster Ansprechpartner, mit dem Mann alleine würde er kaum groß etwas anfangen können. Er hoffte nur, dass später im Kampf dann der Grund offensichtlicher wurde, warum man diese Gestalt in diesen hoch mystifizierten Orden der Sith aufgenommen hatte.

Nachdem er sich jetzt einigermaßen gefangen hatte, kamen doch zumindest ansatzweise hilfreiche Infos aus seinem Mund. Ein Strohhalm, an den Andrew sich klammern konnte, wenn man so wollte. Ein billiger Pappstrohalm der im Getränk innerhalb von Sekunden zwar zu irgendeiner Pampe werden konnte um in sich zusammenzubrechen, aber immerhin besser als gar nichts. Nikolaus - ein Zeichen, wie aufmerksam der Sith wohl der ganzen Unterhaltung gefolgt war - schien laut der professionellen Einschätzung seines Gastes zwar ein Arschloch zu sein, mehr aber auch nicht. Hundertprozentig sicher klang er dabei nicht. Als Sikarius seine Einschätzung noch mit einem unangenehmen Witz, irgendwas über schlitzen und Blut aufwischen, endete und ihn dann mit dem ungepflegtesten Grinsen anglotzte, welches Andrew lange gesehen hatte, überlegte sich der Stationsleiter kurz, einfach von Bord der Mary-Ann zu springen und auf der Planetenoberfläche sein Glück alleine zu probieren. Trotzdem legte sich ein teils schicksalergebenes, teils verzweifeltes Lächeln auf sein Gesicht, während er ihre Handlungsoptionen durchging. Er war sich kurz so siegessicher gewesen, als ihm aufgegangen war, dass ein Sith sie unterstützen würde. Dass es sich bei den Sith bloß um eine Schlägertruppe mit den besten Marketingexperten aller Zeiten handelte, hatte ihm ja da noch nicht klar sein können! Doch zumindest war dieser Schläger ganz eindeutig auf seiner Seite und konnte im Idealfall - so ließ zumindest sein Schwert vermuten - auch ordentlich austeilen. Zumindest ersteres konnte er leider nicht von allen auf dieser Station behaupten. Es war Sikarius, der ihn mit seiner banalen Frage, ob sie nun zur Plattform gingen, hochschrecken ließ und zu einer Entscheidung zwang. Andrew nickte.


,,Ja, mir nach. Schauen wir uns doch die Truppe mal an. Und bitte ... bitte achtet auf die beiden vermeintlichen Sicherheitstruppen. Vielleicht könnt ihr ja irgendwas spüren, das uns bei der Entscheidung weiterhilft."

Er probierte hoffnungsvoll und zuversichtlich zu klingen, etwas, was ihm zumindest deshalb ein wenig leichter fiel, weil er bei seiner Bitte sich nicht an Sikarius, sondern an den Droiden wandte. Sie verließen das Büro und stiegen in ihre Schutzanzüge. Kurz gab er noch an Nick durch, dass sie sich nun auf dem Weg befanden. An Bill, die treue Seele seiner Station die die Besucher erst in sein Büro gebracht hatte, meldete er, dass sie sich vorsehen sollten und mit den schlagkräftigsten Männern der Station sich in Sicherheit in der Nähe der Landeplattform verschanzen sollten, sodass sie im Zweifelsfall auch nicht all zu weit entfernt waren, wenn es tatsächlich zu einer Auseinandersetzung kam. Dann machten sie sich auf den Weg in Richtung Landeplattform.

Der Weg war nicht besonders lang, doch Andrew kam er wie eine Ewigkeit vor. Und gleichzeitig nicht lang genug, um dieser Entscheidung aus dem Weg zu gehen oder auch nur um eine zündende Idee zu haben. Für sowas war er nicht ausgebildet worden. Er hatte noch nie auch nur ansatzweise in einer solchen Situation gesteckt.

Als sie ankamen, warteten die jeweiligen Gruppen bereits auf sie. Nick und seine Truppe, gegenüber von drei weiteren, die Andrew aber weder vertrauenswürdiger, noch zwielichtiger vorkamen, als ihr Pendant, dass vor ihnen angekommen war. Nick ergriff sofort das Wort, riss die Lage an sich, wie auch schon zuvor in seinem Büro. Innerlich hoffte Andrew fast, dass dieser Mann die Wahrheit sprach, einem solchen Mann vertraute man doch gerne seine Sicherheit an. Oder? Als er kurz nachdem Nick geendet hatte, die Bestätigung erhielt, dass das Shuttle von dessen Crew tatsächlich ein gültiges - wenn auch altes - Transpondersignal der Fourb Gruppe nutzte und das der Neuankömmlinge nicht, wurde er schon stutzig. Doch um ihn völlig zu überzeugen reichte das noch nicht. Er warf einen kurzen Blick zu Sikarius, der aber keinerlei Signal von sich gab, dass Andrew in irgendeiner Weise hätte helfen können. Also blieb Andrew nichts anderes übrig, als einen kleinen Schritt nach vorne zu tun.


,,Die Lage ist eindeutig unklar. Leidergottes aber auch nicht so unklar, dass eine Entscheidung ohne weiteres an dieser Stelle gefällt werden kann."

Eine Verzögerungsstrategie, offensichtlich. Andrew wusste nicht, was er tun sollte, war zu unerfahren dafür, hatte sich nie in einer solchen Situation befunden. Allein der Anblick sovieler Waffen machte ihn fast schon nervös. Doch davon ließ er sich rein gar nichts anmerken. Nach außen hin strahlte er Ruhe und Zuversicht aus. Tag ein tagaus musste er den Männern auf der Station irgendeinen Mist, oder ihre Lage ganz generell, so verkaufen, als wäre doch alles gar nicht so schlimm, vielleicht könnte man sogar was positives dem ganzen abgewinnen! Ein einziger Blick von der Landeplattform auf den Planeten zeigte, dass dem nicht so war, doch die Männer glaubten ihm. Er konnte vielleicht nicht aus dem Stehgreif wie ein alter Hase im Militär Entscheidungen von sicherheitstechnischem gewaltigen Ausmaß treffen, aber er konnte ohne Probleme vorgeben, die Situation im Griff zu haben und alles genau so geplant zu haben.

,,Wir werden die Situation besprechen und abwägen. Darth Sikarius hat mir bereits seine Einschätzung mitgeteilt und er hofft, sie gleich während unseres Gesprächs zementieren zu können. Wenn sie keine wirklich ganz offiziellen Beweise vorzubringen haben, wird Darth Sikarius mithilfe der Macht ohne Probleme ergründen können, welche Absichten wer von ihnen verfolgt."

Er hoffte zumindest, dass dem so war.

,,Damit es in der Zwischenzeit zu keinen Zusammenstößen kommt, werden sämtliche Crews vorerst ihre Waffen abliefern. Gantou, besorg vier Hebedroiden, mit denen solltest du die Waffen im Zweifelsfall abtransportieren können und in Sicherheit verwahren, bis wir zu einem Ergebnis kommen. Also bitte meine Herren, keiner von uns hat etwas zu befürchten, so lange wir alle nur schön bei der Wahrheit bleiben."

Das Piraten von außerhalb noch dazukamen und das Andrew gerade - falls warum auch immer beide Crews tatsächlich echte Sicherheitscrews waren - seine Sicherheitsleute ihrer Waffen beraubt hatte, davon ging er keineswegs aus. Eine dieser beiden Parteien waren die Schurken, die es zu vertreiben galt. Er hoffte, dass es im Gespräch Sicherheit gab. Vielleicht konnte die Kommunikation bis dahin wieder repariert werden, sodass er sich die Meinung seines Chefs anhören konnte. Und vielleicht genügte die Forderung, dass die Waffen abgelegt werden sollten und Sikarius ihre Gedanken erforschen würde, ja bereits, damit die Piraten sich zu erkennen gaben und es sofort zu einem Gefecht kam. Für diesen Fall trat Andrew bereits einige Schritte zurück. Es wäre natürlich alles andere als ideal, wenn eine Seite jetzt einfach das Feuer eröffnete, doch so war die andere Seite zumindest noch nach wie vor bewaffnet und es käme zu einem ausgeglichenen Kampf. Er hatte ja Sikarius an seiner Seite, der würde letztlich schon das Blatt wenden können. Vielleicht.

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] - Andrew Cullins, Leto, Gantou, Nick, Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Büro des Plattformleiters ] Leto, sowie (NPCs) Andrew Cullins und UX-23

Leto quittierte Cullins fast schon Flehen um Beistand mit einem langsamen Nicken. Einerseits hatte er wirklich keine Lust sich zu verausgaben – warum war er noch gleich von dem bequemen Chefsessel aufgestanden? – andererseits wurde grade auch nicht viel von ihm verlangt. Mitkommen, Auren im Blick behalten. Das klang machbar. Andererseits musste er dafür auch wieder in die Höllenlandschaft hinaus. Ja, er hatte vor dreißig Sekunden noch Bereitschaft gemimt zu gehen, aber jetzt… Leto warf dem Sessel einen sehnsüchtigen Blick zu, straffte sich jedoch, als er das vernichtenden Starren des Droiden auffing. Na, verdammt dann scheiß‘ doch der Kath drauf!

„Man tut was man kann…“

, murmelte Leto und folgte Cullins aus dem Büro hinaus. Er spürte, dass die Laune und Meinung des Stationsleiters über ihm sich bereits irgendwo unten auf der Planetenoberfläche befanden. Zum zweiten Mal an diesem Tag erwischte er sich bei dem Gedanken, dass ihn das irgendwie störte. Doch es half ja alles nichts. Stumm setzte Leto seinen Helm wieder auf und erfreute sich an dem deutlichen Zischen des Atmosphäresiegels. Das war doch mal ein wirklich schönes Geräusch. Noch besser war das musikalische Signal, dass der Helm sich erfolgreich mit seinem Musikplayer verbunden hatte. Augenblicklich erfüllten die Klänge von Letos aktuellem Lieblingslied den Anzug, was seine Laune merklich verbesserte.

Unten auf der Landeplattform wirkte die Stimmung angespannt. Pläte und Botty McBotface hatten sich vor den drei Neuankömmlingen aufgebaut und begann sofort irgendwas vom
Fathier zu erzählen. Leto gähnte ausgiebig und hatte bereits gelangweilt aufgehört den Worten des Mannes zu folgen, als ihm einfiel, dass er ja hatte aufpassen sollen. Ach f*ck! Bis er sich berappelt hatte, hatte Pläte schon wieder aufgehört zu labern und wieder Cullins das Feld überlassen, der sogar einen ganz passablen Schauspieler abgab. In mal wieder viel zu vielen Worten bequatschte er die Gruppen, doch Leto hörte – Cullins zuliebe! – sogar aktiv zu. Eine Entscheidung die er bereute, denn es kostete seine ganze Selbstbeherrschung sich nicht einfach wo er stand hinzulegen und die ganzen dummen Pisser dumme Pisser sein zu lassen.

Dementsprechend verpasste Leto aber auch schließlich sein Stichwort nicht. Cullins forderte alle Beteiligten ihre Waffen abzugeben. Und natürlich war das eine Idee, die alle Beteiligen so RICHTIG scheiße fanden. Leto seufzte. Das war dann wohl sein Auftritt. Na wenn es sein musste…


„Sikarius jetzt mach endlich was!“

, quengelte UX-23 über sein Helmcom unnötigerweise und Leto warf dem Droiden einen bösen Blick zu. Anstatt jedoch mit dem Blechkopf zu diskutieren, zog er das Schwert aus der Scheide. Rote Blitze spiegelten sich in dem blankpolierten Kortosis, während er die Hakenklinge demonstrativ auf die Stelle genau zwischen den drei Gruppen richtete.

„Macht lieber was Käpt’n Andy sagt. Waffen abgeben…oder sollen meine kleinen Freunde sie euch abnehmen?“

Leto pfiff durch die Zähne, ein Laut der unangenehm metallisch über das Helmcom übertragen wurde. Dann konzentrierte er sich. Er hatte absolut keine Lust sich zu schlagen, doch vielleicht ließen die Penner sich ja mit einer kleinen Showeinlage beeindrucken…

Mit der Macht erschuf er eine Illusion seines eigenen Abbildes, doch war es nicht die Gestalt, die Cullins, Pläte und Botface bereits kannten. Leto hatte keine Zeit gehabt sein neues Erscheinungsbild und dieses schon gar nicht samt Atmosphäreanzug in sein Illusionsrepertoire aufzunehmen. Was er jedoch simulieren konnte, war die Kreatur die er auf Artek gewesen war. Der erste Fake-Sikarius trat in paar Meter weiter hinter einem Stapel Kisten hervor. Die Kreatur ging geduckt, die zu Klauen geballten Hände vorgereckt. Die Linke bestand aus Fleisch, doch der rechte Arm endete in einem eiternden Stumpf, an dem eine skelettartige Prothese befestigt war. Graue Haut spannte sich über den ausgemergelten Leib, an dem sich jeder einzelne Knochen abzuzeichnen schien. Lediglich das Nötigste wurde von einem zerfetzten Lendenschurz bedeckt. Haar und Bart wiesen den verfilzten Wuchs von fünf Jahren Vernachlässigung auf und ein einzelnes, gelbes Auge brannte in der Gesichtsruine.

Doch Leto begnügte sich nicht mit nur einem kleinen Helfer. In rascher Folge traten zwei Dutzend weitere Horrorvisionen seiner selbst aus Winkeln Ecken hervor. Zogen sich aus Spalten hinauf, oder schwangen sich über die Reling. Leto grinste böse unter seinem Helm, während seine Illusionsschar ihr kollektives Auge auf die Anwesenden richtete.

Und es funktionierte – zu gut! Die drei Smash’n Grabber stießen erstickte Schreie aus und machten ein paar Schritte rückwärts, bevor aus dem Schiff Schritte ertönten. Neugierig sah Leto auf. Er spürte keine weiteren Lebensformen an Bord und doch… Zwei
skelettartige Dinger mit der Grazie von Raubtieren sprangen aus der offenen Luke und bauten sich im nächsten Moment vor den Neuen auf. Einen Moment später traten eine Handvoll Leto bekanntere Droidenmodelle ins Freie, die Blastergewehre in alle möglichen Richtungen auf die Illusionskreaturen gerichtet.

Oh scheiße, na das konnte ja witzig werden…


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, Nick und Gantou, sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-2 ] - Gantou, Nick, Borrsk (NPC)

„Wenn diese Dreckspiraten irgendeinen Scheiß abziehen, möchte ich mich auf den Blaster hinter mir verlassen können...“
, sagte Nick Cage zu ihr, als sie vor seinem alten Shuttle auf der Landeplattform standen.

Gantou sagte nichts, deutete aber ein Nicken an. Ihr EE-4 war sehr verlässlich. Dann folgte sie seinem Blick nach oben in den brütenden Himmel. Dort hing das angekündigte Schiff, und es wirkte tatsächlich eher wie ein Piraten-Frachter als wie ein Sicherheits-Shuttle. Cage drehte sich wieder zu ihr um.

„Ich nehme an, deine Aufgabe ist es, mich im Auge zu behalten. Tu' das ruhig. Aber wenn’s losgeht… steh lieber auf der richtigen Seite des Blasters.“ Dann drehte er sich um und ging zum Shuttle.

Diese versteckte Drohung machte ihr noch einmal klar, dass dieser Mensch klug und gerissen war. Und sie verunsicherte sie. Mit dem Erscheinen einer weiteren Sicherheitscrew, war Cages Glaubhaftigkeit gestiegen. Aber wenn er tatsächlich der neue Sicherheitschef war, warum sollte er ihr dann drohen. Aber im Grunde konnte es ihr egal sein, wer die echte Sicherheitscrew war. Beide waren für sie ein Hindernis, das beseitigt werden musste.

Gantou beobachtete, wie Cage zusammen mit seiner kleinen Crew aus der Fähre kam. Sie waren alle bewaffnet und wirkten kampferprobt, aber das hatte sie erwartete. Gemeinsam legten sie den kurzen Weg zu Landeplattform D-3 zurück. Sie gingen über Gitterstege und durch kurze tunnelartige Passagen, auch an der Stelle vorbei, an der Gantou noch einen ihrer kleinen Sprengsätze anbringen wollte, um die Repulsorsteuerung der Mary-Ann 42 zu sabotieren. Sie tastete kurz nach dem kleinen Gerät in ihrer Schutzanzugtasche, um sich zu vergewissern, dass es noch da war. Das musste warten. Gantou wusste nicht, ob und wie die Repulsoren weiterarbeiten würden, wenn nur zwei der drei Relais zerstört würden. Aber im Notfall würde sie es herausfinden.

Branko, ein Vorarbeiter kam ihnen entgegen und entdeckte Gantou als einzige Bekannte.

„Was ist denn heute los? Was soll der ganze Besuch?“, grunzte er und hielt Gantou an ihrem Oberarm fest, was ihr gar nicht gefiel. Sie schüttelte die Pranke ab.

„Bring deine Leute in die Kantine. Hier könnte es unruhig werden. Ungebetene Gäste“, schnurrte sie durch ihr Atemgerät. Branko sah sich zu dem landenden Schiff um, dass auf die Landeplattform herabsank. Dann nickte er und eilte an ihnen vorbei, soweit der Schutzanzug Eile zuließ.

Sie erreichten die Plattform, die bis auf einige verbeulte Container leer war. Cages Leute verteilten sich routiniert und schnell. Sie nutzten die Container und aus der Fabrik herausragende Rohre als Deckung. Solange die Frage nach dem wahren Sicherheitschef nicht geklärt war, musste Gantou für Cullins im Notfall diese Rolle wieder einnehmen. Deshalb blieb sie dicht hinter Nick Cage, als er auf die freie Fläche hinaustrat und das Raumschiff vor ihnen aufsetzte.

Drei bewaffnete Personen kamen heraus und Nick Cage stellte sie sofort zur Rede. Er behauptete, dass sie keine gültige ID hatten, aber Gantou hatte keine Möglichkeit, das zu überprüfen. Zu ihr sagte er:

„Halte sie unter Beobachtung, aber nicht provozieren. Wenn sie klug sind, verschwinden sie freiwillig. Wenn nicht, kümmern wir uns darum, sobald Cullins hier ist.“

Sie nickte und war tatsächlich mit ihm einer Meinung. Cage stellte weiterhin Fragen an die Neuankömmlinge, unangenehme Fragen, die deren Anführer nur verwirrt und teilweise beantworten konnte. Dann kam Andrew Cullins in Begleitung dieser verwahrlosten Gestalt zur Plattform. Während Nick Cage dem Stationsleiter kurz berichtete, schaute sich Gantou um. Und bemerkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie befand sich zusammen mit Nick Cage in der Mitte, zwischen allen Parteien, stand schräg hinter ihm, sehr nah. Sollte die Situation hier zu einem unschönen Feuergefecht eskalieren – und Gantou hatte das starke Gefühl, dass das schon sehr bald der Fall sein würde – hätte sie Nick mit einem gezielten Schuss beseitigen können. Aber so offen, wie sie nun hinter ihm stand würde es seine Crew todsicher bemerken. Und man würde auch bemerken, dass er von hinten erschossen worden war.

„E chu ta…“ murmelte sie. Sie wagte nicht, sich seitlich weg zu bewegen, wo sie hinter einem Container Deckung hätte finden können. Die Situation war bereits zu angespannt, um einfach zur Seite zu spazieren. Sie konnte nur hoffen, dass sie sehr schnell aus dem Zentrum wegkam, sollte der erste Schuss fallen. Wie viel hätte sie jetzt für eine Rauchgranate oder etwas ähnliches gegeben, irgendetwas, dass die Verwirrung im Falle des Falles noch vergrößern und von ihr selbst ablenken könnte. Sie drehte sich leicht herum, sodass sie die Neuankömmlinge und Cage im Blick hatte, aber auch durch das allgegenwärtige Dröhnen und den Helm hindurch Cullins zumindest hören konnte. Es konnte entscheidend sein, wie er reagierte.

Cullins sprach recht ruhig und behauptete seltsamerweise, Darth Sikarius, womit er wohl den Ekelhaften meinte, würde die Situation aufklären können. Gantou hatte keine Ahnung, wie er das machen sollte, aber der darauffolgende Vorschlag des Stationsleiters gefiel ihr sehr gut. Die beiden Sicherheitscrews sollten ihre Waffen abliefern, wobei sie selbst nicht gemeint war. Das würde die Situation grundlegend zu ihren Gunsten wenden. Allerdings würde wohl keines der Mitglieder beider Crews ohne Widerwillen ihre Waffen einfach abgeben. Um Zeit zu gewinnen, winkte sie zuerst einem kompakten Hebedroiden vom Rand der Plattform zu und deutete ihm, zum Wortführer der zweiten eingetroffenen Sicherheitscrew zu fahren. In seinem integrierten Ladecontainer könnte man die Blaster aufbewahren.

Dann sprach Darth Sikarius und verlieh der Anweisung Cullins‘ mit einem lauten Pfiff Nachdruck. Gantou wandte sich erwartungsvoll an Nick Cage neben ihr und machte mit ihrer freien Hand eine herausfordernde Geste, ihr seine Waffe zu übergeben. Wie so oft war sie froh über ihren Helm, der ihr Gesicht verbarg, denn die Anspannung trieb ihr mittlerweile den kalten Schweiß auf die Haut. Im Augenwinkel beobachtete, wie der Hebedroide zu den Neuankömmlingen fuhr, aber dann bemerkte sie etwas anderes. Mehrere bucklige Schemen tauchten vom Rand der Landeplattform her auf, kletterten mit widerlich krüppligen Bewegungen hinter Containern hervor. Gantou richtete sofort erschrocken ihren Blasterkarabiner darauf und wich ein paar Schritte zurück in Richtung von Cages Crew. Waffen konnte sie an diesen Monstern nicht erkennen, aber dann kam eine Schar Kampfdroiden aus dem Raumschiff, angeführt von zwei besonders gefährlich aussehenden. Spätestens jetzt sah die Söldnerin keine Chance mehr, dass dieser Konflikt durch bloße Worte gelöst werden konnte. Sie begann zu rennen, in Richtung Andrew Cullins, um sich eine halbwegs bessere Position zu suchen und zumindest nicht mitten auf der Plattform zu stehen.

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Der Moment vor dem Zerreißen der Spannung war immer der Gefährlichste. Wenn jede Bewegung zählt. Wenn der Atem zu laut klingt. Wenn ein falscher Blick, ein falscher Tonfall genügt, um die Hölle loszutreten. Und jetzt war alles zu laut. Nick kannte solche Momente. Wie ein spannungsgeladenes Sabacc-Spiel auf Nar Shaddaa konnte man auch hier die Luft förmlich schneiden.

Die Plattform bebte noch leicht unter dem Nachhall der Landung. Die heißen Winde fraßen sich in seinen Schutzanzug, doch Nick stand unbeweglich da. Die Smash’n Grab-Crew zuckte zusammen, als Cullins Entscheidung fest stand und das Urteil verkündet wurde: Waffen abgeben. Ein Vorschlag, der in einem Raum voller muskelbepackter, gewaltvoller Wesen mehr war als nur eine Formalie. Es war eine Provokation.

Er sah es an den Augen der Männer vor sich. Und an seinen eigenen Leuten. Selbst durch die dicken Visiere der Schutzhelme konnte man erkennen, was Cullins Anweisung mit den bewaffneten Crews machte. Unsicherheit. Misstrauen. Anspannung.

Und dann kam dieser Freak.

Ein metallisches Pfeifen. Dann dieses verdammte Schwert. Kein Lichtschwert, kein vibrierender Plasmaschlitzer. Kein Vibroschwert. Sondern etwas viel Archaischeres. Rau. Schwer. Roh. GEnauso wie dieser Freak selbst. Nick kannte diese Sorte Krieger, die solche Waffen trugen. Sie glaubten nicht an Präzision. Sie glaubten an Zerstörung. Und an Chaos.

Dann begangen die Zabertricks. Zuerst nur einer – eine grau gezeichnete Hülle, halb Mensch, halb Leichnam, wie ausgespien aus den untersten Ebenen von Nar Hutta. Dann ein Dutzend. Sie bewegten sich in synchronem Wahnsinn. Glühende Augen. Stumpfe Waffen. Gier nach Gewalt in jedem verzerrten Muskelzug. Nick zuckte für einen kaum spürbaren Moment zusammen. Trotz der höllischen Temperaturen lief ihm tatsächlich für einen Augenblick ein kalter Schauer über den Rücken. Er wusste wozu solche Wesen fähig waren.

Es war ein Effekt, ein Trick. Aber einer, der wirkte.

Nick bewegte sich nicht. Auch nicht, als die Smash’n Grab-Crew zurückwich. Nicht, als der erste entsetzliche Laut von ihnen kam.
Nicht einmal, als die Ubese neben ihm – spürbar angespannt – ihr Gewicht verlagerte und den Blaster fester umklammerte.

Er wusste, dass das Illusionen waren. Er hatte keine Furcht. Nicht mehr. Aber er wusste auch, dass Illusionen zu Wahrheiten werden konnten, wenn man ihnen zu viel Raum gab. Und das machte ihm immer noch Angst. Also musste er den Raum zurückerobern.

Er drehte den Kopf langsam zu Gantou, die mittlerweile zitternd in Bewegung geraten war. Sie schien sich lösen zu wollen, raus aus dem Zentrum, weg von den Linien. Gut. Das war klug. Es bedeutete aber auch: Er war allein.


"Bleib ruhig," murmelte er leise, nur für sich, nur zum Vergnügen des Windes. Dann trat er einen Schritt vor. Die Freaks bewegten sich nicht weiter. Natürlich nicht. Sie waren nicht echt.

Aber die Droiden waren es. Die ersten beiden, skelettartige Killereinheiten mit Bewegungsmustern, die ganz sicher nicht mehr legal waren. Die anderen: Serienmodelle, aber aufgerüstet, nachgerüstet, voll ausgerüstet. Welches Sicherheitsteam benutzte diese Dinger? Auch wenn hier sowieso gleich die Hölle losbrechen würde, würde dieser Anblick Nick sicher in die Karten spielen. Fast jedes Wesen kannte die Präzision der Magna-Wachen, fast jeder hatte von ihnen gehört und nur selten waren diese Dinger noch in legale Geschäfte verwickelt.

Nick sah es. Die Haltung. Die Aufstellung. Diese Droiden kamen nicht zum Gespräch. Die kamen zum Abriegeln, Durchbrechen, Erledigen. Und plötzlich sprach keiner mehr.

Nur das mechanische Summen der Energiezellen. Das Klicken von Mechanismen, die in Bereitschaft versetzt wurden. Und irgendwo, fast unhörbar, das leise Ticken einer Entscheidung, die gleich fallen musste.

Nick holte langsam Luft. Dann hob er beide Hände, geöffnet, leer, aber kontrolliert. Sein Blaster baumelte im heißen Wind befestigt an einem RIemen an seiner Hüfte.


„Okay…“ Die Stimme war rau. Tief. Kein Befehlston. Kein Flehen. Nur… klar.

„Ich zähle auf... einen Irrtum. Vielleicht ein Kommunikationsfehler. Vielleicht hat sich da jemand in der Adresse geirrt. Vielleicht dachte jemand, das hier wäre eine schwach besetzte Station mit alten Codes und einem müden Stationsleiter. Vielleicht.“

Ein kurzes Nicken zu Cullins, der das Gesicht verzogen hielt, wie jemand, der in die Sonne sieht und nicht weiß, ob er geblendet wird oder verstrahlt.

„Aber das hier?“ Nick wies mit einem kaum sichtbaren Fingerzeig auf die Droiden. „Das ist kein Sicherheitsprotokoll. Das ist eine Erstürmungsformation. Es sollte nun klar sein, wer hier eine Bedrohung für uns alle darstellt.“

Ein Schritt näher an die anderen heran. Er warf den Schatten seiner Figur über den Rand der Plattform. Ja, er hatte es clever formuliert. Bedrohung für alle. Nicht für die Station, nicht für die echte Piratencrew, sondern alle. Es war genug Spielraum um nicht als LÜgner zu gelten und zu wenig um Cullins einen Verdachtsmoment zu schenken.


„Ich habe kein Problem damit, dass Piraten sich als eine Sicherheitscrew ausgeben. Ich habe noch nicht mal ein Problem, wenn ihr irgendeine Plattform plündern wollte. Aber diese Plattform steht unter meinem Schutz - und ihm wird es auch nicht gefallen, dass ihr hier seid.“



Nick deutete mit dem Kopf auf den echten Sith, nicht auf eine seiner Illusionen. Vielleicht waren die Droiden oder die falschen Piraten clever genug um den Freak damit direkt als Zielscheibe zu erkennen. Nicht das es schwierig war das abartige Wesen von den noch abscheulicheren zu unterscheiden. Nick tat noch ein Schritt auf die Droiden zu.


„Deswegen bekommt ihr jetzt zwei Möglichkeiten.“

Seine Stimme wurde niedriger, härter. Fast ein Flüstern. Aber jeder verstand ihn.

„Entweder ihr legt eure Waffen nieder, deaktiviert eure Droiden und verpisst euch von dieser Station…“

Er machte eine Pause. Sein Blick brannte durch die Stille.

„…oder ihr zündet den Funken in diesem verdammten Tibanna-Tank.“


Er ließ die Hände wieder sinken. Keine Drohung. Nur ein Versprechen.
In seinem Rücken bewegte sich seine Crew.
Eine halbe Drehung zur Seite, sauber, koordiniert. Die Waffen nicht erhoben. Noch nicht. Aber bereit. Verdammt bereit.

Dann richtete Nick den entschlossenen Blick auf Cullins. Nur ein Wort.


„Jetzt.“

Der Moment war da. Die letzte Möglichkeit, den Schritt zurück zu machen, bevor alles explodierte.
Bevor Blut auf das rostige Metall spritzte.
Bevor irgendeiner von ihnen nur noch ein Leichnam mit einer Seriennummer war.

Und Nick Cage wartete. Kühl. Kontrolliert. Bereit, dieses Spiel zu gewinnen oder in den Flammen der eignene Täuschung aufzugehen. Und dann geschah es. Der Bruch. Ein gleißender Blitz riss durch die Spannung wie ein vibrierendes Skalpell durch alte Haut. Nick konnte nicht sagen, wer zuerst abgedrückt hatte – oder aus welcher Richtung es kam. Nur das grelle Fauchen eines Blasterschusses –
der Anfang von einem Ende.


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Nkllon
war kein Planet.
Nkllon war eine Beleidigung für alles, was sich Leben nannte. Eine Vulkanhölle, bestrahlt von einer Sonne, die nicht schien, sondern vergewaltigte. Ein verstrahlter Brocken in der galaktischen Gosse, wo Sonne und Profit gleichermaßen tödlich sind. Hier draußen ist jeder Atemzug teuer, jedes Signal ein Risiko und jeder Schritt auf dem falschen Durastahl dein letzter. Der Planet brennt. Nicht metaphorisch. Tatsächlich. Seine Sonne ist ein Killer, der sogar Großkampfschiffen das Blech vom Rumpf grillt. Nur Schildschiffe halten durch – und die sind rar, teuer und meistens kaputt. Oder staatlich, was im Prinzip dasselbe bedeutet. Trotzdem wimmelt es plötzlich wieder von Leuten, die sich für clever halten. Oder verzweifelt genug sind, um in der ewigen Nacht Rohstoffe zu kratzen, die du auf keiner Börse findest – nicht offiziell jedenfalls. Kalkit. Rhydonium. Elektrum. Zeug, das in kleinen Mengen Krieg führen und in großen Mengen verhindern kann. Und wo es Credits regnet, da stinkt’s bekanntlich nach Blut. Wenn man dumm, verzweifelt oder Teneb Dask war, konnte man trotzdem Geschäfte dort machen. Heute war er alle drei. Teneb Dask und die Crew der er angehörte, die Wolframzungen, hatten einen simplen Job. Rein. Virus setzen. Alles lahmlegen. Tresore leeren. Raus. Klingt einfach. Ist es nie.
Sie kamen mit einer gekaperten Mini-Plattform im Windschatten, unbemerkt, leise wie ein Messer zwischen Rippen. Die kleine Plattform – halb Frachter, halb Bergbaukiste, halb Schrott – schob sich langsam durch die Dämmerungszone des Planeten, als würde sie sich bei jedem Meter überlegen, ob sie nicht einfach in der nächsten Säurewolke aufgeben sollte. Teneb saß in der Kommandozelle, die großzügig als Brücke bezeichnet wurde, obwohl sie faktisch ein umgebauter Serviceraum mit drei Sitzen, einer flackernden Konsole und dem anhaltenden Geruch von verschmortem Protein war. Er starrte auf das matte Display, auf dem sich die Umrisse der Mary-Ann 42 langsam formten. Ein Ungetüm. Mehr Gebirge als Maschine. Eine dieser alten Plattformen, die nicht gebaut, sondern gewachsen waren. Mit mehr Geschichte als Sicherheit, mehr Schweiß als Wartung.


„Da ist sie“, sagte Teneb. Seine Stimme war tief, aber nicht theatralisch. Ein Mann, der wusste, wann Schweigen mehr Druck aufbaute als Worte. Teneb sprach nicht viel, weil Worte auf Umbara teuer gewesen waren. Zuhause hatte Schweigen Bedeutung – es füllte die Räume zwischen Wahrheit und Verrat. Jedes Wort war eine Wette, jedes Schweigen eine Waffe. Und manchmal war der stille Mann im Raum der gefährlichste. Es war eine Lektion, die sich in seine Stimme eingebrannt hatte. Tief. Ruhig. Kontrolliert. Selbst wenn unter der Oberfläche längst ein Sturm tobte. „Mary-Ann 42. Älter als die Handelsföderation und ungefähr genauso gastfreundlich.“

Castor, der Sullustaner mit den übergroßen Schutzbrillen und dem lockeren Maul, lehnte sich von hinten über die Schulter des Umbaraners.

„Sieht aus wie ein abgestürzter Planetenfötus.“

„Das ist... unnötig bildhaft“, murmelte Spoxx, die Twi'lek, von der Technikstation und rieb geistesabwesend über die stoppelige Wange..

„Stimmt. Und trotzdem korrekt“, warf Scythe, ein Rodianer, trocken ein, während er ein Messer auf dem Oberschenkel wetzte.

Der Umbaraner sah nicht auf.
„Spoxx? Gibt’s irgendein Pingback von deren System?“

Mit zuckenden Lekku schüttelte Spoxx den Kopf, während sie ein veraltetes Interface bearbeitete, das offenbar mit Gewalt zu funktionieren gezwungen wurde.

„Negativ. Kein aktiver Ping, aber das heißt nicht, dass sie uns nicht auf dem Schirm haben. Ich hack mich gerade in deren internen Wartungskanal. Kann aber ein paar Minuten dauern. Die haben ein Patchwork aus imperialen und corpo-modifizierten Protokollen. Nichts davon legal, alles davon chaotisch.“

„Ihr wisst, was wir tun müssen“, sagte Teneb, nun wieder mit Blick nach vorn. Der Plan: Spoxx, die Twi’lek mit DIY-Revolution im Herzen, sollte ein Modul sabotieren. Eigentlich ein Routineeingriff. „Wir landen auf der Sekundärplattform. Spoxx deaktiviert das Diagnostik-Modul in der südöstlichen Wartungsstrecke – das sollte die Systemmeldung verzögern. Ich schieb dann das Programm rein, das mir die Corpo-Kontakte mitgegeben haben. Danach öffnen sich die Systeme wie ’ne Flasche Corellianischer Leichtsinn.“

Er würde das System crashen lassen wie eine imperiale Wirtschaft auf republikanischem Wein.

Scythe schnaufte.


„Klingt zu einfach. Irgendein Haken?“

„Natürlich“, antwortete Teneb, ohne zu zögern. „Die Plattform ist belegt. Und zwar nicht nur von Corpo-Drohnen oder ein paar abgehalfterten Mechanikern. Da sind andere Gruppen. Söldner, Piraten, vielleicht andere Beauftragte. Die Mary-Ann ist groß, aber nicht unendlich. Und wir sind alle hier aus demselben Grund.“

„Credits und Chaos“, meinte Castor.

„In dieser Reihenfolge?“, fragte Spoxx.

Teneb lächelte schmal.
„Im besten Fall wissen diese Rontos nicht, wer ihnen die Beute unter der Nase weggenommen hat und bezichtigen sich gegenseitig.“

Anonymität war eine Kunst und Teneb war ein Künstler darin. Ein Geist unter Geiern. Er wollte keine Trophäen. Keine Anerkennung. Nur Abstand. Solange niemand seinen Namen kannte, lebte er länger. Das war kein Misstrauen – das war Strategie. Und das Einzige, worauf er sich wirklich verlassen konnte. Keine Loyalität. Keine Moral. Nur Schatten.
Draußen begann die Plattform sich zu drehen. Der Anflug auf die Mary-Ann erforderte, dass sie in ihre Rotationsbahn einsprangen – eine instabile Spirale aus künstlicher Gravitation, elektromagnetischer Störung und jeder Menge Stolz vergangener Ingenieure, die mit Duct Tape ganze Ökosysteme zusammenhielten. Spoxx klickte ein letztes Mal.


„Wir sind drin – na ja, fast. Ich kann die Plattform über ihren Wartungsnode anfunken. Sollte uns ein paar Minuten Schatten geben.“

Es ist der Moment kurz vor dem Sturm. Der Geruch von Angst, Öl und kaltem Blut liegt in der Luft. Die Plattform schwenkte in die Wartungsschleuse der Mary-Ann 42 ein. Das letzte Signal, das sie aussendeten, war gefälscht. Das nächste, das sie empfangen würden, war wahrscheinlich ein Schuss. Und trotzdem wirkte Teneb Dask – inmitten dieser Truppe aus Wahnsinnigen, Anarchisten und Zynikern – seltsam ruhig. Als würde er tief drinnen wissen, dass dieser Ort wie für ihn gemacht war. Oder, dass er ihn machen würde. Nicht, weil es dort schön war. Nicht, weil er sich willkommen fühlte. Sondern weil Orte wie die Mary-Ann 42 die hässliche Wahrheit der Galaxis abbildeten. Ohne Maske. Ohne Etikette. Eine schwitzende, rostende Wunde voller Abschaum – und doch ehrlicher als jede Versammlung der Hohen Häuser auf Umbara. Teneb kannte solche Orte. Sie kannten ihn. Vielleicht war das die einzige Art von Heimat, die ihm noch blieb.

„Willkommen auf der Mary-Ann 42.“

Gorshk, der Gamorreaner mit dem Gesicht, dass nicht mal seine Mutter lieben konnte, knackt mit den Knöcheln. Er war der Muskel dieser Operation. Scythe zählte sichtbar die Messer. Castor grinste mit dem Zünder in der Hand. Spoxx hob ihren Blaster in der einen Hand und ihren Hydrospanner in der anderen Hand.

Die Mary-Ann 42 war noch hässlicher aus der Nähe. Ein rostiger Altbau auf Repulsorkissen, älter als die meisten Religionen und fast genauso irrational. Einst stillgelegt, jetzt renoviert und wieder im Spiel. Eigentümer unklar, Absichten durchschaubar: Ausbeutung auf industriellem Niveau. Die Plattform ist groß, träge und voller fremder Gesichter. Söldner, Techniker, Gangster, Investoren mit gezücktem Blaster statt Bilanztabelle. Ihre Oberfläche bestand aus Platten, die aussahen, als hätte man sie aus der Erinnerung eines betrunkenen Droiden zusammengeschweißt. Heiße Luft strömte durch Spalten, als würde der Planet selbst unter der Plattform atmen.
Die Wolframzungen duckten sich in einem Versorgungstunnel, der eigentlich für Wartungsdrohnen gedacht war. Die Metallwände vibrierten unter dem Gewicht der Generatoren darüber. Überall surrte, klickte oder knackte es. Es roch nach Ozon und zerbrochenen Träumen. Rostiges Wsser tropfte hier und da von den Deckpaneelen und verdampfte augenblicklich mit einem leisen Zischen. Die Atmosphäre war wie feuchter Strom: stickig, geladen, potenziell tödlich. Spoxx war vorne. Die Twi’lek tastete sich durch die Kabelschächte und murmelte halb zu sich, halb zum Rest: „Die Jungs, die das hier gebaut haben, haben wahrscheinlich auch Raumstationen entworfen, die in sich zusammenfallen, sobald du ein Kabel schief ansiehst. Ich liebe es.“


„Du brauchst ungefähr vier Minuten“, flüsterte Teneb hinter ihr. „Drei, wenn du einen dieser berühmten Spoxx-Momente hast.“

„Ich hatte einen. Dann kam Gorshk und hat ihn mit einem Ellbogen zerstört.“

Der Gamorreaner grunzte leise und bedeutete den anderen, in Deckung zu bleiben. Über ihnen bewegte sich jemand. Schritte. Mehrere. Schwere Stiefel. Keine Wartungscrew. Scythe zog zwei Messer aus seiner Weste, drehte sie in der Hand.

Castor flüsterte:
„Wir könnten ein Mini-Bounce-Paket auf das Aggregat legen. Wenn die Spannung hoch genug ist, fängt der ganze Korridor an zu flimmern wie ein Twi’lek beim Abschlusstanz.“

Teneb schüttelte seinen Kahlkopf. „Kein Lärm. Noch nicht. Spoxx?“

„Fast da.“ Sie hatte sich zu einem alten Wartungsknoten durchgearbeitet. Verstaubt, aber funktional. Ihre Finger flogen über das Interface. „Ich schleife das Diagnostikmodul um, dann kann ich die Hauptverbindung für den Datenimpuls aufbereiten. Ich muss nur noch… Moment, was zum—“

Ein leises Zirp. Dann ein Surren, das nicht zu dem alten Knoten passte.

„Was ist das?“, flüsterte Castor.

Spoxx zog die Hände zurück.
„Das verdammte Ding ist nicht echt.“

„Was meinst du mit nicht echt?“ zischte Scythe, die beiden Facettenaugen wie zwei große Fragezeichen auf den muskulösen Twi’lek gerichtet.

„Es ist ein Honigknoten. Eine Falle. Sieht aus wie ein Legacy-Modul, ist aber eine holoaktive Täuschung. Sobald ich eingeloggt hab, hat es meinen Zugriff gespiegelt. Ich glaube… ich glaube, die Plattform hat uns jetzt.“

Teneb fluchte leise. Teneb war kein impulsiver Typ. Aber wenn er fluchte, war das wie ein Riss im Dura-Glas. Nicht wegen des Wortes – sondern wegen dem, was es bedeutete: Verlust der Kontrolle. Und Kontrolle war seine letzte Rüstung. Jedes Detail dieses Plans hatte er in seinem Kopf mehrfach durchgespielt. Und doch war die Mary-Ann schneller gewesen. Als würde sie ihn prüfen. Oder bestrafen.

„Abbruch. Sofort. Wir—“

Ein schriller Alarm heulte auf. Nicht übertrieben laut, aber eindeutig. Ein Warnsignal, das nicht für Feuer oder Druckabfall gedacht war – sondern für Eindringlinge.

„So viel zur leisen Nummer“, knurrte Scythe.

„Was jetzt?“ rief Spoxx, während sie bereits ihre Ausrüstung einpackte.

Der Umbaraner reagierte sofort.
„Castor, hast du dieses Päckchen, dass du vorhin so poetisch beschrieben hast?“

„Das Bounce? Immer. Warum?“

„Kleb es an das Wartungskabel da drüben und zieh’s bis zum Versorgungskern.

„Das ist ein Notkabel. Wenn du das überlastest, bekommen alle Systeme in Reichweite ’nen epileptischen Orgasmus.“

„Genau deshalb“, sagte Teneb, „jetzt los.“

Castor grinste schief, dann verschwand sie im Schacht, ihr Werkzeug klackerte wie zerfallende Knochen. Sekunden später folgte ein Zischen, ein dumpfer Knall – und dann kam das Chaos. Die Lichter zuckten wie eine sterbende Leuchtboje, Temperaturwarnungen schrillten durch die Korridore, Türen ratterten ziellos auf und zu. Überall klang es, als würde die Plattform selbst in Panik geraten.

„TEILEN!“, rief der Umbaraner. „Plan Rot!“

Scythe verschwand sofort in einen seitlichen Schacht. Gorshk wälzte sich mit einem dumpfen Brüllen durch eine verriegelte Serviceklappe. Castor sprang in einen Versorgungsschacht und zog ihn hinter sich zu. Nur Spoxx und Teneb blieben zurück – und auch sie trennten sich mit einem letzten Blick.

Er hörte nichts außer Alarmen, das Dröhnen seines eigenen Atems und das Echo seiner Schritte auf Metall. Keine Zeit für Nachdenken. Nur Wegfinden, rein in die Schatten. Er zwängte sich durch einen Wartungstunnel, dann einen Lüftungsschacht, dann eine enge Verbindung zwischen zwei Generatorfeldern, wo es nach ozonverbrannter Luft und heißem Staub roch. Endlich fand er, was er suchte: ein altes Terminal, versteckt hinter einem aufgerissenen Paneel. Es war halb verschmort, aber noch aktiv. Die Lichter blinkten nervös, als wüssten sie selbst nicht, ob sie leben oder sterben. Teneb kniete sich davor. Die Hitze um ihn war brutal. Sein Atem schmeckte nach Eisen. Seine Finger zitterten nicht – noch nicht. Er zog den Portstecker aus seiner Jacke. Kein Standardgerät, sondern ein aufgemotzter Diebstahl aus einem Technikerdepot auf Fondor. Er schloss sich an.


{Kontakt hergestellt. Zugriff eingeschränkt. Sicherheitsprotokoll aktiv.}

„Nicht mehr lange“, murmelte Teneb. Er konzentrierte sich. Der Lärm um ihn verlor an Bedeutung, wurde dumpfer. Die Welt schrumpfte auf den Bildschirm. Ebenen von Code. Schutzroutinen. Bewegungssensoren. Er tastete sich durch wie ein Blinder durch ein Minenfeld. Ein Fehler – und irgendein Verteidigungssystem, irgendein nervöser Droide könnte sich aktivieren. Er dachte an die Crew. Scythe, der vermutlich längst jemanden die Kehle aufgeschnitten hatte. Castor, die hoffentlich noch ein paar Sprengsätze dabei hatte. Gorshk… naja, Gorshk würde man hören, wenn er noch lebte. Spoxx. Wenn sie geschnappt wurde, würde sie vermutlich einen Revolutionsmonolog halten, bevor sie dem nächsten Wachmann ein Kabel ins Auge rammte. Er hatte nie vorgehabt, Teil einer Crew zu sein. Gruppen bedeuteten Verantwortung. Schwächen. Verluste. Aber diese hier – Scythe, Castor, Spoxx, Gorshk – sie hatten sich durch Misstrauen und Zynismus zusammengefügt, wie Splitter in einer Wunde. Und irgendwie hielt es. Vielleicht, weil sie alle wussten, dass keiner den anderen retten würde – es sei denn, es war nützlich. Und trotzdem dachte er an sie. Mehr, als er zugeben wollte.

{Zugriffspunkt gefunden. Sicherheitsmatrix aus der Zeit vor dem Relaunch.}

„Da bist du“, sagte er leise.

Er hockte in einer Servicekammer, kaum größer als ein Müllschacht. Der Schweiß sammelte sich unter seiner spärlichen Rüstung, während seine Finger hektisch über das Interface tanzten. Der Zugriffspunkt war alt, vor dem letzten Relaunch vergessen worden – ein verrosteter Nerv, angeschlossen ans Hirn der Plattform.


„Bitte sag mir, du bist noch wach …“ murmelte er.

Die Verbindung war mies, aber stabil. Die Matrix öffnete sich – langsam, aber sie öffnete sich. Alte Kameraprotokolle. Steuerkreise. Ein rudimentäres Sicherheitsnetz. Keine zentrale Kontrolle, aber genug, um Türen zu öffnen. Oder sie zu schließen. Teneb rief das Kamerasystem auf. Ein flimmerndes Mosaik billiger Lensfeeds breitete sich vor ihm aus. Grelle Halogenausleuchtung. Flackernde Schatten zwischen Gangsystemen und Ladebuchten. Metall auf Metall.


„Wo seid ihr, verdammt …“

Er sah Castor. In Deckung hinter einer Fördermaschine, schoss mit dieser improvisierten Tibanna-Gas-Pfefferkanone auf eine Gruppe bewaffneter Schürfer, die nicht glücklich darüber aussahen, dass sich jemand an ihrem Lager zu schaffen machte. Ein Bild weiter: Scythe in Nahkampf mit einem Duros. Spoxx war nirgends zu sehen. Teneb schaltete durch. Jede neue Kamera ein neuer Knoten im Magen. Weiter. Immer weiter. Drei Gestalten. Ein Typ mit Glatze, schwer bewaffnet. Ein dürrer Mann mit blassem Gesicht, kybernetische Implantate entlang der Schläfen. Neben ihm eine schwebende Kugel, kaum größer als ein Helm. Ein Droide. Zudem: Ein Ubeser. Regungslos. Maskiert. Sie waren alle in einem mandalorianischen Patt gefangen. Tenebs Finger froren auf dem Interface.

„Dank Farrik!“ entwich es ihm. Der Riss wurde größer. Ein Ausruf. Keine Strategie. Keine Maske. Nur ein Reflex. Ein Splitter von etwas, das er normalerweise unterdrückte: Emotion. Es entglitt ihm, bevor er es zurückhalten konnte. Das Bild dieser drei Fremden, bewaffnet und bereit – das war kein Zufall. Es war ein Knoten in der Realität und Teneb wusste, dass Knoten selten harmlos waren. Sie bedeuteten Umwege. Oder Stricke.

Er wollte weiterblättern. Überblick gewinnen. Warnen. Doch dann –


Stromausfall.

Die Kameras zuckten, dann erloschen sie. Alles wurde schwarz. Nur ein einziges Licht blieb. Ein roter Kreis am Interface.

{„Systemüberlastung – interne Sicherung ausgelöst.“}

Teneb starrte auf die Anzeige. Im Hintergrund, dumpf und fern, hörte er die Explosion und das metallische Kreischen eines sich öffnenden Lüftungsschachts. Direkt hinter ihm.

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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Lüftungsschacht ] L|=lQ-103Rj#>=|, sowie (NPCs) vier weitere Spinnendroiden

Die Füße des kleinen Spinnendroiden mit der Bezeichnung |=lQ-103Rj#>=| klackerten auf dem metallischen Boden des Lüftungsschachtes in präzisem mechanischem Takt. Beinahe verschluckt wurde das Geräusch von der schrillen Alarmsirene, die durch die Eingeweide der Mary-Ann 42 hallte wie der Hilferuf eines gigantischen Nerfs. Doch war |=lQ-103Rj#>=| grade tief genug und der Soundemitter ausreichend entfernt, dass der kleine Droide in der annähernden Größe eines menschlichen Kopfes sich nicht ungehört bewegen konnte.

Nicht, dass
|=lQ-103Rj#>=|s extrem simples Droidenhirn einen Unterschied darin erkannt hätte. Konzepte wie ‚Schleichen‘ oder auch nur das eines ‚Feindes‘ gingen so weit über sein Verständnis hinaus, dass man eher einen Teich auf Nkllon gefunden hätte als einen berechnenden Gedanken in seiner Rechenzelle. Alles, was |=lQ-103Rj#>=| wusste, war, dass ein Fremdkörperalarm in einer nahegelegenen Servicekammer ausgelöst worden war. Und, dass |=lQ-103Rj#>=| und seine vier nachfolgenden Artgenossen diese nun beseitigen würden.

Wobei ‚beseitigen‘ natürlich ein hartes Wort war.
|=lQ-103Rj#>=| war kein Kampfdroide. Ganz im Gegenteil. Seine Produktionslinie war darauf ausgelegt worden simple Wartungsaufgaben übernehmen zu können, für die die Exoanzüge der restlichen Crew zu klobig waren, oder die in den nur allzu engen Eingeweiden der Plattform stattfinden mussten. Dementsprechend verbrachte er normalerweise seine Tage ausgesprochen produktiv damit Dinge zu erschaffen. Oder vielleicht besser gesagt am Leben zu erhalten. Nur selten setzte er die kleinen Greifer an seinen Vorderbeinen, sowie die integrierten Minilasercutter destruktiv ein. Manchmal verirrte sich dann aber doch der ein oder andere Lavawurm, oder ein anderer Vertreter von Nkllons seltener, aber extrem extremophiler Fauna in die unteren Ebenen der Plattform…und dann musste eben zu drastischeren Maßnahmen gegriffen werden.

Dass die Servicekammer, die es zu leeren galt, eigentlich viel zu weit oben war um von einem einheimischen Tier besetzt zu werden, überstieg natürlich
|=lQ-103Rj#>=|s geringen Verstand. Ebenfalls gingen die vor wenigen Minuten ausgebrochenen Kämpfe an Bord der Mary-Ann 42 komplett an ihm vorbei. Alles was er wusste, war, dass er sich trippelnd auf sein Missionsziel zubewegte und dieses nun in beliebig vielen Teilen zurück auf die kochend heiße Planetenoberfläche befördern würde.

Doch zuvor gab es noch ein anderes Hindernis zu überwinden. Eine Lüftungsklappe versperrte
|=lQ-103Rj#>=| den Weg zu seinem Ziel, dem auch einem nachdrücklicher Funkimpuls keine Abhilfe schaffen konnte. Einen Moment zögerte |=lQ-103Rj#>=|, während er das Problem berechnete. Dann vergingen einige weitere Ticks, während er mit den Vorderbeinen an seiner ventralseite herumfummelte, bevor er eine kleine Ölspritze auf die Scharniere der Klappe richtete und mit einer kleinen, aber extrem heißen Gasflamme weiter nachhalf. Einen Moment lang tat sich nichts, doch dann gab das Scharnier endlich auf. Mit einem metallischen Kreischen öffnete sich die Luke und mit einem neuerlichen trippelnden Klacken strömten |=lQ-103Rj#>=| und seine vier Begleiter hinaus in die Servicekammer.

Hier wurde dann auch sofort der gemeldete Fremdkörper (
Teneb) evident. Für einen Moment zögerte |=lQ-103Rj#>=|. Seine Sicherheitsprotokolle identifizierten einen Exoanzug und kurz evaluierte seine Rechenzelle ob er grade im Begriff war einen der Stationsarbeiter zu demontieren. Dann stellte sein simples System jedoch fest, dass das Hindernis vor ihm keinen aktuellen Sicherheitscode sendete und seine mögliche Existenz als potentiell empfindungsfähiges Wesen als nicht so wichtig verbucht wurde.

|=lQ-103Rj#>=| aktivierte die kleinen Laserschneider an seinen Vorderbeinen und die anderen vier Spinnendroiden taten es ihm gleich. Leise klackten ihre vielen Füße auf dem Durastahl der Servicekammer, während sie sich in gewohnter Effizient daran machten das Problem zu beheben.

[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Servicekammer ] L|=lQ-103Rj#>=| und Teneb, sowie (NPCs) vier weitere Spinnendroiden
 
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Die Kammer roch nach verbrannter Isolation. Während er noch panisch durch verschiedene Camfeeds wechselte um seine Crew zu lokalisieren, ertönte ein Geräusch, dass ihn instinktiv jeden Gedanken an andere Wesen verlieren ließ und auf seinen Selbsterhaltungstrieb beschränkte: Ein erster metallischer Takt. Dann noch einer. Dann viele. Die Geräusche waren nicht laut, aber sie schnitten durch die Luft wie splitterndes Glas. Tenebs Nackenmuskeln spannten sich, bevor sein Verstand das Klackern begriff. Die Kammer war zu klein für Panik. Ein erster metallischer Takt. Dann noch einer. Dann viele. Die Geräusche waren nicht laut, aber sie schnitten durch die Luft wie splitterndes Glas. Tenebs Nackenmuskeln spannten sich, bevor sein Verstand das Klackern begriff. Fünf. Fünf dieser Spinnenkonstrukte hatten die Kammer betreten, einer nach dem anderen, die dünnen, präzise gefederten Glieder klickten auf dem Metallboden wie tickende Zeitbomben mit zu vielen Beinen. Der vorderste, klein wie ein Helm, dafür doppelt so beunruhigend, hatte ihn bereits erfasst. Kein Zögern. Kein Zorn. Nur die sterile Entschlossenheit einer Subroutine. Der Umbaraner fror, als der erste der fünf Droiden durch die geöffnete Klappe kletterte. Ein metallisches Zucken, kaum größer als ein Kellerschädel, dann das flackernde Aufglühen winziger Laserschneider. Noch war nichts geschehen. Aber in der Logik von Maschinen bedeutete das nicht Sicherheit – sondern Vorbereitungszeit. Er bewegte sich nicht. Nicht, weil er gefasst war. Sondern weil sein Körper unter Strom stand. Alles in ihm spannte sich, wollte fliehen oder kämpfen oder zumindest schreien. Aber das war nicht erlaubt. Nicht für ihn. Nicht für Teneb Dask.

Er registrierte jede Bewegung: das rhythmische Klackern der Spinnenbeine, das mechanische Zirpen ihrer Orientierungssequenzen, die dumpfe Hitze des Lüftungsschachts, die jetzt hinter ihm glühte wie der Atem eines hungrigen Ofens. Ein falscher Schritt, und er wurde zersägt wie ein schlecht sortierter Metallschrott. Er wusste sofort: Keine Chance im Nahkampf. Zu viele Gliedmaßen. Zu viele Schneidköpfe. Zu wenig Raum. Und selbst wenn er es schaffte, einen auszuschalten, war das Problem damit nicht gelöst, nur verlagert. Er brauchte Zeit. Und Relevanz. Maschinen töteten nur das, was sie als problematisch bewerteten. Vielleicht... konnte er sich entproblematisieren. Die Droiden waren jetzt vollständig in der Kammer. Keiner schoss. Noch nicht. Ihr Bewegungsmuster war funktional aber nicht aggressiv. Er vermutete: Kein Angriff – solange sie glauben, dass er wartungstechnisch falsch platziert, aber nicht feindlich ist. Er bewegte sich nicht. Noch nicht. Jedes Muskelzucken konnte das Ende bedeuten. Seine Augen scannten die Umgebung wie ein Terminal voller Code. Kein Fluchtweg. Der Lüftungsschacht war wieder zugeklappt. Der Wartungstunnel zu eng, um schnell zurückzukehren. Seine Haut prickelte von der Hitze, seine Kehle war trocken. Aber sein Verstand – der tickte weiter. Nicht panisch. Nicht instinktiv. Analytisch.

Was waren diese Droiden? Wartungseinheiten. Keine Kampfdroiden. Aber mit Werkzeugen, die Gewebe nicht von Metall unterschieden. Sie konnten durch Plasthaut schneiden, durch Knochen, als wäre es Belag. Was sie nicht verstanden, machten sie funktionslos. Und Teneb war gerade... nicht funktional. Der erste Droide stoppte. Nur einen halben Meter entfernt. Seine Sensorlinsen fokussierten, rotierten, summten. Der Cutter erwärmte sich. Die Spinnen setzten sich in Bewegung, nicht angriffslustig, sondern beinahe... dienstlich. Eine dieser Bewegungen war es, die Teneb zur Handlung zwang. Sein Bein streifte das Terminal hinter ihm. Es summte kurz, gab ein Echo ab. Feedback. Zugriff erkannt. Eine Leuchte blinkte. Zu spät. Die Droiden hatten die Verbindung registriert. Nicht korrekt. Nicht autorisiert. Er hätte jetzt aufspringen und kämpfen können. Oder fliehen. Aber das war nie seine Art gewesen. Gewalt war nur dann ein Mittel, wenn sie der sauberste Weg zur Kontrolle war. Er griff in seine Jacke, zog ein kleines Modul hervor – ein rudimentäres Ablenkungssignal. Kein Hackerwerkzeug, sondern ein simpler
Funkstörer. Vielleicht reichte es, vielleicht nicht.
Er aktivierte ihn mit einem leisen Klick. Das Ergebnis war... gemischt.

Drei der fünf Spinneneinheiten zuckten zurück. Nicht weit. Aber sie stockten. Als hätte man einem Musiker einen schiefen Ton ins Ohr gesetzt. Ihre Bewegungen wurden langsamer, fahriger. Nur einer (
|=lQ-103Rj#>=|) rückte weiter vor. Direkt auf ihn zu. Er atmete flach, langsam, dann schloss er die Augen. Die Panik redete laut. Aber er hörte nicht auf sie. Seine Laserschneider glühten. Ein Schnitt durch das Paneel neben Teneb. Funken stoben auf. Nicht als Warnung. Als Test. Sein Atem wurde flacher. Er sah keinen Ausweg. Nur Daten. Nur Systeme. Wenn er nicht aus Fleisch und Angst bestanden hätte, wäre das seine Welt. Das Terminal. Die Matrix. Vielleicht... vielleicht konnte er den Drohnen nicht ausweichen. Aber umleiten. Ja. Er hämmerte blind einen Code. Keine Zeit für Feingefühl. Nur Wirkung. Der Umbaraner nutzte die Sekunde, die er gewonnen hatte. Er rollte zur Seite, hinter ein Aggregat. Nicht elegant. Nicht sauber. Aber am Leben. Er zog ein weiteres Gerät aus seiner Jacke. Keine Waffe. Ein alter Datenstachel. Begrenzt in Reichweite. Dumm wie Brot. Aber er hatte einen Zugriffscode gespeichert. Nicht zu den Droiden direkt, denn dafür war das System zu primitiv, sondern zu einem zentralen Servicenetz der Plattform. Und: Er emulierte Wartungsfrequenzen. Mit Glück... hielt er sich für ein Teil des Inventars. Er aktivierte den Zylinder. Kein Piepen. Nur ein leises, körniges Pulsieren. Dann tippte er einen Befehl auf das Terminal.

{Signal fälschen → Wartungsdrohne 11B-Refit / Lokalstatus: in Prüfung}

Ein Bluff. Kein echter Zugriff, nur ein Impuls, der im lokalen Netz kurz flackerte. Genug, dass die Wartungssensorik der Spinnen eventuell registrieren konnte: Objekt vor Ort ist bereits Teil des internen Protokolls. Ein Zucken ging durch den vordersten Wartungsdroiden (|=lQ-103Rj#>=|). Nur eine Hundertstelsekunde. Die anderen Droiden hielten inne. Ihre kleinen Schneidarme surrten weiter, aber nicht näher. Tenebs Mund war trocken. Sein Rücken brannte vom Schweiß. Er wusste, es war keine Lösung – nur ein Lückenfüller. Sie würden erneut scannen. Die Täuschung war zu flach, um lange zu halten. Er wusste auch: Wenn du ein Tier nicht töten kannst, gib ihm ein neues Ziel. Er tippte erneut, schneller jetzt. Kein Zugriff auf Hauptfunktionen. Aber vielleicht auf... periphere Steuerung. Energieverteilung. Ja. Ein Ventilationsbefehl. Er setzte einen lokalen Überdruck auf die Lüftungsschächte 12-A bis -C. Ein Wartungsalarm. Eine klassische Umleitung: „Fehlfunktion erkannt – senden Sie nächstverfügbares Reparaturmodul.“

Der Bildschirm flackerte. Dann:
{Reparatur-Einheit angefordert: Zone 12-A}

Das bedeutete: Die Spinnen sollten umverteilt werden. Einer von zwei noch verbliebenen Wartungsdroiden bewegte sich. Nur der forderste Droide (|=lQ-103Rj#>=|) blieb zurück. Starrte ihn an – oder das, was in ihm ein „möglicher Exo“ war. Der Umbaraner wagte es. Sprach. Nicht laut. Nur eine einzelne Anweisung, gesprochen mit der ruhigen, autoritären Stimme, mit der er einst Dutzende Analysten durch Notfallsimulationen gelenkt hatte.

„Arbeitsstatus: Überprüfung durch menschliches Interface läuft. Bleib, wo du bist.“

Der Droide stoppte. Bewegte sich nicht. Kein Signal. Kein Alarm. Nur Stille. Draußen, irgendwo, hörte man das Poltern weiterer Schritte. Keine Droiden. Andere. Vielleicht Suchtrupps. Vielleicht etwas Schlimmeres. Teneb blickte zum Lüftungsschacht. Verschwitzt, atemlos, aber noch am Leben. Sein Herz raste. Seine Hände zitterten kaum merklich. Er schaute wieder zu dem verbliebenen Wartungsdroiden (|=lQ-103Rj#>=|). Der kleine Droide stand noch da. Reglos. Unentschieden.

„Mach was du willst“, flüsterte Teneb mehr zu sich selbst als laut hörbar. „Aber beeil dich. Ich hab noch eine Plattform zu ruinieren.“

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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, Nick und Gantou, sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab

Letos Herzschlag ging schnell und das Visier seines Exoanzugs beschlug unter seinem stetigen Atem. Die Lage war zum Zerreißen gespannt und offensichtlich war das Universum heute nicht aus widerstandsfähigem Stoff gewebt…denn einen Moment später ging alles schief. Irgendwer schoss und dann schossen alle. Zumindest alle die grade einen Blaster zur Hand hatten.

Leto war Sith genug, um sich ohne große Probleme unter dem halben Dutzend auf ihn gefeuerten Blasterbolzen hinwegzuducken, doch ihm war klar, dass ein chaotisches Feuergefecht kein Ort war, aus dem er unbeschadet herausgehen würde. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit ging er rückwärts zu Boden, stieß sich ab und wirbelte herum. Hart trat er Cullins rücklings in die Kniekehlen, packte den zu Boden gehenden Mann am Kragen und pfefferte ihn hinter die nächste Kiste. Dann setzte er nach und fing einen glühenden Bolzen mit der flachen Seite seiner Klinge ab, bevor auch er endlich in Deckung war.


„Allegious‘ eitrige Alienklöten!“

, fluchte er, während er einige Moment reglos neben Cullins hinter der Kiste verharrte. Sein Herz schlug schnell, doch vermisste er das so geliebte Rauschen von Adrenalin in seinen Ohren. Die Dunkle Seite hatte ihn auf ihren finsteren Schwingen aus Gefahrenzone getragen, doch jetzt, wo grade niemand mehr direkt auf ihn schoss, drohte ihn die nur allzu bekannte Lustlosigkeit wieder zu übermannen. Irgendwo im Herzen der Plattform begann eine Sirene zu heulen und dann drangen aus einer anderen Richtung die Geräusche eines weiteren Kampfes zu ihnen herüber.

„UAAGH!“

, machte Leto frustriert und spuckte aus, nur um sich zu spät daran zu erinnern, dass er ja in einem luftdichten Anzug steckte. Ach, verdammte Drecksscheiße!


„JETZT MACH IRGENDWAS!“

, schrillte die fast schon panische Anweisung von UX-23 durch sein Helmcom und Letos Kopf zuckte unter dem unangenehmen Geräusch. Dennoch drehte er sich gehorsam um und warf einen Blick über die Kiste. Die grässlichen Illusionen seiner selbst hatten sich inzwischen in Wohlgefallen aufgelöst und die anderen Akteure lieferten sich ein Feuergefecht, Droiden gegen Organische. Noch immer wusste Leto nicht ganz so genau, wer jetzt eigentlich Freund oder Feind war und entschied sich nach kurzem Zögern dafür einfach beiden ein bisschen in die Suppe zu spucken.

Pläte bekam die harmlosere Variante: Kurz konzentrierte Leto sich und erschuf die nächste Illusion – erstmal um ihn zu einzunorden. Eine dicke schwarze Wolke legte sich über Plätes Position. Dies machte es einerseits unmöglich ihn aufs Korn zu nehmen, anderseits brachte sie ihn für einige Momente unter Kontrolle. Nun zu den Smash’n Grabbern. Mit der Macht packte Leto eine der Kisten, hinter denen sie Deckung bezogen hatten und riss sie erst in die feuernden Droiden hinein und dann zur Seite, um ihnen die Deckung zu rauben. Funken stoben als Durastahl sich verformte und Kabel rissen. Empörte Schreie erhoben sich und plötzlich befand Leto sich wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Gottverdammt!

Hastig duckte Leto sich wieder hinter seine Kiste und konnte es nur knapp vermeiden die Haare zu einen unfreiwilligen, umgekehrten Irokesenschnitt umfrisiert zu bekommen. Müde atmete er aus und warf Cullins einen Blick zu.


„Wat jetz‘, Cheffe? Soll ich dich hier rausbringen, n‘ paar Idioten aufschlitzen, oder gucken gehen was zum F*ck da hinten abgeht?“

, wage gestikulierte Leto in Richtung des anderen Teils der Minenplattform, von wo aus noch immer Kampfgeräusche zu ihnen herüberdrangen.


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, Nick und Gantou, sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab
 
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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] - Andrew Cullins, Leto, Gantou, Nick, Crew der Smash'n Grab
Endlich schien die Situation einmal unter Kontrolle zu sein. Sogar Darth Sikarius unterstützte seine Forderungen. Kurz gestattete Andrew sich den Luxus eines Lächelns. Vielleicht, ganz vielleicht hatte er gerade die Situation völlig entschärfen können. Doch dann kamen die Dinger. Das Wesen, wenn man es überhaupt noch so nennen konnte und der Ausdruck ihm nicht zu viel Menschlichkeit zuschrieb, schob sich zwischen einem Stapel Kisten hervor. Im Gesicht erkannte er Darth Sikarius wieder, doch alles andere war ... anders. Andrew konnte es gar nicht richtig realisieren, zu plötzlich hatte sich diese Erscheinung manifestiert. Er hatte von den Tricks und Zauberkunststückchen der Sith gehört, doch das überstieg seine Vorstellungen. Spätestens als mehr und mehr dieser Dinger sich aus den Ecken der Landeplattform hervorzogen, bekam es Andrew auch etwas mit der Angst zu tun, obwohl er wusste, dass es sich hier lediglich um Illusionen handelte. Ebenso wie die Crew der Smash'n Grab wich auch er unwillkürlich zurück, auch wenn es ihm gelang den Schrei zu unterdrücken.

Vielleicht hatte er sich einer Illusion damit hingegeben, dass es ihm gelungen war, die Situation zu entschärfen. Der Versuch des Sith an seiner Seite hatte aber auch die letzte realistische Möglichkeit zersprengt. Mehrere Droiden kamen aus dem Schiff der Neuankömmlinge hervor. Fast hatten alle die Waffen abgegeben, nun befand sich die Situation kurz vor der Explosion. Die Parteien standen sich kampfbereit gegenüber und mitten zwischen ihnen Andrew und Sikarius, ohne zu wissen, wem sie vertrauen konnten, ob sie überhaupt jemandem vertrauen konnten. Vielleicht lag es an den Wesen, die Sikarius hervorgerufen hatte, vielleicht an der plötzlichen Eskalation, aber so oder so, Andrew wurde übel. Dafür war er nicht ausgebildet, dafür bekam er nicht genug Geld.

Es wunderte Andrew kaum, als Mr. Cage die Situation an sich riss und wieder dazu nutzte, die andere Crew als die Piraten darzustellen. Sie wären nicht auf Verteidigung oder die Einhaltung üblicher Sicherheitsprotokolle aus, sondern wollten die Station erstürmen. Hinter Cage baute sich seine Crew ebenfalls auf. Dann verlangte er, dass sie ihre Waffen ablegten, auf der Stelle. Andrew gefiel das alles nicht. Er wollte, dass sie alle die Waffen ablegten. Ja, Cage mochte der richtige Verteidiger der Plattform sein, aber diesen Vertrauensvorschuss genoss er auch nur, weil er zuerst auf der Plattform gewesen war und Andrew wollte nicht daran seine Entscheidung festmachen, wem er sein Leben in die Hände legte. Andrew wollte gerade vortreten, die Situation als Stationsleiter, der nunmal er und nicht Cage oder Sikarius war, wieder in die Hände nehmen, als sich der erste Schuss löste. Andrew hatte keine Ahnung, aus welcher Richtung er kam, doch in dem Bruchteil einer Sekunde, die diesem einsamen Schuss folgte, wusste er mit Sicherheit, dass es bald von beiden Seiten Schüsse regnen würde und dass es völlig egal war, wer angefangen hatte. Andrew behielt recht.

Der Sith reagierte schneller als Andrew, bugsierte ihn mit einem Tritt zu Boden und zog ihn hinter einen Stapel von Kisten. Der Schmerz, der sich in Andrew wegen des Aufpralls auf den Boden ausbreiten wollte, wurde völlig vom Adrenalin und der Panik überrannt. Er war damit gescheitert, für Ruhe zu sorgen. Das Pulverfass war explodiert, jetzt ging es nur noch darum, sein Leben und vor allem das Leben der ihm vertrauenden Arbeiter zu schützen. Es ging alles wahnsinnig schnell und als plötzlich ein weiterer Alarm von irgendwo anders aus der Station ertönte, glaubte Andrew fast nicht mehr daran, dass sich hier alles noch zum besseren wenden könnte. Sikarius mischte mit Hilfe der Macht fleißig in dem Geschehen mit, sodass er - und damit auch Andrew direkt neben ihm - viel zu schnell im Zentrum des Geschehens standen. Dann stellten Sikarius die Frage, was er tun sollte. Andrew hatte fast gehofft, er würde einfach handeln und nicht auf seine ,,Befehle" warten.


,,Schlitz ein paar Idioten auf."

Andrew war übel, wie er sich auf dem Boden sitzend diese Entscheidung traf. Im Idealfall blieb einfach keiner übrig, das würde ihm die Entscheidung abnehmen, wer nun zu den Guten und wer zu den Bösen gehörte. Es würde sein Leben retten und das seiner Mitarbeiter, das war seine einzige Priorität in diesem Moment.

,,Je... Jeder könnte ein Pirat sein. Einfach nach eigenem Ermessen auf ... aufschlitzen. Ich kümmer mich um den anderen Alarm."

Andrew musste mehrmals schlucken. Er war nicht stolz auf diese Entscheidung und er wusste, dass er damit noch lange zu kämpfen haben müsste. Vielleicht war Cage wirklich der unschuldige Verteidiger dieser Plattform und er hatte ihn gerade ans Messer geliefert. Aber das einzige, was er sicher wusste war, dass seine Leute unschuldig waren und die musste er beschützen. Andrew versuchte aus der Gefahrenzone herauszukrabeln, von Deckung zu Deckung. Es sah mit Sicherheit nicht elegant aus, doch das war egal. Per Helmfunk versuchte er seine Crew zu erreichen.

,,Haltet euch von Plattform D-3 fern. Gottverdammt, kommt dieser Plattform auf keinen Fall zu nahe! Ich versuche zu euch zu kommen, probiert herauszufinden, was es mit dem anderen Alarm auf sich hat und alle, die die Eingänge zum Herzen der Station weiter bewachen: verrammelt die Türen so gut es geht, hier sind alle bewaffnet, da mit zu halten wird nicht leicht für euch."

Konkrete Pläne in dieser Situation zu formulieren gelang Andrew nicht. Stattdessen liefen die Worte einfach unstrukturiert aus ihm heraus. Er krabbelte weiter, versuchte so unauffällig wie möglich aus der Situation zu entkommen.

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] - Andrew Cullins, Leto, Gantou, Nick, Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] Gantou, Leto, Nick sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab mit Droiden


Gantou ließ Nick Cage allein zurück und rannte auf einen Container zu, der hier zum Verladen bereitstand. Der Mensch schien immer noch zu glauben, die Situation mit Worten lösen zu konnen. Aber Worte waren nicht Gantous Stärke, sie musste sich auf ihren Instinkt und ihren Blaster verlassen. Und ihr Instinkt wurde bestätigt, als sie das Heulen eines Blasterschusses hörte. Sofort ließ sie sich zu Boden fallen und rutschte mit dem Schwung die letzten zwei Meter zum Container. Hektisch zog sie sich dahinter in Deckung und riss ihren EE-4 Karabiner in den Anschlag. Nach kürzester Zeit entbrannte ein Feuergefecht. Die Kampfdroiden feuerten in ihrer störrischen Art, ohne Deckung zu suchen, weiter rechts von der Ubesin befanden sich die Crewmitglieder Kages und mischten sich mit gut gezielten Schüssen ein.
Die meiste Aufmerksamkeit zog dieser
Darth Sikarius auf sich. Gantou konnte von ihrer Position aus nicht genau sehen, was er tat, aber die Droiden feuerten fast ausschließlich auf ihn.

Sie selbst hielt sich zurück. Die Fronten waren hier alles andere als klar.
Zwei Dinge standen für sie Fest:
Erstens, ihr Plan, die Station mit Hilfe der platzierten Sprengsätze als Geisel zu nehmen und unter die Kontrolle der Black Sun zu bringen, war vorerst vereitelt.
Zweitens, aufgrund der derzeitigen Lage musste sie davon ausgehen, dass sie ganz auf sich allein gestellt war. Sie war noch nicht bereit, ihren Plan aufzugeben, vor allem weil die einzige Konsequenz daraus gewesen wäre, die Station schnellstmöglich zu verlassen. Und das war nicht ohne Vorarbeit möglich, weil man dafür zuerst eines der trägen Schildschiffe bestellen müsste. Vorausgesetzt sie bekäme einen Transit genehmigt, würde es einige Stunden dauern, bis das Schiff da wäre. Und dann müsste sie auch noch ein Shuttle stehlen, um damit im Schatten des Schildschiffes Nkllon zu verlassen. Unmöglich. Nur um am Ende mit leeren Händen da zu stehen.

Die Söldnerin atmete tief durch und spähte wieder um die Ecke des Containers. Das Naheliegendste war, sich Verbündete zu suchen. Verbündete auf Zeit, solange sie nützlich waren. Und mit
Kage und seinen Leuten war sie bisher einigermaßen zurechtgekommen. Ausserdem waren sie sehr nahe bei ihr, was es sehr gefährlich machen würde, ihnen nun in den Rücken zu fallen, denn sie waren in der Überzahl. Gantou legte langsam auf einen der B1-Kampfdroiden an und setze einen Schuss ab. Der Torso der Maschine exlodierte in einem dunklen Rauchball, weil die Atmosphäre von Nkllon das Feuer schnell erstickte.

Dann wurde sie von einem Signal in ihrem Helmkom abgelenkt. Ein Alarm! Das Headup-Display blendete eine Nachricht ein:

>>Warnung: Unregelmäßigkeiten in Zonen G-3, G-5<<
>>Bewaffneter Eindringling in Zone F-1<<
>>Sicherheitslücke im System, fremder Zugriff erkannt und gesperrt, Zugriffspunkt Wartungsschacht in Zone B-11<<
>>Unerwarteter Überdruck in Lüftungsschächten Zone...


Gantou fluchte auf Huttisch so derb, dass dafür keine schriftliche Version existierte. Sie aktivierte einen Filter für die Meldungen, die eine nach der anderen hereinkamen und ihren Sichtbereich fluteten. Dann stieß plötzlich etwas an ihre Füße. Reflexartig rollte sie herum und richtete den Karabiner auf den erschrockenen Stationsleiter, Andrew Cullins. Sie ließ die Waffe wieder sinken und zog sich zurück in Deckung, neben den Mann, der sich in seinem Schutzanzug mit dem Rücken an den Container lehnte.
“Ich bringe sie zurück ins Innere der Station. Ich hoffe, die Mannschaft sammelt sich im Bereich der Kantine, gleich unterhalb Ihres Büros”, schrie sie ihm zu, ihre rauhe Stimme durch das Helmkom stark verzerrt.
“Es gibt einen zweiten Alarm! Anscheinend ist jemand weiter unten in die Station eingedrungen!”, schrie Cullins zurück.
Gantou nickte.
“Wir nehmen den Lift im Inneren, sobald wir von der Landeplattform weg sind. Ich werde die Eindringlinge ausschalten. Sie können mich begleiten, aber ich empfehle es nicht.”
Es wäre wahrscheinlich kein Vorteil für sie, Cullins mit dabei zu haben. Dass er selbst jetzt noch keine Waffe in der Hand hatte, zeigte, wie wenig ausgebildet er für solche Situationen war.

Sie spähte wieder um die Ecke herum und stellte fest, dass sie noch immer keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Dann packte sie Cullins am Arm und riss ihn mit sich, hinter weiteren Container entlang, hinter denen sich Teile der Crew von Nick Kage verschanzt hatten. Ihr Ziel war eine Luftschleuse, die ins Innere der Mary-Ann-42 führte.



[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 ] Gantou, Leto, Nick sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab mit Droiden
 
[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Servicekammer ] L|=lQ-103Rj#>=| und Teneb, sowie (NPCs) vier weitere Spinnendroiden

Mit nonchalanter Effizienz bewegten sich |=lQ-103Rj#>=| und seine vier Begleiter auf das Problem (Teneb) zu. Zunächst nur am Rande registrierte |=lQ-103Rj#>=| die Bewegung des Subjektes, dann jedoch umso mehr, als diese eine Reaktion des Terminals hinter ihm triggerte. Warnsignale wurden ausgesendet. Die dringende Anweisung weiteren Schaden abzuwenden, da sensitive Systeme drohten kompromittiert zu werden. Dennoch trippelte |=lQ-103Rj#>=| in konstantem Tempo weiter. Er hatte nur diese eine Geschwindigkeit (oder geringer), denn warum auch sich nicht wann immer möglich auf maximal optimaler Geschwindigkeit fortbewegen?

Doch das Problem (
Teneb) hatte wohl nicht vor sich einfach so kampflos seiner Demontierung hinzugeben. Eine kaum merkliche Bewegung und dann sah |=lQ-103Rj#>=| Sterne. Oder besser, statisches Rauschen. Es war nicht so, dass der Droide Schmerzen empfinden konnte, doch konnte man den erteilten Feedbackstoß auch absolut nicht angenehm nennen. Die anderen Spinnen hielten inne, doch war es einem Schluckauf in |=lQ-103Rj#>=|s Subroutinen zu verdanken, dass seine Beinchen ihn einfach weitertrugen. Immer weiter auf das Ziel zu. Und dann war das Störsignal auch schon verebbt. |=lQ-103Rj#>=| sah wieder klar und testete die Funktionalität seines Laserschneiders an einem unwichtigen Wandpaneel. Das Werkzeug war heiß. Zeit mit der Arbeit zu beginnen.

Doch das Problem (
Teneb) war hartnäckig. Und wendiger als alle anderen organischen Störfaktoren, denen |=lQ-103Rj#>=| bisher den Garaus gemacht hatte. Zugriff auf das Terminal, akrobatische Rolle und dann erneuter Zugriff. Und dann…Entwarnung? Teil des Systems. Autorisierter Zugang. |=lQ-103Rj#>=| hielt kurz inne und krabbelte dann doch weiter. Kaum mehr als ein Zucken nach außen hin wahrnehmbar. Die plötzlichen Änderungen in Wahrnehmung und Identifizierung des Problems hatten ihn dazu veranlasst eine Routineanfrage ans System zu schicken. Und tatsächlich die Befehle: Systemfehler -> ignorieren -> Problem entfernen.

Doch dann schon die nächste Taktik. Ein neuer Wartungsalarm und
|=lQ-103Rj#>=|s verbliebener Kollege sprang darauf an, drehte um und trippelte zurück zum Wartungskanal, aus dem sie gekommen waren. Wo waren die anderen drei geblieben? Unwichtig. |=lQ-103Rj#>=| mochte nur noch alleine sein, doch reichte er aus. Seine Subroutinen waren nicht fähig so etwas wie Genervtheit zu berechnen und doch zuckten seine Vorderbeine unwillig, als er erneut vorrückte. Und dann zuckend erneut zum Halten kam! Das Problem (Teneb) hatte gesprochen und somit |=lQ-103Rj#>=|s Sicherheitsprotokolle aktiviert. Eine letzte Barriere, um auch wirklich sicherzugehen, dass er kein Crewmitglied zersägte.

|=lQ-103Rj#>=| berechnete, berechnete, wartete ab. Kurze Karenzzeit, während er darauf wartete, ob das Problem doch noch einen Stationscode vorzeigen konnte, der bewies, dass er dazugehörte. Die weiteren Worte verarbeitete |=lQ-103Rj#>=| gar nicht mehr. Am Rande bekam er mit, wie die Wartungsklappe, durch die sein Kollege eben noch verschwunden war, aufgab. Die gewaltsame Öffnung eben und das hektische Rein und Raus einer Handvoll Spinnendroiden hatten ihr wohl den Rest gegeben. Das Scharnier sprühte Funken und die Klappe öffnete sich vollends. Ein weiterer Moment des Zögerns, während |=lQ-103Rj#>=| Meldung ans System machte. Darum würde er sich anschließend kümmern. Es war ein dringendes Problem, erlaubte die nun permanent offene Klappe ja nun allem Möglichen Zugang zu den Eingeweiden der Station.

Doch nun – genug des Zögerns.
|=lQ-103Rj#>=|s vordere Greifer klickten angriffslustig, während er nun wieder vorrückte. Sein System hatte erkannt, dass das Problem wohl eine ganze Reihe waffenfähiger Scherereien mit sich führte und startete nun eine frische Subroutine, die das Ziel unbeirrbar in seinen Arbeitsspeicher schrieb. Das Problem würde nun behoben werden und es würde schon den Stationsleiteroverride benötigen, um |=lQ-103Rj#>=| neu zuzuweisen. Das Problem (Teneb). Würde. Nun. Behoben. Werden.


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Servicekammer ] L|=lQ-103Rj#>=| und Teneb
 
| Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Landeplattform D-3 | Nick, Gantou, Darth Sikarius & UX23 sowie Crew der Smash'n Grab |

Der Fleisch gewordene Schatten suchte nach einer Möglichkeit in den Schatten Trost und Flucht zu finden, doch gab es hier nur Licht und Aufmerksamkeit, verkörpert durch den bulläugigen Photorezeptor des Wartungsdroiden. Der Umbaraner wich zurück, langsam, tastend, während das grelle Glimmen der Lasercutter sich in seinem Sichtfeld wie ein Schweißen in die Netzhaut brannte. Der kleine Spinnendroide war längst kein Dienstgerät mehr, sondern eine Verkörperung algorithmischer Entschlossenheit, in der jedes letzte Sicherheitsprotokoll sich zu einer einzigen Handlungsabsicht verdichtet hatte: Beseitigung. Er konnte sehen, wie der mechanische Körper ruckfrei auf ihn zuhielt, unbeeindruckt von dem Chaos, das um sie herumtobte. Keine zögernde Reaktion, kein Zweifel, nur das kühle Echo eines Maschinenwillens, der nicht denken, sondern nur vollstrecken konnte.

Die Luft roch nach verbranntem Isoliermaterial, nach Schweiß und dem metallisch-sauren Hauch von Gefahr, die bereits zu konkret war, um noch Hypothese zu sein. Tenebs Blick flackerte zur Seite, er suchte die Wand ab, die Decke, den Boden, tastete fieberhaft nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit, den unaufhaltsamen Fortschritt des Droiden zu brechen, zu verzögern, ihn nur für einen Moment aus dem Takt zu bringen. Er griff in die tiefe Manteltasche seines zerschlissenen Umhangs, förderte ein kleines, flaches Gerät zutage – ein Isolator-Plug, ein Artefakt aus einem Corpo-Schwarzmarkt auf Ord Mantell, konzipiert zur kurzzeitigen Störung hochsensibler Stromfelder. Wenn er es nur irgendwie unter die Panzerung des Droiden schieben könnte, direkt in eine der Wartungsbuchsen, könnte es vielleicht reichen, um dessen Routing neu zu kalibrieren. Vielleicht sogar genug, um ihn abzuschalten. Es war eine wahnwitzige Idee, eine von der Sorte, die man sich normalerweise für Momente aufbewahrte, in denen man nichts mehr zu verlieren hatte. Aber genau in einem solchen befand er sich. Er sprang nach vorn, so plötzlich, wie es seine verletzte Schulter zuließ, streckte die Hand aus, zielte auf die Verbindung zwischen Körper und Beinmechanik. Doch der Droide war schneller, präziser, vorausschauender in einer Weise, die nichts mit Intelligenz zu tun hatte – sondern mit unnachgiebiger Mechanik. Ein Cutterarm fuhr mit brutaler Geschwindigkeit seitlich hervor, streifte Tenebs Unterarm, und obwohl der Schnitt nur oberflächlich war, brannte die Hitze wie glühendes Metall unter die Haut. Der Schmerz war intensiv, ein Aufblitzen in seinem Bewusstsein, das ihm für einen Moment die Sicht nahm. Der Umbaraner verlor das Gleichgewicht, das Plug entglitt seinen Fingern, rutschte über den mit Öl und Schweiß verschmierten Boden und verschwand unter einem rostigen Hitzeschacht, wo es mit einem kaum hörbaren „klack“ liegen blieb. Unerreichbar. „DANK FERRIK!“ fluchte der Umbaraner zwar stumm, aber mit dem Zorn eines Rancors.

Sein mechanischer Widersacher fuhr seine Beine erneut aus, positionierte sich wie ein Skorpion kurz vor dem tödlichen Stich, und Teneb wusste, dass er keine zweite Chance für irgendeinen präzisen Trick bekommen würde. Also tat er das, was er am besten konnte: er improvisierte. Er ließ sich fallen, drehte sich unter dem angreifenden Bein hindurch, griff nach dem nächstbesten Gegenstand – einem abgebrochenen Hydraulikschlauch, der aus einer der versenkten Versorgungseinheiten ragte – und riss daran, mit der ganzen Kraft, die ihm der Schmerz nicht genommen hatte. Eine Flüssigkeit schoss heraus, zischte über den Boden, vermischte sich mit dem Schmieröl und ließ das gesamte Areal noch rutschiger erscheinen als zuvor. Der Droide reagierte nicht auf den plötzlichen Glanz der Flüssigkeit, setzte zur Korrektur an, doch in dem Moment geschah etwas Unerwartetes. Etwas fiel aus dem Wartungsschacht über ihm. Kein Werkzeug. Kein Droidenfragment. Ein Becher. Eine einfache Essensdose, durch die Schwerkraft oder Zufall, oder vielleicht der Rückstoß der Flucht eines anderen Crewmitglieds, aus dem Lüftungskanal befördert worden war. Sie schlug auf dem Boden auf, rollte zur Seite, verlor dabei ihren Inhalt – eine träge Masse aus synthetischer Suppe, die sich wie schimmernde Paste über den bereits ölverschmierten Boden legte. Der Droide trat hinein.

Es war kein dramatisches Stolpern, kein epischer Sturz. Nur ein kurzer, ruckhafter Bewegungsfehler, ein Mikroversatz in der Balance der Beinsegmente. Doch es reichte. Eines der Beine knickte. Ein anderer Greifer versuchte die Lage zu kompensieren, was zu einer noch stärkeren Neigung führte. Ein Moment des flimmernden Chaos in den internen Stabilitätsprotokollen. Der Körper kippte leicht zur Seite, der Cutterarm schlug gegen den Boden, beschädigte dabei ein eigenes Servomodul. Ein Zucken, ein Flackern im Sensorenfeld. Teneb reagierte instinktiv, nutzte den kurzen Moment der Verwirrung, stieß sich ab und warf sich seitlich in Richtung der offenen Wartungsklappe, durch die er gekommen war. Sein Körper schlug gegen die Wand, seine Finger krallten sich an einem Rohr fest, das zu heiß war, um es zu halten, aber zu wichtig, um es loszulassen. Hinter ihm hörte er das metallische Scheppern des Droiden, der versuchte, sich wieder aufzurichten, aber zwischen Suppe, Schmieröl und eigenem Schaden ins Straucheln geriet. Ein letztes Aufjaulen des internen Servoantriebs. Dann Stille. Kein explodierender Kurzschluss. Kein Abschaltgeräusch. Nur das unheilvolle Schweigen eines Systems, das nicht mehr wusste, ob es noch funktionierte.
Teneb verharrte noch einen Moment. Keuchend. Blut tropfte von seiner Stirn. Der Schmerz war jetzt überall. In der Schulter, im Arm, in der Seite. Aber er lebte. Noch. Er war kein Held. Kein unbesiegbarer Gegner. Er war das, was übrigblieb, wenn man alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hatte. Er war Improvisation auf zwei Beinen. Und er war noch nicht fertig. Langsam, so würdevoll, wie es in seinem gebeutelten Zustand ging, zog er sich durch die Klappe, hinein in die stickige Dunkelheit dahinter. Irgendwo da draußen war seine Crew. Irgendwo wartete noch immer ihr Ziel. Und er? Er hatte gerade mit einer Konservensuppe gegen eine Killermaschine gewonnen. Teneb Dask lächelte nicht. Aber er atmete. Tief. Und das war genug für den Moment.

Dieser kostenbare Moment verstrich jedoch mit dem lauten Geräusch von Blasterschüssen, die über ihm ausgelöst wurden und mit Hyperraumgeschwindigkeit zurück in den Ernst der Lage katapultierten. Hastig kroch der Umbaraner durch den engen Wartungstunnel, der zu schmal war, um sich richtig zu bewegen, aber gerade breit genug, dass er nicht steckenblieb. Seine Schultern streiften Kabel und Isolierrohre, sein Atem hallte heiß und rau von den Metallwänden zurück. Der Gestank aus verbranntem Kunststoff, altem Schmiermittel und seinem eigenen Schweiß wurde mit jeder Bewegung intensiver. Irgendwo über ihm vibrierte das Laufgeräusch schwerer Stiefel. Die Mary-Ann 42 war zum Leben erwacht – aber nicht in jener kontrollierten Maschinerie, die für den Bergbau vorgesehen war, sondern im wütenden, kreischenden Puls eines Schiffes, das um jeden Zentimeter Territorium kämpfte. Er spürte, wie sein Herz zu schnell schlug, wie sein Verstand versuchte, seine Konzentration durch Notizen, Pläne und winzige Orientierungspunkte zusammenzuhalten. Er hatte keinen Überblick mehr. Die Flucht vor dem Droiden hatte ihn aus der geplanten Route geworfen. Der Virus war nicht ausgelöst. Die Tresore waren nicht offen. Seine Crew war verstreut. Alles, was er hatte, war eine grobe Idee davon, wo sie zuletzt gewesen waren – und das Gefühl, dass jede Minute zählte. Die Luke aufschiebend, hievte sich Teneb in einen höherliegenden Wartungsgang. Es war kein Platz, um zu rennen, kaum Platz zum Atmen. Er erreichte ein Terminal, eines der Nebenknoten der Plattform, improvisiert mit einem alten Verbindungskabel, das aus einer Wandverkleidung hing wie eine aufgeschnittene Ader. Mit zitternden Fingern verband er seinen Port.

Nichts.

Der Knoten war tot. Tot, oder blockiert. Er fluchte leise, zog weiter. Ein zweites Terminal, ein alter Zugangspunkt zu den Schleusensystemen. Strom vorhanden, Verbindung instabil. Er tippte Befehle ein, versuchte die Kameraüberwachung zu aktivieren, wenigstens ein Lebenszeichen von Castor, Spoxx oder Scythe zu finden, irgendwas. Doch die Anzeige fror ein, zuckte, schaltete auf Standby, dann gar nichts mehr. Nur ein blinkendes Symbol, das ihm sagte, dass das System keine Lust mehr hatte, mit ihm zu sprechen. Er schlug mit der Faust gegen das Gehäuse. Der Schmerz war dumpf und real, und immerhin: er war noch am Leben.

Dann hörte er inmitten der auditiven Kakophonie ein Geräusch, dass ihm die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Kein Alarm. Kein Schusswechsel. Keine Explosion. Ein leises, gleichmäßiges Zischen. Wie das Ablassen von Druckluft, aber ohne den Druck. Mehr wie ein Atem. Künstlich. Gekapselt. Langgezogen. Teneb zog sich die Atemmaske, die ein konstantes Inhalations- und Exhalationsgeräusch von sich ab von seinem Gesicht und hielt den Atem an. Er spürte, wie die giftige Atmosphäre seine Atemwege reizte, doch konnte er nicht riskieren durch das Geräusch aufzufallen. Der Umbaraner bewegte sich nicht. Wartete. Er kannte dieses Geräusch nicht aus erster Hand. Aber er hatte Geschichten gehört. Ein Atem, der keine Pause kannte. Eine Maske, die nie abgenommen wurde. Die Silhouette eines Jägers, der nicht kämpfte, sondern erlegte. Die Ubese (Gantou), die er bisher nur aus der Ferne der Bildschirme gesehen hatte.

Teneb glitt in den Schatten zurück, suchte mit den Augen die Reflexionen auf dem Metall. Und dann sah er sie. Oder besser: das, was von ihr zu sehen war. Eine Gestalt, gehüllt in Schichten aus Schutzmaterial, Panzerung, Waffensystemen. Ihre Maske – ein kaltes, gesichtsloses Ding mit schmalen Sehschlitzen – bewegte sich langsam von links nach rechts, als würde sie die Dunkelheit taxieren. Keine Eile. Kein Zucken. Nur die kalte Effizienz eines Wesens, das gelernt hatte, Geduld als Waffe einzusetzen. Er duckte sich zurück, zählte die Sekunden. Die Ubese (Gantou) war leise. Sie trug sich wie jemand, der nicht mehr überlegen musste, wie man tötet. Ihre Bewegungen waren schwerelos und gleichzeitig gefährlich präzise. Kein Gepolter, kein metallisches Scheppern. Sie war einfach da. Und das bedeutete: bald war jemand tot. Er presste sich gegen eine Wand, fühlte, wie das Pulsieren seines Körpers seinen Tarnversuch fast lächerlich machte. Der Tunnel, in dem er sich befand, war eng, kaum beleuchtet – ein idealer Ort zum Verstecken, aber auch ein idealer Ort, um gefunden zu werden. Er traute sich nicht, das Licht des Interfaces zu aktivieren. Nicht jetzt.
Ein plötzliches Geräusch, metallisch und dumpf, ließ ihn zusammenzucken. Eine Luke – irgendwo weiter vorn – öffnete sich. Nicht laut. Nur gerade laut genug, um den Atem in seiner Kehle gefrieren zu lassen. Vorsichtig kroch Teneb rückwärts, langsam, jeden Muskel unter Kontrolle. Geräusche, kaum wahrnehmbar: ein leichtes Kratzen über Durastahl. Kein Schuh, keine Stiefelsohle. Vielleicht ein Messer? Vielleicht ein Haken? Vielleicht nichts, was für seine Sinne vorgesehen war. Er erinnerte sich an etwas, das Spoxx einmal gesagt hatte: „Die Ubese (Gantou) sehen alles. Aber nur, wenn sie es sehen wollen. Sie hören, was du denkst. Aber nur, wenn du laut genug Angst hast.“ Der Slicer wusste nicht, ob das ein Spruch oder ein Fakt war – aber gerade fühlte es sich wahr an. Er erreichte eine alte Serviceklappe. Keine Tür im eigentlichen Sinne, mehr ein Versorgungszugang zu den unteren Kabelkanälen. Zu eng für jeden Soldaten. Zu dreckig für jede Corpo-Wache. Aber vielleicht nicht zu eng für ihn. Langsam drückte er sich hinein, wand sich wie ein Tier durch einen Spalt, der mit jeder Bewegung schärfer an seiner Kleidung riss. Hinter sich hörte er das Zischen näherkommen. Nicht schneller. Nur näher.

Die Ubese (Gantou) hatte ihn vielleicht schon bemerkt. Vielleicht auch nicht. Er wusste es nicht.

Was er wusste, war, dass dieses Geräusch ihn jagte. Der Getriebene rutschte durch das Labyrinth der Versorgungskanäle, auf Händen und Knien, zwischen zerschnittenen Kabeln und verrosteten Gitterstreben. Der Tunnel wurde enger. Dann weiter. Dann wieder zu eng. Überall knisterte es, flackerte es. Hitze staute sich unter der Plattform, als wäre die Mary-Ann selbst ein Wesen, das langsam in Panik geriet.

Ein Husten entkam ihm, ungewollt, verräterisch. Er biss sich auf die Zunge. Zu spät. Irgendwo hinter ihm erklang ein metallisches Klopfen. Kein rhythmisches Pochen – mehr wie ein Test. Wie ein Tropfen auf der Oberfläche, der nach Widerstand sucht. Teneb wusste: Wenn sie ihn jetzt fand, würde sie nicht reden. Keine Warnung, keine Frage, kein Ultimatum. Die Ubese (Gantou) jagten nicht für Credits. Sie jagten, weil sie wussten, dass sie es konnten. Er kroch weiter. Weiter hinein in den Schacht. Irgendwo musste es eine Verbindung zum zentralen Hauptgang geben. Vielleicht ein Zugang zur Oberluke. Vielleicht ein Speicher. Vielleicht ein weiterer verdammter Knoten.

Er musste seine Crew finden.
Oder wenigstens einen von ihnen.
Und dafür musste er am Leben bleiben.
Noch ein paar Minuten.
Noch ein paar Meter.
Noch ein Atemzug.


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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, Nick und Gantou, sowie (NPCs) Andrew Cullins, UX-23 und die Crew der Smash'n Grab

Zweifelnd warf Leto einen Blick über den oberen Rand der Kiste, hinter der er sich noch immer versteckte. Die Anweisung von Cullins war klar: Aufschlitzen nach eigenem Ermessen. Es hatte eine Zeit gegeben, zu der er sich über solch einen Befehl mehr als gefreut hätte. Die Klinge spielen lassen, die Station mit Blut tränken. Doch heute schaute er auf die Situation mit anderen Augen. Mit den Augen eines Mannes, der sich ein Glas Blauer Milch in Jumbogröße bestellt hatte und nun realisierte, dass er es auch austrinken musste. Um ehrlich zu sein hatte Leto gar keine Lust darauf sich groß einzumischen. Am liebsten hätte er sich einfach hier, hinter der Kiste, neben Cullins zusammengerollt und ein paar Stunden an nichts gedacht. Doch war dieses Universum eines, in dem Leto Fel um das Töten nicht herumkam. Selbst er grade aktiv Medikamente dagegen bekam, sich wie ein wahnsinniger Serienmörder aufzuführen.

Lustlos seufzte Leto also in seinen Helm hinein und versuchte die Situation zu überblicken, sowohl mit den Augen als auch mit der Macht. Die dunkle Wolke um Capt’n Pläte hatte nicht bewirkt das Feuergefecht abzukühlen. Ganz im Gegenteil. Vermutlich grade, weil blind waren, feuerten Plätes Leute wild in der Richtung, in der sie die Droiden vermuteten. Die Droiden wiederum hatten Leto als bestes Ziel ausgemacht und deckten seine Kiste mit Blasterfeuer ein. Noch immer war nicht klar welche der beiden Seiten nun eigentlich freundlich gesinnt sein sollte und von wo Leto stand (naja, hockte), gab es keine wirkliche Option dies effektiv herauszufinden. Die logische Option war also vermutlich einfach Blutbad jetzt und dann die Überlebenden ausquetschen, wenn sich die Gelegenheit bot.

Von den Anwesenden dann waren leider Gottes Plätes Leute das aktuell leichtere Ziel. Noch immer waren sie praktisch blind und Leto damit ein kleines bisschen ausgeliefert. Natürlich hätte er auch eine Wolke um die Kampfdroiden legen können, doch vertraute er nicht darauf, dass die künstlichen Viecher nicht doch irgendwie über Wärmebildrezeptoren verfügten und ihn so trotzdem sehen konnten. Nein, die beste Option waren zunächst die Organischen und danach irgendeinen Weg finden die Droiden aufzuwischen. Erneut seufzte Leto, während er die unausweichlich näher rückende körperliche Anstrengung noch um ein paar Sekunden prokrastinierte und zuckte, zusammen, als UX-23 begann ihn rüde an seine Pflicht zu erinnern. Noch so ein Droide, der auf den Schrottplatz gehörte. Doch es half ja alles nichts…

Kurz vergewisserte Leto sich, dass Cullins inzwischen im Schlepptau von Botty McBotface das Weite gesucht hatte, dann legte er los. Ein letztes Mal duckte er sich hinter seine Kiste und feuerte dann einen Machtstoß, der sie mit einem neuerlichen Funkensprühen und dem Kreischen von Metall auf Metall in die Kampfdroiden beförderte. Dann schnellte er los, die kurze Feuerpause ausnutzend, über die freie Fläche und hinein in die Illusionswolke. Er selbst konnte hier natürlich auch nichts sehen, doch verriet die Macht ihm ganz genau, wo die ganzen Pappenheimer sich alle grade befanden. Einer von ihnen hatte sich vom Rest gelöst, wohl auf der Suche nach dem Ausgang. Er war alleine und damit ein leichtes Ziel.

Lautlos wie ein Schatten huschte Leto auf den Kerl zu. Die Wolke verhinderte das Sehen auf weiter als einen halben Meter, also spürte er ihn bis zuletzt mehr als er ihn sah. Doch dann sah er genug. Ein Mensch, mit dunklem Haar und dunklem Bart, das Gesicht halb verborgen in seinem Anzug. Der Typ schien etwas geahnt zu haben, denn genau im letzten Moment blickte er sich um und hob seinen Blaster. Zu langsam. Letos Scimitar pfiff durch die Luft versenkte sich, Dorn voran, im durchsichtigen Visier des Atmosphäreanzugs. Blut spritze von innen gegen die Transparistahlscheibe und der Mensch stieß einen markerschütternden Schrei aus, während sein Gesicht unter der Gewalt des Schlags nachgab. Zuckend sackte er auf die Knie und Leto riss die Klinge wieder heraus, um die Sache zu beenden. Nun schlug er mit der scharfen Seite zu, traf den behelmten Kopf ungefähr auf Höhe des Ohrs und trennte die obere Hälfte sauber ab. Blutspritzend sackte die Leiche außer Sicht.

Grade wollte Leto sich den Rest der Crew vornehmen, als von hinten ein mechanisches Klackern ertönte. Grade noch rechtzeitig fuhr er herum und konnte den Schockstab der mechanischen Magnawache mit seiner eigenen Klinge abwehren. Die Glieder der Maschine waren lang und so verschwand sie größtenteils in seiner eigenen Illusion, durch die sie ihn offensichtlich noch sehen konnte. Er hatte diesen Vorteil nicht, da er das blöde Ding auch mit der Macht einfach nicht spüren konnte! Mehr schlecht als recht parierte er einen wahren Wirbelwind aus Schlägen und musste einsehen, dass er sich hier grade selbstverschuldet im Nachteil befand. Da gab es also nur eins: Die Illusion musste fallen. Gedacht getan und im nächsten Moment war das Feld wieder offen.

Zu Letos Füßen lag noch immer sein frisch erlegtes Opfer, die obere Hälfte seines Kopfes etwas entfernt, zu Plätes Füßen. Ach F*ck, den Rest der Bande hatte Leto kurz ganz vergessen. Doch blieb ihm keine Zeit hieran noch weitere Gedanken zu verschwenden, denn in diesem Moment startete der blöde Droide seinen nächsten Ansturm.


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, und Nick, und Gantou und Teneb, sowie (NPCs) Andrew Cullins weiter entfernt; UX-23 und die Crew der Smash'n Grab
 
[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Gänge in der Nähe der Kantine ] Gantou

Sie hatte Andrew Cullins in der Kantine abgeliefert, wo sich viele der Arbeiter mittlerweile verschanzt hatten. Dann war sie zum nächsten Sicherheitsterminal geeilt.

Mit einem kurzen Befehl rief sie alle kürzlichen Meldungen auf, um einen Überblick zu gewinnen, während sie sich immer wieder wachsam umsah, ob nicht irgendjemand um die Ecke kam.
Warum, bei den Höllen von Kalunb, überschlugen sich die Dinge auf einmal? Wochenlang war absolut gar nichts passiert und nun kamen gleich vier Gruppen von Neuankömmlingen auf die Plattform. Das konnte kein Zufall sein. Und das so kurz, bevor sie ihre Vorbereitungen beendet hätte.

Das System meldete mehrere Unregelmäßigkeiten. Alles, was sich im Bereich der Landeplattform D-3 abspielte, ignorierte die Ubesin. Sollten die sich dort doch gegenseitig ausschalten. So ein offenes Gemetzel war nichts für sie. Aber einige Meldungen kamen von den unteren Ebenen: In den Zonen G und F schienen sich die Hand voll anderer Sicherheitskräfte der Station Scharmützel mit irgendwelchen Eindringlingen zu liefern. Das Personal war nur dürftig ausgebildet und ausgestattet, weil hier an allem gespart wurde. Eine weitere Meldung bezog sich auf eine Zone weiter oben, wo sich jemand ins Sicherheitssystem gesliced hatte. Gantou konnte von hier aus nicht feststellen, ob derjenige erfolgreich irgendetwas manipuliert hatte, da war sie keine Expertin. Jedenfalls meldete das System, dass der Zugriff danach geblockt worden war und Gegenmaßnahmen ergriffen worden waren, was auch immer das heißen sollte.

Sie deaktivierte das Terminal und machte sich auf den Weg zum Lift. Sie bewegte sich zügig und leise, wie sie es immer tat. Nebenbei aktivierte sie ihr Helmkom um Meldungen von den anderen Sicherheitskräften zu hören. Knisterndes Rauschen füllte ihren Helm. Die Übertragung hier auf der Station wurde durch alle möglichen elektromagnetischen Strahlungen gestört und war miserabel. Immer wieder waberten Rufe und Wortfetzen durch das Kom:
„… mindestens 5 Leute! … Perell ist hin… geh in Deck-… ein verdammter Gammoreaner!“

Was sie hörte, klang noch nicht vollkommen panisch, also beschloss sie, der einzelnen Meldung in Zone B-11 nachzugehen. Das war näher und ein einzelner Slicer konnte mehr Schaden an der Station anrichten als Angreifer, die bereits in einen Kampf verstrickt waren.


Die Mary-Ann war in Zonen unterteilt, die theoretisch einer alphabetischen Ordnung folgten. Sie war gerade auf Zone A, wo sich die Verwaltung und die Landeplattformen befanden. Die Zonen waren von hier aus nach unten durchbenannt. Zumindest grob, denn die Mary-Ann war so alt wie ein Hutte und mindestens so oft umgebaut wie das Gesicht eines 100-jährigen Supermodels, dessen Ehepartner Schönheitschirurg war. Das hatte zum Beispiel zur Folge, dass zwischen Zone A und Zone B mehrere Stockwerke lagen, die je einer der beiden Zonen irgendwie zugeordnet waren. Es war verwirrend.

Sie betrat den Lift und wählte das Stockwerk in Zone B, von wo der Zugriff aufs Sicherheitssystem erfolgt war. Dort trat sie auf einen finsteren, engen Gang, in dem sie noch nie gewesen war. Die Beleuchtung war miserabel. Sie bewegte sich nun noch vorsichtiger, vorwärts in die Richtung, wo die Wartungsschächte sein sollten. Bis auf die allgegenwärtigen Maschinengeräusche hörte sie nichts ungewöhnliches. Nach einigen Metern hatte sie eine offene Wartungsklappe erreicht, die auf Kniehöhe in den Gang mündete. Sie beugte sich gerade nach unten, um einen vorsichtigen Blick hineinzuwerfen, als ein metallisches Geklapper aus dem Schacht ertönte. Sofort zog sie sich etwas zurück und legte ihren Karabiner auf die Öffnung an. Das Klackern wurde lauter und wenige Sekunden später sauste ein insektenartiges, kniehohes Etwas aus dem Schacht. Gantou feuerte sofort drei Schüsse auf das Wesen ab. Laut hallte die Laserexplosion durch den Gang. Als der Rauch sich verzog, blieben die zuckenden Überreste eines Droiden übrig. Die Ubesin beugte sich etwas vor und der im Helm verbaute Scanner brauchte ein paar Sekunden, um das verschmorte Ding als eine Wartungseinheit vom Typ Spinnendroide zu identifizieren.

Gantou brummte unwillig. Der Droide war ihr egal, sie hatte keinen Fehler gemacht. In so einer Situation war es immer besser, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen. Aber sie hätte sich das Blastergas sparen können. Kurz überprüfte sie ihr Magazin – 84 %. Dann betrachtete sie den Droiden noch einmal. Sie hatte so ein Teil hier erst einmal gesehen. Normalerweise trieben sich die Dinger nur in den unteren Zonen herum. Es schien, als hätte etwas den Wartungsdroiden aufgescheucht. Also folgte Gantou der Spur und kroch in den Wartungsschacht. Zum Glück war sie klein genug, um sich dort bequem bewegen zu können. Und wieder einmal bewies sich der Vorteil des kurzen EE-4 Blasterkarabiners, der selbst hier noch zu führen war.

Es ging um mehrere Biegungen, aber dann hörte Gantou plötzlich ein dumpfes Geräusch vor sich. Der Alarm der Station war mittlerweile verstummt – mittlerweile sollte ja wohl auch der letzte mitbekommen haben, dass etwas nicht in Ordnung war. Das Geräusch hatte wie ein Fausthieb auf Metall geklungen. Eine behandschuhte Faust. Aber zu sehen war nichts in dem finsteren, von Notlichtern orange beleuchteten Schacht. Sie wartet kurz ab. Dann erklang von noch weiter vor ihr das Geräusch einer Luke. Sie kannte sich hier nicht aus und wusste nicht, was das das zu bedeuten hatte. Aber sie kroch leise weiter und hob eine Hand zum Helm, um ihre Audiorezeptoren am Helm zu verstärken. Dabei schrammte sie aus Versehen mit ihrer Ellbogenplatte an einem Rohr entlang. Sie ärgerte sich, aber hielt nicht inne. Ein wichtiger Teil der Pirsch war es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Dann kam sie zu einer Stelle, an der ein eigenartiger Geruch in der Luft lag. Jemand war hier vor wenigen Sekunden gewesen. Aber sie befand sich an einer Abzweigung. Also lauschte sie, wartete ab. Und dann hörte sie ein Geräusch wie von reißendem Stoffgewebe. Sofort eilte sie weiter. Möglichst leise. Der Wartungsgang verengte sich immer mehr und Gantou musste nun tatsächlich kriechen, um den verräterischen Geräuschen auf der Spur zu bleiben. Flink löste sie ihren hinderlichen Umhang, wickelte ihren Karabiner darin ein und deponierte das Bündel in einer Nische. Dann zog sie ihre kleine
HL-27 und rutschte in den Gang.

Diese Rattenjagd war anstrengend. Und die Söldnerin hoffte, dass es nicht tatsächlich nur gewöhnliches Ungeziefer war, dem sie hier hinterherkroch. Aber ihr Jagdsinn sagte ihr etwas anderes. Und auch die Geräusche: Ein zögerliches Quietschen, wie von einer kleinen Klappe. Das Geräusch war nah, so nah, dass der Verfolgte sie auch hören musste. Also beeilte sie sich, auf Kosten der Lautlosigkeit. Sie kam zu einem Bereich mit mehreren Serviceklappen, alle waren geschlossen. Der Schacht führte ansonsten gerade und recht übersichtlich weiter und Gantou war überzeugt, dass sie den Eindringling spätestens hier hätte erblicken müssen. Misstrauisch bewegte sie sich weiter, als ein leises Husten aus der Wand rechts von ihr kam. Sie betrachtete die Serviceklappen. Die Bauart kannte sie. Unter einer solchen hatte sie zum Beispiel einen ihrer Sprengsätze versteckt. Darunter lag in aller Regel ein Schaltschrank oder ähnliches, nichts mit genügend Raum, als dass sich jemand darin hätte verstecken können. Mit einem sanften Klopfen ihres Fingerknöchels prüfte Gantou die einzelnen Klappen, ob sich hinter einer davon ein größerer Hohlraum befand. Schon bei der zweiten wurde sie fündig.

In der Erwartung, dass die kleine Ratte dahinter in ihrem Versteck hockte, schob sie sich seitlich an die Klappe heran, stellte ihren kleinen Blaster auf Betäuben ein und legte die freie Hand an den Türgriff. Ruckartig riss sie die Tür auf und feuerte sofort in den Hohlraum dahinter. Der blaue Energieimpuls verpuffte funkend an Leitungen und Rohren dahinter. Nichts! Nur ein weiterer, noch engerer Schacht.


„Fierfek!“, presste sie zwischen den Lippen hervor. Die Ratte hatte sie offensichtlich bemerkt und schien nun hektisch zu fliehen, denn freiwillig zwängte sich niemand in so einen winzigen Durchlass. Sie würde einen besseren Weg finden. Sie holsterte ihre Pistole, sah sich um und fand eine lose Stahlstrebe, die im Gang herumlag. Diese verkeilte sie zwischen der Wand und der Klappe, so dass der kleinen Ratte zumindest der Weg zurück versperrt wäre. Dann krabbelte sie weiter den ursprünglichen Weg entlang, der bald durch ein Lüftungsgitter auf einen normalen Gang mündete. Ein kräftiger Tritt öffnete das Gitter und kurz drauf fand sie, was sie suchte: Ein Sicherheitsterminal.

Sie rief die Pläne dieses Stockwerks auf und suchte nach dem Schachtsystem, in das die Ratte gekrochen war. Diese Schächte wurden zwar immer wieder breiter, aber oft waren sie sehr eng. Die Beute konnte da drin nicht schnell vorankommen. Es gab zwei weitere, offensichtliche Ausgänge:
Der Schacht von der Serviceklappe führte in einen runden Verteilerraum von etwa 1,5 Metern Durchmesser. Von dort führte eine Art Kamin senkrecht nach oben und einer nach unten. Da die Eindringlinge den Meldungen nach von weiter unten gekommen waren, würde sich die Ratte wahrscheinlich eher nach oben arbeiten. Gantou prüfte den Zonenplan von Zone A, eins weiter oben. Der Schacht endete direkt vorm Büro des Stationsleiters. Das war einerseits schlecht, da es dort ein Terminal mit allgemeinem Zugriff auf alle Systeme der Station gab. Andererseits war es gut, da Gantou sehr schnell dorthin kommen würde. Sie zog wieder ihre Pistole und rannte los…



[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | In den Gängen auf dem Weg zum Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou
 
| Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Zwischen Sektion A und B | Teneb Dask und Gantou |

Er robbte noch, als sein Körper längst rannte, und jeder Atemzug fühlte sich an wie geliehene Zeit, die man nicht zurückzahlen konnte. Die Mary-Ann 42 vibrierte unter ihm wie ein krankes Tier, das nicht mehr wusste, ob es kämpfen oder fliehen sollte, und in dieser Unentschlossenheit schob Teneb sich durch die Gedärme der Plattform, suchte mit den Fingerspitzen nach Kanten, Spalten, irgendetwas, das nach Weg roch statt nach Sackgasse. Der Gestank aus heißem Schmieröl, verbranntem Isolierband und alten Bohrerresten stand so dicht, dass er die Zunge aufstellte, und jedes Mal, wenn ein Aggregat in der Nähe lastwechselte, fuhren ihm die feinen Nerven am Unterarm wie Saiten zusammen, als wollte sein Körper ihn vor dem warnen, was sein Kopf längst begriffen hatte: Er war allein, abgeschnitten, und draußen schoss irgendwer auf irgendwen, während die falsche Seite der Sonne geduldig auf sie alle wartete. Er zog sich weiter, die Ellenbogen brannten und die Fingerkuppen waren längst taub vor Hitze, als der Wartungsschacht in eine querlaufende Leitung mündete, in der die Paneele vibrierten wie ein schlafloses Tier, und er merkte, wie die Mary Ann ihre Kräfte neu verteilte, als wollte sie entscheiden, wen sie zuerst zerdrücken sollte.

Er zwang seinen Atem in einen flachen Rhythmus, ließ die Panik hinter den Augen wandern, aber nicht auf die Hände, und erreichte einen Nebenknoten, der aussah, als hätte jemand ihn halb demontiert und dann vergessen. Ein Terminal, alt wie ein schlechtes Versprechen. Er klinkte den Port ein, sah die Anzeige aufflackern, eine Sekunde Hoffnung, dann ein hartes Wegdämmern ins Nichts; die Station sperrte ihn aus, nicht einmal elegant, eher beleidigt. Er zog den Stecker, weiter. Ein zweiter Knoten, die Stromversorgung minimal, die Bildröhre flackerte in einem Grün, das an kranke Teiche erinnerte, und wieder dieselbe Antwort: ein Login-Gerüst, das ihn erkannte, um ihn anschließend mit einer höflichen Lüge zu verstoßen. Beim dritten versuchte er nicht einmal mehr, die Kameras zu ziehen; stattdessen lauschte er in das Kabel, als könnte man einen Schrei in Kupfer hören. Nichts als der eigene Puls.

Er zwang die Gedanken zurück auf das, was zählte, und ließ Bilder der Crew aufblitzen wie Markierungen auf einer Karte, die ihm niemand geben wollte: Scythe, der rodianische Messerläufer, der in diesen Gängen so lautlos werden konnte, dass nur die Folgen seiner Arbeit Geräusche machten, Castor, der sullustanische Sprengfuchs, der mit einer Hand Zünder sortierte und mit der anderen eine Flucht plante und dabei nie vergaß, dass Zeit auch ein Sprengstoff war, Spoxx, die twi’lekische Technikerin, die aus Schaltplänen Gebete machen konnte, wenn sie glaubte, niemand sehe ihr dabei zu, Gorshk, der gamorreanische Brecher, der jede Tür zu einer Meinung zwang. Teneb r wusste, dass alle vier irgendwo in dieser Anlage waren, lebendig, tot, verletzt, auf dem Weg zu etwas, das sie noch gar nicht angesteuert hatten, doch wenn er ihnen das Tor nicht öffnete, blieben sie nur Schatten in den Schächten. Der Umbaraner prüfte seinen Griff, zwang die verletzte Schulter ruhig zu werden und suchte die nächste Variable, die seine Haut nicht kostete. Er brauchte einen Vektor, eine Richtung, die mehr war als Flucht, und der Zufall, der auf dieser Plattform selten freundlich war, legte ihm die Rückseite eines abgerissenen Wartungsdeckels vor das Gesicht, auf der die alten Leitungslinien noch als blasse Adern standen, und zwischen zwei Rissen sah er eine Führungsschiene, die nicht tot war. Eine Leitung, die unter den Korridoren weiterlief und in einem Kreis endete, den jede Anlage besaß, wenn sie so tat, als hätte sie einen Mittelpunkt. Das Büro der Stationsleitung, oben im Trakt von Zone A. Die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben, sorgten für eine wahre Explosion innerhalb seiner Synapsen. Rootzugriffe, Sicherheitsprotokolle und Notfallkonsolen, all die großen Hebel, an denen dieselben kleinen Lügen ziehen.

Er schob sich in die Steigleitung, und der Ortswechsel fühlte sich an wie eine neue Art Gefahr, denn hier stieg die Hitze schneller als sein Atem, und die Wände waren so nah, dass sein blass violetter Unterarm an blankem Metall schabte, während er die Knie in Riefen setzte, die schon vor Jahren ausgetreten worden waren. Einmal rutschte er und spürte unter sich keine Tiefe, sondern nur eine andere Enge, und dann ein Geräusch, das nicht in diesen Schacht gehörte, ein leises Anlegen und Lösen, als setzten sich Magnetplatten für einen präzisen Halt auf eine Oberfläche und lösten sich wieder, zwei Takte, die immer gleich blieben, gefolgt von einem kaum hörbaren Summen, das nicht aus einem Motor stammte, sondern von einem Visor, der in hoher Frequenz die Umgebung tastete. Er dachte nicht an Atem, denn das hier war kein Mensch, es war Disziplin auf Beinen, eine Jägerin, die ihre Präsenz verbarg. Teneb ahnte, dass er sie nicht auf eine falsche Fährte gelockt hatte, die Ubese musste ihm über eine Parallelroute irgendwo auflauern, nicht drängend und nicht eilig, sondern so sicher, als sei der Weg zu ihm bereits gemessen. Hätte er in eine andere Richtung gehen sollen, in der sie ihn nicht erwartete? Möglicherweise. Doch konnte er dort auch weder sich noch seiner Crew helfen. Sie hatten eine Mission und die Credits, die sie aus dieser ganzen Aktion versprachen, waren ein Ansporn.

Wartungsschacht Zone B lag hinter ihm wie eine verbrannte Kehle, der Metallgeschmack blieb trotzdem, und als er in die steilere Steigleitung bog, die den Deckenraum des Bürotrakts von Zone A ansteuerte, veränderte sich der Klang der Plattform, die Vibrationen wurden feiner, die Geräusche präziser, kein Wummern mehr aus Bohrfeldern, sondern das trockene Klicken eines Relais und das entfernte Summen kalter Klimakammern. Der Slicer schob sich mit den Unterarmen vor, fühlte, wie seine blass violette Haut an blanken Rippen entlangschabte, und jedes Mal, wenn die alte Isolierung irgendwo aufriss, roch es nach warmem Staub und ozoniger Elektrik. Irgendwo unter ihm setzte etwas magnetisch auf, löste sich, setzte wieder auf, gleichmäßig wie ein Metronom, nicht laut, nur sicher, keine Hast, keine Ungeduld, eher die disziplinierte Annäherung eines Profis, die keine Geräusche braucht, um zu jagen, denn die Ubese kam nicht über denselben Schacht, sie nahm die Route, in der sie ihn vermutete. Lift, Quergang, Tür, und sie tat dies mit einer Selbstverständlichkeit, die Teneb an die stillen Männer auf Umbara erinnerte, die nie rennen mussten, um als Erste anzukommen. Nur Sklaven und Diener mussten sich beeilen. Teneb war ein Sklave seiner Situation, der schnell handeln musste, wenn er weiter in den Genuss kommen wollte die toxische Luft der Mary-Ann 42 atmen zu dürfen.
Mühsam gelangte der Umbaraner in einen Verteilerraum, rund und eng, kaum ein Ellbogen breit. Für einen Moment legte Teneb die Stirn kurz an eine kühle Strebe, bis die Hände wieder taten, was er wollte und das Zittern der Aufregung nachließ und prüfte die nächste Wartungsklappe. Die Verkleidung gab nach, dahinter die niedrige Schwärze des Deckenraums über dem Bürotrakt, rechteckig, staubig, ein Raster aus Balken und Kabelwegen. Die Abdeckung zum Stationsleiterbüro lag zwei Armlängen weiter, sodass er keine Zeit verlieren wollte und sich weiter vortastete. Er hielt daraufhin für einen Moment inne und lauschte, ob der magnetische Tritt im Gang vor dem Büro noch die gleichen Abstände hielt, und schob die Platte dann so weit auf, dass sein Blick eine Linie bekam, die ihn nicht verriet.

Stationsleiterbüro Zone A roch nach altem Kaffee und versengtem Stoff, eine Lampe im Notmodus tauchte die Konsole in bernsteinfarbenes Licht, eine Tasse lag umgestürzt, der Rand als dunkler Halbkreis eingetrocknet. Ein Mantel hing über einer Stuhllehne, der Saum war versengt, daher der Geruch. daneben etwas, das man nicht gern in Büros sah, selbst auf Nkllon nicht: eine Blutspur, nicht frisch, aber entschieden. Niemand im Blickfeld. Niemand, der atmete. Das einzige Geräusch kam aus der Wand, eine alte Lüftung, die einen Ton machte wie ein flüsternder Ventilator in einer Kapelle aus Duraplast.
Teneb blieb weiter im Lüftungs- und Wartungsschacht überhalb des Büros, quasi eine Zwischendecke. Er öffnete die Wartungsblende unter der Konsole im Schacht. Zwei Schrauben gaben nach etwas Überzegungsarbeit seines Multi-Tools nach. Dahinter: Ein Serviceport und ein redundanter Repeater. Genau das, was Spoxx immer „den faulen Bauch“ eines Systems nannte. Teneb klinkte seinen Port ein und nahm sein Datapad, dass nun zum Leben erwachte. Kein Root. Keine Show. Nur Spiegelung.


Die beiden Hauptanzeigen standen offen, nicht freundlich, sondern technisch, ein Statusfenster mit einer Liste aus Sperren und Freigaben, daneben die schematische Übersicht der Plattformbewegung über der Oberfläche von Nkllon. Teneb glitt weiter, bis er lesen konnte, wofür sein Körper ihn hierher geprügelt hatte. Der Slicer sah drei Dinge, die ihn gleichzeitig trafen, so nüchtern, dass sie erst später wie Schreie wirkten.

Die Sicherheitsübersicht spuckte fragmentierte Feeds aus, unruhige Bilder, metallisch und körnig, doch genug, um Gesichter zu ahnen, Scythe, der rodianische Messerläufer, schob sich an einer Trägerstrebe entlang, zwei Wachleute lagen bereits reglos am Boden. Castor hantierte in einer Magazinzone an einer Ladung, die so dicht am Kühlkreislauf hing, dass der Raum bereits atmete Der gamorreanische Brecher versuchte eine Schottentür aufzuhebeln, deren Hydraulik gegen Gorshk zitterte. Spoxx, wiederum spannte in einer Servicebucht Sprungbrücken über entkernte Kabel und schaffte es mit akrobatischer Genauigkeit ihren Wegen zu bahnen. Die Anzeige brach wieder ab, als ob ihm jemand den Blick nicht gönnte, sprang weiter, wieder zurück, nichts blieb lang genug, um Gewissheit zu haben, alles reichte, um Angst zu machen. Doch gleichzeitig war da auch Hoffnung. Sie lebten alle. Noch. Er musste dafür sorggen, dass es auch so blieb und dass sie ihre Mission überlebten würden. Im Bestfall mit mehreren Caches voller Credits. Sein Blick glitt wie ein Suchdroide über die Bildschirmfläche. Im Statusfenster stand eine Sperre, die auf den ersten Blick bürokratisch aussah und auf den zweiten katastrophal:


{“Automatische Bereinigung der Tresorlinie vorbereitet, Bestätigung ausstehend”}

Darunter, in einer eigenen Zeile, ein Hinweis, der die Luft im Raum dünner machte. Repulsorträgerplattform Mary Ann-42 driftet in die Terminatorspur, Korrekturvektor gesperrt, Sonnenfenster in acht Minuten. Der dritte Bildschirm, den er fast übersehen hätte, war weniger dramatisch und gerade deshalb schlimm. Eine aufgezeichnete Warteschlange der Schildschiffe, Störung im oberen Slot, Verzögerung unbekannt, keine Priorisierung für die Mary Ann-42, drunter liefen handschriftliche Notizen in einem Overlay, die Stationsleiter sich gönnen, wenn sie glauben, es liest außer ihnen keiner. Ein durchgestrichenes Wort “Black Sun”, daneben eine Abkürzung, die aussah wie ein Firmenmantel, und ganz unten ein kurzer Anweisungsblock, der die automatische Bereinigung über der Tresore nicht nur erlaubte, sondern nahelegte.

Er bewegte die Abdeckung noch nicht weiter, denn er hörte die Tür des Büros, kaum mehr als ein Hauch in den Scharnieren, irgendwo im Flur setzte dasselbe magnetische Metronom wieder auf, löste sich, setzte auf, jetzt näher und seitlicher, die Ubese (Gantou) würde in einigen Augenblicken im Raum stehen, und sie würde nicht nach Gründen fragen. Sie würde die Linien lesen, die ihre Sensoren ihr legten. Teneb legte zwei Finger an den Rahmen der Klappe, zog die Platte einen Spalt zurück, genug, um im Deckenraum wieder zu verschwinden, und zwang die Schulter still zu bleiben, die gerade schrie. Er durfte noch nicht fliehen, nicht ohne den Hebel zu ziehen, den er immer hatte ziehen wollen, sodass er seitlich an die zweite Öffnung robbte, die in denselben Raum führte, eine Serviceklappe über der Wandkonsole. Dort löste er von innen den Riegel mit dem abgebrochenen Fingernagel und hielt den Atem an, bis der Rastbolzen klickte, dann schob er die Platte an, so leise, dass selbst staubiger Filz kaum raschelte und setzte den Port an, direkt in die Buchse, die nur für interne Teamleitung gedacht war. Er brauchte keine Rootrechte, er brauchte nur das, was die Konsole ihm erlaubte, bevor Gantou im Blickkegel stand.

Die Oberfläche kam hoch, sparsam, sachlich, kein persönlicher Gruß, keine Falle, nur zwei Optionen, die in diesem Raum plötzlich wie Urteile wirkten:


{AKTION NOTWENDIG:
[ Tresorbereinigung bestätigen, um Überdruckschäden zu vermeiden [J/N]]
[Verbindung zum Repulsorträger aufheben, um Drift zu unterbrechen [J/N]]

[ZUSÄTZLICHE AUTORISIERUNG NOTWENDIG]}


Beiden Aufforderung lag ein Ticker bei, die weiche Bewegung einer Linie, die anzeigte, wie die Mary Ann-42 langsam auf ein Magmabecken zu glitt. Als Teneb den Finger hob, um die zweite Option anzufahren, sprang die Überwachung unausweichlich genau auf das, wovor er in den Schächten weggelaufen war: Ein Wärmebild vom Flur, weichgezeichnet, körnig, alles dunkel bis auf einen kompakten Kern in maskierter Höhe und drei kalte Punkte auf dem Boden, die wie kleine Steine aussahen. Die Linie der Tür wurde heller, als ihre Verriegelung im stillen Modus nachgab.

Die Tür zum Büro entriegelte. Kein Knarren, nur das kurze Lösen der Dichtung. Ein schmaler Streifen Notlicht kroch über den Boden und blieb an der umgestürzten Tasse hängen. Teneb lag flach hinter der Wandkonsole, eine Hand am Handgerät, der Port steckte in der Servicebuchse. Auf dem oberen Bildschirm flackerte Servicebucht C-17. Spoxx hockte am Kabel, gelbes Licht fraß sich in den Hintergrund. Das Statusfenster zählte leise und unerbittlich. Tresorbereinigung in sechsundvierzig Sekunden, Korrekturvektor gesperrt, Sonnenfenster in sieben Minuten.
Im Türrahmen stand die Ubese (Gantou). Nicht ganz im Raum, nur so weit, dass die Maske sichtbar wurde. Der Visor war eine dünne, dunkle Linie. Die Blasterpistole entriegelt, bereit. Sie setzte die Füße nicht ab. Die Magnetplatten waren deaktiviert. Ihre Stiefel schwebten eine Handbreit über dem Boden, damit keine Vibrationen in den Raum liefen. Der Lauf schwenkte um Millimeter. Er prüfte Winkel. Er suchte Kanten, die keine Möbel waren.
Teneb hob den Daumen über Korrektur lösen. Das Handgerät verlangte eine zweite Bestätigung. Gleichzeitig sprang die Überwachung im Eckfenster auf den Flur. Wärmebild. Ein kompakter Kern auf Maskenhöhe. Kalt am Boden. Keine Schritte. Nur Präsenz. Die Tür öffnete sich weiter. Ein Schattenrand kroch unter die Konsole.

Auf C-17 blitzte es über Spoxx Schulter auf. Zwei rote Punkte am Kühlkreislauf. Ein leises Knistern im Bild. Das Statusfenster hob den Hinweis an. Eingriff überschreibt Bereinigung. Kurzschlussgefahr in der Tresorlinie.

Das Visorziel der Ubese (Gantou) wanderte auf den Boden. Ein roter Messpunkt streifte die Kaffeekante. Er wanderte weiter, direkt auf die Schattenzone unter der Konsole zu. Teneb hielt den Atem. Seine Hand lag offen neben dem Handgerät. Ein Tropfen Blut löste sich von seinem Unterarm und fiel. Er traf die Konsole als dunkler Stern. Der Messpunkt stoppte. Die Maske drehte sich um die Breite einer Klinge. Die Fortschrittslinie sprang eine Stufe vor. Vierundvierzig Sekunden. Ihr Lauf kippte um einen Hauch ab, genau in die Richtung des Schattens, in dem Teneb lag. Sein Daumen schwebte einen Millimeter über Bestätigen. Spoxx Kopf fuhr im Monitor herum. Gelb wurde heller. Dann setzte die Ubese (Gantou) ganz langsam die Stiefel ab. Der erste Ton der Magnetplatten klickte in den Raum. Genau in diesem Moment piepte die Konsole einmal. Eine neue Sperre schob sich über beide Optionen. Teneb sah nur zwei Wörter auf dem Display aufleuchten.


{Zugriff blockiert.}

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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | In den Gängen auf dem Weg zum Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask in Wartungsschächten in der Nähe


Die Ubesin erreichte ein Schott und tippte zwei Befehle in das danebenliegende Terminal ein. Der erste startete ein weiches, hintergründiges Brummen. Gantou nickte zufrieden, das anti-Schwerkraftfeld des stillgelegten Erzlieferschachtes schien zu funktionieren. Der zweite Befehl öffnete den Schott und gab den Weg in den schnörkellosen, gut zwei Meter durchmessenden Schacht frei. Sie kniete nieder und aktivierte die Elektromagneten in ihren Stiefeln. Dann trat sie in den Schacht. In der plötzlichen Schwerelosigkeit zwang sie sich, nicht reflexartig mit den Armen zu rudern. Stattdessen brachte sie einen Fuß in die Nähe der Wand und die Stiefel hafteten mit einem dumpfen Pochen. Kontrolliert setzte sie einen Schritt nach dem anderen, nach oben zu Zone A. Sie hätte auch in der Schwerelosigkeit durch den Schacht schweben können, aber sie hatte wenig Erfahrung unter null-G Bedingungen und außerdem glaubte sie nicht, dass die Ratte sich sehr schnell in den engen Wartungsschächten bewegen konnte.

Während sie aufstieg, drang der urtümliche Lärm aus den Tiefen der Station den Erzschacht herauf. Mit einem Knopfdruck aktivierte sie vorübergehend das Kom, um zu hören, wie es weiter unten lief.

Die Lage schien vorerst wieder ruhiger zu sein. Zwar hatte man den Kontakt zu einer Gruppe des Personals verloren, aber die Eindringlinge waren wieder verschwunden. Was selbstverständlich nicht bedeutete, dass sie wirklich weg waren. Es war sogar mit Sicherheit schlechter, wenn man nicht mehr wusste, wo der Feind war. Aber zuerst musste sie diese Ratte hier fangen. Denn das leiseste Ungeziefer war am Ende oft das gefährlichste.

Auf Zone A gelangte sie durch eine kleine Klappe, ursprünglich zur Entnahme von Erzproben, auf den Flur, der nach zwei Biegungen zum Büro des Stationsleiters führte. Und damit zum oberen Ende des Wartungsschachtes, in dem die Ratte herumkroch.
Sie machte einen Schritt und zögerte. Irgendetwas fühlte sich anders an. Wahrscheinlich lag es an der kurzen Zeit in Schwerelosigkeit. Aber irgendetwas anderes stimmte nicht. Mit der Station. Vorsichtig tat sie noch ein paar Schritte. Dann wusste sie, was es war. Die Repulsoren korrigierten nicht. Die Route der Mary-Ann 42 war fest geplant. Nicht nur, um die ergiebigsten Erzadern zu befliegen, sondern auch um verschiedenen Hindernissen oder Gefahren auszuweichen. Hinzu kamen atmosphärische Strömungen und die eigenartige Rotation des Planeten. Alles zusammen führte dazu, dass die Repulsoren der Station mehrmals in der Minute einen kleinen Korrekturschub vollführen mussten, um die Station auf Kurs zu halten. Niemand, der länger als ein paar Tage hier war, nahm es noch wahr, und jeder der nur kurz hier war, hielt es für irgendeine Vibration, die in all den anderen kleinen Vibrationen unterging. Aber jetzt fehlte dieses wiederkehrende Phänomen. Hier, auf der ruhigeren Zone A war es deutlicher. Gantou konnte nicht sagen, wie lange die Repulsoren schon nicht mehr korrigierten, aber es konnte nichts Gutes bedeuten.
Zur Sicherheit schaltete sie ihre Haftmagneten nicht ganz ab, sondern beließ sie auf geringster Stufe. So würde sie eine plötzliche Erschütterung, sei es durch ein Wiedereinsetzen der Korrekturen, oder durch ein Hindernis, in das die Plattform krachen könnte, nicht so hart treffen.

Langsam und aufmerksam ging sie durch den Gang, erst vor kurzem war sie hier mit Nick Kage hier durchgekommen. Als sich das Chaos bereits angebahnt hatte. Jetzt lag der Korridor im Dämmerlicht der Notbeleuchtung verlassen da. Sie dachte nach. Sie versuchte schlau zu werden aus dem, was gerade passierte.
Zuerst waren zwei Sicherheitscrews gleichzeitig eingetroffen, wobei man bei der einen nicht von einer „Crew“ sprechen konnte. Ein schwertschwingender Irrer, der aussah und sich verhielt, als hätte man ihn auf den unteren Ebene Coruscants aus dem Kanal gezogen. Und dann, kurze Zeit später traf noch eine Sicherheitscrew ein. Was unausweichlich zu einem Konflikt führt.
In derselben Zeit verschaffen sich mehrere Eindringlinge Zugang zu den unteren Zonen. Mindestens einer davon versucht, sich in die Systeme der Plattform zu slicen. An sich war es ein guter Plan. Oben für Ablenkung sorgen, mit Droiden als Kanonenfutter, während weiter unten der eigentliche Zugriff stattfand. Aber zwei Dinge waren unstimmig: Warum mit so hohem Personal- und Logistikaufwand? Drei verschiedene Schiffe? Und dann stimmte das Timing doch nicht ganz, oder? Warum waren die Eindringlinge weiter unten so schnell aufgeflogen? Waren sie zu früh gekommen, bevor der Kampf oben alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Und die noch viel wichtigere Frage war: Wie kam sie hier bestmöglich heraus. Noch immer war sie nicht bereit, ihren ursprünglichen Plan aufzugeben und die Plattform für die Black Sun in Besitz zu nehmen.

Aber zuerst das Ungeziefer. Sie näherte sich der Tür des Büros. Keine verräterischen Geräusche. Sie ließ den Blick über die Decke des Korridors schweifen und rief sich mental das Bild des Schachtsystems ins Gedächtnis. Der Wartungsschacht verlief hier direkt über dem Gang. Langsam griff sie tief in eine ihrer Anzugtaschen. Vielleicht war es besser, die Ratte zu fangen. Sie musste mehr über diesen Angriff wissen. Auch um ihren eigenen Plan weiterverfolgen zu können. Dieser Slicer würde vieles wissen. Das hatten Slicer so an sich.

Sie holte eine kleine Elektroimpuls-Mine heraus, eine flache runde Scheibe, so klein, dass man sie in der Hand verbergen konnte. Sie erhöhte die Impulsstärke so weit, dass sie bei Auslösung den Wartungsschacht an dieser Stelle unter Strom setzen würde. In der Regel wäre jedes organische Wesen in dem kurzen Schockfeld dann für mindestens kurze Zeit bewusstlos. Das war schwer kalkulierbar. Natürlich konnte der Impuls auch zum sofortigen Tod führen, aber das war in dieser Situation nicht übermäßig schlimm.
Auslösung durch Vibration war hier sinnlos, weil die Station ständig vibrierte. Deshalb stellte sie die kleine Mine synchron mit ihrem Zündsender auf Fernzündung und befestigte sie an der Decke des Korridors. Dann wandte sie sich der Bürotür zu. Den Zugangscode hatte sie. Die Verriegelung klackte sehr leise, aber durch die Audioverstärker ihres Helms doch hörbar. Langsam schob sie mit der einen Hand die Tür auf, während sie mit der anderen die auf Betäuben eingestellte Blasterpistole schussbereit hielt. Der Raum war dunkel, aber die Konturen der Möbelstücke waren ihr vertraut. Auf den ersten Blick schien alles so, wie sie das Büro verlassen hatten. Die Spuren der Konfrontation zwischen Nick Kage und diesem Darth Sikarius waren noch sichtbar. Hinter dem Schreibtisch, halb verborgen vom Stuhl, befand sich eine Wandkonsole, deren winziges Statuslicht unregelmäßig flimmerte. Ein Zeichen dafür, dass sie aktiv war? Dennoch war der Bildschirm dunkel. So ein Terminal wäre mit Sicherheit das Ziel für einen Slicer.

Gantou überlegte fiebrig. Falls die Ratte hierherkam, dann über den Wartungsschacht in der Decke. Durch Spalten oder Risse könnte sie Gantou sehen, ohne, selbst gesehen zu werden. Gantou wäre ein leichtes Ziel. Wenn sie allerdings zu lange zögerte, hätte der Slicer vielleicht genug Zeit, sich ins System zu slicen und zu tun, weshalb er hergekommen war. Es wäre klug, vorsorglich diese Wandkonsole zu deaktivieren. Sie glaubte, den entsprechenden Knopf unter der Statusdiode zu erkennen. Aber dafür musste sie den Raum durchqueren. Noch einmal hielt sie inne und horchte konzentriert. Nichts war zu hören, bis auf das unrunde Rauschen des Ventilators.

Es war an der Zeit, die Strategie zu ändern. Den Fluchtweg konnte sie rösten und bisher war die Ratte die ganze Zeit nur geflohen. Mit einem kräftigen Stoß schob sie die Tür auf und rannte durch das kleine Büro, während sie versuchte, die Decke im Auge zu behalten. Der Bürostuhl krachte in die Wand, als sie ihn beiseitestieß, um an die Wandkonsole zu kommen. Mit der Pistole in die Ecken der Decke zielend drückte sie den Knopf an der Konsole, ohne ganz sicher zu sein, ob es überhaupt der richtige war.



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Der Raum atmete Stille, aber es war eine Stille, die nichts Beruhigendes hatte. Sie war angespannt, elektrisch, voller Drohung. Ein Büro, das schon bessere Tage gesehen hatte: schmale Wände aus grauem Durastahl, hier und da von Rost gefressen, der Tisch schwer und kantig, die Konsole eingelassen in die Wand, als sei sie ein Herz, das nur noch unregelmäßig schlug. Der Geruch von verbranntem Kunststoff lag in der Luft, vermischt mit Staub und kaltem, abgestandenem Kaffee. Ein Stuhl war achtlos gegen die Wand geknallt, Holzsplitter und Metall lagen wie Schrapnell auf dem Boden verstreut. Teneb Dask hockte verkrümmt hinter der Wandkonsole, kaum mehr als ein Schatten in der engen Ausbuchtung, die eigentlich für Kabel gedacht war. Er war eingeklemmt zwischen Metallrippen und Leitungen, seine Schultern gepresst, als wollte die Station ihn verschlingen. Sein Herz trommelte gegen die Rippen, so hart, dass es ihn fast verriet. Jede Bewegung, jeder Atemzug konnte zu laut sein und die Ubese im Raum auf ihn aufmerksam machen. Er musste die Luft flach halten, damit seine Anwesenheit nicht durch das Gitter an die Außenwelt drang.

Auf seinem Handgerät flackerte das Display. Die Worte darauf brannten sich tiefer ein als jeder Laut, den er hörte: Tresorbereinigung in Vorbereitung. Korrekturvektor gesperrt. Sonnenfenster: sieben Minuten. Eine Stunde und sieben Minuten bis zur Katastrophe. Die Mary-Ann 42 driftete, nicht harmlos, nicht korrigierbar, sondern in die Terminatorspur, dorthin, wo Nkllons Sonne gnadenlos auf die Oberfläche brannte. In wenigen Minuten würde diese Plattform, ihr rostiger Leib und alle, die sich auf ihr befanden, in einem Lavameer vergehen.
Die Ubese betrat den Raum mit der Selbstverständlichkeit einer Jägerin, die sich längst sicher war, dass ihre Falle zugeschnappt war. Ihr Helm drehte sich minimal, das Visier war eine schwarze, undurchdringliche Linie, die keine Emotionen preisgab. In der Hand hielt sie ihre Pistole, tief geführt, aber schussbereit, und in ihrer Körperhaltung lag eine Kälte, die Teneb mehr lähmte als jedes Blasterfeuer. Der Bürostuhl krachte gegen die Wand, als sie diesen achtlos beiseitestieß. Das Geräusch hallte in der Enge nach und ließ den Staub in den Schlitzen des Schachts erzittern. Teneb presste die Stirn gegen das Metall, so fest, dass es wehtat, nur um das Zittern seines Körpers zu zügeln. Er spürte, wie der Staub in seine Lunge kroch, kratzend, brennend. Er wagte nicht, zu husten.

Ihre Handschuhe kratzten über die Konsole. Metall auf Metall, ein Laut, der ihn zusammenzucken ließ. Dann das Klicken eines Knopfes. Das Handgerät des Umbaraners war noch immer mit der Wandkonsole verbunden, sodass die Vorgänge auf seinen Bildschirm gespiegelt wurden. Die Anzeigen vor ihr flackerten, Linien verzogen sich, Fehlercodes blitzten auf, rote Symbole blinkten im Takt wie ein Herzschlag. Sie wusste, dass hier etwas nicht stimmte. Sie ahnte wohl, dass der Slicer nicht weit war. Vielleicht direkt hier. Vielleicht hinter diesem Blech.

Teneb hielt den Atem an. Noch ein Laut, und der Visor würde sich auf ihn legen wie eine Klinge. Sein Herz wollte ihn verraten, aber sein Verstand hielt ihn fest. In ihm tobte der Konflikt: bleiben, warten, hoffen – oder handeln. Doch jede Sekunde, die er schwieg, war eine Sekunde, die die Plattform tiefer in den Abgrund rollte.
Er sah die Worte wieder, auf dem flackernden Handgerät: Sonnenfenster: Eine Stunde und sechs Minuten, vier Sekunden. Die Crew wusste nichts. Scythe, irgendwo in den Korridoren, Messer blitzend im Gefecht. Castor, der Sullustaner, mit seinen Zündsätzen, zu nah an den Kühlleitungen. Spoxx, die Twi’lek, tief im Kabelwerk, mit Schraubenschlüssel und Wahnsinnsideen. Gorshk, der Gamorreaner, der jede Tür mit roher Gewalt aufbrach. Sie alle kämpften, und sie alle kämpften vergeblich, wenn er jetzt schwieg.

Er wusste, dass er jetzt keine Chance mehr hatte, unsichtbar zu bleiben. Er riss die Verkleidung auf, zwängte sich hoch in den Deckenschacht. Es war kein eleganter Aufstieg, sondern ein Krampf. Metall schabte an seinen Armen, riss Haut auf, die Schulter stieß gegen eine Rippe, Schmerz explodierte in seinem Körper. Der Staub schnitt ihm die Kehle auf, jeder Atemzug war ein brennendes Messer. Doch er musste hoch, weiter, weg von ihr.
Mühsam zog sich der Umbaraner keuchend an den kalten Streben des Deckenschachts hoch. Jeder Griff war ein Kampf gegen das Metall, das seine Haut aufriss, jeder Atemzug ein brennendes Messer in der Kehle. Hinter ihm hallte das rhythmische Aufsetzen der Magnetplatten, kein Lärm, sondern ein Versprechen. Die Geräusche, die er machte hatten ihn verraten, jetzt kam es darauf an schnell zu sein. Der Helm fuhr herum. Das Visier fixierte die Wand. Kein Zucken. Kein Zeichen von Überraschung. Nur Fokus.
Dann gellte ein Schuss. Blasterfeuer zischte in den Schacht hinein, grelles Licht riss die Dunkelheit auf, sengte die Wände knapp neben ihm. Der Knall vibrierte durch das Blech, heißer Rauch schlug ihm entgegen. Er presste sich weiter nach oben, die Finger taub, der Körper ein Schatten im Feuerkorridor. Die Ubese schoss nicht, um zu treffen, sie schoss, um ihn in Bewegung zu zwingen. Ein Nexu und Womp-Ratten Spiel.

Seine Stimme brach die Stille, rau, voller Staub und Verzweiflung.
„Wenn du mich jetzt stoppst, stirbst du mit uns allen!“ schrie er aus der Wand heraus. „Die Plattform driftet wir stürzen in ein Lavafeld, verdammt!“

Er zwang sich weiter, noch eine Strebe, die Hände krampfend, der Körper rebellierend. Hinter sich hörte er wieder das Aufsetzen der Magnetplatten. Kein Lärm. Kein Hast. Schritt für Schritt. Direkt unter ihm. Er konnte sie nicht sehen, aber er fühlte sie, wie man das Raubtier spürt, das in der Dunkelheit lauert. Dann das Klicken. Ein Geräusch, das so klein war, dass es leicht zu überhören gewesen wäre. Doch Teneb konnte es nicht deuten. Bevor er zuordnen konnte, woher das Geräusch kam, sah er den Auslöser dessen, verstand aber erst was er da sah, als es zu spät war. Eine kleine Scheibe, kaum größer als eine Handfläche, irgendwo an einer Strebe befestigt. Unsichtbar und unscheinbar. Dann kam der Impuls. Kein Blitz. Kein Donner. Nur Strom. Kalt, gnadenlos, wie Finger aus Eis, die in seinen Körper griffen. Seine Muskeln verkrampften, er keuchte, doch kein Laut kam heraus. Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, das Herz raste und stolperte. Er klammerte sich noch an die Strebe, krallte die Hände in das Metall, aber die Kraft wich aus ihm.

Der Schachtboden unter seinem zusammensackenden Gewicht nach. Das Blech, morsch und spröde, riss kreischend auf. Metallteile flogen, ein gleißender Riss zog sich durch die Dunkelheit. Teneb stürzte hindurch, schwer, schlaff, hilflos. Sein Körper krachte auf den Boden des Büros, Staub und Schmutz wirbelten auf. Der Aufprall riss ihm den letzten Rest Bewusstsein fort.Das Handgerät schlitterte über den Boden, blieb im Licht der Konsole liegen. Auf dem Display flackerte noch ein letztes Mal: Korrekturvektor gesperrt. Sonnenfenster: Eine Stunde und vier Minuten.
Der Slicer lag ausgestreckt im Staub, reglos, ein grauer Schatten im bernsteinfarbenen Notlicht. Das Echo seines Sturzes verklang, und in der Stille blieb nur das Geräusch, das ihn schon seit Minuten verfolgte: das kalte, präzise Aufsetzen von Magnetplatten. Schritt für Schritt. Näher.

Wie durch einen Schleier bekam Teneb noch mit, wie die Ubese an ihn herantrat. Geräusche konnte er keine hören, seine Ohren waren von einem schrillen Geräusch eingenommen, dass sich in sein Stammhirn bohrte. Der Helm neigte sich, das Visier glitt über ihn. Die Pistole in ihrer Hand war ruhig, sicher, unbeirrbar. Kein Wort. Kein Zögern. Nur die Sicherheit der Jägerin, die wusste, dass die Womp-Ratte endlich in ihrer Falle lag.


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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask im Wartungsschacht

Gebückt ging sie hinter dem Schreibtisch in Deckung und warf einen Blick auf die kleine Statusdiode der Wandkonsole. Das flimmernde Licht veränderte für ein paar Sekunden die Farbe, wechselte dann aber zurück und blitzte weiter, als wäre nichts geschehen. Gantou schluckte einen Fluch hinunter. Sie kannte sich mit solchen Dingen einfach zu wenig aus. Aber einen anderen Knopf konnte sie nicht erkennen. Dann begann sich etwas hinter der Wand direkt neben ihr zu bewegen. Von hinter der Wandverkleidung oberhalb der Konsole erklang ein Wetzen, wie wenn Stoff mit Kraft über Metallkanten gezogen wurde. Die Ubesin grinste breit. Die Ratte bewegte sich. Nicht mehr leise, sondern hektisch. Sie selbst wich langsam zwei Schritte von der Wand zurück. Der ungebetene Gast erreichte offenbar den Wartungsschacht über der Decke. Staub wirbelte durch die Ritzen der Verkleidung und tanzte im Visierstrahl ihrer Pistole. Es war Zeit, die Falle zuschnappen zu lassen. Dann würde sie sich in Ruhe um den Schaden kümmern, den das Ungeziefer vielleicht angerichtet hatte. Sie lauschte auf die Position des Fliehenden. Wenn sie ganz genau hinhorchte konnte sie sogar den gepressten Atem hören. Die Person schien nicht mal eine Atemmaske zu tragen. Mit dem Daumen schaltete sie die Pistole von Betäubung auf Blasterfeuer um und setzte dann einen Schuss knapp hinter den Slicer. Der Knall des aufschlagenden Plasmas zerriss kreischend die Stille. Kaum war er verklungen, hörte Gantou eine krächzende, bemitleidenswerte Stimme:

„Wenn du mich jetzt stoppst, stirbst du mit uns allen! - Die Plattform driftet, wir stürzen in ein Lavafeld, verdammt!“

Stoppen war relativ. Bedächtig tastete sie in ihrer Anzugtasche nach dem Zünder. Sie wartete noch drei lange Sekunden, bis die Ratte die richtige Stelle erreicht hatte. Dann drückte sie mit einem leisen Klicken. Nur ein eindringliches, elektrisches Knistern und ein kurzes Aufblinken der kleinen Mine an der Decke zeigte an, dass der Eindringling im Wartungsschacht gegrillt wurde. Dann riss die Verankerung der Deckenplatte und in einen Schleier aus jahrealtem Staub gehüllt, krachte ein Körper auf den harten Büroboden.

Vorsichtig beugte sich die Söldnerin über ihr Opfer. Sie konnte nicht genau sagen, um welche Spezies es sich handelte, aber definitiv humanoid. Blassbläuliche Haut, die Augen unter den flackernden Lidern farblos. Der Körper steckte in einem unscheinbaren Schutzanzug, der schon mehrmals geflickt war, und trotzdem zahllose Risse und Löcher aufwies. Der Typ sah jetzt schon halb tot aus, während er in die Bewusstlosigkeit hinüberdämmerte.

Ein Datapad war ihm aus der Hand gefallen und klappernd über den Boden geschlittert. Behutsam nahm sie es mit ihrer behandschuhten Hand auf. Es handelte sich um ein sehr robustes Modell mit verschiedensten Steckerbuchsen. Ein Kabel hing noch daran, das andere Ende lose. Wahrscheinlich hatte er es benutzt, um sich mit dem Wandterminal zu verbinden. Der Bildschirm flackerte in Gelb und Rottönen. Sie erkannte das Statussystem der Mary-Ann 42. Darauf eine Warnmeldung:


Korrekturvektor gesperrt. Sonnenfenster: Eine Stunde und vier Minuten.

„Tatun Yatoy natay!“
, entfuhr ihr der schlimmste Fluch auf Ubesisch, den sie kannte. Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Repulsoren hatten aufgehört, den Kurs zu korrigieren. Der Typ hatte mit seiner Drohung Recht gehabt.
Aber so erschreckend die Warnmeldung war, so schnell verschwand sie. Das Display erlosch und ließ den Raum wieder in Dunkelheit zurück. So als wäre die Erkenntnis nur schlechter ein Traum gewesen.

Aber Gantou war keine Träumerin. Und eine Stunde und vier Minuten waren wahrscheinlich genug Zeit, um die Katastrophe abzuwenden. Aber sie würde Hilfe brauchen. Jemanden, der sich mit so etwas auskannte. Stationsleiter Andrew Cullins war die naheliegendste Wahl. Aber das brachte Gantou selbst nicht weiter. Ihr eigener Plan hatte vorgesehen, eben diese Situation hervorzurufen: Die kleinen Sprengsätze sollten die Repulsoren außer Kraft setzen, sodass die Station stehenblieb und unweigerlich in die Tag-Phase kommen würde. Nur Sie hätte die Schäden verorten können und schnell genug reparieren können, um dieses Schicksal abzuwenden. Sie hätte die gesamte Besatzung und die Station als Geisel genommen, um Cullins zu zwingen, den Hauptcode umzuschlüsseln, auf alleinigen Zugriff durch die Black Sun. Danach hätte sie Cullins und alle, die loyal zu ihm waren, in einen Frachtraum gesperrt und auf die neue Stationsleitung der Black Sun gewartet. Und auf ihre Bezahlung.

Nun driftete die Mary-Ann ihrer Zerstörung entgegen, ganz ohne Gantous Zutun. Nur war nicht sie es, die die Kontrolle hatte. Und Cullins war nicht dumm, er würde keine Zugeständnisse machen, solange er derjenige war, der auch das Problem beseitigen konnte. So funktionierte keine Erpressung.

Gantous Blick wanderte über den geschundenen Körper des halbtoten Slicers vor ihr. Er hatte gerade noch angedeutet, dass er die Station retten konnte.


„Chuba…(verdammt)“

Die Ubesin ging ruhig zur Tür und verriegelte sie von innen. Danach trat sie zum Schreibtisch, zog mehrere Laden auf, bis sie ein flexibles Kabel gefunden hatte. Dann kniete sie vor dem Bewusstlosen nieder und band seine Handgelenke streng zusammen. Sie rückte einen Stuhl näher, um darauf zu steigen und ein Deckenpaneel herauszuschlagen. Mit großer Anstrengung zerrte sie den schlaffen Körper nach oben, bis sie die Kabelfessel in einen Haken der Deckenverkleidung hängen konnte. Der Slicer hing nun an seinen Armen so in der Luft, dass seine baumelnden Stiefelspitzen knapp den Boden berührten. Das war auf Dauer sicher schmerzhaft in den Schultern und Handgelenken. Aber das war Gantou nur recht. Und gerade spürte er sowie so nichts.

Sie zog sich den Stuhl so hin, dass sie ihrem Opfer gegenübersitzen konnte. Dann ging sie zu dem kleinen Beistelltischchen, auf dem noch Cullins Kaf-Kanne stand. Es war noch eine gute Tasse drin, mittlerweile kalt. Also, kalt, für Nkllon-Verhältnisse. Mit Schwung schüttete sie den Inhalt dem Typen ins Gesicht.


„Hey, Kung (Abschaum)! Du hast genug geschlafen!“ Immer wenn Gantou laut sprach, was sehr selten vorkam, weil es ihr Schmerzen bereitete, schlich sich ein scharfes Zischen in ihre raspelnde Stimme. Es klang bedrohlich, was für die Situation durchaus passend war.
Es dauerte einige Sekunden, bis der gefesselte blinzelnd zu sich kam. Die Ubesin hockte sich bequem auf den Stuhl, während sie ihm zusah. Das Erste, was er von sich gab, war ein heißeres, schmerzvolles Stöhnen. Er wand sich auf eine komische Weise, er schien irgendein Problem mit seiner Schulter zu haben. Gut!


„Ich nehme deinen Vorschlag an. Richte den Korrekturvektor wieder ein. Und ich lasse dich laufen.“

Sie hob das Datapad des Slicers präsentierend hoch und warf es ihm dann in den Bauch, wo es abprallte und zwischen seinen strauchelnden Beinen auf den Boden klapperte.

„Aber erst, wenn ich den Stationsleiter überzeugt habe, die Zugangscodes der Station auf die Black Sun zu überschreiben.“


[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask aufgeknüpft
 
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Die Dunkelheit, die ihn verschluckt hatte, war kein sanfter Schlaf, sondern ein Abgrund aus Strom und Schmerz. Erst war da nichts – keine Gedanken, kein Gefühl, nur ein dumpfes Dröhnen, als hätte ihm jemand die Welt selbst aus den Gliedern geprügelt. Dann kam die Kälte zurück, und mit ihr das Brennen. Teneb Dask keuchte, doch der Laut blieb zwischen zusammengebissenen Zähnen stecken. Seine Schultern fühlten sich an, als hätten sie sich aus den Gelenken gelöst, und jeder Atemzug war, als drückte ihm jemand einen scharfen Stein auf die Brust. Er hing. Seine Handgelenke waren nach hinten verdreht, mit einem Kabel hochgezogen, so straff, dass die Finger längst zu kribbeln begonnen hatten. Die Schwere seines Körpers zerrte an den Armen, ließ jeden Herzschlag zu einem hämmernden Schmerz werden. Staub klebte in seinem Gesicht, und über ihm klapperte leise ein loses Paneel, das noch von seinem Sturz erzählte. Der Raum war stickig und ohne die Atemmaske, die er irgendwo auf dem Weg durch die Schächte verloren hatte, brannte jeder Atemzug unangenehm chemisch. Kaltes Licht sickerte aus der Wandkonsole, die in unregelmäßigen Intervallen flackerte, wie ein Herz, das nicht wusste, ob es weiter schlagen wollte. Der Geruch von verbranntem Plasteel, Schweiß und verschüttetem Kaf hing in der Luft. Und darunter, fast unerträglich nah, war sie.

Die Ubese.

Ihr Helmvisier ruhte auf ihm, unbeweglich, unnahbar. Er konnte ihre Augen nicht sehen, aber er spürte das Gewicht des Blicks, das ihn wie eine Klinge fixierte. Sie saß auf dem Stuhl, den sie sich zurechtgerückt hatte, die Pistole locker auf dem Schoß, die Haltung einer Jägerin, die wusste, dass die Beute keinen Fluchtweg mehr hatte. Die Nexu-Womp-Ratten Hast war zu seinen ungunsten ausgegangen.
Teneb zwang sich, nicht sofort zu sprechen. Nicht sofort schwach zu wirken. Die Erniedrigung fraß sich in ihn: Er, der gelernt hatte, Systeme zu durchschauen, Menschen zu zerlegen wie Rätsel, hing wie ein Tier in einem Netz. Gefesselt. Gebrochen. Vorgeführt. Es war nicht der Schmerz, der ihn am meisten peinigte, sondern die Kontrolle, die jemand anders über ihn gewonnen hatte. Kontrolle war immer das Wort, das ihn am tiefsten schnitt.
Er erinnerte sich an Umbara, an die kalten Korridore, in denen er der „stille Bruder“ war, der Übersehene, das Schachstück, das nur bewahrt wurde, weil es für später nützlich sein konnte. Damals hatte sein Vater entschieden, ob er leben durfte. Jetzt entschied es diese Söldnerin, deren Atem er nicht einmal hören konnte. Wieder eine Fremde, die die Zügel hielt, während er am Haken hing. Der Gedanke brannte in ihm, tiefer als die Schmerzen in seinen Gelenken.

Ein Schwall kalter Flüssigkeit riss ihn endgültig ins Bewusstsein zurück. Es war abgestandener Kaf, der ihm über Gesicht und Hals lief. Bitter und schal schmeckte das Gebräu, als er sich die trockenen, rissigen Lippen reflexartig mit dem Kaf zweifelhafter Güte benetzte. Er hustete, wand sich, und der Schmerz in seinen Schultern explodierte erneut. Ein Laut entrang sich seiner Kehle, heiser, gequält und voller Gram. Ein Zeichen von Schwäche und genau das hasste er am meisten.


„Hey, Kung! Du hast genug geschlafen!“ Ihre Stimme zischte, rau, metallisch, mit diesem schneidenden Ton, den die Ubese-Masken jedem Laut verliehen. Es klang nicht wie eine Drohung, sondern wie ein Urteil.

Teneb hob langsam den Kopf, die Lider flatterten. Er brauchte einen Moment, um den Raum wieder scharf zu sehen. Der Schreibtisch. Die Konsole. Der Stuhl, auf dem sie saß. Und das Datapad, das sie ihm an den Bauch geworfen hatte und das nun zwischen seinen Beinen auf dem Boden lag. Sein Datapad. Sein Werkzeug. Sein letzter Rest an Kontrolle, in ihren Händen gewesen.


„Ich nehme deinen Vorschlag an“, fuhr sie fort, das Zischen noch immer in ihrer Stimme. „Richte den Korrekturvektor wieder ein, und ich lasse dich laufen. Aber erst, wenn ich den Stationsleiter überzeugt habe, die Zugangscodes der Station auf die Black Sun zu überschreiben.“

Ihre Worte schnitten in die Stille wie ein Messer. Black Sun. Tenebs Nacken spannte sich, als hätte ihn jemand geschlagen. Erinnerungen huschten ungebeten durch sein Bewusstsein. Gerüchte auf Kijimi, verschlüsselte Transaktionen, Geschichten über Schiffe, die niemals wieder aus den Schatten zurückkehrten. Die Schwarze Sonne war kein Name, sie war ein Echo. Ein Syndikat, das wie ein unsichtbares Netz durch die Galaxis kroch, kalt, geduldig, und jeden einsammelte, der nicht aufpasste. Bislang war die Mission für Teneb „nur“ ein dreckiger Auftrag, einer von vielen. Credits, Chaos, eine Gelegenheit, Systeme auszutricksen und mit seiner Crew einen Vorteil zu erlangen. Doch durch die Worte der Ubese fällt die Maske: Das Ganze ist kein isolierter Coup. Die Black Sun selbst ist involviert. Für Teneb ist das wie das Aufflackern einer neuen, dunklen Sonne über seinem Leben.

Er hing reglos, nur die Augen fixierten das Visier der Ubese. Innerlich jedoch knirschten die Gedanken. Natürlich. Hinter jedem dieser verdammten Jobs stand jemand Größeres. Die Black Sun. Er war nie Teil ihrer Ordnung gewesen und doch zogen sie jetzt Fäden, die ihn umschlangen. Ein Gefühl, das er kannte, das er hasste. Wieder eine Macht, die über ihm stand, die ihn zum Werkzeug machen wollte. Er hing, gefesselt, erschöpft, aber dieser Name machte ihn wacher als jeder Schmerz. Natürlich steckte mehr dahinter. Natürlich war es nie nur ein Job für ein paar verzweifelte Corpo-Konten. Auf Umbara hatten sie einen Fluch genannt: Man könne der Sonne nicht entkommen, weder der echten noch der schwarzen.
Und jetzt hing er hier, ein Werkzeug, das man so lange am Leben ließ, wie es passte. Genau das, was er immer verachtet hatte. Gantou war mehr als nur eine Söldnerin. Sie war ein Spiegel. Sie zeigte ihm, was aus ihm werden konnte, wenn er die falsche Wahl traf: Ein Jäger im Dienst einer Ordnung, die nichts übrig ließ außer Gehorsam und Blut.

Der Umbaraner hing da, das Gesicht tropfend, der Körper ausgelaugt, und er wusste: Sie glaubte, ihn gebrochen zu haben. Für sie war er jetzt nur noch ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck. Ein Gefangener, den man genauso lange am Leben hielt, wie er nützlich war. Doch Teneb Dask hatte in seinem Leben gelernt, dass er gerade in solchen Momenten seinen gefährlichsten Zug spielen konnte. Nicht Stärke, nicht Gewalt, sondern Zweifel. Er musste sie testen. Er musste herausfinden, was sie wollte, wie weit sie schon geplant hatte. Und er musste ihr zeigen, dass er nicht das Opfer war, für das sie ihn hielt, sondern ein Spiegel, in dem sie sich selbst sehen konnte.

Langsam hob er den Kopf, zwang seine Augen, den Visor zu fixieren. Er ließ ein schwaches, bitteres Lächeln über sein Gesicht huschen. Es tat weh, die Lippen zu bewegen, aber das war ihm egal.


„Laufen lassen?“ Seine Stimme war rau und brüchig. Einem Repulsorantrieb, dessen Coaxium beinahe gänzlich verbraucht war und in einem Anflug von Selbstwahrnehmung streiken wollte und daher nur erstickte Startgeräusche von sich gab. Doch das Zischen des Sarkasmus war unüberhörbar. „Du meinst wohl, mich lange genug hängen zu lassen, bis dir einfällt, dass du mich nicht mehr brauchst.“

Er hielt inne, ließ den Satz in der Luft stehen. Sein Herz schlug schneller, aber er zwang seine Stimme, ruhig zu bleiben.

„Weißt du, was das Problem mit deinem Plan ist?“ Er blinzelte langsam, bewusst, um den Eindruck von Gelassenheit zu verstärken, auch wenn sein Körper schrie. „Er klingt nach Kontrolle. Nach Macht. Aber in Wahrheit bist du genauso gefangen wie ich. Du hast gesehen, was das System gesagt hat. Die Plattform driftet. Dein Druckmittel? Weg. Und wenn Die Stationsleitung klüger ist, als diese aussieht, dann weiß er es längst.“

Seine Worte hallten durch den Raum, leise, aber klar. Er testete sie. Beobachtete, ob sie reagierte, ob sie die Pistole hob, ob sie den Kopf schief legte.In seinem Inneren tobte es. Er hasste den Schmerz, er hasste das Gefühl, dass er hing wie ein Tier. Aber er wusste, dass er sich nicht brechen lassen durfte. Wenn er sich selbst noch als Werkzeug begriff, war er verloren. Wenn er ihr aber zeigte, dass er trotz der Fesseln noch immer das Spiel verstand, konnte er vielleicht Zeit gewinnen. Und Zeit war das Einzige, was er jetzt brauchte. Für sich, für die Crew, für das, was noch kam.

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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Landeplattform ] Leto, und Nick, und Gantou und Teneb, sowie (NPCs) Andrew Cullins weiter entfernt; UX-23 und die Crew der Smash'n Grab

Plätes Crew reagierte absolut verständlich. Vor allem für Leute, die sich plötzlich mit einem gruseligen Typen konfrontiert sahen, der einen der eigenen Teamkameraden spontan in ungesund viele Teile zerhackt hatte. Und der sich grade im Nahkampf mit einem anderen, offensichtlichen Feind befand.

Sie eröffneten das Feuer.

Leto fluchte laut, während er versuchte, die Magnawache zwischen sich und dem frisch geaggrotem Sicherheitsteam zu halten und sich gleichzeitig des mechanischen Ansturms des Droiden zu erwehren. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie der Rest des Droidenteams die temporäre Feuerpause nutzte, um die eigene Position aufzugeben und ins Innere der Minenstation vorzurücken. Doch verständlicherweise hatte er grade keinen Kopf dafür, die Konsequenzen auch noch dieser neuen Entwicklung zu überdenken.

Einen Vorteil hatte es jedoch, den feindlichen Droiden zwischen sich und dem wütenden Spucken rachsüchtiger Repetierblaster positioniert zu haben: Die Maschine machte Dauerbeschuss in den Rücken nicht lange mit. Sicher, länger als Leto es erwartet hatte – den Kopf weggebratzt zu bekommen schien dem blöden Ding gar nichts auszumachen! – doch nach einem guten Dutzend Schüssen in den Rücken, kam es endlich ins Taumeln. Leto nutzte die kurze Atempause zwischen dem Moment in dem der Droide aufhörte anzugreifen und seinem klappernden Zubodengehen, um seinen Abgang zu machen. Sicher, er hätte Pläte in diesem Moment ein weiteres Mal in eine Illusion einhüllen und angreifen können, doch gefiel ihm die Idee eines Frontalangriffes als einziger Gegner so gar nicht. Also machte er einen machtverstärkten Satz rückwärts und verschwand ebenfalls durch die nächste Tür, die ins Innere führte.

Wahllos spurtete Leto einige Gänge entlang, bevor er schließlich zum Stehen kam. Niemand schien ihm gefolgt zu sein und so erlaubte er sich einen Moment zum Durchatmen. Er hatte sich schon die ganze Zeit hinsetzen wollen und dem Bedürfnis gab er sich nun hin. Am Rande bekam er mit wie der UX-23 irgendetwas quatschte, doch das war ihm grade so was von egal. Keiner versuchte ihn umzubringen und niemand Wichtiges gab Befehle, also konnte er auch einfach ein paar Minuten auf eigene Rechnung lustlos herumliegen. Machte das Sinn? Absolut nicht. Schien es in diesem Moment wie die absolut beste Idee des Universums? Jau.

Leto wusste nicht, wie lange er reglos, mit dem Rücken an die Wand gepresst im Gang gelegen und an nichts gedacht hatte. Sein Zeitgefühl war genauso kaputt wie seine Kapazität einen F*ck auf den nicht leiser werdenden Droiden zu geben. So konnte sicherlich alles zwischen drei Minuten und drei Stunden vergangen sein, bevor sich etwas tat. Immerhin regte sich noch kein Hunger in seiner Magengrube, also konnte es noch gar nicht so lange gewesen sein, bevor schließlich eine Handvoll B1-Kampfdroiden um eine Ecke bog. Völlig ausgelaugt verfolgte Leto, wie die Blechbüchsen in ungeordneter Formation auf in zurannten und dachte schon an einen Angriff, als er die fast schon panischen ‚Roger Roger‘-Laute der Maschinen registrierte.

Und dann bog der Gamorreaner um die Ecke. Das potthässliche, schweinoide Alien schwang etwas, das wie ein massives zweihändiges Vibroschwert aussah und hatte sich offenbar in den Kopf gesetzt die Droiden vom Leben auf den Schrottplatz zu befördern. Es war ein abstruses Bild kalte, gefühllose Maschinen in Panik vor einem übermächtigen Feind fliehen zu sehen, doch anders konnte Leto sich ihr Verhalten nicht erklären. Ein Droide nach dem anderen wurde eingeholt und mit bedrohlicher Effizienz in seine funkensprühenden Einzelteile zertrennt.


„JETZT STEH ENDLICH AUF ODER WILLST DU ALS SCHWEINEFUTTER ENDEN?!“

, drang das erste Mal seit einer ganzen Weile etwas, das UX-23 gesagt hatte, in Letos Verstand vor. Nun doch wieder mit einer potentiellen Bedrohung konfrontiert schien sein Hirn wohl wenigstens so tun zu wollen, als empfahl es ihm sinnvolle Dinge. Mit einem lustlosen Stöhnen setzte Leto sich auf und schaute zu dem Gamorreaner hoch, der überrascht quiekte. Vermutlich hatte das groteske Xenoding ihn bis grade eben für eine Leiche oder einen abgelegten Exoanzug gehalten. Überraschung, Bitch.

„Ich will mich eigentlich nur wieder hinlegen, also dreh um, wenn du weißt, was gut für dich ist…“

, murmelte Leto, also könne das Schwein auf zwei Beinen ihn überhaupt verstehen. Der Treppenwitz, dass Worte in dieser Konstellation vermutlich noch nie seinen Mund verlassen hatten, entging ihm. Aber genau so wenig wie die vibroschwertschwingende Wildsau vermutlich Basic verstehen konnte, konnte sie einschätzen, was gut für sie war. Oder sie sah den abgerissen, kleinen Menschen mit Minischwert – das nicht mal vibrierte! – als keine Bedrohung an. Vermutlich eins von beiden, denn im nächsten Moment hatte der Gamorreaner die restliche Distanz überwunden und tat nun sein Bestes, Leto ins Reich der zerstückelten Droiden zu schicken.

Mit einem frustrierten Stöhnen duckte Leto sich unter horizontalen Schlag weg, der eine breite Schneise in die Wand hinter ihm schlug und tänzelte zur Seite. Mäßig schnell konterte er mit einem eigenen Schwertstreich, der jedoch einfach am Exoanzug der Schweinekreatur abzugleiten schien. Auf jeden Fall aber keinen sichtbaren Schaden verursachte. Und dann war sein Gegner wieder am Zug. Der folgende Vertikalschlag ging nur knapp an Letos Schulter vorbei und drang funkensprühend in den Boden ein. Schmerzhaft stieß der Sith mit der Schulter gegen eine Wand und realisierte, wie effektiv der Gamorreaner ihn in die Ecke gedrängt hatte. Och Mann…


„Rutsch mir doch einfach den f*cking Buckel runter, du Schwein!“

Keine Reaktion, nur blanke Kampflust in den kleinen Äuglein. Gut. Zeit für ein Ablenkungsmanöver.

Ein weiteres Mal konzentrierte Leto sich und versuchte eine Minischattenwolke um den Kopf des Schweins zu legen. Diesmal jedoch ging etwas schief. Das Reservoir an Emotion aus dem er die letzten paar Machtangriffe gespeist hatte, schien erschöpft zu sein, oder wenigstens grade nicht verfügbar. Eine Wolke erschien, doch hatte sie eher die Substanz eines Nebelschwadens und ließ die Wildsau eher eine Brille brauchen, als ihr die Sicht zu rauben. Entsprechend zielgenau zischte also auch der nächste Schwertschlag auf ihn zu – und diesmal musste er parieren. Im letzten Moment riss er sein Scimitar zwischen sein Gesicht und die heranzischende Vibroklinge – und schrie auf als die Vibration frecherweise einfach übertragen wurde. Zwar schaffte er es seinen drohenden Tod souverän abzuwenden, jedoch für den Preis, dass ihm das eigene Schwert aus der Hand geprellt wurde und irgendwo hinter seinem Gegner in der Ecke landete.


„Boah, jetzt ist aber mal f*cking gut nochmal, du dreckiges Stück Schweinescheiße!“

Endlich spürte Leto so etwas wie ein rettendes Aufflackern von Frustration in seinem Hinterkopf. Er wusste nicht, ob es ein spät einsetzender Fight or Flight Reflex war, oder ob ihn der Verlust des Schwertes Übergebühr ärgerte. Doch er nahm, was er kriegen konnte. Ein weiteres Mal setzte das Schwein zu einem Angriff an, doch Leto hatte genug. Mit einem wütenden Fauchen riss er eine Hand nach vorne und fegte seinen Gegner mit einem äußerst potenten Machtstoß von den Füßen. Krachend landete der Gamorreaner an der gegenüberliegenden Wand. Benommen griff er nach dem Vibroschwert, dass ihm beim Aufprall aus den Fingern gerutscht war, doch da stand Leto bereits über ihm.

Blitzschnell schlug er mit seiner bionischen Rechten zu und versenkte die metallene Faust in der hässlichen Fresse des Schweindings, das schmerzerfüllt aufquiekte. Der Gamorreaner wollte sich wehren, doch der nächste Schlag landete übermenschlich schnell an derselben Stelle.


„Jetz- halt- endlich- deine- dumme- Fresse- du- dumme- Sack- Fresse-“

, spuckte Leto und garnierte jedes Wort mit einem neuerlichen Faustschlag. Dass seine Worte nicht sonderlich fantasievoll waren, war ihm egal. Alles, was zählte war, dass seine Hand mit Schlag tiefer in den fleischigen Kopf des Aliens vordrang und dabei seinem Anzug, sowie die umliegenden Gangwand einen neuen Anstrich in der Farbe von Gamorreaner-Kopfinhalt verpasste. Erst als seine Faust gleich mehrere Dellen in die Wand hinter seinem Opfer geschlagen hatte, ließ er von ihm ab und machte schwer atmend einen Schritt zurück.

„F*ck dich, Junge!“

, fluchte er und sah verächtlich auf die Gesichtsruine, mit einem etwas über faustgroßen Loch in der Mitte, hinab.

„Und bleib liegen!“

, fügte er hinzu, wobei er schon spürte, wie die abflauende Kampflust genau in ebendieses Bedürfnis auf eigene Rechnung mündete.


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