Dass die Wiederaufnahme bekannter Elemente in den Kanon von vielen gerade denjenigen, die sich so nach dem Legends sehnen, dann kritisch beäugt werden, finde ich auch einen interessanten Trend. Also will man die Legends-Inhalte jetzt haben oder nicht? Hat halt auch irgendwie den faden Beigeschmack, dass Disney es weder so noch so recht machen kann, weil sie halt Disney sind.
Meiner Wahrnehmung nach ist es bei vielen Leuten so, dass sie es nicht ungefähr wie im Alten Kanon haben wollen, sondern
genauso. Und selbst wenn es im konkreten Fall
genauso wäre, könnte es durch den veränderten Kanon drumherum für sie nie
genauso sein. Im Prinzip kann Disney also tatsächlich machen, was sie wollen. Manche Fans bekommen sie dadurch nicht eingefangen. Für die geht es nicht um die Kanonisierung eines Namens oder Charakter oder einer Raumschiffklasse, sondern da geht es, wie ich das verstehe, um etwas Prinzipielles. Wenn von solchen Leuten sogar der Ober-Fanservice vom Fanservice in
The Mandalorian neulich völlig kritisiert wird, sollten bei Disney ja eigentlich alle Alarmglocken angehen. Sie müssen akzeptieren, dass es das Wunderrezept zur Wiedereinfangung mancher Fans nicht gibt. Daher hoffe ich, dass man sich an diese Leute, so leid es mir für sie tut, nicht
zu sehr anbiedern wird, sondern dann auch zu seinen Inhalten steht. Stichwort „Ja, die sollten einfach die ST löschen“. Nein, sie müssen gerade jetzt dazu stehen, damit sie nicht auch bei Anhängern des neuen Kanons Kredit und Glaubwürdigkeit verspielen, sondern damit da etwas über Jahre wachsen kann. Natürlich werden sich da auch Kontinuitätsfehler einschleichen (haben sich ja schon). Aber man muss einer Sache auch ein bisschen Zeit geben. Nicht mal nur Wohlwollen (das ist ohnehin elementar), sondern auch Zeit. Ich gebe zum Beispiel dem etwas konfusen Vader-Comic von Greg Pak aktuell Zeit. Dem Multi-Serien-Projekt um Din Djarin, Ahsoka Tano und Cara Dune gebe ich auch Zeit.
Wenn man wie ich seit Jahren einen selektierten Kopfkanon praktiziert, ist das Ganze nur mehr halb so wild.
Absolut.
Und doch finde ich, dass Star Wars unterm Strich doch sehr viel Ballast losgeworden ist. Das, was insbesondere im Post Endor Legends so passierte... Das war ein eigenes Franchise, das sich aber gar nicht mehr wie der Krieg der Sterne aus den Filmen anfühlte. Ich vermisse den Kram nicht.
Für die einen ist es der losgewordene Ballast - so auch ein Stück weit für mich. Für die anderen ist es der gemütliche, Jahre alte Teppich, der unter den Füßen weggezogen wurde. Es verlangt auf jeden Fall zwei Perspektiven. Glücklicherweise zähle ich mich zur erstgenannten und würde, so diplomatisch wie es vieleicht geht, dahingehend abschließen, dass die SW-Fans, denen der Alte Kanon gefiel, über unglaubliche drei Jahrzehnte ihre Stories hatten, während die Fans, denen der Alte Kanon nicht gefiel, nun die Chance haben, ein SW zu bekommen, was ihre Wünsche eher erfüllt. Ich habe ja schon mehrfach prophezeit, dass sich das Ganze über die nächsten Jahre dann doch wie zwei Konfessionen separieren wird. Von den 10-jährigen werden die allermeisten dann keine Alt-Kanonisten mehr und allgemein werden die Fans des Neuen Kanon im Verhältnis zunehmen (einfach auch, weil sie von aktuellen Inhalten begleitet werden), dennoch denke ich, dass die Fans des Alten Kanons jetzt nicht alt werden und „aussterben“. Dafür sind es einfach zu viele, welche die alten Geschichten zelebrieren und diese Faszination zum Teil auch an Jüngere weitergeben bzw. die Jüngeren entdecken alte Romane oder Videospiele für sich. Ganz grob gefasst wird es dann drei Parteien geben: die exklusiven Fans des Alten Kanons, die exklusiven Fans des Neuen Kanons sowie Leute, die sich auf keine Seite schlagen wollen und überall mal bessere, mal schlechtere Inhalte für sich ausmachen. Aber irgendwelche Ambitionen von wegen „Fandom einigen“? Näää, das klappt nicht. Vielleicht mal für bestimmte Inhalte wie gewisse Episoden von TM oder anderen Serien oder mal ein Spinoff-Film. Aber nicht generell. Es war im Grunde genommen eine Spaltung mit Ansage. Das kann man jetzt mit Humor, mit Frust, mit Unverständnis, mit Schulterzucken oder wie auch immer hinnehmen. Aber es war eine Spaltung mit Ansage.
TROS hat imo der Nostalgie von TFA noch einen draufgesetzt. Es war am Ende nämlich wieder alles beim Alten, nur das die Machtgeist Besetzung eine andere war.
Joa, gut, ich würde nicht sagen, man hat der Nostalgie einen
draufgesetzt. Dafür war der Film im Vergleich zu TFA viel eigenständiger und eigenwilliger. Und dass am Ende die Guten gewinnen, würde ich jetzt nicht als Kritikpunkt „Am Ende bleibt wieder alles beim Alten“ verbuchen. Hätten die Bösen gewinnen sollen? Oder irgendeine Patt-Situation? Hmm...ich weiß nicht. SW ist halt auch eine Familiensaga. Das wird nie auf einer allzu grauen oder dunkelgrauen Note enden. Ich fand es ja schon recht bittersüß, dass am Ende alle Skywalker sterben und jemand anderes ihr Erbe fortführt. Wäre TROS wahrlich mutlos gewesen, hätte er einfach die 'Luke Resurrection'-Nummer gemacht, ein paar Fans das gegeben, was sie für TLJ haben wollten und ebenjenem TLJ den Mittelfinger gezeigt und hätte noch irgendwie Darth Plagueis als Gegner für Luke aus dem Hut gezaubert. Das wäre mutlos gewesen in meinen Augen. TROS hat sich aber durchaus ein paar Kontroversen getraut. Deshalb kann ich gar nicht verstehen, wenn Leute den Film als „mutlos“ bezeichnen. Allein schon das vorher als „Legends-Sakrileg“ geltende Zurückholen von Palpatine war meiner Meinung nach richtig forsch! Der Film war faul geschrieben hier und da und hätte noch ein bisschen mehr Bezug zur politischen Situation vertragen, aber mutlos? TFA war weitgehend mutlos (war aber unterhaltsam). TLJ hatte schon fast Übermut (dieser verließ ihn aber in den entscheidenden Momenten). TROS hatte Mut in meinen Augen - zumindest in mancher Hinsicht.