Star Wars hätte nach Episode 6 enden sollen

Um auf die im Threadtitel gestellte Frage einzugehen: Nein, ich bin froh darüber, dass SW nach der OT weiterging. Sehr sogar. Trotz aller qualitativen Unstimmigkeiten, die ich - bedingt womöglich gar durch Altersmilde? - schon lange nicht mehr so ernst- bzw übel nehme wie einst.

Die PT hat meine Kindheit, auch Teile der Pubertät (genauer gesagt, das Alter von 9-15) unglaublich bereichert. Immense Merchandiseflut an allen Ecken (von klassischen Actionfiguren und Games bis hin zu den berüchtigten Pepsi-Dosen mit TPM-Figurenabdrücken), aktives Nachspielen der Lichtschwertkämpfe, intensive Schulhofdiskussionen, endlose Spekulationen und Theorien, erste EU-Werke (zB Jeters Kopfgeldjägertrilogie, Schatten des Imperiums, Palast der dunklen Sonnen) der wöchentliche Fact File-Kauf (3,50€ waren damals, also 2002/03 herum, noch eine stolze Summe für ein relativ dünnes Heft voller - nicht immer einwandfrei recherchierter - Nacherzählungen), sehnlichst zusammengeklaubte Infos zu den laufenden Dreharbeiten (Stichwort Hyperspace), und natürlich das PSW in einem im Vergleich zu heute regelrecht friedlichen Internet. Dann das Rauf- und Runtersuchten der Trailer/TV-Spots, bis hin zur Sichtung aller drei Filme im Kino (das Wow-Erlebnis bei ROTS, zu dem ich es praktisch ungespoilert geschafft habe)...es war eine schöne, unschuldige Zeit, für der ich der PT bei ihrer Beurteilung immer mit einer Portion Nachsicht begegnen werde; auch, wenn man mE rein mit der OT auskommen könnte.

Die ST bzw Disney-SW sowie alles, was davon inspiriert wurde, bedeuten mir hingegen nichts. Einzig bei The Mandalorian existierte so etwas wie eine Vorfreude. Der Spaghetti-Western-Look im All hinterließ einen tollen Eindruck und versprach das, was ich Jahre zuvor in den Geschichten über die ganzen obskuren Gestalten in Jabbas Palast gelesen hatte. So jedenfalls die Hoffnung. Gleich mit Ende der Pilotenfolge hatte sich die auch verflüchtigt -- dass die Story im bekannten 'Lone Wolf and Cub'-Schema münden (und dabei bleiben) würde, war leider offensichtlich. Von den restlichen Projekten wurde mein Interesse nicht einmal geweckt (ich habe TROS übrigens immer noch nicht gesehen..).
 
Nicht ganz...gab auch im alten Kanon genug Dinge, die ich nie gemocht habe (zB TCW, v.a. im Vergleich zur genialen CW-Zeichentrickserie) und ebenso ignoriere wie die Disney-Sachen; aber das war eher EU-"Drumherum". Ich habe die Filme immer als Kernelement wahrgenommen und es ist schon deutlich gravierender, wenn es bzgl Akzeptanz schon an denen scheitert.

Nein, SW hat halt - ähnlich wie Fußball (für mich das nächste große Interessensfeld von ca. 16-25) - einfach nicht mehr diesen Stellenwert in meinem Leben, weil ich auch genug andere Dinge entdeckt habe, die mich interessieren. Ich verbinde damit, fast wie bei einer ehemaligen Geliebten, keine starken Gefühle mehr.
 

Oh, okay. Dann sorry, dass ich dir das so in den Mund gelegt habe.

gab auch im alten Kanon genug Dinge, die ich nie gemocht habe

Japp, die gibts für mich im Alten Canon auch. Genügend Bücher und Comics (und Spiele), die ich dämlich, mies oder langweilig finde, eine Hand voll hab ich sogar aus meinem privaten Canon geschmissen (Force Unleashed *husträusper*)

(zB TCW, v.a. im Vergleich zur genialen CW-Zeichentrickserie)

Ist im Grunde kein Teil des Alten Canons. War es noch nie, wenn mans richtig betrachtet. Zu viele Widersprüche zum Alten Canon und Storyfäden, auf denen der Neue Canon basiert (!), insofern kann man da getrost TCW vollends in die Disney Ecke schieben.

Nein, SW hat halt - ähnlich wie Fußball (für mich das nächste große Interessensfeld von ca. 16-25) - einfach nicht mehr diesen Stellenwert in meinem Leben, weil ich auch genug andere Dinge entdeckt habe, die mich interessieren. Ich verbinde damit, fast wie bei einer ehemaligen Geliebten, keine starken Gefühle mehr.

Oh schade. Dann bin ich umso mehr froh, dass es mich schon noch fesselt.
 
Es ist gut, dass Star Wars nicht mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter geendet hat. Auf den ersten Blick mag das damalige Finale ein perfekter Abschluss gewesen sein: Das Imperium war besiegt, Darth Vader erlöst, die Galaxis schien frei. Doch gerade weil die Geschichte so abgeschlossen wirkte, hätte das Universum selbst stillgestanden, und das wäre schade gewesen. Denn Star Wars war von Anfang an größer als nur die Geschichte um Luke, Leia und Han. Schon in den ersten Filmen zeigte sich, dass es unzählige Planeten, Kulturen und Schicksale jenseits der Rebellenallianz gab. Die späteren Filme, Serien und Bücher haben dieses Versprechen eingelöst. Sie haben gezeigt, wie vielfältig, widersprüchlich und lebendig diese Galaxis wirklich ist.

Neue Geschichten wie The Mandalorian oder Andor haben das Universum nicht nur erweitert, sondern auch vertieft. Sie erzählen von Menschen, die keine Jedi sind, von Grauzonen zwischen Gut und Böse, von politischer Macht und moralischer Verantwortung. Damit hat sich Star Wars weiter entwickelt und sich vom Weltraummärchen zu einer modernen Mythologie entwickelt, die auch Fragen unserer eigenen Welt spiegelt. Zudem haben neue Generationen eigene Helden bekommen. Für Kinder, die mit Rey, Grogu oder der Skeleton Crew aufwachsen, ist Star Wars genauso lebendig, wie es einst für die Fans der Originaltrilogie war. Das Universum gehört nicht mehr nur einer bestimmten Zeit oder Gruppe, sondern bleibt offen für alle, die darin etwas entdecken wollen oder einfach die Freude am Abenteuer suchen.

Natürlich war nicht alles, was nach 1983 kam, perfekt. Aber das gehört zu einem lebendigen Mythos dazu. Er verändert sich, wächst, provoziert und inspiriert neu.

Wenn Star Wars damals geendet hätte, wäre es ein abgeschlossenes Märchen geblieben, schön, aber statisch. So aber ist es zu einer Erzählung geworden, die weiterlebt, sich wandelt und immer wieder neue Bedeutung findet. Gerade darin liegt seine Kraft: Star Wars ist kein vergangenes Kapitel der Filmgeschichte, sondern eine Galaxis, die immer wieder aufs Neue erzählt werden will.
 
Ja, die Hauptgeschichte um den Aufstieg und Fall der Familie Skywalker hätte nach Episode 6 enden müssen. Der Kreis hat sich mit: "Ich bin ein Jedi, wie mein Vater vor mir." geschlossen. Heldenreise vorbei. Redemption durch. Star Wars ist für mich die Geschichte um Anakin und Luke. Der Aufstieg, der Fall und die Erlösung der Skywalker.

Spin-Offs hätten das ganze Universum weiter mit Leben füllen können, aber eine erneuter Kampf gegen das Imperium, nun unter neuem Namen, mit abgespeckten Helden und einer aufgewärmten Story? Nee, sehe ich nicht.
 
Die Fragestellung dieses Threads lädt halt schon sehr dazu ein, mit einem "Nee, ich mochte das, was danach kam, eh nicht sonderlich, also hätten sie es auch lassen können" zu antworten, aber das ist mir zu kurz gedacht. Selbst wenn ich an der PT und allem, was danach kam, weniger Freude gehabt hätte (und manches fand ich wirklich so unerträglich, dass ich mir die eine oder andere Serienstaffel nie zu Ende angeschaut habe), würde ich doch gerne an die Menschen denken wollen, denen es durchaus gefallen hat. Gerade Mando & Grogu haben schon das Potenzial bewiesen, auch neueres SW wieder ins kollektive Gedächtnis zurückzuholen - und ich denke, genau darum geht es hier irgendwo.
 
Die Skywalker-Saga hätte durchaus mit Episode VI enden können. Lucas selbst war es ja, der die Story von dereinst geplanten neun auf sechs Episoden zusammengestutzt hatte, weil er nicht sein ganzes Leben an Star Wars arbeiten wollte, und von den ersten drei Filmen ausgelaugt war. Die Episonde VII - IX hätte es also in der Form, wie sie vorliegen nicht wirklich gebraucht. Diese wirken dann in großen Teilen auch aufgesetzt und nicht stimmig.
Dass man weitere Geschichten aus diesem Universum erzählt: Warum nicht? Disney wolte natürlich kein Rikiso eingehen, nachdem man die Rechte für eine Rekordsumme erworben hatte, und macht halt im gewohnten Episoden-Schema erstmal weiter, und zog auch die alten Helden nochmal aus dem Hut. Dass es auch anders geht, haben z.B. Rogue One & Andor gezeigt. Mit etwas mehr Mut und Kreativität könnte man sicherlich weitere neue und spannende Geschichten aus diesem Universum umsetzen.

C.
 
Drei Trilogien hätten an sich schon einen gewissen Reiz, da sie in vielerlei Hinsicht verschiedene Aspekte beleuchten könnten, die dann wiederum ein Ganzes ergeben:

Der Fall der Demokratie - die Überwindung der Diktatur - Machtvakuum und Nachkriegszeit/Langsame Rückkehr zur Freiheit

Antithese - These - Synthese bzgl. der Macht, also in der PT der Fall eines Helden auf die dunkle Seite; in der OT die Bekehrung zurück zur hellen Seite und in einer ST das Auflösen der Gegensätze durch neue Erkenntnisse bzgl. der Macht, ein graues Jeditum o.ä.

Drei Generationen der Skywalker-Familie, die sich in jeweils völlig verschiedenen Epochen bewähren müssen.

Eine Trilogie mit Fokus auf die Rebellion gegen das Imperium; eine mit Fokus auf Jedi und Sith sowie die Republik; eine Trilogie mit Fokus auf weitere Aspekte wie Syndikate oder das wahre Wesen der Macht.

George Lucas' Vision von Star Wars als junger Mann, als reiferer Mann, als älterer Mann.

Man merkt vielleicht langsam aber sicher, worauf ich hinaus will. Ich bin überzeugt, wir hätten unter George Lucas eine ST bekommen, die uns erneut, wie schon zuvor die PT, ganz neue Einblicke in das Universum, neue Designs und neue Schwerpunkte geboten hätten. Die vorliegende ST hat die OT in vielen Teilen einfach abgekupfert und auch sonst gab es in den letzten Jahren viel Orientierung an der OT, statt wirklich etwas Neues zu bieten. Oft unterhaltsam und immer mal wieder sogar sehr gute Geschichten und Charaktere dabei (Andor, Mando S1/2) aber das fällt dann für mich in den Bereich von gutem Expanded Universe Content. Die Saga könnte nur von ihrem Schöpfer selbst erweitert werden und bleibt somit auf ewig aus 6 Filmen bestehend. Wir leben jetzt in der Zeit, zumindest aus meiner Sicht, in der für das Expanded Universe einfach das Tabu gefallen ist, keinen Bewegtbild-Content bieten zu dürfen. Aber die Star Wars Saga endete 2005. Hätte sie besser 1983 enden sollen? Dann würden wir hier nicht schreiben und diskutieren denn Star Wars wäre längst kein wesentlicher Bestandteil der Popkultur mehr.
 
Dass GL uns vielleicht nicht eine bessere, aber auf jeden Fall eine tonal nochmal völlig andere ST gegeben hätte, glaube ich auch - das hast du schön geschrieben. Lediglich mit der folgenden Randbemerkung habe ich ein wenig meine Probleme:
Die Saga könnte nur von ihrem Schöpfer selbst erweitert werden und bleibt somit auf ewig aus 6 Filmen bestehend.
Das sehe ich halt nicht. Dafür bin ich einfach viel zu sehr Anhänger Foucaults ("Wen kümmert's, wer spricht?"), der zurecht davor gemahnt hat, dem Autornamen zu viel Bedeutung beizumessen. Aber das ist nur ein Randdetail bei einem Beitrag, der mich zumindest ein wenig zum Träumen eingeladen hat: Was wäre wohl gewesen, wenn...? Nun ja, wir werden es leider nie erfahren.
 
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