Das Wahlergebnis in Thüringen registriere ich mit erheblichen Bedenken. Fast 55% für Parteien, in denen signifikante Teile nicht, nur teils oder ambivalent auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen.
31% für die umbenannte SED unter einem Kreide fressenden Ministerpräsidenten, der die DDR nicht als Unrechtsstaat bezeichnen möchte, der bestreitet, dass es an der innerdeutschen Grenze einen Schießbefehl gab, der die KPD wieder als Partei zulassen möchte und in dessen Kabinett gleich drei ehemalige SED-Kader als Minister sitzen.
(Man verzeihe mir, dass ich hier auch Wikipedia verlinke, aber das eine Interview im "Neuen Deutschland" ist - Ironiezwinker - wohl dem kapitalistischen Paywall zum Opfer gefallen.)
https://www.spiegel.de/politik/deut...low-ddr-war-kein-unrechtsstaat-a-1290265.html
https://www.spiegel.de/politik/deut...rt-mit-zweifel-an-schiessbefehl-a-610170.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Bodo_Ramelow#Politische_Forderungen_und_Positionen
Vom Verfassungsschutz beobachtete und als gefährlich eingestufte Teile der Linkspartei (die diese Teile gerne verhätschelt, verharmlost und verleugnet, um sich als Opfer angeblich ungerechtfertigter Überwachung und Misstrauens darzustellen):
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Plattform
https://de.wikipedia.org/wiki/Marxistisches_Forum
https://de.wikipedia.org/wiki/Linksjugend_Solid
Und 24% für eine Partei, die immer offener extremistisches Gedankengut verbreitet und deren Spitzenkandidat Höcke ein lupenreiner Rassist und Ultranationalist mit besten Verbindungen zu Rechtsextremen, Identitären und Neonazis ist, der in Wort und Schrift ganz offen davon spricht, dass "Deutschland eben ein paar Volksteile verlieren werde, die zu schwach sind" und der eine "Remigration von Millionen" anstrebt.
https://www.zeit.de/politik/deutsch...egel-rechte-gewalt-faschismus/komplettansicht
https://www.mdr.de/nachrichten/politik/regional/afd-sachsen-radikal-rechtsextrem-100.html
https://www.swr.de/swraktuell/Inter...htsradikal,interview-der-woche-quent-100.html
Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Die Linke wegen Ramelow und die AfD trotz Höcke gewählt wurde, aber auch dieser Ansatz bleibt unbefriedigend. Wie CDU, SPD, Grüne und FDP abgeschnitten haben, stimmt nachdenklich (auch wenn es mich persönlich freut, dass die beiden letzteren es zumindest in den Landtag geschafft haben). Auf keinen Fall sollten diese Parteien nun versuchen, den Rändern links und rechts nachzulaufen und sich auf schmutzige Deals und fragwürdige Koalitionen einzulassen, mit denen sie sich dem Vorwurf der Beliebigkeit, Machtgier und Prinzipienlosigkeit aussetzen würden. Man muss als demokratische Partei immer darauf achten, für vieles offen zu sein - aber nicht für alles, denn wer das ist, ist nicht ganz dicht.
EDIT: Positiv fällt auf, dass die Wahlbeteiligung auf knapp 65% gestiegen ist.