Was mir im Moment bei dieser Thematik halt auch so dermaßen gegen den Strich geht, ist der Umstand, dass so viele Leute, darunter auch US-Promis, offenbar kein Problem mit diesen gewaltsamen (!) Protesten haben. Wenn man auf Twitter so einige Beiträge liest, wird der Tod George Floyds bedauert und das Verhalten des oder der Polizisten angeprangert (was absolut richtig ist!), aber gerade von Leuten, von denen ich es erwartet hätte, zum Beispiel Darstellern oder ehemaligen Darstellern aus verschiedenen Star-Trek-Serien, welche ausgiebig zu der Sachlage tweeten, findet man keine Statements, die sich gegen die Gewalt und gegen das Plündern aussprechen. Ich begreife das ehrlich gesagt nicht. Es ist furchtbar, was George Floyd passiert ist, aber meine Güte, es ist doch auch wichtig, sich gegen die Proteste in dieser Form auszusprechen. Friedliche Proteste, wie es sie zu Beginn gab, sind angesichts der Umstände mehr als verständlich und unterstützenswert. Aber gewaltsame Proteste sind eine Form des Extremismus, und gebildete, erzogene Menschen sollten sich wohl darauf einigen können, dass Extremismus NIEMALS in Ordnung ist, egal von wem er kommt, egal gegen wen er sich richtet. Ich kann das natürlich nur vom Standpunkt meines persönlichen Wertesystems aus beurteilen und habe vielleicht nicht das Recht, allgemein gültigen Wahrheitsanspruch darauf zu erheben, aber für mich ist das eines der grundlegendsten Dinge überhaupt, die ein friedliches und gesittetes Miteinander ermöglichen bzw. eine unabdingbare Grundlage dafür sind. Daher begreife ich nicht, wie es sein kann, dass viele Leute diese Form des Extremismus offenbar akzeptieren oder zumindest unkritisch so stehen lassen. Das tun natürlich auch und wohl in erster Linie "normale" Personen, aber gerade bei solchen Promis, die eigentlich für gute Werte einstehen, ist es schon erschreckend. Daher auch mein Beispiel mit den Star-Trek-Darstellern (man sehe mir den kurzen nun folgenden Exkurs nach). Diese sind eigentlich dafür bekannt, auch im echten Leben vollkommen hinter der Star-Trek-Philosophie zu stehen und äußern sich auch entsprechend. Ich bin nicht zuletzt auch deswegen großer ST-Fan, weil dieser Umstand das Universum aus meiner Sicht noch authentischer macht. Gerade Star Trek befürwortet aber friedliche Konfliktlösungen und ein zivilisiertes Miteinander, weshalb diese ausartenden Proteste eigentlich ein heftiger Widerspruch zum Moral- und Wertesystem und zu den Kernbotschaften dieses Universums sind.
Irgendwie wird es generell auch oft so dargestellt, und das ist halt allgemein etwas, das mich auf die Palme bringen kann, dass man sich für eine Seite entscheiden müsste. Nach dem Motto, entweder man ist gegen die Polizeigewalt und dann gleichzeitig für die gewalttätigen Protestanten, oder man ist gegen die gewalttätigen Protestanten und dann gleichzeitig für die Polizeigewalt. Meine Güte, warum sind viele Leute so engstirnig? Man kann muss sich hier nicht für ein Extrem entscheiden, man kann den gewaltsamen Tod George Floyds UND die gewalttätigen Proteste schlimm und falsch finden. Das ist doch eigentlich eine vollkommen einfache Sache, warum will sie nicht in so viele Köpfe? Stattdessen gibt es Schwarz-Weiß-Denken, "Wir gegen die" und so weiter. Es ist nicht nur hier so, sondern generell, so viele Leute denken nur in "schwarz" und "weiß", "gut" und "böse" etc., dabei gibt es eine unendliche Fülle an Graustufen und Zwischentönen.
So, diese Dinge mussten jetzt einfach mal raus. Ich bin eigentlich ein sehr positiver, optimistischer Mensch mit einem positiven Menschenbild. Dabei wird es auf lange Sicht auch bleiben, im Moment steht dieses positive Menschenbild ehrlich gesagt aber gehörig auf der Probe. Und irgendwie ist es auch wiederum erschreckend, dass das nicht mal nur an dem schlimmen Vorfall an sich liegt, sondern vor allem auch an dem, was daraus folgte, an dem Extremismus und der doch recht hohen Befürwortung oder zumindest Akzeptanz desselben.