Unsere Welt in 50-100 Jahren

Mr. Kevora

LP-Soldier
Da ich derzeit an einem Thriller arbeite, der in einer dystopischen Zukunft spielt, mache ich mir derzeit Gedanken zu gewissen Hintergründen. Natürlich steht die Handlung im Vordergrund, gefolgt vom Setting und seinen (teilweise) Sci-Fi Einflüssen, doch obgleich eine dystopische Zukunftsfanasie eben - wie der Name es bereits verrät - nichts weiter als eine Fantasiewelt ist, soll es doch alles irgendwo glaubwürdig wirken. Aus diesem Grund mache ich mir Gedanken über den weiteren Entwicklungsverlauf unserer Geschichte in verschiedenen Aspekten, sowohl was das Soziale betrifft, als auch im Raum der internationalen Politik, des Krieges, der Technologie usw.
In meiner Geschichte wird dies natürlich nicht essayartig heruntergerasselt, aber kleinere versteckte Hinweise hier und dort können immens dabei helfen die Welt glaubwürdiger wirken zu lassen und das Beiwissen (mein “Headcanon”) mir persönlich enorm helfen, um mich selbst in diesem Setting (während ich es ausschmücke oder an der Handlung arbeite) als Geschichtenerzähler gezielt fortzubewegen.

Ich möchte diesen Thread jedoch nicht als bloßes Brainstorming für mein Projekt nutzen, sondern dachte mir es sei im Allgemeinen recht interessant darüber zu spekulieren, wie sich unsere internationale Gesellschaft, unsere Spezies und unser Planet im Allgemeinen entwickeln wird.
Dabei stellen sich mir etwa folgende Fragen: Wie werden wir uns politisch weiterentwickeln (wie lange könnte es zb die EU oder NATO noch geben, wie steht es um mögliche Weltkriege, wird Korea vereint, wird die Dritte Welt je aufholen, wie lange werden Nationen überhaupt relevant sein bzw. welche Nationen könnten sich auflösen oder zusammenschließen)?
Welche technischen Errungenschaften könnte es in den nächsten 50-100 Jahren gegeben haben (Heilmittel gegen Krebs oder dergleichen, noch längere Lebenserwartung aufgrund medizinischer Fortschritte, (Weiter)entwicklung künstlicher Intelligenz, Kolonisierung des Weltalls (beginnend mit dem Mars), alternative und nachhaltige Energiegewinnung und Treibstoff)?

Also grob gefragt: wie könnte sich unsere Geschichte in den nächsten 50-100 Jahren realistisch entwickeln?
Das ist natürlich reine Spekulation, aber angesichts politischer und technologischer Trends lassen sich meiner Meinung nach einige mögliche Entwicklungen grob erahnen. Was meint ihr?
 

Politisch wie militärisch, dürfte in den nächsten Jahren wohl entscheidend sein, wie sich die EU entwickelt. Wird es mittelfristig europäische Streitkräfte und langfristig die Vereinigten Staaten von Europa geben? Medizinisch ist vor allem interessant, ob es gelingt wirksame Mittel gegen multiresistente Keime zu entwickeln und einen Weg zu finden, Viren ursächlich zu bekämpfen. Es ist eher keine Frage, ob es irgendwann eine zweite Spanische Grippe geben wird, sondern wann. Und in puncto Technologie "fürchte" ich mich persönlich vor allem vor jedwedem Fortschritt in Sachen künstlicher Intelligenz. Maschinen die ab einem gewissen Punkt vom Menschen unabhängig sind, selbst denken und dazu lernen, sind für mich eher keine wünschenswerte Errungenschaft, sondern eine potentielle Bedrohung.
 
Denkbar ist von hier aus vor allem ein ausufernder Informationskrieg.

In Ansätzen:

Auf der einen Seite der Kommerz: Cookies, Payback-Karten, Amazon-History, Smartphone-Clouds.
Auf der anderen Seite: Regierungen, die ihren Bürgern den Zugang zu bestimmten Informationen verwehren.
Und Mittendrin: Einzelne Menschen, Organisationen, Sekten und auch wieder Regierungen, die bewusst Falschinformationen streuen.
 
Mich beschäftigt der Umweltaspekt. In 2050 wird es keinen Fischfang mehr geben, da die Meere leer sein werden. Ggf. wird der Regenwald für die Agrarwirtschaft abgeholzt und das Insektensterben wird soweit fortgeschritten sein, dass wir uns um politische Strukturen keine Sorgen mehr machen müssen. Ein Roman, der in 100 Jahren spielt, müsste ein Steinzeitsetting haben, sollten die aktuellen Trends der Umweltverschmutzung sich so weiter entwickeln, wie sie es derzeit tuen. Wenn wir nicht gehörig auf die Bremse treten, wäre eine KI, die unsere hausgemachten Probleme löst, eher wünschenswert als dystopisch. Auch die multiresistenten Bakterien sind eine Folge der Tier"haltung" und somit ebenfalls ein vom Menschen erschaffenes Problem.
Das dumme ist, dass ich von Natur aus ein Optimist bin und meine Einstellung auch hier noch durchblizt, denn ich gehe davon aus, dass es auch in 100 Jahren noch Menschen geben wird.
Ein wirtschaftlicher Aspekt deines Romans könnte auch die Privatisierung der Trinkwasserressourcen sein, die ebenfalls voranschreitet und in Zukunft neue Abhängigkeiten und Machtverschiebungen erzeugen werden. Dann sind Lebensmittelkonzerne die neuen Öl-Riesen.
 
Die Verwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung ist sicherlich eines der mitursächlichen Probleme, aber keineswegs die einzige oder die Ursache.

Eben. Wie oft hat mein alter Hausarzt Antibiotika verschrieben, wenn nur mal die Nase lief im Winter.
Und ich habe es in meinen ganzen 24 Jahren noch nicht einmal erlebt, dass ein Abstrich gemacht wurde um zu bestimmen welche Erreger denn jetzt genau eine Infektion verursachen.
Wie oft nehmen Menschen ihre Medikamente nicht lange genug ein? Es gibt tatsächlich noch welche, die nach Abklingen der ersten Symptome ihr AB absetzen.
Wie lasch wird in Krankenhäusern teilweise mit Multiresistenten Keimen umgegangen..

Ich hab auch mal gelesen, dass in anderen europäischen Ländern Antibiotika durchaus auch mal im Supermarkt um die Ecke ohne Rezept verkauft werden. Ist halt auch nicht so optimal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich befürchte dass die Menschen immer mehr den Bezug zur Realität verlieren werden, da immer mehr von Kindesbeinen an die Welt nur noch gefiltert über Smartphone und co erleben. Wenn ich 3 Jährige sehe die die Youtube App am Handy bedienen können wie ein Erwachsener macht mir das schon etwas Sorgen.
 
Ich befürchte dass die Menschen immer mehr den Bezug zur Realität verlieren werden, da immer mehr von Kindesbeinen an die Welt nur noch gefiltert über Smartphone und co erleben. Wenn ich 3 Jährige sehe die die Youtube App am Handy bedienen können wie ein Erwachsener macht mir das schon etwas Sorgen.

Angst hab ich viel mehr vor sozialer Abschottung. Nicht nur für ältere Menschen, nicht nur durch Technik, sondern davor wie sich die Gesellschaft entwickelt..

Ich habe das Gefühl ein Großteil der Gesellschaft wird immer egoistischer. Leute fühlen sich von anderen durch alles mögliche gestört und nehmen (deshalb) selber keine Rücksicht mehr. Ellenbogen rausfahren und durch die Massen wandern.
Es werden keine klärenden Gespräche mehr gesucht, sondern gepöbelt, beleidigt, geschlagen oder gleich irgendeine Vollzugsbehörde gerufen.
Und wenn dann doch eine Seite ein Gespräch sucht, ist der Gegenüber vollkommen uneinsichtig.
Ich hätte gern ein schöneres Bild von der Menschheit, aber zur Zeit sehe ich Tag für Tag größtenteils diese negativen Dinge..

Von der Klimaveränderung und die Auswirkungen unserer Wegwerfkonsumgesellschaft will ich gar nicht anfangen.
Die berühmt, berüchtigte Schere zwischen arm und reicht geht ja auch seit Jahren weiter und weiter auseinander.. Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.
 
Ich finde eine Dystopie ja etwas schwierig, abgesehen davon dass es davon wirklich viele gibt, haben sie auch die Angewohnheit etwas Stereotyp zusein. Ein wirklich realistisches Bild einer dystopischen Zukunft halte ich für etwas schwieriger als noch im letzten Jahrhundert, wo das 21. Jahrhundert ja auch noch viel weiter weg wirkte. Wir leben jetzt mittendrin und ich würde sagen, dass viele Veränderungen die es geben soll in der Zukunft doch eher einen nostalgisch verklärenden Touch haben, die mich eigentlich eher an das letzte Jahrhundert erinnern, mit Umweltzerstörung, Pillen und einer feindseligen Gesellschaft.

Entsprechend würde ich eine Dystopie eher als eine Art Wiederholung des 20. Jahrhunderts sehen, einem nicht aus der Vergangenheit lernen. Ich denke was Umwelt und auch Medizin angeht, würde es eher besser werden und die zukünftige Dystopie wäre anders als in der Vorstellung quasi von Mad Max keine Wüste oder schreckliche Betonsiedlung, sondern eher eine Oase. Ich stelle mir das eher wie bei 3% (Netflix-Serie) vor, nur dass tatsächlich alle auf der Insel lebe und dass das Leben durch die jeweils herrschende Klasse äußerst eingeschränkt wird. Ich denke hier an China mit seinem Punktesystem. Eventuell übernehmen das mehr und mehr Länder. Wenn man sich nun vorstellt das rechtskonservative Populisten immer mehr Zulauf finden, die zwischenstaatlichen Verbindungen abbrechen, ist es leicht sich vorzustellen wie man auf den ersten Blick eine vielzahl utopischer Staaten hat, die bei näherem Blick geradezu erschreckende Systeme alà 1984 darstellen, voller Unterdrückung, in der jede Handlung genau bedacht ist, weil sie die eigene Punktezahl drücken und dazu führen könnte, dass man erhebliche Repressalien erleidet, bis man vielleicht einfach erschossen oder auf andere Weise beseitigt wird, um der Gesellschaft nicht auf der Tasche zu liegen. Wer weiß, vielleicht werden in Zukunft Verbrecher oder die, die man als solche klassifiziert, einfach zu Nahrungsmitteln oder Dünger oder ähnlichen verarbeitet. Und da es keine Solidarität gibt, keine Toleranz, kein Verständnis, keine Kooperation, sind auch Konflikte nicht weit. Wer weiß, die Soldaten dieser dystopischen Zukunft haben dann vielleicht nicht mal mehr die Chance auf eine Ethik oder Moral, weil ihre Gehirne vor dem Einsatz mit bestimmte Drogen behandelt oder anderweitig umprogrammiert werden.
 
Ich habe das Gefühl ein Großteil der Gesellschaft wird immer egoistischer. Leute fühlen sich von anderen durch alles mögliche gestört und nehmen (deshalb) selber keine Rücksicht mehr. Ellenbogen rausfahren und durch die Massen wandern.

Ich finde das extrem schwierig zu bewerten. Das kann auch eine Schutzreaktion sein.

Das Folgende ist nur anekdotenhaft und ich erhebe keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit:
Würde ich jedem, der mich auf dem Weg von und zur Arbeit anspricht und Geld haben möchte, einen Euro geben, ich wäre im Monat je nach Wetter wohl irgendwas zwischen 40 und 100 Euro los.

Der rationale Teil in mir sagt dann: Eigentlich haben wir ja ein Sozialsystem, welches Bettelei unnötig machen sollte und welches ich durch meine Steuern mitfinanziere. Ist noch mehr monetäre Hilfe wirklich nötig?

Und trotzdem hab ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann jedes Mal nein sage. Aber würde ich nur einmal "ja" sagen, ich müsste eigentlich auch den Rest des Monats zu allen anderen "ja" sagen, denn ich kann den Menschen nur vor den Kopf schauen und deren Wohnungen und Kontoauszüge gehen mich nun mal nichts an.

Bei der schieren Menge an Bittstellern, dir mir jeden Tag begegnen, ist die Chance aber ziemlich gut, dass da regelmäßig Leute dabei sind, die einfach nur Theater spielen. Soll ich danach entscheiden, ob mir das Gesicht von dem einen da gefällt? Oder ob der andere tatsächlich eine schlimme Fußverletzung hat, derer zum Trotz er auf Krücken beständig durch die S-Bahn hin und her zieht? Es ist für mich da extrem schwierig, echte Bedürftigkeit festzustellen. Ich kann nicht beurteilen, ob z.B. der Typ, der mich jeden Tag an einer bestimmten Haltestelle mit einer Kippe im Mund anspricht, jetzt nun wirklich was zu essen braucht oder ob der sich nur den nächsten Schuss klarmachen will und ich ihm mit dem einen Euro womöglich zum allerletzten Mal helfe.

Altruismus ist nicht automatisch was Gutes, wie auch Egoismus nicht automatisch etwas Schlechtes ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und zwar jedes einzelne Mal, wenn man durch die Frage nach ein wenig Geld dazu genötigt wird, entweder "ja" oder "nein" zu sagen.

Das ist alles nicht toll; ich würde sagen, man findet sich in einer Situation wieder, in der man nur schlechte Entscheidungen treffen kann: Knickt man irgendwann vor sich selbst ein; ist man inkonsequent und willkürlich mit seiner Hilfe; fördert man die Falschen; ignoriert man diejenigen, die's wirklich brauchen.
 
Die Verwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung ist sicherlich eines der mitursächlichen Probleme, aber keineswegs die einzige oder die Ursache.
Und was wäre DIE Ursache? Der verwendete Menge an Antibiotika ist in der Tiermedizin mehr als doppelt so hoch wie in der Humanmedizin. Und in der Tierzucht ist es nicht der Arzt, der das Medikament verabreicht, sondern der Züchter selbst. Ist beim Menschen zwar auch det Fall, dass der Patient das Mittel bekommt, aber das ist ja was anderes. Der zu häufige Einsatz von Antibiotika und deren falsche Anwendung durch manche Patienten möchte ich aber keinenfalls kleinreden.

@icebär Du könntest an grmeinnützige Organisationen spenden, aber auch da hättest du ein ähnliches Dilemma, wenn du dich fragst, was mit deinem Geld passiert. Ich stimme dir zu, dass man bei seinen Handlungen, die auch andere betreffen eigentlich immer das Für und Wider abwägen sollte. Aber auch da kommt an schnell an Grenzen, die den Rahmen sprengen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Thema Gentechnik darf hier auch nicht vergessen werden. Es ist ein sehr kontroverses Thema. Denkt man an die Medizin verspricht es Heilung, wo es heute noch keine oder nur ansatzweise gibt. Aber, alles hat auch wieder andere Seiten wie "Designerbabies"! Widerum ist der Ausschluss schlimmer Krankheiten bei künstlicher Befruchtung auch wieder gut. Im Essen mag man es auch nicht haben! Und, worauf ich eigentlich hinaus möchte-ich bin gestern gerade im neusten Film Jurassic World 2 gewesen- solche Form von Tierparks und derartige Bedrohungen möchte ich zukünftig nicht haben!^^Das könnte die Menschheit bedrohen!
 
Und was wäre DIE Ursache?

Die gibt es nicht und genau das ist es auch, was ich mit meiner Erwiderung zum Ausdruck bringen wollte, während dein entsprechender Beitrag - ob gewollt oder ungewollt - suggeriert, dass allein Massentierhaltung ursächlich für die Entstehung von multiresistenten Keimen ist. Und das ist schlichtweg falsch.
 
Die gibt es nicht und genau das ist es auch, was ich mit meiner Erwiderung zum Ausdruck bringen wollte, während dein entsprechender Beitrag - ob gewollt oder ungewollt - suggeriert, dass allein Massentierhaltung ursächlich für die Entstehung von multiresistenten Keimen ist. Und das ist schlichtweg falsch.
Ich wolle nicht sagen, dass Tierhaltung alleiniger Verursacher multiresistenter Keime ist, ich hatte das nur dem Thema Tierhaltung untergeordnet. Schön, dass wir das klären konnten.

Wo schon mal das Thema Gentechnik angeschnitten wurde, könnte man auch die Stammzellforschung, therapeutisches Klonen usw. beleuchten, jedoch geht das in Richtung Die Insel und ist somit pseudowissenschaftlich bereits abgegrast.
 
Altruismus ist nicht automatisch was Gutes, wie auch Egoismus nicht automatisch etwas Schlechtes ist. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und zwar jedes einzelne Mal, wenn man durch die Frage nach ein wenig Geld dazu genötigt wird, entweder "ja" oder "nein" zu sagen.

Dazwischen gibt es aber eben auch noch ein paar Nuancen, welche - so kommt es mir jedenfalls vor - immer seltener werden. Das fängt beim einfach mal für jemanden die Tür aufhalten an und hört beim Fragen, ob man mal irgendwo mit anpacken soll auf. Sicherlich, es gibt viele Betrüger und Menschen die Gutmütigkeit ausnutzen, aber zwei Personen am Tag die Tür aufzuhalten oder auch einfach mal aufrichtig zu fragen wie es jemand anderen geht und sich mal 3 Minuten für den Gegenüber interessieren, das begegnet mir immer seltener.

Natürlich muss jeder für sich selbst abschätzen, wie viel er der Gesellschaft (zurück)geben möchte und ich erwarte auch von niemanden, dass er täglich 200€ an bettelnde Menschen spendet oder wartet bis 50 Leute durch die Tür bei der Sparkasse durch sind, aber ich habe das Gefühl, die kleinen Dinge werden immer seltener und der Egoismus steht über dem einfach mal nach links und rechts schauen.
 
Vielleicht ist ein grundlegendes Problem, dass Menschen immer weniger zu wissen scheinen, wie man denn mit anderen richtig umgeht. Ich sag mal ganz überspitzt, dass wir wissen, wie man technische Geräte bedient und das wir sehr gut darin sind, uns mit allen möglichen Dingen zu betäuben. Aber das Umarmungen und nette Worte gut tun und zu oft fehlen, weiß man eher weniger. Was man dann wieder ganz gut betäuben kann, indem man auf einen Monitor starrt um sich an Likes von "Freunden" zu erfreuen udn Bilder der Natur zu liken, ohne selbst mal in den Garten zu gehen und zu sehen, dass Schönheit eben auch vor der eigenen Haustür sein kann (oder ein paar Meter weiter).

Diese Unzufriedenheit und der Drang, jene mit Betäubungsmittel zu stillen, funktioniert halt suboptimal.
Wut ist ein bisschen wie ein Pflänzchen, die wird durch Medien und co. sehr gut geschürt und das dräbgt, so glaube ich, Menschen auch immer weiter auseinadner.
Statt den Dialog zu suchen, wird dann viel eher ein massiver Konflikt ausgetragen.

"Nach mir die Sintflut" hat sich ein bisschen arg durchgesetzt. Kann mir auch egal sein, wenn in X etwas passiert, wo es mir doch gut geht.

Zum Thema "WIe geht's dir?" was kaum noch gefragt oder ehrlich gefragt wird (um Stevens Beitrag aufzugreifen).
Ich glaube ein Problem hier könnte auch die steigende Zahl an psychischen Erkrankungen sein. Jemand hat z.B. Depressionen und dann traut man sich unter Umständen auch gar nicht mehr diesen Menschen zu fragen, weil man ihn nur nur mit, aber niemals ohne seine Krankheit sieht. Und dann wäre ein depressievr Mensch in den Augen mancher wohl einer, dem es ohnehin nie gut geht. Warum also noch fragen? Ich glaube, dass mans ich ganz allgemein manchmal vor der Antwort fürchtet oder die Frage schlicht eien Floskel geworden ist. Jemand der kurz angebunden ist und kaum Zeit hat, get mit "Alles super" ja auch gut, weil er sich dann schnell wieder um sein eigenes Zeug scheren kann.
 
Also ganz ehrlich aber das ist doch viel mehr eine Beschreibung früherer Gesellschaften mit Egoismus und Pipapo. Heutzutage ist man nicht geamtgesellschaftlich aber in weiten Teilen dich viel aufgeklärter und sensibler als früher. Ein Beispiel wäre allein Mobbing, was so vor mich gar nicht all zu langer Zeit noch eher belächelt wurden. Oder natürlich auch so Dinge wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder Transexualität. Und wenn ich bei Verbrechensstatistiken lese, dass bspw. die Anzeigenbereitschaft zeigt bspw. bei Vergewaltigungen da gehen frühere Scham und Selbstvorwürfe eher zurück, die wohl aus einem eher ungesunden Miteinander entstehen, wo man weniger ehrlich sein konnte als heutzutage.
 
Ich finde auch, dass die Situation was generelle Rücksichtnahme auf andere angeht, heute definitiv besser ist, als sie es früher war. Da bin ich ganz bei Seth.

Punkt Nummer 1 mit ganz weitem Abstand, der mir hier einfällt, ist das Rauchen bzw. die rigorosen Rauchverbote an Arbeitsplätzen. Das war vor 20 Jahren noch völlig undenkbar; damals wurde sogar noch im Lehrerzimmer und der Hausmeisterloge gequarzt ohne Ende. Heute gäbe es dafür einen Shitstorm sondergleichen und das völlig zurecht.
 
Vorweg: seeehr interessanter Thread! Glaube, dass man hier in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten noch das ein oder andere spannende Szenario lesen darf. :)

Zu den jüngsten Beiträgen von @Ian Dice und @Seth Caomhin möchte ich loswerden, dass ich beide Seiten verstehen kann und in meiner Ansicht beide Recht haben. Ich würde es eventuell so formulieren: durch die Technisierung und Digitalisierung bekommt der Mensch viel mehr mit und hat Zugang zu Informationen (bis hin zu kostenloser Bildung) und kommt allgemein sensibler daher, allerdings ist diese Technik tatsächlich eine 1a-Betäubungsmöglichkeit und lässt viele Menschen wie in einer persönlichen Blase leben. Man kann noch so aufgeklärt und digital vernetzt sein, im persönlichen Kontakt mit Menschen (z.B. in der Bahn) erscheint es wie eine naheliegende Option, sich in sein Nest namens „Schmachtfoun“ zu verziehen. Es ist eine Art „Entpersonifizierung“, die dann vorliegt. Beispiel: 'Jemand sitzt in der Bahn und erfreut sich beim Blick auf sein Handy auf Facebook bester Beliebtheit seiner sogenannten FB-Freunde, lächelt in sich, fühlt sich sozial bestätigt und scrollt noch ein wenig im Browser umher, weil sich gerade jemand gegenüber in den Vierer setzt.' Hm, verteufelt man so jemanden jetzt? Ist das widersprüchlich oder schädlich? Oder ist es auch ein Stück weit nachvollziehbar, da bequemer und man früher auch nicht jeden Zuggast angesprochen hat? Es erscheint mir dann wie eine unhöflich-höfliche Form des Zurückziehens. Das reale Leben verpasst man dadurch halt zu gewissen Teilen, aber auch hier: zu relevanten Teilen? Ich möchte mich da auf keine Seite stellen bei so einer Situation. Es gibt jedoch Fälle, wo ich es schade finde, wenn das kleine Kästchen die größte Aufmerksamkeit abbekommt. Heute bin ich erst mit einer Fähre gefahren und mir saß schräg links gegenüber eine junge Frau. Sie starrte die gesamte schöne Schifffahrt über den Fluss nur auf ihr Handy, während ich meine - für mich seltene - Fahrt über das Wasser mit umherschweifendem Blick genoss. Möglicherweise fährt diese Frau regelmäßig mit der Fähre und es ist nichts mehr Besonderes für sie, aber diese Fahrt hat sie jedenfalls nicht in Gänze „mitbekommen“. Alles in allem machte diese Frau auf mich einen relativ satten und/oder desinteressierten Eindruck, was die Wahrnehmung der Umwelt anging. Da war sehr viel wahrzunehmen: das Wasser, das leichte Schiffschaukeln, der dezent kühle Wind, die Promenaden und so weiter und so fort - doch diese Frau ist es angegangen wie in einem Raum ohne Fenster.

Ich bin jetzt etwas vom Ur-Thema abgeschweift, doch ich denke, dass das alles irgendwie zusammenhängt. „Nach mir die Sintflut“ hat es 'Ian Dice' formuliert. Aber ich weiß nicht, ob isoliert und kurz angebunden wirkende Menschen wirklich egoistisch sind. Ich würde eher sogar soweit gehen zu sagen, dass diesen Menschen keiner je gezeigt hat, wie man auch leben kann: mit allen Sinnen und in ruhigerer Art und Weise sowie allgemein greifbarer. So etwas wie ein Fazit vermag ich nicht zu ziehen, jedoch möchte ich abschließend noch schreiben, dass die Gesellschaft durchschnittlich sensibler daherkommt als früher, jedoch das Abkapseln und Betäuben, sofern die Wahl besteht, erschreckend oft gewählt wird. Nach dem Motto: „Wenn jetzt eine alte Dame einsteigt, biete ich ihr meinen Platz an, weil man das so macht...aber solange ich nichts Soziales leisten muss, würde ich jetzt bitte gerne noch was auf meinem Handy unterwegs sein.“ So eine Art vornehmer Standby-Modus mit latenter Unruhe.
 
Ich würde die "Schuld" da nicht allein bei der Digitalisierung oder bei Smartphones sehen. Nicht jeder der unhöflich und egozentrisch ist, guckt die ganze Zeit auf sein Smartphone, manchmal wird schon ganz bewusst mit dem Blick auf andere egoistisch gehandelt. Andererseits bedeutet ein Leben mit Smartphone nicht gleich, dass man seine Umwelt vergisst und nur für sich handelt. Ich kann auch ein Handy haben, mich um meine Facebookfreunde kümmern und trotzdem noch mit meiner Umwelt agieren oder zumindest höflich und sensibler sein.

Kommt der Anstieg von Mobbingfällen jetzt dadurch, weil die Gesellschaft sensibler geworden ist sowas aufzudecken oder weil man so sozialisiert wird, dass nur der beste was erreichen kann und was ist. Leistungsgesellschaft eben. Ich denke das wird beides so sein.
Ebenso ist es doch beim Anstieg der psychischen Erkrankungen. Gibt es heute mehr depressive Menschen, weil sich getraut wird zum Arzt zu gehen oder weil der Leistungsdruck eben noch mal ein wenig mehr angestiegen ist?
Es wird halt schwierig da zu gucken, was nun Ursache und was Wirkung ist. Mein persönlicher Eindruck: Die Arbeit ist physischer nicht unbedingt anstrengender geworden, vielleicht sogar im Gegenteil, dafür ist der Druck keine Fehler machen zu dürfen größer geworden (vielleicht auch durch die schnelllebige Zeit und der [verlangten] Flexibilität).

Mal sehen, ob wir in den nächsten Tagen und Wochen eine Entwicklung in den Gesprächen USA/Nordkorea sehen werden, welche die nächsten Jahre bestimmen wird. Ich habe Hoffnung, realistisch gesehen unterhalten sich da aber gerade zwei egomanische Autokraten.. Vielleicht platzt die Blase ja einfach nur.

Aber mal zum Thema Klimawandel: Ich stecke nicht so ganz tief in der Materie drin, aber es wird doch immer wieder über einen Point-of-no-return gesprochen, an dem das ganze nicht mehr wirklich aufzuhalten, geschweigenden Rückgängig zu machen ist.
Wie wird sich das in Zukunft entwickeln? Meint ihr die Menschheit schafft noch mal die Kurve um einen gigantischen Klimakolaps abzuwenden oder habe ich bald an der Ostsee eine Wohnung mit direkten Meerzugang?
 
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