Sithkiller hat hier einen sehr guten Punkt angebracht, in dem er sagte, daß man nur die Personen therapieren kann, die auch therapiert werden wollen. Das trifft grundsätzlich zu. Auch wenn es anders ablaufen kann - vermeintlich nicht therapierbare können geheilt werden und umgekehrt.
Weiter oben habe einen "pädagogischen Ansatz" erwähnt. Da will ich einmal ein Missverständnis beseitigen, welchem einige hier meiner Meinung nach aufliegen (zumindest interpretiere ich das aus ihren Standpunkten und Meinungen heraus). "Pädagogik (*) bedeutet
nicht "Kuschelpädagogik", es bedeutet
nicht, daß man sich im Kreis aufstellt, in die Hand nimmt und singt "Wir haben uns alle Lieb!". Dieser Bereich ist sehr weit umfassend, sowohl vom Themengebiet als auch von der Auslegung. Auch härtere "Erziehungsmethoden" sind in diesem Begriff eingefaßt. Pädagogik ist ein Sammelbegriff für Erziehung sowohl im individuellen wie im sozialen ("Gruppen"-) Bereich. Ich wage einfach mal zu behaupten, daß ich ein klein wenig davon verstehe und weiß, da ich mehrere Jahre auf pädagogischen Gebiet gearbeitet und gelernt habe, wenn auch ohne Abschluß. Die 4 Jahre beim Bund waren in Bezug von jungen Erwachsenen sicher auch recht lehr- und hilfreich dabei.
Folgend beziehe ich mich einfach mal auf jugendliche und junge Straftäter, aber nicht auf Schwer- und Schwerstkriminelle - daß in ein völlig anderes Blatt und bezieht sich nicht auf den Sinn und Zweck dieses Threads und dieser Diskussion. Gemeint sind jugendliche, "kleinere" verhaltensauffällige Personen, die bspw. durch Schlägereien, Sachbeschädigungen, Diebstähle etc. wiederholt aufgefallen sind.
Sinn und Zweck einer Erziehungsmaßnahme ist es, der betroffenen Person nicht nur klar zu machen,
das er etwas falsch gemacht, sondern auch
was er falsch gemacht und vor allem
wie er zukünftig besser machen kann - mit dem Ziel, daß er selber begreift, daraus seine Schlüße zieht und in einem Lernprozeß möglichst von alleine begreift, daß sein Verhalten unsozial und schädlich war. Nicht nur für andere (Ablehnung, Ausgrenzung) sondern auch für sich selbst (Schaden, Verletzungen).
Warum kommt es zu solchen Taten?
Wenn man sich die sozialen Umstände anschaut, in denen so etwas meistens auftritt, wird jedem auffallen, daß da irgendwas schief hängt. Gestörte Familienverhältniss, keine Perspektiven für die Zukunft, Ausgrenzungen vieler Art, soziale Spannungen. Das soll auf keinen Fall entschuldigen, aber es ist wichtig als Mitgrund, zur Ursachenfindung oder als Auslöser. Denn eine Folge solcher Zustände sind meist Minderwertigkeitskomplexe und vergleichbares. Die Straftäter versuchen sich zu profilieren, etwas zu beweisen - anderen und auch vor allem sich selbst. Pubertäres Produzier- und Angebergehabe gehört auch dazu - und das kennen (zumindest die meisten) männlcihen Jugendlichen aus ihrer Pubertät. Wer mir was anderes weis machen will, gehört entweder zu dem äußerst geringen Prozentsatz oder lügt!
Jetzt haben wir also einen straffällig gewordenen jungen Menschen mit diesen "Grundvoraussetzungen". Er wird - bspw. wegen wiederholter Sachbeschädigung und Diebstahl - verhaftet und verurteilt und vor die Wahl gestellt : Bootcamp oder Knast. Er entscheidet sich für das Bootcamp.
In diesem Camp wird er 24 Stunden am Tag angetrieben und fertig gemacht. Das Verhalten der Wächter und "Ausbilder" läuft nur darauf hinaus, ihn fertig zu machen und wie einen Dampfkessel unter Druck zu halten. Ihm wird tagein tagaus mitgeteilt, daß er für die Gesellschaft wertlos und asozial ist - als Mensch und als Individuum. Eventuelle Stärken oder Eigenschaften die er hat, werden unterdrückt mit dem Ziel ihn als ganzen zu brechen - ich möchte fast sagen zu vernichten - und nach den Vorstellungen anderer wieder aufzubauen. Die erwähnten Minderwärtigkeitskomplexe - seien sie offen oder latent - werden dadurch gefördert, vermutlich als einzige "Charaktereigenschaft".
Strafe muß sein, da stimmen hier wohl alle überein. Aber Strafe alleine kann und darf nicht die einzige Erziehungsmethode sein. Lain hat das gerade gut gesagt:
lain schrieb:
Und zu den Alternativen: vielleicht sollte sich unsere Gesellschaft mal überlegen ob es nicht doch sinnvoll wäre den Jugendlichen dann doch mal eine Perspektive zu geben. Natürlich ist es einfach sie einfach wegzusperren oder umzuerziehen damit sie friedliche Objekte werden die ohne zu murren ihr Dasein als überflüssige Menschen akzeptieren, aber human ist das nicht
Wäre es nicht sinnvoller, einen Menschen zu bestrafen und ihn einzusperren und ihn dabei was sinnvolles machen zu lassen, ihn auch mal zu loben und zu fördern, anstatt ihm jeden Tag zu sagen, wie ******* er ist? Jedihammer, du lobst doch deinen Sohn auch mal, und schimpfst nicht immer nur mit ihm rum oder?
Und da ich jetzt im Augenblick eine totale Gedankensperre habe, setz' hier hier mal aus. Hoffentlich finde ich den Faden morgen wieder......
(*) Freizügig schließe ich hier mal den Bereich der Erwachsenen-Pädagogik mit ein, ob wohl das Wort ja eigentlich "Kind führen" bedeutet.