Was mit Leibwächtern passiert, die im Weg stehen, demonstriert Yoda doch recht Eindrucksvoll und Aufregung unter den "normalen Leuten" kann Palpatine sicher nicht brauchen, wenn er sich in Ruhe seinen Rachegelüsten hingeben will.
Naja, es ist jetzt aber doch ein qualitativer Unterschied, ob da jetzt grade mal zwei Gardisten mehr dekorativ als Wache stehen und von einem Jedimeister-Zwerg überrascht werden, oder ob Palpatine eine ganze Division Klontruppen, die ihm sicher zur Verfügung gestanden hätte und die durchaus in der Lage sind, Jedi zu töten, versammelt hat, die vorgewarnt und auf die Ankunft vrmtl. mehrerer Jedi vorbereitet sind.
Worauf ich lediglich hinaus wollte, ist aufzuzeigen, dass Palpatine, obwohl er mit den Jedi rechnete, keinerlei weitere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hat, als sich sein Laserschwert einzustecken. Das heißt, er wusste, dass es zum Kampf kommen würde, und anscheinend war er davon überzeugt, es mit dieser Bedrohung alleine aufnehmen zu können (ob zurecht oder nicht, sei einmal dahin gestellt).
Er hat hier also ganz bewusst ein gewisses Risiko kalkuliert und sich darauf eingelassen, sprich, er hat irgendeinen groben Ablauf geplant gehabt, soviel ist wenigstens mal sicher.
Ganz sicher würde es aber zu Palpatine passen, die Order 66 nicht auszurufen, solange Anakin nicht auf seiner Seite steht. Denn hier handelt es sich um das Spiel "Derjenige meiner Freunde, der zuerst tötet, ist der Böse". Hätte die Order 66 vorher stattgefunden, dann hätte Palpatine Anakin totsicher gegen sich aufgebracht und mit ihm eine große Menge unbezwungener und vorgewarnter Jedi im Tempel direkt nebenan. Palpatines wahre Identität wäre sofort enthüllt gewesen, da ein solcher Befehl nur vom Oberbefehlshaber der Klontruppen kommen kann und dieser ist Palpatine.
So sehe ich das eigentlich auch. Denn eben die Tatsache, dass er die Order nicht ausruft, nachdem sich Anakin (zunächst) von ihm abwandte nach der Enthüllung, beweist, dass er noch nicht die Hoffnung darauf verloren hat, Anakin zu bekehren. Hätte er nämlich geglaubt, Anakins Entscheidung sei unabwendbar in dem Augenblick, hätte er die Order ausrufen müssen, um sich vor den Jedi zu schützen, da Anakin ihn sowieso als böse betrachtet hätte und er keinen Verbündeten mehr hat.
Dass es nicht so kam, beweist doch im Endeffekt nur, dass er noch irgendwas in der Hinterhand hatte. Er wusste, dass Anakin noch nicht für ihn verloren war. Er wusste, dass es immer noch eine,
irgendeine Chance gab, Anakin für seine Sache zu gewinnen.
Und dieses Wissen von Palpatine wiederum relativiert etwa die Bedeutung der Ratsszene. Denn letztlich ist es egal, ob die Worte in Anakins Kopf tatsächlich telepathisch von Palpatine kommen, ob er sich an sie erinnert oder sie nur als böser Spuk an seinem Gewissen nagen. Was es auch ist, auf jeden Fall sind es Zweifel, die Anakin hat, an seiner Entscheidung gegen Palpatine. Es sind diese Zweifel, die dafür sorgen, dass er noch immer bekehrt werden kann vom Dunklen Lord.
Und Palpatine
weiß von diesen Zweifeln. Denn er weiß, dass Anakin sich
noch nicht endgültig entschieden hat (btw, weil's mir grade aufgefallen ist: die Szene mit der Ratskammer heißt auf der DVD auch "Anakins schicksalhafte Entscheidung").
Nun sieht es also daher wie folgt aus, zu dem Zeitpunkt, nachdem Anakin Palpatine nach seiner Verhüllung verlassen hat, um den Jedi zu berichten:
Palpatine weiß, dass er das Spiel noch nicht verloren hat, sondern Anakin noch immer für sich gewinnen kann.
Weiters weiß er, oder muss sehr stark annehmen, dass die Jedi informiert, anrücken und seine Identität ein für alle Mal enthüllen werden. Das bedeutet, jetzt ist das Kanzler-Spiel vorbei, und die Abschlussphase seines Masterplans - die seine Machtergreifung zum Imperator und die Vernichtung der Jedi beinhaltet -
muss nun aktiviert werden. Der "Point of No Return" ist erreicht.
Und schließlich kann Palpatine sich auch noch ziemlich gut ausrechnen, welche Jedi zu ihm kommen werden, da er wohlweislich Yoda und Obi-Wan zeitweilig aus dem Weg geräumt hat.
Nun steht Palpatine aber vor einem Problem. Einerseits muss er die Jedi, die jetzt kommen und ihm auf den Zahn fühlen, loswerden, damit er seine Sache durchziehen und den Tempel angreifen kann, ohne dass die Jedi gewarnt werden.
Andererseits will er aber immer noch Anakin bekehren, und zwar so, dass aus ihm ein unerschütterlicher Verbündeter wird, der sogar gegen die Jedi vorgeht.
Wie löst man das Problem nun? Eine Gratwanderung, da man mit dem verwirrten Anakin, der die Übersicht über Gut und Böse zur Zeit komplett verloren hat, vorsichtig umgehen muss. Aber Palpatine muss einen Weg finden, dass sich Anakin unwiderbringlich gegen die Jedi stellt, am besten, sie tötet oder Palpatine hilft, sie zu töten.
Und Palpatine ist nicht dumm. Er weiß, dass Anakin, nachdem er von seinem "Freund und Förderer" so betrogen wurde, keinerlei Loyalität mehr zu ihm verbindet. Das Einzige, woran Anakin liegt, ist Padmé, und vielleicht auch der Drang, das Richtige zu tun.
Nun hat Palpatine es geschafft, Anakin über seine frühere Freundschaft hinaus an sich zu binden, indem er ihm sagt, er könne Padmé vor dem Tod bewahren mit seinem Wissen. Das heißt, Anakin wird nicht zulassen wollen, dass diesem Wissen - Palpatine - etwas zustößt, wie etwa, dass er getötet wird.
Also kann sich Palpatine zusammenreimen, dass das Druckmittel - das
stärkste Druckmittel - um Anakin gegen die Jedi aufzubringen, sein wird, dass die Jedi ihn töten wollen. Aber der Imperator kennt seine Gegner und weiß, dass die Jedi einen Kodex haben, der in so einer Situation auch verlangt, möglichst schonend umzugehen. Er wird also wissen, dass die Jedi ihn nur verhaften wollen. Und er weiß spätestens seit Anakins Kampf mit Dooku, dass ein Jedi einen unbewaffneten Gefangenen, der wehrlos erscheint, nicht umbringen will.
Das führt zu einer logischen Konsequenz. Festnehmen lassen kann sich Palpatine nicht, vor allem nicht, wenn Anakin nicht dabei ist. Wehrlos aufgeben ist also nicht, das heißt, er muss kämpfen.
Wenn Palpatine aber damit rechnet, dass Anakin früher oder später auftauchen wird (und davon gehe ich aus), dann kann er die Jedi aber auch nicht alle umbringen, sollte er dazu in der Lage sein. Denn dann ist das Druckmittel, das Anakin zum entscheidenden Schritt gegen die Jedi bewegen soll, fort.
Daraus erschließt sich, dass Palpatine, rein von der Planung her, nicht gewinnen darf, wenn ihm was daran liegt, Anakin auf seine Seite zu ziehen.
Und nun kommt die Idee. Wenn Palpatine sich zwar in den Kampf stürzt und als Sith zu erkennen gibt, aber einen von ihnen - sagen wir mal, jemanden, der glaubwürdig stark ist und viel Selbstbewusstsein hat, wie Meister Windu - am Leben und sich von ihm entwaffnen lässt, dann passt das doch wie die Faust aufs Auge! Wenn er dann nämlich den wehrlosen Gefangenen mimt, wird der Gegner ihn aufgrund des Kodex nicht töten wollen, das heißt, er wäre automatisch außer Lebensgefahr.
Wenn aber Anakin kommt, darf er das nicht merken. Das Druckmittel ist, dass sich Palpatine in Gefahr befindet. Um Anakin also gegen Windu zu bewegen, muss der Zustand der Gefahr wieder hergestellt werden. Ein Jedi, der einen wehrlosen Gefangenen hat, will diesen nicht töten. Aber wenn Palpatine zeigt, dass er gar nicht so wehrlos ist, sondern Mace mal ein paar Machtblitze verpasst, um ihm zu demonstrieren, dass er ganz und gar nicht harmlos ist - dann wird Mace es sich gut überlegen, ob er es mit einem wehrlosen Gefangenen zu tun hat, den er laut Kodex nicht anrühren darf, oder doch mit einem unterschätzten, gerissenen Gegner, der eine konstante Gefahr ausübt, solange er lebt und lügt, und deswegen eliminiert werden
muss, zum Wohle der Galaxis.
Was Anakin sich also an der Stelle denkt: "Ich brauche Palpatine, UND er ist ein wehrloser Gefangener, der zu schwach ist, weiter zu kämpfen. Es ist gegen den Kodex - er MUSS leben!"
Und was Windu sich denkt: "Jahrelang hat er alle, auch den Senat und die Gerichte, getäuscht, sogar mich gerade eben hat er Glauben gemacht, ich hätte die Situation unter Kontrolle. Solange er lebt, wird er täuschen und manipulieren, er ist eine ständige Gefahr. Er MUSS sterben!"
So sehe ich die Sache zumindest, und es erscheint mir logisch. Es tut mir Leid, wenn ich mich eigentlich immer wiederhole und immer aufs Neue wieder alles ellenlang ausformuliere. Aber es ist ein komplizierter Sachverhalt, den ich einfach nicht wirklich kurz und pointiert auf den Punkt bringen kann, der aber, wenn man ihn erst einmal komplett nachvollzogen hat, meiner Ansicht nach an allen Ecken und Enden perfekt reinpasst.
Palpatine hätte sich im direkten Kampf mit Anakin, auf dessen Höhepunkt seiner Macht, wiedergefunden und diesen laut der Prophezeihung auch verloren.
Damit bringst du gleich eine überaus interessante Frage ins Spiel. Glaubt Palpatine denn an die Prophezeiung, bzw., wie stark beeinflusst sie seine Pläne? Hat Palpatine sich gerade Anakin ausgesucht, weil er an die Prophezeiung glaubt, oder weil er einfach schon immer gemerkt hat, dass er der Richtige für den Handlanger-Posten ist?
Ich weiß es selbst auch nicht, wäre aber interessant, das mit in die Theorie einzubeziehen.