Kurz eine Vorbemerkung: Nur weil einem der Kritiker nicht gefällt (weil er arrogant und elitär und polarisierend und bestimmt kein netter Mensch ist), ist deswegen nicht die Kritik von vorneherein abzulehnen.
Ranitzki und vor allem Kalkofe (hört euch die 30min. Rede an, die Darth Ki Gon auf der ersten Seite verlinkt hat) haben mehrere Punkte angebracht, die IMHO gegen das heutige Fernsehprogramm im Mainstream-Bereich (also so zwischen 16-22 Uhr) sprechen.
Dabei will ich gar nicht mal nur auf den Privaten rumschlagen. Die machen halt, das wo sie denken, dass sie das meiste verdienen (besten Quoten haben). Und da ich dafür ja nix zahle, kann ich das ertragen bzw. weitgehend ignorieren.
Bei den öffentlich rechtlichen Sendern (vor allem ARD und ZDF) sieht dass dann IMHO schon ein wenig anders aus. Die haben ja direkt den (wenn auch nicht alleinigen) Auftrag zu bilden und zu informieren.
Das tun sie IMHO leider weder mit den Dailysoaps/Telenovelas (von denen an einem normalen Vorabend auf beiden Sendern 5 Stück laufen, wenn ich richtig gesehen hab.) noch mit den Zoo-Dokus (von denen es ja auch eine relativ regelmäßig auf jedem Sender wohl gibt) und auch nicht mit dem Boulevard-Magazin Brisant, die meistens im Vorabendprogramm kommen. Wenn ich sowas sehen will, dann bitte schon den Echten Schund bei RTL oder SAT1. Warum nicht mal ne gute politische Dokumentation um 20.15 oder 21.15? Hätte man dann wirklich so viel schlechtere Quoten, als bei der 23. Rosamunde-Pilcher-Verfilmung?
Noch einige Worte zum "Duell" zwischen Gottschalk und MMR. Das ist nicht die Debatte, die geführt werdne sollte. Es geht nicht darum Intelligentenfernsehen auf allen Kanälen, nur noch finische Filme mit ungarischen Untertiteln, Wagner-Opern, Literatur-Kritiken und Bachstücke auszustrahlen.
Unterhaltung und Entertainment haben natürlich einen Platz auch bei den öffentlich Rechtlichen.
ABER dämliches Idiotenfernsehen (dailysoaps, inhaltleeres Reality-TV, Anrufspielchen mit Fragen a la: Wer ist die Königin von England? a) Elisabeth oder b) Steppbett das wurde WIRKLICH mal in Brisant oder Punkt 12 gefragt, etc.), Schunkelsendungen, Boulevardangebote sollten halt nur Spartensendungen sein und nicht den Hauptteil des Sendealltags ausmachen.
Zudem war die Diskussion auch nur Augenwischerei. MRR kennt sich nicht mit dem heutigen Programm aus. Nur ihm hat man halt mal zugehört, als er sich über die wohl wirklich erbärmliche Preisverleihung ausgelassen hat.
Neben dem Gottschalk hätte ich mir wirklich den Kalkofe gewünscht, dann wäre da auch mal was auf Gottschalks Thesen (Man kann Shakespeare nicht modern verfilmen. Was war dann Romea&Juliet, das war modern, das war erfolgreich; Anspruchsvolle Sendungen sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt, Supereinstellung, dass kann nur ein Erfolg werden, etc.) was sinnvolles gekommen.
Da hätten die beiden auch wirklich richtig Boxen können und das Ergebniss wäre dasselbe gewesen. Ranitzki ist Gottschalk um Längen unterlegen, halt weil er sich im Fernseh-Bereich (besonders im Mainstream um den es ja geht) nicht auskennt. (Und sich wohl auch nicht so sehr vorbereitet hat. Es ist ihm wohl zu unwichtig, als dass er hier wirklich sich die Mühe machen würde eine ernsthafte Debatte führen zu wollen.)
Wenn Kalkofe meint: Wer es sich leisten kann (finanziell/intelektuell/zeittechnisch) schaut schon lang kein fernsehen mehr, dann hat er IMHO recht. Und nur weil die Fernsehmacher das nicht hören wollen, ändert sich an diesem Trend nichts. Wenn sie so weitermachen, wie bisher, dann verspielen sie sich ihre Zukunft, ohne dass Literaturpäpste ihnen hier ans Bein pinkeln müssen. Das schaffen sie auch ganz allein.
Ranitzki forderte "mehr Mut" der Fernsehmacher. Den fordere ich auch. Und das Vertrauen auf den Intellekt der Zuschauer. Anspruchsvolle Unterhaltung wird gesehen. Bestes Beispiel ist IMHO "Die Sendung mit der Maus".
Wenn wir noch seichter werden, schauen sicher nicht noch mehr zu. Auf einen Flopp (was immer und überall vorkommen kann und ganz normal sein sollte. Nur aus Fehlern lernt man), sollte man nicht mit "Na war wohl zu intellektuell, schauen wir mal beim nächsten Mal wo wir mehr nackte Brüste unterbingen können?", sondern mit "Irgendwas hat gefehlt. Lass es uns mal auf höherem Niveau versuchen." reagieren.
Fernsehen kann so schön, toll, unterhaltsam und spitze sein, warum also lassen wir uns diesen Fraß/Dreck/erbärmliches Gewäsch andrehen? Zudem ist halt Fernsehen, dass Leitmedium unserer Tage, da kann man nicht einfach so abtun, wenn es verkommt.