Die Romane von Karl May

May ist ein Nationalist wie er im Buche steht. Der Deutsche ist für ihn immer das Beispiel an Rechtschaffenheit, Tugenhaftigkeit und (!)Bescheidenheit(!). Es ist erstaunlich und hat mit der Statistik nichts zu tun, wie oft er auf seinen Reisen Deutschen begegnet, egal ob im wilden Westen, im Orient, nördlich des Polarkreises oder an der asiatischen Pazifikküste. Und die sind immer entweder ein Vorbild an Tugendhaftigkeit oder tragische Antihelden, aber nie sind sie Schurken. Zufall? Keineswegs: Laut May alles göttliche Fügung, denn der Herr wacht über allen Dingen, belohnt die Redlichen und bestraft die Bösewichte, damit Kara Ben Shatterhand sie nicht selbst abknallen muss. ^^

Ja, so ist May eben. Aber unterhaltsam ist es auch heute noch, trotz des anderen Blickwinkels den wir in unserer völlig anderen Gesellschaft haben. Ich möchte es nicht missen.
 
Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern, dass es in seinen Büchern auch nur einen unredlichen Deutschen gibt. Ausgenommen die Bücher, in denen nur Deutsche vorkommen. ^^ Was Winnetous Christianisierung angeht... ja, im ersten Band ist sie tabu, im dritten aber schleichend vollzogen. Und auch Hadschi Halef konvertiert ja schließlich. Insofern gewinnt eben doch immer das christliche Abendland bei May. Tja, wenn er's braucht und der Leser von damals es wollte.

Es wird mir schlecht bei der Tatsache ausgerechnet Dich ansprechen zu müssen, aber wo konvertiert Hadschi denn zum Christentum ?
 
Es wird mir schlecht bei der Tatsache ausgerechnet Dich ansprechen zu müssen, aber wo konvertiert Hadschi denn zum Christentum ?

Das müsste in Band 6 "Der Schut" oder sogar schon in Band 5 "Durch das Land der Skipetaren" sein. Hadschi Halef legt nach und nach seine muslimischen Sitten ab, fängt an Schweinefleisch zu essen und erkennt irgendwann an, dass der "barmherzige" Gott der Christen die bessere Lehre ist. Genau zitieren kann ich's aus dem Stegreif leider nicht.

Dass dir schlecht dabei wird, mich ansprechen zu müssen, ist bedauerlich. Da gibt's aber bestimmt auch was von Ratiopharm. Haben wir Streit von dem ich nichts weiß?
 
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Das müsste in Band 6 "Der Schut" oder sogar schon in Band 5 "Durch das Land der Skipetaren" sein. Hadschi Halef legt nach und nach seine muslimischen Sitten ab, fängt an Schweinefleisch zu essen und erkennt irgendwann an, dass der "barmherzige" Gott der Christen die bessere Lehre ist. Genau zitieren kann ich's aus dem Stegreif leider nicht.

Dafür sage ich ganz herzlichen Dank.


Dass dir schlecht dabei wird, mich ansprechen zu müssen, ist bedauerlich. Da gibt's aber bestimmt auch was von Ratiopharm. Haben wir Streit von dem ich nichts weiß?

Da denke mal gut nach, vieleicht kommst Du selber drauf.
Ich zumindest spreche meine Gegner und deren Zitate immer mit Namen und in aller Offenheit an wenn ich etwas kritisiere.
Ist aber Dir und den deinen wohl nicht gegeben.
Aber egal, lassen wir uns gegenseitig in Ruhe.
 
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Ja, und so wird es wohl kaum nur May gewesen sein mit diesen Zutaten für seinen Held...aber du hast Recht....Es bleibt trotzdem spannend geschrieben...

Überpowertes Heldentum und Kompensation eines tristen RL durch Second Life o.ä soll ja auch ein Phänomen des Internetzeitalters sein :D, wenn man sich mal die Figuren aus diversen Online-Medien anschaut :D

Was mir allerdings an sämtlichen Romanen (trotz der zu Recht monierten Kritikpunkte)- und ich kann wirklich behaupten, nahezu alle gelesen zu haben, sehr gut gefällt, ist neben der Spannung auch die detaillierte, atmosphärische Schilderung der diversen Schauplätze. Besonders spätere Werke wie Ardistan und Dschinnistan und Winnetou IV haben ein ganz besonderes mystisches Flair, das ich gerne auf mich wirken lasse.
 
Na sehr praktisch das er aber vorgelebt hat das man gar nicht Rechtschaffend und Bescheiden sein muss um von Gott belohnt zu werden. :konfus:

Ich denke mal nicht das Gott sondern eher der Leser ihn belohnt hat:D
War halt seine andere Zeit.
Dafür haben später die Bolschewisten ihn zunächst verteufelt.
Später haben auch diese ihn ja für ihre Zwecke benutzt.
 
Ich denke mal nicht das Gott sondern eher der Leser ihn belohnt hat:D
War halt seine andere Zeit.
Dafür haben später die Bolschewisten ihn zunächst verteufelt.
Später haben auch diese ihn ja für ihre Zwecke benutzt.

Wobei das ja dann nicht mehr viel genutzt hat, nachdem Karl May-Romane erst 1982 wieder in der DDR erschienen sind.

Bei Spiegel.de gibts noch einen interessanten Artikel über die Zensur in der DDR: Karl-May-Romane: DDR-Verleger verfälschten "Winnetou" - SPIEGEL ONLINE
 
Ja, das waren schon Herzchen die Herrn aus Ost-Berlin.


Ich habe mir heute den Roman "Unter Geiern" als Hörbuch geladen. Mal sehen wie er ist.

Was ich bei den Audible-Hörbüchern klasse finde ist wie der Sprecher die Neger Bob und Cäsar rüberbringt. Das ist so göttlich, daß ich mehrfach in meiner Tour in schallendes Geläcchter ausgebrochen bin. Die Kunden haben mich angesehen als hätte ich einen Hammer.
 
Hat irgendeiner der Anwesenden schon einen Blick in Hans Imgrams Buch "Chronik eines Weltläufers" geworfen?
Nach vielen vorigen fehlerhaften Versuchen hat Imgram sich daran gemacht die Reiserzählungen chronologisch zu sortieren. Das ganze hat er dann als ein kompaktes Reisetagebuch mit Zitaten aus dem Gesammelten Werken herausgegeben. Sieht ganz interessant aus, leider kann man in den Leseproben die Tabelle der Romane nicht mit einsehen, die die genaue Abfolge anzeigt.
 
Ein Schulfreund hat mir 1985 "Das Vermächtnis des Inkas" zum Geburtstag geschenkt, ich war damals 13 Jahre alt. Ich habe den Roman innerhalb von ein paar Tagen verschlungen. In der Folge habe ich mich mit zwei anderen Brüdern die nächsten zehn Jahre durch Karl Mays Gesamtwerk gelesen. Weiter ging es zunächst klassisch mit der Winnetou-Reihe, früh aber auch schon mit den Kara Ben Nemsi Büchern. Und dann immer weiter und weiter. Während meines Grundwehrdienstes und Studiums habe ich systematisch die noch fehlenden Bände gelesen. In dieser Zeit habe ich z. B. erst die Romanreihe "Schloss Rodriganda", "Die Pyramide des Sonnengottes", "Benito Juarez", "Trapper Geierschnabel" und "Der sterbende Kaiser" kennengelernt. Letztlich habe ich auch Mays Kurzgeschichten gelesen, mehr der Vollständigkeit halber.

Parallel habe ich auch eine Reihe von Karl May-Filmen gesehen, konnte mich mit den Filmen aber nicht identifizieren. Sie erinnern letztlich nur wage an Mays dicke Romanbücher. Wenn ich an Karl May denke, kommen mir nur die Bücher in den Sinn.

Von 1984 bis 1995 spielten die Karl May-Romane für mich also eine sehr große Rolle. In den letzten 25 Jahren habe ich mich aber nicht mehr mit Karl May beschäftigt. Ich habe zwar noch zweimal Winnetou I in meinen Händen gehabt, aber über ein paar Seiten bin ich nicht mehr hinausgekommen. Der Reiz ist weg. Ich nehme an, dass von den knapp 2000 Schüler*innen, die ich bisher unterrichtet habe, niemand je einen Karl May-Band gelesen hat. Sie wirken heute ein wenig aus der Zeit gefallen.

Und dennoch denke ich gerne an meine Karl May-Zeit zurück. Mit so manchen der Romane verbinde ich noch heute konkrete Ereignisse aus meinem Leben, Songs, die damals im Radio liefen. Ich nehme an, dass meine Reiselust nicht zuletzt auch durch die Karl May-Bücher gefördert wurde.
 
Also für mich ist Karl May ja nach wie vor großartig.

Wollt ich mal gesagt haben.

Ein ganz wesendlicher Teil meiner Kindheit und früher Jugend.

Allerdings waren es bei mir weniger die Bücher, auch nicht die (natürlich gleichfalls großartigen) Filme, sondern vor allem die Hörspiele von Europa.
 
Ein ehemaliger Kollege von mir hat mit 50 Jahren (vor 15 Jahren) noch einmal alle Bände durchgelesen. Er hat mehrere Jahre benötigt.

Eine Frage, die sich immer stärker stellt, je älter man wird: Wie viel Zeit bleibt mir noch und was mache ich mit der Zeit? Verbringe ich die Zeit mit Dingen, die ich schon kenne oder nutze ich die Zeit, Neues kennenzulernen. Es ist vor allem dieser Zeitaufwand, der mich bei Karl May heute zurückschreckt. Während ich in meiner Jugend häufig Romane wiederholt gelesen habe, kann ich dies heute nicht mehr. Für mich z. B. ist es unvorstellbar wie Christopher Lee jedes Jahr zur selben Zeit das gleiche Buch zu lesen. Bei ihm war es "Herr der Ringe".

Ich beobachte bei mir einen Wandel im Laufe der Zeit. In meiner Jugend habe ich es geliebt, Romane zu lesen, ich habe sie regelrecht verschlungen. Seit 20 Jahren lese ich aber nur noch vereinzelt Romane. Sachbücher haben Romane von meiner Leseliste fast vollständig verdrängt. Das Lesen eines Romans ist immer ein Wagnis. Man weiß erst am Ende, ob es lohnend war. Bei einem Sachbuch kann man ganz schnell durch ein paar Stellen des Probelesens herausfinden, von welcher Qualität das Buch ist und ob es lohnend ist.

Apropos Karl May ... Im Prinzip zeigt uns Karl May die Zukunft von Star Wars. Karl May-Bücher waren einst unheimlich populär. Heute ist Karl May bei jungen Menschen weitgehend bedeutungslos geworden. Dieses Schicksal wird auch Star Wars drohen. Irgendwann wollen die nachfolgenden Generationen ihre eigenen Geschichten besitzen und erleben und nicht von den Geschichten der ihnen vorangeschrittenen Generationen leben.

PS Wir besaßen nur eine Karl May-Kassette: Der Schatz im Silbersee
 
Eine Frage, die sich immer stärker stellt, je älter man wird: Wie viel Zeit bleibt mir noch und was mache ich mit der Zeit? Verbringe ich die Zeit mit Dingen, die ich schon kenne oder nutze ich die Zeit, Neues kennenzulernen. Es ist vor allem dieser Zeitaufwand, der mich bei Karl May heute zurückschreckt. Während ich in meiner Jugend häufig Romane wiederholt gelesen habe, kann ich dies heute nicht mehr. Für mich z. B. ist es unvorstellbar wie Christopher Lee jedes Jahr zur selben Zeit das gleiche Buch zu lesen. Bei ihm war es "Herr der Ringe".

Aber warum denn nichf?
Wieviel (Netto-)Lebenszeit kostet ein Buch denn? Und gute Fime schaut man doch auch immer wieder gern.


PS Wir besaßen nur eine Karl May-Kassette: Der Schatz im Silbersee

Gute Wahl :)
Die unerreichte EUROPA-Fassung bestand allerdings aus 2 Kassetten bzw Platten
 
Bin großer Literatur-Liebhaber. Karl May fällt für mich allerdings in genau dieselbe Kategorie wie das ganze Sturm und Drang-Zeug: altbacken, verstaubt, langweilig, z.T. völlig weltfremd, null Identifikationspotential. Einfach komplett uninteressant. Aus diesem Grund bin ich auch für einen eigenen Literatur-Unterricht, damit man nicht ausschließlich mit dt.sprachigem von vorgestern gequält wird. Die Schule hat mir mit ihrem engstirnigen Zwangsfokus das Lesen auf Jahre vergällt.

Und: 5 Stunden für einen Roman? Ja, bei Reclam-Sachen vielleicht. ;)
 
Und: 5 Stunden für einen Roman? Ja, bei Reclam-Sachen vielleicht. ;)
Also je nach Schreibstil, Größe der Schrift und ob es in Deutsch oder einer Fremdsprache ist halte ich bis zu 80-100 Seiten pro Stunde für einen geübten Leser ohne weiteres möglich, und länger als 400-500 Seiten ist ein Durchschnitts-Roman in der Regel nicht.
 
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