Das ist für mich typisch deutsch. Etwas, was ich echt hasse, ständig nur auf alt bewährtes zu setzen, was keinen frisch Wind mehr bringt - statt mal Mut für neues zu wagen.
Das ist nicht typisch deutsch, das ist typisch menschlich. Ein konservatives Verhalten ist ererbt und hat uns mindestens 100.000 Jahre am leben erhalten. Wer in der Steinzeit immer das gleiche gegessen hat, lief weniger Gefahr an einer Vergiftung zu sterben. Wer auch mal was neues probiert hat hatte zwar ein abwechslungsreicheres, aber ggf. auch kürzeres Leben.
Das lässt sich bedingt auch auf politische Wahlentscheidungen oder Erzählungen (u.a. Star Wars) übertragen. Schließlich haben sich so auch Genres entwickeln können. Wir erzählen immer eine Variation X von einer Ursprungsgeschichte und lediglich Abweichungen von dieser, z.B. durch Aktualitätsbezug machen den Reiz der Variante aus.
Von daher ist Kylo bestimmt eine Variante Vaders und er wird bestimmt davon abweichen.
Das eigentliche Problem, was ich an Ep. 7 sehe ist, dass der Film oder Abrams bereits Kritik am Fanboy-Dasein Kylos übt, siehe Lustig machen über die Maske durch Poe, die Selbstgespräche vor Opas Helm usw.
Diese Kritik haben einige Fans so nicht verstanden, sondern sie als ihre eigene Übernommen und Abrams dann vorgeworfen: Kylo sei nur eine Kopie von Vader.
Der Film zeigt uns aber eine neue Variante des Schurken und die finde ich mutig und bemerkenswert. Kylo ist ein Schurke mit Schwäche, gerade weil in ihm noch etwas Gutes steckt. Das Verletzte und zurückgewiesene Kind (Leia und Han haben ihn weggegeben) handelt irrational (Wutausbrüche und unüberlegte Morde im Affekt (Juakku). Und allein dies ist nicht mehr konservativ und evtl. sogar eine ganz neue Schurkenvariante. Von daher denke ich für die Zukunft können alle beruhigt sein. Kylo ist keine eins zu eins Kopie von Vader, aber eben auch keine gänzlich neue Schurkengestalt, die nicht nachvollziehbar agieren wird.
Und jetzt zum Topik: Ich schließe also damit, dass Kylo noch für ein wenig Abwechslung sorgen wird und prognostiziere für seinen Werdegang noch eine deutliche Distanzierung vom Vader-Klischee.
P.s.: Um noch schnell den Bogen zu meiner Evolutionsanleihe zu schlagen: Die Autoren von Ep.7 haben das mMn sehr klug gemacht. Sie bieten uns etwas bekanntes, z.B. Vader, Todesstern Überschurken im Hintergrund etc. und beginnen dann davon abzuweichen. Aus didaktischer Sicht sehr richtig. Sie holen ihr Publikum ab, die alten Häsinnen und Hasen mit den alten Figuren und bekannten Storyinhalten und die Jünglinge
durch eine zeitliche Anknüpfung an Rebels. Und jetzt können Jung und Alt gemeinsam die neuen Filme erleben, bestimmt mit weiteren Varianten des Bewährten und mit genug Neuem, aber sicher mit einem gemeinsamen Nenner und das ist Star Wars!