Covid-19

Ich verstehe derzeit viele Menschen einfach nicht.
Geht mir auch so. Ich habe manchmal den Eindruck, dass für manche Menschen nur Realität ist, was man sehen und anfassen kann. Eine nanometergroße organische Struktur scheint einfach keine ausreichend große Bedrohung darzustellen, so dass man sein Verhalten ändern müsste. Man weiß zwar, dass da eine Bedrohung ist, aber im Alltag spielts dann doch keine Rolle.
 
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Das große Gerede, dass die Gesellschaft sich weiterentwickelt und mehr Solidarität entsteht ist wohl bisher ausgeblieben und der Gegenteil scheint mit der Fall. :nope:

Ich habe das von Anfang an nur für Tagträume schwärmerischer Weltverbesserer gehalten (damit ist kein User hier gemeint).
Alleine das Verhalten der Hamsterkäufer war damals schon der beste Beweis das dies nur eine Illusion ist.
 
https://www.google.de/amp/s/www.spi...an-a-7eab9983-c0d4-4c2c-9195-62798f565b78-amp

https://www.google.de/amp/s/www.t-o...eder-oeffnen-soeder-erlaeutert-exit-plan.html

Ich komme mir gerade irgendwie vor, wie im schlechten Film. Mein bayrischer Ministerpräsident Markus Söder, der vor zwei Wochen noch zu höchster Vorsicht ermahnt hat und den souveränen und besorgten Krisenmanager gegeben hat, haut jetzt urplötzlich sowas raus.

Ist meine Überraschung irgendwie irrational oder gibt es unter euch noch mehr, die ihren Augen kaum trauen können?
 
Sehr interessant fand ich die News, dass man bei der Analyse alter Laborproben aus Ende Dezember 2019 einen positiven Covid 19 Befund hatte. Das bedeutet, dass das Virus schon sehr viel länger als gedacht in Europa war.

Da kann man inzwischen von ausgehen. Meine Hausärztin hat bereits im Januar und Februar eine recht hohe Zahl sehr schwerer Grippefälle verzeichnet. Da dürften sicher auch einige CoVid-19 Fälle dabei gewesen sein.

Ich komme mir gerade irgendwie vor, wie im schlechten Film. Mein bayrischer Ministerpräsident Markus Söder, der vor zwei Wochen noch zu höchster Vorsicht ermahnt hat und den souveränen und besorgten Krisenmanager gegeben hat, haut jetzt urplötzlich sowas raus.

Ist meine Überraschung irgendwie irrational oder gibt es unter euch noch mehr, die ihren Augen kaum trauen können?

Ich hoffe mal, dass er weiß, was er tut, und die Schritte gut mit seinen wissenschaftlichen Beratern abgestimmt hat. Ansonsten ist er halt ein Politiker, der zu einem Stück weit der Stimmung im Land folgen muss, wenn die Beliebtheitswerte stabil bleiben sollen. Zu Beginn der Krise wollte eine Mehrheit halt den Krisenmanager Söder sehen, und den hat er ihnen gegeben. Jetzt werden Stimmen lauter, zB von Wirtschaftsverbänden, des Hotel- und Gaststättengewerbes usw., die eine Perspektive wollen, wie es weitergeht, dann gibt er ihnen halt diese.
Ich bin zwiegespalten in dieser Frage. Sollten die schrittweisen Öffnungen wissenschaftlich vertretbar sein, dann ist es okay, und ich würde mich freuen, wenn ich mal wieder ein Hefeweizen im Biergarten genießen kann. Eine Restangst, dass uns das vielleicht in ein paar Wochen um die Ohren fliegt, bleibt allerdings.

C.
 
Wenn ich mir das so anschaue, kann ich mich ziemlich glücklich schätzen. Mich hat Covid-19, um eine Zwischenbilanz zu ziehen, weitestgehend in Ruhe gelassen. Die Minimierung der sozialen Kontakte ist zwar störend, aber aufgrund der (zufälligen) räumlichen Nähe zu vielen Freunden/Bekannten konnten wir uns noch relativ häufig sehen. Bei meinen Eltern sah das schon etwas anders aus, aktuell sehen wir uns aber wieder. Beruflich hat sich auch nicht viel getan: dank Home Office mehr Schlaf, keinen Ärger mit dem ÖPNV und meine Kochbücher lohnen sich endlich. Da mein AG die Krise nicht zu spüren bekommen hat (eher im Gegenteil), sind Bedrohungen wie Kurzarbeit und Entlassungen sehr schnell vom Tisch gewesen. Mir geht's gut.

Das große Gerede, dass die Gesellschaft sich weiterentwickelt und mehr Solidarität entsteht ist wohl bisher ausgeblieben und der Gegenteil scheint mit der Fall.
Ich habe das von Anfang an nur für Tagträume schwärmerischer Weltverbesserer gehalten (damit ist kein User hier gemeint).
Alleine das Verhalten der Hamsterkäufer war damals schon der beste Beweis das dies nur eine Illusion ist.

Unabhängig von der Corona-Krise gibt es immer wieder Situationen im Alltag, die mich mindestens innerlich den Kopf schütteln lassen. Ich kann deinen Argwohn menschlich absolut nachvollziehen, verstehe aber das allgemeine "Gejaule" (no offense) stellenweise nicht. Sich mal Luft zu machen, davon nehme ich mich nicht aus. Wir sprechen hier aber von derselben Gesellschaft, in der ständig über Phänomene wie Gaffer, Hass im Netz, häusliche Gewalt, politisch motivierte Gewalt in summa summarum bedeutenden Fallzahlen diskutiert werden muss. Das fällt in so einer Krise nicht einfach ab, ganz im Gegenteil: hier wird das Nervenkostüm und die Dynamik einer Gesellschaft erst so richtig auf die Probe gestellt.

Trotzdem erlebe ich noch genug gegenteilige Fälle vernünftiger Menschen, die es eben auch in großer Zahl gibt.

Die Corona-Krise ist aus anthropologischer/sozialwissenschaftlicher Sicht ein spannendes Ereignis und ich vermute, dass wir sehr froh sein dürfen, dass dieses Virus nicht härter zugeschlagen hat. Nicht nur, um der Menschenleben willen, sondern auch weil der eher glimpfliche Verlauf einen Vorgeschmack davon gibt, was uns in puncto Sozialverhalten erwartet.

Ich bin zwiegespalten in dieser Frage. Sollten die schrittweisen Öffnungen wissenschaftlich vertretbar sein, dann ist es okay, und ich würde mich freuen, wenn ich mal wieder ein Hefeweizen im Biergarten genießen kann. Eine Restangst, dass uns das vielleicht in ein paar Wochen um die Ohren fliegt, bleibt allerdings.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Ministerpräsidenten jetzt reihenweise vollkommen gegen ihre Experten entscheiden. Wahlkampf hin oder her, es geht hier sicher um eine Mischung aus Angst vor noch tiefgreifenderen ökonomischen Folgen, sinkenden Zahlen bzgl. Neuinfektionen und hinzukommend stark aufgerüsteten Kapazitäten in der Gesundheitsversorgung.

Ob das am Ende besonnendes Kalkül, Glück oder ein Harakiri ist, sehen wir dann. Trotz teilweise bizarrer Szenen vor Möbelhäusern und in Parks sprechen die Kennzahlen des RKI aus den letzten Tagen jedenfalls nicht für Letzteres.
 
Ob das am Ende besonnendes Kalkül, Glück oder ein Harakiri ist, sehen wir dann. Trotz teilweise bizarrer Szenen vor Möbelhäusern und in Parks sprechen die Kennzahlen des RKI aus den letzten Tagen jedenfalls nicht für Letzteres.

Ob und wie sich die Zustände in manchen Innenstädten und auf manchen Möbelhausparkplätzen auswirken, wird man in ca. zwei Wochen sehen.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Ministerpräsidenten jetzt reihenweise vollkommen gegen ihre Experten entscheiden. Wahlkampf hin oder her, es geht hier sicher um eine Mischung aus Angst vor noch tiefgreifenderen ökonomischen Folgen, sinkenden Zahlen bzgl. Neuinfektionen und hinzukommend stark aufgerüsteten Kapazitäten in der Gesundheitsversorgung.

Sehe ich ähnlich, aber eine gewisse "Restangst" bleibt trotzdem. Vielleicht nicht so sehr davor, selbst zu erkranken, sondern eher davor, was passiert, wenn die Lockerungen wieder zurückgenommen werden müssen. Ich fürchte, dann drehen viele Leute so richtig am Rad, wenn man jetzt mit ein paar Wochen Biergarten und Eisdiele angefixt wird, um dann wieder in Quarantäne zu müssen.

C.
 
Hurra auch bei mir lockert es sich.
Ich darf ab komenden Montag bereits um 09.30 meinen Dienst aufnehmen.
Danke liebe Post AG,danke:rolleyes::rolleyes::rolleyes:
 
Ich komme mir gerade irgendwie vor, wie im schlechten Film. Mein bayrischer Ministerpräsident Markus Söder, der vor zwei Wochen noch zu höchster Vorsicht ermahnt hat und den souveränen und besorgten Krisenmanager gegeben hat, haut jetzt urplötzlich sowas raus.

Ist meine Überraschung irgendwie irrational oder gibt es unter euch noch mehr, die ihren Augen kaum trauen können?

Dirk Krbjuweit schreibt dazu in seinem Kommentar "Die Entmachtung" auf Spiegel.de folgendes: "Die Ministerpräsidenten lockern ihre Corona-Beschränkungen, ohne die Beratung mit der Kanzlerin abzuwarten. Sie sollten sich zügeln. Wenn die Infektionszahlen wieder steigen, braucht das Land Merkels Autorität."

Ich gehe da voll mit, außer in einer Sache. Es geht nicht um Merkels Autorität, sondern um ihre rationale Entscheidungsfindung.
Angela Merkel ist so ziemlich die einzige oder zumindest eine der wenigen PolitikerInnen derzeit, der ich zutraue, Entscheidungen zu treffen ohne im Hinterkopf an eine Wiederwahl zu denken.
 
Abi-Vorbereitung 2020: Heute hat mir eine Schülerin eröffnet, dass sie mit anderen Schülern eine Klageschrift vorbereitet hat und wenn das Abi nicht so ausfällt, wie sie es sich wünschen, wird diese gezogen. Man liest also nicht nochmal den "Steppenwolf" oder rechnet ein paar Stochastik-Aufgaben durch. Nein, man verfasst lieber mit dem Juristen-Pappi eine Klageschrift...

Außerdem kam heute vom Kultusministerium eine Aufforderung an die Abi-Aufgabenersteller, die diesjährigen Abiprüfungen nochmal durchzuschauen und zu entschlacken. Auch gibt es drei Termine zur Auswahl, von denen sich die Schüler ohne Begründung einen aussuchen können. Bei der Prüfung zur Mittleren Reife werden komplette Fächer gestrichen.

Die Prüfungen 2020 werden den Schülern auf dem Silbertablet hinterhergetragen aus purer Angst vor einer Klagewelle. Ich befürchte, das Stigma "Corona-Not-Abitur" wird den Prüflingen noch eine Weile anhängen.
 
Abi-Vorbereitung 2020: Heute hat mir eine Schülerin eröffnet, dass sie mit anderen Schülern eine Klageschrift vorbereitet hat und wenn das Abi nicht so ausfällt, wie sie es sich wünschen, wird diese gezogen. Man liest also nicht nochmal den "Steppenwolf" oder rechnet ein paar Stochastik-Aufgaben. Nein, man verfasst mit dem Juristen-Pappi eine Klageschrift...
Omg, die Klageschrift würde ich mir nur zu gerne ansehen und auf welcher juristischen Grundlage, welchen Paragraphen und welchen Gesetzbüchern sich dabei berufen wird. Weil soweit ich weiß gibt es in Deutschland kein Recht auf Abitur.
 
Omg, die Klageschrift würde ich mir nur zu gerne ansehen
Wenn man in der öffentlichen Verwaltung Formfehler finden will, findet man auch welche. Ich bin auch gespannt, was passiert, wenn Schüler wegen Ungleichheit zwischen Jahrgängen klagen. Nach meiner Erfahrung werden sie auf eine Angsthasen-Verwaltung und entsprechende Richter treffen, die ihnen Recht geben.
Ich habe schon Dinge erlebt. Noch nicht in Bezug auf Prüfungen, sondern in Bezug auf Schulausschlüsse. Ich habe einen Fall erlebt, wo ein absolut gerechtfertigter Schulauschluss nur wegen eines Formfehlers zurückgenommen werden musste: Der Lehrer hatte einen Klassenbucheintrag eine Zeile zu tief eingetragen...:facep:
 
Abi-Vorbereitung 2020: Heute hat mir eine Schülerin eröffnet, dass sie mit anderen Schülern eine Klageschrift vorbereitet hat und wenn das Abi nicht so ausfällt, wie sie es sich wünschen, wird diese gezogen. Man liest also nicht nochmal den "Steppenwolf" oder rechnet ein paar Stochastik-Aufgaben durch. Nein, man verfasst lieber mit dem Juristen-Pappi eine Klageschrift...

Außerdem kam heute vom Kultusministerium eine Aufforderung an die Abi-Aufgabenersteller, die diesjährigen Abiprüfungen nochmal durchzuschauen und zu entschlacken. Auch gibt es drei Termine zur Auswahl, von denen sich die Schüler ohne Begründung einen aussuchen können. Bei der Prüfung zur Mittleren Reife werden komplette Fächer gestrichen.

Die Prüfungen 2020 werden den Schülern auf dem Silbertablet hinterhergetragen aus purer Angst vor einer Klagewelle. Ich befürchte, das Stigma "Corona-Not-Abitur" wird den Prüflingen noch eine Weile anhängen.

Ist die ganz genau selbe Unterhaltung, die wir beide vor ein paar Wochen hier bereits hatten. Wenn es bei einer Prüfung nur noch darum geht, den Mund zu halten und exakt das zu tun, was man gesagt bekommt und auf gar keinen Fall mehr Fragen zu stellen, selbst wenn es gerade um die eigene Karriere geht, so erzieht man sich halt selbst ganz genau diese Sorte von Nachwuchs, die du jetzt kritisierst.

Das ist der pure Ausdruck des reinen Missfallens deiner Schülerin, den sie da zum Höhepunkt ihrer schulischen Ausbildung erfährt. Ich habe jedes Verständnis dafür, wenn sich junge Menschen tatsächlich selbstbewusst genug sind, um sich selbst der unkontrollierbaren Auswirkungen einer globalen Krise nicht teilnahmslos hinzugeben. Den Rechtsweg zu beschreiten ist ganz einfach kein exklusives Recht für Arbeitnehmer und Beamte. Man braucht sich bloß diesen Thread hier querzulesen und man hat eine relativ gute Idee davon, wie kopf- und planlos die Landesführer hier gerade vorgehen. Und die Schulen sind davon ausgenommen weil...?

Ne, die Agenda ist es offensichtlich, die Wirtschaft mit Nachwuchs zu versorgen. Koste es, was es wolle. Und wer sich nicht dagegen wehrt, muss halt mit seinen Abschlusszensuren, der mangelhaft bemessenen Zeit und einem ganzen Sack voller intransparenter Kompromisse der Kultusministerien leben?
 
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Macht einer einen Vorschlag, wie es besser geht. Die jetzige Situation ist noch nie da gewesen, niemand hat einen Plan in der Schublade, wie man das öffentliche Leben für alle zufriedenstellend regelt. So muss man Kompromisse finden, die nicht dazu ausgenutzt werden sollten, sich ein schönes Schluploch zu suchen, das es ohne Corona nicht gegeben hätte. Es geht hier nicht um Selbstbewusstsein, es geht schlicht und ergreifend darum, die Formfehler, die jetzt zwangsläufig passieren, nicht auszunutzen. Was haben wir davon, wenn Gerichte alle Abschlussprüfungen für nichtig erklären, weil Schüler für zwei Wochen online unterrichtet wurden? Nichts, und die Schüler am wenigsten.

Auch wenn du es bestreitest, wir müssen uns alle der globalen Krise hingeben, wir haben keine andere Wahl wenn wir die Pandemie stoppen wollen. Und wenn nun manche Schüler diese Krise ausnutzen, um sich zu einem leichten Schulabschluss zu klagen, dann hat das absolut nichts mit einem gesunden Selbstbewusstsein zu tun, eher mit einer verqueren Einstellung zur Leistungsbereitschaft.

Und wenn es das Ziel wäre, nur die Wirtschaft mit Nachwuchs zu versorgen, dann hätte man dieser mit einer durchgewunkenen Schülergeneration einen Bärendienst erwiesen.
 
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Fällt für mich auch in die selbe Schublade wie gegen Nachsitzen wegen Freiheitsberaubung klagen. Aber in diesen Situationen gebe ich noch nicht einmal den Schülern die Schuld, sondern den Eltern die es ja besser wissen müssen. Besonders da dieses "Corona Abi" auch später ein sehr negatives Stigma begleiten dürfte.
 
Besonders da dieses "Corona Abi" auch später ein sehr negatives Stigma begleiten dürfte.

Die Unis und die großen Unternehmen werden nächstes Jahr ihre Einstellungstest ziemlich anziehen, da bin ich mir sehr sicher. Denn ein Abschlusszeugnis aus dem Jahr 2020 wird nicht mehr viel aussagen. Und da kann man dann klagen so viel man will, das wird nichts nützen.
 
@Modal Nodes

Ist das denn eine Schülerin, die immer schon durch mangelnde Leistungsbereitschaft aufgefallen ist?

Diese Klageschrift kann nämlich genau so gut als Ausdruck von (mE) nachvollziehbaren Zukunftsängsten verstanden werden, gegen die man sich angesichts der bestehenden Unsicherheiten nun mal so gut wie möglich "abzusichern" versucht.
Und das allein kann ihnen wohl kaum übel genommen werden?

Einen Affront gegen dich als Lehrer würde ich darin jedenfalls am allerwenigsten vermuten.
 
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