F1
F1 ist ein Sportfilm, der zwar keine neuen Wege geht, aber mit hohem Unterhaltungswert punktet. Die Geschichte folgt dem klassischen Muster eines Underdog-Dramas, doch das, was auf dem Papier vorhersehbar wirkt, wird auf der Leinwand mit so viel Schwung, Witz und Charisma erzählt, dass ich mich gern mitreißen lasse. Maßgeblichen Anteil daran hat Brad Pitt, der als Sonny Hayes nicht nur im Zentrum des Films steht, sondern ihn regelrecht trägt.
Pitt verkörpert den gealterten Ex-Rennfahrer mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, die gleichzeitig cool und menschlich wirkt. Sonny ist großmäulig, stur, aber letztlich ein Teamplayer mit einem guten Herzen. Brad Pitt bringt genau die Mischung aus Ironie und Ernsthaftigkeit mit, die es braucht, damit diese Figur funktioniert, ohne zur Karikatur zu werden.
Kerry Condon ist als technische Direktorin weit mehr als nur Staffage. Sie spielt ihre Rolle mit Witz und Intelligenz, gibt der Geschichte einen starken Gegenpol zu Pitt und bringt eine erfrischend lebendige Dynamik ins Spiel. Die Dialoge zwischen ihr und Pitt sind pointiert, oft charmant bissig, und entwickeln eine fast screwballartige Leichtigkeit
Auch der übrige Cast überzeugt. Damson Idris gibt den ambitionierten Rookie mit glaubwürdigem Ernst, Javier Bardem als abgehalfterter Rennstallbesitzer bringt Energie und Melancholie ins Spiel. Sarah Niles, Kim Bodnia und Callie Cooke füllen ihre Nebenrollen mit Profil und Präsenz. Jeder trägt seinen Teil dazu bei, dass die Chemie zwischen den Figuren stimmt und der Film trotz klarer Typisierungen lebendig bleibt.
Was
F1 besonders macht, sind vor allem die Rennszenen. Sie sind spektakulär inszeniert, rasant geschnitten und technisch beeindruckend. Der Einsatz echter Grand-Prix-Strecken, das Auftauchen realer Formel-1-Stars wie Verstappen oder Leclerc, und die intensive Kameraarbeit geben dem Film eine enorme Authentizität. Dass Lewis Hamilton als Produzent beteiligt war, macht sich hier mehr als bezahlt. Regisseur Joseph Kosinski gelingt es, die Atmosphäre der Rennwelt in ihrer ganzen Faszination einzufangen. Hans Zimmers Score treibt das Geschehen kraftvoll voran und verstärkt den Eindruck, mitten im Geschehen zu sein.
Natürlich ist
F1 nicht frei von Schwächen. Die Handlung bleibt weitgehend an der Oberfläche, manche Themen werden nur angedeutet und nicht weiter verfolgt. Die Hintergrundgeschichten der Hauptfiguren hätten mehr Tiefe vertragen. Auch die Erzählung folgt bekannten Mustern, ohne sie zu hinterfragen. Die Tatsache, dass Pitt als Sonny gefährliche Manöver glorifiziert, mag sportlich aufregend sein, wirft aber ethische Fragen auf.
Und trotzdem: Dieser Film funktioniert. Er weiß, was er ist, und macht daraus das Beste. Er ist kein realistisches Drama, sondern eine gut geölte Blockbuster-Maschine, die mit großer handwerklicher Qualität, einem spielfreudigen Ensemble und viel Gefühl für Timing begeistert. Die 145 Minuten Laufzeit vergehen dank hoher Dynamik und klarer Dramaturgie erstaunlich schnell. Man lacht, fiebert mit, staunt über die Bilder und lässt sich bereitwillig auf die Emotionen ein.