Vielleicht für andere Leute als Einordnung interessant:
Die Relativierung als "Umbau" setzt direkt ein falsches Narrativ, nämlich als wäre es irgendein üblicher und unbedeutender Eingriff in die Gebäudestruktur. Gewisse kleinere Umbaumaßnahmen durch US-Präsidenten, insbesondere im Inneren des Weißen Hauses, sind tatsächlich nicht unüblich. Aber nur zur Klarstellung: Der gesamte historische East Wing wurde inzwischen
vollständig abgerissen, inklusive der gesamten östlichen Verbindungskolonnade. Etwa ein Drittel der gesamten Struktur des Gebäudekomplexes des Weißen Hauses existiert schlichtweg nicht mehr. Das ist in dieser Form ein absolutes Novum in der us-amerikanischen Geschichte. Natürlich kann man gerne blind spielen und einen solchen Abriss als "Umbau" bezeichnen und damit als etwas anderes als die eigenen Augen jedermann eigentlich mitteilen, allerdings sollte man sich dann eventuell fragen, warum man das tun sollte.
Der East Wing wurde übrigens ursprünglich bereits im Jahr 1902 gebaut und später 1942 im 2. Weltkrieg von Roosevelt aus Kriegsgründen (u. a. Luftschutzbunker) in seiner bisherigen Form errichtet. Es handelt(e) sich hier also um ein historisch und somit kulturell wertvolles Gebäude, das nun vollständig nicht mehr existent ist. Der Präsident hatte vor dem Abriss explizit öffentlich beschwichtigt, dass die bestehende Struktur nicht angetastet werden wird*. Anders als mein Vorposter andeutet, handelt es sich also überhaupt nicht um einen ganz normalen Vorgang.
Nicht alles was Donald Trump tut ist ein Angriff auf die Demokratie.
Leider ist das hier ein denkbar schlechtes Beispiel dafür. Ich gehe davon aus, dass dir nicht bekannt ist, dass nach Bundesrecht die Verpflichtung bestanden hätte, das Bauprojekt von der dafür zuständigen NCPC (National Capitol Planning Commission) prüfen zu lassen, was - natürlich - nicht geschehen ist und dort noch nichtmal vorgelegt wurde. Wundersamerweise ist die NCPC aber derzeit wegen des Shutdowns ja geschlossen und der Abriss wurde nun währenddessen einfach vollzogen und in einer ungenehmigten Hauruckaktion vollendete Tatsachen geschaffen.
Weiterhin handelt es sich sich wieder mal um einen ziemlich korrupten Vorgang. Der Präsident weist darauf hin, dass für den Bau keine Steuergelder eingesetzt werden, sondern private "Patrioten" den Bau finanzieren. Zunächst war völlig unklar, wer diese Leute und Firmen überhaupt sind. Inzwischen gibt es immerhin eine Liste einiger Spender, von denen viele - Überraschung - direkte Geschäftsbeziehungen mit der föderalen Regierung haben. Eine Annahme von Finanzierungen gegen Gefälligkeiten wäre natürlich ungesetzlich und strafrechtlich relevant.
Das Ganze zeigt also vielmehr wieder extrem eindrücklich den autokratischen Regierungsstil dieses Präsidenten. Aber dafür müsste man sich den Vorgang halt auch mal abseits von Überschriften anschauen.
Zum anderen wird der Ballsaal wahrscheinlich erst fertig wenn Donald Trump nicht mehr Präsident ist.
Was der Inhalt dieses Arguments ist, bleibt mir zwar verborgen, es widerspricht aber zumindest dem ausdrücklichen Plan der Trump-Administration. Und zum anderen ist das völlig egal: Es geht hier ausschließlich um die Befriedigung des Geltungsbedürfnisses einer einzelnen Person (der Ballsaal wird fast doppelt so groß wie das Weiße Haus selbst sein). Ob er damit in seiner Amtszeit oder danach den Stempel aufdrückt, ist doch belanglos. Fakt ist, dass dieser massive Eingriff eben gerade nicht mehr rückgängig zu machen ist, weil das historische Gebäude vollständig zerstört wurde.
*Zitat: "It won't interfere with the current building. It won't be. It will be near it, but not touching it and pays total respect to the existing building which I'm the biggest fan of. It's my favorite place, I love it." (Es wird das bestehende Gebäude nicht beeinträchtigen. Wird es nicht. Es wird in der Nähe sein, es aber nicht berühren und dem bisherigen Gebäude vollständig Respekt zollen, von welchem ich der größte Fan bin. Es ist mein Lieblingsort, ich liebe es.)