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Wie lange diese gewaltige Kraft auf ihn eingewirkt hatte, vermochte Zion nicht zu sagen. Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Die Erleichterung, als die Aura langsam von ihm abließ, war nicht minder intensiv als die Wucht, mit der sie ihn zuvor niedergerungen hatte. Doch obwohl der Druck nachließ, hallte die Präsenz in seinem Inneren weiter wider, wie ein Echo aus purer Macht, das ihm noch immer die Kraft aus den Gliedern sog.
Seine Beine verweigerten den Dienst, unfähig, ihn zu tragen, doch es war nicht allein körperliche Schwäche, die ihn auf den Knien hielt. Etwas in ihm, seine Intuition oder vielleicht ein unterbewusstes Gespür für Hierarchien der Macht, sagte ihm, dass es richtig war zu verharren. Zu knien.
Langsam jedoch hob Zion den Kopf. Sein Blick wanderte nach oben, suchte die Quelle dieser ungeheuren Präsenz und er fand sie.
Vor ihm stand eine Frau. Menschlich, aufrecht, in sich ruhend, aber mit einer Ausstrahlung, die den Raum füllte wie eine zweite, unsichtbare Sonne. Ihre Haltung war nicht überhöht, nicht demonstrativ und doch war sie unmissverständlich die einer Herrscherin. Ihre Gesichtszüge waren markant und edel, sie hatte hohe Wangenknochen und ein klar gezeichneter Mund. Ihre hellgrauen Augen wirkten unbewegt und doch lag in ihnen etwas, das Zion innerlich durchbohrte. Es lag keine Emotionen, kein Zorn in ihnen – nur Gewissheit.
Ihr Haar fiel in dunklen, seidenmatten Wellen über ihre Schultern, rahmte ein Antlitz, das keinerlei Schwäche zeigte. Es war kein kaltes Gesicht, nein, aber eines, dass keine Zweifel kannte. Keinen Schmuck, kein Rangabzeichen und keine Krone wiesen sie als Anführerin aus. Und dennoch wusste Zion sofort, als er sie sah, diese Frau war geboren worden, um zu herrschen. Heute erkannte er es besser als damals.
Denn Zion kannte sie. Ein einziges Mal hatte er sie bisher mit eigenen Augen gesehen, es war damals auf Empress Teta, in der 'Eisernen Zitadelle'. Der Anführer der Krath hatte sie vorgestellt, als wäre sie eine Offenbarung selbst.
Lucienne Raynar Vendar. Die zukünftige Imperatorin.
Dumm wie Zion war, hatte er sie damals als Hochstaplerin oder Marionette gesehen. Dies war dumm gewesen, er war dumm gewesen.
Ihre grauen, erhabenen Augen richteten sich direkt auf ihn. Sie waren durchdringend, forschend und wie ein kalter Strom aus reiner Präsenz. Zion spürte ein Kribbeln über seinen Nacken kriechen, als sich ihre Blicke kreuzten. Instinktiv senkte er den Blick, so wie man es vor einer Naturgewalt tut, der man sich nicht entziehen kann.
Dann sprach sie. Ihre Stimme war ruhig, wohlklingend, von einer Klarheit, die zugleich angenehm und erschreckend wirkte. Zion war zunächst irritiert, fast überrumpelt von der Sanftheit ihrer Worte, doch ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu. Jedes Wort war ein Statement, leise, aber mit dem Nachdruck eines unumstößlichen Befehls.
„Schau mich an, Darth Zion.“
Er gehorchte. Ein Schauder durchlief ihn, als seine Augen erneut auf ihre trafen.
„Du hast meiner Sache gut gedient. Doch einige in meinen Reihen stellen sich die Frage, ob dein Dienst auch von Treue getragen war.“
Sie ließ die Worte im Raum hängen. Es war eine Feststellung, kein Vorwurf. Aber die Leerstelle am Ende dieser Aussage sprach lauter als jeder Tadel. Zion wusste, dass er nicht für sie gekämpft hatte. Nicht bewusst. Seine Handlungen galten dem Überleben, seinem eigenen, dem des Zirkels, aber nicht ihrer Krone.
„Im Moment herrscht ein Machtvakuum“, fuhr sie fort. „Und dieses Vakuum muss gefüllt werden.“
Sie schwieg, nicht weil ihr die Worte fehlten, sondern weil jedes Wort Gewicht bekommen sollte. Zion hörte das Echo ihrer Stimme in seinem Innersten nachhallen.
„Das Vakuum auf dem Thron des Galaktischen Imperiums werde ich bald ausfüllen.“
Eine weitere Pause, ein Atemzug, kaum hörbar.
„Das Machtvakuum im Zirkel der Extinktoren …“
Zion spürte, wie sich seine Brust unwillkürlich spannte.
„… wirst du füllen müssen.“
Sein Blick zuckte, überrascht, beinahe erschrocken. Seine Augenbraue hob sich unwillkürlich. Ictus war doch gerade erst eingesetzt worden. Er war ein treuer, kampferprobter Sith. Zu wertvoll, um geopfert zu werden.
Doch sie hatte seine Gedanken längst vorweggenommen.
„Ich sehe es wie du. Darth Ictus ist zu loyal, um verheizt zu werden. Zu kontrolliert. Zu still. Er soll weiterführen, was er beherrscht.“ Sie trat einen Schritt näher.
„Aber die Extinktoren brauchen jemanden, der mit Faust und Flamme führt. Einen Hammer. Ich sehe in dir den neuen Großmeister der Extinktoren.“
Für einen Moment war Zion tatsächlich überrascht über ihre Worte, doch dieses Gefühl währte nicht lange. Stattdessen stieg ein warmes, beinahe ungewohntes Gefühl in ihm auf, Stolz. Eine Welle innerer Anerkennung, genährt aus Jahren der Entbehrung, des Kampfes und der Disziplin. Der Lohn für seine Taten, seine Standhaftigkeit, seine Stärke.
Doch der Stolz verflog so schnell, wie er gekommen war, er wurde verdrängt von einem anderen, tieferen Empfinden, von Verwirrung.
Es war, als könnte Lady Vendar seine Gedanken lesen. Denn noch ehe er seine Frage überhaupt formulieren konnte, sprach sie bereits die Antwort aus, ruhig, klar, unumstößlich.
„Deshalb bist du heute unter anderem hier. Deine Ernennung zum Großzirkelmeister der Extinktoren geht mit deiner Erhebung zum Lord der Sith einher.“
Zion hatte kaum Zeit, das Gesagte in seiner Gänze zu verarbeiten, da erhob sich ihre Stimme erneut. Lady Vendar stand noch aufrechter als zuvor, ihre Präsenz erfüllte den Raum mit einer Würde, die unausweichlich wirkte. Ihre Worte hallten nicht nur von den Wänden wider, sondern in seinem Innersten.
Die Luft schien schwerer zu werden, dichter, als die Dunkelheit sich wie ein lebendiger Schleier um die neue Realität legte.
„Darth Zion.
Schwörst du, mir, Lucienne Raynar Vendar, Imperatorin des Galaktischen Imperiums, mit Körper, Geist und Macht zu dienen?
Schwörst du, das Imperium gegen inneren Zweifel wie äußere Feinde zu verteidigen?
Schwörst du, die Ordnung zu sichern – nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Pflicht?
Schwörst du, den Zirkel der Extinktoren zu führen in Stärke, Finsternis und Loyalität zum Sith-Orden?“
Noch immer kniend, senkte Zion demütig den Kopf und schloss die Augen. Die Dunkelheit um ihn herum war nun nicht mehr bloß die Abwesenheit von Licht, sie war erfüllt von Präsenz und von Macht. In ihr fand er Klarheit, kein Zögern und kein Zweifel.
Er ließ die Macht in sich aufsteigen, spürte, wie sie sich durch seine Gedanken wand wie flüssiges Feuer. Sie formte die Worte, ehe er sie selbst ganz greifen konnte und als er sprach, war seine Stimme ruhig und mechanisch, doch erfüllt von unerschütterlicher Entschlossenheit.
„Ich schwöre es.
Euch zu dienen, mit meiner Stärke, meinem Zorn, meinem Blut und meinem Leben.
Die Ordnung zu wahren, koste es, was es wolle.
Den Zirkel neu zu schmieden, standhaft, kompromisslos, rein.
Für das Imperium. Für den Orden. Für Euch Imperatorin.“
Als Zion seine letzten Worte gesprochen hatte, senkte sich eine fast greifbare Stille über den Raum. Keine Bewegung, kein Laut, nur das schwere Pochen der Macht in der Luft und der Nachhall seines Schwurs, der sein Schicksal von Grund auf verändern würde.
Dann spürte er es, kaltes, blankes Metall an seinem Hals. Er öffnete langsam die Augen und sah ein meisterhaft gefertigtes Stilett aus tiefschwarzem Metall. Ein grüner Edelstein schmückte seinen Griff, durchzog die gesamte Klinge wie ein leuchtendes Adernwerk.
Ein plötzlicher Stich - präzise und durchdringend – drang in seine wettergegerbte Haut. Doch ebenso schnell, wie die Klinge eingedrungen war, wurde sie auch wieder zurückgezogen. Zions Blut haftete daran, dick und dunkel. Sie ließ es langsam in eine kleine Phiole tropfen, welche sie in ihrer anderen Hand hielt.
Der Schmerz war flüchtig, aber etwas blieb zurück. Ein süßlich-brennendes Pulsieren, das an der Einstichstelle nachglühte; als hätte sich die Klinge selbst in sein Wesen gebrannt.
„Dieses Blut wird der Pfand Eurer Worte sein. Aber nun erhebt Euch, Lord Zion, Großmeister der Extinktoren.“
Mit fester Haltung und erhobenem Haupt kam Zion auf die Beine. Seine Silhouette wirkte noch ein wenig aufrechter, seine Präsenz schwerer – als hätte sich sein inneres Gewicht neu geordnet. Ein stiller Moment des Stolzes mischte sich mit der Ahnung kommender Verantwortung.
„Unser Tag ist noch nicht beendet, Lord Zion. Zwei Veranstaltungen stehen uns bevor. Ab morgen werdet Ihr Euch um meinen Zirkel kümmern. Und wenn er wieder so dasteht, wie es ihm gebührt, habe ich eine weitere Aufgabe für Euch.“
Zion nickte knapp. Er wagte nicht zu fragen, was sie meinte. Ihre Worte waren nicht kryptisch, sie waren durchdacht, messerscharf. Lucienne Raynar Vendar war anders. Anders als jeder Imperator, dem er je begegnete und gedient hatte. Keine Pose, keine Maske – sie war schlicht und dennoch unbegreiflich tief.
Ein kurzer Befehl beendete den Moment.
„Aber nun, folgt mir.“
Sie wandte sich ab, ihre Bewegungen von natürlicher Eleganz durchzogen. Zion zögerte nicht. Mit einem angemessenen Abstand, doch wachsam und voller neuer Entschlossenheit, folgte er seiner neuen Herrscherin – in eine Zukunft, die noch in Schatten gehüllt lag.
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