[Hyperraum - Trägerschiff- Besprechungsraum]Night Hawks
"Keine Fragen oder Anmerkungen? Gut, dann noch eines. Gegen Abend erwarte ich alle in Ausgehuniform im Hangar. Dort werden wir der Gefallenen gedenken. Weggetreten!"
Seb machte sich sofort auf den Weg in sein Quartier. Die vielen Gefallenen unter seinem Kommando setzten ihm zu. Hätte er es vielleicht verhindern können? War er allein Schuld?
Er ließ sich an seinem Schreibtisch nieder. Auf dem Tisch stand das Foto seiner Familie. Er sah es nur kurz an und klappte es dann runter. Er wollte seine Familie nicht in diesem Moment ansehen. Er schämte sich für seine Leistung. Und noch lagen einige unangenehme Taten vor ihm. Jemand musste die Familien der Gefallenen benachrichtigen. Dies hieß, dass viele Briefe geschrieben werden mussten. Mit seiner Unterschrift darunter. Die Familien würden in ihm dann wohl den Schuldigen sehen, für den er selber sich auch hielt. Er hatte mit seinen Gefühlen zu kämpfen und verkrampfte innerlich immer mehr.
Auf seinem Datapad rief er die Vorlage des Briefes auf, der den Familien zugeschickt werden würde. Was tat er da eigentlich? Will ich wirklich jeder Familie den gleichen Brief schicken, fragte er sich. Nein, sie würden individuelle Briefe bekommen, geschrieben von Freunden der Gefallenen. Seb wusste nicht, ob das etwas bringen würde, denn das Leid würde dadurch bestimmt nicht gemindert. Die Gefallenen, die keine Angehörigen angegeben hatten, würde Seb persönlich anschreiben. Doch nicht jetzt. Jetzt wollte er erst etwas anderes tun.
Wenige Momente später war er im Hangar. Er füllte das Sprühgerät mit roter Farbe und schrieb in blutrot auf seinen Wing: "Payback for the fallen". Auf seinen Helm schrieb er nur das Wort "Payback". Die Farbe verlief noch ein wenig und so wirkte es noch mehr, als sei das Wort wirklich mit Blut geschrieben worden.
Nun war es Zeit Abschied zu nehmen. Wieder zurück in seinem Quartier zog er seine beste Uniform an. Sie war ein Familienerbstück. Es war ein Anzug. Die Hose war in einem dezenten Blau und an den Seiten waren je ein goldener Streifen, der bis zum Ende herunterging. Das Oberteil war dunkelblau. Auf der linken Seite hingen einige Orden. Die Abzeichen, die ihn als Brigadier General kennzeichneten, saßen ordnungsgemäß auf den Schultern.
Er machte sich auf den schweren Weg in den Hangar. Dort hatten sich schon alle eingefunden. Corvus, als Anwesende Ranghöchste, stand vor der Mannschaft.
"Achtung!" rief sie laut und alle standen still. Seb stand vor ihnen und salutierte. Geschlossen salutierten sie zurück. In Reih und Glied standen sie vor ihm.
Einige Schritte neben ihm, stand ein Sarg. Doch keine Leiche befand sich darin. Nur ein Gedenkzettel, derer, die ihr Leben gaben. Nach der Zeremonie würde Seb noch einige Orden dazu geben, denn einige der Gefallenen hatten sich welche verdient.
"Wir haben uns hier eingefunden, um derer zu gedenken, die ihr Leben gaben. Sie starben, damit wir, die Überlebenden, fliehen konnten. Es sollte unser Ziel sein, diejenigen dafür bluten zu lassen, die für den Angriff verantwortlich sind. Das sind wir unseren Kameraden schuldig."
Seb nahm nun die Liste derer, die gefallen waren, in die Hand.
"Wir gedenken heute:
Private Chandler Bing
2nd Lt. Nalia Hellström
Captain Ayk Bor Ka
Private first class Greedo Dash
Private Bor Akramoria
Lt. Leandra Dax
Private Munuel D´Akor
1st Lt. William Wallace
...."
Die Liste schien endlos. Der Hangar lag in Stille. Selbst Seb redete jetzt nicht mehr. Der Sarg wurde geschlossen. Wie durch Zauberei drehten sich alle in Richtung des Sarges und salutierten. Der Sarg wurde nun ins All katapultiert und flog in die endlosen Weiten.
Auf einigen Gesichtern flossen nun Tränen die Backen herunter. Viele von ihnen hatten Freunde verloren. Nun hatte sie der Krieg eingeholt. Verflogen war diese Stimmung der Unbesiegbarkeit. Sie alle hatten gesehen, dass ein Leben so abrupt enden konnte. Viele würden nach dieser Schlacht verbissener weiterkämpfen denn je, um den Tod ihrer Freunde zu rächen und ihm damit einen Sinn zu geben, wenn man in diesem Fall überhaupt von Sinn sprechen konnte. Doch einige unter ihnen würden sich aus dem Militärdienst zurückziehen. Weil sie den Tod nicht verkraften, nicht damit klarkommen. Der Gedanke daran würde sie lähmen. Sie vielleicht gar eines Tages gänzlich fertig machen. Es war als hätte sie alle die Realität eingeholt.
Die Zeremonie war beendet und fast alle waren wieder aus dem Hangar verschwunden. Doch gesprochen wurde nicht viel. Seb war einer der letzten im Hangar. Sein Herz war schwer und er blickte dem Sarg nach. Er schwor sich Rache zu nehmen und sei es sein letztes Kommando. Er hatte einen Wendepunkt in seinem Leben erreicht. Zum ersten Mal fühlte er sich nicht so unbeschwert, wie man es Piloten sonst nachsagte.
[Hyperraum - Trägerschiff- Hangar]