Bastion

[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Vor einer Rüstkammer -Sera, Agatosh ]

Der Chiss-Hüne hatte sich eine neue Maske besorgt. Identisch zur alten. Ausdruckslos und funktional, wie Agatosh selbst. Die Chance zur optischen Verbesserung hatte er eindeutig verpasst. Das orange-goldene Licht ihrer Sensoren pulsierte im Takt ihres Herzschlags, langsam und drückend. Sera bemerkte, dass ihr HUD in der linken Gesichtshälfte Agatosh als Bedrohung markierte, in einem flackernden roten Kreis. Die Schülerin runzelte angestrengt die Stirn und unterdrückte den Impuls, sich mit der metallenen Hand durchs Gesicht zu wischen. Bei ihrem Glück würde irgendeine Fehlfunktion auch noch das verbliebene Auge ausreißen.

Stattdessen erwiderte sie den Blick ihres Mitschülers. Als er fragend die Braue hob, antwortete sie nicht sofort. Daten flossen über das HUD und verwischten ihr Sichtfeld. Es war weiterhin schwer für sie, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Noch immer fühlte sich alles in ihrem Kopf fremd an. Irgendwo dadrin war ihr eigenes Ich, allerdings noch überlagert von allem Neuen. Aber irgendwann würde sie es beherrschen. Früher oder später.
Ein leises Summen vibrierte durch Seras Arm, als sie die rechte Faust langsam ballte. Die Gelenke klickten, während die Servos unkontrolliert zuckten. Sie ignorierte es.


“Es ist nicht un-un-unwahrscheinlich, dass die Verräter unter den Schwächlingen steckten, die wir gerade ausgemerzt haben”, begann sie das, was ihr durch den Kopf schwirrte, in Worte zu verpacken.
“Schauen wir, ob uns jemand aufhält, wenn wir versuchen, in ihre Gemächer einzudringen.”

Es war nicht ratsam, lange Umwege in Kauf zu nehmen. Nicht jetzt, wo das Chaos noch nicht abgeklungen war und sie es für sich nutzen konnten. Ohne auf eine Antwort ihres blauhäutigen Mitschülers zu warten, wandte sie sich um und brach auf. Ihr rechter Fuß schleifte ganz leicht bei jedem dritten oder vierten Schritt. Ihr Gleichgewicht war weiterhin nicht stabil. Darth Zekk, Darth Tyber, Darth Vashik. Kal’Lesu vielleicht? Oder Gypster selbst? Sie ging die Möglichkeiten durch. Wo sollten sie anfangen? Bei wem? Sie entschied sich für Zekk. Die Ratte war nicht nur tot, sondern auch jemand, der weniger geachtet als gefürchtet wurde. Sera traute ihr am ehesten zu, irgendein abartiges, doppeltes Spiel mit Jedi zu treiben. Das machte ihren Raum zum geeigneten Einstiegspunkt: wichtig genug, um Spuren zu enthalten, aber ungeschützt genug, dass niemand ihre Leiche betrauerte oder ihren Namen aussprach. Zumindest reimte Sera sich die mit Daten vermischten Gedanken in ihrem Schädel so zurecht.

Glücklicherweise trafen sie auf einen Jünger, einen Hausdiener, der ihnen - dank bedrohlichem Blick des blauen Bergs - hilfsbereit Auskunft erteilte, wo Zekks Quartier zu finden war. Als sie dort ankamen, stand in der Tat niemand wache. Aber die Tür war verschlossen. Natürlich war sie das. Der Zugang war blockiert, verriegelt und irgendwie beschlich Sera das Gefühl, dass sie sogar mit einer schwachen Falle versehen sein könnte. Sera hob den Blick und erfasste das Tür-Terminal. Warnsymbole sprangen plötzlich in ihrem linken Sichtfeld auf. Unvermittelt schüttelte sie den Kopf und griff sich mit der gesunden Hand an die Schläfe. ‘Unsicher’, ‘geschützt’, ‘potentielle Gefahr’ blitze abwechselnd in roten Aurabesh-Lettern vor ihrem Auge auf. Welcher Idiot hatte diese Warnsysteme kalibriert?

Leise fluchend bemerkte sie, dass ihr Hirn mit Kopfschmerz auf diese Informationsüberflutung reagierte. Was sie nicht bemerkte, war, wie ihr kybernetischer Arm sich fast von selbst positionierte. Ein leises Rasseln war zu hören, als einer ihrer Finger sich in einer schnellen Klappbewegung in die Hand zurückzog und stattdessen ein Datenstecker zum Vorschein kam.


“Was zum?!”, stammelte sie erstaunt, während ihr Arm sich in die Schnittstelle zum Dateninterface schob. Ihr Kopf explodierte fast - buchstäblich - als ob ein Lichtschwert in ihre neue Gesichtshälfte eindrang.

“U-u-ungesichert”, stammelte sie röhrend, wie mit einer fremden, mechanischen Zunge. Sie hatte keine Ahnung, woher diese Information stammte.

Sie zuckte. Ihre Schläfen pochten. Mit einem Ruck ihres Armes trennte sie die Verbindung zwangsweise. Schockiert sah sie auf ihren Arm, der sich augenblicklich wieder in seine fünffingrige Form zurück begab. Dann in Agatosh’ Gesicht, ohne seinen Ausdruck deuten zu können. Schließlich - etwas manisch - wieder zurück auf ihre mechanische Hand, die sie nun zu Faust formte. Es folgte dieses Mal eine gewollte Bewegung. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, schlug die Faust gegen das Terminal. Es zischte, knisterte, Funken stoben. Dann surrte die Tür auf.


“Okay. Interessant”, kommentierte sie ihre eigene Tat in emotionslosem Ton. Ein heisers Lachen folgte, allerdings viel zu spät.

Sofort schlug ihnen ein stinkender Geruch aus dem Inneren entgegen. Räucherkram, Schweiß, alte Nahrungsreste … irgendeine Mischung in der Art.


“Nach dir, Gr-gr-großer.”

[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Vor Darth Zekks Quartier - Sera, Agatosh ]
 
Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Vor der Rüstkammer - Agatosh, Sera

Der ekelerregende Geruch aus Darth Zekks Quartier biss in seine Nase und das selbst durch die das halbe Gesicht verdeckende Maske, die Agatosh nun wieder trug. Fleisch, Schweiß und verrottete Essensreste. Agatoshs schwere Schritte hallten auf dem verdreckten Boden, während er Seite an Seite mit seiner Mitschülerin ins Innere der Räumlichkeiten trat. Zuvor hatte er mit ausdrucksloser Miene beobachtet, wie ihre Upgrades ihnen Zugang verschafft hatten. Hätte das nicht funktioniert, hätte er die Tür einfach eintreten können, jedoch war es sicherlich klüger, sich ohne allzu großen Lärm Zugriff zu verschaffen.

Seine roten Augen glühten kalt, während er die verwahrloste Kammer der toten
Ratte abscannte und begann, ihre Gemächer zu durchwühlen. Jeder Griff war methodisch, doch von einer leisen Ungeduld durchzogen. Ein stetiger Ekel zuckte nämlich durch ihn, als er an diese Ratte dachte - er hasste diese Viecher schon, wenn sie nicht fast mannsgroß, machtbegabt und sadistisch waren. Sera, deren mechanischer Arm nach wie vor surrte, wühlte in einer Ecke an einem Tisch, der Visor über ihrem verlorenen Auge flackerte vermutlich mit Daten, die sie wahrscheinlich noch immer kaum kontrollieren konnte. Der blaue Berg schenkte ihr keine Beachtung, sein Fokus lag auf der Mission: Spuren der geflohenen Jedi finden, die Comlinks der Gefallenen auswerten, Verräter entlarven.


Er trat an einen stählernen Schrank, die Türen verzogen und zerkratzt. Mit einem Ruck öffnete er die erste, das Scharnier knarrte widerwillig. Drinnen lagen Datapads, die er beiseite legte, eine ID-Karte –
Gassian Vekk, Zekks Schüler, den Agatosh in der Folterkammer zerschmettert hatte – und ein paar Wertgegenstände: ein alter Vibrodolch, Creditchips, ein Ring, verschiedene zusammengewürfelte Kleidungsstücke. Hatte die Ratte ihr Quartier etwa mit ihrem dummen Schüler geteilt?

Agatoshs rot glühende Augen verengten sich, als er den Kram beiseite schob und nach etwas Brauchbarem suchte. In der Zwischenzeit stieß auch seine
Mitschülerin zu ihm, wie er am unkontrollierten und sich laut ankündigen Zucken ihres Arms bemerkte. Seine gepanzerte Pranke griff zur zweiten Tür, die mit einem leisen Klicken nachgab.

Darin hing eine Montur. Schwarz, ledrig, glänzend – eng geschnitten. Dazu eine Maske, schmal, mit scharfen Kanten und schimmernden Schlitzen, die im fahlen Licht der Kammer glänzten. Agatoshs Finger verharrten, als er danach griff. Sein Verstand, sonst ein präziser und zielgerichteter Mechanismus, stockte. Die Größe, die Form – sie passte eher zu
Gassian, dem Schüler, dessen Blut noch vorhin an Agatoshs Fäusten geklebt hatte. Dann klickte es plötzlich in seinem Verstand.

Mit einem Ruck schleuderte er die Montur von sich zurück in den Schrank, als wäre sie Gift, wo sie gegen die Wand klatschte. Agatosh knallte die Schranktür so fest zu, dass sie beinahe wieder aufsprang. Ohne ein Wort und ohne
Sera auch nur anzusehen, stapfte er zuerst rückwärts, dann schneller und für seine Verhältnisse fast schon fluchtartig anmutend zur Tür, seine Schritte ein dröhnendes Echo. Seine Finger verkrampften sich vor beißendem Ekel. Was immer Gassian in dieser Montur für Darth Zekk getan hatte... es war nichts, was der Chiss wissen wollte. Er war fertig mit dieser diabolischen und bis in die letzte Spalte von Ekelhaftigkeit und Abartigkeit geschwängerten Kammer, die Dinge in ihm erweckte, die er schnellstmöglich wieder abtöten musste.

Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Vor Darth Zekks Quartier - Agatosh, Sera (noch drinnen)
 
Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Center - Arthious-Boulevard - Gebäude für innere Sicherheit - Verhörraum | Ralo, Jean und 1 Gefangener (NPC)
Jean machte zielstrebig mit dem Verhör weiter. Gut. Dem Verhörten keine Zeit zum Durchatmen lassen, aber doch genug um elendig die Minuten zu zählen und Entscheidungen zu treffen. Er hätte es zwar nicht für möglich gehalten, aber es schien in dem Raum noch kühler geworden zu sein.

Nachdem seine Kollegin weitere Drohungen ausgesprochen hatte, führte sie das Gespräch zum Auftraggeber. Als ihr Gegenüber schwieg, ließ sie den Namen Aurean Transit fallen, woraufhin der Mensch sichtlich überrascht zusammenzuckte. Gut. Jetzt muss er sich fragen, was wir sonst noch sowieso schon wissen. Verzweifelt beteuerte er nur ein Pilot zu sein, was Ralo nicht nach seinem Wahrheitsgehalt bewerten konnte. Jedoch, wenn er die Wahrheit sagte, hatten sie schonmal eine Spur. Dann konnten sie die Informationen aus der Analyseabteilung mit diesen hier vergleichen.

Dann überraschte Jean alle im Raum mit einer scheinbar liebevollen Geste, nur um dann dem Gefangenen mit voller Kraft ins Gesicht zu schlagen. Ein Knacken, das von seiner Nase ausging, war zu Vernehmen und dem Mann lief Blut über den Hals hinunter in seinen Schoß. Der Mann, den es völlig unvorbereitet getroffen hatte, schrie schmerzerfüllt auf und hätte sich vermutlich, wenn er nicht zuvor gefesselt worden wäre, die Nase gehalten. Stattdessen sackte er in sich zusammen und blickte dann mit hasserfülltem Blick auf die Agentin. Schweigend beobachtete er das Schauspiel. Als er dann aufgefordert wurde, die Initiative zu ergreifen, trat er vor.

"Ist ihnen bewusst, was das IGD dort suchte?"

Trotzig wurde er nun auch angeblickt. Doch urplötzlich blitzte ein Funke Entschlossenheit in seinen Augen auf und sein Kiefer bewegte sich, als würde er auf etwas beißen. Augenblicke später begann sich der Körper des Mannes zu verkrampfen und er zuckte unkontrollier, bis er schlussendlich mitsamt des Stuhls umkippte und dort regungslos liegen blieb.

"Sanitäter umgehend in den Verhörraum 23-Besh!"

,sagte er in sein eben gezogenes Kommlink, auch wenn er wusste, dass es zu spät war.


Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Center - Arthious-Boulevard - Gebäude für lokale Sicherheit - Verhörraum 23-Besh | Ralo, Jean und ein Mann (NPC, R.I.P.)
 
Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Empfangsbereich von Aurean Transit / Sane, Samin, Gäste

Sane wusste nicht genau, was er erwartet hatte, als er ihr die Karte zeigte – ein trockenes Nicken vielleicht oder ein sarkastischer Kommentar. Stattdessen blitzte da für einen flüchtigen Moment etwas auf: ein Grinsen. Offen, kurz, echt. So schnell es kam, war es allerdings auch schon wieder verschwunden. Aber Sane hatte es gesehen. Und für einen Herzschlag war er überrascht, wie jung sie dabei gewirkt hatte. Wie jemand, der kurz die Fassade fallen ließ und sie vor Schreck direkt wieder hochzog. Dann war alles wieder wie vorher. Ihre roten Augen kühl, ihre Haltung diszipliniert. Sie nickte. Es konnte losgehen. Sane musste sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Doch sofort wurde er wieder abgelenkt, als Samin auf seine Frage antwortete. Sane blinzelte verdutzt. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, was sie da gesagt hatte. Er hatte das Gespräch zwischen ihr und Kestal nicht gehört, war mit dem Diebstahl beschäftigt gewesen. Verwundert sah er sie direkt an und spürte, wie Wut in ihm hochkochte.


„Er hat was?!", zischte er, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Doch Samin spielte den Vorfall herunter.

„Mir ist es egal, was er damit bezwecken wollte. Der Kerl sollte sich lieber vorsehen."

Samin
ließ ihm keine Zeit, sich weiter über den CEO zu beschweren. Sie hakte sich prompt bei ihm ein und gab ihm so unmissverständlich ein Zeichen dafür, dass sie nicht reden sondern loslegen wollte.

Für Außenstehende mussten sie wie ein perfektes Paar wirken: der junge Adelige mit der höflichen Miene, die imperiale Pilotin mit dem steifen Lächeln. Beide schienen wie geschaffen für diese Welt voller Prunk und Glanz und irgendwie wusste Sane, dass Samin das alles genau so sehr hasste wie er. Sie waren aus dem selben Holz geschnitzt. Die Pilotin war die engen Kabinen ihrer Raumjäger gewöhnt, Sane die beengten Barracken in Kasernen. Vermutlich hatten sich beide dieses Schicksal auch nicht ausgesucht.

Er ließ sich führen. Spielte wieder einmal seine Rolle, was ihm nach den vielen Monaten auf Bastion sehr leicht fiel. Mit einem Lächeln auf den Lippen, das so perfekt geübt war, dass es sogar ihn selbst täuschen konnte, glitt er durch die Menge. Er achtete auf Samins Schultern – wie sie sich anspannten, wie sie auflockerten, wenn sie einer Gruppe Gäste ausgewichen war. Sie war ein Naturtalent in diesem Tanz, aber er bemerkte trotzdem: Sie war hellwach. Jeder Schritt saß, jede Bewegung war kalkuliert.

Als sie mit dem Wachmann sprach, ließ Sane seine Haltung bewusst weich wirken. Höflich, fast ein wenig distanziert. Er war der Sohn seines Vaters, das wusste jeder hier – und er spielte diese Rolle, als wäre sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Während Samin das Gespräch übernahm, stand er da, höflich abwartend, mit der souveränen Geduld eines Mannes, der es gewohnt war, dass sich Türen für ihn öffneten.

Und wieder war es nicht nur ihre Stimme, die Wirkung zeigte. Es war diese Mischung aus eisiger Kälte und Charme, mit der sie dem Sicherheitsmann keine Wahl ließ. Als sich schließlich die Tür zum Versorgungsgang öffnete, bewegte sich Samin kein bisschen schneller – und genau das ließ sie mächtiger erscheinen. Sie hatte gewonnen, und sie wusste es.

Drinnen ließ sie die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen. Ihr Blick traf ihn, schärfer diesmal. Keine Andeutung mehr von Lächeln. Dafür Ernst, Konzentration. Sie war mehr als nur eine Offizierin, erkannte Sane in diesem Moment. Sie war die Art Mensch, die den Ton vorgab, auch ohne Uniform. Wie wäre es wohl gewesen, wenn sie sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten? Ganz ohne Krieg, Imperium und Neue Republik? Sane spürte, dass sie ihm vertraute, sich auf ihn verließ, obwohl er dieses Vertrauen nicht verdient hatte. Wollte er seine Überzeugungen weiterhin vertreten, musste er die Pilotin irgendwann verraten. Aktuell sah er kein anderes Ende für diese Unternehmung.

Als sie an einer weiteren Tür angelangt waren, zog er die ID-Karte hervor und führte sie zum Lesegerät. Sane hielt den Atem an, sein Herz machte einen Aussetzer: Ein blinkendes rotes Licht verwehrte ihnen den Einlass. Sane warf seiner Komplizin einen erschrockenen Blick zu. Hatte er eine Hotelkarte erwischt? Er probierte es nochmal. Wieder rot. Fast schon panisch zog er die Karte ein drittes Mal durch das Gerät. Dann blinkte es plötzlich grün. Das war gerade nochmal gut gegangen. Mit seinem rechten Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn und nickte Samin erleichtert zu. Der erste Schritt war geschafft. Ab jetzt
gab es kein Zurück mehr.

Drinnen war es kühl – auf die unangenehme, technokratische Art, wie sie nur Verwaltungsgebäude nach Feierabend ausstrahlten. Die Tür schloss sich mit einem kaum hörbaren Klicken hinter ihnen. Sane trat an Samins Seite, sein Blick suchte Halt in der Dunkelheit. Die Deckenbeleuchtung war auf ein gedimmtes Nachtlicht umgestellt, gerade hell genug, um Konturen von Wänden und Türen zu erkennen. Das stetige Rauschen der Klimaanlage war das einzige Geräusch – steril, monoton, wie das Grundrauschen eines Systems, das sich nie wirklich abschaltet.


„Verwaltung. Das hier ist die Zutrittskarte zum Büro von Kestal. Sein Arbeitsplatz wird Zugriff auf die gesamte Firmenstruktur haben“, murmelte er. Dann zeigte er auf den mittleren Gang. „Hier entlang.“

Der Flur vor ihnen wirkte wie ausgestorben. Kein Summen von Droiden, kein Klackern von Schuhen auf dem Hartplastboden, keine flackernden Holoschirme – nur Leere. Keine Kameras, keine Sicherheitsdroiden. Nur die gläsernen Wände, hinter denen Großraumbüros lagen wie verlassene Brutkästen einer stillgelegten Maschinerie. Aktenleuchten blinkten vereinzelt in der Ferne, doch es war niemand zu sehen. Keine Bewegung. Kein Leben. Mit vorsichtigen, nahezu lautlosen Schritten setzten sie ihren Weg fort. Die hochglanzpolierten Fliesen reflektierten ihr Spiegelbild verzerrt, Schatten zogen über die Wände, wenn sie an Lichtquellen vorbeigingen. Ganz am Ende des Ganges prüften sie an drei verschiedenen Türen die Namensschilder und wurden schließlich fündig: Varun Kestal, CEO.

„Das muss es sein", murmelte Sane mehr zu sich als zu Samin. Er trat vor das Terminal, schob die Zugangskarte in den Schlitz. Einen Moment lang reagierte nichts. Dann blinkte das Lesegerät. Einmal rot. Dann – mit einem kaum hörbaren Klicken – grün. Die Tür glitt seitlich in die Wand.

Es war geräumiger als erwartet. Und still. Kein Piepen, kein Brummen von Geräten. Die Wände waren glatt, aus schwarzem Duraglas. Eine große Fensterfront eröffnete den Blick über Bastion bei Nacht, das Firmament der Hauptstadt wie ein Sternenmeer aus Lichtpunkten. In der Mitte stand ein schlichter Schreibtisch. Kein Schnickschnack. Kein persönlicher Kram. Nur ein in die Tischplatte eingelassenes Holo-Terminal und ein Projektorarm an der Decke. Sane trat näher, zog den Stick aus seiner Tasche und ließ ihn kurz in der Hand liegen.


"Wenn ich deinen Freund richtig verstanden habe, steck ich das Ding einfach ein und der Rest erledigt sich von selbst, oder?"

Doch dann stockte ihm der Atem. Ein Geräusch. Metall auf Metall. Dumpf. Es war deutlich zu hören, wie die Tür zum Treppenhaus, durch die sie vor wenigen Minuten gekommen waren, ins Schloss fiel. Jemand war hier. Sane fuhr herum. Seine Hand zuckte reflexhaft Richtung Gürtel, wo jedoch keine Waffe war. Dann warf er Samin einen erschrockenen Blick zu. Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten steckte er den Stick in das Terminal.

Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verwaltungstrakt von Aurean Transit / Büro von Kestal / Sane, Samin
 
[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - In Darth Zekks Quartier - Sera, Agatosh ]
Sera stand reglos zwischen verstreuten Datenpads, abgenagten Knochenresten und den Schatten all jener Abscheulichkeiten, die hier einmal begangen worden waren, als sie sah, dass Agatosh sich an einem doppeltürigen Schrank zu schaffen machte. Unter lauten Zuckgeräuschen ihres neuen Armes näherte sie sich ihm und blieb etwa drei Schritte hinter seiner breiten Schulter stehen. Sie konnte nicht sehen, was er sah, doch er nahm etwas heraus, begutachtete es kurz und warf es so unvermittelt zurück in den Schrank, dass sie unwillkürlich einen weiteren Schritt Abstand von ihm nahm. Dann bewegte sich ihr Mitschüler beschleunigend rückwärts. Sera beobachtete den herausstürmenden Agatosh mit ausdrucksloser Miene. Seine roten Augen waren weit aufgerissen - was auch immer er da in der Hand gehalten hatte, hatte ihn offenbar größtmöglich schockiert. Was verstört einen blauen Berg, ein Prachtexemplar der eiskalten Chiss-Spezies derart? Interessiert ließ sie das Datenpad fallen, das sie vorher aufgeklaubt hatte und näherte sich dem Schrank.

Dort drin lag nun ein zusammengeknüllter Lederhaufen, bestückt mit Riemen, Schnallen und Nieten. Ihre metallenen Finger bewegten sich ruckartig. Ein Klacken folgte. Wieder das Summen. Dann Flackern in ihrer linken Gesichtshälfte und der dazugehörige Schmerz hinter der Stirn.


“Still …”, hauchte sie leise zu dem Maschinenbiest, das ihr innewohnte, als könnte dieser Befehl die hereinprasselnde Datenflut dämpfen. Er tat es nicht. Natürlich nicht.

Mit der Fleischhand fuhr sie sich ins Gesicht, an den Rand der kybernetischen Implantate, wo ihre Haut und Metall nahtlos aufeinandertrafen und einen derart perfekten Übergang bildeten, dass keine Narbe blieb. Die Haut spannte dort, wo sie am Metall befestigt war. Ehe sie sich versah, hatte ihre neue Hand das Objekt im Schrank aufgehoben und vor ihr künstliches Auge gehalten. Es handelte sich um eine Montur, die definitiv zu viele Körper berührt hatte. Das echte Auge zwinkerte ein paar Mal, während ihre linke Sehhälfte verschiedene Filter umschaltete. Ihre Sensorik zeigte ihr Geweberückstände, Körperflüssigkeiten verschiedenster Art, DNA-Spuren. Nicht nur Gassians. Nicht nur Zekks. Da waren mehr.


“Haha”, sagte sie mechanisch. “Widerlich.”

Dann ließ sie es auf den Boden fallen und kauerte sich hinab, langsam, im Versuch, jede Bewegung auszubalancieren, um dem Torkeln ihres noch nicht justierten Gleichgewichtsinnes zu entgehen.
Sera hob die Maske auf, ließ die Finger ihrer kybernetischen Hand über die Kanten tasten. Der Ekel konnte ihre Neugier und Faszination nicht verdrängen. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen verstaute sie die Leder-Maske in einer Seitentasche ihrer Robe. Noch immer in der Hocke sah sie sich dann weiter in Zekks Quartier um. Dabei fiel ihr Blick auf einen Spalt an der Seite des Schrankes, der ihr irgendwie … merkwürdig vorkam. So als sollte er dort nicht sein, oder als müsste er eigentlich vom Schrank verborgen werden. Angestachelt vom Wunsch, irgendwas zu entdecken, raffte sie sich auf und stemmte sich von einer Seite gegen den Schrank. Er war ganz leicht. Offenbar hatte Zeck Rollen oder irgendein anderes System installiert, um das Möbelstück leicht vor und zurück schieben zu können. Und tatsächlich offenbarte sich dahinter ein Geheimnis, das durch den nur halbherzig in Position zurück gefahrenen Schrank nun offenbart wurde: Ein Terminal, ein Lesegerät und mehrere Datenkassetten. In einem kleinen Korb befand sich außerdem etwas, was ihrem ungeschulten Auge wie eine Holo-Kamera-Ausrüstung vorkam.

Sera drehte sich kurz herum, um nach ihrem Mitschüler Ausschau zu halten, der aber offenbar das Weite gesucht hatte und nicht mit dem Wunsch beseelt war, in diesen Vorhof der intergalaktischen Hölle zurückzukehren. Also näherte sie sich alleine dem Terminal und schaltete es an. Der grüne Schein des Displays flackerte über ihr Gesicht, während sie stumpf die Kassette abspielte, die sich schon im Lesegerät befand.


“Du warst eine wirklich dreckige Ratte, Zekk, kommentierte sie das, was sie da sah - das Lederoutfit in vollem Einsatz. Armer Gassian. Mit metallenen Fingerspitzen - vorsichtig, als würde sie etwas berühren, das sie jederzeit infizieren konnte - riss sie die Kassette aus dem Lesegerät. Die Holo-Aufnahme stoppte sofort ihre Wiedergabe. Viel länger hätte sie es auch nicht ausgehalten. Die Sith-Schülerin wollte sich gerade abwenden und die kranken Spielereien Zekks ihr Privatvergnügen sein lassen, da erhaschte die Aurabesh-Aufschrift einer ganz bestimmten Kassette ihre Aufmerksamkeit.

“Jedi”, las sie laut vor.

Ihr Mund verformte sich, als sie überlegte, ob es das wert war. Schließlich entschied sie sich jedoch dafür. Nichts, was sie je erlebt hatte, hätte sie auf die nächsten Bilder vorbereiten können. Es begann mit Gassian, der breitbeinig in einer beigen, weit geöffneten Robe auf dem Bett der Ratte saß. Er trug eine blonde Perücke - wallendes Haar und offensichtlich Make-Up, das ihn feminin erscheinen lassen sollte.


“Bekehrt mich, Imperatorin”, flüsterte der Schüler in die Kamera. Hinter dem Aufnahmegerät war offenbar das lüsterne Schnaufen Zekks zu hören. Endgültig am Ende ihrer eigenen Nervenskraft angekommen, entnahm Sera auch diese Kassette, legte sie feinsäuberlich auf den Stapel mit den anderen, ehe sie ihr Lichtschwert vom Gürtel schnallte und die ganze Terminal-Nische mit ein paar wilden Schlägen in geschmolzenen Brei verwandelte.
Die Maske, die sie eigentlich an sich genommen hatte, um in Zukunft Agatosh hin und wieder ärgern zu können, fingerte sie schließlich aus ihrer Tasche und warf sie mit auf den qualmenden Haufen.

Als sie draußen, im kalten Flur der Domäne der Wissenden ankam, wartete der blaue Berg bereits auf sie. Sera trat zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und tätschelte ihm mit ausgestrecktem Arm auf die Schulterblätter - höher kam sie nicht -, wie eine Mutter, die ihr trauriges, verstörtes Kind beruhigen wollte. Dabei nickte sie ihm verstehend zu - dieses Mal wie ein Vater, der sich um das Monster unter dem Bett seines Kindes gekümmert hatte.


“Dadrin war nichts.”

[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Vor Darth Zekks Quartier - Sera, Agatosh ]
 
Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Vor Darth Zekks Quartier - Agatosh, Sera (noch drinnen)

Die stechenden Gerüche aus dem Quartier, die sich nun zu einem plausiblen Gesamtbild zusammenfügten, hafteten noch an Agatosh, als er in den Gang marschierte, die Tür hinter sich offenlassend. Seine Miene blieb regungslos unter der neuen Maske, doch der Ekel - dieser seltene, beißende Schauder - brannte in ihm und ließ ihn beinahe implodieren. Die schwarze und ledrige Montur, diese ekelhafte Maske und die daraus abgeleiteten Bilder hatten sich in seinem Verstand eingebrannt wie ein Brandmahl. Was immer Zekk und ihr Schüler in dieser Kammer getrieben hatten, es war ein Makel, den er nicht ertragen konnte. Seine gepanzerten Fäuste ballten sich, die Panzerhandschuhe knirschten, während er im Gehen die Wand streifte, seine Schritte schwer und ungewöhnlich unruhig.

Sera blieb drinnen. Und mit einem Mal begann Agatosh ihren Verhaltenswandel zu begreifen. Hatte diese kranke Ratte seine Mitschülerin ebenfalls in eine solche Kluft gesteckt und zur Befriedigung ihrer Gelüste zweckentfremdet? Weiterer aufkeimender Ekel hielt ihn davon ab, so etwas wie Schadenfreude zu empfinden. Folter war das eine, aber das hier überstieg die spärlichen Grenzen, die der blaue Berg bereit war gedanklich zu gehen. Sein Blick fiel zunächst auf seine beschmutzten Hände, dann auf eine benachbarte Tür, schlicht, unbewacht und wohl das Quartier eines anderen Kriegers oder ein Leerstehendes. Der Chiss starte förmlich durch die Tür, streckte seine Machtsinne aus, um sicherzustellen, dass das Quartier verlassen war, ehe er herantrat.

Ohne weiteres Zögern rammte er seine Schulter gegen die Tür, die unter der Wucht des blauen Bergs aufsprang. Die massige Gestalt trat ein und die roten Augen scannte den Raum sofort. Dieser war spartanisch: ein schmales Bett, ein Tisch, eine Nasszelle in der Ecke - genau das, was er suchte. Immerhin lag hier kein Geruch in der Luft, der darauf schließen ließ, dass
Darth Zekks Aktivitäten hierher übergeschwappt waren. Die angenehme sterile Sauberkeit sprach ebenfalls stark dagegen.

Agatosh stampfte zur Nasszelle, seine Panzerhandschuhe noch immer an den Händen. Er aktivierte den sensorgesteuerten Hahn, ein Zischen ertönte, und klares Wasser sprudelte hervor. Mit hastigen, fast zwanghaften Bewegungen schrubbte er seine Hände, die Panzerplatten klirrten gegen das Metallbecken. Das Wasser lief über die Handschuhe, bedeckt vom Schmutz ihres vorherigen Kampfes und dem eingebildetem Makel, doch er schrubbte weiter, als könnte er die Erinnerung an die Kammer der Ratte wegwaschen.

Seine roten Augen starrten ins Leere, der Wasserdampf stieg in Schwaden auf. Der blaue Berg, gestählt durch Blutfehden, Folter und Schlachten, war kein Fremder für Grausamkeit. Doch diese schmierige Perversität war etwas, das selbst seine stählerne Fassade sprengte.

Er drehte das Wasser nach einer gefühlten Ewigkeit ab und schüttelte seine tropfenden Pranken nur kurz mit einem Ruck. Ohne einen Blick zurück verließ er das Quartier, um auf
Sera zu warten, die die Minuten weiterhin im Quartier der Ratte zugebracht hatte. Als sie plötzlich aus diesem trat, starrte Agatosh mit stoischer Miene durch sie durch. Was sie in dieser Folterkammer durchgemacht haben muss, war niemandem zu wünschen - nicht einmal Sera.

Sie berührte seine Schulter und nickte, um noch einmal zu bestätigen, dass dieser Abstecher vollkommen nutzlos war.


"Verschwinden wir von hier"

Ertönte es mechanisch verzerrt durch seine Maske, als er sich schon in Bewegung setzte, darüber grübelnd, wie sie weitermachen sollten.

"Quetschen wir ein paar Diener über El-Mi-Reth aus"

Beschloss er kurzumwunden, die Gänge bereits gedanklich nach geeigneten Zielen durchforstend. Es dauerte nicht lange, bis sie auf eine Gruppe von Nichtmenschen stießen, die die Gänge polierten. Agatosh trat hervor, seine Statur über den Humanoiden thronend, als abermals seine Stimme ertönte:

"Wisst ihr von einer Jedi, die in der Pyramide der Extinktoren gefangen gehalten wurde?"

Am liebsten wäre er rabiater vorgegangen. In den Gängen musste Getuschel über derartige Dinge herrschen. Jedoch wusste er inzwischen, wie schnell die Dinge an diesem Ort eskalieren konnten.

Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Agatosh, Sera
 
Bastion-Sith-Tempel-Darth Makhairas Domizil- Wohnzimmer- mit Norag, Zwillingen und Norags Droiden- Niphira und Marlis im Büro


Als die Zwillinge ihr Zimmer aussuchten und Norag das Word an Lilya richtete wurde die Lethan ein wenig ernster. Jedoch lächelte sie sanft ehe sie auf seine Aussage einging.

“Keine Sorge Großer! Ich werde dir zeigen, wo wir lang müssen. Du wirst aber irgendwann lernen, dich hier alleine zurechtzufinden. Notfalls einfach einen der Jünger fragen und wenn die nicht direkt antworten böse schauen. Das sollte aber als Sith nur selten wirklich nötig sein…”

Wenig später lief das ungewöhnliche Duo durch die Gänge des Sithtempels. Nur hier und da musste Lilya selbst innehalten, um herauszufinden, wo sie eigentlich hin mussten. Es stellte sich heraus, dass die neue Unterkunft von Norag doch weiter weg war, als Lilya erwartet hätte. Dennoch war sie damit zufrieden, den Weg gefunden zu haben, sodass die Beiden zusammen Norags neues Domizil betreten konnten. Bei seinen ersten Worten verzog Lilya ein wenig das Gesicht.

“Die hätten ruhig den bequemen Sessel hier lassen können… Aber ja… vieles ist halt die Grundausstattung gewesen. Niphira hat irgendwie nie wirklich viel Zeit genutzt um ihre Unterkunft wirklich einzurichten…”

Nachdenklich schaute Lilya zu der Tür, durch die sie reingekommen waren. Ihr kam die Frage in den Sinn, ob Niphira einfach keine Lust oder einfach nichts zum Füllen des Raumes hatte. Sie hatten die Hütte besucht, in der die Vollstreckerin aufgewachsen war, doch auch dort war nicht viel, was man nutzen konnte, um eine Unterkunft wie diese zu füllen. Bilder, ja, aber die konnte sie nicht wirklich irgendwo aufhängen, wo eventuell irgendwann Besuch rein kam. Dazu wirkte die Hütte auch nicht gerade wie ein Ort, an dem jemand mit großem Besitz lebte. Hatte ihre Herrin also einfach nicht mehr als die paar kläglichen Reste, die sie immer mit sich führte? Lilya kannte es bei sich ja nicht anders. Doch die Lethan war eine Sklavin gewesen. Da hatte man halt keinen Besitz, aber sollte Niphira nicht irgendetwas haben?

Erst als Norag das Wort wieder an sie richtete wurde Lilya aus ihren Gedanken gerissen. Etwas Ruhe? Ja. Das war gut. Daher nickte sie bei den Worten des Zabrak, ehe sie zu ihm ging und ihn vorsichtig umarmte.

“Die Anspannung und der permanente Stress. Ich kann wirklich Ruhe brauchen.”

Wenigstens ein paar Minuten. Wenigstens hier tat es gut, dass sie unter sich waren und Lilya wenigstens kurz nicht den Druck verspürte, die harte Sith-Schülerin sein zu müssen, sondern wirklich auch ihre verletzliche Seite zeigen durfte. Es war für viele Sith ein Zeichen von Schwäche, ihre Gefühle ihren Vertrauten so zu zeigen. Aber in Wirklichkeit? In diesem Umfeld? Da war es nicht so. Man muss einander kennen, um zusammen im Ernstfall zu funktionieren. Und wie sollte das gehen, wenn man sich nicht einmal seinen Vertrauten öffnete?



Bastion-Sith-Tempel-Norags Domizil- noch leeres Wohnzimmer- mit Norag, und Norags Droiden
 
Bastion-Sith-Tempel- Domäne der Oberen- Niphiras Domizil- Büro- mit Niphira- Im Aufenthaltsraum: Norag, Lilya und die Mädchen

Marlis hielt Niphira eine Tschakka-Rede. Einer ausgewachsenen Sith. Wenn ihr das jemand vor nem Jahr gesagt hätte, hätte sie die Person einweisen lassen. Und jetzt stand sie hier und versuchte aus diesem Häufchen Elend vor ihr wieder ein Wesen zu machen, dass in der Galaxie gefürchtet war. Ein Teil von ihr lachte sie dafür aus und erklärte, dass SIE dafür in die Psychiatrie gehörte. Aber Niphira war nicht so, wie die Sith aus den Lagerfeuer-Geschichten. Sie hatte ein gutes Herz und einen Faible für ne gute Auseinandersetzung. Vor allem wegen ersterem liebte Marlis sie.

Niphira erzählte ihr von dem, was sie in der Zwischenwelt erlebt hatte. Von ihrer Begegnung mit der Seele, die vorher den Körper bewohnt hatte, den sie jetzt trug. Etwas, dass Marlis immernoch gleichermassen erschreckte wie erleichterte, hatte sie doch dadurch ihre Freundin noch bei sich.

"Jemand, der seelisch zertrümmert wirkte? Du meinst, so wie du im Moment?"

Sie grinste kurz und drückte Niphira einen Kuss auf die Stirn.

"Ich war Notfall-Sanitäterin. Da siehst du alles. Lebewesen, die ihre Liebsten verlieren. Also ja: Ich weiss, wie jemand aussieht, der innerlich zerstört ist. Der alles verloren hat, wofür er gelebt hat."

Niphiras
weiteren Worte klangen so....falsch. Sie stellte sich in ein völlig falsches Licht. Marlis schüttelte den Kopf.

"Du stellst dein Licht unter den Scheffel. So, wie du es gerade sagst, klingt es so, als würdest du dich selbst als Schwach hinstellen. Aber du warst nie schwach. Sonst hättest du uns nie retten können..."


Niphira fluchte weiter und Marlis hörte ihr zu. Zwischendrin stecke Norag seinen Kopf zur Tür rein und erklärte, dass er gehen würde. Marlis lächelte ihm zu.

"Ist gut. Ich danke dir. Für alles."


Sie nickte ihm noch einmal zu, ehe sie sich vor Niphira hockte und ihre Hände nahm.

"Deine Seele ist wund jetzt, würde ich sagen. Was ja auch verständlich ist, nach allem, was du in letzter Zeit mitmachen musstest. Und darum ist es in Ordnung, es gerade... nicht unter Kontrolle zu haben. Wir haben beide innere Wunden, die erstmal abheilen müssen. Dafür brauchen wir Zeit. Und Heilung braucht Liebe. Auch wenn deine Hülle jetzt ne andere ist, bist es ja immernoch du, die darin steckt. Aber so, wie du gerade drauf bist..."


Marlis schmunzelte.

"Sagen wir es so: Du bist nicht lieb zu dir. Du kippst nen Pfund Salz auf deine wunde Seele und rubbelst drauf rum. Ich weiss ja aus Erfahrung, dass manche Sith ne sadistische Ader haben, aber... Tu mir den Gefallen und hör auf damit ja? Sonst wird das nie besser!"

Sie sah Niphira fest in die Augen

"Und was die Vor-Eigentümerin angeht. Du würdest doch genauso handeln. Wenn du da im Koma liegen würdest, würde dein Geist wahrscheinlich auch jeden Anfallen... aus Angst, uns einfach allein zu lassen. Darum hast du das doch gemacht! Du würdest auch so einen Deal aushandeln, allein um den Hauch einer Hoffnung zu haben, dass wir versorgt sind. Sie war - was das anging- wie du. Und nein: Du hast die Zwillinge nicht NUR gerettet, weil sie dich dennoch vernichtet hätte. Sie wusste, dass sie nichts mehr ausrichten kann und hat vielleicht erkannt, dass du eine der ganz wenigen in diesem Höllenloch bist, die in der Lage ist, ihre Schwestern zu beschützen. Und eine der ganz wenigen, auf deren Wort man sich verlassen kann. Darum hat sie dir ihren Körper geschenkt. Du hilfst den Schwachen hier und machst sie stark. Das ist dein Weg. Du hast es mit Lilya getan. Mit Norag. Mit mir. Du bist eine der wenigen hier, die etwas haben,worauf sie wirklich stolz sein können. "


Immerhin konnte sie Niphira ein bisschen aus ihrem Schneckenhaus raus locken, indem sie sie an die Pläne erinnerte, die sie noch hatten. Niphira erklärte , es versuchen zu wollen.

"Ich verkneife mir jetzt mal nen Kommentar dazu."

erklärte Marlis und erhob sich, um ihrer Freundin zu folgen. In den Trainingsraum. Wohin sonst. Dort erzählte Niphira ihr von einem Vogel und einem Berg aus Kristall. Und von der Ewigkeit. Anschliessend liess sie zwei Lichtschwerter zu ihr und sich selbst schweben und fragte, ob der Vogel nicht cool wäre. Marlis schmunzelte.

"Auf jeden Fall ist er verwöhnt, wenn nur Kristall recht genug zum Schnabel-wetzen ist. Andere nehmen nen einfachen Ast oder sowas.Aber er lebt lange, wenns immer der selbe Vogel ist und nicht seine Nachfahren oder so."

Ausserdem sollte der Kristall sich nicht wirklich an dem Schnabel stören. In der Regel waren Kristall-Strukturen doch recht stabil. Deutlich stabiler auf jeden Fall als Horn, aus dem Schnäbel doch bestanden, wenn sie sich nicht irrte. Aber hier ging ein um eine Metapher. Niphira erklärte ihr, das Beharrlichkeit und Ausdauer genauso zum Sieg führen konnten wie Kraft. Marlis nickte.

"Ja, man sieht hier irgendwie nur so zierliche Ballerinas. Um die 2m hoch, 1,50 breit. Hab aber draussen jetzt garkeinen "So gross musst du sein."-Balken gesehen. Unter dem würden wir ja locker durch marschieren."

Sie runzelte zweifelnd die Stirn beim Gedanken an die Riesen, die hier durch die Gänge stapften. Ja, so Leute wie sie und Niphira ...und Lilya..sie mussten die fehlende Grösse durch Gemeinheit, Geschwindigkeit oder Wendigkeit wett machen. Irgendwie.

"Aber hey! Ich hab im Labor von der Blechbüchse auch einen von seinen Affen erledigt! Ist ja nicht so, dass ich da noch garkeinen Erfolg gehabt hätte. Gut...er ist in den Sper rein gerannt... Also hast du recht mit dem "Blind in einen Gegner rein rennen"... Ist dem nicht gut bekommen."

Das erste Lebewesen, dem sie mehr oder weniger aktiv das Leben genommen hatte. Gut, eher weniger Aktiv. Er war wirklich in die Klinge rein gelaufen. Ein Gedanke, mit dem sie sich selbst irgendwie über den Akt des Tötens hinweg getröstet hatte. Man sollte sowas nicht tun. Nicht tun müssen. Aber hier wurde es fast gefordert. Das Beste war hier in ihren Augen wirklich, einen grossen Bogen um diese Einrichtung zu machen. Sie folgte Niphira. Zur Not auch hier rein. Aber sie würde wohl niemals von sich aus diesen Ort betreten. Schon garnicht mit so einem "Hallo, Freunde! Hier bin ich", als wäre sie hier zu Hause.

Niphira
zeigte ihr ein paar Grundhaltungen im Umgang mit dem Lichtschwert, damit sie sich nicht aus versehen selbst verletzte oder mal eben umgeschubst werden konnte. Ja, ihre Abwehr-Drohung in Niphira's Schiff war ein ziemliches Improvisationstheater gewesen und gegen einen echten Gegner wohl nur in sofern gefährlich, dass alles daran unberechenbar war. Niphira zeigte ihr jetzt, wie es richtig ging. Und sie duldete keine Abweichungen. Korrigierte ihre Haltung oft und demonstrierte ihr eindrucksvoll, wenn sie ihr Gewicht falsch verteilte. Dann landete sie nämlich unvermittelt auf ihrem Hintern und musste sich wieder aufrappeln. Das selbe geschah, wenn sie in Gedanken nicht bei der Sache war und Marlis hatte das Gefühl, das sie sich in den nächsten Tagen noch oft auf dem Boden wiederfinden würde. Aber Niphira sah jetzt nicht so aus, als würde ihr das Spass machen. Nein, sie wies sie damit nur auf ihre Fehler hin und erklärte ihr stets, was das Problem gewesen war. Eines musste man Niphira lassen: Sie war sehr gründlich in der Kampf-Ausbildung. Ein Lächeln huschte über Marlis' Gesicht. Hier war sie wieder, ihre Freundin. Das war ihr Steckenpferd. Ihre Leidenschaft. Und das merkte man.

"Man, du erinnerst mich so an meine Freundin. Hast du bei Niphira gelernt oder was?"

Sie grinste Niphira an, während sie sich wiedermal aufrappelte. Wahrscheinlich war das aber garnicht so abwegig. Niphira konnte einen mit dieser Leidenschaft anstecken und Marlis würde sich nicht wundern, wenn Norag Lilya genauso behandelte wie Niphira sie gerade. Und wer konnte schon sagen, ob sie selbst nicht eines Tages einen Schüler so behandeln würde. War nur die Frage, zu was sie den ausbilden würde.

Bastion- Sith-Tempel- Domäne der Oberen- Niphira's Domizil- Trainingsraum- mit Niphira- Die Mädchen: Irgendwo
 
Bastion – Katakomben des Sith-Tempels – mit Brianna und Marrev (NPC)

Die Katakomben waren wirklich ein Ort zum Abgewöhnen. Und irgendwie wurde es auch nicht besser, je weiter sie kamen. Nach den Leuchtfledermäusen kamen die Blutwölfe und Brianna erklärte, dass die wohl das Produkt der Langeweile einiger mächtiger Hirne waren.

"If fenke genen ein Wällegak."
Ich schenke denen ein Bällebad

grummelte sie in ihre Tentakeln und versuchte, sich wieder mehr auf das Bild mit dem Badeurlaub zu konzentrieren. Wobei das Bild mit nem Haufen Sith in nem Bällebad auch nicht schlecht war. Es half ihr zumindest halbwegs durch die Angriffe durch, die so sehr zu dieser Umgebung passten. Gut , mit den Blutwölfen hatte sie nicht so viel zu tun. Marrev und Brianna hielten sie erfolgreich auf Abstand, was ihr- leider- Zeit zum Durchatmen gab. Und ihrer Denkmurmel Gelegenheit, ihr wieder Streiche zu spielen. Es war so verdammt schwer, dagegen zu halten. Aber Bailee war niemand, der aufgab. Grimmig zwang sie sich dazu, ruhiger zu atmen. Es gab keine blutrünstigen Artgenossen hier unten! Es gab keine weinenden und schreienden Nautolaner-Kinder irgendwo hier unten. Es mochte alles mögliche hier geben, aber das nicht! Erschrocken hob sie den Kopf, als Brianna sie fragte, ob jemand verletzt war. Bailee schüttelte den Kopf, obwohl sie die Frage nicht mit Sicherheit beantworten konnte. Sie hatte so viel Adrenalin im Blut, dass ihr Körper praktisch taub war. Vielleicht ein Vorteil an diesem Punkt. Das würde erst richtig interessant werden, wenn sie hier raus waren. Wenn sie raus kamen. Brianna führte sie weiter und folgte etwas, das nur sie wahrnehmen konnte. Bailee kämpfte darum, positive Gedanken zu behalten und sich nicht von der Aussichtslosigkeit und Dunkelheit hier überwältigen zu lassen. Zählen half für den Moment. 3 Schritte lang einatmen, 3 Schritte lang ausatmen. Sonne. Wellen. Sith, die Spass in nem Bällebad hatten, statt irgendwas zu verunstalten. Mamas Seetang-Salat. Ihr Magen knurrte. Im Wasser treiben. Das Licht malt Muster auf den Grund.

Plötzlich ertönte wieder Briannas Stimme vor ihr und sie beschrieb die Wände. DIE WÄNDE! Bailee hatte sich mehr auf den Boden konzentriert. Wollte die schleimigen Flechten und was da sonst noch war garnicht sehen! Und Brianna beschrieb es!!! Sie bekam dafür von Bailee einen "Echt jetzt?"-Blick.

"Wilft du dir nen Howo davon wit nach Haufe nefen?"
Willst du dir ein Holo davon mit nach Hause nehmen?

fragte sie,inzwischen deutlich kleinlauter. Aber sie versuchte immerhin noch, ihre dummen Sprüche aufrecht zu erhalten. Das bedeutete, dass sie noch nicht am Boden war. Noch nicht ganz. Trotzdem war es jetzt richtig Arbeit, weiter zu gehen und zumindest noch einen Neuronenstrang dafür zu verwenden, das Ziel der Sache nicht zu vergessen. Und warum war es so verdammt kalt hier? Also passive Kühlung konnten sie! Brianna schien zu bemerken, wie es ihr gehen musste. Oder die Umgebung hatte sich tatsächlich nochmal verschlimmert. Sie fragte, ob es noch ginge. Bailee zeigte ihr den Daumen hoch, weil der Kloss im Hals ihr die Luft abschnürte. Doch schon im nächsten Moment gabs die nächste Adrenalin- Dusche. Brianna zischte ihnen zu, dass sie die Lampen ausschalten sollten. Sofort war es wirklich stockdunkel, was nicht hilfreich war. Sie hörte Brianna vor sich und versuchte, sie in der Macht wahr zu nehmen und ihr so zu folgen. Zu Hause war das deutlich einfacher gewesen! Sie war zu nah an der Schwelle zu ner Panik-Attacke, wahrscheinlich.

Plötzlich spürte sie eine Hand auf der Schulter. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ehe sie gross drüber nachgedacht hatte, hatte sie sich umgedreht und den Schwung der Drehung genutzt, um ihrem "Angreifer" eine mit der Faust zu verpassen. Kein Schrei, sie wollte schliesslich niemand anderen anlocken. Aber sie würde sich auch nicht so einfach fressen lassen! Doch ihre Faust wurde in ihrer Bahn gestoppt, bevor sie ihr Ziel erreichen konnte. Die Hand, die zuvor noch auf ihrer Schulter gelegten hatte, lag nun auf ihrer Brust und drückte sie gegen die schleimige Wand. Eine Sekunde. Zwei. Sie hörte nur das Pochen ihres Herzens und das Rauschen ihres Blutes. Ihr Atem ging schnell.

"Ruhig!"

hörte sie Marrev's Stimme flüsternd an ihrem Ohr. Es war er gewesen. Sie hätte ihm fast eine geknallt! Gut, oder auch nicht. Er hatte den Angriff ja mühelos abgefangen und statt dessen sie an die Wand befördert. Wie war sie eigentlich so schnell hier hin gekommen? Sie versuchte, ihn in der Dunkelheit auszumachen, aber keine Chance. Also schloss sie die Augen und nahm ein paar Atemzüge, um sich wieder zu beruhigen. Meer. Sonne. Wald. Langsam hob sie die Hände und schob ihn von sich weg.

"Tut wir leid."

flüsterte sie und er legte er wieder die Hand auf die Schulter, um ihr bei der Orientierung hier zu helfen. Bailee schämte sich dafür, ihn angegriffen zu haben. Zum Glück war nichts weiter passiert. Nicht auszudenken! Aber was musste er sie auch so erschrecken?!?! Selbst Schuld, wenns ein blaues Auge gegeben hätte.

Irgendwo vor ihr leuchtete etwas und sie hielten vor der Abzweigung, aus der das Licht kam. Brianna bedeutete ihnen, zu warten. Bailee hockte sich hin. Atmete und rieb sich mit den Händen übers Gesicht, dass sich nicht wie ihres anfühlte. Verdammter Ort hier. Brianna hielt einen Moment inne. Nicht lang. Ein paar Sekunden. Dann hörte man etwas zu Boden fallen. Hatte sie etwa? Sie verschwand grad um die Ecke in Richtung der Lichtquelle und nur wenige Augenblicke später hörten sie sowas wie ein "Uff" und noch etwas zu Boden fallen. Nun blickte Marrev um die Ecke und winkte sie nach. Vor einer echt dreckigen Tür lagen zwei Männer am Boden.

"Ich sollte vor dir Angst hawen."

Brianna kniete sich gerade zwischen sie und erklärte, dass sie die beiden für längere Zeit ins Traumland befördern würde. Bailee schnaubte.

"Glatte Lüge. Ich haf nich geträuft!"

Glatte Lüge! Ich hab nicht geträumt!"

Dann begannen sie, die beiden zu durchsuchen. Nicht lange und sie fühlte in der Brusttasche die rechteckige Zugangskarte. Sie zog sie raus und hielt sie Brianna hin. Im Nu war die Tür offen und sie gingen rein. Bailee warf noch einen Blick auf die "Schlafenden". Wenn die Pech hatten, wurden die lebendig bestattet! Wie Marrev in Container sahen die beiden aus wie Leichen. Bailee schüttelte die Bilder aus dem Kopf und konzentrierte sich wieder mehr auf die Orte, die sie liebte. Hinter der Tür war erfreulicherweise niemand. Naja, fast niemand. In einer Art Schaukasten hockten zwei Gestalten, die kaum als Lebewesen zu erkennen waren. ( Kestrel und Q). Abgemagert, dreckig, voller Blut. Für eine Sekunde sank Bailee das Herz, weil sie dachte, dass sie zu spät gekommen waren. Aber Brianna hatte doch ihre Meisterin gespürt oder? Dann war sie doch noch am Leben, oder? Marrev wetzte an ihr vorbei und bezog an der Tür Stellung und auch bei Bailee löste sich die Schreck-Starre und sie begann sofort, sich mit dem Schloss auseinander zu setzen. Brianna wollte da sicher so schnell wie möglich rein und es tat gut, etwas Vertrautes zu haben, worauf sie sich konzentrieren konnte. Das war ein richtiger Lichtblick. Klare Strukturen. Im Prinzip keine bösen Überraschungen mit Zähnen und Krallen. Einfach Mechanik und Elektronik. Ende. Verbindungen, die real waren und sich an physikalische Gesetze halten mussten. Bailee konnte spüren, wie ein Teil ihrer Anspannung verflog, während sie mit ihren mitgebrachten Tools an dem Schloss rumfummelte, bis es nur etwas später piepte und ein grünes Licht anzeigte, dass der Schaukasten jetzt betreten werden konnte. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit spürte Bailee wieder Zufriedenheit. Sie hätte einfach Bastelzeug mitnehmen müssen und alle paar Meter etwas reparieren müssen. Hoffentlich kamen sie schneller raus als rein. Sonst bekam doch noch jemand aus versehen ein blaues Auge hier. Erst jetzt fand sie Zeit, ihre Ziele genauer anzusehen. Eine menschliche Frau und ein Nautolaner. Bailee kribbelte das Gesicht, als sie sah, was man seinen Kopfschwänzen angetan hatte. Sie war absolut geschockt bei dem Anblick.

Bastion-Sith-Tempel- Zellenblock- An der linken Zelle- mit Brianna,Kestrel und Q’Tahem - Marrev an der Tür
 
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Bastion - Sith Tempel - Norag's Domizil - Wohnbereich
Darth Nydak (Norag), Lilya und T1gA (NPC)
Norag musste nur leicht schmunzeln, das er ja einen Jünger fragen könnte und dabei böse schauen, das er es auch verrät. Ja das böse schauen hatte er an sich schon drauf, aber wollte er das wirklich? Anderen Angst einzujagen damit sie das taten was er verlangte? Nunja, hier in dieser Hölle wahrscheinlich schon. Aber wenn er ehrlich war, dann wollte er Leute höchstens für sich gewinnen, die so dachten wie seine Gruppe. Weil wenn die nicht die gleichen Ansichten hatte, war das so oder so alles sinnlos. Es würde nicht zusammenpassen und irgendwann knallen...

Im Domizil angekommen kam direkt eine Antwort darauf warum es fast so aussah wie beim ersten Mal... Grundausstattung... Ja das klang irgendwie klar. Jedoch war er kurz am überlegen ob er überhaupt was persönliches hier draus machen konnte... Persönlich nicht, höchstens eine kleine Bastelecke für sein technisches Geschick. Jedoch würde der Zabrak vorsichtig sein hier was persönliches groß hinzustellen oder aufzuhängen, auch wenn er mehr hatte als das was er an sich Trug oder was im Schiff wäre. Nein, nicht hier, nicht an diesem Ort. Sein Raumschiff war sein zuhause nicht das hier! Hier würde er niemals eine Art zuhause finden. Dafür war der Ort einfach nicht das was er vielleicht sein sollte, auch wenn hier die Machtanwender waren die die dunkle Seite nutzten. Man konnte noch mehr daraus holen als nur aus Wut und Hass die Kraft zu ziehen. Liebe war auch ein starkes Gefühl was ihn immer bestärkt hatte und damit kam er auch gut zurecht, selbst mit der Dunklen Macht. Mit den Gedanken sah er zu Lilya.


"Ich denke ich werde auch nicht groß was daraus machen. Wo ich zuhause wirklich sein würde wäre eher auf meinem Schiff mit dir und dem kleinen..."

Sagte Norag etwas nachdenklich noch bevor er die Lethan in den Arm nahm und einfach die Anspannung sich was legte. Auf den Lippen des Zabraks kam ein Lächeln hervor bis er die Augen öffnete und ihre Narben an der Lekku sah und sich leicht löste. Sachte führ er über ihre Lekku, auch weil er weiß das diese bei einer Twi'lek sehr empfindlich waren.

"Ich weiß das ich immer noch was Übung brauche... Sonst werde ich so etwas nicht verhindern können. Ich muss lernen besser mit der Macht klar zu kommen um nicht in die Dunkelheit zu rutschen oder die Kontrolle zu verlieren..."

Damit sah er ihr in die Augen und versuchte etwas zu lächeln. Er liebte sie so sehr und hier war auch keine Gefahr das es falsch rüber kam bei dem Irrenhaus hier. In quasi 'seinen' vier Wänden konnte er es zeigen und es würde ihn niemand dafür verurteilen! Mit der Sicherheit küsste er sie sanft, einfach um ihr zu zeigen das er sie immer noch so sehr liebt.
Langsam löste er sich von ihr und deutete auf ihre Lekku.


"Du wolltest doch wissen ob der kleine noch Tattoos machen kann oder?"

Grinste er breit und sah zu dem kleinen, der den Kopf hebte und los piepste. Lachend sah Norag wieder zu seiner Freundin.

"Wir brauche nur die Farbe die du möchtest, dann könntest du dich tätowieren lassen! Du weißt nicht zufällig wie wir an so etwas dran kommen oder?"

Norag legte etwas verspielt den Kopf schief und sah wieder kurz so aus wie der unerfahrene Zabrak den sie kennenlernte, als Zeichen das sich die Twi'lek hier besser auskannte. Wenn sie weiter kamen, war dies gut sie hatten so oder so noch einen langen Weg vor sich. Und das wichtigste war das auch sie sich wohlfühlte.

Bastion - Sith Tempel - Norag's Domizil - Wohnbereich
Darth Nydak (Norag), Lilya und T1gA (NPC)
 
Bastion – Sith-Tempel, Katakomben – Marrev (NPC), Bailee und Brianna alias Vin Venture

Wenigstens begegneten sie keinem weiteren Viehzeugs auf dem Weg zum Gefängnis, in dem die Sith die arme Kestrel und Q'Tahem gefangen hielten. Die Katakomben waren nicht so schlimm zu navigieren, wenn frau einen Fixpunkt hatte, nach dem sie sich richten konnte. Ihre Freundin war im Grunde ein Leuchtturm in der Macht, allerdings ein kleiner, sehr schwacher Leuchtturm. Hoffentlich war dies nicht ihrem Zustand geschuldet, den sowohl Kira als auch Daemon als sehr, sehr schlecht beschrieben hatten. Brianna klammerte sich an den Gedanken, dass es an den Katakomben lag, dieser grässlichen, alles einnehmenden und verschlingenden Dunkelheit, die sie beherbergte und die über kurz oder lang jede in den Wahnsinn treiben würde, dass Kestrels Präsenz nicht deutlicher zu spüren war.

Ein Glück, dass es überhaupt zu spüren war! Die Echani fühlte, wie die Dunkelheit an ihr nagte, stetig, unaufhörlich. Sie hatte Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, deshalb machte es ihr vielleicht etwas weniger aus, aber früher oder später würde auch ihre Seele den Kampf gegen die Schrecken der Katakomben verlieren. So gesehen konnte sie wahrlich von Glück reden. Wüsste sie nicht genau, dass Kestrel noch lebte, würde sie viel leichter anfangen, den Stimmen zu glauben. Wenn frau sie so nennen wollte. Sie waren so etwas wie Sub-Stimmen, die eine Sub-Sprache sprachen. Nicht entwickelt genug, um eine richtige Stimme, eine richtige Sprache zu sein, doch verstehen konnte frau sie. Nur glaubte sie ihnen nicht. Sie hatte geholfen, in die geheimsten Labore des Imperiums einzubrechen, das Ur-C-Virus zu entwenden und den Imperator selbst zu töten – eine Gefangenenbefreiung war dagegen eine Kleinigkeit, auch deswegen, weil sie schlicht und einfach Eowyns Befreiung nochmal durchspielten.

Dass sie schließlich einen besonders ungemütlichen Teil der Katakomben erreichten, war sogar ein Grund der Freude. Kestrel schien nahe zu sein. Die Umgebung sah so aus wie Daemon es gesagt hatte. Er war aufrichtig zu ihr gewesen, sagte sie sich. Alle Zeichen sprachen dafür und positive Gedanken halfen, hier unten bei klarem Verstand zu bleiben. Bailee konnte ihre Freude irgendwie nicht so ganz nachvollziehen und fragte sarkasisch, ob sie sich ein Holo mit nach Hause nehmen wollte.


„Nein Danke, ich hab meinen privaten Echani-Gefangenen zuhause, der mir die Katakomben nur zu gerne mit allen widerlichen Details beschreibt,“

Konterte die Echani. Sie sah aber auch, dass sie ihrer Padawan etwas positives geben musste, an das sie sich klammern konnte.

„Er, Daemon, ist meine Quelle, die mir den Ort des Gefängnisses meiner Freundin verraten hat. Wir sind jetzt sehr nahe bei ihrer Präsenz und es ist alles so, wie er es beschrieben hast. Falls du die stummen Schreie von vor Jahrhunderten Verstorbener nicht spüren kannst, bemüh' dich nicht drum, ich könnte auch gerne darauf verzichten.“

Aber Brianna machte sich ehrlich Sorgen um die Nautolanerin. Sie waren hier im schlimmsten Teil der Katakomben, wie geschaffen dafür, Gefangene zu zermürben, auch viel erfahrenere Jedi als Bailee eine war, und bisher hielt sie sich tapfer. Doch die momentan nicht Silberhaarige konnte nicht in sie hineinsehen, wie es ihr wirklich ging und wie viel davon nur Fassade war. Vertiefen konnte sie sie die Sorge um ihre Padawan aber nicht mehr, weil sie zwei Präsenzen in Kestrels Richtung spüren konnte. Sie hatte gehofft, dass es ohne Feindkontakt abgehen würde, aber diese Hoffnung war reichlich naiv gewesen. Sie würde es allein tun müssen, auf die sicherste Variante die ihr einfiel. Das letzte was sie wollten, war einen Alarm auszulösen.

Erst als sie triumphierend über den Körpern der beiden bewusstlosen Wächter kniete, war wieder die Zeit für Scherze. Bailee fand, dass sie vor ihrer Meisterin Angst haben müsste.


„Falls du daran denkst, je zur Dunklen Seite zu wechseln oder mir nochmals mein Essen wegzuessen solltest du das,“

Drohte die Echani scherzhaft. Im gleichen Tonfall warf ihre Begleiterin ein, während des Fluges nach Bastion nicht geträumt zu haben.

„Das liegt daran, dass ich zwei verschiedene Techniken verwendet habe. Wir waren in Trance, die beiden sind bewusstlos. Träumt frau in bewusstlosem Zustand? Ich hab in meinem Leben schon so viele Leute k.o. geschlagen, weiß es aber trotzdem nicht.“

Sie durchsuchten die beiden Bewusstlosen und fanden Zugangskarten mit Sicherheitscodes darauf. Bailee hielt diese brav Brianna hin, die diese gleich an der Türe testete, mit Erfolg. Dahinter wartete ein Korridor auf sie, der einen ähnlich scheußlichen Eindruck machte wie der außerhalb, vielleicht mit dem Unterschied, dass frau sich hier bei der Gestaltung mehr Mühe gegeben hatte. Das Grauen wirkte gezielter und mit mehr Sorgfalt inszeniert.

Entlang des Korridors fanden sich mehrere Gefängniszellen, die jedoch größtenteils leer zu sein schienen. Oder vielmehr konnte die Jedi-Ritterin niemand lebendigen ihn ihnen spüren. In allen bis auf einer, freilich. Diese Zelle schien etwas besonderes zu sein, denn sie hatte ein großes Fenster, oder vermutlich eher einen halbdurchlässigen Spiegel. Durch diesen konnte sie sie sehen. Kestrel und Q'Tahem!

Die beiden sahen schrecklich aus. Brianna konnte als Heilerin die vielen Verletzungen spüren, die sie erlitten hatten. Sie hatten nur dünne gestreifte Hemden und Hosen an, die für die kalten, feuchten Räumlichkeiten reichlich ungeeignet schienen. Sie waren auf eine Weise angekettet, die sie zwang zu knien. Kestrel sah entsetzlich dünn aus, schlimmer als damals auf Korriban. Q'Tahem sah ebenfalls sehr abgemagert aus, ihn kannte sie allerdings nur von Erzählungen und einigen wenigen Holos. Ein Glück dass sie alles Nötige dabei hatte, Bacta, Pflaster und Verbände, Proviant sowieso.

Brianna versuchte, die Tür mit der Codekarte zu öffnen, doch es ging nicht.


„Ich geb' dir zehn Sekunden, die Tür zu knacken, bevor ich sie eintrete!“

Drohte die Echani, doch Bailee war bereits dabei, das Schloss mit ihren mitgebrachten Gerätschaften zu überwinden. Tatsächlich dauerte es nicht lange, vielleicht sogar wirklich kürzer als die gesetzte Frist, bevor die Lampe an der Konsole auf grün sprang. Ungefähr eine Millisekunde später hatte die als Mirialan verkleidete Echani den Taster zum Öffnen gedrückt.

Marrev, du deckst uns den Rücken!“

Gab sie dem Rattataki zu verstehen, was dieser vermutlich auch so gemacht hätte, dann stürmte sie in die Zelle. Sie wollte keine Zeit verlieren und nun erst recht nicht, als sie ihre Freundin in ihrem vollen Elend zu sehen bekam, ohne Transparistahl zwischen ihnen beiden. Es stank erbärmlich in dem Raum, aber das kümmerte Brianna in dem Moment nicht.

Kestrel!“

Rief sie überglücklich aus, dann aktivierte sie ihr Lichtschwert. In der Situation war sie schon einmal gewesen, ebenfalls auf Korriban. Brianna hatte zum ersten Mal ein scharfes echtes Lichtschwert in der Hand gehabt und es benutzen müssen, um Kestrels Fesseln zu durchtrennen. Damals hatte sie gezaudert und gezögert und ihrer Freundin eine leichte Brandwunde zugefügt, weil sie die Hitzewirkung der Waffe unterschätzt hatte. Dieses Mal schnitt sie alle beide in Sekundenbruchteilen von ihren Fesseln los.

„Endlich,“

Fügte sie mit einem Stoßseufzer der Erleichterung an und drückte Kestrel so vorsichtig sie konnte, um ihr nicht noch mehr wehzutun. Hinter ihrem Rücken kullerten die Tränen über ihre gelb geschminkten Wangen.

Bastion – Sith-Tempel, Gefängnisblock – linke Zelle – Marrev (NPC) an der Tür, drinnen Kestrel, Q'Tahem, Bailee und Brianna alias Vin Venture
 
// Nachricht an Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin \\
Absender:
Ridley Solaris, Gouverneur von Truuine
Verschlüsselte Übertragung, Direktkanal

Das Hologramm des Imperialen Wappens erscheint und dreht sich zwei Mal. Das Wappen erlischt und die androgyne Gestalt von Gouverneur Ridley Solaris erscheint als Hologramm, sitzend, von der Hüfte aufwärts. Gekleidet ist Solaris in eine schwarze Verwalteruniform samt dunklem Cape. Einem aufmerksamen Betrachter kann, halb verborgen, der gebogene Lichtschwertgriff an seinem Gürtel auffallen. Die Hände hält Solaris auf dem Tisch vor sich gefaltet; im Hintergrund steht ein Bücherregal mit teuer aussenden Einbänden.

Solaris schenkt der Kamera ein freundliches Lächeln.


Seien Sie gegrüßt, Gouverneurin Évarielle d‘Oridin!

Ich danke Ihnen für Ihre überaus freundlichen Worte und für die Übersendung der angekündigten Informationen. Mit Schrecken und Bedauern habe ich gelesen wie überlastet der Justizvollzug auf unserer imperialen Herzwelt dieser Tage ist. Ich freue mich jedoch Ihnen mitteilen zu können, dass Truuine durchaus zur Entschärfung der Situation beitragen kann, sollten Sie es wünschen.

Erst kürzlich konnten wir ein neues Hochsicherheitsgefängnis in der Nähe unserer Hauptstadt fertigstellen. Dieses bedient sich neuester Tunqstoidtechnologie, um seine Insassen unter Kontrolle zu halten. Wir sind also durchaus in der Lage ein gewisses Kontingent von Hochsicherheitsgefangenen auch kurzfristig aufzunehmen.

Weiterhin können wir auch Platz für mehrere Zehntausend Gefangener mit niedrigerer Sicherheitsstufe anbieten. Nach Rücksprache mit meinem Team sind wir zum Wohle des Imperiums gerne bereit Ihnen die Last des Bodensatzes abzunehmen. Damit meine ich vor allem jene xenobiologischen Auswüchse, deren Verbrechen eine langfristige Gefangenschaft bedingen und die daher dem bastioner Steuerzahler ausschließlich auf der Tasche liegen.

Im Gegenzug wären Truuine finanzielle Mittel für den Ausbau weiterer Kapazitäten, oder auch nur eine bevorzugte Behandlung bei der Verteilung von Subventionen und Entwicklungshilfen höchst willkommen. Unser oberstes Ziel ist es dem Reich dienlich zu sein, weswegen wir immer offen für Arten und Weisen, die unser Potential dahingehend erhöhen.

Ich werde mein Team anweisen Ihnen das von uns erarbeitete Konzept umgehend zukommen zu lassen. Seien Sie versichert, alle Gefangenen die uns übersendet werden, werden nie wieder ein Problem für Bastion darstellen. Etwaige politische Häfling bleiben natürlich verfügbar, sollte sich ein patriotischer Nutzen für solch subversiven Elemente ergeben.

Ich erwarte mit Freude Ihre Antwort und verbleiben mit besten Grüßen.

Heil dem Imperium!
Gezeichnet, Gouverneur Ridley Solaris

\\ Ende der Nachricht //
Anhang: Ein detailliertes Angebot mit möglichen Stückzahlen und finanziellen Kompensationswunsch der truuiner Verwaltung. Enthalten ist ebenfalls eine mögliche Zukunftsprojektion
 
| Bastion | Center | Alt-Varnin | 143. Block | Centrilux-Tower | Verwaltungstrakt von Aurean Transit | Kestals Büro |
Samin & Sane

Samin fiel als erstes auf, wie steril das Büro wirkte. Es war zu still, zu perfekt. Das schimmernde Duraglas der Wände ließ nicht nur die Lichter der Stadt draußen hindurch, es spiegelte auch jede kleinste Bewegung im Inneren. Alles hier wirkte zu kontrolliert, zu konstruiert, nicht wie ein Büro, das zum Arbeiten gedacht war, sondern wie ein Showroom. Hier war kein einziges analoges Gerät, keine Dokumenten- oder Datenpad-Berge, die es abzuarbeiten galt. Die Pilotin hätte nicht gewagt, einschätzen zu können, wie das Büro eines CEOs auszusehen hatte, doch inzwischen kannte sie zumindest Sanes. Das war auch aufgeräumt, wirkte allerdings anders. Es gab keine persönlichen Gegenstände, kein Bild an der Wand. Hier war alles sauber. Viel zu sauber. Sie fuhr mit ihrem Finger über die Lehne des Stuhls.

“Nicht einmal abgegriffen”, flüsterte sie sich selbst zu. Ihr Blick suchte die Raumkanten ab. Sie hielt Ausschau nach versteckten Panels, Kameras oder Sensoren. Sie sah allerdings nichts. Entweder war das Überwachungssystem hier verdeckt - oder es gab schlicht keines. Beides war irgendwie … beunruhigend auf seine Art.

Sane sprach den Satz über den Stick, doch Samin antwortete nicht sofort.

Dann geschah es. Metall. Schwer. Es war die Tür. Sie wandte sich um, als sie das Geräusch hörte.

Die Chiss erkannte den erschrockenen Blick in Sanes Augen. Er hatte es auch gehört. Ohne weiter auf eine Antwort zu warten, steckte er den Stick in das Terminal. Samin trat sofort neben ihn und warf einen erwartungsvollen Blick auf den Computer. Es tat sich … nichts.

Die langen, schwarzen Wimpern, die ihre Augen mit den roten Pupillen einrahmten, verengten sich, als sie einen weiteren Schritt auf den Schreibtisch zu machte. Offenbar war das Terminal des CEOs ausgeschaltet. Sie streckte die Hand aus, betätigte den An-Schalter.

Weiter tat sich nichts. Dann beugte sie sich vor und warf hastig einen Blick hinter Terminalbildschirm und Stick-Lesegerät. Sofort stellte sie fest, was das Problem war. Die ganze Technik war nicht mal miteinander verkabelt. Die Chiss drehte den Bildschirm herum, um Sane auf das Problem aufmerksam zu machen. War dieses Büro vielleicht nur eine Attrappe? Steckte Kestal vielleicht doch selbst tief in den Geheimnissen von Aurean Transit?


“Welcher CEO hat ein Fake-Büro?”, fragte sie, mittlerweile an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifelnd.

Irgendwo draußen im Gang ging das Licht an. Jemand näherte sich ihnen. Samin griff sich den manipulierten Datenstick und zog ihn mit einem Ruck aus dem toten Lesegerät. Hier hatte es keinen Zweck. Sie würden es an einem anderen Ort versuchen müssen. Mit der anderen Hand packte sie das Handgelenk des Adeligen und zog ihn in Richtung Tür. Wenn sie sich beeilten, würden sie es eventuell den Gang herunter schaffen und sich einen neuen Zugangspunkt suchen können, bevor wer-auch-immer sie entdecken konnte.

Doch manchmal im Leben kam es einfach anders. Als die beiden Möchtegern-Geheimagenten mit eiligen Schritten aus dem Büro, hinein in den Flur stürmten, wurden sie bereits von zwei auf sie gerichtet Blasterläufen empfangen. Vor ihnen stand Varun Kestal höchstpersönlich, das Gesicht verschwitzt, die Augen wie im Wahn aufgerissen, als er sie entdeckte. Neben ihm der Sicherheitsmann, den Samin so nonchalant an der Tür stehen ließ.


“Zurück ins Büro”, befahl Kestal mit brüchiger Stimme, während er mit seinem Blaster in ihre Richtung wedelte, den Finger gefährlich am Abzug zitternd.

“Ganz ruhig. Jetzt keinen Fehler machen…”, sprach Samin in möglichst ruhigem, beschwichtigendem Ton. Vorsichtig zog sie Sane, dessen Handgelenk sie noch immer hielt, zurück in das sterile Büro. Der CEO und der Sicherheitsmann folgten ihnen, die Augen fest auf sie beide geheftet und schlossen die Tür hinter sich, als sie ebenfalls im Inneren waren.

“Schalldicht”, sagte Kestal und bedeutete mit zuckenden Augen, dass er die Wände meinte.
“Ich wusste, dass der ganze Zirkus hier kein Zufall ist. Wer seid ihr? ISB? IGD? MAD?”

“Nichts dergleichen …”, versuchte Samin einen weiteren Beschwichtigungsversuch und hob langsam die Hände. “Wir …”

“Glaubt ihr, hier hat keiner bemerkt, dass jemand auf die Frachtlisten zugegriffen hat?”
, unterbrach Kestal sie. Seine Blasterhand wackelte erneut bedrohlich.
“An die Kinder kommt ihr faschistoiden, Imperium-Schweine nicht! Eher gehen wir selbst mit unter!”
Weitere Schweißtropfen fielen von der Stirn des CEOs.

“HALT!”
, schrie Samin nun. “Wir wollen euch helfen!”


| Bastion | Center | Alt-Varnin | 143. Block | Centrilux-Tower | Verwaltungstrakt von Aurean Transit |
Samin & Sane, Varun Kestal & Sicherheitsmann
 
[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Sera, Agatosh ]
Das leise Summen ihrer Servomotoren begleitete Seras Schritte, während sie dem blauen Berg folgte. Ihr Gleichgewichtssinn hatte sich immer noch nicht zuverlässig kalibriert. Für einen Moment schloss sie die Augen, um dem anhaltenden Schwindel zu entgehen. Das war eine dumme Idee, die alles nur noch schlimmer machte. Ein weiteres Mal, als sie das rechte Bein zu weit ausstreckte, kippte ihr Oberkörper zur Seite und sie spürte, wie die Sensoren ihres kybernetischen Auges hastig arbeiteten, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Ihr HUD flackerte, während sich die Realität für einen winzigen Moment mit einer abstrakteren Optikprojektion überlagerte. Ihr Hirn begann augenblicklich zwischen dem Hier und Jetzt und der simulierten Projektion zu schwanken.

Sera fluchte leise und musste sich im Gehen an den Wänden abstützen. Agatosh nahm das derweil wortlos hin und schritt unaufhaltsam voran, wie eine lebendige Ramme. Er war wie üblich durch nichts zu bremsen, außer seinem eigenen Widerwillen. Seine Mitschülerin kannte diesen Blick inzwischen aus dem Trainingsraum. Allerdings war da heute auch etwas Verstörteres. Das, was er in Zekks Quartier gesehen hatte, klebte an ihm wie kalter Schweiß. Dabei hatte er noch gar nichts gesehen.

Wie geplant erhaschte der Rattenschlächter vom Sith-Tempel mit Sera im Schlepptau die gesuchte Dienerschaft. Vor ihnen schrubbten drei von Ihnen den Boden. Dünne Gestalten, deren schwere Schultern Zeugnis davon ablegten, dass sie schon länger als Jünger dieses dunklen Ordens dienten, als gut für sie war. Einer war ein rosaner Twi’lek, mit fransigen Lekkus, die gebleichte Säureflecken aufwiesen. Außerdem eine Devaronianerin mit grauem Teint, als hätte sie zu lange schon die Sonne nicht mehr gesehen. Der dritte war von einer Spezies, die Sera nicht einmal benennen konnte. Irgendwas Hinterwäldlerisches jedenfalls. Dafür schwang er die Bürste in seiner Hand mit einer solchen Geschicklichkeit, als würde sein Leben davon abhängen.

Agatosh stellte die Frage. Seine Stimme, die aus der neuen Maske schallte, war laut, tief und bedrohlich, wie das Brummen eines Reaktorkerns. Sein gewaltiger Körper baute sich über den Dreien auf und warf einen Schatten auf die gedrungenen Gestalten. Er wirkte imposant, aber das Getue war unnötig. Die Diener kuschten in vorauseilendem Gehorsam und wirkten mehr als bereit, sich mit ihnen zu unterhalten.

Sera trat einen halben Schritt nach vorn und deutete mit der kybernetischen Hand auf den schmutzigen Boden voraus.


“Nicht aufhören”, sagte sie ruhig, fast unnatürlich freundlich. Alle drei zuckten. Keiner bewegte sich. Das war lustig. Agatosh und Sera waren nicht mehr als Schüler. Sie besaßen gegenüber den Jüngern kein außergewöhnliches Weisungsrecht, wenn überhaupt eines. Langgediente Jünger hätten nicht vor Schülern kuschen müssen. Aber vielleicht waren auch nur jene Langgediente, die es taten. Wer wusste das schon?

“Ich habe gesagt, ihr sollt weitermachen”, wiederholte sie. Diesmal mit einem Befehlston in der Stimme, der nicht laut war, aber kriechend durch Mark und Bein zuckte. Sie unterfütterte ihre Ansage mit der Macht, die sie über ihre zuckende Handfläche hinaus sendete. Geistesschwache, wie sie es geahnt hatte. Sofort führten sie ihre Arbeit fort. Ob diese Armleuchter ihnen wichtige Informationen zustecken konnten? Sera bezweifelte es vorsichtig.
“Gut so”, murmelte sie. Die junge Frau von Dubrillion kniete sich neben die Devaronianerin. Deren Augen glitten auf den kybernetischen Sensor, den Sera in der linken Gesichtshälfte trug. Sie hatte wahrscheinlich mal ein hübsches Gesicht - das nun allerdings von zu vielen Narben und Falten durchzogen war.

“Hast du in der Pyramide der Extinktoren gearbeitet?”

Die Devaronianerin nickte kaum merklich.

“Ich habe nur gehört, was in den Gängen geflüstert wurde. Was alle gehört haben.”

“Was alle gehört haben…”, wiederholte Sera.Was alle gehört haben. Hilf mir auf die Sprünge. Was haben alle gehört?”

Sie endete ihre Frage in einem weit höherem, künstlich süßelnden Ton.

“Dass eine Jedi entkommen ist. Mehr weiß ich nicht.”
Die Jüngerin schüttelte ihren Kopf mit den rudimentären Hörnern und begann, mit einer Handbürste den Boden in Rekordtempo abzuschrubben. Sera legte ihre kybernetische Hand unter das Kinn des Nichtmenschen. Mit einem Ruck, der unbeabsichtigt viel zu hart war, verpasste sie ihr einen Stoß. Der faltige Kopf der Devaronianerin zuckte gewaltsam nach oben, sodass sie Sera anblicken musste.

“Und wo hast du das gehört?”

Seras kybernetisches Auge begann bedrohlich in der Halbdunkelheit zu glühen. Ein Servo im Ellbogen-Gelenk zischte fauchend.

“Ich hab’s von Dedek. Der ist Diener in der Extinktoren-Pyramide.”

“Dedek, he?” Sera lächelte sanft. Es war jedoch kein freundliches. Sie erhob sich erneut und richtete ihre Worte an alle drei.

“Was ihr gehört habt, habt ihr nie gehört. Ihr habt nur sauber gemacht. Fleißig, fleißig, Bienenwaben-Fleißig. Ihr habt weder was gehört, noch gerochen, noch geschmeckt, noch habt ihr gedacht. Und vor allem habt ihr uns nie gesehen und wir haben nie gefragt.”

Seras natürliche Hand machte eine schnörkelnde Kreisbewegung und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

“Ansonsten machen eure Leichen Bekanntschaft mit der von Zekk.”

Als sie die Diener hinter sich gelassen hatten, wandte sie sich an Agatosh.

“Das bringt nichts. Die Jedi war in der Extinktoren-Pyramide. Wir müssen mit Extinktoren sprechen. Außerdem sollte es zumindest irgendeine Art von Aufzeichnung geben. Wir können es ja nochmal bei diesem Dedek probieren, aber ich sa-sa-sage wir sollten gleich einen von Zions Getreuen bitten, uns mit Namen von denjenigen zu versorgen, die potentiell Kontakt zu dieser Je-je-jedi hatten.”

Als sie abermals stotterte, schlug sie sich mit der flachen Hand auf die Metallfläche in ihrem Gesicht.

“Scheiße, ist das nervig!”

[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Sera, Agatosh ]
 
| Bastion | Center | Südliche Magistratszone | Strafkomplex 31-Beta | Panzergleiter |
Lilivienne Évarielle d'Oridin, Q9 & Assistent
Manch einer mochte in Lilivienne eine an Fäden aufgeknüpfte Marionette gesehen haben, die mit hübschem Gesicht in die Holo-Kameras lächeln und das simple Herz der Bastioner beruhigen sollte. Das wusste sie. Um diesem Umstand von Beginn an mit aller Härte entgegenzutreten, hatte sie vor, die tatsächlichen Probleme von Bastion in die Hand zu nehmen und anzugehen. Sie hatte vor, mehr aus ihrer Ernennung zu machen, als bloß einen Scherbenhaufen zu verwalten, in dem ein Ressort dem anderen an die Gurgel ging und am Ende die Militärverwaltung doch die Oberhand behielt. Sie wollte etwas schaffen - etwas Gutes für die Imperialen Bürger dieses Prachtplaneten.

Also befand sie sich an diesem kühlen, wolkenverhangenen Morgen auf einem alten Transportweg in der südlichen Magistratszone. Selbst die gefilterte Luft im Inneren ihres Panzergleiters roch hier nach Ozon, Rost und irgendetwas undefinierbaren, als er lautlos durch das äußere Sicherheitstor des Strafkomplexes 31-Beta glitt. Es handelte sich um Bastions zweitgrößte Justizeinrichtung. Ein Ort, der in Berichten der Verwaltung meist nur als Zahl auftauchte. Tja, jetzt nicht mehr. Denn die Zahlen waren inakzeptabel.

31-Beta war ausgerichtet für 31.000 Gefangene - wie der Name hergab. Beta stand dabei für die Sicherheitskategorie. Es sollte sich eigentlich um Strafgefangene der zweiten Kategorie, vornehmlich potentiell resozialisierbare Charaktere handeln. Stattdessen beherbergte das Gefängnis 53.351 Insassen. Gerundet waren davon ganze fünfzig Prozent Strafgefangene der Kategorie Alpha - nicht resozialisierbar -, ein Prozent sogar Alpha-Plus, also Hochsicherheitsinsassen. Dafür war dieses Lager gar nicht ausgelegt. Im letzten Quartal gab es insgesamt genau einhundert dokumentierte Mordfälle im Inneren. Die Statistik zu sonstigen Gewalttaten und Übergriffen konnte gar nicht beziffert werden. Die Zellen waren völlig überbelegt, das Wachpersonal heillos überfordert und unterbesetzt.

Lily ließ das Datenpad, auf dem sie sich diese Zahlen in Erinnerung gerufen hatte, auf das Sitzkissen neben sich sinken. Als das gepanzerte Fahrzeug im Vorhof des Gefängnisses stoppte, verließ sie es mit der kalkulierten Präzision einer Person, die wusste, dass jede ihrer Bewegungen beobachtet wurde. Ihre Uniform war gewählt unauffällig - das dunkle Anthrazit der Verwaltungsebene war makellos, aber wies sie, mit Ausnahme ihres Rangabzeichens, auch nicht als etwas Besonderes aus. An ihrer Seite hatte sie zudem kein öffentlichkeitswirksamen Troß, nicht eine Kamera, sondern lediglich einen Protokolldroiden der Q9-Reihe und ihren persönlichen Assistenten.

Ihr Besuch hier war keine Propaganda-Maßnahme. Keine Neugierde trieb sie hierher. Es war die Notwendigkeit. Der Zerfall der öffentlichen Ordnung vollzog sich nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in den dunklen Winkeln unzugänglicher imperialer Institutionen wie dieser. Wenn man diesen Verfall aufhalten, von Innen stoppen wollte, musste man dort beginnen, wo seine Symptome am Ende aufliefen.


“Gouverneurin. Willkommen. Wir haben Ihren Besuch vorbereitet.”

Was auch immer das heißen sollte.

Der Leiter der Anstalt - Kommandant Tyrel Fasszeiger - war ein Mann mit stählernem Blick und kraterartigem Gesicht, dessen Uniform die Spuren eines jahrzehntelangen Dienstes davongetragen hatten. Seine Stimmfarbe verriet nichts, seine Haltung jedoch alles. Er führte sie durch das erste Sicherheitstor zum Verwaltungstrakt, vorbei an zwei schwerbewaffneten Wachen in Anti-Riot-Ausrüstung und einem ID-Scanner, dessen Einsatz der Kommandant einen Moment zu lange zelebrierte.


“Wir beginnen mit dem Verwaltungstrakt. Wir arbeiten mit fünfundzwanzig Prozent über dem Soll-Stellenziel. Es sind trotzdem zu wenig und wir platzen aus allen Nähten.”

“Ich habe gelesen, dass Sie zwei Verwaltungsmitarbeiter für jeden Wachmann beschäftigen. Wie kommt das?”, begann Lily mit ihrer vorbereiteten Befragung an genau der richtigen Stelle. Aus dem Augenwinkel konnte sie erkennen, dass Fasszeiger ihr einen Blick zu warf. Seine Antwort ließ anschließend zu lange auf sich warten.

“Die Bürokratie übermannt uns, Ma’am. Wir müssen für jeden Häftling Tagesberichte verfassen. Jeder Zwischenfall muss genauestens protokolliert und gemeldet werden.”

“Damit kommen Sie nicht hinterher”, kommentierte Lily trocken.

“Es ist nicht möglich, nein.”

“Ich verstehe.”

Während sie durch einen langen Korridor aus verzierten Durastahlbeton schritten, erklärte der Kommandant ihr die Funktion einzelner Abteilungen und bot ihr an, mit einzelnen Verwaltungsmitarbeitern - vornehmlich seinen Abteilungsleitern - zu sprechen. Lily nahm das Angebot an und erfuhr auch aus diesen Gesprächen hilfreiche Details. Der Tenor war eindeutig. Zu viele Gefangene, verbunden mit zu viel Bürokratie.

Danach gingen sie über in das eigentliche Gefängnis. Hier waren die Wände grau, aber funktional. Es sah aus wie ein Ort, der nie gebaut worden war, um jemandem irgendeine Hoffnung zu spenden. Lilievienne schwieg, aber ihr Blick ruhte auf jedem Detail. Die Art, wie die Wachen standen. Die Haltung der Droiden. Die Ordnung in der Lagerküche. Die Disziplin der Insassen - oder deren Fehlen. Als sie an einer Zellentür vorbeikamen, kam dort ein Geräusch heraus. Eine Stimme, mit einem Dialekt aus dem Mid-Rim, dumpf und anklagend. Es ging um Lebensmittel und Rationseinschränkungen.


“Wie viele der Insassen haben tatsächlich Zugang zu den Resozialisierungsprogrammen?”, fragte sie schließlich.

Fasszeiger zögerte.
“Weniger als fünf Prozent, würde ich sagen, Gouverneurin. Die Budgets …”

“Ich kenne die Budgets”, unterbrach sie ruhig, aber bestimmt. “Ich war dabei, als mein Vorgänger sie genehmigt hat.”

Sie kamen in einen verglasten Beobachtungsraum. Dahinter befand sich ein Gemeinschaftsbereich, in dem sich zu diesem Augenblick etwa zweihundert Häftlinge aufhielten, viel zu eng zusammengepfercht. Es war kein Wunder, wenn bei der angespannten Lage hier die Dinge aus dem Ruder liefen. Und tatsächlich, als sie ihren Rundgang beendet hatten, war Lily selbst Zeuge von zwei Zwischenfällen geworden. Ein Notruf kam aus Zelle 309 und es gab eine Rangelei mit mehreren Schwerverletzten auf einem Flur.

Als die Gouverneurin mit dem Kommandanten zum Abschlussgespräch in seinem Büro zusammensaß, eröffnete sie das Wort.


“Vergessen Sie die herrschenden Dokumentationspflichten, Kommandant.”

Sie wandte sich an ihren Protokolldroiden.
“Q9: Exekutivanweisung an das Ressort Innere Sicherheit, Abteilung Justizverwaltung. Betreff: Dokumentationspflichten der Strafvollzugsanstalten.”

Lily räusperte sich.

“Die täglichen Report-Pflichten der Strafvollzugsanstalten aller Kategorien sind hiermit aufgehoben. Stattdessen tritt per sofort folgende Regelung in Kraft: Wochenreports über Individuen der Kategorie Alpha-Plus. Ansonsten wöchentliche Kollektivreports, Zellenblockweise. Individualreports außerhalb der Kategorie Alpha-Plus nur noch auf Anweisung der Justizverwaltung.”

Als sie geendet hatte, nickte sie dem Droiden zu. Eine stille Aufforderung, ihr Diktat in ein Exekutiv-Memo umzusetzen. Fasszeiger hatte sich erhoben, vielleicht aus Erstaunen, vielleicht war es auch nur ein Reflex. Er sagte nichts, aber seine Augen waren aufmerksam auf sie gerichtet. Da lag Misstrauen im Blick. Aber das interessierte Lily nur am Rande.

Sie erhob sich nun ebenfalls, trat zum Sichtfenster des Kommandantenbüros, von dem aus man die zentralen Blöcke sehen konnte, eine umlaufende Kreuzstruktur, an deren Rändern sich die weiteren Zellenblöcke wie Rippen aufreihten. Bastion war ein Prachtplanet. Aber das hier war seine Realität. Nicht der Ballsaal des Gouverneurspalastes oder das Podium, auf dem sie ihre Antrittsrede gehalten hatte. Hier sollte das wahre Gewicht ihrer Ernennung als erstes spürbar sein.

Ohne ein Wort zu sagen, hob sie ihre Hand und streckte die geöffnete Fläche nach hinten. Ihr persönlicher Assistent verstand sofort und schob ihr ein Datenpad sachte zwischen die Finger. Sie öffnete ein Dossier und ließ es über den Tisch, hinüber zu Fasszeiger gleiten.

Das Dossier, unter höchster Geheimhaltungsstufe zeigte die Planungsarbeiten von ‘Project Gauntlet’ Es enthielt eine ziemlich detaliierte Skizzierung für eine Strafvollzugsreform von Bastion. Mit freundlicher Unterstützung des Gouverneurs von Truuine. Gegen einen - zwar nicht unerheblichen - Subventionierungsbetrag nahm der Planet einen guten Teil der Subversiven Subjekte aus Bastions überfüllten Gefängnissen auf.


“Die freigewordene Arbeitskraft werden Sie hierfür verwenden, Kommandant. Kategorisieren Sie die Häftlinge der Kategorie Alpha und Alpha-Plus nach ihren Arbeitsfähigkeiten. Für diese wird es ein neu aufgelegtes Arbeits- und Resozialisierungsprogramm geben - außerhalb unseres Systems. Sie haben drei Tage um eine entsprechende Liste anzufertigen und an die Justizverwaltung zu übergeben. Danach werden Sie 22.351 Gefangene dieser Kategorien für den Transport nach Truuine vorbereiten.”

Lily ließ ihren Blick über das Innere des Verwaltungsgebäudes steifen.

“Und machen Sie sich Gedanken, welche Mitarbeiter sie behalten wollen. In Zukunft wird Ihr Ist-Stellenplan wieder auf 100% zurückgestuft. Dann haben Sie auch wieder das nötige freie Budget für die Resozialisierungsprogramme für diejenigen, die es wert sind.”

Ein leises Keuchen war die einzige Reaktion des Kommandanten. Ob aus Erstaunen oder aus Unbehagen, blieb offen. Lily verließ sein Büro und ließ anschließend 31-Beta hinter sich.

| Bastion | Center | Südliche Magistratszone | Strafkomplex 31-Beta | Panzergleiter |
Lilivienne Évarielle d'Oridin, Q9 & Assistent
 
Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Center - Arthious-Boulevard - Gebäude für lokale Sicherheit - Verhörraum 23-Besh | Ralo, Jean und ein Mann (NPC, R.I.P.)

Jean blieb wie angewurzelt stehen, während der Körper des Mannes noch zuckte. Fassungslos starrte sie einen Moment auf die Leiche. Das war der älteste Trick und sie hatten ihn übersehen. Sie trat langsam vor, so als brauchte sie noch einen Moment. Ihre Augen waren verengt. Als sie über ihn gebeugt stand, griff sie ohne Zögern nach seinem Kiefer, zwang ihn mit einem kräftigen Griff zur Seite. Die Haut war bereits kalt – schneller, als ihr lieb war. Mit einem harten Ruck öffnete sie seinen Mund. Da war es: Zwischen den Backenzähnen – ein zerstörter Hohlzahn. Der Splitter lag noch im zerschmetterten Zahnbett. Spuren von Glas, Kunststoff, Metall, etwas rötlich verfärbte Flüssigkeit an der Zunge.


Wut stieg in der sonst so kontrollierten Agentin auf und sie trat dem Toten wütend in die Seite. Wie hatten sie beide so furchtbar blind sein können! Warum hatte auch das Sicherheitspersonal ihn anscheinend nicht gründlich genug untersucht.

"Wie konnten wir das übersehen?" fragte die Braunhaarige und erhob sich. Ihre braunen Augen flammten vor Zorn.


Sie machte einen Schritt zurück, kreuzte die Arme, doch ihre Finger ballten sich an den Ellbogen zu Fäusten. Mit einem wütenden Blick lief sie auf einen der Sicherheitsbeamten weg.


„ Sie hatten eine Aufgabe! Sie sollten den Mann untersuchen und verwahren ! Wir waren eine Stunde nicht da um uns vorzubereiten und haben auf ihre Arbeit vertraut! Wir sind hier beim IGD und nicht bei den Luschen vom ISB! Wir sind Fachleute! Und niemand – niemand – hat ihm in den Mund geschaut?“ Sie spuckte das letzte Wort fast aus, als würde es sie ekeln. "Kein Scan, kein Blick unter die Zunge, kein Dentalcheck? Nicht einmal ein einfacher metallischer Detektor?“ fauchte die Agentin den Sicherheitsbeamten an.


Ihre Augen verengten sich weiter und sie holte tief Luft.


„Ein Mann bringt Daten des IGD in Gefahr, tötet einen unserer Leute – und wir behandeln ihn wie irgendeinen Straßendieb?“


Sie schwieg einen Moment, rang um Kontrolle, versuchte die kühle Maske wieder aufzusetzen.


„Ich will einen Bericht von Ihnen an den Senior Agent! Sie erklären wie das hier zu Stande gekommen ist! .“fauchte die Agenten den Mann an, dem der Schweiß über die Stirn lief.


Der Mann hatte Glück, dass der Wut der Agentin von den Medics unterbrochen wurde. Aber auch die konnten dem Toten auch nicht mehr helfen. Jean unterhielt sich noch mit einem der Medics und forderte eine Analyse des Giftes und des Zahnes an und wandte sich dann zu Ralo.


„Ich brauche jetzt einen Caf. Kommen Sie mit?"

Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Center - Arthious-Boulevard - Gebäude für lokale Sicherheit - Verhörraum 23-Besh | Ralo, Jean und ein Mann (NPC, R.I.P.)
 
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Wenige Stunden, nachdem seine Schüler sich aufgemacht hatten, um seinen Auftrag zu erfüllen, öffnete sich Zions Haupttor erneut. Einer der Wächtertrat ein, stramm wie immer, und verkündete mit monotoner Stimme.

„Darth Ictus, Zirkelmeister der Extinktoren, verlangt, Euch zu sprechen.“

Noch bevor der Ikotchi den Raum betrat, zog sich eine von Zions Augenbrauen leicht nach oben. Es war nur ein Sekundenbruchteil, kaum sichtbar, aber in seinem Inneren war die Verwunderung groß. Ictus? Zirkelmeister?
Kurz darauf trat der kräftig gebaute Ikotchi durch die Tür, die sich mit einem leisen Zischen hinter ihm schloss. Der Wächter verschwand stumm aus dem Raum.
Beide Männer musterten sich für einen Moment.
Darth Ictus in seiner vollständigen Rüstung, schwer und martialisch. Zion hingegen, war unbewaffnet und ohne Rüstung, nur in dunkler, einfacher Kleidung. Er saß ruhig auf seinem Sessel.


Der Sith-Executor erhob sich langsam von seinem Platz. Er ging seinem alten Weggefährten entgegen.
Und beide begrüßten sich, wie es zwei Krieger taten, die viele Schlachten Seite an Seite überlebt hatten, ohne Worte, einfach mit einem festen Griff an Unterarmen und einem kurzen, ehrlichen Blick.

Zion sagte nichts, genau wie Ictus. Aber in Zions Blick lag eine klare Frage.

Wie bist du an die Spitze gelangt, mein Begleiter? Und was bedeutet es für mich?‘
Der Ikotchi deutete Teile dieses Blickes und brach das Schweigen zwischen den beiden Kriegern.


„Nachdem ihr drei unter Hausarrest gestellt wurdet, wurde ich von Iago Kroan aufgesucht.“


Darth Ictus machte eine kurze Pause, während sich beide Sith auf gegenüberliegenden Seiten des Raumes niederließen.

„Er hat mich zum Interims-Zirkelmeister ernannt, um in den nächsten Tagen wieder Ordnung in den Zirkel zu bringen.“


Der Name Kroan ließ Zion innerlich kurz innehalten. Der Herold des Imperators, beziehungsweise des einstigen, war wie Zion und Ictus ein Mitglied der Krath gewesen. Wobei ‚Mitglied‘ in seinem Fall ein zu harmloses Wort war. Zion war weniger beigetreten, als vielmehr in diesen Kult gedrängt worden. Die Alternative hatte unausgesprochen im Raum gestanden - der Tod. Auch wenn nie jemand es direkt ausgesprochen hatte, Zion hatte es stets gewusst.
Ictus unterbrach seine Gedanken, indem er fortfuhr.

„Ich möchte dich jedoch einbeziehen. Ich habe begonnen, die Unterlagen von Gyptser durchzusehen, und dabei sind mir einige Punkte aufgefallen, die erschreckend vernachlässigt wurden …“

Die folgenden Stunden vergingen in tiefem Gespräch. Zwei Krieger, nun Strategen, beugten sich über Berichte, Listen, Karten und Übertragungen. Sie diskutierten, hinterfragten und ergänzten. Viele Themen betrafen die Neuordnung des Zirkels, neue Disziplin, neue Strukturen. Doch ein Fall ragte heraus.

Ein Sith, entsandt vom Zirkel auf eine Außenmission zu einem Kolonieplaneten, war in Gefangenschaft geraten. Der dortige Gouverneur, ein gewöhnlicher Mensch, hatte es gewagt, diesen Sith einzukerkern ohne handfeste Beweise. Zion empfand es als abscheuliche Anmaßung und auch Ictus zeigte keinerlei Toleranz.

Beide waren sich einig, dies war ein Affront, der nicht unbeantwortet bleiben durfte. Noch entschieden sie sich für eine Warnung – eine unmissverständliche Botschaft an den Gouverneur von Kelada und seine Verwaltung.
Doch sollte diese ignoriert werden, würde keine Diplomatie mehr folgen. Keine Worte, keine Mahnungen. Nur Feuer und Dunkelheit. Kein Gouverneur, niemand, stand über dem Willen der Sith.
Nicht, solange Zion noch atmete.



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[Bastion / Sith-Tempel / Zellenblock / linke Zelle] mit Kestrel

Dem Nautolaner war klar, dass seine Worte tief schnitten. Aber die Wahrheit tat bekanntlich manchmal weh, und in diesem Fall war sie besonders schmerzhaft. Er sah ihr an, dass seine Worte weh taten: Ihr Gesicht verzog sich zu einer nachdenklichen Grimasse und sie wand unglücklich ihren Blick ab.

Aber die Stimme, die Kestrel glaubte gehört zu haben, hatte wohl etwas in ihr aufgewühlt. Sie stimmte dem Nautolaner zu. Die Sith würden mit Sicherheit solche Strategien verwenden, um die beiden Jedi noch komplett zu brechen, aber seine ehemalige Meisterin klammerte sich an den Strohhalm, dass sie sich die Stimme nicht eingebildet hatte.


Was wenn es echt war?

, fragte sie und sponn den Gedanken dann aber weiter: Was wenn die Geschichten wahr waren und Brianna eine Sith war? Was wenn sie einfach nur vorbeikommen wollte um zu gaffen?
Dieser Gedanke traf auch den Nautolaner hart, viel schlimmer musste es Kestrel dabei gehen.


Das wäre das schlimmste, was die Sith uns antun könnten.

, sprach der Nautolaner leise fast flüsternd. Ihn schauderte es. Nun war es für den Nautolaner gar nicht mehr so abwegig, dass Brianna tatsächlich kam. Nur nicht, um sie zu retten, sondern um sie durch ihre bloße Anwesenheit noch weiter zu quälen!

Seine ehemalige Meisterin fuhr fort, dass sie nicht wusste, ob sie es verkraften würden, wenn das geschah. Und verstummte dann, ließ ihre Gedanken kreisen.


Vielleicht ist es genau das, was sie wollen: unsere Gedanken über die schlimmsten Möglichkeiten kreisen lassen, bevor diese überhaupt eintreten… wenn sie überhaupt eintreten…

, meinte Q’Tahem nachdenklich in die Stille hinein.

Du merkst, ja auch dass ich kaum noch daran glaube, dass wir hier rauskommen… Aber in allem Elend haben wir noch uns! Und das sollten wir nicht vergessen!

Ein sanfter Hauch Trotz schwang in seinen Worten mit.

Er sah Kestrel bei ihren Worten traurig ins Gesicht. Ihre Augen waren rot und gequollen. Und er selbst wusste auch nicht mehr was er glauben sollte. Er lehnte sich zu ihr rüber und versuchte er ihr so gut es mit den Ketten ging eine beruhigende Hand aufzulegen.


Kestrel… Ich weiß nicht, was wahr ist und was nicht. Vielleicht ist es ein Trick. Vielleicht ist es wirklich Brianna. Vielleicht ist sie verloren, vielleicht nicht. Aber egal, was passiert: Du bist nicht allein. Ich lasse dich nicht zerbrechen, hörst du? Wir stehen das weiterhin gemeinsam durch!

Sie zitterte und meinte ehrlich zu ihm, dass sie sich fürchtete.

Ich habe auch Angst. Mehr, als ich gerne zugegeben hätte. Aber ich glaube, dass wir beide schon so viel überstanden haben, dass wir selbst diesen Wahnsinn irgendwie aushalten werden. Und wenn Brianna wirklich kommt, dann zeigen wir ihr, dass wir nicht gebrochen sind.

, sprach er und versuchte seine Stimme mehr Zuversicht zu geben, als er wirklich besaß.

Abermals trat eine betretene unsichere Stille ein. Die beiden geschundenen Jedi blickten in ihrer gebückten Stellung gegen die Wand. Die Muskeln, aber auch die Peitschenwunden auf seinem Rücken brannten allmählich so sehr, dass sich der Nautolaner auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte.

Doch dann hörte er ein mechanischen Klicken und Zischen, zunächst hielt er es für Einbildung, aber dann waren Stimmen und Schritte zu hören. Er drehte deinen Kopf so gut es mit den Ketten ging nach hinten und sah, wie eine Mirialanerin in ihre Zelle gestürmt kam. Mit einem freudigen Aufschrei rief sie Kestrel’s Namen und aktiviere dann ihr Lichtschwert. Der Nautolaner kniff die Augen zusammen, als die Frau, die offenbar Kestrel kannte, mit ihrem Lichtschwert nach seinen Ketten schlug. Und das mit einer Präzision, die Q’Tahem in seinem Zustand kaum fassen konnte. Für einen Moment blieb er einfach kniend, zu schwach, um sofort zu begreifen, dass der Druck an seinen Gelenken nachgelassen hatte. Dann mit einer unglaublichen Mühe richtete sich der geschwächte Nautolaner auf und sah seine Befreier an.
Die Mirialanerin stürzte zu Kestrel, half ihr auf und umarmte sie vorsichtig. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Q’Tahem blinzelte, unsicher, ob er wirklich wach war.

War das wirklich Brianna? Die Brianna, von der Kestrel so oft erzählt hatte? Einst Padawan, dann gefallen, jetzt… Retterin? Oder war das alles ein letzter Trick der Sith? Und war Brianna nicht eine Echani gewesen? Skeptisch sah er von der scheinbaren Brianna zu ihrer Begleitung: einer jungen Nautolanerin. Etwas bewegte sich in seiner Magengegend, als er ein Mitglied seiner eigenen Spezies sah. Er beobachtete, wie Kestrel und Brianna sich in den Armen lagen, und spürte einen Kloß im Hals. Zu viele Emotionen auf einmal prasselten auf Q’Tahem ein: Hoffnung, Angst, Zweifel... Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.


Wer… seid ihr? Wieso helft ihr uns?

, fragte er schließlich mit einem guten Anteil an Skepsis in seiner Stimme. Unterbewusst sprach er die Worte sowohl in Basic als auch in Nautila, wie es auf Glee Anselm oft üblich war.

Wackelig kämpfte sich der Nautolaner auf seine Beine. Viel Zeit war vergangenen in der er in einer knieenden Haltung gewesen war und seine Muskeln schmerzten. Anders als beim letzten Mal, als ihm die machtunterbindenden Fesseln entfernt worden waren, bemerkte er dieses Mal kaum, dass ihn die Macht wieder frei durchfloss. Seine Beine zitterten, als er einen Schritt machen wollte. Innerlich war sein Körper noch immer auf den nächsten Ausbruch von Gewalt vorbereitet. Er hoffte zutiefst, dass es unbegründet war und sie seit Monaten Mal wieder im Glück waren...


[Bastion / Sith-Tempel / Zellenblock / linke Zelle] mit Kestrel
 
Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Agatosh, Sera

Die Fragen des Chiss waren noch weniger subtil als ein Tritt in die Weichteile. Die Kunst der Worte war nicht unbedingt eine Fertigkeit, die ihn auszeichnete, doch Zions Auftrag, die Flucht dieser Gefangenen zu enträtseln, zwang ihn dieses Spiel zu spielen, das ihm fremd war: Reden, Täuschen, Spuren in den Schatten suchen. Die bunt gemischte Gruppe vor ihnen – ein männlicher Twi’lek, eine gehörnte Nichtmenschen von für ihn unbekannter Spezies und heruntergekommener Cereaner – wirkte viel zu unbedeutend, um etwas von Wert zu wissen. Ihre unterwürdige Haltung zeugte von Monaten oder sogar Jahren im Dienst des Ordens. Dennoch, so dachte Agatosh zumindest, mochten sie vielleicht etwas aufgeschnappt haben: einen Namen, ein Gesicht, irgendeine flüchtige Bewegung in den Gängen. Seine roten Augen verengten sich unter der neuen Maske, die seine kalte Miene verbarg. Diese Jünger dienten in der Domäne der Wissenden, weit entfernt von der Domäne der Lernenden, wo sein eigenes spartanisches Quartier lag. Vielleicht hatten sie tatsächlich in den Schatten etwas gehört, das ihnen helfen konnte.

Während seine
Mitschülerin begann, wieder in alte Verhaltensmustern zu verfallen, fixierte der Hüne die einzelnen Gesichter, die vor ihnen kuschten und sich zumindest kooperationsbereit zeigten. Sera jedoch lenkte deren Aufmerksamkeit auf Nebensächlichkeiten, bevor sie überhaupt auf seine Frage antworten konnten, was Agatosh zwar wortlos hinnahm, aber ihm gänzlich missfiel.

Während seine
Mitschülerin sich hinkniete, um die gehörnte Frau auszufragen, packte Agatosh bestimmt, aber nicht allzu grob nach der Schulter des Twi'lek, um ihn von seiner sinnbefreien Tätigkeit zu lösen und seine Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Er zog ihn einige Meter zur Seite, wo er ihn fixierte.

"Sprich"

Ertönte die Stimme des blauen Bergs in tiefem und mechanisch-kaltem Ton.

"I-I-Ich weiß nicht. Ich wurde erst vor vor zehn Tagen in den Dienst in der Domäne eingeteilt, My-mylord. Ich habe nichts von einer gefangenen Jedi gehört. D-d-das übersteigt meine Kompetenzen!"

Die roten Augen starrten förmlich durch die schweißgebadete Miene des Nichtmenschen. Agatosh streckte seine Machtfühler aus, um Anzeichen einer Lüge zu fühlen - Angst, Adrenalin, Merkmale eines Lügners - und stellte ernüchtert fest, dass der Twi'lek wohl die Wahrheit sprach. Im Augenwinkel erkannte der Chiss, wie Sera im Umgang mit der Gehörnten körperlich wurde - was auch keine Rolle mehr spielte. Offenbar war keiner von ihnen eine Hilfe. Agatosh zog sich noch den Cereaner heran, doch auch der Nichtmensch mit der hohen Stirn wusste von nichts. Immerhin stotterte er aber nicht so erbärmlich herum. Als die beiden wieder bei der Jüngerin standen, mit der sich Sera auseinandersetzte, machte sie eine Ansage an alle drei. Agatosh war in seinen Gedanken schon bei ihrem nächsten Schritt und hatte sich abgewandt.

Noch immer mit der Funktionsweise ihrer Implantate kämpfend und sich anschließend selbst schlagend sprach
Sera daraufhin das Offensichtliche aus. Hier würden sie nichts finden, egal ob sie zehn, zwanzig oder hundert dieser verdammten Jünger ausquetschten. Stattdessen schlug sie vor, sollten sie sich direkt an die Exinktoren wenden, oder am besten gleich einen von Zions Gefährten. Agatosh sah seine Mitschülerin ausdruckslos an, ehe er schließlich stumm und knapp nickte. Sie mussten zu Auxilius, denn der Hammer von Bastion hatte ihn schließlich explizit erwähnt. Aber wo steckte er?

Während sie dich an der Wand des Ganges stehenblieben und ihre weiteren Schritte überlegten, kramte Agatosh mit seiner Pranke nach dem Comlink an seinem Gürtel. Mühsam begann er auf dem kleinen Gerät nach der Frequenz des blonden Sith zu forsten, jedoch vergebens. Auch seine
Mitschülerin stieß auf Granit. Darth Apesa und Neila hätte er kontaktieren können - mit ihnen gemeinsam hatte er schließlich auf Galantos gekämpft, getrennt von seinem Herrn. Doch die beiden waren tot. Dennoch: vielleicht hatte einer der Extinktoren Zugriff auf das Comlink der vergifteten Sith und würde die Nachricht erhalten und umgehend an Auxilius weiterleiten. Nur die Vertrauten Zions würden wenn dann schließlich Zugriff haben.



Nachricht zu Auxilius:

Warten in der Domäne der Wissenden bei Zekk Quartier. Brauchen Unterstützung bei wichtigen Auftrag

Agatosh



Zusätzlich zum Umstand, dass das Übersetzungsmodul seiner Maske ihn nicht bei der Verfassung von Nachrichten in Textform half, trieb den Hünen die Bedienung dieses verschwindend kleine Geräts in die Weißglut. Während sie sich wieder dem Quartier der Ratte näherten, dessen Nähe den Chiss sofort wieder misshagte, warteten sie auf eine Antwort. Nachdem sie einige Minuten gegenüber des Quartiers - Agatosh leicht versetzt - zugebracht hatten, piepte das Comlink schließlich.


Verstanden


Es hatte funktioniert. Weitere wenige Minuten darauf erschien Auxilius schon. Der muskulöse und bärtige Mensch in seiner leichten schwarzen Rüstung mit silbernen Verzierungen blickte prüfend um sich, ehe sein Blick auf die Tür des verlassenen Quartiers fiel.

"Wollen wir in das Quartier? Dort sind wir ungestört"

Agatosh schüttelte bloß den Kopf und warf Sera einen knappen Seitenblick zu. Es war womöglich besser, sie Auxilius über ihre Suche aufklären zu lassen.

Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Agatosh, Sera, Auxilius
 
[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Gänge - Sera, Agatosh, Auxilius ]
Auxilius sah nicht aus wie jemand, der vor Kurzem gekämpft hatte. Sein Baar war millimetergenau getrimmt, die Haare streng zurückgebunden. Sera betrachtete ihn mit ihrem neuen linken Auge, das sie immer noch nicht beherrschte. Ihr Sichtfeld teilte sich in den ihr nun immer bekannter werdenden Ausschnitt: Links das Interface, in kühlen, grünlichen Tönen mit roten Hinweis- und Warnmeldungen. Rechts die Welt, wie sie war. Verstaubt. Abgegriffen und irgendwie schmuddelig. Voller Schatten. Irgendwo dazwischen stand der Sith. Er war einer von Zions Getreuen. Vielleicht sogar der Treueste. Aber sie wusste es nicht. Die Schülerin kämpfte dagegen an, ihren Blick wieder zu schließen und musste sich aktiv anstrengen, nur mit ihrem rechten, natürlichen Auge zu blinzeln. Denn wenn beide Augen geschlossen waren, zuckte die Welt in wildem Tanz. Die neuronale Kopplung in ihrem Hirn war noch zu unausgereift. Aber es würde besser werden. Irgendwann.

Auf Auxilius’ Frage hin schüttelte Agatosh energisch den Kopf. Es sah witzig aus, wie sein viel zu breiter Nacken den Dickschädel herumwirbelte. Er sprach jedoch kein Wort. Unter seiner Maske zuckte nichts. Doch Sera verstand. Er wollte unter keinen Umständen dorthin zurück. In Zekks Domizil roch es nach Fäulnis und Scham, selbst die Wände schienen die dunklen Machenschaften dort von sich weisen zu wollen. Alles, was geschehen war, sollte lieber tot und begraben bleiben.


“Nein, nicht da rein”, sagte Sera daher.
“Hier.” Sie öffnete die nebenan liegende Tür, die Agatosh zuvor aufgebrochen hatte und leitete Auxilius hinein. Während er vorbeiging, rahmte ihr kybernetisches Auge sein Gesicht ein. Ihr fiel auf, dass er sie musterte. Wahrscheinlich war es die neue Armprothese, die seine Aufmerksamkeit erregte. Oder der flackernde Visor in der Gesichtshälfte, die nicht mehr sie selbst war.

“Zion hat uns geschickt”
, begann sie sachlich, als sie sich alle drei im Inneren des verlassenen Quartiers befanden und die Tür geschlossen war. “Eine Jedi ist entkommen. Aus der Pyramide der Extinktoren.”

Auxilius blinzelte. Kaum sichtbar.

“Ich weiß von der Jedi”, antwortete er.

“Wir suchen ihre Spur”, fuhr Sera unbeeindruckt fort. “Wir müssen wissen, zu wem sie Kontakt hatte und wie sie entkommen ist.”

Der Extinktor verschrängte die Arme vor seiner breiten Brust.

“Ich brauche noch etwas Zeit.”

Sera schnaufte. Zeit war etwas, das sie nicht hatten. Wenn jemand der Jedi geholfen hatte, verwischte er vielleicht in genau diesem Augenblick seine Spuren. Gerade wollte sie ihn auf diese Kleinigkeit hinweisen, da öffnete er erneut seinen Mund.

“Sicher ist, dass ein Sith mit dem Namen Darth Keebo sie verhört hat. Die Protokolle sind jedoch noch nicht wieder aufgetaucht und Keebo scheint außerhalb des Tempels unterwegs zu sein. Ich weiß, was man jetzt denken mag. Aber Keebo war derjenige, der die Jedi-Rätin entführt und in den Orden verschleppt hat. Ich glaube nicht, dass er sie befreit hat.”

Seras mechanische Hand drehte sich einmal im Kreis und ein optischer Sensor ihres Visors blitzte in dunkel-orangener Farbe auf.

“Aber es wäre möglich?”

Auxilius bedachte sie mit einem strengen Blick.

“Möglich ist nach unserem Wissensstand alles. Darth Keebo ist aber ein mächtiger Sith. Gebt Acht.”

Die Schülerin nickte verstehend.

“Was hast du noch?”

“Zwei weitere Namen. Zwei Krieger: Darth Angelus und Darth Makhaira. Gebt mir 24 Stunden. Dann werde ich mehr wissen.”

Einige Sekunden scharrte Sera mit ihrem Fuß über den glatten Boden.

“Danke, Auxilius.”

Ihr Mund verzog sich ungehalten. Dennoch verbeugte sie sich respektvoll vor dem Sith. Das war nicht viel, aber ein Anfang. Sie hatten nun drei Namen, mit denen sie arbeiten konnten.

“Hast du noch Fragen? Wo fangen wir an?”, wendete sie sich an ihren blauhäutigen Mitschüler.

[ Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Wissenden - Leeres Quartier - Sera, Agatosh, Auxilius ]
 
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