Fresia (Fre'ji-System)

Fresia - Imperialer Komplex - Haupttor - Captain Serana Krytal, Captain Scytale Mentel

Sie spürte seinen Blick – wie kurz ein Zögern, ein Innehalten, als er sie musterte. Natürlich war es ungewohnt, sie so zu sehen. In zivil, ohne Uniform, ohne Rangabzeichen. Aber seine Reaktion ließ sie innerlich schmunzeln, auch wenn ihr Gesicht neutral blieb. Vielleicht war es ja sogar ein kleiner Vorteil. Wer einen unterschätzte, weil er sich unauffällig gab, konnte überraschen. Auch außerhalb eines Schlachtfeldes. Seine Replik auf ihre Bemerkung über die Sonne war auf eine gewisse Art und Weise charmant. Natürlich hatte er sich vorbereitet. Sie bemerkte es – und vermerkte es innerlich. Bei der folgenden Bemerkung über die Wetterlage auf Tizon legte die Offizierin den Kopf leicht schief, die Bilder der Kollision der Subjugator mit dem Mond sich vor dem inneren Auge abspielend. Verfluchte Xenos. Dennoch musste sie kurz schmunzeln.

"Dem schließe ich mich an"

Reagierte sie knapp auf seine Gegenfrage. Tatsächlich konnte es ihr kaum besser gehen: Sie hatten gekämpft – und gewonnen. Der Sieg auf Tizon war nicht nur ein militärischer Erfolg, sondern ein epochaler Moment für das Imperium – vielleicht der bedeutendste der jüngeren Vergangenheit. Nun bot sich die seltene Gelegenheit, durchzuatmen, neue Kraft zu schöpfen und sich – in kontrollierten Maßen – dem Vergnügen hinzugeben. Es dauerte nicht lange, bis sie gemeinsam in einem Gleiter saßen. Auf der Rückbank, der Fahrtwind angenehm auf ihrer Haut, ließ Serana den Blick über das endlose Wasser schweifen, während der Droide das elegante Vehikel mit präziser Ruhe in Richtung Hill City steuerte. Für einen Moment verlor sie sich in der Bewegung des Gleiters und in der Ruhe des Moments. Und dennoch – ein Teil von ihr sehnte sich danach, selbst wieder das Steuer in die Hand zu nehmen.

Es waren Scytales Worte, die sie aus den Gedanken rissen. Direkt und unverstellt bot ihr ohne Umschweife das Du an. Ein Angebot, das in seinem Tonfall beiläufig klang, in Wahrheit aber wohlüberlegt war. Serana wandte langsam den Kopf zu ihm. Der Fahrtwind spielte mit einzelnen, lose gefallenen Strähnen ihres Haares, während ihr rechter Arm entspannt aus dem Gleiter hing. Sie hatte noch gar nicht darüber nachgedacht - für sie war das "Sie" im Leben schon derartig standardisiert, dass es ihr gar nicht mehr auffiel.

"Mutig, Captain"

Antwortete sie und lächelte kurz mit einem herausforderndem Ausdruck.

"... in Ordnung - aber nimm es nicht persönlich, wenn ich trotzdem gelegentlich Captain sage. Rein aus Gewohnheit"

Der Gleiter zog unterdessen seine Bahn über das türkis glänzende Wasser weiter. In der Ferne zeichnete sich allmählich die markante Silhouette von Hill City ab – eine auf Klippen thronende Stadt, deren Architektur sich wie in Bewegung befindend schien. Einige Gebäude wirkten wie erstarrte Wellen, andere erinnerten an stilisierte Meereskreaturen. Der Gleiter nahm Kurs auf den kleinen Landeplatz am Rand des Stadtzentrums. Hier reihten sich Restaurants, Bars und Terrassen aneinander – mal schlicht, mal luxuriös. Die gelöste und offensichtlich touristische Atmosphäre würde vermutlich 530 Stunden auf einem ähnlichen Level anhalten. Und da Serana und Scytale an einem Vormittag eingetroffen waren, würden sie über ihren gesamten Fronturlaub über keine Nacht hier miterleben - zumindest nicht auf dieser Seite der Welt.

"Und, Scytale? Hast Du uns schon etwas herausgesucht, oder entscheiden wir spontan?"

Die beiden liefen nebeneinander vom Rand des Stadtzentrums in dieses. Sie waren noch immer in Strandnähe und gerne hätte Serana etwas mit Blick aufs Meer gehabt. Andererseits überließ sie Scytale die Initiative, schließlich hatte er sie ja eingeladen.

Fresia - Hill City - Standzentrum - Serana, Scytale
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Ozean - An Bord eines Luftgleiters ] Scytale Mentel, Serana Krytal, Droiden-Pilot (NPC)

Das Duzen als "Mutig" zu bezeichnen ließ ihn schmunzeln. Daran war nichts mutig. Dem Feind in die Augen zu sehen, das war mutig! Zu seiner Freude akzeptierte sie sein Angebot, warnte aber vor ihrer Gewohnheit. "Keine Sorge, Serana - ich glaube ich kann das verkraften", antworte er. Mit erstaunlich schneller Geschwindigkeit näherten sie sich der Touristeninsel, die Hill City beherbegte. Schon von weitem stach ihm die Architektur ins Auge. Sie wirkte wie ein Spiegelbild des Ozeanes unter ihnen, die Häuser und Gebäude erinnerten in ihrer Form an Wellen - doch sie wirkten wie versteinert. Gefangen in ihrer Bewegung. Ein Kontrast gegenüber Bastion, seiner Heimat, doch mit näherem Hinsehen erkannte er, wie sie sich doch ähnelten. Hier war es ein endloser, grünlich schimmernder Ozean soweit das Auge reichte. Auf Bastion ein Meer an (Nicht-)Menschen, Droiden und gigantischen Gebäudekomplexen. Im Himmel eine Flut an Gleitern. Unmerklich blickte er nach oben. Nichts blockierte die Sicht. Nur das Rauschen des aufgewirbelten Wassers und dem Brummen und Summen der sich nähernden Stadt zeugte von der hiesigen Bevölkerung. Fresia war endlos leer, während Bastion endlos voll war. Ein komischer Vergleich.

Der Droide landete den Gleiter neben weiteren seiner Art an einem Steg. Ein steter Strom von Touristen und Einheimischen bewegte sich zwischen den Anlegestellen und Hill Citys Innenstadt. In der Ferne kreischten wilde Klärmöwen und drehten ihre Runden, immer auf der Suche nach potentiellem Futter - sowohl im Meer als auch im See der Fremden, die gerne das Angebot an einheimischen Speisen warnahmen, nur um dann von extremst frechen Möwen bestohlen zu werden.

Auf ihre Nachfrage hin, sah er sich um und entdeckte eine Wandkarte der Stadt. "Hast du schon mal eine Rancor-Kralle gesehen?", fragte er ganz unverblümt und suchte auf der Karte nach seinem Ziel. "Es gibt 'ne beliebte Bar, nicht weit von hier. "Rancors Cave" nennt sie sich - angeblich stellen sie eine echte Rancor-Klaue aus.. die würde ich wohl gerne sehen. Frage mich, wie ein Rancor hier nach Fresia kam.. aber, und das ist am wichtigsten: die Drinks sollen gut sein." Erwartungsvoll drehte er sich zu ihr um. "Sollen wir, Captain?"

Scytale fühlte sich in diesem Moment befreit. Der Zwang der steten Korrektheit, den er in seiner Rolle als Kommandeur empfand, löste sich von seinen Schultern. Doch auch wenn er Serana noch nicht allzu gut oder lange kannte, ein gewisses Gefühl von Kameradschaft machte sich in ihm breit. Sie beide mussten an Bord ihrer Schiffe immer diszipliniert vorangehen, ein Vorbild für die Mannschaft sein. Eine Fraternisierung, wie es sie unter den Besatzungsmitgliedern gab, gab es höchsten mit dem Ersten Offizier, und auch nicht immer. Als Kommandeur war man oft alleine. Umso mehr genoss der Offizier die sich ihm anbietende Ungezwungenheit von Fresia.

Ein Schild mit einer Inschrift in Basic über der Tür ließ sie ihr Ziel identifizieren: "Rancor's Cave". Das Duo betrat nur wenig später die Bar. Sie war kleiner als erwartet und entgegen ihres Rufes war sie recht leer. Nur einige wenige Gäste saßen drinnen. Dafür gab es aber einige Tische draußen, die einen exzellenten Blick auf den türkisfarbenen Ozean von Fresia erlaubten. Serana und Scytale sahen sich kurz an und setzten sich im Anschluss draußen an einen der Plätze. Keinen Jaren-Sprung* von der hölzernen Terrasse der Kneipe entfernt befand sich der weiße feinkörnige Sandstrand. Das Summen der Touristen verblasste in der Ferne. Der Wellengang war ruhig, das Vordach spendete ihnen schützenden Schatten und ein sanfter Wind ging und half gegen die Wärme an.

Ein hagerer Mann stellte sich zu ihnen beiden. Sein beeindruckender Schnäuzer war akkurat gestutzt. Das strähnige braune Haar verblasste; viel Grau nahm seinen Kopf ein und an einzelnen Stellen lichtete es sich. "Mein Name ist Jem, freut mich, das ihr uns einen Besuch abstattet. Ich bin Kellner, Barkeeper, Therapeut und Geschichtenerzähler in einem. Ihr habt Glück, normalerweise findet ihr den ganzen langen Tag keinen Sitzplatz! Was kann ich euch zwei jungen Abenteurern bringen? Wie wäre es mit einem guten, klassischen selbstgebrauten Clem-Bier? Benannt nach einem guten Freund von mir - ihr werdet es nicht bereuen!" Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte der Mann vondannen. Sie hörten nur noch ein "Zwei Bier, kommen sofort!" aus der Bar.

Scytale konnte nicht anders als kurz aufzulachen. Die Absurdität dieser recht einseitigen Bestellung versprach gut zu werden. Entschuldigend zuckte er mit Blick Richtung Serana mit den Achseln.

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Jem (Barkeeper), Touristen und Einheimische, Droiden, Möwen (NPCs)

* = Variante des "Katzensprunges"
 
Fresia - Hill City - Standzentrum - Serana, Scytale

Unter dem schrillen Kreischen der Watvögel, die über ihren Köpfen kreisten, bewegten sich die beiden Offiziere durch das belebte Zentrum von Hill City. Natürlich – Touristen gab es hier in Hülle und Fülle. Hunderte, sicherlich Tausende. Die Straßen waren gut besucht, Cafés und Boutiquen belebt. Doch im Vergleich zu den überfüllten Innenstädten imperialer Metropolen wirkte selbst dieser Trubel beinahe entspannt. Auf ihre Nachfrage hin schlug Scytale einen unkonventionellen Ort vor: Rancor’s Cave – eine Bar, die angeblich eine echte Kralle eines Rancors ausstellte. Serana blinzelte ihn kurz überrascht an. Die Lokalität klang… rustikal – nicht unbedingt das, was sie unter stilvoll verstand, es sei denn, sie stellte es sich komplett falsch vor. Die meisten Männer, die sie in der Vergangenheit auf einen Drink eingeladen hatten, hätten wohl keine Mühen gescheut, um mit den teuersten Bars oder exklusivsten Restaurants Eindruck zu schinden. Scytale jedoch entschied sich ohne Zögern für etwas Ungezwungenes. Vielleicht hatte er nach all dem adretten und höchstdisziplinierten Treiben auf der Brücke seines Schiffs der letzten Monate Lust darauf, runterzufahren. Und Serana konnte es ihm zumindest nicht verübeln. Mit einem kaum merklichen Zucken der Schultern und einem knappen Nicken gab sie ihre Zustimmung. Der Tag war noch jung – sehr jung – und sie würden zweifellos noch genug Gelegenheiten haben, andere Orte auszuprobieren.

Kurz darauf kamen sie schon an.
Scytale hatte sie zielstrebig zur gesuchten Bar geführt. Drinnen herrschte kaum Trubel – nur ein paar Gestalten in noch halbnasser Surferkleidung prosteten sich lärmend zu und ließen ihre Drinks in einem Tempo verschwinden, das Serana unwillkürlich die Stirn runzeln ließ. Sie verzog kaum merklich die Lippen und folgte dem anderen Captain wortlos nach draußen, nebenbei nach der Kralle Ausschau haltend, die ja wohl kaum zu übersehen sein durfte. Interessanterweise war die Terrasse menschenleer – dabei war der Blick auf das türkisene Wasser atemberaubend. Ein stiller, unerwarteter Kontrast zum Lärm im Inneren.

Serana ließ ihren Blick von Scytale gegenüber von ihr zum Wasser schweifen. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie bei einer angenehmen Windbrise.


"Eine gute Wahl, Captain"

Sagte sie leise, ohne ihn direkt anzusehen – ein Anflug von Anerkennung in ihrer Stimme. Langsam nahm sie die Sonnenbrille ab und legte sie beiseite; im angenehmen Schatten der Überdachung war sie ohnehin überflüssig. In diesem Moment trat ein hagerer, schnurrbärtiger
Herr mit überraschend viel Elan an ihren Tisch – vermutlich der Betreiber der Bar. Sehr locker sprach er die beiden Gäste an - schon kumpelhaft. Serana legte den Kopf schief und mustert ihn, während er sich ausgiebig vorstellte. Mit einer unübersehbaren Eigeninitiative zischte er schließlich ab, um den beiden ein Bier zu bringen. Bier. Nicht unbedingt ihre erste Wahl. In der Regel bevorzugte sie etwas Hochprozentigeres – gerne auch mit einem Hauch von Exzentrik. Aber bei dieser Hitze, gut gekühlt und serviert mit Blick aufs Meer? Sie konnte sich wahrlich Schlimmeres vorstellen.

Scytale jedenfalls amüsierte sich. Ein befreiendes Lachen entwich ihm. Serana sah ihn nur an und legte den Kopf schief. Sie lehnte sich etwas zurück, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Die Bar war noch immer überschaubar besucht, sodass der schnurrbärtige Wirt nur wenig später zurückkehrte. Mit beiden Händen balancierte er zwei kristallene Krüge, das bernsteinfarbene Bier darin funkelte im Sonnenlicht.


"Zwei Clem-Biere, wie bestellt!“

Verkündete er stolz.

"Eines für den stattlichen
jungen Herrn – und eines für die geheimnisvolle Lady an seiner Seite.“

Nacheinander platzierte er die Krüge vor ihnen. Serana konnte nicht anders, als unverblümt zu fragen:

"Die Rancor-Kralle... haben Sie die wirklich hier?"

Er lächelte, strahlte beinahe. Er deutete mit einem Nicken zu einem Fenster der Bar. Das Glas spiegelte leicht im Sonnenlicht, doch dahinter war die grob geschwungene Silhouette deutlich erkennbar, hängend an der Wand über der Bar. Serana beugte sich unwillkürlich ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können – ihre Augen weiteten sich überrascht. Dieses Ding... das war größer als sie selbst!

"Wie sind sie da heran gekommen? Die Bestie muss einen atemberaubenden Kampf geliefert haben!"

Jem lehnte sich auf dem Tisch ab. Sein Blick wanderte zu ihrem Krug. Serana legte verwundert den Kopf schief, ehe er die Geste erklärte.

"Das Bier ist nach einem alten Freund von mir benannt. Ein Abenteurer, der Fresia bereist hat und den Rancor tot aufgefunden hat. Die Kralle hat er mir gebracht.“

Seranas Blick verengte sich und wanderte kurz zu
Scytale. Ihre Stimme blieb ruhig, doch der Unterton war nicht zu überhören.

"Also... eine Trophäe ohne Kampf? Ohne Verdienst?“

Jem musterte sie, noch immer freundlich lächelnd. Für einen Moment herrschte Stille und nur das Rauschen des Meeres war zu hören.

"Ohne Kampf, vielleicht. Ohne Verdienst? Nein. Er hat einiges geopfert und aufs Spiel gesetzt."
Serana wirkte nicht wirklich überzeugt. Mit einem dezenten Ausdruck von Hochmut lehnte sie sich zurück und überließ
Scytale das Wort. Vielleicht hatte ja er noch etwas zu sagen. Nachdem Jem sich verabschiedet hatte, waren die beiden Offiziere allein. Serana griff nach dem Krug und nahm Scytales Einladung zum Anstoßen an.

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Jem (Barkeeper), Touristen und Einheimische, Droiden, Möwen (NPCs)

Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte beinahe über, als der Barkeeper die beiden Maßkrüge mit Wucht auf den Tisch platzierte. Unverblümt und ungefragt verlieh er den beiden Offizieren Ehrentitel der anderen Art. Überraschend forsch fragte Serana nach der Kralle. Scytale blickte sie an und verfolgte interessiert ihren Austausch mit Jem. Ihre Augen suchten interessiert nach der Kralle und schienen sie zu gefunden zu haben, da sie sich merklich weiteten. Wenn sie echt war, dann großen Respekt - das Teil war riesig!

In plötzlicher Melancholie gefangen erzählte Jem den beiden, dass das Bier nach einem guten Freund von ihm benannt sei. Angeblich bereiste er Fresia und hatte den Rancor tot aufgefunden und dem Gastgeber die Kralle gebracht. Auch Serana schien daran zu zweifeln - sie schien es wohl nicht glauben zu wollen, dass jemand an eine solche Trophäe kommen konnte, ganz ohne Kampf. Spürbar enttäuscht hakte sie nach. Doch ihr Wirt änderte seine Geschichte nicht. Dessen Aussage "Ohne Kampf, vielleicht. Ohne Verdienst? Nein" blieb Scytale im Kopf hängen. "Jeder Sieger kann sich eine Trophäe nehmen. Wer hindert ihn denn am Ende? Der Sieger schreibt die Geschichte - und in diesem Fall hat Clem erzählt, er hätte den Rancor tot aufgefunden. Wer weiß, wie die Wahrheit aussieht, nicht?"

Der Barkeeper warf ihm einen mehrdeutigen Blick zu und ehe sie beide sich versahen, verschwand die überbordende Persönlichkeit eines Menschen wieder im Inneren der seltsam anmutenden Bar, die so ganz anders war, als sich Scytale vorgestellt hatte. Zu Serana gewandt, meinte Scytale nur; "Liege ich denn so falsch? Der Sieger schreibt die Geschichte, nicht der Verlierer."

Der schwarzhaarige Captain bot Serana seinen gut gefüllten Krug zum Anstoßen an. Die beiden Biergläser klirrten und die Möwen kreischten. Das Meer rauschte und beide nahmen einen ersten Schluck. Der kühle Alkohol brannte erst bitter, doch schloss sich dem ein Hauch von Süße an. Was wohl darin war? Ein weiterer Zug, diesmal kräftiger. "Nicht schlecht, daran kann ich mich gewöhnen."

Den Krug stellte er auf den kleinen Tisch neben sich ab. Sein Blick richtete sich gen Ozean. Nachdenklich. Das türkisfarbene Wasser schimmerte in der Morgensonne. Einzelne Vögel auf den Felsen der Bucht beobachteten das Duo, mutmaßlich nach etwas Essbarem suchend, das man stehlen konnte. Vorsorglich nahm Scytale sein Bier wieder in die Hand und nahm einen erneuten Schluck. Ohne seine Augen vom Horizont abzuwenden, stellte er die offensichtliche Frage. "Wo zum Teufel gibt's hier wilde Rancor?"

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Möwen (NPCs)
 
Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale

Auch Scytales Einwurf, dem Serana auf Anhieb nicht so ganz folgen konnte, schien den Barkeeper nicht zu stören – im Gegenteil. Vielmehr deutete sich in seiner Reaktion eine stille Akzeptanz an, als würde er einen bekannten Gegensatz in den Weltbildern erkennen. Für Serana war es ein leiser Hinweis darauf, dass sich hier auf Fresia eine Klientel versammelt hatte – und bedient wurde –, die sich bewusst ein Stück weit außerhalb der imperialen Norm bewegte. Nicht zwingend illoyal, aber… locker. Eigenständig. Vielleicht sogar ein wenig widerständig. Als ehemaliges Mitglied der Sicherheitspolizei im Kooperationssektor kannte sie den Unterschied zwischen solchen...Freigeistern und tatsächlichen subversiven Elementen. Fresia war schließlich auch ein touristischer Ort, da war so etwas zu erwarten – und doch irritierte es sie leicht. Sie wusste nicht, wie lange Fresia bereits unter imperialer Kontrolle stand oder welche Rolle die Welt zu Zeiten von Jems Jugend gespielt hatte. Doch dieser Ort hier, die Bar und der Barkeeper – sie wirkten wie eine kleine Blase, in der die Doktrin des Imperiums nur eine Nebenrolle spielte, wenn überhaupt.

Der ältere Mann verschwand wieder ins Innere, wonach sich
Scytale erkundigte, ob er denn falsch lag.


"Nein, aber es steht auch nicht unbedingt im Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe"

Erwiderte Serana ruhig und machte sich ebenso wie dieser zum Anstoßen bereit. Mit der linken Hand stützte sie den schweren Krug von unten, um nichts von dem Bier auf dem Tisch zu verschütten und musterte ihr Gegenüber über den Rand des Glases hinweg.

"Wenn dieser Abenteurer den Rancor tatsächlich ohne großen Kampf erlegt hätte – still, präzise, effizient – dann wäre das vielleicht sogar respektabler. Nicht, weil es spektakulär ist… sondern weil es funktioniert hat.“

Ein Moment des Schweigens lag zwischen ihnen, ehe sie fortfuhr – die Stimme leise, aber bestimmt.

"Am Ende zählt, was gemacht wurde. Nicht, wie laut es dabei geklungen und wie beeindruckend es ausgesehen hat. Erfolg ist kein Zufallsprodukt. Aber so wie er es erzählt hat..."

Sie neigte ihr Haupt zum Inneren der Bar.

"...bedeutet diese Kralle eigentlich gar nichts. Sie wurde nur gefunden... und hätte er den Rancor lebend gefunden, hätte er ihn wahrscheinlich verschont."

Die Aussage wirkte kühl – pragmatisch bis ins Mark. Doch gerade in dieser Nüchternheit spiegelte sich etwas Grundlegendes wider: Der Glaube, dass Geschichte nicht von Moral bestimmt wird, sondern von Wirksamkeit. Vom Machen, vom Tun. Dass Recht nicht aus Prinzip entsteht, sondern durch Resultat. Es war eine Denkweise, wie sie in den oberen Rängen des Imperiums und des Kooperationssektors weitläufig vertreten war. Nützlichkeit vor Ideologie, Stabilität vor Skrupel. Und Serana war eine Tochter dieser Ordnung.

Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen beendete sie den kurzen Diskurs in ihre Weltanschauung, die
Scytale mit Sicherheit größtenteils teilte. Dann stießen sie an. Das Bier war wohltuend, das musste sie gestehen. Die angenehme Kühle, der Kontrast des Bitteren zum Süßen. Serana nickte anerkennend. Auch sie hätte nicht gedacht, sich so schnell mit einem Getränk dieser Art anfreunden zu können. Ihr Blick glitt hinüber zu dem anderen Captain. Er wirkte für einen Moment weit entfernt, nachdenklich. Serana musterte ihn neugierig, mit jener ruhigen Wachsamkeit, die sie nie ganz ablegte. Was mochte ihm durch den Kopf gehen? Sie musste nicht lange warten und schmunzelte, denn genau diese Frage war ihr vorhin selbst auf der Zunge gelegen.

"Wahrscheinlich direkt hinter der nächsten Cocktailbar. Jetzt mal ehrlich: Touristen glauben doch alles – Hauptsache, es klingt wild"

Und wie sehr war schon einem Mann zu trauen, der sich selbst als "Geschichtenerzähler" bezeichnete?

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale, Möwen
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Möwen (NPCs)

Serana erklärte, es käme darauf an, wie das Endresultat war. Nicht, wie es geschah, Hauptsache, dass es passierte. Unweigerlich erinnerte ihre Aussage Scytale an die Schlacht um Tizon. Das Ende der Pride of Yevetha war nicht der massive Beschuss der Flotte, sondern der fehlkalkulierte Sprung in den Mond. Es spielte keine Rolle, wie das Superkommandoschiff vernichtet wurde, was zählte, dass es vernichtet worden war.

Die Sichtweise seiner Trinkkumpanin spiegelte ihre pragmatische Haltung wider. Es ging immer um die Resultate, nie den Weg dorthin. Eine Denkschule, der er sich grundsätzlich anschließen konnte. Doch hier ging es nicht um den Sieg über Xenos, sondern um eine - vermutlich aufgebauschte Geschichte - um Touristen zu fangen. Ab vom Schuss war die Bar schon.

Sie antwortete auf seine sinnsuchende Frage mit einem jovialen Scherz. Er blickte sie kurz an. "Sind wir keine Touristen? Das ist kein Schlachtplan, wir dürfen auch mal an so etwas glauben oder etwa nicht? Außerdem...", er nahm einen erneuten, diesmal etwas tieferen Schluck und fuhr fort: "wenn es diesen "Clem" wirklich gab, dann hat er im Leben nichts vollbracht. Wenn die einzige Erinnerung an ihn die Tatsache ist, dass er mal einem Rancor-Kadaver die Klaue gestohlen hat, und sonst wie eine dieser Möwen hier auf den Inseln herumstolziert ist, bitte, dann ist er es nicht wert sich an ihn zu erinnern. Ich sag dir, niemand interessiert sich dafür wie die Yevethaner bei Tizon vernichtet wurden, man wird sich nur daran erinnern, dass Commodore Murata als Verbandskommandeur dafür verantwortlich ist! An den Preis erinnert sich niemand - nur an Resultate." stellte Scytale fest und kehrte dann zu Clem und Jem zurück. "Wenn wir erhlich sind hat sich unser Gastgeber die Story einfach nur ausgedacht, um Kunden zu fangen und hat die Klaue von irgendeinem Händler erworben, um seine Kneipe aufzuwerten. Immerhin, dem Bier schadet es nicht. Das ist echt gut", ergänzte Scytale zugunsten des Barbesitzers.

Der Krug leerte sich allmählich, die Sonne zog kaum merklich am Horizont weiter. Bei einem 528-Stunden-Tag dauerte es wohl eine ganze Weile, bis Tag und Nacht sich abwechselten. Wann hier wohl Mittag war?

"Trotzdem, die Klaue ist beeindruckend. Rancors sind gewaltige Biester. Ich würde gerne mal sehen, wie sich ein Yevethaner so gegen ein Viech schlägt. Wer weiß, vielleicht lässt der Imperator mal Gladiatorspiele veranstalten, wenn wir die Xenos endgültig zurückgeschlagen haben? Was meinst du?" Sein Kopf richtete sich zu ihr. "Wie viele Yevs' braucht es um einen Rancor zu besiegen?" fragte er sie.

Aus den Augenwinkeln sah er plötzlich, wie eine Gruppe Mon-Calamari den Strand aufsuchte. Im Sitz aufrichtend, beobachte er die Nichtmenschen. "Was wollen die hier? Jetzt gibt es auf Fresia neben wilden Biestern auch noch Fischleute?"

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Ein angenehmer Windhauch zog vom Ozean herauf zu ihnen, salzig und kühlend. Die Luft hatte diese Frische, die nur Küstenregionen hervorbrachten. In Kombination mit dem kühlen Bier war das tatsächlich ein Zustand, der dazu verlockte, sich daran gewöhnen zu wollen und ihm den Treiben auf der Kommandobrücke eines Sternenzerstörers vorzuziehen. Serana lehnte sich einen Moment zurück, ihr Blick wanderte auf den hellen Sand des Strandes hinter ihnen.

Scytale war inzwischen wahrlich in Fahrt gekommen. Zurückgelehnt, mit dem Krug in der Hand, sprach er nun beinahe entfesselt, entgegen seiner eigentlich eher reservierten Art. Serana konnte sich ein weiteres Schmunzeln nicht verkneifen. Anfangs hatte er noch halb im Scherz an die Geschichte glauben wollen und den Gedanken, als einer von vielen gewöhnlichen Touristen hier zu sein, zugelassen. Doch schnell schlug seine Stimme andere Töne an – spöttisch, urteilend und nüchtern.

Als seine Überlegungen bei Gladiatorenspielen mit Yevethanern und Rancors ankamen, verlor sich Seranas amüsierter Ausdruck für den Bruchteil einer Sekunde. Ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter. So überzeugt und leidenschaftlich, wie er das sagte... es hatte etwas Fasziniertes, ja Anziehendes. Sie räusperte sich leise, fuhr mit zwei Fingern an die Innenseite ihre Hosentasche und zog eine schmale, silberne Zigarettenschatulle hervor – elegant, militärisch praktisch, aber hochwertig gefertigt. Gerade jetzt war ein guter Zeitpunkt für die Gelegenheitsraucherin.

"Stört es Dich?"

Fragte sie, ohne ihn direkt anzusehen, während sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob und mit geübter Bewegung das Feuerzeug betätigte. Auch ihr Blick verengte sich, als die Mon Calamari über den Strand wanderten. Gestern noch produzierten sie noch Kriegsgerät für die Terroristenrepublik, heute spazierten sie auf einer imperialen Welt, als wäre nichts.

"Wie viele Yevethaner es braucht, um einen Rancor zu besiegen?“

Sie ließ den Blick zu den sich nähernden Mon-Calamari wandern, dann wieder zu ihrem Gegenüber, der die Fremden mit spürbarem Argwohn musterte.

"So viele, wie nötig sind, bis sie begreifen, dass Auflehnen zwecklos ist. Und so viele, wie die Zuschauer kläglich scheitern sehen wollen. In meinem Fall wäre das schon die ein oder andere Fuhre direkt aus Tizon oder Galantos"

Serana lächelte kühl und nahm einen Schluck des Bieres, dann einen Zug an der Zigarette.

"Ihre Idee gefällt mir jedenfalls, Captain"

Wieder ein geheimnisvolles Lächeln, ehe sie fortfuhr und das Thema wechselte.

"Und, hast Du bereits Pläne für die nächsten Standardtage?"

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Auf ihre Frage hin schüttelte er den Kopf. Zigaretten, ein Laster der sonst so disziplinierten Offizierin, bemerkte er. War das ein Moment der Entspannung, der da durch ihre Fassade stach? Oder stresste sie die Enttäuschung über die wertlose Trophäe so, dass sie nicht anders konnte als eine zu rauchen.

Serana schien ebenso wenig über die Fischleute erfreut wie er. Absurd, dass eine Spezies wie die Mon Cal, die ja eigentlich Fische waren, sich ohne Atemgeräte an der Oberfläche bewegen konnte. Ihre Kiemen an ihren rieisgen Köpfen wirkten verstörend. Wenn der Wind nicht von der Seite wehen würde, Scytale hätte schwören können, dass es nach rohem Fisch roch. Die Augen des einen Mon Cal standen absurd an den Seiten hervor. War das gesund? Auch die Möwen irritierten die humanoiden Seewesen ein wenig - waren sie nun denn potentielles Fressen oder nicht? Der Bastioner konnte ihnen die Verwirrung nicht verübeln. Hinzu kam, dass die Mon Cal im vergangenen Krieg mit der Neuen Republik ebenjenes Terrorregime mit Waffen versorgten. Als Dank für ihren Verrat durften sie sich dennoch frei auf imperialen Welten bewegen. Ein großer Fehler, wie er meinte. Der als Konsequenz daraus geschlossene Friedensvertrag ein noch größerer. Nur durch Furcht konnte man ein Imperium unter Kontrolle behalten, und diese Nichtmenschen hatten es nicht verdient, ein freies Volk zu bleiben. Wer sich dem Imperator widersetzte, der musste bestraft werden. Scytale spürte fast, wie sein Mageninhalt, bestehend aus Jems selbstgebrauten Clem-Bier und seinem Frühstück den Weg hinaus in die Freiheit suchte. Nur mit viel Konzentration schluckte er seinen Ekel über diese Zurschaustellung waffenlosen Widerstandes hinunter.

Die Raucherin - zu seiner Rechten sitzend - beantwortete seine Frage. Zu seiner Zufriedenheit hielt sie Gladiatorenkämpfe sogar für eine gute Idee. Sie schien ähnlich zu ticken wie er. "Ein Spektakel, dass das Imperium zusammenbringt. Das gemeine Volk, es jubelt seinen Champions zu, die in der Gunst siegen dürfen, und als Strafe sterben werden. Unterhaltung für die Massen, ein Exempel für all jene, die es wagen daran zu denken, sich aufzulehnen. Es wird Zeit, die Verräter zu brechen. Viel zu lange haben sie der imperialen Ordnung eins vorgemacht und uns auf der Nase herumgetanzt. Frieden, pahh." Das Wort "Frieden" spuckte er verächtlich aus. "Kein Wunder, dass die Yevethaner auf N'Zoth die irrlichternde Gelegenheit sahen, aus der natürlichen Ordnung ausbrechen zu wollen. Ohne Frage - wir haben sie zurückgedrängt und werden sie besiegen. Doch wenn wir diese Insekten nicht mit der Faust zerquetschen, wer garantiert uns, dass andere Spezies nicht dasselbe wagen und sich für "unabhängig" erklären?"

Nachdem sie antwortete, wechselte sie das Thema: Was denn seine möglichen Pläne für die nächsten Standardtage seien.

Scytale nahm einen letzten Schluck aus dem Krug und stellte ihn ab. Für einen Moment musterte er Seranas Gesicht, versuchte zu erkennen, wie sie über seinen xeno-feindlichen (Wut)Ausbruch dachte. Sie lächelte mysteriös, vielsagend, nichtssagend. Wieder mal. Ohne großen Erkenntnisgewinn blickte er wieder nach vorne. "Nun, ich wollte wohl gern in den kommenden Stunden, sagen wir Tagen, in diesem herrlichen Wasser eine Runde schwimmen gehen. Denn obwohl hier die Fischköpfe frei herumlaufen, gibt es sicherlich noch unberührte Ecken auf den Inseln. Auch würde ich gerne die Produktionsstätten der hiesigen Sienar-Werften besuchen, sofern das nicht allzu öde für dich wäre? Hast du vielleicht Pläne für deinen Landgang?" Sich wieder auf sie zu konzentrieren, half. Er schenkte ihr bei der Frage ein warmes Lächeln. Er war ehrlich interessiert, ob sie Ziele hatte, die sie entweder alleine, oder vielleicht auch mit ihm zusammen abhaken wollte?

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Es ging weiter und weiter. Serana unterdrückte einen offensichtlich schwärmerischen Ausdruck in ihren blaugrauen Augen – nicht, weil sie wirklich beeindruckt war, sondern weil sie sich eingestehen musste, dass Scytales Furor ihr wirklich gefiel. Nicht offen, nicht schwärmerisch, aber auf eine unterkühlte Weise, die zwischen Bewunderung und Berechnung schwankte. Ihre Fassade blieb makellos, doch innerlich schwang ein leises Frösteln mit. Als seine Stimme sich immer weiter mit Überzeugung füllte und dieser flammende Ekel gegenüber dem "Frieden" ans Tageslicht trat, verspürte sie es umso mehr. Der Captain traf den Nagel auf den Punkt und das imponierte ihr.
Sie bemerkte selbst, dass das Gespräch langsam eine Schärfe angenommen hatte, die sich besser für den Kriegsrat als Urlaubsstimmung eignete. Also wechselte Serana das Thema, auch wenn sie dem
Captain auch ohne Probleme länger dabei zugehört hätte, wie er sich über Yevethaner und den Frieden mit der Terroristenrepublik ausließ. Scytale sprach vom Schwimmen im Meer, von einem Besuch der Werften – vernünftige Pläne. Sie quittierte es mit einem Nicken und einem weiteren Schluck Bier. Als er sie schließlich direkt fragte, dachte sie einen Moment nach und schmunzelte:


"Sagen wir's so – ich habe nicht gerade für einen ausgedehnten Aufenthalt gepackt. Später statte ich erst einmal der Einkaufsmeile einen Besuch ab. Die nächsten Tage - oder Stunden - werde ich dann recht flexibel halten."

Es entging ihr nicht, dass Scytale seine Pläne nicht einfach nur aufzählte, sondern fast beiläufig nach Bestätigung suchte. Ganz offensichtlich hegte er den Wunsch, noch mehr gemeinsame Zeit mit ihr zu verbringen. Sie konnte auch nicht leugnen, dass ihr Herz vorhin etwas höher geschlagen hatte, als ihr Datapad gepiept und seine Nachricht mit dem Gruppenbild eingegangen war.
Ein Besuch der Werften war nicht verkehrt. Es gab sicherlich spannendere Aktivitäten, doch nickte sie schließlich.

"Eine gute Idee, Scytale. Ich bin dabei!"

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale, Möwen
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, eine Gruppe Mon-Calamari, Möwen (NPCs)

"Ich denke bei der ausufernden Anzahl an Läden solltest du keine Probleme haben, etwas passendes zu finden", meinte er zu ihr. Es stimmte. Auf dem Weg hierhin waren sie an unzähligen Shops vorbeigekommen, bei denen ein unvorbereiteter Tourist alles Mögliche käuflich erwerben. Von Muscheln, hin zu kalten Getränken hinüber zu Sonnencreme, Kleidung und allerlei Schnickschnack, der überteuert an den Mann oder an die Frau mit simplen Geschmack und Lust gebracht wurde.

Sie schloss sich seinem Angebot an. Jem, der treuselige Barkeeper, brachte ihnen auf einen Wink hin neue volle Krüge. Eins musste man ihm lassen, er war gut in seinem Job. Aufmerksam, beobachtend. Nur etwas überbordend. Als Jem die Mon Cal-Gruppe sah, winkte er ihnen zu; zu seinen beiden Gästen gewandt, sprach er. "Wir haben hier auf Fresia eine kleine Siedlung der Mon-Calamari. Sie sind ein wenig eigenbrötlerisch, aber ansonsten ganz nette Leute. Sie trinken allerdings nicht so viel, nicht meine besten Kunden. Leben auf Finger's Mark" - er pausierte, realisierte mit wem er sprach und gab Kontext - "Finger's Mark ist eine Insel, voll mit Dschungel und unberührter Natur. Sieht von oben aus wie 'ne Hand, deswegen der Name, Finger's Mark, sagen zumindest alle, die mal da oben waren." Der Schnauzbartträger deutete mit einem leeren Krug nach oben, gen Himmel. "Aber ich war noch nie da oben, hier unten ist's viel gemütlicher. Mein Freund, der Clem, der hat auf Finger's Mark sein Unwesen getrieben; er meinte, es sei dort schön, natürlich, unberührt und friedlich. Was wohl Sinn macht bei einer Naturschutzzone, denke ich, wo keiner was absägen darf vom Wald. Aber gut, ich muss wieder 'rein, andere warten auch noch auf ihre Getränke! Guten Durst!" Der Mann - eine Naturgewalt ungewollten Geschichtenerzählens - verschwand wieder in der Kneipe hinter ihnen.

Jems Aussage überraschte Scytale ein wenig. Wie konnte man nur so stagnieren? Nie das Verlangen spüren den Planeten zu verlassen, zu verreisen, sein Glück in den Sternen suchen? Dieser Mann, so Scytales gnadenlose Analyse, würde sterben und nichts erreicht haben. Nicht mal sein Bier war nach ihm benannt - alles, was ihm einen Hauch von Ruhm und Ehre im Nachleben versprach, das verschenkte dieser Mann, der ein Schatten von dem bildete, was er mit Ehrgeiz und Ambition hätte sein können.

Hatte Serana das Laster des Rauchens, so verfolgten Scytale andere Dämonen. Seine unterschwellige, manchmal ausbrechende Doxomanie ließ ihn nach Höherem streben. Für ihn gab es nichts glorreicheres, als für das Imperium vollen Einsatz zu geben. Auch deshalb wurmte es ihn, dass Commodore Murata all das Prestige für die Schlacht um Tizon sammeln würde - der Grund, für seinen scharfen Kommentar vorhin. Selbst das Interview und die Fotosession mit KOMENOR konnten sein Gefühl der Entehrung nur wenig schmälern.

Zusammen stießen die beiden Captains mit den frischen Krügen an. "Auf das Imperium! Für den Imperator!" Das Klirren und die enthusiastisch gerufenen Worte wurden im Hintergrund vom Kreischen der nahen Möwen und dem entfernten Summen der belebten Kleinstadt begleitet.

Es blieb nicht bei zwei Bieren. In den folgenden Stunden unterhielten sich Serana und Scytale mal mehr mal weniger angeregt über viele - auch triviale - Dinge. Lernten sich kennen, diskutierten, mitunter sogar lachten. Die meiste Zeit jedoch genossen sie gemeinsam das gute Wetter, das friedliche Rauschen der Wellen und verscheuchten ab und zu eine Möwe, die sich ihnen wagemutig näherte.

Der Morgen war im Angesichte des extremst langen Standardtages nicht mal verstrichen, doch es fühlte sich wie eine (gute) Ewigkeit an. Sie vereinbarten sich am Nachmittag zu einem gemeinsamen Essen zu treffen. Ginge es nach der Rechnung des knapp 500-Stunden-Tages von Fresia wäre das Treffen erst in einer knappen Woche gewesen, doch sie waren sich schnell einig gewesen nach Möglichkeit an den eigenen Biorythmus festzuhalten.

Seine Begleitung erklärte ihr Ziel, sie wolle sich bis dahin etwas ausstatten, um für zukünftige Abenteuer der nächsten Fresianischen Stunden gewappnet zu sein. Für den Bastioner hingegen ging es auf einen ausgedehnten Spaziergang, der sich nach einer Weile in ein Joggen wandelte. Dafür war das Klima zu gut, um nur zu Laufen. Etwas Sport an nicht industriell aufbereiteter steriler Luft empfand er im Training besonders angenehm. Zwar trug er nicht seinLauf-Outfit, aber seine Schuhe waren adäquat, seine Kleidung locker und er selbst ein nicht ganz ungeübter Läufer, sodass ihm die Hitze den Schweiß nicht sofort vom Rücken trieb.

Die indirekt ihn umgebende Stille und das rythmische Setzen eines Schrittes vor dem anderen ließ Scytale nachdenklich werden. Die Gespräche mit der jungen Captain waren auf Augenhöhe. Eine Art Entspanntheit und auch ein kleines Stück von Sicherheit machte sich in ihm bemerkbar. Selten genug war das Gefühl, dass er die Schultern senken und die Bürden des Alltags ablegen konnte um einfach er selbst zu sein. Bei ihr schien es wie von allein zu klappen. Sie schien ihn nicht zu verurteilen oder besonders kritisch zu betrachten, im Gegenteil. Seine Idee und seine Ansicht zu den Yevethanern fand breite Zustimmung ihrerseits. Spannend fand Scytale dazu auch, dass ausgerechnet Serana diese Entspannung in ihm hervorrief, nicht Myra Juran, nicht Treeya Reed. Doch noch wusste er nicht, ob und wie er diese wachsende Vertrautheit und Verständigung mit ihr in seinem Kopf und Herzen einordnen konnte und vermochte. War das ein Keim einer wachsenden Freundschaft, oder doch etwas auf einer höheren Ebene?

Gedankenverloren und das Schreien der Möwen über ihn ignorierend, setzte er seinen Lauf fort.

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Strand] Scytale Mentel, Möwen (NPCs)
 
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