Fresia (Fre'ji-System)

Fresia - Imperialer Komplex - Haupttor - Captain Serana Krytal, Captain Scytale Mentel

Sie spürte seinen Blick – wie kurz ein Zögern, ein Innehalten, als er sie musterte. Natürlich war es ungewohnt, sie so zu sehen. In zivil, ohne Uniform, ohne Rangabzeichen. Aber seine Reaktion ließ sie innerlich schmunzeln, auch wenn ihr Gesicht neutral blieb. Vielleicht war es ja sogar ein kleiner Vorteil. Wer einen unterschätzte, weil er sich unauffällig gab, konnte überraschen. Auch außerhalb eines Schlachtfeldes. Seine Replik auf ihre Bemerkung über die Sonne war auf eine gewisse Art und Weise charmant. Natürlich hatte er sich vorbereitet. Sie bemerkte es – und vermerkte es innerlich. Bei der folgenden Bemerkung über die Wetterlage auf Tizon legte die Offizierin den Kopf leicht schief, die Bilder der Kollision der Subjugator mit dem Mond sich vor dem inneren Auge abspielend. Verfluchte Xenos. Dennoch musste sie kurz schmunzeln.

"Dem schließe ich mich an"

Reagierte sie knapp auf seine Gegenfrage. Tatsächlich konnte es ihr kaum besser gehen: Sie hatten gekämpft – und gewonnen. Der Sieg auf Tizon war nicht nur ein militärischer Erfolg, sondern ein epochaler Moment für das Imperium – vielleicht der bedeutendste der jüngeren Vergangenheit. Nun bot sich die seltene Gelegenheit, durchzuatmen, neue Kraft zu schöpfen und sich – in kontrollierten Maßen – dem Vergnügen hinzugeben. Es dauerte nicht lange, bis sie gemeinsam in einem Gleiter saßen. Auf der Rückbank, der Fahrtwind angenehm auf ihrer Haut, ließ Serana den Blick über das endlose Wasser schweifen, während der Droide das elegante Vehikel mit präziser Ruhe in Richtung Hill City steuerte. Für einen Moment verlor sie sich in der Bewegung des Gleiters und in der Ruhe des Moments. Und dennoch – ein Teil von ihr sehnte sich danach, selbst wieder das Steuer in die Hand zu nehmen.

Es waren Scytales Worte, die sie aus den Gedanken rissen. Direkt und unverstellt bot ihr ohne Umschweife das Du an. Ein Angebot, das in seinem Tonfall beiläufig klang, in Wahrheit aber wohlüberlegt war. Serana wandte langsam den Kopf zu ihm. Der Fahrtwind spielte mit einzelnen, lose gefallenen Strähnen ihres Haares, während ihr rechter Arm entspannt aus dem Gleiter hing. Sie hatte noch gar nicht darüber nachgedacht - für sie war das "Sie" im Leben schon derartig standardisiert, dass es ihr gar nicht mehr auffiel.

"Mutig, Captain"

Antwortete sie und lächelte kurz mit einem herausforderndem Ausdruck.

"... in Ordnung - aber nimm es nicht persönlich, wenn ich trotzdem gelegentlich Captain sage. Rein aus Gewohnheit"

Der Gleiter zog unterdessen seine Bahn über das türkis glänzende Wasser weiter. In der Ferne zeichnete sich allmählich die markante Silhouette von Hill City ab – eine auf Klippen thronende Stadt, deren Architektur sich wie in Bewegung befindend schien. Einige Gebäude wirkten wie erstarrte Wellen, andere erinnerten an stilisierte Meereskreaturen. Der Gleiter nahm Kurs auf den kleinen Landeplatz am Rand des Stadtzentrums. Hier reihten sich Restaurants, Bars und Terrassen aneinander – mal schlicht, mal luxuriös. Die gelöste und offensichtlich touristische Atmosphäre würde vermutlich 530 Stunden auf einem ähnlichen Level anhalten. Und da Serana und Scytale an einem Vormittag eingetroffen waren, würden sie über ihren gesamten Fronturlaub über keine Nacht hier miterleben - zumindest nicht auf dieser Seite der Welt.

"Und, Scytale? Hast Du uns schon etwas herausgesucht, oder entscheiden wir spontan?"

Die beiden liefen nebeneinander vom Rand des Stadtzentrums in dieses. Sie waren noch immer in Strandnähe und gerne hätte Serana etwas mit Blick aufs Meer gehabt. Andererseits überließ sie Scytale die Initiative, schließlich hatte er sie ja eingeladen.

Fresia - Hill City - Standzentrum - Serana, Scytale
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Ozean - An Bord eines Luftgleiters ] Scytale Mentel, Serana Krytal, Droiden-Pilot (NPC)

Das Duzen als "Mutig" zu bezeichnen ließ ihn schmunzeln. Daran war nichts mutig. Dem Feind in die Augen zu sehen, das war mutig! Zu seiner Freude akzeptierte sie sein Angebot, warnte aber vor ihrer Gewohnheit. "Keine Sorge, Serana - ich glaube ich kann das verkraften", antworte er. Mit erstaunlich schneller Geschwindigkeit näherten sie sich der Touristeninsel, die Hill City beherbegte. Schon von weitem stach ihm die Architektur ins Auge. Sie wirkte wie ein Spiegelbild des Ozeanes unter ihnen, die Häuser und Gebäude erinnerten in ihrer Form an Wellen - doch sie wirkten wie versteinert. Gefangen in ihrer Bewegung. Ein Kontrast gegenüber Bastion, seiner Heimat, doch mit näherem Hinsehen erkannte er, wie sie sich doch ähnelten. Hier war es ein endloser, grünlich schimmernder Ozean soweit das Auge reichte. Auf Bastion ein Meer an (Nicht-)Menschen, Droiden und gigantischen Gebäudekomplexen. Im Himmel eine Flut an Gleitern. Unmerklich blickte er nach oben. Nichts blockierte die Sicht. Nur das Rauschen des aufgewirbelten Wassers und dem Brummen und Summen der sich nähernden Stadt zeugte von der hiesigen Bevölkerung. Fresia war endlos leer, während Bastion endlos voll war. Ein komischer Vergleich.

Der Droide landete den Gleiter neben weiteren seiner Art an einem Steg. Ein steter Strom von Touristen und Einheimischen bewegte sich zwischen den Anlegestellen und Hill Citys Innenstadt. In der Ferne kreischten wilde Klärmöwen und drehten ihre Runden, immer auf der Suche nach potentiellem Futter - sowohl im Meer als auch im See der Fremden, die gerne das Angebot an einheimischen Speisen warnahmen, nur um dann von extremst frechen Möwen bestohlen zu werden.

Auf ihre Nachfrage hin, sah er sich um und entdeckte eine Wandkarte der Stadt. "Hast du schon mal eine Rancor-Kralle gesehen?", fragte er ganz unverblümt und suchte auf der Karte nach seinem Ziel. "Es gibt 'ne beliebte Bar, nicht weit von hier. "Rancors Cave" nennt sie sich - angeblich stellen sie eine echte Rancor-Klaue aus.. die würde ich wohl gerne sehen. Frage mich, wie ein Rancor hier nach Fresia kam.. aber, und das ist am wichtigsten: die Drinks sollen gut sein." Erwartungsvoll drehte er sich zu ihr um. "Sollen wir, Captain?"

Scytale fühlte sich in diesem Moment befreit. Der Zwang der steten Korrektheit, den er in seiner Rolle als Kommandeur empfand, löste sich von seinen Schultern. Doch auch wenn er Serana noch nicht allzu gut oder lange kannte, ein gewisses Gefühl von Kameradschaft machte sich in ihm breit. Sie beide mussten an Bord ihrer Schiffe immer diszipliniert vorangehen, ein Vorbild für die Mannschaft sein. Eine Fraternisierung, wie es sie unter den Besatzungsmitgliedern gab, gab es höchsten mit dem Ersten Offizier, und auch nicht immer. Als Kommandeur war man oft alleine. Umso mehr genoss der Offizier die sich ihm anbietende Ungezwungenheit von Fresia.

Ein Schild mit einer Inschrift in Basic über der Tür ließ sie ihr Ziel identifizieren: "Rancor's Cave". Das Duo betrat nur wenig später die Bar. Sie war kleiner als erwartet und entgegen ihres Rufes war sie recht leer. Nur einige wenige Gäste saßen drinnen. Dafür gab es aber einige Tische draußen, die einen exzellenten Blick auf den türkisfarbenen Ozean von Fresia erlaubten. Serana und Scytale sahen sich kurz an und setzten sich im Anschluss draußen an einen der Plätze. Keinen Jaren-Sprung* von der hölzernen Terrasse der Kneipe entfernt befand sich der weiße feinkörnige Sandstrand. Das Summen der Touristen verblasste in der Ferne. Der Wellengang war ruhig, das Vordach spendete ihnen schützenden Schatten und ein sanfter Wind ging und half gegen die Wärme an.

Ein hagerer Mann stellte sich zu ihnen beiden. Sein beeindruckender Schnäuzer war akkurat gestutzt. Das strähnige braune Haar verblasste; viel Grau nahm seinen Kopf ein und an einzelnen Stellen lichtete es sich. "Mein Name ist Jem, freut mich, das ihr uns einen Besuch abstattet. Ich bin Kellner, Barkeeper, Therapeut und Geschichtenerzähler in einem. Ihr habt Glück, normalerweise findet ihr den ganzen langen Tag keinen Sitzplatz! Was kann ich euch zwei jungen Abenteurern bringen? Wie wäre es mit einem guten, klassischen selbstgebrauten Clem-Bier? Benannt nach einem guten Freund von mir - ihr werdet es nicht bereuen!" Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte der Mann vondannen. Sie hörten nur noch ein "Zwei Bier, kommen sofort!" aus der Bar.

Scytale konnte nicht anders als kurz aufzulachen. Die Absurdität dieser recht einseitigen Bestellung versprach gut zu werden. Entschuldigend zuckte er mit Blick Richtung Serana mit den Achseln.

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Jem (Barkeeper), Touristen und Einheimische, Droiden, Möwen (NPCs)

* = Variante des "Katzensprunges"
 
Fresia - Hill City - Standzentrum - Serana, Scytale

Unter dem schrillen Kreischen der Watvögel, die über ihren Köpfen kreisten, bewegten sich die beiden Offiziere durch das belebte Zentrum von Hill City. Natürlich – Touristen gab es hier in Hülle und Fülle. Hunderte, sicherlich Tausende. Die Straßen waren gut besucht, Cafés und Boutiquen belebt. Doch im Vergleich zu den überfüllten Innenstädten imperialer Metropolen wirkte selbst dieser Trubel beinahe entspannt. Auf ihre Nachfrage hin schlug Scytale einen unkonventionellen Ort vor: Rancor’s Cave – eine Bar, die angeblich eine echte Kralle eines Rancors ausstellte. Serana blinzelte ihn kurz überrascht an. Die Lokalität klang… rustikal – nicht unbedingt das, was sie unter stilvoll verstand, es sei denn, sie stellte es sich komplett falsch vor. Die meisten Männer, die sie in der Vergangenheit auf einen Drink eingeladen hatten, hätten wohl keine Mühen gescheut, um mit den teuersten Bars oder exklusivsten Restaurants Eindruck zu schinden. Scytale jedoch entschied sich ohne Zögern für etwas Ungezwungenes. Vielleicht hatte er nach all dem adretten und höchstdisziplinierten Treiben auf der Brücke seines Schiffs der letzten Monate Lust darauf, runterzufahren. Und Serana konnte es ihm zumindest nicht verübeln. Mit einem kaum merklichen Zucken der Schultern und einem knappen Nicken gab sie ihre Zustimmung. Der Tag war noch jung – sehr jung – und sie würden zweifellos noch genug Gelegenheiten haben, andere Orte auszuprobieren.

Kurz darauf kamen sie schon an.
Scytale hatte sie zielstrebig zur gesuchten Bar geführt. Drinnen herrschte kaum Trubel – nur ein paar Gestalten in noch halbnasser Surferkleidung prosteten sich lärmend zu und ließen ihre Drinks in einem Tempo verschwinden, das Serana unwillkürlich die Stirn runzeln ließ. Sie verzog kaum merklich die Lippen und folgte dem anderen Captain wortlos nach draußen, nebenbei nach der Kralle Ausschau haltend, die ja wohl kaum zu übersehen sein durfte. Interessanterweise war die Terrasse menschenleer – dabei war der Blick auf das türkisene Wasser atemberaubend. Ein stiller, unerwarteter Kontrast zum Lärm im Inneren.

Serana ließ ihren Blick von Scytale gegenüber von ihr zum Wasser schweifen. Ein wohliger Schauer durchfuhr sie bei einer angenehmen Windbrise.


"Eine gute Wahl, Captain"

Sagte sie leise, ohne ihn direkt anzusehen – ein Anflug von Anerkennung in ihrer Stimme. Langsam nahm sie die Sonnenbrille ab und legte sie beiseite; im angenehmen Schatten der Überdachung war sie ohnehin überflüssig. In diesem Moment trat ein hagerer, schnurrbärtiger
Herr mit überraschend viel Elan an ihren Tisch – vermutlich der Betreiber der Bar. Sehr locker sprach er die beiden Gäste an - schon kumpelhaft. Serana legte den Kopf schief und mustert ihn, während er sich ausgiebig vorstellte. Mit einer unübersehbaren Eigeninitiative zischte er schließlich ab, um den beiden ein Bier zu bringen. Bier. Nicht unbedingt ihre erste Wahl. In der Regel bevorzugte sie etwas Hochprozentigeres – gerne auch mit einem Hauch von Exzentrik. Aber bei dieser Hitze, gut gekühlt und serviert mit Blick aufs Meer? Sie konnte sich wahrlich Schlimmeres vorstellen.

Scytale jedenfalls amüsierte sich. Ein befreiendes Lachen entwich ihm. Serana sah ihn nur an und legte den Kopf schief. Sie lehnte sich etwas zurück, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Die Bar war noch immer überschaubar besucht, sodass der schnurrbärtige Wirt nur wenig später zurückkehrte. Mit beiden Händen balancierte er zwei kristallene Krüge, das bernsteinfarbene Bier darin funkelte im Sonnenlicht.


"Zwei Clem-Biere, wie bestellt!“

Verkündete er stolz.

"Eines für den stattlichen
jungen Herrn – und eines für die geheimnisvolle Lady an seiner Seite.“

Nacheinander platzierte er die Krüge vor ihnen. Serana konnte nicht anders, als unverblümt zu fragen:

"Die Rancor-Kralle... haben Sie die wirklich hier?"

Er lächelte, strahlte beinahe. Er deutete mit einem Nicken zu einem Fenster der Bar. Das Glas spiegelte leicht im Sonnenlicht, doch dahinter war die grob geschwungene Silhouette deutlich erkennbar, hängend an der Wand über der Bar. Serana beugte sich unwillkürlich ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können – ihre Augen weiteten sich überrascht. Dieses Ding... das war größer als sie selbst!

"Wie sind sie da heran gekommen? Die Bestie muss einen atemberaubenden Kampf geliefert haben!"

Jem lehnte sich auf dem Tisch ab. Sein Blick wanderte zu ihrem Krug. Serana legte verwundert den Kopf schief, ehe er die Geste erklärte.

"Das Bier ist nach einem alten Freund von mir benannt. Ein Abenteurer, der Fresia bereist hat und den Rancor tot aufgefunden hat. Die Kralle hat er mir gebracht.“

Seranas Blick verengte sich und wanderte kurz zu
Scytale. Ihre Stimme blieb ruhig, doch der Unterton war nicht zu überhören.

"Also... eine Trophäe ohne Kampf? Ohne Verdienst?“

Jem musterte sie, noch immer freundlich lächelnd. Für einen Moment herrschte Stille und nur das Rauschen des Meeres war zu hören.

"Ohne Kampf, vielleicht. Ohne Verdienst? Nein. Er hat einiges geopfert und aufs Spiel gesetzt."
Serana wirkte nicht wirklich überzeugt. Mit einem dezenten Ausdruck von Hochmut lehnte sie sich zurück und überließ
Scytale das Wort. Vielleicht hatte ja er noch etwas zu sagen. Nachdem Jem sich verabschiedet hatte, waren die beiden Offiziere allein. Serana griff nach dem Krug und nahm Scytales Einladung zum Anstoßen an.

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Jem (Barkeeper), Touristen und Einheimische, Droiden, Möwen (NPCs)

Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte beinahe über, als der Barkeeper die beiden Maßkrüge mit Wucht auf den Tisch platzierte. Unverblümt und ungefragt verlieh er den beiden Offizieren Ehrentitel der anderen Art. Überraschend forsch fragte Serana nach der Kralle. Scytale blickte sie an und verfolgte interessiert ihren Austausch mit Jem. Ihre Augen suchten interessiert nach der Kralle und schienen sie zu gefunden zu haben, da sie sich merklich weiteten. Wenn sie echt war, dann großen Respekt - das Teil war riesig!

In plötzlicher Melancholie gefangen erzählte Jem den beiden, dass das Bier nach einem guten Freund von ihm benannt sei. Angeblich bereiste er Fresia und hatte den Rancor tot aufgefunden und dem Gastgeber die Kralle gebracht. Auch Serana schien daran zu zweifeln - sie schien es wohl nicht glauben zu wollen, dass jemand an eine solche Trophäe kommen konnte, ganz ohne Kampf. Spürbar enttäuscht hakte sie nach. Doch ihr Wirt änderte seine Geschichte nicht. Dessen Aussage "Ohne Kampf, vielleicht. Ohne Verdienst? Nein" blieb Scytale im Kopf hängen. "Jeder Sieger kann sich eine Trophäe nehmen. Wer hindert ihn denn am Ende? Der Sieger schreibt die Geschichte - und in diesem Fall hat Clem erzählt, er hätte den Rancor tot aufgefunden. Wer weiß, wie die Wahrheit aussieht, nicht?"

Der Barkeeper warf ihm einen mehrdeutigen Blick zu und ehe sie beide sich versahen, verschwand die überbordende Persönlichkeit eines Menschen wieder im Inneren der seltsam anmutenden Bar, die so ganz anders war, als sich Scytale vorgestellt hatte. Zu Serana gewandt, meinte Scytale nur; "Liege ich denn so falsch? Der Sieger schreibt die Geschichte, nicht der Verlierer."

Der schwarzhaarige Captain bot Serana seinen gut gefüllten Krug zum Anstoßen an. Die beiden Biergläser klirrten und die Möwen kreischten. Das Meer rauschte und beide nahmen einen ersten Schluck. Der kühle Alkohol brannte erst bitter, doch schloss sich dem ein Hauch von Süße an. Was wohl darin war? Ein weiterer Zug, diesmal kräftiger. "Nicht schlecht, daran kann ich mich gewöhnen."

Den Krug stellte er auf den kleinen Tisch neben sich ab. Sein Blick richtete sich gen Ozean. Nachdenklich. Das türkisfarbene Wasser schimmerte in der Morgensonne. Einzelne Vögel auf den Felsen der Bucht beobachteten das Duo, mutmaßlich nach etwas Essbarem suchend, das man stehlen konnte. Vorsorglich nahm Scytale sein Bier wieder in die Hand und nahm einen erneuten Schluck. Ohne seine Augen vom Horizont abzuwenden, stellte er die offensichtliche Frage. "Wo zum Teufel gibt's hier wilde Rancor?"

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Möwen (NPCs)
 
Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale

Auch Scytales Einwurf, dem Serana auf Anhieb nicht so ganz folgen konnte, schien den Barkeeper nicht zu stören – im Gegenteil. Vielmehr deutete sich in seiner Reaktion eine stille Akzeptanz an, als würde er einen bekannten Gegensatz in den Weltbildern erkennen. Für Serana war es ein leiser Hinweis darauf, dass sich hier auf Fresia eine Klientel versammelt hatte – und bedient wurde –, die sich bewusst ein Stück weit außerhalb der imperialen Norm bewegte. Nicht zwingend illoyal, aber… locker. Eigenständig. Vielleicht sogar ein wenig widerständig. Als ehemaliges Mitglied der Sicherheitspolizei im Kooperationssektor kannte sie den Unterschied zwischen solchen...Freigeistern und tatsächlichen subversiven Elementen. Fresia war schließlich auch ein touristischer Ort, da war so etwas zu erwarten – und doch irritierte es sie leicht. Sie wusste nicht, wie lange Fresia bereits unter imperialer Kontrolle stand oder welche Rolle die Welt zu Zeiten von Jems Jugend gespielt hatte. Doch dieser Ort hier, die Bar und der Barkeeper – sie wirkten wie eine kleine Blase, in der die Doktrin des Imperiums nur eine Nebenrolle spielte, wenn überhaupt.

Der ältere Mann verschwand wieder ins Innere, wonach sich
Scytale erkundigte, ob er denn falsch lag.


"Nein, aber es steht auch nicht unbedingt im Widerspruch zu dem, was ich gesagt habe"

Erwiderte Serana ruhig und machte sich ebenso wie dieser zum Anstoßen bereit. Mit der linken Hand stützte sie den schweren Krug von unten, um nichts von dem Bier auf dem Tisch zu verschütten und musterte ihr Gegenüber über den Rand des Glases hinweg.

"Wenn dieser Abenteurer den Rancor tatsächlich ohne großen Kampf erlegt hätte – still, präzise, effizient – dann wäre das vielleicht sogar respektabler. Nicht, weil es spektakulär ist… sondern weil es funktioniert hat.“

Ein Moment des Schweigens lag zwischen ihnen, ehe sie fortfuhr – die Stimme leise, aber bestimmt.

"Am Ende zählt, was gemacht wurde. Nicht, wie laut es dabei geklungen und wie beeindruckend es ausgesehen hat. Erfolg ist kein Zufallsprodukt. Aber so wie er es erzählt hat..."

Sie neigte ihr Haupt zum Inneren der Bar.

"...bedeutet diese Kralle eigentlich gar nichts. Sie wurde nur gefunden... und hätte er den Rancor lebend gefunden, hätte er ihn wahrscheinlich verschont."

Die Aussage wirkte kühl – pragmatisch bis ins Mark. Doch gerade in dieser Nüchternheit spiegelte sich etwas Grundlegendes wider: Der Glaube, dass Geschichte nicht von Moral bestimmt wird, sondern von Wirksamkeit. Vom Machen, vom Tun. Dass Recht nicht aus Prinzip entsteht, sondern durch Resultat. Es war eine Denkweise, wie sie in den oberen Rängen des Imperiums und des Kooperationssektors weitläufig vertreten war. Nützlichkeit vor Ideologie, Stabilität vor Skrupel. Und Serana war eine Tochter dieser Ordnung.

Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen beendete sie den kurzen Diskurs in ihre Weltanschauung, die
Scytale mit Sicherheit größtenteils teilte. Dann stießen sie an. Das Bier war wohltuend, das musste sie gestehen. Die angenehme Kühle, der Kontrast des Bitteren zum Süßen. Serana nickte anerkennend. Auch sie hätte nicht gedacht, sich so schnell mit einem Getränk dieser Art anfreunden zu können. Ihr Blick glitt hinüber zu dem anderen Captain. Er wirkte für einen Moment weit entfernt, nachdenklich. Serana musterte ihn neugierig, mit jener ruhigen Wachsamkeit, die sie nie ganz ablegte. Was mochte ihm durch den Kopf gehen? Sie musste nicht lange warten und schmunzelte, denn genau diese Frage war ihr vorhin selbst auf der Zunge gelegen.

"Wahrscheinlich direkt hinter der nächsten Cocktailbar. Jetzt mal ehrlich: Touristen glauben doch alles – Hauptsache, es klingt wild"

Und wie sehr war schon einem Mann zu trauen, der sich selbst als "Geschichtenerzähler" bezeichnete?

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale, Möwen
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, Möwen (NPCs)

Serana erklärte, es käme darauf an, wie das Endresultat war. Nicht, wie es geschah, Hauptsache, dass es passierte. Unweigerlich erinnerte ihre Aussage Scytale an die Schlacht um Tizon. Das Ende der Pride of Yevetha war nicht der massive Beschuss der Flotte, sondern der fehlkalkulierte Sprung in den Mond. Es spielte keine Rolle, wie das Superkommandoschiff vernichtet wurde, was zählte, dass es vernichtet worden war.

Die Sichtweise seiner Trinkkumpanin spiegelte ihre pragmatische Haltung wider. Es ging immer um die Resultate, nie den Weg dorthin. Eine Denkschule, der er sich grundsätzlich anschließen konnte. Doch hier ging es nicht um den Sieg über Xenos, sondern um eine - vermutlich aufgebauschte Geschichte - um Touristen zu fangen. Ab vom Schuss war die Bar schon.

Sie antwortete auf seine sinnsuchende Frage mit einem jovialen Scherz. Er blickte sie kurz an. "Sind wir keine Touristen? Das ist kein Schlachtplan, wir dürfen auch mal an so etwas glauben oder etwa nicht? Außerdem...", er nahm einen erneuten, diesmal etwas tieferen Schluck und fuhr fort: "wenn es diesen "Clem" wirklich gab, dann hat er im Leben nichts vollbracht. Wenn die einzige Erinnerung an ihn die Tatsache ist, dass er mal einem Rancor-Kadaver die Klaue gestohlen hat, und sonst wie eine dieser Möwen hier auf den Inseln herumstolziert ist, bitte, dann ist er es nicht wert sich an ihn zu erinnern. Ich sag dir, niemand interessiert sich dafür wie die Yevethaner bei Tizon vernichtet wurden, man wird sich nur daran erinnern, dass Commodore Murata als Verbandskommandeur dafür verantwortlich ist! An den Preis erinnert sich niemand - nur an Resultate." stellte Scytale fest und kehrte dann zu Clem und Jem zurück. "Wenn wir erhlich sind hat sich unser Gastgeber die Story einfach nur ausgedacht, um Kunden zu fangen und hat die Klaue von irgendeinem Händler erworben, um seine Kneipe aufzuwerten. Immerhin, dem Bier schadet es nicht. Das ist echt gut", ergänzte Scytale zugunsten des Barbesitzers.

Der Krug leerte sich allmählich, die Sonne zog kaum merklich am Horizont weiter. Bei einem 528-Stunden-Tag dauerte es wohl eine ganze Weile, bis Tag und Nacht sich abwechselten. Wann hier wohl Mittag war?

"Trotzdem, die Klaue ist beeindruckend. Rancors sind gewaltige Biester. Ich würde gerne mal sehen, wie sich ein Yevethaner so gegen ein Viech schlägt. Wer weiß, vielleicht lässt der Imperator mal Gladiatorspiele veranstalten, wenn wir die Xenos endgültig zurückgeschlagen haben? Was meinst du?" Sein Kopf richtete sich zu ihr. "Wie viele Yevs' braucht es um einen Rancor zu besiegen?" fragte er sie.

Aus den Augenwinkeln sah er plötzlich, wie eine Gruppe Mon-Calamari den Strand aufsuchte. Im Sitz aufrichtend, beobachte er die Nichtmenschen. "Was wollen die hier? Jetzt gibt es auf Fresia neben wilden Biestern auch noch Fischleute?"

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Ein angenehmer Windhauch zog vom Ozean herauf zu ihnen, salzig und kühlend. Die Luft hatte diese Frische, die nur Küstenregionen hervorbrachten. In Kombination mit dem kühlen Bier war das tatsächlich ein Zustand, der dazu verlockte, sich daran gewöhnen zu wollen und ihm den Treiben auf der Kommandobrücke eines Sternenzerstörers vorzuziehen. Serana lehnte sich einen Moment zurück, ihr Blick wanderte auf den hellen Sand des Strandes hinter ihnen.

Scytale war inzwischen wahrlich in Fahrt gekommen. Zurückgelehnt, mit dem Krug in der Hand, sprach er nun beinahe entfesselt, entgegen seiner eigentlich eher reservierten Art. Serana konnte sich ein weiteres Schmunzeln nicht verkneifen. Anfangs hatte er noch halb im Scherz an die Geschichte glauben wollen und den Gedanken, als einer von vielen gewöhnlichen Touristen hier zu sein, zugelassen. Doch schnell schlug seine Stimme andere Töne an – spöttisch, urteilend und nüchtern.

Als seine Überlegungen bei Gladiatorenspielen mit Yevethanern und Rancors ankamen, verlor sich Seranas amüsierter Ausdruck für den Bruchteil einer Sekunde. Ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken hinunter. So überzeugt und leidenschaftlich, wie er das sagte... es hatte etwas Fasziniertes, ja Anziehendes. Sie räusperte sich leise, fuhr mit zwei Fingern an die Innenseite ihre Hosentasche und zog eine schmale, silberne Zigarettenschatulle hervor – elegant, militärisch praktisch, aber hochwertig gefertigt. Gerade jetzt war ein guter Zeitpunkt für die Gelegenheitsraucherin.

"Stört es Dich?"

Fragte sie, ohne ihn direkt anzusehen, während sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob und mit geübter Bewegung das Feuerzeug betätigte. Auch ihr Blick verengte sich, als die Mon Calamari über den Strand wanderten. Gestern noch produzierten sie noch Kriegsgerät für die Terroristenrepublik, heute spazierten sie auf einer imperialen Welt, als wäre nichts.

"Wie viele Yevethaner es braucht, um einen Rancor zu besiegen?“

Sie ließ den Blick zu den sich nähernden Mon-Calamari wandern, dann wieder zu ihrem Gegenüber, der die Fremden mit spürbarem Argwohn musterte.

"So viele, wie nötig sind, bis sie begreifen, dass Auflehnen zwecklos ist. Und so viele, wie die Zuschauer kläglich scheitern sehen wollen. In meinem Fall wäre das schon die ein oder andere Fuhre direkt aus Tizon oder Galantos"

Serana lächelte kühl und nahm einen Schluck des Bieres, dann einen Zug an der Zigarette.

"Ihre Idee gefällt mir jedenfalls, Captain"

Wieder ein geheimnisvolles Lächeln, ehe sie fortfuhr und das Thema wechselte.

"Und, hast Du bereits Pläne für die nächsten Standardtage?"

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Auf ihre Frage hin schüttelte er den Kopf. Zigaretten, ein Laster der sonst so disziplinierten Offizierin, bemerkte er. War das ein Moment der Entspannung, der da durch ihre Fassade stach? Oder stresste sie die Enttäuschung über die wertlose Trophäe so, dass sie nicht anders konnte als eine zu rauchen.

Serana schien ebenso wenig über die Fischleute erfreut wie er. Absurd, dass eine Spezies wie die Mon Cal, die ja eigentlich Fische waren, sich ohne Atemgeräte an der Oberfläche bewegen konnte. Ihre Kiemen an ihren rieisgen Köpfen wirkten verstörend. Wenn der Wind nicht von der Seite wehen würde, Scytale hätte schwören können, dass es nach rohem Fisch roch. Die Augen des einen Mon Cal standen absurd an den Seiten hervor. War das gesund? Auch die Möwen irritierten die humanoiden Seewesen ein wenig - waren sie nun denn potentielles Fressen oder nicht? Der Bastioner konnte ihnen die Verwirrung nicht verübeln. Hinzu kam, dass die Mon Cal im vergangenen Krieg mit der Neuen Republik ebenjenes Terrorregime mit Waffen versorgten. Als Dank für ihren Verrat durften sie sich dennoch frei auf imperialen Welten bewegen. Ein großer Fehler, wie er meinte. Der als Konsequenz daraus geschlossene Friedensvertrag ein noch größerer. Nur durch Furcht konnte man ein Imperium unter Kontrolle behalten, und diese Nichtmenschen hatten es nicht verdient, ein freies Volk zu bleiben. Wer sich dem Imperator widersetzte, der musste bestraft werden. Scytale spürte fast, wie sein Mageninhalt, bestehend aus Jems selbstgebrauten Clem-Bier und seinem Frühstück den Weg hinaus in die Freiheit suchte. Nur mit viel Konzentration schluckte er seinen Ekel über diese Zurschaustellung waffenlosen Widerstandes hinunter.

Die Raucherin - zu seiner Rechten sitzend - beantwortete seine Frage. Zu seiner Zufriedenheit hielt sie Gladiatorenkämpfe sogar für eine gute Idee. Sie schien ähnlich zu ticken wie er. "Ein Spektakel, dass das Imperium zusammenbringt. Das gemeine Volk, es jubelt seinen Champions zu, die in der Gunst siegen dürfen, und als Strafe sterben werden. Unterhaltung für die Massen, ein Exempel für all jene, die es wagen daran zu denken, sich aufzulehnen. Es wird Zeit, die Verräter zu brechen. Viel zu lange haben sie der imperialen Ordnung eins vorgemacht und uns auf der Nase herumgetanzt. Frieden, pahh." Das Wort "Frieden" spuckte er verächtlich aus. "Kein Wunder, dass die Yevethaner auf N'Zoth die irrlichternde Gelegenheit sahen, aus der natürlichen Ordnung ausbrechen zu wollen. Ohne Frage - wir haben sie zurückgedrängt und werden sie besiegen. Doch wenn wir diese Insekten nicht mit der Faust zerquetschen, wer garantiert uns, dass andere Spezies nicht dasselbe wagen und sich für "unabhängig" erklären?"

Nachdem sie antwortete, wechselte sie das Thema: Was denn seine möglichen Pläne für die nächsten Standardtage seien.

Scytale nahm einen letzten Schluck aus dem Krug und stellte ihn ab. Für einen Moment musterte er Seranas Gesicht, versuchte zu erkennen, wie sie über seinen xeno-feindlichen (Wut)Ausbruch dachte. Sie lächelte mysteriös, vielsagend, nichtssagend. Wieder mal. Ohne großen Erkenntnisgewinn blickte er wieder nach vorne. "Nun, ich wollte wohl gern in den kommenden Stunden, sagen wir Tagen, in diesem herrlichen Wasser eine Runde schwimmen gehen. Denn obwohl hier die Fischköpfe frei herumlaufen, gibt es sicherlich noch unberührte Ecken auf den Inseln. Auch würde ich gerne die Produktionsstätten der hiesigen Sienar-Werften besuchen, sofern das nicht allzu öde für dich wäre? Hast du vielleicht Pläne für deinen Landgang?" Sich wieder auf sie zu konzentrieren, half. Er schenkte ihr bei der Frage ein warmes Lächeln. Er war ehrlich interessiert, ob sie Ziele hatte, die sie entweder alleine, oder vielleicht auch mit ihm zusammen abhaken wollte?

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Es ging weiter und weiter. Serana unterdrückte einen offensichtlich schwärmerischen Ausdruck in ihren blaugrauen Augen – nicht, weil sie wirklich beeindruckt war, sondern weil sie sich eingestehen musste, dass Scytales Furor ihr wirklich gefiel. Nicht offen, nicht schwärmerisch, aber auf eine unterkühlte Weise, die zwischen Bewunderung und Berechnung schwankte. Ihre Fassade blieb makellos, doch innerlich schwang ein leises Frösteln mit. Als seine Stimme sich immer weiter mit Überzeugung füllte und dieser flammende Ekel gegenüber dem "Frieden" ans Tageslicht trat, verspürte sie es umso mehr. Der Captain traf den Nagel auf den Punkt und das imponierte ihr.
Sie bemerkte selbst, dass das Gespräch langsam eine Schärfe angenommen hatte, die sich besser für den Kriegsrat als Urlaubsstimmung eignete. Also wechselte Serana das Thema, auch wenn sie dem
Captain auch ohne Probleme länger dabei zugehört hätte, wie er sich über Yevethaner und den Frieden mit der Terroristenrepublik ausließ. Scytale sprach vom Schwimmen im Meer, von einem Besuch der Werften – vernünftige Pläne. Sie quittierte es mit einem Nicken und einem weiteren Schluck Bier. Als er sie schließlich direkt fragte, dachte sie einen Moment nach und schmunzelte:


"Sagen wir's so – ich habe nicht gerade für einen ausgedehnten Aufenthalt gepackt. Später statte ich erst einmal der Einkaufsmeile einen Besuch ab. Die nächsten Tage - oder Stunden - werde ich dann recht flexibel halten."

Es entging ihr nicht, dass Scytale seine Pläne nicht einfach nur aufzählte, sondern fast beiläufig nach Bestätigung suchte. Ganz offensichtlich hegte er den Wunsch, noch mehr gemeinsame Zeit mit ihr zu verbringen. Sie konnte auch nicht leugnen, dass ihr Herz vorhin etwas höher geschlagen hatte, als ihr Datapad gepiept und seine Nachricht mit dem Gruppenbild eingegangen war.
Ein Besuch der Werften war nicht verkehrt. Es gab sicherlich spannendere Aktivitäten, doch nickte sie schließlich.

"Eine gute Idee, Scytale. Ich bin dabei!"

Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale, Möwen
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Rancor's Cave] Scytale Mentel, Serana Krytal, eine Gruppe Mon-Calamari, Möwen (NPCs)

"Ich denke bei der ausufernden Anzahl an Läden solltest du keine Probleme haben, etwas passendes zu finden", meinte er zu ihr. Es stimmte. Auf dem Weg hierhin waren sie an unzähligen Shops vorbeigekommen, bei denen ein unvorbereiteter Tourist alles Mögliche käuflich erwerben. Von Muscheln, hin zu kalten Getränken hinüber zu Sonnencreme, Kleidung und allerlei Schnickschnack, der überteuert an den Mann oder an die Frau mit simplen Geschmack und Lust gebracht wurde.

Sie schloss sich seinem Angebot an. Jem, der treuselige Barkeeper, brachte ihnen auf einen Wink hin neue volle Krüge. Eins musste man ihm lassen, er war gut in seinem Job. Aufmerksam, beobachtend. Nur etwas überbordend. Als Jem die Mon Cal-Gruppe sah, winkte er ihnen zu; zu seinen beiden Gästen gewandt, sprach er. "Wir haben hier auf Fresia eine kleine Siedlung der Mon-Calamari. Sie sind ein wenig eigenbrötlerisch, aber ansonsten ganz nette Leute. Sie trinken allerdings nicht so viel, nicht meine besten Kunden. Leben auf Finger's Mark" - er pausierte, realisierte mit wem er sprach und gab Kontext - "Finger's Mark ist eine Insel, voll mit Dschungel und unberührter Natur. Sieht von oben aus wie 'ne Hand, deswegen der Name, Finger's Mark, sagen zumindest alle, die mal da oben waren." Der Schnauzbartträger deutete mit einem leeren Krug nach oben, gen Himmel. "Aber ich war noch nie da oben, hier unten ist's viel gemütlicher. Mein Freund, der Clem, der hat auf Finger's Mark sein Unwesen getrieben; er meinte, es sei dort schön, natürlich, unberührt und friedlich. Was wohl Sinn macht bei einer Naturschutzzone, denke ich, wo keiner was absägen darf vom Wald. Aber gut, ich muss wieder 'rein, andere warten auch noch auf ihre Getränke! Guten Durst!" Der Mann - eine Naturgewalt ungewollten Geschichtenerzählens - verschwand wieder in der Kneipe hinter ihnen.

Jems Aussage überraschte Scytale ein wenig. Wie konnte man nur so stagnieren? Nie das Verlangen spüren den Planeten zu verlassen, zu verreisen, sein Glück in den Sternen suchen? Dieser Mann, so Scytales gnadenlose Analyse, würde sterben und nichts erreicht haben. Nicht mal sein Bier war nach ihm benannt - alles, was ihm einen Hauch von Ruhm und Ehre im Nachleben versprach, das verschenkte dieser Mann, der ein Schatten von dem bildete, was er mit Ehrgeiz und Ambition hätte sein können.

Hatte Serana das Laster des Rauchens, so verfolgten Scytale andere Dämonen. Seine unterschwellige, manchmal ausbrechende Doxomanie ließ ihn nach Höherem streben. Für ihn gab es nichts glorreicheres, als für das Imperium vollen Einsatz zu geben. Auch deshalb wurmte es ihn, dass Commodore Murata all das Prestige für die Schlacht um Tizon sammeln würde - der Grund, für seinen scharfen Kommentar vorhin. Selbst das Interview und die Fotosession mit KOMENOR konnten sein Gefühl der Entehrung nur wenig schmälern.

Zusammen stießen die beiden Captains mit den frischen Krügen an. "Auf das Imperium! Für den Imperator!" Das Klirren und die enthusiastisch gerufenen Worte wurden im Hintergrund vom Kreischen der nahen Möwen und dem entfernten Summen der belebten Kleinstadt begleitet.

Es blieb nicht bei zwei Bieren. In den folgenden Stunden unterhielten sich Serana und Scytale mal mehr mal weniger angeregt über viele - auch triviale - Dinge. Lernten sich kennen, diskutierten, mitunter sogar lachten. Die meiste Zeit jedoch genossen sie gemeinsam das gute Wetter, das friedliche Rauschen der Wellen und verscheuchten ab und zu eine Möwe, die sich ihnen wagemutig näherte.

Der Morgen war im Angesichte des extremst langen Standardtages nicht mal verstrichen, doch es fühlte sich wie eine (gute) Ewigkeit an. Sie vereinbarten sich am Nachmittag zu einem gemeinsamen Essen zu treffen. Ginge es nach der Rechnung des knapp 500-Stunden-Tages von Fresia wäre das Treffen erst in einer knappen Woche gewesen, doch sie waren sich schnell einig gewesen nach Möglichkeit an den eigenen Biorythmus festzuhalten.

Seine Begleitung erklärte ihr Ziel, sie wolle sich bis dahin etwas ausstatten, um für zukünftige Abenteuer der nächsten Fresianischen Stunden gewappnet zu sein. Für den Bastioner hingegen ging es auf einen ausgedehnten Spaziergang, der sich nach einer Weile in ein Joggen wandelte. Dafür war das Klima zu gut, um nur zu Laufen. Etwas Sport an nicht industriell aufbereiteter steriler Luft empfand er im Training besonders angenehm. Zwar trug er nicht seinLauf-Outfit, aber seine Schuhe waren adäquat, seine Kleidung locker und er selbst ein nicht ganz ungeübter Läufer, sodass ihm die Hitze den Schweiß nicht sofort vom Rücken trieb.

Die indirekt ihn umgebende Stille und das rythmische Setzen eines Schrittes vor dem anderen ließ Scytale nachdenklich werden. Die Gespräche mit der jungen Captain waren auf Augenhöhe. Eine Art Entspanntheit und auch ein kleines Stück von Sicherheit machte sich in ihm bemerkbar. Selten genug war das Gefühl, dass er die Schultern senken und die Bürden des Alltags ablegen konnte um einfach er selbst zu sein. Bei ihr schien es wie von allein zu klappen. Sie schien ihn nicht zu verurteilen oder besonders kritisch zu betrachten, im Gegenteil. Seine Idee und seine Ansicht zu den Yevethanern fand breite Zustimmung ihrerseits. Spannend fand Scytale dazu auch, dass ausgerechnet Serana diese Entspannung in ihm hervorrief, nicht Myra Juran, nicht Treeya Reed. Doch noch wusste er nicht, ob und wie er diese wachsende Vertrautheit und Verständigung mit ihr in seinem Kopf und Herzen einordnen konnte und vermochte. War das ein Keim einer wachsenden Freundschaft, oder doch etwas auf einer höheren Ebene?

Gedankenverloren und das Schreien der Möwen über ihn ignorierend, setzte er seinen Lauf fort.

[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Strand] Scytale Mentel, Möwen (NPCs)
 
Fresia - Hill City - Rancor's Cave - Serana, Scytale, Barkeeper Jem, Möwen


Begleitet von weiteren Anekdoten des Barkeepers traf weiterer Nachschub ein – zwei frische Krüge, klirrend abgestellt. Serana zog eine Braue hoch. Der Mann wusste offenbar, wie man Umsatz machte: servierte ungefragt weiter, erzählte dazu unterhaltsam und würde sich später beim Kassieren wahrscheinlich ins Fäustchen lachen. Er hatte wirklich Glück, dass die beiden imperialen Flottenoffiziere in Urlaubslaune waren. Und doch – seine Ausführungen über die abgelegene Dschungelinsel hatten etwas an sich. Auch wenn Serana gewöhnlich wenig für idyllische Natur übrig hatte und sich auf dampfenden Industrieplaneten meist wohler fühlte, klang Finger’s Mark… nicht ganz uninteressant. Wenn man die Mon Calamari gedanklich ausblendete, wirkte der Ort beinahe wie ein Geheimtipp.

"Auf das Imperium - für den Imperator"

Stimmte sie schließlich mit ein. Was sie im Vorfeld nie erwartet hätte: Sie blieben noch stundenlang sitzen. Die Zeit verging beinahe wie im Flug. Die Gesellschaft von Scytale erwies sich als überraschend angenehm – angenehm genug, dass sie kaum bemerkte, wie die Stunden verrannen. Es gab keine dieser typischen Gesprächslücken, kein peinliches Schweigen, bei dem niemand so recht wusste, was er sagen sollte und das überbrückt werden musste. Anfangs war es der Bastioner, der die Unterhaltung lenkte, während Serana sich – ganz gemäß ihrer Natur – eher beobachtend und kontrolliert gab. Doch je länger das Gespräch andauerte, desto mehr öffnete sie sich. Schließlich war es auch sie, die Themen setzte und das Zepter in die Hand nahm. Sie lernten einander kennen und das wirklich. Eine absolute Seltenheit, denn abgesehen von einer Handvoll Freunden und ihrer Familie öffnete sich die Offizierin von Etti IV im Grunde niemandem. Besonders nicht innerhalb ihrer Crew. War es auch der Alkohol, der sie etwas lockerte? Oder die Tatsache, dass es ihr manchmal so vorkam, mit dem anderen Captain fast schon ein männliches Abziehbild ihrer selbst vor sich sitzen zu haben - mit ein paar Abstichen, die sich mal mehr mal weniger stark herauskristallisierten.

Als sich ihr Aufenthalt in der Bar langsam dem Ende zuneigte, vereinbarten sie ein weiteres Treffen. Serana war direkt von der Vanguard gekommen, wo sie zuvor geschlafen hatte, bevor sie das Shuttle nach Fresia genommen hatte. Es war also noch früher Morgen gewesen, als sie eingetroffen und wenig später auf Scytale gestoßen war. Inzwischen war der Tag merklich vorangeschritten – sie befanden sich irgendwo zwischen spätem Vormittag und Mittag. Das nächste Treffen hatten sie für den Nachmittag angesetzt, in etwa vier Stunden. Eine ungewohnte Art der Zeitrechnung, doch angesichts der extrem langen Rotationen Fresias war ein gewisser mentaler Spagat unvermeidlich.

Nach dem Abschied von
Scytale begab sich Serana in die Boutiquen der Einkaufsmeile von Hill City. Von einem Kaufrausch konnte keine Rede sein – sie wählte mit kalkuliertem Blick aus, was sie für die nächsten Tage benötigte. Ein wenig Praktisches, ein wenig Stilvolles. Sie musste sich nicht finanziell einschränken, übertrieb es aber dennoch nicht. Mit zwei dezent gefüllten Taschen kehrte sie schließlich nach einer kurzen Gleiterfahrt in ihr Quartier im imperialen Komplex zurück. Ein Blick auf das Chronometer verriet: Noch etwa zwei Stunden bis zum Wiedersehen.

Eine weitere erfrischende Dusche folgte, dann das übliche Ritual – Haare, Make-up. Draußen stieg die Temperatur unaufhaltsam. Eine Abkühlung war trotz des verabredeten "späten Nachmittags“ nicht zu erwarten, denn Fresias Tagesabschnitte wurden mit jeder Stunde wärmer. Serana entschied sich für ein elegantes graues kurzärmeliges Oberteil, deutlich hochwertiger und schöner geschnitten als das schlichte Jersey aus den Trainingsräumen der Vanguard. Dazu eine weite, dunkle Stoffhose – angenehm leicht und etwas weiter, dadurch ohne bei der Hitze an der Haut zu kleben. Den Abschluss bildeten die neuen silbern-weißen High Heels: offen, stilvoll, teuer. Das exklusivste Stück ihres Einkaufs. Wie ihre Mutter einst sagte - nicht am Kleid und Schuhwerk sparen, denn darauf wurde vermutlich am meisten geachtet. Und da Serana keine Kleider trug, zumindest wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, blieb nur noch das eine. Vor dem Spiegel prüfte sie den Look. Ja, das kam ihrem Stil außerhalb des Dienstes und der Uniform schon deutlich näher.

Wieder verstrich die Zeit wie im Flug und die Stunde schlug schließlich. Serana zog die Sonnenbrille über und begab sich nach draußen und nahm den Gleiter zurück nach Hill City. Sie hatten vereinbart, sich vor einem gewaltigen Wasserbrunnen in der Nähe der Bar zu treffen. Serana stellte sich an einen schattigen Spot und überprüfte die Zeit. Sie war zu früh dran - typisch. Die durch den Schatten gedämmte Hitze Hitze drückte unterdessen angenehm und sie stand aufrecht und souverän, die Hände locker vor der Taille verschränkt. Ob
Scytale dieses Mal pünktlicher sein würde? Und bereits wusste, welches der zahlreichen Restaurants sie nahmen?



Fresia - Hill City - Wasserbrunnen - Serana, Touristen
 
[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Strand] Scytale Mentel, Möwen (NPCs)

Das Laufen entfaltete eine hypnotische Wirkung auf ihn. Der stete Rhythmus - linker Fuß, rechter Fuß, eine einfache monotone Aufgabe. Die Meter verschwanden unter seinen Füßen, die Möwen blieben, der Strand schier endlos vor ihm, bis er endlich zum Hafen zurückkehrte. Ein Blick auf das große Chrono neben der Karte von vorhin zeigte die aktuelle Uhrzeit. Knapp drei Stunden hatte er noch und er entschloss sich in Vorbereitung auf das gemeinsame Essen im Quartier frisch zu machen. Ein klein wenig Vorfreude spürte er schon. Die Gesellschaft, die Serana bot, war unerwartet belebend.

Nach einer schnellen Dusche sortierte er seine Klamotten. Die Hitze wuchs an, er entschied sich nach kurzem Überlegen für ein locker gehaltenes Outfit, mit dem er in fast jedes Etablissement passte: Eine dunkelblaue Jeans gepaart mit einem T-Shirt, unter dem sein trainierter Oberkörper angedeutet wurde, darüber ein offen getragenes schwarz-weiß-kariertes Hemd.

Im Datapad, das auf dem Schreibtisch lag, suchte er nach einer geeigneten Lokalität. Diesmal auf der Suche nach einer Alternative, einer, die weniger rustikal angehaucht war. Seine Suche endete ziemlich schnell. Auf einem auf dem namensgebenden Hügel von Hill City gab es ein Restaurant mit angeschlossener Bar. Der Name in High Galactic, "Summit's Taste", versprach den exklusiven Geschmack des Gipfels. Interessanter Name, fand Scytale.

Ein erneuter Blick auf das Wandchrono bestätigte ihm: Er würde pünktlich sein. Nicht mal eine halbe fresianische Stunde fand er sich in Hill City wieder. Am vereinbarteten Treffpunkt wartete schon Serana. Als er auf sie zulief, bemerkte er, dass sie tatsächlich die Gunst genutzt hatte, um sich etwas Elegantes zu besorgen und dies auch tatsächlich zu tragen. Mit den High Heels, die sie trug, wirkte sie ein Stück weit größer als zuvor. Fast war sie auf Augenhöhe mit ihm, obgleich noch einige Zentimeter fehlten. Vor ihr blieb er stehen, konnte sein Lächeln nicht verstecken. "Wow! Captain - Sie, ich meine Du siehst gut aus!" Für einen Moment ließ er das Kompliment im Raum stehen, bevor er sie einlud. "Sollen wir?"

Der Aufstieg zum "Summit's Taste" dauerte nicht lange. Vom Stadtkern, ihrem Treffpunkt, bis zum Restaurant brauchten sie keine zehn Minuten. Hill City, eine Insel mit Hügeln, die sich Gipfel nannten. Nach den Rancor-Geschichten von Jem mutete Fresia immer seltsamer an. Oder hatte er einen Sonnenstich?

Am "Gipfel" angekommen, bot er ihr seinen Arm an, bevor er die Tür für sie öffnete. "M'Lady", meinte er scherzhaft. Eine junge Frau, menschlich, dem Imperator sei Dank, führte sie zu ihrem Tisch an einer breiten Glasfront, von der aus beide einen ungestörten Ausblick auf das nicht enden wollende türkis schimmernde Meer hatten. Ganz der Gentleman rückte er ihren Stuhl zurück und vor, sodass sie Platz nehmen konnte. Erst nachdem sie saß, setzte er sich ihr gegenüber. Das Restaurant war selbst pragmatisch aber stylish eingerichtet. Ein Flair von Luxus und Moderne verband sich. Nur wenige Gäste hatten sich zu dieser Uhrzeit hierhin verirrt, sodass Serana und Scytale ein wenig Privatsphäre für sich hatten. Hinzu kam, das ihr Platz seitlich von einigen Pflanzen eingerahmt wurden, die eine natürliche Barriere zu den umliegenden Tischen bildete.

Die Kellnerin brachte ihnen beiden die Speisekarte. Zu Scytales Überraschung - oder Entsetzen - gab es tatsächlich eine Hauptspeise, dessen Hauptzutat ein Rancor-Flankensteak war. "Ich glaube ich verliere den Verstand..." murmelte er leise. "Ich bekomme bitte einmal das Steak Au Revoir Rancor." Interessiert blickte er zu seinem Gegenüber, neugierig auf ihre Wahl einer Mahlzeit.

Nachdem sie beide ihr Essen bestellten, näherte sich ihnen ein grauhaariger, kleiner, etwas rundlicher Mann. In der Hand eine Flasche, in der anderen zwei Weingläser. Das Etikett war verblichen, doch Scytale vermochte am Rande noch das Basic-Wort für "Wein" zu entziffern.

"Guten Tag die Dame, der Herr." Der Mann verbeugte sich leicht - erst gegenüber Serana, dann gegenüber Scytale. "Mein Name ist Jacen Rioso, ich bin der Sommelier des Hauses. Auf dem Weg zur Küche hat mir ihre nette Kellnerin freundlicherweise Ihre Wahl der Speisen verraten. Ich war so frei und bringe ihnen beiden vorab einen passenden Wein. Lassen sie sich nicht von den verblichenen Schriftzügen verunsichern, die besten Weine reifen eine lange Zeit, und ohh, dieser -" er pausierte und entkorkte den Wein, um ihn Atmen zu lassen - "ist ein sehr alter und weiser. Ich hatte nie zu hoffen gewagt, ihn tatsächlich einmal zu öffnen, doch ihre Auswahl passt einfach natürlich zu diesem Wein." Rioso goss gekonnt beiden den Wein ein. "Bitte sehr, genießen sie diese fruchtige Erfrischung - und bitte, genießen sie ihn wirklich. Der Wein hat im Altern Geduld gezeigt und verdient Respekt für seinen jahrzentelangen Dienst, der heute nun ultimativ sein fulminantes Ende in ihren beiden Gaumen finden mag. Nun denn, ich lasse sie beiden nun selbstverständlich alleine.. und keine Sorge, ihr Essen kommt in Kürze, die Küche bemüht sich." So schnell wie er kam, verschwand er und ließ zumindest Scytale etwas perplex zurück. Langsam hatte er es bis hier mit diesen überbordenden Persönlichkeiten, die auf Fresia ihr Unwesen trieben...

Skeptisch blickte der Bastioner auf die purpurne Flüssigkeit in seinem Glas. "Nun denn, worauf stoßen wir an?" fragte er sie, ein wenig unsicher, was sie jetzt feiern sollten - neben dem Sieg bei Tizon oder zum Wohle des Imperators, oder etwas gänzlich anderem?

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Fresia - Hill City - Wasserbrunnen - Serana, Touristen

Er war tatsächlich pünktlich. Und auch er hatte sich Mühe gegeben - nicht übertrieben, nicht aufdringlich. Ein lässiges, aber stilvolles Outfit - oder? Konnte das sein? Als er näher kam, erkannte sie es erst: ein Karomuster im Hemd. Zwar nicht kariert im Holzfällerstil, sodass er nicht gerade aussah, wie ein Feuchtfarmer aus dem Outer Rim. Aber es war immer noch ein Karomuster. Normalerweise hätte Serana sofort die rote Flagge gehisst. Doch je näher er kam, desto mehr musste sie sich eingestehen: Es stand ihm irgendwie. Vielleicht lag es daran, dass das Hemd offen getragen wurde und einen Blick auf das Shirt darunter – und dadurch eine Andeutung auf den Körper darunter – gewährte. Er jedenfalls wirkte hin und weg von ihrer Erscheinung - was sie ihm nicht verübeln konnte nach dem provisorischen Aufzug, in dem sie vorhin erschienen war. Serana selbst war nicht überrascht, denn sie wusste, dass sie attraktiv war. Es mangelte ihr an nichts: markante Züge, ausdrucksvolle Augen, volles dunkles Haar, ein athletisch-schlanker Körperbau – das Erbe guter Gene, disziplinierter Lebensweise und tadelloser Selbstinszenierung. Für sie war es selbstverständlich, gut auszusehen. Ob auf der Brücke ihres Kriegsschiffs, bei Banketten, Paraden oder im Privaten – Erscheinung war Teil der Haltung.
Doch jemanden näher an oder gar hinter diese makellose Fassade heranzulassen, die ihre Schönheit zugleich unnahbar und mysteriös wirken ließ, war selten. Und in Scytales Fall… schien sie genau das ein Stück weit zuzulassen.

"Sie auch, Captain. Und an Ihrer Pünktlichkeit haben Sie ebenfalls gefeilt“

Sie schenkte ihm ein herausforderndes Lächeln, bevor sie gemeinsam losgingen. Offenbar hatte Scytale bereits ein klares Ziel ins Auge gefasst – und Serana hatte keinerlei Einwand, ihm zumindest hier und jetzt die Führung zu überlassen. Dass es kein schlichtes Lokal sein würde, war schnell klar. Der Aufstieg, den sie dafür in Kauf nahmen, sprach Bände. Summit’s Taste, las sie stumm, als sie das elegante Gebäude erreichten. Bereits die Fassade verriet: Der Bastioner hatte sich nicht lumpen lassen. Das war wohl das exklusivste und vermutlich auch teuerste Restaurant der gesamten Stadt. Überraschung flackerte in ihren Augen auf, als sie ihn ansah – dann schmunzelte sie und schubste ihn fast schon spielerisch mit der Schulter leicht vom Gehweg vor der Tür, als er ihr den Arm anbot und sie mit übertriebener Förmlichkeit ansprach. Dennoch lenkte sie ein und hakte sich ein.

Der Empfang war gediegen und geschmackvoll. Ohne Hast, aber mit sicherer Routine wurden sie an ihren Platz geleitet. Serana bedachte die Kellnerin mit einem knappen, höflichen Nicken, bevor ihr Blick über die breite Glasfront glitt, hinter der sich das endlose Meer erstreckte. Eine Aussicht, die selbst sie für einen Moment innehalten ließ.
Scytale spielte sein galantes Spiel konsequent weiter – der perfekte Gentleman. Er rückte ihr den Stuhl zurecht, was ihr ein schmunzelndes Blinzeln abrang. Für einen flüchtigen Moment zuckte ihr der Gedanke durch den Kopf, ihn gegen den Tisch zu stoßen – rein aus Prinzip. Doch sie unterließ es. Nicht etwa nur aus Rücksicht, sondern weil er nun vorbereitet war und vermutlich wie ein Fels in der Brandung stehen geblieben wäre.

Einmal mehr offenbarte sich, wie ähnlich die beiden tickten – mehr, als es auf den ersten Blick sowieso schon den Anschein gehabt hatte. Beim Durchblättern der Speisekarte blieb Seranas Blick an exakt derselben Stelle hängen wie der ihres
Gegenübers. Sie musste ihn gar nicht erst ansehen, um zu wissen, was Scytale entdeckt hatte – und was ihn, kaum hörbar, beinahe fassungslos murmeln ließ. Seine Überraschung war spürbar, beinahe greifbar. Und seine Wahl? Für sie war sie vorhersehbar gewesen.


"Für mich das selbe"

Steak Au Revoir Rancor. Warum auch nicht? Die attraktive Kellnerin nahm ihre Bestellung mit einem Lächeln entgegen und verschwand leise, während die beiden Offiziere für einen Moment allein blieben. Serana lehnte sich gerade etwas zurück, bereit, den Blick aufs Meer oder auf ihr Gegenüber zu genießen, als sie plötzlich eine Stimme aus ihren Gedanken riss. Ein Mann näherte sich, ein kleines, rundliches Exemplar mit ergrautem Haar, zwei Gläser und einer Weinflasche in den Händen. Serana nickte ihm höflich zu – reserviert, aber nicht unhöflich. Doch dann begann er zu sprechen.

"Mein Name ist…“

Oh nein.

Serana ließ ihre reserviert-höfliche Fassade nicht bröckeln – doch warf
Scytale einen kurzen Seitenblick zu, der Bände sprach. Offenbar war es auf Fresia Tradition, dass gastronomisches Personal beim ungefragten Servieren der Drinks und des Weins erst einmal ihre komplette Lebensgeschichte rezitierte. Ganz egal, ob in einer Surferbar oder in einem hochklassigen Gourmetrestaurant. Dieser Wein jedenfalls musste der beste sein, den Serana jemals getrunken hatte, wenn man seinen Worten folgte. Alles andere wäre nun eine Enttäuschung gewesen. Mit einem lächelnden Nicken, das Aufschluss darüber gab, dass die junge Offizierin die gemeinsame Zeit mit Scytale genoss, dankte sie dem Sommelier trotz der offensichtlichen Fresia-Marotte. Der Captain jedoch blieb offensichtlich skeptisch zurück und sah den Wein an, als würde er gerade sein gesamtes Leben überdenken. Sie verkniff sich, ihn neckisch und herausfordernd aufzuziehen und griff nach dem Glas.

Der Wein war ein roter - dem Imperator sei Dank.
Scytales Frage kam wie gerufen.


"Wir sollten auf Dich anstoßen, Scytale..."

Ein Lächeln spielte sich um ihre Lippen.

"... den wahrscheinlich einzigen Mann im Imperium, der in einem Edelrestaurant Karo-Muster tragen kann, ohne dabei befremdlich auszusehen"


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[Kernwelten - Torranix-Sektor - Fre'ji-System - Fresia - Hill City - Summit's Taste] Scytale Mentel, Serana Krytal

Ihr Toastvorschlag ließ ihn überrascht eine Augenbraue hochziehen, nur um schlagartig wieder zu fallen. Ihre Neckerei in Bezug auf sein Hemd war frech und ein erfrischender neuer Wesenszug von ihr, der so bisher noch nicht durchgeschienen war.

Mit einem schelmischen Lächeln erwiderte er. "Nun denn - danke - dann auf, ein Toast auf den König der Karohemden? Oder doch lieber auf den heutigen Tag - möge er niemals enden?" Klirrend trafen sich die Gläser und sie stießen gemeinsam an. Der Trinkspruch wirkte fast schon prophetisch.

Nachdem beide einen ersten Schluck des vollmundigen Rotweins nahmen, nickte der Bastioner anerkennend. "Nicht schlecht - ich bin längst kein Weinkenner wie unser Mr Rioso hier, aber der schmeckt gar nicht so verkehrt. Ich gebe zu, mir fehlen die Worte den Geschmack akkurat zu beschreiben. Ich hoffe das kannst du mir verzeihen", bot er ihr grinsend eine Entschuldigung, um seine neu entwickelte Abscheu für seine Appetitlosigkeit gegenüber weiteren ausführlichen und zudem ungefragten Erläuterungen der fresianischen Art Ausdruck zu verleihen.

Sein Blick richtete sich hinaus auf die Wellen des Ozeans. "Ich werde mich wohl nicht daran gewöhnen können, dass das hier wie eine Seuche herumgeht. Dieses - du weißt schon - Erzählen von Legenden und Geschichten, bevor man etwas zu Essen oder Trinken bekommt. Gut, zugegeben, das ist keine repräsentative Studie, die wir durchgeführt haben, aber ja, du verstehst was ich meine, nicht?" Interessiert wanderte sein Blick zu Serana.

"Doch", kurz pausierte er und sein Blick wurde nachdenklich. "Diese Wesensart, wenn sie denn wirklich so ausgeprägt ist, ist ein Zeugnis für die Vielfalt des Imperiums. Ich muss sie nicht gutheißen, mir muss sie nicht gefallen, aber es ist eine Eigenart dieses Planeten. Ich glaube zwar nicht an solche Thesen wie "Vielfalt macht uns stark" - aber es ist nicht zu leugnen, dass jedes Volk, ob schwach oder stark, seinen Teil zur Macht des Imperiums beiträgt. Hier zum Beispiel" - er nickte in Richtung der entfernt sichtbaren Rauchschwaden, ein Nachweis der industriellen Anlagen - "hier bauen sie TIE-Fighter. Und nach den Kämpfen im Koornacht-Cluster können wir jeden einzelnen gebrauchen. Gäbe es Fresia als Werftwelt nicht, müssten wir unsere Sternenjäger woanders produzieren. Und manche Völker sind der natürlichen Ordnung dazu bestimmt, uns zu dienen und sich unserem Willen zu beugen. Die Yevethaner, als Beispiel, sind gute Tunnelgräber, was vielleicht ihrer Insektennatur entspringt - sie können gut benutzt werden, um in den Minen wichtige Erze und Mineralien zu fördern, die wir für den Ausbau unserer Flotte gut gebrauchen können. Minderwertigkeit ist, so finde ich, nicht gleichzusetzen mit Nutzlosigkeit."

Kurz atmetete er tief durch und merkte, dass er wieder mal einen Monolog führte. Mit einem Gesichtsausdruck des ehrlichen Interesses sah er Serana an. "Was meinst du dazu?"

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Sie ließ das Glas noch einen Moment in der Hand kreisen, bevor sie es anhob und mit ihm anstieß – das Lächeln auf ihren Lippen war dezent, aber unübersehbar. Routiniert nahm sie einen ersten Schluck, so selbstverständlich wie früher an jenen Abenden mit ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrem Bruder – damals fast immer begleitet von teurem Wein. Kurz nickte sie auf seine Worte hin. Scytale hatte recht, der Wein war nicht schlecht. Auch wenn ihm die passenden Begriffe fehlten, um das Bouquet zu beschreiben, bat er auf seine eigene Art und Weise charmant um Verzeihung. Serana hielt in der Bewegung inne, sah über den Glasrand hinweg zu ihm – einen Moment lang, als wartete sie darauf, ob er es doch noch versuchen würde.

"Kräftig, aber nicht aufdringlich. Sanfte Meiloorun, feiner Hauch von schwarzer Jogan-Beere. Ein leichter Hauch von Tabak vielleicht – aber dezent genug, um nicht davor zu strotzen."

Früher hatte sie es reichlich amüsant gefunden, wenn ihre Eltern über den Geschmack fachsimpelten. Für sie war Wein einfach Wein gewesen. Im Grunde war das noch immer so – doch mit den Jahren hatte sie dann irgendwann doch ein grundlegendes Gespür für Unterschiede entwickelt. Gewollt oder nicht und vielleicht ließ sich Scytale ja davon beeindrucken. Ein wenig über ihre Herkunft wusste er ja bereits. Serana saß entspannt, aber mit der ihr eigenen aufrechten Haltung. Elegant hatte sie ein Bein über das andere geschlagen, während das Licht sanft und von ihr beabsichtigt über die freie Haut in ihren eleganten Schuhen glitt. Scytale ließ sich unterdessen ausgiebig über die Eigenheit auf Fresia aus, jeden Akt des Getränkeservierens in ein Epos zu verwandeln. Sie quittierte seine Tirade mit einem knappen Nicken und nahm einen weiteren, kleinen Schluck. So sehr er ihr manchmal ähnlich war – in anderen Momenten schien er sich regelrecht zu verrennen. Erst der Monolog, dann das Bedürfnis nach Zustimmung. Oder nach milder Verzeihung. Serana fand das fast rührend. Der große, starke und durchtrainierte Vorzeigeoffizier schien auf der Brücke seines Schiffes vollkommen in seinem Element zu sein – aber außerhalb davon? Da wirkte er manchmal, als müsse er sich erst orientieren. Als gäbe es da mehr Unsicherheit, als er je zugeben würde. Und trotzdem: Er glänzte immer wieder. Heute vielleicht nicht gerade in diesem Moment – je länger sich sein Gedankengang ausbreitete, desto deutlicher wurde es. Aber sie störte das nicht.

Zwischen dem Wortschwall war da jedoch wieder dieser Ausdruck der Selbstverständlichkeit imperialer Überlegenheit und Dominanz. Jene Seite des
Captains, die ihr immer wieder einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. Inzwischen war auch das Steak serviert worden, flankiert mit diversen ansehnlichen Beilagen. Der Duft war ebenfalls vielversprechend.

"Was ich dazu meine?"

Wiederholte sie seine Frage beiläufig, während die beiden das silberne Besteck bereitmachten.

"Habe ich das richtig verstanden – du glaubst, die Werftarbeiter hier inszenieren jeden Produktionsschritt als dramatisches Epos?“"

Sie schmunzelte, während das Messer mühelos durch das zarte Fleisch glitt wie durch warme Butter.

"Wenn ich raten müsste: Der Werftarbeiter auf Fresia unterscheidet sich vermutlich nicht allzu sehr von dem auf Fondor. Oder Kuat. Aber dafür umso mehr vom Yevethaner..."

Sie bewegte geschmeidig die Gabel, darauf wartend, dass
Scytale sich ihr zeitgleich anschloss.

"Obendrein meine ich aber auch, dass Ihre Monologe ihren eigenen Charme haben, Captain"

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Anerkennend nickte er ihr zu, nachdem sie gekonnt die Analyse des Weines abschloss. "Da scheint sich jemand mit ihren Weinen auszukennen. Chapeau, Captain!"

Inzwischen servierte man ihnen beiden je das Rancorsteak mit Beilagen. Die rostbraune Textur unter dem aufsteigende Fleischdampf und der damit verbundenen Duft versprach die Enttäuschung über die ausgestellte Klaue des Artgenossen von vor einigen Stunden zu lindern. Mit dem Messer schnitt er entsprechend der Faserung durch das Steak. Der erste Bissen folgte und schmolz vor Zärtlichkeit regelrecht in seinem Mund dahin. Für einen Moment genoss er kauend den Geschmack, bevor er schluckte und zu Seranas Aussagen Stellung bezog.

"Nun, nicht direkt. Ich halte diesen Auswuchs Überschwänglichkeit für eine lokale Eigenart. Wie du sagtest, der Werftarbeiter auf Fresia unterscheidet sich nicht viel von denen in anderen Werften. Ich hoffe doch, dass unsere Vorarbeiter zumindest dafür Sorge tragen, dass sich diese Epen auf die Restaurants und Geschäfte auf Fresia beschränken. Manch ein Tourist mag dies ja auch gefallen, mehr oder weniger - vielleicht macht das für einige auch den Charme dieser Wasserwelt aus. Ich gehöre jedenfalls nicht zwingend dazu." Scytale zuckte mit den Schultern.

Kurz lehnte er sich in seinem Sitz zurück und nippte an seinem Wein. "Ich möchte jetzt ungern einen Vortrag über die genetische und damit einhergehende rassische Unterlegenheit der Yevethaner halten. Ich glaube aber, dass man sie noch nutzen kann. Natürlich erst nach dem wir ihre Welten verheeren und ihre illegalen Siedlungen auf Galantos und anderen Welten niedergebrannt haben, versteht sich."

Kurz pausierte er und konzentrierte sich darauf, seinen Rancor in mundgerechte Stücke zu zerlegen. Das im Inneren rosa gebratene Stück Fleisch teilte sich unter dem scharfen Messer ohne nennenswerten Widerstand zu leisten. Der Saft quoll hervor und zeugte von der Qualität. Ein gutes Stück Rancor. "Wenn meine Monologe zu lang sind, fühle frei mich zu unterbrechen..", reagierte er auf ihren Charme-Kommentar, den er im ersten Moment weder im Bereich Ironie noch der Galanterie verorten konnte - und lächelte sie kurz an.

Nachdem ein weiterer Bissen des delikaten Fleisches zwischen seinen makellosen weißen Zähnen verschwand, fuhr er mit seinen Gedanken zum Umgang mit den Yevethanern fort. Sein Ton fest, keine Zweifel daran lassend, dass das, wovon er sprach,. er ernst meinte: "Das kollektive Gedächtnis dieser Insekten muss lernen, dass man sich uns nicht widersetzt. Am ehesten gelingt dies, indem wir die jetzige Generation der Erwachsenen von der Planetenoberfläche brennen. Die nachfolgenden Generationen dürfen in einem lehrreichen Moment zusehen, wie ihre Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln unter den Stiefeln des Imperators zerquetscht werden. Durch rigorose Bestrafung aller werden sie zu mustergültigen Dienern der Neuen Ordnung. Erst danach können wir sie in unserem Sinne zu einem nützlichen Arbeiterkollektiv heranwachsen lassen, das in unseren Bergwerken die notwendigen Ressourcen abbaut und damit unsere ewighungrigen Werften und Schmieden befeuert." Um den Geschmack des Rancor hinabzuspülen, nahm er einen weiteren Schluck des purpurnen vollmundigen Weines. Ein Hauch von Tabak verweilte für einen Moment auf seiner Zunge, nachdem er das Kristallglas absetzte. "Der Wein ist wirklich gut", meinte er und blickte seine ranggleiche Begleitung wieder an. "Serana, ich glaube an eine feste unumstößliche Ordnung im Universum. Eine natürliche Hierarchie. Jedes semi-intelligente Volk, jede Spezies hat ihren angestammten Platz. Unserer, der der Menschen ist natürlich an der Spitze. Alle nichtmenschlichen Xenos sind de facto minderwertig und uns untergeordnet, aber haben eine Chance ihrer Existenz einen Sinn zu verleihen. Das bedeutet zu erkennen, wo der eigene Platz ist. Die Indigenen des Koornacht-Clusters haben ihren Platz in der Galaxis verkannt, dachten sie seien mehr wert, als unter unseren Stiefeln zu kriechen, wie es sich eigentlich für sie gehört."

Neben dem Fleisch waren die Teller auch mit geschmacklich ergänzenden Beilagen drapiert. Auch an diesen tat Scytale sich kurz gütlich, bevor er sein Gegenüber wieder anblickte und seine Sicht der Welt weiter erläuterte. "Die Hauptaufgabe eines jeden Volkes, von Natur aus, ist die bedingungslose Hingabe der Arbeitskraft, der eigenen Ressourcen, der eigenen Bevölkerung zugunsten ihres Alpha an der Spitze der Nahrungskette. Und im Gegenteil sorgt ihr Meister für Sicherheit, Wohlstand, Frieden. Sie geben, wir belohnen. Ein simples Spiel der Natur.

Ohne eine Gefühlsregung über das ebengesagte zu zeigen, verspeiste er in Ruhe die letzten Reste des Rancors. "Ich hätte nie gedacht, dass ein fresianischer Rancor so gut schmecken kann..."

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Nachdem sie sich das kleinen präzises Stück abgeschnitten hatte, führte sie es synchron mit ihrem Gegenüber mit einer beiläufigen Eleganz zum Mund und kaute langsam. Das Fleisch war so fein, wie es aussah, roch und sich schneiden ließ – zart, saftig und auf den Punkt gegart. Der kräftige und rauchige Geschmack des Rancorfleischs wurde durch eine dezente Marinade veredelt. Kein überladenes Massaker an zu vielen verspielt eingesetzten Aromen, sondern gekonnt reduziert – so wie sie es mochte. Die Beilagen, ein kleiner gemischter Salat, karamellisierte Balopilze und ein zartes Püree aus Schoten, harmonierten erstaunlich gut. Sie nahm einen weiteren, kleinen Schluck des Weins und genoss ihn besonders. Die fruchtige Note, gepaart mit dem Hauch Tabak, ergänzte die rauchige Note des Fleisches.

Unterdessen setzte Scytale seine Ausführungen fort. Serana hatte nur, beschäftigt mit der wirklichen köstlichen Speise, den Kopf geschüttelt, als Scytale sie indirekt fragte, ob seine Monologe zu lang sein. Serana war selbst, abgebrüht und nicht gerade zimperlich. Aber Scytales Monolog war selbst für sie eine Nuance zu entblößend, zu unverblümt – zumindest in einem öffentlichen Lokal. Natürlich sollte sich ein stolzer Imperialer auf einer imperialen Welt nicht verstecken und seinen imperialen Stolz nur unter vorgehaltener Hand äußern dürften. Und ja – sie genoss es durchaus, diesen Stolz aus seinem wohlgeformten Mund zu hören. Aber entweder hatte er vorhin bemerkt, dass er ihr damit einen wohligen Schauer über den Rücken gejagt hatte – und versuchte nun, diesen Effekt gezielt zu wiederholen. Oder er redete sich schlicht in Rage und vergaß alles um sich herum.

Ein paar Unterschiede zwischen ihnen traten nun doch deutlicher zutage.
Scytale war – so seltsam es in seiner martialischen Ausdrucksweise auch erschien – beinahe ein Idealist. Ein Romantiker. Er glaubte an Ordnung, an Hierarchie, an den natürlichen Platz der Menschen an der Spitze - und an vieles mehr. Serana hingegen war durch und durch Opportunistin und Machiavellistin. Sie glaubte an nichts. Sie wusste nur Dinge. Und tat Dinge.
Für sie war das Imperium kein Ideal, sondern ein Werkzeug. Sie hatte keine Illusionen über Ordnung oder Naturgesetze – nur über Macht und Gelegenheit. Was funktioniert, ist richtig. Was schwach ist, wird zerquetscht – nicht, weil es die Ordnung verlangt, sondern weil man es kann. Für sie war das Imperium eine Maschine, die sie zu bedienen wusste. Ihre Loyalität galt nicht einer Idee, sondern dem Nutzen, den sie daraus zog.
Tief in ihrem Inneren war sie der yevethanischen Rebellion fast dankbar – nicht wegen ihres Widerstands und ihrer Barbarei, sondern weil sie dadurch zerschlagen werden durfte. Und weil sie dadurch ein Teil davon sein konnte. Für
Scytale war das Imperium ein Ideal. Für Serana eine Frucht, die man endlos auspressen konnte. Eine wunderschöne, fein geölte Kriegsmaschinerie, die sich selbst zum Selbstzweck diente - und jenen, die intelligent und stark genug waren, daran zu partizipieren. Natürlich stimmte auch sie mit der Doktrin überein. Ein einziger Blick auf die republikanische Propaganda reichte schließlich aus, um ihr Brechreiz zu verursachen: Demokratie, Freiheit, Grundrechte, Vielfalt, Werte. Widerwärtig. Besonders im Kooperationssektor, wo einige subversive Kräfte mit dieser widerwärtigen Ideologie übereinstimmten, bekam man ja so einiges mit. Jedenfalls gingen in diesem Punkt die Philosophien der beiden Offiziere ein wenig auseinander.

Serana haderte damit, ihr Gegenüber in ihre Welt eintauchen zu lassen. Sie ließ das Besteck kurz ruhen und drehte das Glas langsam zwischen den Fingern. Ihre Stimme war ruhig, ohne jede Schärfe.

"Krieg gegen die Feinde des Imperiums ist notwendig. Ohne Dominanz keine Ordnung. Ohne Expansion keine Kontrolle."

Sie machte eine kleine Pause und blickte über den Glasrand hinweg zu ihm.

"Aber… ich frage mich manchmal, ob ein Zustand vollkommener Ordnung überhaupt erstrebenswert ist.“

Für einige sicherlich. Aber nicht für sie.

"Totale Ordnung bedeutet Stillstand. Und Stillstand macht schwach. Vielleicht ist es sogar die Aufgabe mancher Glieder in der Nahrungskette, sich gegen die über ihnen zu erheben – nicht, weil sie eine reale Chance hätten, zu siegen, sondern um die an der Spitze zu schärfen. Ihnen die Gelegenheit zu geben, den Zustand der Unordnung zu nutzen. Meinst Du nicht?"

Serana war gespannt, wie ihr Gegenüber reagierte. Würde er einen Kulturschock bekommen? Zustimmen, um ihr zu gefallen? Empört widersprechen? Sie schmunzelte leicht und nippte am Wein.


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Zustimmend nickt er ihr zu. Krieg, der Motor des Fortschrittes, war unausweichlich. Der Friedensvertrag von Umbara ein Bremsklotz.

Serana stellte nun eine Frage in den Raum, auf die Scytale nicht sofort eine Antwort parat hatte. Vollkommene Ordnung, ein Ideal, das er für die Galaxis begehrte - sollte dies nicht erstrebenswert sein? Sein Gegenüber holte etwas weiter aus, verglich totale Ordnung mit Stillstand, einem Synonym für Schwäche. Sie ergänzte, es sei natürlich, dass die Niederen aufzubegehren versuchten. Doch nicht, weil sie die Hierarchie zerstören vermochten, vielmehr um den Naturgesetzen folgend die Schwachen in den Reihen der Spitze zu testen, sie zu identifizieren und sie auszusieben.

"Hm, ich kann deine Sichtweise durchaus nachvollziehen und ihr etwas abgewinnen", sprach er und erinnerte sich an die erste Schlacht um Galantos. Wie die Zurschaustellung des doch konzentrierten Angriffes der Xenos Menschen wie den Feigling Darrenholm als schwächstes Glied in der Kette entblößte.

"Wenn ich ehrlich bin, dann ist die totale Ordnung natürlich eine Utopie, ein Idealzustand, den wir nur mit viel Mühen erreichen werden. Du hast nicht ganz Unrecht, Serana." Sein Besteck weglegend, wischte er sich den Mund mit der Serviette ab. "Folgen wir deiner These, dass aus Ordnung Unordnung wird, um die Spitze zu schärfen, wie du sagst - dann hat der Kampf um den Cluster - so verlustreich er auch war - die Schwachen ausgesiebt und gestärkt. Sagt dir der Name 'Silas Darrenholm' etwas? Er war Kommandeur eines Strike-Kreuzers, der bei der Verteidigung von Galantos die Flucht ergriff. Er war schwach, und zahlte später mit seinem Leben. Vor einigen Monaten dann war der Stapellauf der Allegiance, einer neuen Kommandoklasse - so kann ich, deinem Gedanken folgend durchaus verstehen, was du meinst."

Der Bastioner nippte an seinem Wein, bevor er fortfuhr. "Der Aufstand ist der Auslöser, der zur Schärfung der Spitze führt, Darrenholm, die Verkörperung von Stillstand und Schwäche, und der Stapellauf das Resultat. Gestärkt, gereinigt gehen wir hieraus hervor."

Ob sie seine Sichtweise verstand? Zwar verstanden sie sich im Grunde nicht schlecht, doch hier schien sich ein erster Abgrund zwischen ihnen aufzutun, selbst als Scytale Empathie und Verständnis für ihre Weltsicht aufbrachte. Aus Sicht Seranas war Ordnung stets temporär, weil es Instabilität erforderte, um Stärke zu erhalten.

"Dennoch, ich glaube, das wir der Utopie der totalen Kontrolle zuarbeiten sollten. Auf der anderen Seite, greift dann, deiner These zufolgend, korrigierend die Natur ein. Provoziert, testet uns, hält uns auf den Beinen." Verdammt. Es schien Sinn zu ergeben. Natürlich war er Mann genug einzusehen und zu akzeptieren, wenn eine Theorie mehr Sinn ergab als die von ihm vertretene. In diesem Fall jedoch schienen sich beide zu verbinden. Eine Synthese zweier Denkschulen?

Die laufende Diskussion empfand Scytale als anregend. Der Kampf der Geister, wenn auch freundschaftlich, sorgte für eine produktive Überprüfung seiner eigenen Thesen.

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Der Captain lernte schnell. Ohne empört auf ihre Sicht der Dinge zu reagieren, aber ebenso wenig gefallsüchtig oder bereit, seine eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen, erklärte er ruhig, dass er ihre Perspektive nachvollziehen könne. Ein Mann, der – zumindest in privaten und vertrauten Momenten – der Kunst des brotlosen Philosophierens offensichtlich nicht abgeneigt war, zeigte sich naturgemäß offener für alternative Denkansätze. Serana selbst war das fremd. Sie führte Gespräche nicht, um dazuzulernen. Wenn sie neues Wissen benötigte, griff sie zu einem Handbuch, analysierte Datensätze oder suchte nach Expertenmeinungen. Austausch um des Erkenntnisgewinns willen war ihr fremd – zumindest in dieser Form.

Die ursprüngliche Denkweise ihres Gegenübers erinnerte Serana entfernt an die eines einfachen Gefreiten der Bodentruppen – jemand, der Frau und Kinder in der Heimat zurückließ, um für "Frieden und Ordnung“ zu kämpfen. Ein einfacher, beinahe naiver Bewältigungsmechanismus, mit dem sich die gewöhnlichen Massen steuern ließen. Für Serana jedoch – Offizierin aus gutem Haus und geprägt von der kühlen und ökonomischen Rationalität des Kooperationssektors – war das eine niedere Perspektive. Sie hielt sich für überlegen, ja beinahe aristokratisch. Sie zog nicht in den Krieg, um irgendeinem Ideal zu dienen. Sie zog in den Krieg, um zu siegen. Scytale hatte gesiegt – an ihrer Seite. Er hatte sich als stark und fähig erwiesen. So stark – und dabei so unerträglich gut aussehend –, dass allein seine Nähe ausgereicht hätte, sie in den Wahnsinn zu treiben. Wäre da nicht diese eiserne Beherrschung, die sie sich selbst auferlegte. Warum also kein Denkanstoß, um seine Motivation etwas zu ... rationalisieren?

Scytale hatte bereits aufgegessen und das Besteck ordentlich zur Seite gelegt. Serana nutzte seine Ausführungen, um in Ruhe das restliche Viertel ihres hochwertigen Steaks zu verspeisen – präzise geschnitten, genüsslich gekaut. Bei dem Namen, den er erwähnte, klingelte etwas. Silas Darrenholm. Eine Hinrichtung, die öffentlichkeitswirksam inszeniert und imperiumweit übertragen worden war. Dass Scytale ausgerechnet dieses Beispiel aufführte, legte nahe, dass er an der Jagd auf den Mann beteiligt gewesen war – wenn nicht direkt, dann zumindest auf operativer Ebene. Seine Stationierung bei der Neunten Gefechtsflotte und die langjährige Stationierung im Koornacht-Sektor sprachen ebenfalls dafür.

Und für Serana war das besonders interessant. Sie wusste, dass der
junge Offizier in den Kämpfen gegen die Xeno-Schwarmintelligenz schwere Verluste hatte hinnehmen müssen. Er hatte jedenfalls verstanden, worauf sie hinauswollte – was sie mit einem knappen, anerkennenden Nicken quittierte.

"Du hast bei der Jagd auf diesen Darrenholm mitgewirkt, nicht wahr?“

Der Gedanke, wie dieser schöne junge Captain entschlossen und eisern seine Brücke auf der Jagd nach dem fahnenflüchtigen Verräters befehligte... beim Imperator. Äußerlich reserviert und diszipliniert, ließ sich Serana nichts von derlei impulsiven Gedanken anmerken. Keine Muskelzuckung verriet, dass sie sich einen winzigen Moment lang in einer Phantasie verloren hatte, die sie sich selbst nicht eingestehen würde. Sie hob das Glas an die Lippen, trank langsam und beinahe genüsslich. Ihre Stimme, als sie wieder sprach, war ruhig, doch in ihren graublauen Augen lag ein feines, kaum wahrnehmbares Glimmen.

"Ein Mann, der seine Pflicht nicht nur kennt, sondern sie auch ausführt. Ohne Zögern. Ohne Selbstmitleid. So etwas ist… selten geworden.“

Ein Kompliment? Vielleicht. Und nicht das erste das sie ihm heute gemacht hatte. Ihre Augen verweilten kurz auf ihm, prüfend, aber nicht wertend.

"Würde das Imperium seine Offiziere klonen, wärst du eine meiner ersten Wahlen"


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Der Name Darrenholm war ihr bekannt. Wenig verwunderlich, wenn Scytale bedachte, dass dessen Gerichtsverhandlung und seine sich anschließende Hinrichtung medial maximal verwertet wurden, um die angeschlagene Moral der Streitkräfte nach Galantos aufzubessern. Auch war es wichtig, trotz der verlustreichen Schlacht das Imperium als stark und geeint zu präsentieren, um die Niederlage als eine simple Fleischwunde zu verkaufen. Nur jene, die dort ihr Blut ließen, wussten, wie desaströs die Verteidigung – und letztlich der Verlust – von Galantos wirklich verlief. Eine Zeit, über die er ungerne sprach.

Sie fragte nach seiner Beteiligung an der Jagd. "Ja, ich war dabei. Galantos war... kein Spaziergang. Doch die Front verlassen und seine eigenen Kameraden im Stich lassen, um zu desertieren? Ein Schwächling. Unsere Eingreiftruppe konnte seinen Strikekreuzer erst nahe Metellos am Rande der Grenze zur Neuen Republik stellen. Erbärmlich für einen jeden Offizier, der auch nur etwas Selbstachtung hat." Sein Tonfall zeigte einen Hauch von Verachtung. "Doch, nach deiner Theorie, nennen wir sie das Serana-Theorem, war dieses Ereignis ein Prozess der natürlichen Selbstheilung, aus der wir am Ende stärker herausgingen." Mit der Namensgebung versuchte er ihre gemeinsame Diskussion für den Moment aufzulockern.

Seine Augen verengten sich kaum merklich, als sie seinen Diensteifer als rar vorkommende Eigenschaft bezeichnete. Ein spezielles Kompliment – im Fall von Offiziersklonen stünde er wohl ganz oben auf ihrer Liste. "Vielen Dank, Serana. Dein Kompliment kann ich nur erwidern", entgegnete er und bedachte sie mit einem warmen Lächeln. "Denkst du, du kommst mit gleich zwei meiner Sorte klar?", fragte er sie, seine Worte offensichtlich als Scherz gemeint

Er nahm einen kurzen Schluck und goss dann sowohl ihr als auch sich selbst aus der Weinflasche nach. "Die letzten Stunden mit dir waren sehr aufschlussreich – im besten Sinne! Von den Momenten bei Tizon, wo wir beide im Interview mit Ziryl eine kleine Show abgaben, bis zu unserem kleinen Umtrunk in der Bar und dem heutigen gemeinsamen Essen. Du bist nicht nur ein beeindruckender Anblick – du schaffst es auch, aus uns zwei Individualisten so etwas wie ein Wir zu machen. Fast schon unheimlich." Wie war es möglich, dass ein Blick von ihr mehr Wirkung entfaltete als jede militärische Ansprache?

Sein Blick blieb an ihren graublauen Augen hängen. Ihre Blicke trafen sich. Einen Augenblick lang gab es nichts außer dem Glanz in ihren Augen – kein Krieg, kein Imperium, kein fresianischer Essensgruß. Er wusste, dass es gefährlich war, zu viel in einen Blick hineinzuinterpretieren. Aber in diesem Moment... tat er es trotzdem. Zuneigung. Wärme. Nähe.

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