Nkllon (Athega-System)

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask aufgeknüpft

Gantou bemerkte, wie der Gefangene bei ihren Worten kurz zuckte. Aber ansonsten hing er regungslos an den Kabeln, die seine Handgelenke fesselten. Es musste schmerzhaft sein. Aber kein Laut der Klage kam über die Lippen Slicers. Stattdessen lächelte er bitter, schien sie sogar zu verhöhnen, als er bezweifelte, dass sie ihn laufen lassen würde. Und er fuhr fort:

„Weißt du, was das Problem mit deinem Plan ist? Er klingt nach Kontrolle. Nach Macht. Aber in Wahrheit bist du genauso gefangen wie ich. Du hast gesehen, was das System gesagt hat. Die Plattform driftet. Dein Druckmittel? Weg. Und wenn Die Stationsleitung klüger ist, als diese aussieht, dann weiß er es längst.“

Gantou musste ein Fluchen unterdrücken, stand stattdessen ruckartig auf, sodass der Stuhl nach hinten rutschte. Wut wallte in ihr auf. Wut auf diesen verdammten Schrotthaufen, auf dem sie nun schon so lange festsaß und der sie nun mit in den Abgrund zu reißen drohte; Wut auf die Organisation, die ihr einen Scheiß-Auftrag nach dem nächsten gab, nur weil sie scheinbar zu wenig charismatisch oder hinterhältig war, um weiter in ihren Rängen aufzusteigen, oder weil sie einfach nicht genug Credits hatte. Und Hass auf diese kleine, dreckige Ratte, die sie anscheinend so schnell durchschaut hatte, wieder einmal jemand, der schlauer, hinterlistiger war als sie selbst. Sie wollte ihn schlagen, sein Flehen hören, dass er bettelte, ihr helfen zu dürfen.

Aber sie zwang sich zur Ruhe. Sie ging in dem kleinen Raum auf und ab. Es wäre besser, wenn er nicht sah, wie sehr er sie provozierte. Wahrscheinlich war das sein Ziel. Verdammt, es würde schwierig werden, schwieriger als sie gedacht hatte. Wieder einmal.

Sie dachte nach, während der Umbaraner sie beobachtete. Woher nahm er seine Sicherheit? Er war nicht allein hierhergekommen. Wenn tatsächlich alle Eindringlinge unter einer Decke steckten, und die Show auf der Landeplattform nur Ablenkung war, dann hatte er zahlreiche Verbündete auf der Station. Aber das Ganze passte immer noch nicht ganz. Besonders dieser Darth Sikarius passte ganz und gar nicht ins Bild. Der Streit zwischen ihm und Nick Cage war echt gewesen, kein Schauspiel.

Ziemlich sicher war, dass zumindest die Unruhestifter, die zuvor in den tieferen Zonen gewesen waren, mit der Ratte zusammenarbeiteten. Aber hier im Büro war kein Sicherheitsterminal, auf dass sie einfach zugreifen konnte, um herauszufinden, wie es dort aussah. Und auch der Komkanal war im Büro des Stationsleiters unterdrückt, um eine gewisse Abhörsicherheit zu gewährleisten. Es gab nur diese Wandkonsole, die kein Interface hatte. Und nur mit dem Datapad des Umbaraners würde sie da nicht weiterkommen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren mickrigen Plan weiterzuverfolgen.
Sie kam wieder vor ihm zum Stehen und zwang sich zu ihrem üblichen, gleichgültigen Tonfall:


„Du liegst falsch. Ich bin nicht hier gefangen. Bevor die Station ins Sonnenlicht driftet, werde ich mit einem der Shuttles, mit denen ihr gekommen seid, verschwinden. Und dich werde ich zurücklassen. Alles, was ich dabei verliere, ist ein bisschen investierte Zeit und eine gute Gelegenheit. Du verlierst mehr.
Es sei denn, du hilfst mir.“


Mit diesen Worten hob sie das Datapad wieder auf, ging langsam zum Wandterminal und steckte das Verbindungskabel ein. Dann kam sie langsam wieder zu Teneb zurück und hielt ihm das Pad vor die Brust.
Er hatte von Macht und Kontrolle gesprochen, und dass sie nichts davon hatte. Das war richtig. Aber im Moment hatte sie immer noch ein bisschen mehr als er.



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Die Kälte des Kafs klebte noch in seinem Gesicht, bitter und abgestanden, und rann in einem dünnen Strahl über den Hals in den Kragen seines Anzugs. Teneb hing schwer an den Kabeln, die ihn an der Decke hielten, jeder Atemzug brannte, jeder kleine Ruck ließ seine Schultern aufschreien wie offene Wunden. Seine Gelenke fühlten sich an, als würden sie gleich bersten, und die Hände waren längst taub, die Finger ohne Gefühl. Er schmeckte Staub und Metall, seine Lippen rissen trocken auf, wenn er sie bewegte. Der Umbaraner wirkte nicht wie ein Spieler in einem Machtkampf, sondern wie das, was er gerade war: ein Gefangener, erniedrigt und ausgezehrt.

Und doch lächelte er.

Es war kein starkes Lächeln, eher das Zucken eines Gesichts, das zu müde war, um Masken perfekt aufzusetzen. Aber es war da, und es richtete sich auf die Gestalt, die ihm gegenüberstand. Gantou. Die Ubese. Ihre kompakte Figur war in der Dunkelheit fast lautlos, nur das gelegentliche Klicken ihres Helms oder das Scharren der Magnetplatten auf dem Boden kündigten ihre Bewegungen an. Ihre Haltung war starr, aber Teneb hatte es gesehen, wie sie vorhin reagiert hatte. Die Wut, die in ihr aufstieg, der Zorn, den sie unterdrücken musste, als er ihr sagte, dass sie genauso gefangen war wie er. Er hatte sie berührt. Nicht körperlich, sondern dort, wo es gefährlich war: in ihrem Stolz. Doch er wusste auch, dass es ein gefährliches Spiel war. Seine Worte waren keine Rüstung. Sie waren Pfeile, die er aus einem Körper schoss, der kaum mehr in der Lage war, den Bogen zu halten. Die Ubese konnte ihn mit einer einzigen Bewegung zum Schweigen bringen. Und trotzdem sprach er, weil er nichts anderes hatte.
Die Luft im Büro war abgestanden. Der einzige Laut war das Summen der Konsole an der Wand, in der jetzt sein Datapad steckte, Kabel wie Adern zwischen alter Maschine und fremdem Gerät. Die Jägerin stand nah bei ihm, hielt ihm das Pad fast an die Brust, als wolle sie ihm damit beweisen, dass sie immer noch die Hand am Hebel hatte.

Teneb atmete schwer. Das Kabel schnitt in seine Handgelenke, die Haut brannte, er fühlte, wie sich warme Tropfen ihren Weg nach unten bahnten. Blut oder Schweiß? Er konnte es kaum unterscheiden. Sein Körper war schwach, zitternd, ausgelaugt. Aber sein Verstand war wach, klarer als je zuvor.


„Shuttles,“ wiederholte er tonlos, mehr ein Hauch als ein Wort. Seine Stimme war heiser, als käme sie aus einer Kehle, die zu Staub zerfallen wollte. „Du denkst, du fliegst davon, dass du einfach das Licht verlässt und im Schatten verschwindest. Aber weißt du, was dich verrät?“

Er hob langsam den Kopf, seine Augen schimmerten im fahlen Licht. Sie lagen jetzt direkt auf ihr, so reglos wie die Pupillen einer Kreatur, die keinen Ausweg sieht und trotzdem lächelt.

„Wenn du so sicher wärst, dass du gehen kannst… hättest du mich schon erschossen. Stattdessen hängst du mich hier auf, vergießt mir kalten Kaf ins Gesicht und redest von Deals. Du brauchst mich. Und das weißt du.“

Ein Zucken ging durch seine Schultern, Schmerz riss ihn auf, als er sich ein Stück bewegte. Seine Stimme stockte, als müsste er jeden Laut aus einem Körper pressen, der nicht mehr sprechen wollte. Aber er sprach trotzdem.

„Du denkst, du verlierst nur Zeit. Aber Zeit ist alles, was du nicht hast. Diese Plattform driftet. Deine Black Sun hat keinen Zugriff mehr. Dein Druckmittel ist ein Schrotthaufen auf Repulsoren, der geradewegs in die Hölle rutscht. Und weißt du, was der Stationsleiter tun wird, wenn du mit deinen Forderungen kommst? Er wird lachen. Weil er weiß, dass er der Einzige ist, der die Kontrolle zurückholen kann. Nicht du.“

Er ließ die Worte hängen, so wie er selbst hing, schwer, reglos, in Ketten aus Kabeln. Das Gesicht gezeichnet von Staub, Blut und Müdigkeit, die Lippen trocken, das Lächeln schwach. Aber in seiner Stimme lag ein kalter Funken, der nicht gelöscht werden konnte.

„Du bist genauso gefangen wie ich,“ flüsterte er. „Der Unterschied ist nur: Du wirst alles verlieren, wenn du es dir nicht eingestehst. Ich? Ich verliere nur wieder einmal das, was mir nie gehört hat.“

Sein Kopf sank zurück, gegen die Kabel, die ihn hielten. Für einen Moment schloss er die Augen, atmete schwer, ließ Stille einkehren. Doch dann öffnete er sie wieder und sah sie an.

„Also stell dich nicht hin und rede von Macht. Du sitzt genauso im Netz wie ich. Der einzige Unterschied ist, dass ich weiß, wie man in solchen Netzen überlebt.“

Die letzten Worte kamen rau, kaum mehr als ein Krächzen, aber sie waren da. Kein Triumph, kein stolzes Deklarieren, sondern das bittere Statement eines Mannes, der halb gebrochen hing und trotzdem den Stachel setzte. Seine Gedanken rasten. Jeder Atemzug war ein Kampf. Seine Arme brannten, sein Rücken pochte, die Glieder fühlten sich fremd an. Aber inmitten der Schmerzen hielt er an einem Gedanken fest: Sie brauchte ihn. Nicht weil er stärker war. Nicht weil er frei war. Sondern weil er der Einzige war, der verstand, wie man Systeme bricht und flickt. Und das war sein einziger Atemzug Macht in dieser Hölle. Die Kabel schnitten in seine Haut, jede Bewegung riss an den Handgelenken, als wollten sie ihn daran erinnern, dass er nur noch Fleisch war, aufgezogen wie ein Stück Vieh. Teneb zwang sich, das Zittern zu ignorieren, er zwang sich, den Blick auf dem schwarzen Visier der Ubese zu halten. Sie hatte sein Pad, sie hatte den Raum, sie hatte die Waffe. Er hatte nichts – außer der Wahrheit, dass sie ihn nicht einfach loswerden konnte.

Langsam hob er den Kopf, die Lippen trocken, die Stimme brüchig, aber noch immer scharf genug, um zu schneiden.
Ein Husten zwang ihn in die Brust, er spuckte Staub und Blut auf den Boden, dann sprach er weiter, leiser, fast verschwörerisch.

„Du kannst mich hängen lassen. Du kannst auch versuchen, allein hier rauszukommen. Shuttle nehmen, wie du sagst. Aber dann bist du nur eine Söldnerin, die einen Auftrag versaut hat. Eine Fußnote für deine Black Sun. Sie werden dich vergessen, und sie werden dich nicht bezahlen.“

Mit schmerzverzerrten Gesicht machte er eine kurze Pause, als wolle er sie spüren lassen, wie leer dieser Ausgang wirklich war. Dann hob er den Kopf ein Stück höher, trotz des Schmerzes, und seine Stimme bekam mehr Schärfe.

„Oder du hörst mir zu. Ich bringe die Plattform wieder auf Kurs. Ich weiß, wie man Systeme flickt und täuscht, lange genug, um das Chaos zu ordnen. Währenddessen verschwinden Anteile der Beute. Credits. Rohstoffe. Nichts Großes, nichts Auffälliges aber genug, dass meine Leute damit verschwinden können. Dein Bericht an die Black Sun? Eine glatte Geschichte. Du bekommst, was du brauchst: die Station, die Codes, deinen Triumph. Sie sehen dich als die Einzige, die das Schlamassel kontrolliert hat.“

Er hustete erneut, die trockene Kehle brannte und ließ jede einzelne Silbe zu einem Vibrostacheldraht verkommen, die sich in seinem Hals zerstörerisch ihren Weg bahnte, aber das Lächeln auf seinen Lippen war kalt.

„Und meine Crew? Sie haben nie existiert. Gesichter im Schatten. Für die Corpo-Kontobücher war es ein Unfall. Für die Black Sun war es ein Sieg. Und nur wir beide wissen, dass es ein Handel war.“

Langsam senkte er den Blick, ließ ihn kurz auf dem Datapad ruhen, das an die Konsole angeschlossen war.

„Denk darüber nach. Mit mir gewinnst du mehr als Kontrolle. Du gewinnst Geschichte. Eine Heldin im Dienste der Black Sun. Eine, die nicht nur überlebt, sondern alles überlebt. Schließe dich uns für dieses Vorhaben an, und gemeinsam werden wir mit diesem Schrotthaufen reich!“

Die Worte hingen wie schwere Nebelschwaden in der Luft, beobachtete sie durch halbgeschlossene Lider, während Schmerz nicht zu seinem Verbündeten, aber zu einem treuen Begleiter in dieser absolut verkorksten Situation wurde.

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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Gänge ] Leto, sowie (NPCs) UX-23

UX-23 schien aus der Situation vor Ankunft des Schweins gelernt zu haben, denn diesmal ließ der kleine Droide gar nicht erst zu, dass Leto sich wieder hinlegte. Klar, das Ding hätte es nicht verhindern können, hätte er es ernsthaft versucht. Dafür war die Maschine einfach zu schwach. Doch immerhin konnte UX-23 das nervigste Sch*ißteil des Universums sein, solange Leto nicht spurte. Und nach dem Kampf war er grade irgendwie zu aufgekratzt, um das nervige Rumgeheule vollends auszublenden.

Also ließ er sich dazu breitschlagen nicht in dem frisch gestrichenen Gangsegment der Dinge zu harren die da kommen mochten, sondern stattdessen fast schon proaktiv in Cullins Büro vorbeizuschauen. Vielleicht gab es ja grade eine Stelle an der er mit ein paar effizient platzierten Schwertstreichen besonders viele der Scherzkekse auszuschalten konnte, die grade hier an Bord versuchten einen Blumentopf zu gewinnen. Also sammelte Leto zunächst sein Scimitar wieder ein und nahm dann nach Drängen von UX-23 auch das riesige Vibroschwert des Gamorreaners an sich. Da hatte der Droide durchaus Recht. Nochmal wollte er sich mit einem derart bewaffneten Gegner boxen müssen und das Büro des Stationsleiters schien so ziemlich der sicherste Aufbewahrungsort dafür zu sein.

Mit einem lustlosen Seufzen stapfte Leto los, innerlich die Aussicht wirklich anstrengend findend, sich mit den nächsten paar Gegnern anlegen zu müssen. Äußerlich musste er dafür jedoch ein angemessenes martialisches Bild abgeben. Den Exoanzug hatte er gar nicht erst ausgezogen und sogar den halbdurchsichtigen Helm anbehalten. Grade fungierte das Visier seit dem äußerst nassen Ableben des Gamorreaners sozusagen als blutrote Brille, durch die er die Welt betrachtete. Leto hatte sich nämlich nicht die Mühe gemacht das Blut abzuwischen und so klebte es in allerlei Spritzern, Klümpchen und einem stellenweise durchgehenden Blutfilm auf seinen Armen, Oberkörper und der gesamten Frontseite des Helmes. Das Vibroschwert hatte Leto sich dann noch zum Transport mit der flachen Seiten auf die Schulter gelegt und vollende so das Bild eines Großwildjägers, der sich grade aus dem Magen seiner Beute geschnitten hat.

Cullins‘ Büro war zu Letos Überraschung gar nicht so weit weg von der Stelle, an der das Schwein seine letzte Unruhestätte gefunden hatte. Und so war noch immer ein sachtes tropf, tropf, tropf zu hören, als er die Tür erreichte, während organische Flüssigkeit und halbfeste Bestandteile an seinem Anzug herabliefern. In seinem Fahrwasser hinterließen sie diverse rote Flecken verschiedener Größe auf dem dreckigen Stationsboden, wo sie vermutlich in naher Zukunft einem Putzerdroiden ernsthaft Kopfzerbrechen bereiten würden.

Ohne sich selbst jedoch weiter darüber Gedanken zu machen, stieß Leto die Tür auf und fand sich in einer äußerst merkwürdigen Situation wieder, in die er plötzlich hereingeplatzt war. Cullins war grade nicht mit von der Partie, wohl aber Botty McBotface, der sich grade mit einem zweiten Typen zu unterhalten schien. Wobei ‚unterhalten‘ vermutlich ein Euphemismus war, da das lange Elend mit ungesunder Hautfarbe wie ein Sack Mehl von der Decke hing. Auch noch an den Handgelenken, was Leto an die gute alte Zeit erinnerte, als er selbst noch Lust verspürt hatte, mit eigenen Opfern ganz ähnlich zu verfahren.


„Was’n das für einer?“

, fragte Leto an Botty McBotface gewandt, nahm das Vibroschwert des Gamorreaners von der Schulter und warf es beiläufig auf Cullins‘ Schreibtisch. Dort kam es mit einem unangenehmen Klirren auf und hinterließ eine dicke Macke in der bis eben fast makellosen Tischplatte.

„Wo is eigentlich Cullins? Ich hab noch einen von den Scherzkeksen erwischt – wahrscheinlich einer von Capt’n Plätes Crew. Wissen wir wie viele der dabei hatte? Minus zwei auf jeden Fall jetz, haha.“

Mit einem ausgedehnten Gähnen, das unter dem Helm vermutlich eher zu hören als zu sehen war, setzte Leto sich auf den Schreibtisch. Der Stuhl war grade außer Reichweite.

„Ist er Vogel da auch einer von denen? Wenne dich nicht traust den abzustechen kann ich das auch übernehmen, is mir auch recht…“


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Cullins' Büro ] Leto, Gantou und Teneb, sowie (NPCs) UX-23
 
[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask aufgeknüpft


Frustrierenderweise hatte diese verdammte Ratte immer noch die Kraft, ihr zu widersprechen! Einerseits hatte er unrecht. Es wäre sicher nicht schwer, ein Shuttle zu kapern und sie würde verschwinden können. Aber sie würde dadurch den Job vermasseln. Und so lange sie noch eine Chance dafür sah, die Station für die Schwarze Sonne zu kapern, würde sie noch nicht gehen.
Aber diesbezüglich hatte er wiederum recht: Sie braucht ihn. Um die Station zu retten. Und sie hatte kein Druckmittel Cullins gegenüber.

Während er mit krächzender Stimme auf die einredete, wanderte Gantou in dem kleinen Büro auf und ab wie ein Raubtier, das nicht wusste, ob die Beute, die es gefangen hatte, gefahrlos verspeist werden konnte. Er versuchte ihr einen Deal anzubieten, aber er flehte nicht, schien nicht verzweifelt. Das war sehr irritierend. Jedes Opfer, dass sie bisher einer solchen Behandlung unterzogen hatte, war schnell eingeknickt, hatte um Gnade gewinselt und ihr jeden Wunsch erfüllen wollen. Aber dieser Slicer schien alles andere als gebrochen, obwohl sein Körper so aussah. Die Ubesin war verunsichert.

Vielleicht wäre es eine Lösung. Vielleicht sollte sie tatsächlich mit ihm zusammenarbeiten. Er schien bereit zu sein, ihren Plan mitzutragen, wenn er dafür auch mit seinem durchkam. Und ja, die Schwarze Sonne würde nicht nach einer während den Unruhen verloren gegangenen Erzladung fragen. Oder sie konnten es tatsächlich so anstellen, dass diese erst gar nicht mehr in den Logs auftauchte.

Sie hielt in ihrem unruhigen Auf- und Abtigern inne und trat an den Gefangenen heran. Mit leiser Stimme sagte sie nahe an seinem Ohr:


„Gut. Du hilfst mir, ich helfe dir. Aber denk daran. Ich habe die Waffe schussbereit, und du hast nichts. Außer deinen flinken Fingern. Ich will sie auf dem Datapad arbeiten sehen…“

Mit einer schnellen Bewegung zog sie ein kleines Messer aus ihrem Schutzanzug und wollte gerade die Kabel durchschneiden, an denen der Umbaraner hing. Aber dann hielt sie inne. Schritte. Vom Gang ertönten Schritte. Und bevor sie weiter reagieren konnte, wurde die Tür mit beiläufiger Gewalt aufgestoßen. Eine abartige Gestalt stand im Halblicht des Ganges. Eine zähe Flüssigkeit tropfte von ihrem Anzug und das Helmvisier war vollends damit verschmiert. Über der Schulter trug sie ein massives Vibroschwert und in der anderen Hand hielt sie eine etwas kleinere Waffe. Eine Waffe die Gantou erst vor kurzem zum ersten Mal gesehen hatte, hier in Cullins‘ Büro.

Der widerwärtige Darth Sikarius

Sie war zu perplex, um sofort auf seine Fragen zu reagieren. Während er das Vibroschwert krachend auf den Schreibtisch warf, versuchte sie fiberhaft, eine Lösung für diese irrsinnige Situation zu finden. Sie war es gewohnt, niemandem zu vertrauen. Aber sie war es auch gewohnt, auf niemandes Hilfe angewiesen zu sein. Und leider brauchte sie jetzt Unterstützung. Aber diesen… Sikarius… konnte sie noch weniger einschätzen, wie die Ratte, die noch immer an dem Kabel hing.

Kurz überlegte sie, ob sie Sikarius einfach erschießen sollte. Aber sie hatte nur ihre kleine
HL-27, und er hatte sein Schwert in der Hand. Auf diesem engen Raum würde er sie nach dem ersten Schuss sofort töten. Denn trotz seiner verwahrlosten Gestalt strahlte er eine verzerrte Autorität aus, die immer noch die eines Kriegers war.
Andererseits konnte der ihr höchstwahrscheinlich nicht bei ihrem Plan helfen, selbst wenn er gewollt hätte. Und alles was sie bisher von ihm gesehen hatte, deutete darauf hin, dass seine Loyalität irgendwie bei Andrew Cullins lag.


„Ist er Vogel da auch einer von denen? Wenne dich nicht traust den abzustechen kann ich das auch übernehmen, is mir auch recht…“

Sikarius‘ Worte hallten noch in ihrem Kopf nach, als sie endlich antwortete:
„Es scheint einer der Eindringlinge zu sein. Ich weiß noch nicht genau, zu wem er gehört. Aber es sind auch in den tieferen Zonen Personen in die Station eingedrungen. Es ist wahrscheinlich, dass sie alle unter einer Decke stecken.“

Gantou hielt kurz inne und atmete ruhig.

Stationsleiter Cullins sollte in der Kantine sein, mit einem Teil der Arbeiter. Kannst du ihn hierher holen, damit er diesen Gefangenen verhören kann?“

Das wäre der einfachste Weg, Sikarius kurz loszuwerden und vielleicht mit der Ratte zu verschwinden. Dadurch würde sie bei Cullins und Sikaruis auffliegen, aber sie sah keine andere Möglichkeit…

[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask aufgeknüpft, Darth Sikarius
 
| Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters | Teneb Dask und Gantou |

Das Büro lag in einem eigentümlichen Halbdunkel, als hätte die Station selbst den Atem angehalten. Der Staub hing träge in der Luft, nur von den zuckenden Reflexen der Konsole erhellt. Die Kabel, an denen Teneb hing, knarrten leise bei jeder seiner Bewegungen, und der Raum roch nach Metall, kaltem Öl und der Bitterkeit abgestandenen Kafs. Es war die Stille eines Käfigs, so dicht, dass selbst die entfernt hallenden Alarme wie ein Echo aus einer anderen Welt wirkten. In dieser Enge, in dieser Erwartung, war jedes neue Geräusch wie ein Schnitt durch die Haut.
Teneb Dask hing noch, die Arme schmerzhaft nach oben gezerrt, die Gelenke brennend wie von glühendem Draht umwunden. Jeder Atemzug war eine Prüfung, jeder Muskel eine Last. Das Büro roch nach Staub, kaltem Metall und dem abgestandenen Kaf, das Gantou ihm ins Gesicht geschüttet hatte. Er hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt, an das Surren der Konsole, an das Knistern des Pads, das im Raum hing wie ein Versprechen. Doch dann veränderte sich alles.

Die Tür wurde mit einer Wucht aufgestoßen, die selbst die vibrierenden Kabel an seinen Handgelenken erzittern ließ. Der Gestank kam zuerst. Eisen. Blut. Verbrannte Haut. Und dann die Gestalt. Groß, schwer gepanzert, das Visier des Helms überzogen mit einem Schleier aus getrocknetem Rot. In den Händen ein Schwert, ein zweites auf der Schulter, und auf seiner gesamten Erscheinung lag ein Gefühl, das Teneb den Atem stocken ließ. Keine Präsenz im üblichen Sinn. Kein Geräusch, das man festhalten konnte. Es war, als hätte die Dunkelheit selbst Gestalt angenommen und sei in den Raum getreten.
Dann veränderte sich die Luft. Nicht durch Geräusch oder Bewegung, sondern wie ein Sog, der sich unsichtbar durch den Raum legte. Es war, als würde ein Miasma aus der Dunkelheit selbst sickern, schwer und beißend wie Rauch, der jede Ritze füllt. Teneb spürte es, noch ehe er verstand, was da geschah: Ein Druck in seiner Brust, ein Flimmern am Rand seines Bewusstseins, das nicht von Schmerz kam. Es war keine Furcht im eigentlichen Sinn, sondern etwas Größeres, Älteres, das ihn traf und für einen Herzschlag lang den Gedanken weckte, die ganze Station krümme sich um diesen einen Eindringling. In ihm regte sich etwas, das er nie benennen gelernt hatte: Eine unruhige Schwingung, als würde eine Saite gezupft, die lange in Stille gelegen hatte.
Teneb wusste nicht, was mit ihm geschah. Für einen Augenblick schien sein Körper leichter, nicht weil der Schmerz nachließ, sondern weil ein Druck in seinem Inneren zu knistern begann. Etwas Unsichtbares spannte sich in ihm, wie ein Draht, der kurz vor dem Zerreißen stand. Die grauen Augen des Umbaraners flackerten, als ob sie das Licht anders brachen. Er verstand es nicht, konnte es nicht benennen, aber die bloße Anwesenheit dieses Fremden, in all seiner Abscheulichkeit, hatte etwas in ihm geweckt. Etwas, das lange geschlummert hatte.

Er zwang sich, nicht wegzusehen. Der Fremde sprach beiläufig, als wäre sein Anblick nichts als Routine. Die Worte über Leben und Tod fielen achtlos in den Raum, als rede er über Schrott im Gang. Er bot an, den Umbaraner einfach abzustechen. Ein einziger Handgriff, und der Faden würde gekappt, an dem er hing.

Das Klirren des Vibroschwertes, als es auf die Tischplatte krachte, schnitt wie ein Donnerschlag durch die stickige Luft des Büros. Metall auf Metall, roh und endgültig. Der Umbaraner fuhr zusammen, nicht wegen des Geräusches selbst, sondern wegen der Geschichte, die darin lag. Ihm war diese Klinge nicht unbekannt. Die Wucht, mit der
Gorshk sie geführt hatte, die Art, wie der Gamorreaner sie mit schierer Masse und blindem Zorn durch Panzerungen getrieben hatte. Jetzt lag sie hier, achtlos hingeworfen, ein Trophäe in den Händen eines Fremden.
Etwas zog sich in ihm zusammen. Schmerz, ja ein körperlicher, tief in den Schultern, wo die Kabel sein Fleisch aufschlitzten. Doch schlimmer war das Ziehen in seiner Brust. Gorshk war tot. Nicht auf dramatische Weise, nicht in einem heroischen Opfer, sondern schlicht erledigt, wie ein Hindernis, das man beiseite räumt.
Teneb konnte die Spuren noch sehen: Dunkle Flecken, die an des Fremden’ Rüstung klebten, Tropfen, die auf den Boden fielen. Blut, das zu seinem Kreis gehörte.
Ein kalter Stich fuhr ihm durch den Magen. Er sah vor sich, wie die anderen enden konnten.
Castor, deren Energie und Chaos ihn so oft am Leben gehalten hatten, jetzt vielleicht irgendwo zerquetscht, von Schüssen zerfetzt oder schlicht verschollen. Scythe, präzise, eiskalt, aber in diesen Gängen genauso sterblich wie jeder andere. Spoxx, die mit Träumen von Revolution angetreten war, jetzt vielleicht nur noch Staub unter einem Stiefel. Seine Crew, die er nicht führte, sondern benutzte und die nun dabei war, wie Sand durch seine Finger zu rieseln.

Sein Kopf sackte einen Moment nach vorn, und er biss die Zähne zusammen, weil die Schultern schmerzten, weil die Handgelenke brannten, weil er fühlte, wie nah er dem Ende war. Nicht als Märtyrer. Nicht als Name, der gefürchtet wurde. Sondern als eine weitere Leiche, die niemand zählen würde. Eine Ratte im Schacht. Und doch arbeitete sein Geist. Selbst hier, hängend, mit dem Rücken gegen die Wand und der Welt gegen sich, suchte er nach dem Riss im System.
Gantou war keine Verbündete, aber sie brauchte ihn. Der Fremde war ein Sturm, unberechenbar, aber auch er hatte Ziele, vielleicht sogar einen Plan. Wenn er beide lange genug gegeneinander spielen konnte, konnte er Zeit gewinnen. Zeit bedeutete vielleicht einen Schritt zur Crew, einen Schritt zur Flucht.
Aber die Erkenntnis blieb: Er war schwach. Jeder Atemzug erinnerte ihn daran. Seine Gelenke brannten, sein Körper fühlte sich hohl an, wie ausgepresst. Und das Schwert auf dem Tisch war der Beweis, dass alles, was er aufgebaut hatte, alles, was er noch zusammenzuhalten versuchte, auseinanderbrach. Gorshk war nicht nur ein Kämpfer gewesen. Er war der Wall, der ihn vor genau dieser Art von Bestien geschützt hatte, die nun den Raum beherrschten.

Jetzt war der Wall gefallen. Und Teneb hing da, ausgesetzt, verwundbar, umgeben von Geiern, die sich bereits die besten Stücke aussuchten. Für einen Moment, einen einzigen flackernden Herzschlag, kroch die nackte Wahrheit in ihm hoch: Dass er seine Crew verlieren würde. Und dann, unvermeidlich, sein Leben. Die Verzweiflung kroch in
Tenebs Brust, wollte ihn ersticken. Doch er ließ sie nicht durch. Stattdessen sog er den Schmerz ein, verwandelte ihn in Kälte. Seine Stimme war rau, brüchig, aber noch immer schneidend genug, um die Stille zu brechen.

„Ein schneller Schnitt? Das wäre Verschwendung.“


Sein Kopf neigte sich leicht, ein müdes Lächeln auf den blutverklebten Lippen.


„Du siehst aus wie jemand, der weiß, dass alles, was stirbt, auch eine Geschichte hat. Tötest du mich, verlierst du den Einzigen, der dir sagt, warum die Plattform gerade in Richtung Hölle driftet. Du kannst gern zuschlagen und dann mit den anderen in der Lava baden.“

Die Worte waren keine Bettelei. Sie waren Gift, leise und dosiert, mit der bitteren Ironie eines Mannes, der nichts mehr hatte außer seiner Zunge. Er kannte die Art von Wesen, die dieser Kerl war. Er war ein Killer und einen Killer würde er mit Bettelei und süßen Worten nur aufgeilen. Nein, was er brauchte, war seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Er spürte den Blick der Ubese, das Zögern unter dem Visier, hörte das Kratzen ihrer Stiefel auf dem Boden. Zwischen ihr und und dem Fremden lag die Entscheidung. Doch Teneb wusste, dass er den Moment nutzen musste. Dieses Kribbeln in seiner Brust, dieses unerklärliche Vibrieren in der Luft um ihn herum. Es drängte ihn, es ließ ihn glauben, dass die Welt sich einen Herzschlag lang nach ihm bog.
Der bleiche Geschundene richtete sich so weit auf, wie es die Fesseln zuließen, die Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern:

„Wenn ihr beide überleben wollt, braucht ihr mich. Egal, was ihr euch vormacht.“

Dann schwieg er, der Kopf wieder gesenkt, die Augen halb geschlossen. Doch innerlich bebte er nicht nur vor Schmerz, sondern vor etwas, das er weder verstehen noch stoppen konnte. Und dann war da noch der Fremde. Nicht nur sein Anblick, nicht nur das Blut an seiner Rüstung oder die Klingen, die er wie Spielzeug trug. Es war etwas Tieferes, Unsichtbares, das wie eine Druckwelle von ihm ausging. Eine Aura, die Tenebs Haut kribbeln ließ und in seinen Knochen nachhallte. Für einen Atemzug schien alles enger, schwerer, als würde der Raum selbst sich nach dem Willen dieses Mannes biegen. Teneb verstand es nicht, konnte es nicht benennen, doch etwas in ihm antwortete. Wie eine Saite, die lange stillgelegen hatte, jetzt aber vibrierte. Nicht aus Stärke, sondern aus einer Dunkelheit, die er nicht gewählt hatte.

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[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Cullins' Büro ] Leto, Gantou und Teneb, sowie (NPCs) UX-23

Ungläubig warf Leto Botty McBotface einen Blick zu. Das Xenoding hatte doch tatsächlich vorgeschlagen, dass er losziehen sollte um Stationsleiter Cullins aus der Kantine zu holen. Und das ohne laut loszulachen! Diesen Part übernahm Leto nun und prustete so stark los, dass er sich einen Moment später den Helm vom Kopf riss, um sich eine Träne der Erheiterung aus dem Augenwinkel zu wischen.

„Hast du…“

, keuchte er lachend und setzte dann noch einmal an:

„Hast du grade für einen Moment wirklich gedacht ich wäre dein Laufbursche?! AHAHAHAHA“

Das Lachen schüttelte ihn so hart, dass er sich für einen Moment mit dem Rücken auf die Tischplatte fallen ließ auf der er saß, bevor er sich schwer atmend wieder aufsetzte.

„Pass auf wie du mit mir redest, Alienschleim.“

Mit einem Gedanken erhob sich die Kaffeetasse, die bisher irgendwie auf dem Schreibtisch überlebt hatte, in die Luft. Mit einem zweiten Gedanken und einer beiläufigen Geste zischte die Tasse mit brutaler Geschwindigkeit auf Bottys Gesicht zu. Nur ein rasches Ducken rettete das Alien und mit einem Klirren zerschellte die Tasse an der gegenüberliegenden Wand.

„Aber wenn niemand von uns Cullins holen will, heißt es wohl Rübe ab für unseren gefesselten Freund hier…“

, fügte Leto der kleinen Machtdemonstration noch hinzu und streckte grade die Hand aus, um nach seinem Schwert zugreifen, als sich eine weitere Stimme aus einer gänzlich unerwarteten Ecke erhob. Überrascht warf Leto ebenjenem Gefesselten einen Blick zu, der die Gelegenheit nutzte um loszuquatschen, dass sein Tod ja Verschwendung wäre und dass er, Leto, ja wisse, dass jeder Tote auch eine Geschichte hatte. Unwillkürlich gluckste der Mörder. Offensichtlich hatten heute Morgen alle an diesem Gespräch beteiligten einen Clown gefrühstückt und machten nun einen Wettbewerb daraus, wer von ihnen den lustigsten Shit von sich geben konnte. Wenn Leto in seinem Leben auch nur jemals einen müden F*ck gegeben hätte was seine möglichen Opfer zu sagen hatten…dann würde er heute vermutlich nicht derartig tief in nklloner Scheiße stecken.

Dann jedoch sagte das Bleichgesicht aber doch noch etwas, was fast schon als spannend zu bezeichnen war. Großspurig erklärte er, dass er der einzige war, der die Station davon abhalten konnte in die Hölle abzudriften und ihnen allen ein Lavabad zu verpassen. Wenn sie überleben wollten…bla bla bla. Leto hatte sich umentschieden, das war doch nicht spannend, das war nur das übliche Gesabbel von jemandem, der dem Tod ins Auge sah. Tja, Pech für die Quatschtüte. Letos Hand beendete den Griff nach dem Schwert und wollte der Station grade das Geschenk von seliger Stille machen, als ein weiterer unerwarteter Gesprächsteilnehmer sich einschaltete:


„Wovon redest du?!“

, fauchte UX-23, der wie aus dem Nichts aus irgendeiner dunklen Ecke herangeschwebt war und nun unbequem direkt vor dem Gesicht des Gefangenen schwebte. Unbequem, da er damit einem sauberen Schwerthieb im Weg stand. Zumindest, wenn Leto den auch überleben wollte. Genervt rollte er die Augen.

„Was genau hast du mit der Station gemacht, wie willst du beweisen dass das wirklich der Fall ist und wie wirst du es rückgängig machen?!“

Der ID9 Seekerdroide war an sich nicht wirklich fähig seiner Stimme Emotionen zu verpassen, doch konnte er seine Worte dennoch so modulieren, dass aus ihnen Wut und Angriffslust herausklang.

„Raus mit der Sprache, Fleischsack, oder ich lasse Lord Sikarius mit einem Folterbefehl auf dich los. Diese Station wird von allen Angreifern gesäubert werden und wenn du dem im Weg stehst, erwartet dich Schlimmeres, als ein angenehmes kleines Lavabad!“

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Der Raum roch nach Staub, kaltem Kaf und dem Eisen seiner eigenen Wunden. Teneb Dask hing wie ein aufgeschlitztes Tier an der Decke, jeder Atemzug ein Schnitt durch die Lunge, jeder Pulsschlag ein Brand in den Gelenken. Vor ihm das Miasma des Fremden, neben ihm das Auge aus Stahl, und irgendwo im Schatten die Ubese, die ihn hielt. Alles in ihm wusste, dass er an der Kante balancierte, die Kante zwischen Tod, Täuschung und einer letzten Möglichkeit, das Spiel zu drehen. Teneb hing da, ein Blatt in einem Sturm, und hörte zu, wie die Welt um ihn herum in Fetzen fiel. Der unbekannte Grobian warf die Tasse, lachte, sein Kleid war mit Blut getränkt, und in seinem Auftreten lag die selbstverständliche Gewissheit eines Mannes, der mit Gewalt Respekt erzwang. Die Klinge, die er auf den Tisch geworfen hatte, vibrierte noch in den Fasern des Metalls. Teneb spürte jeden Nachhall bis in die Schulterblätter, bis in die Sehnen, die von den Kabeln zerrissen wurden.
Das Bild des Vibroschwertes, das Gesicht des Gamorreaners in seinen Gedanken, die roten Spritzer auf der Bodenplatte schnürte ihm die Kehle zu. Ein kleiner, harter Knoten von Panik stellte sich in ihm ein, nicht das theatralische Entsetzen eines Schauspielers, sondern die nüchterne Erkenntnis eines Mannes, der plötzlich sieht, wie wenig ihm noch gehört: Gorshk weg, die Klinge jetzt in fremden Händen, die wenigen sicheren Teile seines Lebens wie Ausrufezeichen, die nun von anderen benutzt wurden. Er hing da, verwundbar, blutend, und mit jedem Schlag der Magnetplatten auf dem Boden sank ihm das Bewusstsein tiefer, dass seine Crew nicht als dramatische Oper, sondern als langsamer, kalter Verrat auseinandergerissen wurde.

Und dann die Stimme des Droiden. Das mechanische Wesen schwebte heran, eine genaue, kühle Instanz in diesem Chaos, und seine Fragen bohrten sich wie Nadeln in die dünne Rinde von Tenebs Fassung. Der Droide klang nicht wie ein Richter; sondern klang wie eine Maschine, die ihren Anweisungen folgte: Fakten, Beweise, klare Kausalität. Ein anderer Typ von Bedrohung, aber nicht minder gefährlich: Daten gegen Fleisch, Wahrheit gegen Blut. Doch etwas, was der Droide gesagt hatte, hallte besonders lange nach. Ein Name, der wie ein Gewicht in den Raum fiel. Lord Sikarius.
Tenebs erster Impuls war Spott, denn wer schmückte sich in diesem verrotteten Schacht aus Blech und Blut mit einem Titel, der nach Oper und Selbstvergötterung klang? Doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken. Der Droide hatte es gesprochen, und der Droide nannte keinen Titel leichtfertig. Lord. Sikarius.
Tenebs Gedanken glitten an der Klinge entlang, an der Aura, die dieser Fremde verströmte, zurück zu dem Wort. „Lord.“ Kein Corpo-Rang, kein Spitzname der Gangs. Etwas Älteres, Düsteres. Er wusste nicht, ob er den Fremden für einen Verrückten halten sollte, der seine Opfer mit Theater lähmte, oder für etwas, das er besser nicht einordnete. Aber allein der Klang brannte sich in sein Gedächtnis. Lord Sikarius. Ein Name, der Fragen aufwarf und in seinem Innern etwas schmerzhaft zum Schwingen brachte, als hätte man an einer Saite gerissen, die er bislang nicht kannte.

Etwas in Teneb zog sich zusammen, um sich dann auszudehnen. Es war kein plötzliches Erwachen, eher ein langsames Aufziehen eines Nebels in den Hirnwindungen, eine Vibration, die aus dem Innern kam. Als der Fremde die Tür aufgerissen hatte, hatte Teneb dieses Miasma gespürt; jetzt, mit der Klinge auf dem Tisch und dem Droiden so nah, trat es klarer hervor. Es war kein Licht, das ihm antwortete, sondern ein Druck, eine Kante am Rand seiner Wahrnehmung. Seine Finger krampften um die Kabel, die Handflächen schmerzten. In seinem Innern ließ etwas erklingen, was wie eine Saite war, und die Saite summte. Er wusste nicht, wie er das benennen sollte. Er wusste nur, dass es ihm eine flüchtige Klarheit schenkte: Worte hatten Gewicht. Worte konnten lenken. Er wählte seine Worte mit der Präzision eines Mannes, dessen Hände durch den Draht gefesselt waren, aber dessen Kopf noch scharf genug war, um ein Spiel zu lesen. Die Stimme, wenn sie kam, war rau; er zählte die Sätze, soft und scharf zugleich, sprach nicht mehr als nötig, doch nicht zu wenig.

Ein Zittern lief durch seinen Körper, doch er zwang sich, den Kopf zu heben. Sein Blick glitt zum Droiden, zu diesem kalten Auge aus Metall, das ihn musterte wie ein Insekt unter Glas.


„Du verlangst Beweise und du hast recht.“ Ein scharfes Ziehen in den Schultern ließ ihn keuchen, bevor er weitersprach. „Nicht mit Worten allein. Mit Daten. Mit Einsicht. Gib mir… gib mir eine Verbindung zum Sicherheitslog. Dann zeige ich dir, wo der Drift begann. Warum die Repulsoren ausfielen. Und… wie man sie für eine Weile wieder bindet.“

Er spürte die Lüge wie Salzwasser auf eingerissener Haut und doch war es keine reine Fiktion. In den letzten Monaten hatte er gelernt, Risse zu lesen: Protokolle, die man nachträglich überschreibt; Patch-Work-Logbücher; verzögerte Bestätigungsroutinen. Er wusste genug, um eine temporäre Korrektur zu erzwingen, genug, um Zeit zu kaufen. Das aber, sagte sein Blick in Richtung Gantou, kostete. Es war nicht selbstlos, es war ein Handel.

Seine Stimme wurde leiser, und mit ihr schlich ein anderes Angebot in den Raum, geformt aus der puren Notwendigkeit, die er zu verkaufen verstand:
„Ich löse das Problem, nicht um euch zu retten, sondern löse es, damit niemand von hier in einen Lavatrog fällt und damit die Gelegenheit entsteht, dass bestimmte Ladungen … abgezweigt werden können.“ Sein schmerzverzerrter Blick ging in Richtung der Ubese. „Du willst die Kontrolle, du willst, dass die Black Sun den Schein hat.“ Dann wieder in Richtung von Lord Sikarius, der mit der Ubese wohl im Zwist lag. War er auch Teil der Black Sun? „Gib mir die Freiheit, zu arbeiten, und ich garantiere, dass der Korridor in die Logs nicht mehr so aussieht, wie er jetzt aussieht. Meine Leute bekommen genug, um zu verschwinden und du siehst uns nie wieder, werden keine Probleme machen. Du bekommst Codes. Mit einer mehr als müden Kopfbewegung nickte er in Richtung des schwebenden Droiden. „Und der Droid? Er kriegt die Daten, die er braucht, um zu verifizieren, dass die Reparatur echt ist.“

Sein Ton war nüchtern, ohne falsche Versprechen. Er machte einen Fehler bewusst: keine großen Summen, keine spektakulären Abzweigungen, nur genug, damit die Leute, die ihm folgten, ein Fenster hatten, das sie nutzen konnten. Es war raffiniert genug, um für die Ubese attraktiv zu sein, knapp genug, um die Black Sun nicht sofort zu alarmieren. Der Deal sprach an Gier, an Stolz, an Kalkül, genau die Stellen, an denen sich ein Raubtier wie die Ubese verwundbar zeigte. Teneb wusste, dass der Droide die schärfere Zunge hatte und die präziseren Fragen stellte, doch es war der Fremde, der das Schwert hielt. Metall folgte immer Befehlen, aber Fleisch konnte man verführen, reizen, umschwenken lassen. Ein kaltes Auge ließ sich nicht irreführen, doch ein Krieger mit Blut unter dem Helm war empfänglich für Stolz, für Macht, für das Gefühl, die Zügel selbst in der Hand zu halten.

Doch auch als er sprach, bemerkte er dieses Ziehen im Innern, eine Resonanz, die stärker wurde, als sein Blick den Fremden streifte. Jedes Wort, das er in den Raum warf, schien das unbekannte Etwas in ihm zu nähren, und als er „Daten“ sagte, blitzte etwas durch seine Wahrnehmung: ein flackernder Schatten in der Haltung des Grobians, als hielte der Fremde selbst eine Art Resonanz, auf die sein Inneres reagierte. Es war beängstigend, weil es nicht kontrolliert war; und es war verlockend, weil es ihm – nur einen Hauch – das Gefühl gab, nicht ganz ausgespielt zu sein.
Er fing an, seine Lage taktisch zu kalkulieren. Der Fremde war ein offenes Messer; er liebte lautstarke Lösungen. Der Droide war Logik in Bewegung; er verlangte Beweise, nichts weiter. Die Ubese war das Knotenstück: Sie brauchte einen Weg nach vorn, eine Offizielle, die ihr den Zugriff legitimieren konnte. Teneb verspürte, bitter und klar, dass in diesem fragilen Dreieck eine Möglichkeit lag: Wenn er dem Droiden die richtigen Daten zeigen konnte, wenn er der Ubese genug glaubhafte Sicherheiten bot und den Blutdurst des Grobians irgendwie befriedigte… vielleicht ein Schauspiel, ein Beweis seiner Bereitschaft, sich nützlich zu machen, dann würde er nicht sterben. Vielleicht.

Der Umbaraner richtete seine Augen auf den Fremden, den der Droide "Lord Sikarius" genannt hatte. Kalt, unbeirrbar und doch war es kein Flehen, sondern ein Drücken, ein unsichtbarer Griff, den er nicht verstand. Tenebs Blick war ein Werkzeug. Schon oft hatte er Wesen mit diesem mentalen Utensil, dass er nicht ganz verstand, gebogen, sie zur Unruhe getrieben, ihnen die Illusion genommen, dass sie Herr der Lage waren. Er hatte nie gelernt, warum es manchmal mehr als nur Worte waren, warum sich manche vor ihm wanden, als ob er ihnen unter die Haut gegriffen hätte. Er wusste nur, dass er es konnte.

Jetzt aber, in diesem Raum, gegen diesen Mann, prallte es ab. Er versuchte, den Grobian festzunageln, ihn zu packen, ihn glauben zu lassen, dass er gebraucht wurde, dass seine Worte Gewicht hatten. Aber da war nichts. Kein Echo. Kein Zittern in den Augen des Kriegers.Er fühlte es fast körperlich, wie etwas in ihm zurückschlug. Als würde der unsichtbare Griff, den er ausstreckte, ihm selbst um die Kehle gelegt. Schweiß rann ihm von der Stirn. Sein Atem wurde unruhig. Für einen Moment glaubte er, zu fallen, auch wenn er längst hing. Die Leere, die in ihm zurückblieb, nachdem sein Blick am Fremden abgeprallt war, schmerzte beinahe mehr als die Kabel, die seine Handgelenke schnürten.Es war, als hätte er gegen eine Wand aus Eisen geschlagen. Sein Blick, seine Worte, selbst dieses flackernde Etwas, das er in sich gespürt hatte, alles war an diesem mit dem Blut seines Kameraden besudelten Grobians abgeprallt, nutzlos, erbärmlich. Statt eines Funkens nur Leere, Kälte und ein Echo, das ihn selbst auslaugte. Er fühlte sich ausgehöhlt, als hätte er versucht, mit bloßen Fingern einen Berg zu versetzen und sich dabei nur die Nägel herausgerissen. Ein heißer Stich aus Scham und ohnmächtiger Wut brannte in ihm, doch er musste ihn verbergen. Er zwang seinen Atem ruhig zu bleiben, auch wenn die Fesseln in seine Gelenke schnitten. Sein Kopf drehte sich langsam, schwer, wie unter Wasser, und seine Augen fanden das kalte Auge des Droiden. Keine Leidenschaft, keine Arroganz, nur präzise Befehle und Berechnung. Vielleicht konnte er hier mehr gewinnen als bei dem Krieger. Seine Stimme war gedämpft, kälter, vorsichtiger, beinahe demütig.


„Ich… kann die Station halten,“ presste er heraus, als seine Kehle enger wurde. „Ich… kann euch die Kontrolle geben…“

Er atmete schwer, spürte, wie die Luft in seinem Brustkorb knarrte. Das letzte Wort war eine Bitte, aber noch keine Unterwerfung. Und während die Kabel in seinen Handgelenken schaben und die Glocke der Entscheidung im Raum hing, war da dieses andere Summen in ihm eine Resonanz ohne Namen, die stärker geworden war, kurz nachdem der Fremde eingetreten war. Er konnte sie nicht greifen. Er konnte sie nur spüren, wie ein ferner unheimlicher Puls, der darauf wartete, ob man ihm folgen oder ihn fürchten würde. Dann hielt er den Atem an und wartete, ob jene, die über Messer, Codes und kalte Logik verfügten, seine Rechnung annehmen würden.

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Der bleiche Gefangene antwortete UX-23 und forderte Zugriff auf irgendein Terminal. Augenblicklich verlor Leto das Interesse und begann mit glasigen Augen die gelblichen Fingernägel seiner linken Hand zu mustern. Es war nicht so, dass er die Aussicht langweilig fand, demnächst irgendwann in einen Lavasee zu stürzen. Wohl aber juckte ihn der Lösungsansatz so gar nicht. Er war hier, um Leute aufzuschlitzen und keinen F*ck zu geben. Und grade war niemand hier, den er aufschlitzen sollte. Dennoch kam er nicht umhin die blöde Droidenstimme zu hören, die dem Typen antwortete:

„Du glaubst wohl ich wurde heute erst produziert, Fleischsack. Du wirst auf keine drei Meter an irgendwelche Terminals rangelassen! Ich werde es selber kontrollieren.“

Der ID9 Seekerdroide ließ von dem Gefangenen ab und klinkte sich irgendwo ein. Was den Gefesselten aber natürlich nicht vom Quatschen abhielt. Mit halb geschlossenem, organischem Augenlid musterte Leto ihn, während der komplett irrelevant über seine Motivation sie zu retten laberte. Oder auch nicht. Jaja, blabla, er arbeitete nur für sich selbst. Ladungen abzweigen, bliblablubb. Erst als der Dieb sich an Botty McBotface wandte und dem Alienviech bescheinigte, im Interesse der Black Sun zu arbeiten, öffnete Leto sein Auge wieder vollends. Langsam richtete sich sein ungleicher Blick auf der/die/das Angesprochene.

Was wusste Leto über Botty? Entgegen seinen besten Bemühungen hatte er die letzten paar Stunden nicht verschlafen und sogar das eine oder andere Stück Information behalten. Botty war vorhin mit Capt’n Pläte (Cage) hereingekommen. Warum hatte Leto also nochmal angenommen, dass er zu Cullins gehörte? Ah, ja, weil Cullins Botty wie selbstverständlich Anweisungen gegeben hatte. Und weil der Stationsleiter Leto nicht danach gefragt hatte, ob er in Bottys Geist etwas Verräterisches gespürt hatte. Also eine Schlange im Nest?

Zu spät bemerkte Leto, dass der gefangene Dieb wieder das Wort an ihn gerichtet hatte. Offensichtlich in der Fehlannahme, dass Leto einen Scheiß auf gute Argumente gab, hatte er wieder damit begonnen ihn mit Quatscherei zu bearbeiten. Wenn er befreit wurde, würde er nur ein kleines bisschen klauen und dann verschwinden. Ganz ehrlich. Halsabschneiderehrenwort. Bla. Bla. Bla. Einige Momente lang schaute Leto den Dieb wortlos an, während die Spannung im Raum anstieg. Dann simulierte er ein Furzgeräusch mit den Lippen und wollte sich wieder abwenden. Ein sachtes Zupfen an seinem Geist ließ ihn jedoch innehalten.

In dieser Phase seines Lebens waren Machtsinne nichts, was Leto inflationär nutzte. Die Macht überhaupt anzuwenden war anstrengend genug, so ausgebrannt wie er sich immer fühlte, und so war dieser passive sechste Sinn höchstens etwas, das er in spezifischen Momenten einsetzte. Er hätte natürlich versuchen konnten Bottys Gefühle bei der Erwähnung der Black Sun zu ergründen, doch das war Leto grade einfach zu nervig-anstrengend. Trotz allem entging ihm jedoch nicht, als der Scherzkeks vor ihm trotz gefesselter Hände, die Finger nicht von ihm lassen konnte. Also im geistigen Sinne. Hatte Freund Schnürschuh grade WIRKLICH versucht Leto Fel – Darth Sikarius – mit einem lächerlich plumpen Gedankentrick gefügig zu machen?!

Heute war wohl wirklich der Tag der kleinen Pissnelken die nicht wussten, wann mal gut ist. Erst die Schweinshaxe mit Breitschwert und nun der haarlose Zahnstocher mit Sprachdiarrhö. Ein Funke frustrationsbedingter Wut erwachte in Letos Innerem und die IMMERNOCH nicht verstummten Worte des Typen machten es nicht besser. Ein kurzer Blick zu Botty McBotface – mit dem Xenoding würde er sich gleich befassen. Mit einem schrillen Kreischen von Metall auf Metall verschob sich der Schreibtisch und landete einen Moment später vor der Bürotür. So schnell kam hier niemand mehr raus. Dann richtete er seine nun erwachte volle Aufmerksamkeit wieder auf den Dieb.

Unsichtbare Finger schlossen sich um die Kehle des Mannes, dessen Körper sich unwillkürlich um einige Zentimeter in die Höhe schob. Sicher, seine Handgelenke wurden damit entlastet, aber da sollte er sich erstmal drüber freuen, wenn er nicht mehr atmen konnte!


„Halt endlich deine dumme Fresse!“

, zischte Leto ihn an.

„iCh KanN dIE sTaTiOn HaLteN. IcH kanN EuCh dIe KonTRollE gEbEn…“

, äffte er ihn nach.

„SO klingst du, Junge. Und was fällt dir ein, deine geistigen Finger nicht bei dir behalten zu können?! Ich bin ein Sith, du nutzloses Stück Dreck. Ich habe nicht Kal Fraan, dem Yevethanerkönig, die hässliche Rübe abgeschnitten, um mich dann von einem kleinen Pissblag wie dir bequatschen zu lassen.“

Mit finsterem Gesicht trat er näher. Jetzt musste er zwar steil zu der bleichen Fresse hochschauen, doch wünschte der Dieb sich vermutlich trotzdem grade, Positionen tauschen zu können.

„Wer hat dir das beigebracht, eh?! Welche wertlose Wompratte hat sich dazu herabgelassen, einem wie dir den Gedankentrick beizubringen?“

Leto drückte noch eine Spur fester mit der Macht zu, bevor er wieder zurücktrat und sein Schwert aus der Scheide zog.

„Whoops, hab ich ja voll vergessen: Ich geb‘ kein‘ F*ck! Sag dein letztes Gebet, Abschaum, jetzt hat sich’s ausgequatscht!“

Wie ein Golfspieler hob Leto die nun entblößte Klinge an das Gesicht des Diebs und richtete die scharfe Spitze des Scimitars auf dessen rechtes Auge. Seit er ein ähnliches Manöver mit dem einen Menschen aus Plätes Crew durchgeführt hatte, hatte er noch keine Zeit gehabt das Schwert wieder zu reinigen. Noch immer klebten diverse Körperflüssigkeiten – aber in erster Linie Blut und Hirn – an dem blitzenden Metall. Bedächtig holte er aus und ignorierte das protestierende Geschnatter von UX-23, der von seinem Terminal wieder abgelassen hatte.

„SIKARIUS STOPP!“

Die Stimme des Droiden peitschte durch den Raum wie die Kortosisklinge. Grade rechtzeitig hielt der blitzende Dorn an ihrer Spitze inne. Millimeter von ihrem Ziel. Widerwillig löste Leto auch den Machtgriff vom Hals des inzwischen violett angelaufenen Diebes und warf UX-23 einen mörderischen Blick zu.

„Was?!“

, fragte er.

„Das Gesicht dieses Umbaraners taucht in keinem Verzeichnis des Sith-Ordens auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Jedi handelt, ist verschwindend gering. Es handelt sich hierbei vermutlich um jemand noch Unentdecktes. Und damit eine wichtige Ressource für den Orden. Sikarius, ich verbiete dir hiermit ihm Schaden zuzufügen, den nehmen wir mit.“

„Bist du bescheuert?!“

, fauchte Leto den Droiden an.

„Als würde ich so eine hässliche Vogelscheuche mit mir rumschleppen. Arschlecken, Mann!“


[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Cullins' Büro ] Leto, Gantou und Teneb, sowie (NPCs) UX-23
 
| Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters | Teneb Dask, Darth Sikarius, UX-23 (NPC) und Gantou |
Die Luft im Büro war so dicht, dass sie sich an seine Zunge heftete. Teneb Dask hing, ein Gewicht an feinem Draht, und jeder Atemzug wäre fast zu viel gewesen; die Lunge zog sich zusammen wie ein Krampf, als wolle sie aus seinem Körper fliehen. Die Handgelenke brannten, das Fleisch war aufgerissen von den Kabelschlaufen, die Finger taub und kaum mehr als Werkzeuge aus Horn. Über ihm lag das bleiche Skelett der Deckenverkleidung, die Ränder ausgefranst vom Aufprall; um ihn herum flackerte das Notlicht der Konsole in unregelmäßigen Intervallen und malte Schatten wie tanzende, unruhige Finger an die Wände. Die Nähe des Mannes, der sich Lord Sikarius nannte, des Mannes mit der blutverschmierten Rüstung und der Klingenlast auf der Schulter, drückte auf seine Brust wie eine schwere Hand. Teneb hatte Furcht gefühlt, deren Konturen er nie zuvor kannte; es war keine rohe Panik, sondern ein langsames, schneidendes Bewusstsein der eigenen Nichtigkeit. Er war nahe am Ende gewesen, näher als ihm lieb war und dieses Wissen nagte an ihm, klaffte wie eine offene Wunde.
Sith. Das Wort hallte in seinem Kopf nach wie ein Gerücht, das man im Rauch einer Spelunke aufschnappt und nicht mehr loswird. Für
Teneb war es nie mehr gewesen als ein Flüstern, ein Schreckgespenst, das das HoloNet in unregelmäßigen Abständen fütterte: Rote Klingen, maskierte Gesichter, Mythen von Kriegern, die im Verborgenen die Fäden des Galaktischen Imperiums zogen. In Umbara hatte man sie wie ein Sondereinsatzkommando beschrieben, unnahbar, tödlich, kaum unterscheidbar von den Jedi, außer dass ihre Ziele ehrlicher waren. Kaum jemand hatte je einen von Angesicht zu Angesicht gesehen – und wer behauptete, es getan zu haben, sprach danach meist nicht mehr lange. Für Teneb waren die Sith eine Mischung aus Aberglaube und Propaganda, eine Projektionsfläche für Angst. Dass jetzt ein solcher Fremder vor ihm stand, aus Fleisch und Blut, mit einer Aura wie giftiger Rauch und einer Klinge, die noch mit Blut klebte, war mehr als nur ein Schock. Eine Lüge konnte diese Behauptung nicht sein, denn er verkörperte für ihn alles, was er über diese ominösen Gestalten je gehört hatte. Es war, als hätte sich das Getuschel materialisiert und ihn persönlich ausgewählt, um Zeuge zu sein, dass die Legenden real waren und tödlicher, als er es sich je ausgemalt hatte.

Als der Griff um seinen Hals gehoben wurde, kam kein Triumph. Nur ein gieriger Krampf nach Luft, ein röchelnder Versuch, Sauerstoff in einen Körper zu pressen, dessen Nerven brannten. Er fiel nicht mit einem dramatischen Schrei; Er sackte, beraubt von Kraft, die Knie erkalteten, seine Zunge schmeckte Metall. Die Welt war fragmentiert: Das Poltern des Vibroschwertes, das leise Surren des Droiden, das schabende Geräusch der Stiefel der Ubese. Jede einzelne Wahrnehmung schien ihm aufgedrückt, als wolle sie sicherstellen, dass er den Moment nie vergaß. Der Druck an seiner Kehle war weg, aber das Gefühl blieb. Die unsichtbaren Finger hatten sich gelöst, doch in seinem Hals brannte noch die Erinnerung an das Ersticken, und jeder Atemzug schmeckte nach Metall und Staub. Teneb wagte kaum zu sprechen, doch hatte er schnell gelernt, dass dieser Mann viele Worte nicht mochte, doch ihn warten lassen noch weniger leiden konnte. Es fiel ihm schwer die Worte herauszupressen, fürchtete er doch den nächsten Schlag, entgegen der Order des Droiden. Er konnte nicht mutig sein. Nicht jetzt, nicht unter den Blicken des Grobians. Er hatte ihm die Frage gestellt, die der Umbaraner nun in sich wälzte wie ein Gift: Wer hatte es ihm beigebracht? Wer hatte ihn gelehrt, mit Gedanken zu greifen? Niemand. Kein Lehrer, kein Orden, kein Kodex. Nur er selbst, ein Schmarotzer im System, ein Spieler, der die Schwächen anderer ausnutzte und dabei nie ganz verstand, welche unsichtbare Hand ihn lenkte.

„Niemand.“
Worte, die klangen als schabe ein Vibromesser über die stählernen Paneele der Station, während er dem Sith ins Visier sah. Die Antwort hatte er nicht laut ausgesprochen, denn der Sith hatte es selbst gesagt: Es interessierte ihn nicht. Er hatte es versucht, unbewusst, plump, fast instinktiv, und die Antwort war keine Manipulation, kein Ausweichen, sondern rohe Gewalt gewesen. Sikarius hatte gespürt, wie er die Fühler ausstreckte, und ihn dafür wie ein Insekt an die Wand genagelt. Ein Fehler, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Teneb wusste, er konnte es sich nicht leisten, noch einen Fehler zu machen. Nicht hier, nicht vor diesen Augen, die durch ihn hindurchschnitten. Stille war seine einzige Waffe. Er ließ sie wirken, während sein Körper schmerzte: die geschundenen Schultern, die Kabel, die sich wie Feuer in sein Fleisch gruben, das Hämmern in der Kehle. Er zwang sich, den Kopf nicht sinken zu lassen, auch wenn die Muskeln es verlangten. Ein gebrochener Blick wäre eine Einladung, eine offene Flanke. Also hielt er still, wartete, atmete so gleichmäßig er konnte.

Das metallische Summen des Sucherdroiden zog ihn aus der Starre. Die Worte der Maschine hatten Gewicht, das anders war als das des Fremden. Sie waren nicht von Hass oder Zorn gefärbt, sondern kalt und absolut. Eine Ressource. Der Droide hatte ihn als etwas identifiziert, das man mitnehmen musste. Kein Mensch, kein Gegner, kein Opfer, einfach eine Ressource, wie einen Hydrospanner. Teneb hätte lachen können, wenn ihm die Kehle nicht so wehgetan hätte. Wieder war er reduziert auf einen Wert, auf Nutzen. Es war wie früher, als er sich durch die Schichten der Gesellschaft geschnitten hatte: Immer nur so viel wert wie die Information, die er trug, oder die Dienste, die er leisten konnte. Er war nicht überrascht, aber die Klarheit, mit der der Droide es aussprach, ließ ihn zittern.

Er war nicht naiv. Er wusste, dass er Glück gehabt hatte, ein winziges, kaltes Glück, das von einem seelenlosen Droiden gewährt worden war. Der Suchdroide rigoroser Pragmatismus hatte ihn in diesem Augenblick gerettet, nicht Mitleid, nicht Ehre. Das kalte, rote Maschinenauge hatte registriert, gewogen, entschieden. Der bleiche Umbaraner hatte einen Moment lang die Erkenntnis, scharf wie eine Klinge: Er war nicht gerettet, er war nützlich. Eine Ressource, die man einsetzte, solange Nutzen zu erwarten war. Es gab kein Heldentum in dieser Galerie aus Stahl und Blut, nur Transaktionen.
Die Erkenntnis schnitt tiefer als jede Klinge. Gorshk war tot und das Echo seines Todes war in der Klinge auf dem Tisch zu sehen, in dem Blutfilm und den Splittern von Fleisch, die wie Mahnmale lagen. Teneb sah vor seinem inneren Auge wie bei einem der Holo-Horror, die sich Spoxx so gerne ansah, die Gesichter der anderen: Castor, der immer lachend an der Grenze zum Wahnsinn balancierte; Spoxx, die ihre Revolution in Schraubenschlüssel und Fluchworte kleidete; Scythe, der kalte Saum von Effizienz mit den messerscharfen Augen. All' ihre Gesichter in rot getaucht, während ihre Namen in seinem Mund zu Asche zerfielen. Sie waren nicht hier, und das Bild ihres Auseinanderfallens war klar wie ein offenes Protokoll. Ein Stück von ihm riss sich zusammen bei dem Gedanken, dass er sie vielleicht für immer verloren hatte, nicht durch heroische Opfer, sondern durch Pragmatik, durch die kalte Rechnung anderer Leute.

Sein Verstand arbeitete trotzdem, langsam und methodisch, wie eine Maschine im Nebel. Die Panik musste in Strategie verwandelt werden, Angst in Kalkül. Er hatte immer darauf gebaut, Menschen zu lesen, Systeme zu sezieren, Lügen zu entwirren. Jetzt ging es nicht mehr um Eloquenz, um die glänzende Rhetorik, die früher Türen geöffnet hatte, es ging um härtere, nüchternere Dinge: Wer hier Macht ausübte und durch welche Mittel.Der Suchdroide war Maschine, er konnte binär argumentieren. Sikarius war Fleisch und Blut, und die Gewalt in ihm konnte aufs Knopfdruck abgeschaltet werden oder sie konnte unberechenbar und tödlich werden. Die Ubese war ein Zwischenraum; pragmatisch, opportunistisch, sie suchte Nutzen ebenso wie Gewinnen.

Doch etwas schwebte über all dem, eine Klinge schärfer als das Vibroschwert dieses Mannes: Die Mary-Ann 42, die Plattform, die träge in den Schwerkraftstrom glitt, war nicht aus seiner Wahrnehmung verschwunden. Er wusste, dass die Zeit lief, dass die Berechnungen erbarmungslos waren. Noch konnte er sie halten, vielleicht. Noch konnte er beweisen, dass er mehr war als ein Stück Fleisch, das man an die Decke hängte. Doch dafür musste er überleben, und das bedeutete, dass er sich den Regeln dieses Raums beugte, vorerst. Sein fragiler Stolz war angekratzt, tiefer als er es sich eingestehen wollte.

Sein Blick blieb auf dem Suchdroiden haften, blickte zum Terminal, an dem dieser sich, während Sikarius ihn fast getötet hätte, mit Informationen versorgt hatte. Dann blickte er wieder zum Suchdroiden und wartete auf eine weitere Reaktion, eine Aussage, irgendwas. Er würde nicht erneut den Fehler machen und wieder sprechen, bevor er nicht von dem Droiden, der eigenartigerweise hier das Sagen über einen Sith hatte, aufgefordert wurde was zu sagen. Sein implizites Gesuch versuchte er durch den Augenkontakt zu verstärken und hoffte, dass die rational binäre Natur des Droiden ihm hier helfen würde. Der Fremde hatte ihm gezeigt, wie schmal der Grat war, auf dem er immer getanzt hatte. Er war kein Sith, kein Jedi, kein Schüler von irgendwem. Nur Teneb Dask, ein Slicer, ein Schuft mit einer scharfen Zunge und noch schärferem Verstand. Aber dieser Verstand musste schweigen, wenn er überleben wollte. Also schwieg er. Er schwieg und ließ die Gedanken in sich kreisen, wie Womp-Ratten in einem Käfig.


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Der Dieb schien die Memo endlich bekommen zu haben, denn er hielt die Klappe, während die überlegenen Geschöpfe im Raum über sein Schicksal berieten…nun ja, stritten. Natürlich ging in seinem Gesicht so einiges vor, doch das konnte Leto gut und gerne einfach ignorieren – und den bleichen Typen so behandeln, wie was er am Ende des Tages auch war: Ein aufgehängtes Stück Fleisch am Haken. UX-23 hielt es genauso und allokierte stattdessen seine komplette Aufmerksamkeit auf den Sith vor ihm. Leto war sich sicher, hätte Droiden über so etwas wie Schläfenadern verfügt, hätte sie bei der Maschine grade in Doppelschicht pulsiert.

„Wenn du etwas gegen hässliche Vogelscheuchen hast, muss ich dich wohl von Spiegeln fernhalten. Hä, Fleischsack?!“

, spuckte die Maschine und schaffte es doch tatsächlich ihrem roten Photosensor ein aggressives Blinken zu verpassen.

„Deine Mission hat sich grade erweitert und du wirst gefälligst tun, was man dir sagt! Der Orden wünscht, dass ihm diese Ressource zugetragen wird, damit evaluiert werden kann, wie wertvoll sie ist!“

Wütend warf Leto die Arme in die Luft und gestikulierte mit der Schwertspitze erneut gefährlich nah am Gesicht des Diebes.

„Sehe ich etwa aus wie ein verf*ckter Babysitter?! Da kann ich den Zahnstocher ja gleich ausbilden – naja, bis der in der Mitte durchbricht, weil er böse angeguckt wurde!“

„Gute Idee, Fleischsack!“

Es hätte eigentlich nicht möglich sein sollen, doch die Stimme des Droiden hatte einen gehässigen Tonfall angenommen.

„Was, ihn in der Mitte durchbrechen, damit ich ihn los bin? Kommt sofort…“

„Ihn auszubilden, du Intelligenzbestie!“

Leto konnte nicht glauben, was er da hörte. Die erste und einzige Person, die er je ausgebildet hatte, hieß Adria Guldur. Und diese hatte es trotz seiner damals noch ausgiebig vorhandenen, mörderischen Tendenzen geschafft, es jahrelang an seiner Seite auszuhalten. Die beiden hatten über diese Zeit fast soetwas wie eine ungesunde Freundschaft aufgebaut und Leto hatte sich ihr am Ende näher gefühlt als irgendeinem anderen Wesen in der Galaxis. Lebendig, oder tot. Nun jedoch war sie verschwunden, hatte sich aufgelöst in seinem Wahn, der ihn die letzten fünf Jahre über auf Artek III festgehalten hatte. Dass nun der scheiß Droide einfach so verlangte etwas Ähnliches mit diesem diebischen Nichts einzugehen, war ja wohl die absolute Höhe! Doch das dumme Ding war noch nicht fertig:

„Das ist wirklich eine sehr gute Idee, wie meine Berechnungen ergeben. Taugt er etwas, beherrscht er dann schon die Grundlagen, wenn er in fähigere Hände kommt. Und wenn nicht…verschwendet er immerhin nicht die Zeit von jemandem Wichtigem…“

In Leto brodelte es. Dieses dumme, verschissene, rotzfreche Drecksteil, das er in der Luft zerreißen wollte, aber nicht konnte! Auf der Zunge lagen ihm allerhand Erwiderungen, doch am Ende verließ nur das Folgende seinen Mund:

„F*ck dich ins Knie, Junge!“

„Bedaure, Fleischsack. Dafür fehlt mir die nötige Anatomie. Du wiederum verfügst über alle erforderlichen Komponenten, daher ist meine Empfehlung…“

„DEINE ROSTIGE H***NM*TTER BL*ST RAKGHOUL ZUM SPAß IM SCH*IßHAUS!“

Ein Machtstoß fegte UX-23 quer durch den Raum und knallte ihn gegen die nächste Wand, wo er benommen, aber unversehrt eine Runde drehte. Von ohnmächtigem Zorn erfüllt wandte Leto sich dem Dieb zu. Wenn es sein musste, dann würde er es verdammt nochmal tun. Aber eines Tages würde er sich von diesen Fesseln befreien und dann Gnade die Macht wem auch immer, der ihn zu einem beschissenen Kettenhund gemacht hatte.

„DU!“

, zischte er.

„Du wirst mir jetzt haarklein aufzählen, wer von deinen dreckigen, kleinen Freunden hier auf der Station ist und was sie für Missionen haben. Denk dran, du Stück ausgek*tzte Xenosch*iße, ich bin ein SITH. Ich werde sehen, ob du lügst.“

Was in diesem Moment auch tatsächlich der Wahrheit entsprach. Der Widerwillen und die Demütigung von dem machtverdammten Droiden rumgescheucht zu werden, hatte eine fast vergessene Gefühlsintensität in ihm erweckt. Die Auren des Xenodings und des Diebs brannten hell und klar vor seinem inneren Auge und er fühlte sich, als hätte er beide ohne weiteres mit nur einem Gedanken die Arme ausreißen können. Ein hässliches Sith-Gelb hatte sich über Letos überlebende Iris gelegt.

„Überleg‘s dir genau, Kollege. Du verlässt diesen Raum auf eine von zwei Arten: Als Verräter, oder als Leiche. Und jetzt raus mit der Sprache!“


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Teneb hing wie eine Trophäe, die man vergessen hatte, aufzuhängen. Seine Schultern brannten, die Handgelenke waren taub, die Kehle fühlte sich an, als hätte sich jemand ein Stück heißes Durastahl um sie gelegt. Noch vibrierte in seinem Brustkorb der Nachhall des unsichtbaren Griffs, der ihn beinahe erstickt hätte. Das Schwert, das immer noch bedrohlich nah an seinem Gesicht ruhte, war mit Blut und Gehirnresten besprenkelt, und das war schlimmer als jeder Hieb. Es machte den Tod greifbar. Doch das alles war nur Hintergrundrauschen zu der Stimme, die ihm nun im Kopf hallte: „Du wirst mir jetzt haarklein aufzählen, wer von deinen dreckigen, kleinen Freunden hier auf der Station ist und was sie für Missionen haben.“ Die Worte waren keine einfache Drohung. Sie waren ein Urteil, kalt, scharf, endgültig.
Sein Blick hob sich langsam. Die Brandnarbe, die das Gesicht des Fremden wie eine gezackte Landkarte durchzog, glänzte feucht im Licht. Das rechte Auge war fort, ersetzt durch kalte Mechanik, die unheimlich still pulsierte. Das Ohr auf derselben Seite war ebenfalls ein Relikt, ersetzt durch mechanische Implantate, funktional, aber leblos. Doch das linke Auge, das überlebende, war schlimmer als jedes Implantat. Es brannte in einem fanatischen Schimmer aus Wut und Zorn, ein Fanal dafür, dass all die Gerüchte, die Mythen, das Getuschel aus seiner Jugend, wahr waren. Ein Sith. Kein Phantom aus dem HoloNet. Kein Symbol imperialer Propaganda. Fleischgewordener Schrecken, der direkt vor ihm stand.
Der Sith kochte vor Wut, als der Droide es wagte, ihm so etwas wie eine Pflicht aufzuerlegen. Ausbilden. Als wäre er ein Lehrmeister, kein Schlächter. Seine Brandnarben verzogen sich zu einer hässlichen Maske, die bionische Linse glühte kalt, während die lebende Iris in kränklichem Gelb flackerte. Ein Laut, halb Schrei, halb Knurren, brach aus seiner Kehle, und mit einer brutalen Geste schleuderte er die Macht in den Raum. Für Teneb war es, als hätte sich die Luft selbst gegen ihn verschworen. Kein Trick, kein technisches Manöver, keine Täuschung, sondern rohe, unsichtbare Gewalt, die den Droiden wie ein Spielzeug durch den Raum schleuderte. Sein Magen zog sich zusammen, Schweiß perlte über die Schläfen, während sein Verstand fieberhaft versuchte, es in bekannte Muster zu pressen: Magnetfeld? Repulsortechnik? Doch in ihm wusste etwas längst, dass es keine Maschine war, die hier wirkte. Es war die Macht, greifbar, brutal, unbezwingbar und sie ließ ihn sich so klein fühlen wie ein Kind in den Korridoren Umbaras, als er noch glaubte, die Schatten würden ihn verschlingen. Unsichtbare Gewalt peitschte den Suchdroiden durch die Luft, riss den Droiden von seiner Position und krachte ihn scheppernd gegen die Wand. Metall kreischte, Funken sprühten, und für einen Augenblick war die Kammer nur Wut, Druck und das Echo der Explosion seiner Verachtung.

Und diese Bestie verlangte anschließend in seinem Furor nach etwas, das Teneb nicht geben wollte: den Namen seiner Crew.

Scythe, Castor und Spoxx. Sein Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken. Er sah ihre Gesichter, hörte ihre Stimmen. Castors schiefes Lachen, wenn sie wieder irgendeinen Sprengsatz zu poetisch beschrieb. Scythes kaltes, ruhiges Schweigen, das Messer immer in Reichweite. Spoxx’ Idealismus, ihr ständiges Gerede von Umverteilung und „gerechteren Systemen“. Gorshk … sein dumpfes Brüllen, das inzwischen verklungen war. Tot. Schon einer weniger. Wenn er redete, wenn er die Wahrheit aussprach, würde er den Rest von ihnen verraten. Und das hieß: sie waren tot, bevor sie überhaupt merkten, was geschah.

Aber wenn er schwieg?

Dann war er der Nächste. Er spürte noch die Klinge, die eben beinahe sein Auge durchbohrt hätte. Er spürte noch den Griff, der seine Kehle zusammengedrückt hatte, bis die Welt schwarz zu werden drohte. Der Sith würde keine zweite Warnung geben. Wenn er nicht antwortete, endete es hier, auf diesem verfluchten Boden, wie ein weggeworfenes Stück Schrott.
Tenebs Gedanken wanderten zurück nach Umbara. Zu seinem Vater, Daran, dessen kühle Stimme wie ein Skalpell schnitt, wenn er über Familie sprach: „Die Linie bleibt bestehen. Alles andere ist entbehrlich.“ Schon damals hatte er verstanden, dass Loyalität in ihrer Welt nur so lange zählte, wie sie der Linie diente. Sein Bruder hatte ihn verraten, das System hatte ihn ausgestoßen, und selbst im Exil war er nur ein Werkzeug, eine Schachfigur. Auf Umbara hatte er gelernt: Es gibt keine Rettung im Kollektiv. Wer überleben will, muss allein stehen. Alles andere war Lüge.

Also war die Frage, die in ihm bohrte, keine moralische. Es war nur die alte Wahrheit, die ihn seit Jahren begleitete: Er oder sie.
Und dieses Mal bedeutete „sie“ seine Crew.

Sein Gesicht verriet mehr als er wollte. Die Kiefermuskeln arbeiteten, als wollte er die Worte zurückbeißen, noch bevor sie sich formten. Schweiß rann ihm über die Schläfen, sammelte sich im Hohlraum seiner Augenbrauen und brannte in den Augen. Und dann passierte es: das linke Auge, sein einzig verbliebenes biologisches, verfärbte sich in einem fahlen Gelb. Erst schwach, kaum mehr als ein Schimmer, dann deutlicher, unnatürlich, als würde etwas in ihm zum Leben erwachen, das er nie eingeladen hatte. Er merkte es nicht bewusst aber er spürte es. Eine Hitze, ein Druck hinter der Stirn, als würde ihm die Welt selbst zuraunen, dass es keinen Weg zurück gab. In seinem Inneren raste die Panik weiter, unaufhaltsam wie die Mary-Ann selbst, die ihrem Ende entgegentrieb. Die Vorstellung, dass die Plattform bald in ein Lavafeld stürzen würde, nagte an ihm wie ein offener Nerv. Und doch war er hier gefesselt, ausgeliefert an einen cholerischen Irren mit Schwert und Macht, der über sein Schicksal entschied, als wäre es nichts. Zwischen der drohenden Vernichtung der Station und der unberechenbaren Laune des Sith war Teneb wie in einem Schraubstock eingespannt, unfähig zu entkommen, unfähig das Steuer zurück in die eigenen Hände zu reißen.

Der Droide hatte von „Ausbildung“ gesprochen. Ausbildung durch diesen Fremden, durch den Sith. Der Gedanke war grotesk. Er, ein Schüler? Unter diesem blutverschmierten Henker, dessen bloße Präsenz ihn fast gebrochen hatte? Aber je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde es: Wenn er die Wahl hatte zwischen dem Tod seiner Crew und seinem eigenen, dann gab es nur eine Richtung. Überleben. Immer. Überleben, koste es, was es wolle. Vielleicht bedeutete das, diesen Fremden, der sich "
Sikarius" nannte „Lehrer“ nennen zu müssen. Diese Kreatur, deren Temperament grauenhafter als die eines Dugs war und sein Geduldsfaden filigraner als alderaanische Tonkunst. Vielleicht bedeutete es, dass er eines Tages selbst so etwas wie dieses brennende Auge sein würde. Ein sowohl ekelhafter aber doch auch irgendwo in seinem verletzten Inneren verlockender Gedanke. Aber jetzt? Jetzt bedeutete es, den Tod zu vermeiden, der ihm schon zu nahe kam. ihm erschien es auch abstrakt, eher wie das Allgarn eines weitgereisten Spice Schmugglers, doch dieser Mann brannte wie eine hasserfüllte Sonne, die ihn zu verbrennen vermochte. Er musste erstmal koopieren, abhauen würde er im richtigen Moment immer noch können.

Langsam hob der Umbaraner den Kopf. Sein Gesicht war ein Spiegel aus Schmerz, Zorn und blanker Verzweiflung. Die Lippen zitterten, die Haut spannte sich bläulich über den hohen Wangenknochen. Das Gelb in seinem Auge pulsierte einmal, zweimal, bevor es wieder schwächer wurde. Wie eine Glut, die noch nicht brannte, aber schon Hitze verströmte. Er öffnete den Mund, die Stimme ein heiseres Krächzen, kaum mehr als ein Flüstern. Und doch war es das Lauteste, was er je gesagt hatte:


Scythe, Rodianer. Messer, schnell und still. Castor, Sullustaner. Sprengstoff, improvisierte Waffen. Denkt in Explosionen, nicht in Linien. Spoxx, Twi’lek. Technikerin. Kann Hardware Systeme knacken und Energie umleiten.“

Jeder Name fiel wie ein Stein. Ein Schlag ins eigene Fleisch. Und doch: jedes Wort war ein Atemzug mehr für ihn. Ein Herzschlag weiter. Ein Schritt weg vom Schwert, weg von der Dunkelheit, die schon fast Besitz von ihm ergriffen hatte. Der geschundene Umbaraner spürte das Gewicht jeder Silbe, die er aussprach, als wäre jedes Wort ein Messer, das er sich selbst an die Kehle setzte. Er zwang sich, so knapp wie möglich zu antworten, ohne Ausschmückung, ohne Umwege, nur das Nötigste. Keine Ironie, kein Spott, keine Finten, einfach nichts, was die Aufmerksamkeit des Sith länger als unbedingt nötig auf ihn lenken könnte. Er wusste, dass der Mann in Grauschwarz mit der Brandnarbe kein Publikum suchte, sondern Vorwände, und Teneb Dask durfte ihm keinen bieten. Jede überflüssige Bemerkung, jeder Atemzug zu viel konnte das letzte sein.

Er hatte seine Wahl getroffen.


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Letos Lippen kräuselten sich verächtlich, als der Dieb schließlich seine Situation akzeptierte und seine Freunde verriet. Es war seltsam befriedigend dieses armselige Geschöpf zu etwas zwingen zu können, dass es offensichtlich so gar nicht tun wollte. Fast war es, als reichte er die Demütigung die UX-23 über ihn ausübte, postwendend weiter und zwang sie dem kleinsten Fisch in der Nahrungskette auf. Der Dieb würde starke Nerven brauchen, wenn er die Ausbildung mit in irgendeiner Form intaktem Geist überstehen wollte. Was natürlich wie ein er-Problem klang. Doch bevor es überhaupt so weit kommen konnte, fehlten noch ein paar Schritte, um seine Loyalität zu sichern.

„Klingt, als bettelt ein gewisser Sullustaner grade zu darum, als erster ausgeweidet zu werden. Ein Sprengkarnickel auf der Station kann ich so gar nicht brauchen.“

Der entstellte Sith wusste nicht viel über das Universum, aber doch konnte er aufzählen, was alles einem Machtnutzer gefährlich werden konnte. Sprengladungen standen ganz oben auf der Liste und so würde dieser Castodings als Probe aufs Exempel herhalten müssen, wie weit Leto den Dieb bereits in den Fingern hatte.

„Erzähl mir, was genau die Aufgabe des Dings hier ist und wo wir es finden werden.“

Eine Weile ließ er den Dieb vor sich hinblubbern, bis er irgendwann entschied genug gehört zu haben. Es war an der Zeit für den nächsten Schritt. Oder auch Schnitt. HaHa. Unvermittelt und ohne Vorwarnung ließ er seine Klinge durch die Luft zischen und kappte das Kabel, mit dem der Dieb an der Decke befestigt worden war. Dieser machte eine entsprechend elegante Figur, während er wie ein nasser Sack auf den harten Metallboden klatschte. Leto grinste.

„Und nun erhebe dich mein Schüler.“

Ohne dem Dieb auch nur die Möglichkeit zu geben zu gehorchen, versenkte er einen Stiefel in dessen Magengrube.

„Na wird’s bald, ich hab‘ nicht den ganzen Tach Zeit.“

Kurz angebunden fuhr er auf dem Absatz herum und machte Anstalten auf die noch immer mit dem Schreibtisch verbarrikadierte Tür zuzusteuern. Grade hatte er zwei Schritte in die Richtung gemacht, als UX-23 ein vernehmliches Räuspern ausstieß. Es war seltsam diese so menschliche Geste aus dem Vocoder einer Maschine zu hören. Verwirrt schaute Leto sich um, bevor sein Blick auf den Grund des Zögerns fiel. Botty McBotface stand noch immer im Raum und hatte bislang eine Kunst aus der fortgeschrittenen Technik ‚Klappe halten‘ gemacht. Ach, f*ck, das Ding hatte er ja ganz vergessen.

„Du.“

, stellte Leto fest und drehte nochmal um, um auf das Alien zuzuhalten. Fordernd streckte er die geöffnete Hand aus.

„Erstens, ich brauche deinen Blaster.“

Ob Botty McBotface über einen Blaster verfügte, wusste er nicht, doch war dies auf einer Station wie der Mary-Ann 42 vermutlich anzunehmen. Grade wollte er weitersprechen, als der dumme Droiden ein weiteres Räuspern ausstieß. Genervt rollte er sein verbliebenes Auge.

„Ja-haa, ich komme dazu. Du verstehst das Wort ‚erstens‘, ODER?! Dämlicher Dreckdroide.“

, fauchte er mit einem Schulterblick in Richtung des Sucherdroiden, bevor er sich wieder zu dem Aliendingsda umwandte.

„Für wen arbeitest du.“

Seine Aufgabe war nun einmal die Rattenjagd und absichtlich, oder unabsichtlich, hatte der Dieb Botty als eben solche benannt. Ob das so war, würden sie gleich feststellen.


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Der Verrat hing in der Luft wie ein übelriechender Nebel, schwer und unwiderruflich, und mit jedem der preisgegebenen Namen hatte Teneb ein Stück von sich selbst auf den kalten Stahl des Bodens gelegt. Als Sikarius beiläufig verkündete, Castor als Erste zu holen, schnürte sich ihm die Brust zu: Das Bild, wie dieser narbengesichtige Tyrann seine Bekannten einer nach dem anderen aus den Schatten zerrte, während die Mary-Ann 42 unaufhaltsam der Lava entgegentrieb, bohrte sich in ihn wie ein Spieß. War das der Plan dieses Wahnsinnigen, sie nacheinander ins Verderben zu führen, nur um seine Macht zu zelebrieren? Die Vorstellung, dass sie nicht bloß gejagt, sondern als Beute einem Ritual geopfert würden, ließ die Panik in ihm höher schlagen als jede physische Qual.
Sein Magen krampfte, als die Worte des Sith wie ein Messer in sein Fleisch schnitten. „Klingt, als bettelt ein gewisser Sullustaner grade zu darum, als erster ausgeweidet zu werden.“
Castor. Natürlich Castor. Der eine, der nie für die Front gebaut war, der in Kabeln und Zündmodulen dachte, nicht in Blut und Schwerten. Und doch war es genau er, den Sikarius aus dem Kreis gezogen hatte, wie ein Raubtier, das sich das schwächste Glied in der Herde aussuchte. Teneb wusste, dass jedes Zögern ihn verraten würde, und doch schmeckte die Antwort nach Asche auf der Zunge. Castor, sein Sprengkünstler, der Sullustaner, dessen Hände mehr Zeit an improvisierten Zündmechanismen verbrachten als an Waffen, war nie dafür gemacht gewesen, im Rampenlicht zu stehen. Seine Aufgabe war es, die stillen Risse in der Station zu finden, den Puls der Infrastruktur zu lesen, Sprengsätze so zu platzieren, dass sie entweder Türen öffneten oder Verfolger aus dem Tritt brachten. In dieser Mission hatte er die unteren Wartungssektoren vermint, Übergänge blockiert und Fluchtwege vorbereitet. Ein Phantom aus Kabeln und Sprengköpfen.

In
Teneb rauschte das Bild auf: Castor, gebückt in den Wartungsschächten, die Augen rot von der Hitze, die Hände immer beschäftigt, immer zitternd, aber nie unsicher, wenn er Drähte verknüpfte. Nun stand er nicht mehr nur zwischen Stromkabeln und Lüftungsschächten, sondern zwischen den Kiefern des Sith. Und Teneb selbst hatte den Namen herausgespien, hatte den Schatten ins Licht gezerrt. Das Grauen an der Vorstellung, wie dieser entstellte Wahnsinnige einen nach dem anderen seiner Crew zerpflücken würde, legte sich schwer in seine Brust. Die Station driftete weiter in den Tod, und Sikarius schien das nur als Kulisse zu betrachten, eine Bühne, auf der er sein Spiel aufführte. Wollte er sie alle ins Feuer reißen, nur um Macht zu demonstrieren? Teneb spürte, wie eine bittere Rechnung in seinem Kopf aufging: eine Lüge jetzt könnte Castor vielleicht retten, doch dafür aber sein eigenes Spiel entlarven und wenn Sikarius die Täuschung bemerkte, wäre das nicht nur sein Ende, sondern eine Steilvorlage für noch grausamere Spiele. Andererseits war die Wahrheit eine klare, saubere Waffe in den Händen eines Mannes wie diesem Sith; Sie erlaubte ihm schnelle, brutale Entscheidungen. In seinem Exil hatte Teneb gelernt, dass man in ihrem Geschäft öfter Kompromisse mit dem Gewissen schloss, Verrat als eine kryptische Währung, Lügen als Schutzschild, doch gegen einen Sith wurden diese Rechnungen auf eine andere, tödlichere Weise beglichen. Am Ende gewann die nackte, instinktive Rechnung: Sein Leben ein unbezahlbarer Wert, seine Loyalität darin eine verhandelbare Variable. In dieser Branche musste man mit Konsequenzen rechnen nur sah man sie selten so unmittelbar, so endgültig wie hier.

Die Kehle trocken, die Worte schwer, zwang
Teneb sich, knapp zu antworten. Seine Stimme war rau, ein Krächzen aus Anstrengung und Furcht.

„Er hat die unteren Zonen vermint. Wartungsschächte. Nähe der Schmelzgruben. Versorgungstrakte. Dort wirst du ihn finden.“


Die Worte hallten nach, als wären sie in Stein gemeißelt, und während er sie aussprach, fühlte Teneb, wie er das Leben eines Kameraden ablieferte wie eine Ware. Sein Blick wich nicht von Sikarius, auch wenn er innerlich bebte, denn er wusste: Jede Silbe zu viel, jede Beschönigung, und der Sith würde die Spitze seiner Klinge zurück auf ihn richten.

Teneb lag keuchend auf den kalten Platten des Bodens, der Aufprall hallte noch wie ein dumpfer Gong durch seine Glieder. Schmerz breitete sich wellenförmig aus, in den Schultern, im Rücken, in der Brust, wo der Stiefel ihn erwischt hatte. Die Kabelscheuerstellen brannten, seine Kehle fühlte sich an, als wären noch immer unsichtbare Finger darum gekrallt. Er zwang sich hoch, mehr kriechend als sich erhebend, denn der Blick des Sith bohrte sich wie ein Brandzeichen in seinen Körper. „Mein Schüler.“ Das Wort hallte nach, ein bitterer Widerhall, so fremd, so falsch, dass es fast lächerlich gewesen wäre, hätte nicht der Schmerz jede Silbe zementiert.
In seinem Innern schlug Panik gegen einen Panzer aus Instinkt und Überlebenstrieb. Ausbildung. Das war das Wort, das der Droide in den Raum geworfen hatte. Ausbildung durch dieses… Wrack von einem Mann, dessen Körper von Narben, Metall und Blut verunstaltet war, dessen Aura aber die Macht atmete, schwarz und schwer. Tenebs Gedanken jagten: Ausbildung hieß Kontrolle, hieß Eigentum, hieß Aufgabe seiner selbst. Doch Ablehnung hieß Tod. Er sah es in dem einzigen verbliebenen Auge, das in widerwärtigem Gelb aufleuchtete, während das bionische Pendant kalt wie Stahl funkelte. Als das Kabel durchschnitten wurde, fühlte er nicht die Befreiung, sondern die rohe Willkür, die in jeder Geste des Fremden lag. Er war kein Gefangener mehr, er war Beute, an die man eine Leine geknüpft hatte. Die Worte waren nicht Angebot, sie waren Befehl, und das Tritt in den Magen war die Erinnerung, was passierte, wenn man zu lange brauchte, um zu gehorchen.

Er rappelte sich auf, die Glieder schmerzten, das Gesicht zuckte, als hätte er mit jeder Bewegung den eigenen Verrat im Nacken. Seine Crew. Er hatte sie verkauft, ausgegeben wie Münzen, um den Atemzug mehr zu kaufen, der ihn jetzt noch auf den Beinen hielt. In den Schächten, irgendwo in der Station, lebten oder starben sie, und er hatte ihre Namen in den Raum gespien wie eine Währung, die er längst nicht mehr kontrollierte. Die Schuld drückte schwer, aber die Klinge an seiner Kehle war schwerer.

Und dann, wieder, das Wort: Schüler. Der Gedanke schob sich wie Gift in seine Nervenbahnen. Er hatte Geschichten gehört, ja, Märchen fast, von Sith und Jedi, von Kriegern mit Kräften, die wie Götter wüteten. Auf Umbara waren das Flüstern gewesen, HoloNet-Propaganda, Karikaturen von Licht und Dunkelheit. Kaum jemand hatte je wirklich welche gesehen – bis jetzt. Und nun sollte er, der nichts als ein ausrangierter Slicer, ein Überlebenskünstler mit schmutzigen Händen, sich in die Rolle eines Schülers fügen? Alles in ihm schrie nach Verweigerung, doch alles an seinem Körper war schon in Ketten gelegt.

Tenebs Blick glitt kurz zur Ubese, der stillen Jägerin, die plötzlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit gezerrt wurde. Für wen sie arbeitete, wollte der Sith wissen. Der Umbaraner verstand das Spiel. Er war nicht der Einzige, der hier geprügelt und geprüft wurde. Jeder in diesem Raum stand auf dem Schachbrett dieses Mannes. Der Unterschied war nur: Er selbst hatte schon den ersten Bauernzug gemacht und der Preis war das Leben seiner Crew. Ein Zucken ging über sein Gesicht, kaum wahrnehmbar. Ein kaum merkliches Beben, das er nicht verstand, nicht benennen konnte, aber das ihn fröstelnd traf. Er sagte nichts. Er wagte nichts. Jede Silbe wäre eine weitere Schlinge um seinen Hals gewesen. Stattdessen stand er, wankend, aber aufrecht, den Blick gesenkt, den Atem gezügelt. Überleben war der einzige Gedanke, der ihn aufrecht hielt, selbst wenn es bedeutete, das letzte Stück von dem, was einmal „
Teneb Dask“ gewesen war, unter dem Stiefel eines Sith zu begraben.

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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask, Darth Sikarius

Der Widerwärtige „Sikarius“ fiel entweder nicht auf ihren Versuch ihn loszuwerden herein, oder aber er ließ sich einfach nichts von ihr sagen.

„Pass auf wie du mit mir redest, Alienschleim.“

Also wohl eher zweiteres. Gantou berührten die Beleidigungen dieses Wesens nicht. Ihr war es egal, wie andere sie nannten, oder von ihr dachten. Ganz besonders, wenn es sich nicht um Ubese oder vielleicht Mitglieder der Schwarzen Sonne handelte. Im Gegenteil, sie konnte es nachvollziehen: Sie hasste Andere ebenfalls. Nur bekannte sie sich in der Regel nicht mit Worten dazu.

Sikarius zeigte wieder einen Zaubertrick und schleuderte die Tasse nach ihr. Gerade noch gelang es ihr, dem Becher auszuweichen. Ihre Hand glitt reflexartig zu ihrer Seite, wo die kleine HL-27 Blasterpistole in einem unauffälligen Holster steckte. Aber sie zwang sich zur Ruhe. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Es gab zu viele Unwägbarkeiten. Die Station driftete. Verschiedenste unbekannte Eindringlinge trieben ihr Unwesen auf der Mary-Ann. Und dieser Verrückte vor ihr schien die Unberechenbarkeit in Person zu sein. Sie würde abwarten.

Der Widerwärtige wurde wieder auf die Ratte aufmerksam. Diese trug nun in etwa die gleiche, gequälte Rede vor, die auch Gantou sich schon angehört hatte. Noch einmal bot der Slicer einen Deal an, versuchte nun auch Sikarius miteinzubeziehen. Aber Gantou fand die Argumente, die Sikarius überzeugen sollten, sehr dürftig. Und diesem schien es genauso zu gehen. Außerdem redete der Gefangene so ausschweifend und vage um den heißen Brei herum, dass es geradezu eine Qual war:


„…damit die Gelegenheit entsteht, dass bestimmte Ladungen … abgezweigt werden können… ich garantiere, dass der Korridor in die Logs nicht mehr so aussieht, wie er jetzt aussieht… die Daten, die er braucht, um zu verifizieren, dass die Reparatur echt ist…“

Die Ubese blickte bei dem ganzen Geschwafel nicht ganz durch. Und das machte es nicht überzeugender. Dummerweise erwähnte dieses listige Staubferkel auch noch die Schwarze Sonne. Gantou konnte nur hoffen, dass Sikarius das überhört hatte, denn besonders aufmerksam wirkte er nicht. Generell nie. Leider reagierte der kleine Sondendroide auf das gesagte und sprach nun mit dem Gefangenen.

Aber dann schien Sikarius plötzlich etwas sehr zu verärgern. Mit einem weiteren… Zaubertrick war nicht mehr der richtige Ausdruck für diese rätselhafte Kraft… schob er den schweren Schreibtisch vor die Tür, um den Ausgang zu blockieren. Und dann hob der Gefangene ganz leicht vom Boden ab, begann zu würgen, als bekomme er keine Luft mehr. Sikarius stand ganz nah an ihm, berührte ihn aber nicht. Gantou hatte nie etwas dergleichen gesehen. Zu was war dieses Wesen fähig? Die Waffe, die er so achtlos auf den Tisch geworfen hatte, war nicht seine. Zumindest hatte er sie vorher nicht getragen. Und sein besudelter Anzug bewies, dass er einen intensiven Kampf hinter sich hatte. Gegen einen Gegner mit einer solch gewaltigen Waffe. Der Jägerin wurde klar, dass sie gegen diesen abstoßenden Kämpfer in einem ehrlichen Kampf keine Chance haben würde. Sie würde es heimtückisch erledigen müssen. Falls notwendig.

Sikarius war in Rage geraten. Gantou verstand nicht genau warum. Aber er nahm sein Schwert und wollte die Ratte aufspießen. Doch der kleine Droide mischte sich lautstark ein und hielt ihn tatsächlich zurück. Gantou war es schleierhaft, in welcher Beziehung der Droide zu Sikarius stand. Aber offensichtlich verfügte er über die Macht, dem Verrückten Befehle zu erteilen. Das war schwer zu erklären. Es musste ein Druckmittel geben. Die Ubese stand immer noch wie angewurzelt im Büro. Die Situation war absolut fatal. Sie wusste, dass die Zeit ablief. Es wäre so einfach gewesen, wäre dieser Irre nicht aufgetaucht. Sie verstand nicht, was hier überhaupt vor sich ging.

Viele Wesen hätten jetzt vielleicht unüberlegt gehandelt, sich einfach eingemischt, nur um irgendetwas zu tun. Aber die Ubese waren kühl. Berechnend. Gantou spürte ihre Wut. Aber es war eher eine kalte Wut. Sie würde so lange abwarten, bis sie genügend wusste, um angemessen zu handeln. Und wenn es bedeutete, dass sie hier noch eine halbe Stunde wie eine Säule herumstand.

Der Droide sprach von Sith und von Jedi, und davon, dass der Umbaraner eine Ressource für den Orden sei. Diese Begriffe hatte Gantou schon mal gehört. Jedi und Sith waren zwei verfeindete… Gruppen? Die Jedi gehörten der Neuen Republik an und die Sith dem Imperium. Soweit sie wusste, handelte es sich um eine Art Elite-Truppe. Der Droide sprach vom Sith-Orden. Das bedeutete, dass Sikarius Imperialer war. Das war zumindest stimmig, weil die Fourb-Gruppe, die die Plattform betrieb, mit dem Imperium zusammenarbeitete. Es bedeutete auch, dass er wohl tatsächlich die angekündigte Sicherheitscrew war, auf die Stationsleiter Cullins gewartet hatte. Und das wiederum bedeutete, dass Nick Cage und seine Crew Betrüger waren. Und höchstwahrscheinlich mit der Ratte, die gerade fast ein Auge – oder auch mehr – verloren hatte, unter einer Decke steckten.

Der Droide zwang Sikarius dazu, den Umbaraner tatsächlich mitzunehmen und… auszubilden? Was bei den drei Köpfen des Galigo sollte das bedeuten?

Jedenfalls widmete sich der Sith nun auch dem Verhör des Slicers. Mit wesentlich mehr Erfolg wie Gantou. Der Widerstand es Umbaraners brach und er verriet drei Mitglieder seiner Crew. Diese hatten sogar die unteren Zonen schon vermint. Gantous Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während sie die Szene verfolgte. Mindesten drei Saboteure trieben sich in den tieferen Zonen herum und hatten bereits genügend Zeit gehabt, um bedeutenden Schaden anzurichten. Eine Gruppe Droiden kämpfte auf der Landeplattform und wahrscheinlich auch schon in der Station. Nick Cage hatte auch noch mehrere Mann, die wie gut ausgebildete Söldner gewirkt hatten. Und die Mary-Ann 42 trieb auf ein Lavafeld zu und würde in einer guten dreiviertel Stunde beginnen, zu verglühen.

Sie musste sich eingestehen, dass ihr Plan verloren war. Das Einzige, was ihr noch blieb, war, die Mary-Ann ihrem Schicksal zu überlassen und ihre eigene Haut zu retten. Denn eine zerstörte Station wäre für die Schwarze Sonne immer noch besser, als eine weiterhin als Konkurrenz operierende. Aber der erste Schritt war nun, sauber aus diesem Büro zu verschwinden und von Sikarius wegzukommen.

Dieser schnitt nun den Gefangen kurzerhand los und trat ihn, bis der sich aufrappelte. Und wandte sich zur Tür, so als hätte er Gantou mittlerweile tatsächlich vergessen. Doch der verfluchte Droide erinnerte ihn.


„Erstens, ich brauche deinen Blaster.“

Gantou trat einen kleinen Schritt vor und drehte so die Körperseite mit dem kleinen Blasterholster weg von Sikarius.

„Ich musste meine Waffe auf der Jagd nach dieser Ratte in den Wartungsschächten zurücklassen.“

Zum Beweis breitete sie beide Hände leer aus.

„Und ich arbeite für die Fourb-Gruppe und Stationsleiter Cullins. Wir sollten den Gefangenen nun zu ihm bringen.“

Gantous Stimme durch den Sprachverstärker des Helms war monoton und blechern. Sie würde einfach nicht auf dieses seltsame Gerede über einen Sith-Orden und die Ausbildung des Gefangenen als Schüler eingehen. Da konnte sie nur falsch liegen. Wäre Cullins' Büro nicht abgeschirmt, hätte sie längst Funkkontakt mit ihm aufgenommen. Derzeit war er der einzige verlässliche Akteur auf der Station für sie. Vielleicht würde er Sikarius lange genug beschäftigen, damit sie sich aus dem Staub machen könnte. Aber noch stand der widerliche Typ zwischen ihr und dem einzigen Ausgang.

Sie musterte sein Gesicht und kurz huschte ihr der Gedanke an den Fernzünder in ihrer Schutzanzugtasche durch den Sinn. Und den einen Sprengsatz, den sie noch immer bei sich trug, den sie noch nicht anbringen hatte können…
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„Dort werden wir ihn finden.“

, antwortete Leto dem Dieb, nachdem dieser erfolgreich seinen kleinen Sullustanerfreund ans Messer – oder vielleicht besser gesagt, ans Schwert – geliefert hatte. Oh ja. Der Dieb würde schon noch seinen ganz eigenen Anteil daran haben, der kleinen Sprengmaus das Fell über die Ohren zu ziehen. Es gab gewisse Erfahrungen, die man als Sith einfach machen musste, um korrekt zu funktionieren. Prüfungen, die es zu bestehen galt, wenn man nicht als Verschnitt in der Müllpresse landen wollte. Und wenn Leto so darüber nachdachte, waren ein paar harte Prüfungen vermutlich die schnellste Methode, um die bleiche Vogelscheuche wieder loszuwerden. Nicht einmal die schwatzhafte Blechbüchse würde sich beschweren, wenn seine ‚Ressource‘ sich als Reinfall erwies.

Doch zunächst war da noch jemand anders im Raum, der/die/das auf Herz und Nieren geprüft werden wollte. Und natürlich hatte das Alienviech so gar kein Interesse daran, sich darauf einzulassen. Leto grinste erneut, als Botty McBotface kaltschnäuzig angab, den Blaster irgendwo zurückgelassen zu haben. Inzwischen war die Emotionsflut des Sith natürlich wieder so weit verraucht, dass er nicht erneut den Machtsinn bemühen konnte, um den Wahrheitsgehalt der Aussage zu prüfen. Doch das war am Ende des Tages auch nicht notwendig. Er bezweifelte doch stark, dass der maskierte Xeno unbewaffnet war.


„Hast du das, mh?“

, gab er zurück, bevor er die wirklich wichtige Frage stellte. Für wen arbeitete Botty McBotface denn nun? Die Antwort kam so plötzlich, wie sie gelogen war. Nicht, dass Leto diesmal etwas in der Richtung gespürt hatte. Er glaubte dem Alien einfach nicht, als es wie aus dem Blaster geschossen erklärte, es würde ja für die Fourb-Gruppe und Cullins arbeiten. Und zu dem sollten sie den Gefangenen nun am besten auch bringen. Ha, schöne Ablenkung vom Thema! Leto lachte.

„Gefangener? Welcher Gefangene?“

Ein Blick zu dem Dieb, der noch immer dort stand, wo er ihn gedanklich zurückgelassen hatte.

„Komm her, Schüler. Stell dich hier hin.“

„Ähm, Sikarius, deine Spielchen in allen Ehren. Sag deinem Boxsack, er soll was gegen die abtreibende Station tun. Wenn ich das richtig sehe, haben wir ein 43-minütiges Fenster bevor ernsthafter Schaden eintritt.“

, tönte da von hinten die mechanische Stimme von UX-23 durch den Raum. Auch der Droide erntete einen belustigten Blick.

„Haste etwa Schiss, Blechdose? Sagt bloß ihr zwei habt auch etwas gegen ein schönes, warmes Lavabad?!“

Leto sah seine beiden organischen Pappenheimer wieder an. Wobei, war es überhaupt gesichert, dass Botty aus Fleisch und Blut bestand? Wer wusste schon, was sich hinter der hässlichen Maske abspielte.

„Nee, Kinners. Wir korrigieren den Kurs, wenn unsere kleine Rattenjagd hier abgeschlossen ist. Bringen wir ein bisschen Spannung in die Sache! Ein bisschen Grund zur Eile, weil allen hier der Arsch auf Grundeis geht.“

„Sikarius, ich warne dich-“

„Was ist dein Druckmittel, Clanker?! Ob dieser schlechte Witz jetzt oder in ‘ner halben Stunde fertigerzählt ist, ist mit Latte wie N*tte. Also Fresse auf den billigen Plätzen.“

Erneut wandte er sich an die beiden Organischen.

„Schüler, erzähl uns doch nochmal brühwarm, warum du vorhin meintest, dass unser xenogenetische Freund hier im Interesse der Sun arbeitet. Denk dran, das Ding hat dich von der Decke gehängt, also keine geheuchelte Freundlichkeit, eh…?“


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Der Raum war still geworden, aber nicht friedlich. Das Summen der Systeme, das ferne Kreischen von Metall in Überlastung. All das klang wie der Herzschlag einer sterbenden Maschine. Teneb Dask spürte jeden Schlag, als wäre er sein eigener. Der Geruch von verbranntem Isolierstoff hing in der Luft, warm, elektrisch, metallisch. Sikarius’ Anwesenheit lastete schwer auf dem Raum, ein Knoten aus Hitze und Dunkelheit, der jede Bewegung erstickte. Teneb wusste, dass jedes falsche Wort, jeder Atemzug zu viel ihn das Leben kosten konnte. Und doch war da keine Flucht mehr, kein Schacht, in den er kriechen konnte. Nur der Sith und die Erkenntnis, dass Überleben manchmal nichts anderes bedeutete, als jemand anderes sterben zu lassen. Teneb stand da, wo der Schlag ihn hatte landen lassen, die Muskeln zitternd, die Knie halb gebeugt. Seine Kehle war rau, der Atem brannte, und in seinem Kopf hallte noch immer das Zischen nach, mit dem der Sith den Droiden gegen die Wand geschleudert hatte. Es war keine rohe Gewalt gewesen, sondern etwas Reineres, ein Druck, der nicht durch den Körper, sondern durch den Raum selbst ging. Eine unsichtbare Hand, die entschied, wer leben durfte und wer nur noch Teil der Kulisse war. Und er hatte zugesehen. Nichts getan. Nichts tun können. Sikarius’ Worte hallten in seinem Ohr nach. Dieses beiläufige, befehlende „Wir werden ihn finden“. Der Umbaraner zählte schnell zusammen, dass er damit nicht nur Castor meinte. Er sprach von Besitz. Von Anspruch. Er hatte ihn bereits einkassiert, den Umbaraner, der einst geglaubt hatte, sich durch Intelligenz und Abstand schützen zu können. Jetzt war er Teil des Inventars eines Mannes, der mit einem Gedanken töten konnte. In diesem Moment griff etwas nach Tenebs Innerstem, derselbe alte, kalte Instinkt, der ihn einst auf Umbara überleben ließ: Klein werden, unsichtbar sein, aber zuhören, immer zuhören. Damals war es sein Vater gewesen, der ihn behalten hatte, um den Namen zu retten. Jetzt war es ein Monster, das ihn behalten wollte, um seine Macht zu prüfen. Es war derselbe Mechanismus, nur die Hierarchie hatte sich verschoben.

Und doch: etwas in ihm, tief unter der Angst, glomm auf. Nicht Hoffnung, eher der Gedanke, dass dieses neue Grauen ihn vielleicht… bedeutend machte. Ein Sith wollte ihn mitnehmen. Ein Sith. Das Wort, jahrzehntelang nur ein Echo aus HoloNet-Berichten, ein Gespenst in den Schatten der Republik, stand jetzt in Fleisch und Blut vor ihm. Zerschrammt, verzerrt, brennend vor Macht. Wenn
Sikarius ihn ausbilden würde, würde er ihn auch formen. Zwingen. Brechen. Und wenn Teneb überleben wollte, musste er lernen, zwischen den Schlägen etwas Eigenes zu finden. Castor war verloren, das wusste er in dem Moment, in dem der Grausame seinen Namen ausgesprochen hatte. Aber vielleicht war das der Preis, den er zahlen musste, um nicht wieder ein Fußnote zu werden, wie damals auf Umbara. Der Unterschied war, dass diesmal kein Vater entschied, dass er atmen durfte. Diesmal würde er selbst entscheiden, wofür. Die Feigheit kam leise, wie ein vertrauter Schatten. Kein plötzlicher Anfall von Panik, sondern ein rationales, kaltes Zittern in den Knochen, dieselbe Stimme, die ihn schon auf Umbara davor bewahrt hatte, mit seinem Bruder unterzugehen. Damals hatte er weggesehen, als man Caligo abführte. Jetzt sah er weg, während Sikarius Castors Namen wie ein Urteil aussprach. Er wusste, was er tat, und er hasste sich dafür, aber er verstand auch, dass Angst eine Form von Intelligenz war. Mut war etwas für jene, die glaubten, sie hätten etwas zu gewinnen. Teneb hatte nur zu verlieren und nichts, was er noch retten konnte. Seine Crew war ihm nie Familie gewesen, eher Zweckgemeinschaft, und er hatte schon zu oft gesehen, was Loyalität in dieser Galaxis wert war: Ein Grab ohne Namen. Wenn er überleben wollte, musste er das tun, was er immer getan hatte, den Blick abwenden, bis das Blut getrocknet war. Feigheit war sein Schutzreflex, sein inneres Rückzugsprogramm. Kein Stolz, keine Heldenpose, nur das nüchterne Wissen: Sterben bedeutete vergessen zu werden, und vergessen zu werden war schlimmer als alles andere.

Als der Mann, der behauptete nun sein Lehrmeister zu sein, Lord
Sikarius, ihn daraufhin erneut ansprach, zog Teneb unwillkürlich den Kopf ein, wie ein Tier, das gelernt hatte, wann es Zeit war, still zu sein. Doch das half ihm nicht. Die Worte trafen trotzdem. „Schüler.“ Das Wort klebte an ihm wie kaltes Fett. Ein Titel, der wie Hohn klang, ein Scherz, der zu ernst gemeint war. Seine Schultern schmerzten von den Striemen der Fesselung, seine Haut war schweißnass und grau im Licht der flackernden Panels. Die Station vibrierte leise, erinnerte ihn daran, dass sie alle — er eingeschlossen — auf einen schmelzenden Abgrund zutrudelten. 43 Minuten. Die Zahl hatte sich eingebrannt.
Er hörte den Sith lachen, dieses tiefe, raue Lachen, das nicht aus Freude kam, sondern aus Macht. Ein Zerrbild des Geräusches, dass normalerweise für Heiterkeit stand, war hier ein Obelisk aus Hohn und Spott, ja gar eine perverse Vorfreude auf Schmerz, den er dem Umbaraner auf allen Ebenen antun würde. Erneut fiel der Blick des Mannes auf ihn, wie ein Messer, das prüft, wo es am besten ansetzt.
Tenebs Gedanken überschlugen sich, er musste antworten und zwar schnell, durfte aber keinen Fehler machen. Jede Silbe konnte das nervöse Konstrukt dieses Mannes zum Überschwappen bringen. Wie ein gewalttätiger Erzeuger würde er ihn dann spüren lassen, was es bedeutete, seinen Zorn für etwas auf sich zu ziehen, was nicht in seiner Macht lag. Jede Wahrheit, eine Klinge.

Sein Blick huschte kurz zur
Ubese, dann zurück zu Sikarius. Das Wort „Sun“, Kurzform für Black Sun, hatte in dem Raum Gewicht. Die Schwarze Sonne. Es war einer jener Namen, die in den Schatten sprachen, nie in Verträgen standen, aber in jeder Transaktion spürbar waren. Wer sie aussprach, wusste, was er tat. Wer es aussprach, war sich über die Konsequenzen dessen bewusst. Konsequenzen standen auch für die Forderung des Sith im Raum. Die Worte des Sith hallten in ihm nach: Keine falschen Loyalitäten, keine Bande zu jemandem, die ihn im Zweifel längst verkauft hätte. Sikarius’ Blick, scharf wie ein Plasmaschweißbrenner, ließ keinen Zweifel daran, dass er jeden Anflug von Zögern spüren würde. Teneb wusste, dass er recht hatte, denn in der kalten Logik dieses Augenblicks war die Ubese keine Verbündete, nur eine andere Art von Raubtier. Die eine jagte für Credits, der andere aus Mordlust. Zwischen beiden zu stehen hieß, zermalmt zu werden. Doch der Gedanke, sich einem Wesen wie Sikarius zu unterwerfen, schnürte ihm die Kehle zu. Die Ubese war gefährlich, aber empathisch. Dieser Mann hier war etwas anderes, ein Abgrund in Gestalt. Trotzdem war klar: Wenn er überleben wollte, musste er in den Abgrund blicken und hoffen, dass der Abgrund zurückblickte und irgendwann das Interesse an ihm verlor und ihn ziehen ließ. Vielleicht, wenn er ihn zufrieden stellte, würde er von ihm ablassen, wie eine gelangweilte Loth-Katze, die ihr Spielzeug vernachlässigt.

„Sie ist... ein Teil davon“, brachte er schließlich hervor. Die Stimme war brüchig, aber nicht flüsternd. Er zwang sie, ruhig zu klingen.

Er sah Sikarius nicht an, als er sprach. Die Kehle, noch immer wund von seiner Begegnung mit der schieren Macht dieser Kreatur. Lieber blieb sein Blick auf dem Boden gerichtet. Den Staub, der sich auf seinen Stiefeln sammelte. Das war sicherer. Sicherheit, vor einem Raubtier. Ein Simulacrum.

„Ich hab den Namen gesehen, in den internen Registern,“ sagte er knapp. „Die Black Sun steckt hinter dem Kauf, sie kontrollieren die Minenlizenzen. Die Ubese ist ihr Werkzeug. Keine Zufallsbegegnung, denn sie ist hier, um sicherzustellen, dass die Station den Richtigen gehört.“

Die Worte kosteten ihn Kraft. Jeder Satz fühlte sich an, als balanciere er auf der Schneide. Doch das Schweigen, das darauf folgte, war schlimmer.
Er wusste, dass er sein Leben vielleicht gerettet hatte, zumindest für den Moment. Aber
Sikarius hatte etwas in ihm gespürt, bevor der Droide es benannt hatte. Diese Regung, die kein gewöhnlicher Slicer in sich trug. Jetzt sah er es in dem verbliebenen Auge des Sith, in der schwarzen Pupille, die von einem sickergelben Rand umgeben war, kalt wie eine Linse. In Teneb begann es wieder zu ziehen, wie ein unsichtbarer Strom, der durch ihn floss und ihm zuflüsterte, dass das, was er in diesem Mann sah, kein Mythos war, kein HoloNet-Märchen über Jedi und Sith. Sondern echt. Roh. Und furchtbar.

Er senkte den Blick, sein Atem ging stoßweise. Er wusste, dass sein Überleben nur daran hing, ob er weiter nützlich war. Und so antwortete er, so knapp wie möglich, jedes Wort eine abgewogene Münze auf einer rostigen Waage zwischen Leben und Tod. Und während draußen die Station weiter driftete, begriff
Teneb: Das war kein Handel mehr. Das war der Anfang von etwas, das ihn verschlingen würde, wenn er es zuließ.

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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask, Darth Sikarius

Die Situation wurde nicht klarer. Eher das Gegenteil. Der ekelhafte Typ hatte den Slicer losgeschnitten, getreten und nun behauptete er, es sei kein Gefangener, sondern sein Schüler. Gantou konnte sich nicht einmal ein Paralleluniversum vorstellen, in dem das auch nur annähernd Sinn machte. Anscheinend war er über alle Maße verrückt. Es sei denn… er war ein sehr guter Schauspieler und steckte von Anfang an mit der Ratte unter einer Decke! Aber dann wusste die Ratte entweder nichts davon, oder sie war ebenfalls ein seeehr guter Schauspieler. Denn immer, wenn die Ratte Sikarius kurz anblickte, stand das Grauen in sein Gesicht geschrieben, und zwar um so viel stärker, als vorhin, als sie ihn aufgeknüpft hatte und er schon in einer so ausweglosen Situation gewesen war.

Also musste Sikarius doch einfach nur verrückt sein. Gantou rauchte der Kopf. Und nun schlug sich die Ratte auch noch auf dessen Seite - gut, sie konnte es ihr nicht verdenken. Und behauptete, die Black Sun stecke hinter irgendeinem Kauf von Minenlizenzen. Und Gantou wäre nur hier, um die Station für die Organisation sicherzustellen. Gantou wusste nichts von Lizenzen. Sie hatte nur den Auftrag, die Zugangscodes zu den Systemen der Mary-Ann 42 zu beschaffen. Um sie innerhalb der Organisation zu verkaufen. Aber es konnte natürlich sein, dass die Black Sun auch noch weitere Leute darauf angesetzt hatte, die es auf anderen Wegen versuchten, ohne dass sie davon wusste. Es konnte auch sein, dass ihr Auftrag nur Teil eines größeren Plans war, von dem sie nichts wusste. Und auch nichts wissen wollte.

Sie zuckte mit den Schultern.


„Das würde ich behaupten, wenn ich den Verdacht von mir selbst auf andere lenken wollte. Ich jedenfalls habe nicht Saboteure auf die Station gebracht und mich dann in die Systeme eingesliced“

, sagte sie mit elektrisch verzerrter Stimme und deutete vage auf Teneb, während ihr Visier auf Sikarius gerichtet war.

„Aber wenn du Zweifel an meiner Loyalität hast, gehen wir zu Andrew Cullins und klären diese.“

Sie tat einen kleinen Schritt auf die beiden anderen zu, die zwischen ihr und der verrammelten Tür standen.

„Alles andere ist Verschwendung. Von Nerven und Zeit.“


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Gantou, Teneb Dask, Darth Sikarius
 
[ Expansionsregion / Alchenaut-Sektor / Athega-System / Nkllon / Mary-Ann 42 / Cullins' Büro ] Leto, Gantou und Teneb, sowie (NPCs) UX-23

Wäre Leto irgendwer anders gewesen, hätte er vermutlich die Worte seines neuen Schülers mit Interesse verfolgt. So jedoch bereute er fast augenblicklich, dass er gefragt hatte, weil das Resultat irgendwelche komplizierten Worte waren, aus denen er jetzt auch noch schlau werden musste. Frech! Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere, knackte mit den Knöcheln seiner intakten Hand und fummelte am Knauf seines Schwertes herum. Aber immerhin bekam er genug mit, um die Grundessenz zu verstehen. Das Alien war Teil der Black Sun – zumindest, wenn man dem Dieb glauben wollte.

Ebenjenes Argument brachte Botty McBotface nämlich jetzt an, in dem verzweifelten Versuch die eigene Haut (oder Exoanzug?) zu retten. Nun hörte Leto auch wieder etwas aufmerksamer zu, da seine Aufmerksamkeitsspanne besser auf die verbale Verteidigung ansprang. Trocken erklärte das Aliending, dass der neue Schüler ja jede Motivation hatte zu lügen, um den Verdacht von sich abzulenken. Belustigt gluckste Leto bei diesen Worten. Innerlich hatte er das Schicksal des masketragenden Ungetüms bereits entschieden, wollte aber noch ein bisschen mit seiner Beute spielen, bevor er zur Tat schritt.


„Du vergisst eine Sache.“

, gab der Sith also zurück und grinste.

„Dass die kleine Kröte hier schuldig ist, wiss‘n wir alle. Der muss gar nicht von sich ablenken. Sein Leben hat auch schon geendet. Betrachte ihn als untot…sozusagen. Noch hat sein Körper Nutzen für irgendwen, also wurde sein Todesurteil ausgesetzt…bis die Sache durch ist. So ist das eben bei den Sith.“

Das wusste Leto aus erster Hand. Sowohl sein organisches als auch sein bionisches Auge richteten sich auf die Stellen, wo er die Lichtrezeptoren des Dings vermutete.

„Du wiederum. Wem nutzt du?“

Ein weiteres hässliches Lächeln, dass sich zu einem heiseren Lachen ausweitete, als Botty McBotface vorschlug die Sache Andrew Cullins vorzulegen.

„Verschwendung von Nerven und Zeit, eh?“

, fragte er.

„Mir fällt da noch eine letzte Möglichkeit ein, die am wenigsten Zeit von allen verschwendet. Weißt du, die Generalerlaubnis nach eigenem Ermessen rumzuschlitzen habe ich von Cullins persönlich…“

Gespielt nachdenklich warf Leto dem Scimitar in seiner Rechten einen Blick zu. Es war ein angenehmer Zeitvertreib in dieser Façon mit seiner Beute zu spielen, doch er genoss es nicht, wie er dies einst getan hätte. Dennoch glaubte er nicht, dass er daran etwas zu verlieren hatte. Sicher, dass das Alien unbewaffnet war, war sicherlich gelogen gewesen. Doch mal ehrlich, was konnte es schon in der Tasche haben, was IHM gefährlich werden konnte? Ein Vibromesser? Da hatte Leto klar den Größeren. Einen Blaster? Viel Spaß. Nein, die hässliche Alienfresse hätte auch nackt vor ihm stehen können. Seufz – es war wohl Zeit die Sache zu Ende zu bringen.

„Nee, die Station läuft ja grade auf Zeit. Cullins ist beschäftigt und selbst wenn ich falsch liege, wer soll dich vermissen? Die Rattenjagd fordert ihr nächstes Opfer. Wenn das so weitergeht, sind wir bis heute Abend wieder ungezieferfrei.“

In aller Seelenruhe warf Leto noch dem Droiden einen letzten Blick zu, doch UX-23 hatte sich nicht spontan noch einen Nutzen für das Aliending aus dem stählernen Schließmuskel gezogen. Na, wenn das so war…


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[ Expansionsregion | Alchenaut-Sektor | Athega-System | Nkllon | Mary-Ann 42 | Büro des Stationsleiters (Zone A) ] Gantou, Teneb Dask, Darth Sikarius
Dieser verkommene Mensch, oder was davon übrig war, war zwar verrückt, aber offensichtlich nicht dumm. Er ließ sich auf nichts ein, was Gantous Spielraum erweitern könnte. Empathie war etwas, das ihrer Spezies größtenteils fremd war und Gantou wusste, dass sie andere Kreaturen oft schlecht lesen konnte. Mittlerweile hatte sie jedoch das ungute Gefühl, dass dieser Sikarius sie nicht gehen lassen würde. Und sei es nur, weil er Lust am Töten hatte.
Und sein letzter Satz schien dies zu bestätigen:

"... wer soll dich vermissen? Die Rattenjagd fordert ihr nächstes Opfer. Wenn das so weitergeht, sind wir bis heute Abend wieder ungezieferfrei.“
Es blieb ihr nichts anderes übrig als ihren letzten Trumpf zu spielen, auch wenn es sehr riskant war.
Wenn sie den Plan dieser Zone richtig im Kopf hatte, befand sich hinter der Seitenwand dieses Büros ein noch aktiver Transportschacht, der Container vom dunklen, heißen Herz der Minenplattform herauftransportierte. Hier im Büro spürte man in regelmäßigen Abständen eine sehr sanfte Vibration und Gantou vermutete, dass dies immer dann der Fall war, wenn gerade ein Container an den Transportschienen entlang nach oben, vorbei an dieser Etage transportiert wurde. Sie hatte keine Ahnung, wie dieser Schacht aussah, aber es war ihre einzige Möglichkeit.
Sie antwortete nicht auf die Aussagen von
Sikarius. Sie wusste, dass er schnell war. Sehr schnell. Und dass er Dinge aus der Ferne durch die Luft bewegen konnte. Sie beobachtete ihn genau. Ruhelos bewegten sich seine Finger am Heft seines altertümlichen Schwerts. Sein Blick wandte sich gerade zu seinem Droiden-Begleiter, es schien, als warte er noch auf eine Art Erlaubnis oder etwas, was der Droide sagen würde. Also jetzt, oder nie.
Die
Ubese ließ sich nach links fallen, in Richtung eines robusten, kleinen Schränkchens, und in einer schnellen Bewegung riss sie die kleine Blasterpistole aus ihrem Seitenholster. Sofort gab sie einen ungezielten Schuss ab, nur ungefähr in die Richtung der beiden anderen und rollte dann hinter das metallene Möbelstück, dass sie nur knapp verbarg.
Sie sah nicht, ob sie irgendetwas getroffen hatte. Aber sie sah gerade noch
Sikarius, der sich mit unglaublicher Schnelligkeit bewegte. Etwas krachte laut gegen das Schränkchen, das schmerzhaft gegen sie gestoßen wurde. Hektisch zog sie den Sprengsatz hervor. Er war etwa faustgroß und wirkte mit dem Päckchen und dem kleinen Sender, der rot blinkte, auch optisch wie eine Bombe. Die Sprengkraft war recht gering, da sie nur dafür gedacht gewesen war, eine Repulsorleitung zu zerstören. Aber das konnte man von außen nicht unbedingt erkennen, vorallem nicht, wenn man kein Sprengstoffexperte war. Es fühlte sich an, als wäre es Tage her, seit sie das Ding zusammengebastelt hatte, auch wenn es erst Stunden sein konnten. Sie hatte Haftmasse an dem ganzen Päckchen angebracht, damit es auch ohne viel Aufwand an der Leitung festgeklebt wäre.
Sie verlor keine Zeit und warf den Sprengsatz in Richtung der Seitenwand, wo auch das System-Zugangsterminal war, an dem sich der Slicer zu schaffen gemacht hatte. Das kleine Bündel flog in einem weiten Bogen hinter dem Schränkchen hervor und durch den Raum, bis es mit einem dumpfen Pochen an der Blechwand haften blieb.

Gantou drückte sofort den Zünder.

Der Knall war so laut, dass die Audiorezeptoren des Helms für Sekunden in Schutzabschaltung gingen. Das Schränkchen wurde erneut gegen sie gedrückt, aber diesmal war sie darauf gefasst. Aber sie hatte nicht mit so viel Rauch gerechnet! Egal. Sie stürmte los, blind durch den Raum auf die Stelle zu, wo die Seitenwand war. Sie rechnete fest mit einem Aufprall, dass sie schmerzhaft mit der Schulter gegen das Blech prallen würde, zu Füßen
Sikarius' zum liegen kommend, um von seinem Schwert durchbohrt zu werden. Aber stattdessen blieb sie mit dem Fuß an einer Art Schlinge hängen. Ein Kabel? Sie stürzte nach vorne, krachte mit den Knien auf scharfe Kanten und kippte nach vorne ins Leere.
Sie wirbelte herum, fiel kurz und krachte mit dem Rücken schmerzhaft auf harten, aber wackeligen Untergrund. Und sie konnte wieder etwas sehen. Rote Notbeleuchtung erhellte einen Schacht, der über ihr senkrecht nach oben führte. Sie konnte ihre Beine nicht spüren und lag auf den Rücken, während der Container, auf dem sie lag, langsam nach oben stieg. Schwarzer Rauch quoll aus dem Loch in der Wand, aus dem sie gefallen war und an dem sie der Container nun wieder vorbeitragen würde. Funken stoben aus zersprengten Kabelsträngen, die aus einem brennenden Verteilerterminal hingen.

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Die Ratte versuchte zu rennen. Natürlich. Es lag in ihrer Natur. Kaum hatte Leto den Blick abgewendet, um dem Droiden Gelegenheit zum Einspruch zu erwähnen, tauchte das schleimige, kleine Ding ab und zog einen Blaster. Ha! F*cking called it. Ein breites Grinsen entblößte die gelben Zähne und beiläufig fing er den leuchtenden Bolzen mit der flachen Seite seines Schwertes. Anders als ein Lichtschwert warf das Kortosis ihn nicht zurück, sondern destabilisierte und dann absorbierte es seine Energie. Blitzschnell bewegte Leto sich auf das Alien zu, das sich wie die Ratte die es war, in einem Winkel hinter einem Schränkchen verkrochen hatte.

„Kommst du da wohl raus?!“

, rief Leto gut gelaunt und trat mit einem gestiefelten Fuß gegen die flache Seite, um das Alien wieder aufzuscheuchen. Anders als in seinem Kampf gegen die Schweinshaxe kam seine Energie grade nicht davon einfach todesgenervt zu sein. Stattdessen genoss er das vergebliche Zappeln des Aliens. Sicher, er hätte direkt hinterhergehen und die Sache beenden können, doch wie auch eben im Gespräch, hatte er beschlossen diesen weiteren Moment auszukosten, in dem er wieder einmal selbst am Drücker der Machtskala saß. Irgendetwas flog durch den Raum, doch war das Wurfgeschoss offensichtlich schlecht gezielt. Leto lachte, den Dieb im Hintergrund für den Moment vergessend.

„Wenn du dich nicht benimmst, muss ich wohl eine-“

Doch den Satz vollendete er nicht. Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte den Raum, der Letos organisches Ohr mit einem nervtötenden Fiepen füllte und dicken, schwarzen Rauch durch die Luft wabern ließ. Wie eine Katze sprang er zurück, in seinem Spiel gestört und plötzlich wieder todernst. Wenn er etwas ernst nahm, dann war das Sprengstoff. Es war dieser eine Moment der Ablenkung, den die Ratte gebraucht hatte. Mit nicht zu verachtender Geschwindigkeit huschte sie durch den Rauch und verschwand in dem Loch, das sie offenbar in die Wand gesprengt hatte. Instinktiv wollte der Sith nachsetzen, doch wusste er aus Erfahrung welchen Schaden Explosionen in engen Tunneln anrichten konnten. Ach verdammt.

„WAS MACHST DU, SIKARIUS?! IHR NACH!“

, heulte der Droide unterdessen, der zwar unbeschadet aussah, aber schief in der Luft hing.

„Sehe ich etwa dumm aus?!“

, fauchte Leto zurück und musterte die qualmende Öffnung mit offenem Misstrauen, als fürchte er, dass gleich der nächste Sprengsatz geflogen kam.

„Das Ding angele ich mir später, wenn es nicht mit ‘ner Granate auf mich wartet.“

Der Droide protestierte weiter, doch er ignorierte es. Frustriert, dass seine Beute für den Moment entwischt war, ging Leto zur Bürotür und fegte mit einem Gedanken den Schreibtisch beiseite, der mit einem gequälten Quietschen gegen die nächste Wand schlug. Zeit sich irgendwo einen eigenen dunklen Winkel zu suchen und auf die Enttäuschung erstmal ein Stündchen ins Nichts zu starren.

„Und was gedenkst du jetzt gegen die driftende Station zu tun?!“

, rief sich da ein weiteres Mal der machtverdammte Droide in Erinnerung. Genervt wandte Leto sich um, wobei sein Blick wieder auf den Dieb fiel, der noch immer stand, wo er ihn mental zurückgelassen hatte. Ach Scheiße, den gab’s ja auch noch. Leto seufzte und änderte Kurs. Mit einem Augenrollen trat er auf den Schreibtisch zu, versetzte einer abgeschlossenen Schublade einen Schlag mit dem Schwert und fand im nächsten Moment, was er dort vermutet hatte. Mit einer knappen Geste warf er dem Dieb Cullins‘ Blasterpistole zu.

„Und jetzt bring uns dahin wo sich dein eigener, kleiner Sprengteufel rumtreibt. Er ist noch immer ganz oben auf meiner Liste.“


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