Nkllon (Athega-System)

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Gantou bemerkte, wie der Gefangene bei ihren Worten kurz zuckte. Aber ansonsten hing er regungslos an den Kabeln, die seine Handgelenke fesselten. Es musste schmerzhaft sein. Aber kein Laut der Klage kam über die Lippen Slicers. Stattdessen lächelte er bitter, schien sie sogar zu verhöhnen, als er bezweifelte, dass sie ihn laufen lassen würde. Und er fuhr fort:

„Weißt du, was das Problem mit deinem Plan ist? Er klingt nach Kontrolle. Nach Macht. Aber in Wahrheit bist du genauso gefangen wie ich. Du hast gesehen, was das System gesagt hat. Die Plattform driftet. Dein Druckmittel? Weg. Und wenn Die Stationsleitung klüger ist, als diese aussieht, dann weiß er es längst.“

Gantou musste ein Fluchen unterdrücken, stand stattdessen ruckartig auf, sodass der Stuhl nach hinten rutschte. Wut wallte in ihr auf. Wut auf diesen verdammten Schrotthaufen, auf dem sie nun schon so lange festsaß und der sie nun mit in den Abgrund zu reißen drohte; Wut auf die Organisation, die ihr einen Scheiß-Auftrag nach dem nächsten gab, nur weil sie scheinbar zu wenig charismatisch oder hinterhältig war, um weiter in ihren Rängen aufzusteigen, oder weil sie einfach nicht genug Credits hatte. Und Hass auf diese kleine, dreckige Ratte, die sie anscheinend so schnell durchschaut hatte, wieder einmal jemand, der schlauer, hinterlistiger war als sie selbst. Sie wollte ihn schlagen, sein Flehen hören, dass er bettelte, ihr helfen zu dürfen.

Aber sie zwang sich zur Ruhe. Sie ging in dem kleinen Raum auf und ab. Es wäre besser, wenn er nicht sah, wie sehr er sie provozierte. Wahrscheinlich war das sein Ziel. Verdammt, es würde schwierig werden, schwieriger als sie gedacht hatte. Wieder einmal.

Sie dachte nach, während der Umbaraner sie beobachtete. Woher nahm er seine Sicherheit? Er war nicht allein hierhergekommen. Wenn tatsächlich alle Eindringlinge unter einer Decke steckten, und die Show auf der Landeplattform nur Ablenkung war, dann hatte er zahlreiche Verbündete auf der Station. Aber das Ganze passte immer noch nicht ganz. Besonders dieser Darth Sikarius passte ganz und gar nicht ins Bild. Der Streit zwischen ihm und Nick Cage war echt gewesen, kein Schauspiel.

Ziemlich sicher war, dass zumindest die Unruhestifter, die zuvor in den tieferen Zonen gewesen waren, mit der Ratte zusammenarbeiteten. Aber hier im Büro war kein Sicherheitsterminal, auf dass sie einfach zugreifen konnte, um herauszufinden, wie es dort aussah. Und auch der Komkanal war im Büro des Stationsleiters unterdrückt, um eine gewisse Abhörsicherheit zu gewährleisten. Es gab nur diese Wandkonsole, die kein Interface hatte. Und nur mit dem Datapad des Umbaraners würde sie da nicht weiterkommen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren mickrigen Plan weiterzuverfolgen.
Sie kam wieder vor ihm zum Stehen und zwang sich zu ihrem üblichen, gleichgültigen Tonfall:


„Du liegst falsch. Ich bin nicht hier gefangen. Bevor die Station ins Sonnenlicht driftet, werde ich mit einem der Shuttles, mit denen ihr gekommen seid, verschwinden. Und dich werde ich zurücklassen. Alles, was ich dabei verliere, ist ein bisschen investierte Zeit und eine gute Gelegenheit. Du verlierst mehr.
Es sei denn, du hilfst mir.“


Mit diesen Worten hob sie das Datapad wieder auf, ging langsam zum Wandterminal und steckte das Verbindungskabel ein. Dann kam sie langsam wieder zu Teneb zurück und hielt ihm das Pad vor die Brust.
Er hatte von Macht und Kontrolle gesprochen, und dass sie nichts davon hatte. Das war richtig. Aber im Moment hatte sie immer noch ein bisschen mehr als er.



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Die Kälte des Kafs klebte noch in seinem Gesicht, bitter und abgestanden, und rann in einem dünnen Strahl über den Hals in den Kragen seines Anzugs. Teneb hing schwer an den Kabeln, die ihn an der Decke hielten, jeder Atemzug brannte, jeder kleine Ruck ließ seine Schultern aufschreien wie offene Wunden. Seine Gelenke fühlten sich an, als würden sie gleich bersten, und die Hände waren längst taub, die Finger ohne Gefühl. Er schmeckte Staub und Metall, seine Lippen rissen trocken auf, wenn er sie bewegte. Der Umbaraner wirkte nicht wie ein Spieler in einem Machtkampf, sondern wie das, was er gerade war: ein Gefangener, erniedrigt und ausgezehrt.

Und doch lächelte er.

Es war kein starkes Lächeln, eher das Zucken eines Gesichts, das zu müde war, um Masken perfekt aufzusetzen. Aber es war da, und es richtete sich auf die Gestalt, die ihm gegenüberstand. Gantou. Die Ubese. Ihre kompakte Figur war in der Dunkelheit fast lautlos, nur das gelegentliche Klicken ihres Helms oder das Scharren der Magnetplatten auf dem Boden kündigten ihre Bewegungen an. Ihre Haltung war starr, aber Teneb hatte es gesehen, wie sie vorhin reagiert hatte. Die Wut, die in ihr aufstieg, der Zorn, den sie unterdrücken musste, als er ihr sagte, dass sie genauso gefangen war wie er. Er hatte sie berührt. Nicht körperlich, sondern dort, wo es gefährlich war: in ihrem Stolz. Doch er wusste auch, dass es ein gefährliches Spiel war. Seine Worte waren keine Rüstung. Sie waren Pfeile, die er aus einem Körper schoss, der kaum mehr in der Lage war, den Bogen zu halten. Die Ubese konnte ihn mit einer einzigen Bewegung zum Schweigen bringen. Und trotzdem sprach er, weil er nichts anderes hatte.
Die Luft im Büro war abgestanden. Der einzige Laut war das Summen der Konsole an der Wand, in der jetzt sein Datapad steckte, Kabel wie Adern zwischen alter Maschine und fremdem Gerät. Die Jägerin stand nah bei ihm, hielt ihm das Pad fast an die Brust, als wolle sie ihm damit beweisen, dass sie immer noch die Hand am Hebel hatte.

Teneb atmete schwer. Das Kabel schnitt in seine Handgelenke, die Haut brannte, er fühlte, wie sich warme Tropfen ihren Weg nach unten bahnten. Blut oder Schweiß? Er konnte es kaum unterscheiden. Sein Körper war schwach, zitternd, ausgelaugt. Aber sein Verstand war wach, klarer als je zuvor.


„Shuttles,“ wiederholte er tonlos, mehr ein Hauch als ein Wort. Seine Stimme war heiser, als käme sie aus einer Kehle, die zu Staub zerfallen wollte. „Du denkst, du fliegst davon, dass du einfach das Licht verlässt und im Schatten verschwindest. Aber weißt du, was dich verrät?“

Er hob langsam den Kopf, seine Augen schimmerten im fahlen Licht. Sie lagen jetzt direkt auf ihr, so reglos wie die Pupillen einer Kreatur, die keinen Ausweg sieht und trotzdem lächelt.

„Wenn du so sicher wärst, dass du gehen kannst… hättest du mich schon erschossen. Stattdessen hängst du mich hier auf, vergießt mir kalten Kaf ins Gesicht und redest von Deals. Du brauchst mich. Und das weißt du.“

Ein Zucken ging durch seine Schultern, Schmerz riss ihn auf, als er sich ein Stück bewegte. Seine Stimme stockte, als müsste er jeden Laut aus einem Körper pressen, der nicht mehr sprechen wollte. Aber er sprach trotzdem.

„Du denkst, du verlierst nur Zeit. Aber Zeit ist alles, was du nicht hast. Diese Plattform driftet. Deine Black Sun hat keinen Zugriff mehr. Dein Druckmittel ist ein Schrotthaufen auf Repulsoren, der geradewegs in die Hölle rutscht. Und weißt du, was der Stationsleiter tun wird, wenn du mit deinen Forderungen kommst? Er wird lachen. Weil er weiß, dass er der Einzige ist, der die Kontrolle zurückholen kann. Nicht du.“

Er ließ die Worte hängen, so wie er selbst hing, schwer, reglos, in Ketten aus Kabeln. Das Gesicht gezeichnet von Staub, Blut und Müdigkeit, die Lippen trocken, das Lächeln schwach. Aber in seiner Stimme lag ein kalter Funken, der nicht gelöscht werden konnte.

„Du bist genauso gefangen wie ich,“ flüsterte er. „Der Unterschied ist nur: Du wirst alles verlieren, wenn du es dir nicht eingestehst. Ich? Ich verliere nur wieder einmal das, was mir nie gehört hat.“

Sein Kopf sank zurück, gegen die Kabel, die ihn hielten. Für einen Moment schloss er die Augen, atmete schwer, ließ Stille einkehren. Doch dann öffnete er sie wieder und sah sie an.

„Also stell dich nicht hin und rede von Macht. Du sitzt genauso im Netz wie ich. Der einzige Unterschied ist, dass ich weiß, wie man in solchen Netzen überlebt.“

Die letzten Worte kamen rau, kaum mehr als ein Krächzen, aber sie waren da. Kein Triumph, kein stolzes Deklarieren, sondern das bittere Statement eines Mannes, der halb gebrochen hing und trotzdem den Stachel setzte. Seine Gedanken rasten. Jeder Atemzug war ein Kampf. Seine Arme brannten, sein Rücken pochte, die Glieder fühlten sich fremd an. Aber inmitten der Schmerzen hielt er an einem Gedanken fest: Sie brauchte ihn. Nicht weil er stärker war. Nicht weil er frei war. Sondern weil er der Einzige war, der verstand, wie man Systeme bricht und flickt. Und das war sein einziger Atemzug Macht in dieser Hölle. Die Kabel schnitten in seine Haut, jede Bewegung riss an den Handgelenken, als wollten sie ihn daran erinnern, dass er nur noch Fleisch war, aufgezogen wie ein Stück Vieh. Teneb zwang sich, das Zittern zu ignorieren, er zwang sich, den Blick auf dem schwarzen Visier der Ubese zu halten. Sie hatte sein Pad, sie hatte den Raum, sie hatte die Waffe. Er hatte nichts – außer der Wahrheit, dass sie ihn nicht einfach loswerden konnte.

Langsam hob er den Kopf, die Lippen trocken, die Stimme brüchig, aber noch immer scharf genug, um zu schneiden.
Ein Husten zwang ihn in die Brust, er spuckte Staub und Blut auf den Boden, dann sprach er weiter, leiser, fast verschwörerisch.

„Du kannst mich hängen lassen. Du kannst auch versuchen, allein hier rauszukommen. Shuttle nehmen, wie du sagst. Aber dann bist du nur eine Söldnerin, die einen Auftrag versaut hat. Eine Fußnote für deine Black Sun. Sie werden dich vergessen, und sie werden dich nicht bezahlen.“

Mit schmerzverzerrten Gesicht machte er eine kurze Pause, als wolle er sie spüren lassen, wie leer dieser Ausgang wirklich war. Dann hob er den Kopf ein Stück höher, trotz des Schmerzes, und seine Stimme bekam mehr Schärfe.

„Oder du hörst mir zu. Ich bringe die Plattform wieder auf Kurs. Ich weiß, wie man Systeme flickt und täuscht, lange genug, um das Chaos zu ordnen. Währenddessen verschwinden Anteile der Beute. Credits. Rohstoffe. Nichts Großes, nichts Auffälliges aber genug, dass meine Leute damit verschwinden können. Dein Bericht an die Black Sun? Eine glatte Geschichte. Du bekommst, was du brauchst: die Station, die Codes, deinen Triumph. Sie sehen dich als die Einzige, die das Schlamassel kontrolliert hat.“

Er hustete erneut, die trockene Kehle brannte und ließ jede einzelne Silbe zu einem Vibrostacheldraht verkommen, die sich in seinem Hals zerstörerisch ihren Weg bahnte, aber das Lächeln auf seinen Lippen war kalt.

„Und meine Crew? Sie haben nie existiert. Gesichter im Schatten. Für die Corpo-Kontobücher war es ein Unfall. Für die Black Sun war es ein Sieg. Und nur wir beide wissen, dass es ein Handel war.“

Langsam senkte er den Blick, ließ ihn kurz auf dem Datapad ruhen, das an die Konsole angeschlossen war.

„Denk darüber nach. Mit mir gewinnst du mehr als Kontrolle. Du gewinnst Geschichte. Eine Heldin im Dienste der Black Sun. Eine, die nicht nur überlebt, sondern alles überlebt. Schließe dich uns für dieses Vorhaben an, und gemeinsam werden wir mit diesem Schrotthaufen reich!“

Die Worte hingen wie schwere Nebelschwaden in der Luft, beobachtete sie durch halbgeschlossene Lider, während Schmerz nicht zu seinem Verbündeten, aber zu einem treuen Begleiter in dieser absolut verkorksten Situation wurde.

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