Tagespolitik allgemein

Eine Berichterstattung über Verdächtige unterlässt man auch besser.

Kann nämlich nach hinten los gehen, (...)

Gewiss. Aber man kann auch respektvoll über eine Tat berichten ohne zu schreiben „Es war sehr wahrscheinlich ein Asylant und den Rest könnt ihr euch ja denken“. Es geht mir um das Prinzip.

Und ob eine Berichterstattung über Opfer a) ethisch angemessen b) im Sinne der Angehörigen und c) im Interesse der Allgemeinheit ist, halte ich für sehr fragwürdig.

Ich meinte das ähnlich wie oben: da wurde ein (oder sind es mittlerweile tatsächlich zwei?) Menschenleben ausgelöscht und ich habe wie erwähnt den Eindruck, dass alle „politisch erregt“ sind, dass sie „ihre Sätze“ nun wieder aufsagen können. Vor allem N-TV hat da meiner Meinung nach gestern tolle Arbeit geleistet, dass linke Personen jetzt wieder für die nächsten Tage *****-Vorlagen in Form von pauschalisierten Anti-Rechts-Berichten haben. Immer schön Öl ins Feuer gießen, was?

Geben die Medien aber auch nie. Weil "die Medien" sich halt aus dem ganzen Spektrum der Medien .

Völlig korrekt, mea culpa. Ich will mir dies auch abgewöhnen, aber ich habe mir angewöhnt, mit „Medien“ die großen Populär-Medien (etwa von BILD über TZ zu FAZ) zu meinen.
 
Ich finde es erschreckend, dass (gefühlt) nur noch über „Nazi-Aufmärsche“ berichtet und diskutiert wird und kaum noch über die Opfer, geschweige die Täter, dessen „Streit“ den Demonstrationen vorausgegangen waren. Dann noch die vielen Artikel und Videos über angeblich gelöschte/zensierte Clips und Beiträge auf beispielsweise Facebook. Die Medien geben derzeit kein gutes Bild ab - egal ob da nun wirklich verschleiert wird oder nicht. Die ganzen Hass-Aufrufe im Netz (von links und rechts) machen es, wie ich finde, unerträglich. So viel Lüge, so viel Übertreibung. Und jede Seite instrumentalisiert bloß Sachverhalte für ihre eigenen Zwecke.

Meine Wahrnehmung kommt mittlerweile schon fast folgender gleich:

Linke/Antifa/„Gutmenschen“:
„Geil, da wurde einer abgestochen! Da werden die braunen Horden gleich wieder ihr wahres Gesicht zeigen!“

Rechte/Pegida/„Besorgte Bürger“:
„Geil, da wurde einer abgestochen! Da können wir gleich mal richtig schön gegen Ausländer wettern!“

Ich finde es so ekelhaft, wie Morde durch Flüchtlinge von den Seiten permanent für die eigene Message missbraucht werden. Wo ist der intelligente, differenzierende Teil der Bürger? Egal, wo ich bin - ich höre derart viel schwarz/weiß und das ist besorgniserregend; zumal jenes schwarz und weiß durchaus auch in den hohen (man möchte sagen: höchsten) Bildungsschichten anzutreffen ist.

In jedem Bericht den ich gelassen habe, wurde meist sofort im ersten Absatz, das Opfer und die potentiellen Täter erwähnt. Was soll man denn sonst noch dazu schreiben? Die Ermittlungen laufen ja noch.
Instrumentalisierung ist das eine, aber dass dieser Rechte „Aufmarsch“ überall im Fokus steht, sollte nach den Ereignissen der letzten zwei Tage niemanden wundern.
Und zudem gibt es sehr viele Medien, die dort einen differenzierten Blick darauf werfen und auch um Ursachenforschung bemüht sind.
 
Völlig korrekt, mea culpa. Ich will mir dies auch abgewöhnen, aber ich habe mir abgewöhnt, mit „Medien“ die großen Populär-Medien (etwa von BILD über TZ zu FAZ) zu meinen.

Und selbst unter denen ist es viel zu divers. Die Bild und FAZ stehen da diametral gegenüber. Ich wüsste auch nicht was an der Berichterstattung bspw. der FAZ jetzt auszusetzen wäre. Die haben Artikel über die Tat, die Verdächtigen und die Tumulte. Zur Tat und den Verdächtigen lautet der Stand halt meistens, dass die Ermittlungen noch laufen. Da ist das Maximalste rausgeholt da es sich auf Aussagen der Ermittlungsbehörden bezieht.
 
Und zudem gibt es sehr viele Medien, die dort einen differenzierten Blick darauf werfen und auch um Ursachenforschung bemüht sind.

Vielleicht habe ich seit gestern ausgerechnet die verkehrten Berichte gelesen oder gehört. Kann ja wirklich sein.

Aber man fühlt ja, beispielsweise in Kommentarsektionen, durchaus eine - mal mehr, mal weniger repräsentative - Stimmung und Atmosphäre. Und ich lese viel pauschalisierten Mist; von links wie rechts.

Warten wir eine Woche ab, hat spätestens dann jede Partei ihre eigene Geschichte von Chemnitz 2018. Und das meinte ich. Dann weiß - wie so oft - außer Augenzeugen keiner, wie es letztlich war. Seit sich die Gräben zwischen links und rechts so vertieft haben, tritt dieses Phänomen viel häufiger auf, als noch vor fünf, zehn Jahren. Dies hat zugegebenermaßen natürlich auch mit den sozialen Netzwerken und Plattformen wie YouTube zu tun, wo „alternative Fakten“ regelrecht geboren werden.
 
vor allem vermute ich so langsam, dass die sächsische Polizei und das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz überhaupt keine Kenntnisse über die Strukturen der rechtsextremen Szene und ihrer Unterstützer besitzen.

Ich befürchte, dass man dort durchaus einiges über die rechtsextreme Szene in Sachsen weiß, da man diese mit aufgebaut hat (Verfassungsschutz) oder freundschaftliche Kontakte (Teile der Polizei) zu dieser pflegt... :verwirrt::crazy

Ganz, ganz übel.

Wann kommt eigentlich die versprochene Umvolkung? Es ist ganz dringend nötig, dass da mal kräftig ausgetauscht wird.

Ich finde es erschreckend, dass (gefühlt) nur noch über „Nazi-Aufmärsche“ berichtet und diskutiert wird

Könnte daran liegen, dass die letzten beiden Tage in Chemnitz nichts anderes stattgefunden hat, als genau das. Und es komme mir keiner, dass da auch "ganz normale und besorgte Bürger" dabei waren. Wer sich zu einer Veranstaltung gesellt, auf der die NPD, der Dritte Weg, die Rechte und die Chemnitzer Hool-Szene aktiv ist, weiß ganz genau, zu wem er sich da stellt, und wem er applaudiert. Das ist genau dasselbe Pack, dass 1992 in Lichtenhagen Beifall gespendet hat.

Wo ist der intelligente, differenzierende Teil der Bürger?

Die diskutieren hier. ;)
Der rechten Szene ist es übrigens in diesem Fall und auch sonst vollkommen egal, was wirklich passiert ist, oder in der Welt vor sich geht. Dort wird auch weiterhin die Lüge geglaubt, auch wenn die Medien hundertmal die Fakten berichten. Dann ist das eben die "Lügenpresse" und fertig. Im Netz kann sich jeder Schwachkopf seine eigene Realität basteln, diese teilen, und findet auf Anhieb noch weitere Schwachköpfe, die das teilen. Schau Dir die Gestalten in dem Video oben an. Die glauben das wirklich, dass dunkle Mächte (die Joden, die Joden) dabei sind, dass deutsche Volk per Bevölkerungsaustausch auszurotten. Denen kann man dutzendweise differnzierte Artikel und Berichte um die Ohren hauen, am Ende glauben die das immer noch. Ich fürcht langsam, mit solchen Leuten kann man garnicht mehr reden, und differnzierte Berichterstattung erreicht ohnehin nur die Leute, die auch dafür offen sind. Bleibt nur zu hoffen, dass letztere auch weiterhin die Mehrheit bilden...

C.
 
Aber man fühlt ja, beispielsweise in Kommentarsektionen, durchaus eine - mal mehr, mal weniger repräsentative - Stimmung und Atmosphäre. Und ich lese viel pauschalisierten Mist; von links wie rechts
Aber für den Inhalt der Kommentare zur Berichterstattung können die Medien doch nicht verantwortlich gemacht werden. Wenn man sich da längere Zeit aufhält, bekommt man allenfalls Depressionen, aber sicherlich kein differenziertes Bild geboten.
 
Könnte daran liegen, dass die letzten beiden Tage in Chemnitz nichts anderes stattgefunden hat, als genau das. Und es komme mir keiner, dass da auch "ganz normale und besorgte Bürger" dabei waren. Wer sich zu einer Veranstaltung gesellt, auf der die NPD, der Dritte Weg, die Rechte und die Chemnitzer Hool-Szene aktiv ist, weiß ganz genau, zu wem er sich da stellt, und wem er applaudiert. Das ist genau dasselbe Pack, dass 1992 in Lichtenhagen Beifall gespendet hat.

Mit solchen Pauschalisierungen tue ich mich schwer. Den „Pack-Anteil“ (echte Neo-Nazis, Reichsdeutsche, etc.) würde ich bei so etwas auf lediglich 40% bis 50%, allerhöchstens 60% schätzen. Der Rest sind Pegida-Ostdeutsche und Konsorten. Oder meintest Du den jetzt diesen (gewaltbereiten) Aufmarsch an sich? Okay, das war natürlich heftig und durchaus als „Nazi-Pack“ zu verurteilen. In Videoclips waren nämlich auch allerlei Leute zu sehen, die sich auf die Straßen „dazugesellt“ hatten und den Daumen hoch gestreckt hatten. Dies sind aber keine Nazis, welche die Leute wohl meinen. Da war z.b. die - nicht falsch verstehen - „typische AfD-Ossi-Frau“, welche dann meinte „Das sind doch keene Nooozis! Das sind Leute, die sisch kümmarn!“. Und da sind wir auch schon beim zweiten Punkt (siehe nächster Absatz).

Die diskutieren hier. ;)

Der rechten Szene ist es übrigens in diesem Fall und auch sonst vollkommen egal, was wirklich passiert ist, oder in der Welt vor sich geht. Dort wird auch weiterhin die Lüge geglaubt, auch wenn die Medien hundertmal die Fakten berichten. Dann ist das eben die "Lügenpresse" und fertig. Im Netz kann sich jeder Schwachkopf seine eigene Realität basteln, diese teilen, und findet auf Anhieb noch weitere Schwachköpfe, die das teilen. Schau Dir die Gestalten in dem Video oben an. Die glauben das wirklich, dass dunkle Mächte (die Joden, die Joden) dabei sind, dass deutsche Volk per Bevölkerungsaustausch auszurotten. Denen kann man dutzendweise differnzierte Artikel und Berichte um die Ohren hauen, am Ende glauben die das immer noch. Ich fürcht langsam, mit solchen Leuten kann man garnicht mehr reden, und differnzierte Berichterstattung erreicht ohnehin nur die Leute, die auch dafür offen sind. Bleibt nur zu hoffen, dass letztere auch weiterhin die Mehrheit bilden...

Ja, die diskutieren hier zu einer gewissen Zahl auch mit, das stimmt absolut. War auch eher eine Art „rhetorische Frage“.

Doch genau dieser Umgang mit „der rechten Szene“ ist zu einer brandgefährlichen Angelegenheit geworden. Überspitzt formuliert: Man packt alle, die beispielsweise in der Flüchtlingsfrage recht von Angela Merkel stehen (heutzutage wahrlich keine Kunst!) in die rechte Ecke und bringt immer wieder die gleichen Gags und Verulkungen und Verurteilungen und so weiter und so weiter. Irgendwann landet man dann beim Niveau der 'heute-Show' und dann kann Austausch auch gar nicht geschehen. Wie viele Videos gibt es denn auf YouTube folgender Sorte: Ein vermeintlich seriös-fair erscheinender Interviewer schnappt sich irgendeinen überdrehten, heiseren Pegida-Heini und löchert ihn in provokantem Tonfall mit Fangfragen („Was läuft denn in Deutschland falsch?“), worauf dieser nur einsätzigen Unsinn ins Mikro schwafelt („Ja, ähm, ähm, also die Flüchtlinge, die müssen alle raussss!“) und das ist dann die „ernsthafte Auseinandersetzung mit konservativeren Ansätzen“, welche dem Channel 'Refugees Welcome Hastenichtgesehen' weitere 5.000.000 Klicks beschert.

Man muss verstehen, dass man die realpolitischen Rechten, also rechts von CDU und links von AfD (da ist ja beleibe genug Raum!) nicht in der ersten, heiseren Reihe von Demo-Gröhlern findet. Und wenn man sich schon mit diesen „besorgten Bürgern“ wie z.B. dieser einen Frau („Das sind Leute, die sich kümmern!“) beschäftigen will, dann sollte man nicht von medialer/journalistischer Seite aus ständig Öl ins Feuer gießen. Diese Leute sind ja nicht auf den Kopf gefallen; ihre Denkmuster sind bloß anders: hitziger, kurzsichtiger, eventuell gewaltbereiter. Aber denen war schon früh klar, dass ein Asylant da die Finger im Spiel hatte. Angeblich wurde das letztjärige Chemnitzer Stadtfest ja auch abgebrochen, weil es zu viele Übergriffe gab. Aber nein, plötzlich kam ja die Korrektur: es war ein „Zwischenfall um Menschen verschiedener Nationalitäten“. Ostdeutsche sind augenscheinlich empfänglich dafür, solche Journalie als „Verschleierung“ wahrzunehmen. Dafür kann die Journalie natürlich nichts und sie sollte sich nicht qualitätstechnisch eine Stufe herabgeben, nur damit „der Ossi lesen kann, was er lesen will“ - jedoch bleibt anzumerken, dass diese politische Korrektheit in den Populär-Medien schon auffällt. Da wird so viel vernebelt, dass eine Woche lang Gras drüber wachsen kann und dann interessiert es niemanden mehr. Denn als ob es den Neo-Nazis wirklich um den Mann ging! Einfach eine Woche lang alles „seriös und offiziell“ behandeln, eventuell noch potenziell schädliche Facebook-Kommentare löschen und dann bleibt der Deckel - vorerst - mal wieder auf dem Kochtopf. Man kann das so machen; nur darf man sich dann nicht wundern, wenn es wirklich mal eskaliert. Man darf nicht vergessen: wäre der Deutsch-Kubaner nicht getötet worden, wäre wohl kein Nazi und kein verklemmter Pegida-Anhänger auf die Straße gegangen - zumindest nicht um zu protestieren. Dann ist die Konsequenz wieder „ein abscheuliches Verhalten Tausender Bürger“, die Tat an sich „ein bedauerlicher Einzelfall“ und man hat wieder für ein paar Wochen Ruhe.

Was die Lösung wäre? Kompliziert, ich bin kein aktiver Politiker, wenngleich ich oft über Politik nachdenke. Aber es ist für diese Rechten jedenfalls nicht zuträglich, wenn die jetzt überall als „rechter Mob“ bezeichnet werden und das Thema dann wieder durch ist. Die können ja auch in die Zeitung schauen oder ins Internet. Wie über sie berichtet wird, wie über sie kommentiert wird. Dementsprechend werden die Gräben jetzt nur noch tiefer und es werden wohl ein paar mehr Leute zur AfD getrieben.

EDIT:
(0:36-0:58)

Das ist das Verhalten, was ich unter anderem meine. Wenn die Bürger gegen den Bau einer Moschee sind, ist ihre Denkweise gleich irrational und unvernünftig. Links und vor allem grün wird mir von manchen Pesonen zu synonym mit „fortschrittlich“ bzw. „besser“ verwendet. Ich meine gut, eine SPD-Stadträtin muss Partei-Wähler nicht im Becken der AfD'ler fischen, aber es ist trotzdem zum Teil arg weltfremd.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein vermeintlich seriös-fair erscheinender Interviewer schnappt sich irgendeinen überdrehten, heiseren Pegida-Heini und löchert ihn in provokantem Tonfall mit Fangfragen („Was läuft denn in Deutschland falsch?“), worauf dieser nur einsätzigen Unsinn ins Mikro schwafelt („Ja, ähm, ähm, also die Flüchtlinge, die müssen alle raussss!“) und das ist dann die „ernsthafte Auseinandersetzung mit konservativeren Ansätzen“, welche dem Channel 'Refugees Welcome Hastenichtgesehen' weitere 5.000.000 Klicks beschert.

Die ARD hat eine Zeit lang das ganze Rohmaterial von PEGIDA-Demos hochgeladen um dem Vorwurf der manipulierten Interviews entgegen zu treten. Und was ist da zu beobachten? Es sind genau diese gestammelten Sätze, diese rumdrucksen um dann wieder auf plumpe Parolen zurück zu fallen. Man kann es diesen Menschen nicht recht machen, deswegen gehen die ja auch so steil wenn man ihnen die Möglichkeit gibt vor die Kamera zu treten, die wissen wie sich das anhört, wenn man eigentlich die ganze Zeit nur mit Anekdoten aufwarten kann und sich zusätzlich noch von Dritten über Social Media weiter verunsichern lässt. Die Medien sind nicht die "Lügenpresse" weil Sie die Demos filmen und Interviews mit den Demonstranten machen, sondern weil sich deren Berichte nicht mit dem deckt was sie sich aus dem Internet selektieren.
Und denkst Du wirklich, dass die „ernsthafte Auseinandersetzung mit konservativeren Ansätzen“ wirklich bei einer Demo stattfindet? Auf Demos gehen Leute um sich unter ihresgleichen zu mischen, um sich stark zu fühlen und bestimmt nicht um in den Diskurs zu treten. Das passiert im politischen Rahmen oder aber in gesellschaftlichen Gesprächsrunden mit und ohne Kamera.

Dann ist die Konsequenz wieder „ein abscheuliches Verhalten Tausender Bürger“, die Tat an sich „ein bedauerlicher Einzelfall“ und man hat wieder für ein paar Wochen Ruhe.

Das Wort Einzelfall wird immer wieder in rechten Kreisen pervertiert (Einzelfallkarten bspw. die jedes noch so krude Gerücht verbreiten). Es ist offensichtlich das Unvermögen ein Land von 80 Millionen Menschen auch nur annähernd adäquat mit Zahlen in Relation zu setzen. Oder zumindest in Relation mit den Flüchtlingszahlen.
 
Mit solchen Pauschalisierungen tue ich mich schwer. Den „Pack-Anteil“ (echte Neo-Nazis, Reichsdeutsche, etc.) würde ich bei so etwas auf lediglich 40% bis 50%, allerhöchstens 60% schätzen. Der Rest sind Pegida-Ostdeutsche und Konsorten.

Jo, der durchschnittliche Pegida-Ostdeutsche ist natürlich kein Pack, und hängt nur zufällig gern mit Nazis ab.

Oder meintest Du den jetzt diesen (gewaltbereiten) Aufmarsch an sich? Okay, das war natürlich heftig und durchaus als „Nazi-Pack“ zu verurteilen. In Videoclips waren nämlich auch allerlei Leute zu sehen, die sich auf die Straßen „dazugesellt“ hatten und den Daumen hoch gestreckt hatten. Dies sind aber keine Nazis, welche die Leute wohl meinen. Da war z.b. die - nicht falsch verstehen - „typische AfD-Ossi-Frau“, welche dann meinte „Das sind doch keene Nooozis! Das sind Leute, die sisch kümmarn!“. Und da sind wir auch schon beim zweiten Punkt (siehe nächster Absatz).

1932 war auch nicht jeder, der sich gern dazugesellte, und den rechten Arm ... äh den Daumen gereckt haben überzeugte Nazis, Partei- oder SA-Mitglieder, und trotzdem haben diese Leute Hitler gewählt, genauso wie typische AfD-Ossi-Frau vermutlich aus Ermangelung von Hitler heute halt die AfD wählt. Die Vorstellung dessen, was ein Nazi ist, ist bei vielen Leuten doch eher sehr eng gefasst: kahler Schädel, Bomberjacke, Doc Martens, Baseballkeule, gewaltbereit. So stellen sich die Leute den klassischen Nazi vor, und mit dem haben sie, so ihre Meinung nichts gemein. Das mag ja auch stimmen, aber ihren eigenen latenten Rassismus, ihren Sozialneid, und ihre Hybris, dass ihnen aufgrund ihres Geburtsortes mehr zusteht, als Menschen, die nicht so viel Glück hatten empfinden sie dabei als völlig normal. Nazis haben inzwischen nunmal einen so schlechten Ruf, dass nichtmal die Nazis selbst welche sein wollen...

Man packt alle, die beispielsweise in der Flüchtlingsfrage recht von Angela Merkel stehen (heutzutage wahrlich keine Kunst!) in die rechte Ecke

Das ist auch so ein Punkt. Seit der ziemlich einmaligen Grenzöffnung im September 2015 ist die Regierung Merkel im Grunde nur noch damit beschäftigt, die Grenzen nach Europa und nach Deutschland möglichst dicht zu machen. Deals mit Erdogan und noch schlimmeren Despoten auf dem afrikanischen Kontinent, Aufrüstung der lybischen Küstenwache, Schließen der Balkanroute usw. usf. Ich fürchte der Ruf als "Flüchtlings-Kanzlerin" wird Merkel in rechtsdrehenden Kreisen auch dann noch anhaften, wenn sie an der Grenze auf Menschen schießen lassen würde. Auch ein Beleg für die Faktenresistenz der Wut- und Hutbürger.

ernsthafte Auseinandersetzung mit konservativeren Ansätzen

Ernsthafte konservative Ansätze wird man sicher nicht bei Pegida-Aufmärschen finden, genauso wie man vermutlich keine ernsthaften sozialpolitschen Ansätze im schwarzen Block bei Antifa-Demos finden wird.

Diese Leute sind ja nicht auf den Kopf gefallen; ihre Denkmuster sind bloß anders: hitziger, kurzsichtiger, eventuell gewaltbereiter.

Achso, na dann ist ja alles gut. Ich dachte echt, dass sind einfach nur Nazis, dabei sind das lediglich hinterwälderlische Dummschwätzer mit kurzer Zündschnur, die gern mal zuschlagen... puh!


Was die Lösung wäre? Kompliziert, ich bin kein aktiver Politiker, wenngleich ich oft über Politik nachdenke. Aber es ist für diese Rechten jedenfalls nicht zuträglich, wenn die jetzt überall als „rechter Mob“ bezeichnet werden und das Thema dann wieder durch ist. Die können ja auch in die Zeitung schauen oder ins Internet. Wie über sie berichtet wird, wie über sie kommentiert wird. Dementsprechend werden die Gräben jetzt nur noch tiefer und es werden wohl ein paar mehr Leute zur AfD getrieben.

Ein rechter Mob ist ein rechter Mob ist ein rechter Mob. Wenn ich nicht will, dass ich damit in Verbindung gebracht werde, dann gehe ich da nicht hin, so einfach ist das. Zudem bezweifle ich doch arg, dass man jemanden dort noch groß zur AfD treiben müsste.

C.
 
Vorweg: ich sehe den Beitrag nicht ganz unkritisch. Mit vielem hast Du Recht, bei einigen Punkten kommt jedoch eine gewaltige Überheblichkeit durch.

Jo, der durchschnittliche Pegida-Ostdeutsche ist natürlich kein Pack, und hängt nur zufällig gern mit Nazis ab.

(...)

Achso, na dann ist ja alles gut. Ich dachte echt, dass sind einfach nur Nazis, dabei sind das lediglich hinterwälderlische Dummschwätzer mit kurzer Zündschnur, die gern mal zuschlagen... puh!

(...)

Zudem bezweifle ich doch arg, dass man jemanden dort noch groß zur AfD treiben müsste.

Solche Punkte zum Beispiel sind dieser Fall von „Och, mit denen braucht man sich ja gar nicht auseinander setzen, weil es eh nur Rechte sind und Rechte sind dumm und grün ist richtig, also stempeln wir sie ab“. (Auch hier etwas übertrieben dargestellt)

Vor allem der zuerst genannte Punkt von Dir wirkte auf mich so, als sei es Fakt und Gesetz, dass konservativ und rechts der Mitte (genau solche Leute hatte ich nämlich durchaus auch gemeint) automatisch Pack sei. Wenn Du das so gemeint hast - oh je.


Ich fürchte der Ruf als "Flüchtlings-Kanzlerin" wird Merkel in rechtsdrehenden Kreisen auch dann noch anhaften, wenn sie an der Grenze auf Menschen schießen lassen würde. Auch ein Beleg für die Faktenresistenz der Wut- und Hutbürger.

Ja, es geht aber auch um die Außendarstellung. Viele Leute beschäftigen sich nicht mit Pakten oder ähnlichem; Merkel ist nunmal zum „Feindbild“ vieler im Osten geworden, ist öffentlich-verbal aber auch nur wenige Schritte auf diese Personen zugegangen. Als nominelle CDU-Politikerin hat das viele Menschen irritiert. „Wutbürger“ ist für mich darüberhinaus das Pendant zu „Gutmensch“. Mit solchen Schubladenbegriffen - auch wenn sie verlockend sind - ist ja aber doch keinem geholfen.

Den Rest unterschreibe ich so soweit. :)
 
Solche Punkte zum Beispiel sind dieser Fall von „Och, mit denen braucht man sich ja gar nicht auseinander setzen, weil es eh nur Rechte sind und Rechte sind dumm und grün ist richtig, also stempeln wir sie ab“. (Auch hier etwas übertrieben dargestellt)

Vor allem der zuerst genannte Punkt von Dir wirkte auf mich so, als sei es Fakt und Gesetz, dass konservativ und rechts der Mitte (genau solche Leute hatte ich nämlich durchaus auch gemeint) automatisch Pack sei. Wenn Du das so gemeint hast - oh je.

Wer zu einem Nazi-Aufmarsch oder zu Pegida geht, ist in der Regel nicht einfach nur konservativ. Konservativ heißt nämlich nicht, dass man z.B. ein wenigstens rassistisches Weltbild pflegt. Wer meint, bei Pegida & Co. seine politische Heimat suchen zu müssen ist entweder bösartig oder - wenn man sich dabei selbst für lediglich konservativ hält - in der Tat dumm.
Und was hast Du ständig mit den Grünen? Um Pegida, AfD, Identitäre und deren Ableger mies zu finden, muss man weder grün noch sonderlich links sein. Es reicht schon aus, halbwegs Anstand zu besitzen, und Demokrat zu sein.

Ja, es geht aber auch um die Außendarstellung. Viele Leute beschäftigen sich nicht mit Pakten oder ähnlichem; Merkel ist nunmal zum „Feindbild“ vieler im Osten geworden, ist öffentlich-verbal aber auch nur wenige Schritte auf diese Personen zugegangen. Als nominelle CDU-Politikerin hat das viele Menschen irritiert.

Das liegt dann aber eher an den Leuten, die entweder zu doof, zu faul oder bereits zu entkoppelt von der Wirklichkeit sind, um sich mit der politischen Realität zu befassen. Wer stattdessen lieber sein Feindbild pflegt, und sich mit Rechtsextremisten und Nazis gemein macht, darf sich - wie gesagt - nicht wundern, in der rechten Ecke verortet zu werden, in die man sich selbst stellt.

C.
 
Wer zu einem Nazi-Aufmarsch oder zu Pegida geht, ist in der Regel nicht einfach nur konservativ. Konservativ heißt nämlich nicht, dass man z.B. ein wenigstens rassistisches Weltbild pflegt. Wer meint, bei Pegida & Co. seine politische Heimat suchen zu müssen ist entweder bösartig oder - wenn man sich dabei selbst für lediglich konservativ hält - in der Tat dumm.

Man schaue sich nur mal die Bilder vom heutigen "Trauermarsch" an. Wer nach "Ausländer raus!", "Frei, Sozial und National" und "Hier marschiert der nationale Widerstand!" neben etlichen Hitlergrüßen echt noch glaubt, dass hier lediglich Trauer oder zumindest der Unmut über die Flüchtlingspolitik zum Ausdruck gebracht werden soll, hat nicht mehr alle Latten am Zaun.

Da fragt man sich was aus der bürgerlichen Mitte geworden ist, wenn solche Parolen und Symbole stillschweigend hingenommen werden, weil die Mitte zu feige, schwach oder einfach faul ist sich von der extremistischen Rechten abzukapseln.
 
@Crimson @David Somerset

Ich habe soeben im Anschluss an das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger auf RTL im Nachtmagazin noch einige Clips von Chemnitz gesehen. Die Parolen und genauen Skandierungen hatte ich so nicht auf dem Schirm. Das war in der Tat heftig.

Das einzige, was ich praktisch die ganze Zeit aber auszudrücken versuche, ist, dass mir der Sprung von „konservativ“ bzw. „rechts“ zu „Nazi“ mittlerweile zu schnell passiert. Eventuell müssen wir hier auch nochmal die Begriffe (für uns) definieren, damit wir nicht aneinander vorbei reden. Klar übertreibe ich auch hin und wieder (Stichwort von „SPD“ zu „Grüne“), aber in diesen Zeiten sind die Übergänge nunmal sehr fließend geworden. Ich nehme das zumindest so wahr.

Ich bin kein Linker und kein Rechter; würde mich auf einer Skala von 1 (ganz links) bis 10 (ganz rechts) so ziemlich auf einer 6 oder 6,5 einordnen. Und ich nehme lediglich wahr, dass dies nicht mehr als salonfähig gilt. „Der Raum rechts von der 5“ hat auch einfach vom Ruf her (Stichwort 'AfD und Konsorten') extrem gelitten.
 
Das absurde dabei ist ja noch das unsere Kanzlerin jetzt 2 Punkte von der SPD bekommen hat, wo man ja evtl, was gegen abgehängte Mitbürger unternehmen hätte können. Sicherung der Rente und die Reichensteuer. Aber nein, nur nichts überstürzen immer schön langsam, war ( wie fast immer ) ihre Antwort, wie damals schon der Herr Kohl sagte als 89 die Ostdeutschen sich von ihren Diktatoren frei machten. Habe ich erst neulich in einer Rückschau der Tagesschau von damals gesehen. Immer schön langsam. Ja wie langsam denn noch?

Ja was bedeutet konservativ heute?
Anscheinend dass es nur um Stimmen bei der nächsten Wahl geht und natürlich um das allerwichtigste Geld, Geld, Geld, Sonst gehts um nichts. Die Firmen „regieren“ das Land.
Deutschland wird immer reicher, nur 90% der Bevölkerung halt nicht. Aber überall fehlt es an elementaren Arbeitskräften. An Schulen, in Krankenhäusern, in Pflegeheimen, bei der Polizei und bei der Bundeswehr. Aber Leute vernünftig zu bezahlen ist ja keine Option. Aber schön das eigene Gehalt regelmäßig erhöhen.
Ja und mit der CSU fang ich erst gar nicht an. Seehofer war ja mit einer live Pressekonferenz an der Grenze, wo er ganz Stolz von 2 Sportwagen faselte die beschlagnahmt wurden. Dass bei der ganzen Aktion lächerliche 4 „illegal“ eingereiste Flüchtlinge gefasst wurden hatte er da nicht mal erwähnt aber darum ging’s doch eingentlich bei der ganzen Aktion oder? War ihm wohl zu peinlich. Aber man kann Polizeikräfte auch sinnlos verheizen, wenn ein paar 100 Kilometer weiter im Land 6000 Rechte eskalieren. Bravo und Applaus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja was bedeutet konservativ heute?
Anscheinend dass es nur um Stimmen bei der nächsten Wahl geht und natürlich um das allerwichtigste Geld, Geld, Geld, Sonst gehts um nichts.

Es geht hauptsächlich darum, den Status Quo aufrecht zu erhalten und für diesen braucht man in der Tat eine ganze Menge Geld.

In Anbetracht diverser finanzieller und politischer Brandherde in ganz Europa ist das schon eine ziemlich heftige Aufgabenstellung. Würde man sich rein darauf konzentrieren, dann hat "der Bürger" leider das Gefühl, dass er sich minderwertig und unbeachtet fühlt, obwohl das gar nicht den Tatsachen entspricht.

Problematisch ist dabei regelmäßig die Hysterie, die extremere Herrschaften überall lautstark verbreiten. Eine Art von Hektik, von der man selbst ganz leicht angesteckt wird, wenn man nicht aufpasst. Das führt dazu, dass man sich zu bescheuerter Symbolpolitik hinreißen lässt, die erstens nur einen verschwindend geringen Teil der Gesellschaft betrifft (z.B. striktere Abschiebungspolitik) oder aber mit dem Kopf durch die Wand rennt und eine neue Gesetzgebung durchpeitschen will, die konzeptionell für jeden ersichtlich klar gesetzeswidrig ist (z.B. Ausländermaut).

Es ist diese Mischung aus Status Quo (gut), irrgeleitetem Appeasement (müssen auf die Pegida zugehen; echt, muss man? siehe die Ausführungen von @David Somerset dazu) und deutlichem rechtsdrehenden Aktionismus ( :crazy ), die viele zu dem Schluss kommen lässt, dass man auch gleich die AfD wählen kann, die gefühlt "wenigstens nicht so rumeiert".
 
Zuletzt bearbeitet:
Links und vor allem grün wird mir von manchen Pesonen zu synonym mit „fortschrittlich“ bzw. „besser“ verwendet.

Weil es halt auch oft so ist. Sieht man aktuell auch wieder beim Thema Schwangerschaftsabbruch, wenn man sich dagegen stellt dass Ärzte einfach nur angeben dass sie das durchführen und links oder grün eben über Jahrzehnte Kämpfe führen müssen für völlig vernünftige Sachen, Stichwort auch Wehrpflichtanschaffung oder Vergewaltigung in der Ehe. Wenn Rechts eben geradezu konstant gleichbedeutend damit ist, unvernünftige und unsoziale Politik zu betreiben, ist das Gegenteil davon auch gleichbedeutend mit besser oder wird eben so empfunden. Und ein Problem mit Moscheen auch hätte man wohl auch weniger, wenn Rechts nicht so eine große Schnittmenge mit den konservativen Muslimen hätte und dementsprechend auch hauptverantwortlich für die schlechte Integrationspolitik ist. Damals war man ja immerhin best friends im Geiste (und soviel hat sich daran auch nicht geändert, siehe Ansichten über Homosexuelle und Frauen und Sexualität an sich).
 
Weil es halt auch oft so ist.

Ich sehe es nunmal anders. Es geht mir um Balance, um Rationalität, teilweise auch um Prävention. Und da ist liberaler/offener/multikultureller nicht immer gleich besser. Ich halte zum Beispiel aus diversen Gründen nicht viel von den Hauptreligionen; ich bin Islam-Kritiker und stehe dazu. Religion baut sich in deutschen Gefilden (hauptsächlich katholisch und evangelisch) nach und nach ab und der Kirche in ihrer antiquierten Form laufen die Leute davon. Da braucht es dann auch keine Moschee, wie ich finde. Man muss nicht jeden „Mumpitz“ unterstützen. (Ja, das war jetzt drastisch und extrem und radikal und und und.)

Es gibt auch noch ein paar andere Punkte, aber da gehe ich jetzt nicht drauf ein. Ich habe mein Weltbild und behalte das für diesen Augenblick für mich.
 
Es geht mir um Balance, um Rationalität, teilweise auch um Prävention.

Davon zeigen Konservative und FDP aber sehr selten was.

Und da ist liberaler/offener/multikultureller nicht immer gleich besser.

Doch, im Sinne einer Gesellschaft, die liberal, sozial, aufgeklärt und demokratisch (inklusive Menschenrechte) ist ja.

Da braucht es dann auch keine Moschee, wie ich finde.

Bis alle Menschen Atheisten sind kann jeder sein Gotteshaus bauen ;)

Ich wäre dafür, dass auch in Deutschland die Trennung von Religion/Kirche und Staat vollständig vollzogen wird.
 
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