Tagespolitik allgemein

Bei den Vorwürfen der Morde des NSU wird von linker Seite gerne die Morde der RAF übersehen welche an Zahl fast vier Mal so hoch liegen wie beim NSU.
Und wenn die AfD solche Gewalttaten wie in Chemnitz schön redet wird gerne übersehen das die LINKE und die GRÜNEN dies bei Gewalt von links das selbe tun.

Mal abgesehen davon, dass es das ja nicht besser macht und im Fall von Parteien im Einzelfall dann eben auch die nicht sympathischer macht, ist die RAF kein aktuelles Problem. Rechtsradikalität und Straftaten von Rechts dagegen sind dagegen eine ernsthaftes, aktuelles und zunehmendes Problem und der NSU oder zumindest sympathisierende Gruppierungen gibt es im Gegensatz zur RAF auch noch und das ist halt der Punkt. Wer die Straftaten begeht ist irrelevant, die überwiegende Anzahl und größte Gefahr stellt aber eindeutig Rechts dar und ich denke jeder stimmt mir zu, dass das kein Grund ist auf dem linken Auge blind zusein aber eben auch nicht aufzurechnen und erst recht nicht zu relativieren.
 
Wenn du dir überlegst das die in kurzer Zeit, gestern, über 800 bis 1000 Mann zusammen bekamen muss man sich fragen wie das geht.

Was immer wieder unterschätzt wird, ist die gefährliche Eigendynamik größerer menschlicher Gruppen, die sich entwickeln kann, wenn eine richtige Mixtur aus Einflussfaktoren zusammenkommt. Die rechtsextreme Szene (oder die linksextreme) kann glücklicherweise nicht nach Lust und Laune einen roten Knopf drücken und dann funktioniert das Tag ein Tag aus wie in Chemnitz.

Ob nun Sylvester in Köln, Hamburg oder dieser Tage in Chemnitz: Wenn sich eine Gruppe stark fühlt und ein Machtvakuum sieht (symptomatisch ist das versagende Gewaltmonopol des Staates), kann es ziemlich hässlich werden.
 
Bei den Vorwürfen der Morde des NSU wird von linker Seite gerne die Morde der RAF übersehen welche an Zahl fast vier Mal so hoch liegen wie beim NSU.
Und wenn die AfD solche Gewalttaten wie in Chemnitz schön redet wird gerne übersehen das die LINKE und die GRÜNEN dies bei Gewalt von links das selbe tun.

Glaub mir mal ich bin mir durchaus der RAF-Morde bewusst, die finde ich genauso scheiße wie die NSU-Morde. Und ich glaube, da bin ich nicht der einzige. Diese Aufrechnerei finde ich übrigens nicht gerade sinnvoll.
 
Wenn du dir überlegst das die in kurzer Zeit, gestern, über 800 bis 1000 Mann zusammen bekamen muss man sich fragen wie das geht.

Soweit ich heute mitbekommen habe, soll der Erstochene wohl der Chemnitzer Ultra-/Hooliganszene angehört haben. Von denen ging dann auch das Ganze nach der AfD-Veranstaltung aus.

Grüße,
Aiden
 
RAF und NSU sind hier ja Extrembeispiele, die zeigen, dass der Staat handeln muss! Die RAF ist damals auch nicht aus dem Nichts entstanden sondern ist aus mehreren Strukturen erwachsen, die diese stark politisch motivierten Morde hervorgebracht hat. Auch damals hat man die Eigendynamik der APO und der Studenten- sowie Antiatomkraftbewegung von Seiten des Staates als Gefahr erkannt, aber auch verstärkt als Gefährdung und Feindbild des Staates aufgebaut. Das Resultat war die erste Generation der RAF mit ihrem Gang in den Untergrund. Beim NSU ist die Ausgangssituation eine andere, hier hat der Staat eben nicht stilisiert, sondern deren Morde lange Zeit den Opfern angehangen. Letztlich zeigt das aber alles nur, dass der Staat immer versagt, wenn er hart durchgreift und wenn er weg schaut. Bei Extremismus hilft nur eine Sacht: viel Geld in die Hand nehmen und im Vorfeld Unzufriedenheit, das Gefühl der Nutzlosigkeit und Angehängtheit präventiv bekämpfen und Menschen durch Bildung und Aufklärung die Möglichkeit eröffnen politisch und gesellschaftlich zu partizipieren. Oder man sollte Programme wie EXIT mehr fördern. In Chemnitz oder bei der RAF/NSU war das Kind schon lange in den Brunnen gefallen, da kann der Staat nur noch Kante zeigen oder wegschauen.
Deshalb kriege ich auch das Kozen, wenn sich Politiker aus der "Mitte" der rechten oder linken Szene anbieder. Dann können die doch einfach Partei wechseln, wenn ihnen die linken oder rechten Wähle so nahe sind.
 
Können wir dieses Aufrechnen mal lassen und schlicht und ergreifend feststellen das Mord einfach Mord ist und bleibt?

Da bin ich voll bei Dir.
Und ich habe auch keinen User hier persönlich gemeint. Ich bin auch der Meinung dass man solche Aufstände mit aller Härte auflösen muss und vor allem Härte Strafen verhängen soll. Egal ob von Rechts oder Links. Was mich nur immer rassend macht ist das man bei Rechten immer von einem Mob redet die Linken aber immer als Aktivisten verharmlost. Die Medien meine ich.
 
Da bin ich voll bei Dir.

Weiß ich und find ich gut. Unser Rechtsverständnis mag manchmal unterschiedlich sein aber im großen und ganzen passt das.

Und ich habe auch keinen User hier persönlich gemeint. Ich bin auch der Meinung dass man solche Aufstände mit aller Härte auflösen muss und vor allem Härte Strafen verhängen soll. Egal ob von Rechts oder Links. Was mich nur immer rassend macht ist das man bei Rechten immer von einem Mob redet die Linken aber immer als Aktivisten verharmlost. Die Medien meine ich.

Du das empfinde ich gar nicht so. Meinem Empfinden nach ist die Polizei und die Presse bei Linken sogar noch schneller diese als Gewalt und Krawallmacher zu bezeichnen.
Ich lass die G20 jetzt mal ausen vor, weil eigenes Thema (vor allem da auch immer mehr raus kommt wie die Polizei sich falsch verhalten hat, das es unter dem schwarzen Block auf Polizei und Nazis gab - Nur um die Fakten zu nennen, nicht um was zu verharmlosen, nur der g20 füllt einen eigenen threat wenn wir ehrlich sind). Ich war oft auf Demos die als Links bezeichnet worden sind.
Und das waren im Grunde bürgerliche Demos die parallel zur Antifademo liefen. Die bürgerlichen Demos waren immer ein gutes Stück von den Nazis entfernt, die Antifa hat sich immer klar vor die Nazis gestellt. Es wurden aber immer beide in einen Topf geworfen und auf einmal war jeder ein linker Gewalttäter.
(Wobei ich anfügen muss, der Ehrlichkeitshalber - auch wenn ich die Antifa nicht mag - sie hat sich zumindest in meiner Stadt noch nie durch Gewalttaten hervorgetan. Nicht im Bereich Sachbeschädigung oder in dem sie Nazis zusammen geschlagen hätte. Die leisten hier eher Aufklärungsarbeit und drücken gern mal einem viel zu überladene Flyer in die Hand.)

Zu Chemnitz: War mal wieder kein Glanzstück der Polizei und das sie meint "oh wir haben mit der Anzahl gar nicht gerechnet" glaube ich nicht.
Die wussten genau was auf sie zu kommt.
Die Damen und Herren der AfD frohlocken, freuen sich über die (ich zitiere) "friedliche Demonstration", einige heißen Selbstjustiz willkommen, und das Opfer ist mal wieder scheißegal.

Fakt am Rande: Das Opfer ist 36, Deutsch-Kubaner und war - soweit ich das verstanden habe - politisch links und gegen Nazis...
 
Das was gestern in Chemnitz abgelaufen ist, war Staatsversagen, nichts anderes. Aus der Nazi-Demo flogen ständig Flaschen, Steine und Böller in Richtung Gegendemonstranten und/oder Polizei, es wurden unablässig Hitler-Grüße gezeigt, Journalisten angegriffen, gegen das Vermummungsverbot verstoßen, und schließlich lief der Aufzug entgegen des ausdrücklichen Verbots der Polizei los.
Jede andere, bzw. linke Demo hätte zu dem Zeitpunkt bereits Bekanntschaft mit den zwei bereitstehenden Wasserwerfern und Pfefferspray gemacht, und wäre niedergeknüppelt worden.
Es mag sich nun rächen, dass man in den letzten Jahren immer mehr Stellen im Polizeiapparat gestrichen hat, allerdings war es auch reichlich naiv auf Seiten der Sicherheitsbehörden nach den Vorgängen von Sonntag die Situation massiv zu unterschätzen. So oder so hat man der rechten Szene einen weiteren Erfolg beschehrt, und es wird sicher nicht lange auf sich warten lassen, bis man Staat und Zivilgesellschaft erneut herausfordert.

C.
 
Es mag sich nun rächen, dass man in den letzten Jahren immer mehr Stellen im Polizeiapparat gestrichen hat [...]

Eigentlich taugt nicht mal das als Ausrede, denn die sächsische Polizeiführung hat ja, wie jede andere auch, die Möglichkeit ggf. in anderen Bundesländern und bei der Bundespolizei um Amtshilfe zu ersuchen. Wie man die Situation derart unterschätzen konnte, ist für mich nicht nachvollziehbar und vor allem vermute ich so langsam, dass die sächsische Polizei und das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz überhaupt keine Kenntnisse über die Strukturen der rechtsextremen Szene und ihrer Unterstützer besitzen. Anders ist einfach nicht zu erklären, wie man das Mobilisierungspotential derart unterschätzen konnte.
 
Naivität kann man der rechten Sparpolitik des Herrn Tillich wohl kaum bescheinigen, vor dessen Scherbenhaufen MP Kretschmer nun steht.

Nach diesem Wochenende ist nämlich sicher, dass solche Slogans wie "der Islam gehört nicht zu Deutschland Sachsen" in den Köpfen hängen geblieben sind. Zuletzt hat der feine Herr sich auch dafür ausgesprochen, die Nationalität in der Polizeistatistik zu führen.

Edit #2, weils grad so schön passt:

Von „Staatsversagen in Sachsen zu sprechen“, sei aber „eine sehr weitgehende Kritik“, sagte Tillich und wies damit weitere Vorwürfe etwa der Linken zurück: „Öffentliche Sicherheit und Ordnung funktionieren in Sachsen.“ Das belegten auch die Erfolge bei der Verfolgung extremistischer Straftaten. Man könne aber immer noch besser werden und aus Fehlern lernen.

14. Oktober 2016

https://www.welt.de/politik/deutsch...eit-und-Ordnung-funktionieren-in-Sachsen.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mich nur immer rassend macht ist das man bei Rechten immer von einem Mob redet die Linken aber immer als Aktivisten verharmlost. Die Medien meine ich.

Und bei den Linken sind es halt immer Chaoten. Was auch immer daran verharmlost wird. Eher das Gegenteil, während das Eine die inhärente Überzeugung des Einzelnen unterstellt, gestattet das Andere dem Einzelne getäuscht worden zu sein.
 
Ich finde es erschreckend, dass (gefühlt) nur noch über „Nazi-Aufmärsche“ berichtet und diskutiert wird und kaum noch über die Opfer, geschweige die Täter, dessen „Streit“ den Demonstrationen vorausgegangen waren. Dann noch die vielen Artikel und Videos über angeblich gelöschte/zensierte Clips und Beiträge auf beispielsweise Facebook. Die Medien geben derzeit kein gutes Bild ab - egal ob da nun wirklich verschleiert wird oder nicht. Die ganzen Hass-Aufrufe im Netz (von links und rechts) machen es, wie ich finde, unerträglich. So viel Lüge, so viel Übertreibung. Und jede Seite instrumentalisiert bloß Sachverhalte für ihre eigenen Zwecke.

Meine Wahrnehmung kommt mittlerweile schon fast folgender gleich:

Linke/Antifa/„Gutmenschen“:
„Geil, da wurde einer abgestochen! Da werden die braunen Horden gleich wieder ihr wahres Gesicht zeigen!“

Rechte/Pegida/„Besorgte Bürger“:
„Geil, da wurde einer abgestochen! Da können wir gleich mal richtig schön gegen Ausländer wettern!“

Ich finde es so ekelhaft, wie Morde durch Flüchtlinge von den Seiten permanent für die eigene Message missbraucht werden. Wo ist der intelligente, differenzierende Teil der Bürger? Egal, wo ich bin - ich höre derart viel schwarz/weiß und das ist besorgniserregend; zumal jenes schwarz und weiß durchaus auch in den hohen (man möchte sagen: höchsten) Bildungsschichten anzutreffen ist.
 
Ich finde es erschreckend, dass (gefühlt) nur noch über „Nazi-Aufmärsche“ berichtet und diskutiert wird und kaum noch über die Opfer, geschweige die Täter, dessen „Streit“ den Demonstrationen vorausgegangen waren.

Eine Berichterstattung über Verdächtige unterlässt man auch besser.

Kann nämlich nach hinten los gehen, wie man 2012 bei den Aufrufen zur Lynchjustiz gesehen hat, die sich gegen einen Verdächtigen richteten, der später aber als unschuldig entlastet wurde. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund des kollektiven Ausrastens in Chemnitz kann man solchen Journalismus nicht wirklich guten Gewissens durchziehen.

Und ob eine Berichterstattung über Opfer a) ethisch angemessen b) im Sinne der Angehörigen und c) im Interesse der Allgemeinheit ist, halte ich für sehr fragwürdig.
 
Die Medien geben derzeit kein gutes Bild ab - egal ob da nun wirklich verschleiert wird oder nicht.

Geben die Medien aber auch nie. Weil "die Medien" sich halt aus dem ganzen Spektrum der Medien bedienen. Also sowohl diejenigen die Sachverhalte instrumentalisieren, als auch die intelligenten, differenzierenden Medien. Alles wird vermengt unter "den Medien" und so kann man sich halt auch an den beiden extremen Enden bedienen und "den Medien" eigentlich zu jedem Thema einen schlechten Job und eine Instrumentalisierung attestieren.
 
Auf WDR 5 kam eben zumindest auch mal ein Bericht über die Chemnitzer, die auch keinen Bock auf Naziaufmärsche in ihrer Stadt haben. Da bemüht man sich um ein differenziertes Bild und auch Begriffe, wie Mob, werden dort zwar von WDR Reportern verwendet, aber dann von Berichterstattern vor Ort wieder relativiert und auch im Tagesgespräch kommen unterschiedlichste Meinungen zu Wort. Es kommt eben, wie schon von @David Somerset zu Recht angemerkt, auf das Medium an und da gibt es erhebliche qualitative Unterschiede.
Über das Opfer und die Täter wird dort auch berichtet, aber nur über den Ermittlungsstand, da bleibt man informativ. Das ist keine große Meldung und das eben auch, weil man niemanden vorverurteilen möchte.
 
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