Tagespolitik allgemein

5. Positiver Rassismus. Was soll das sein?
Ich war mal auf einer Reise in Singapur als mich die Hotelrezeptionistin -malayischer Herkunft- nach ein paar netten Gesprächen zur Party ihres Bruders eingeladen hat. Ich habe höflich abgelehnt, worauf sie mich die nächsten Tagen immer wieder bedrängt hat: Ihr Bruder habe jetzt schon überall herumerzählt, dass ein Weißer zu seiner Party kommt, ich könnte ihn jetzt nicht hängen lassen. Es würde ihn in den Augen seiner Freunde und Kollegen enorm aufwerten, wenn ein Europäer sein Haus besuchen würde, ich solle doch bitte kommen.
Ich wurde also nur auf Grund meiner Hautfarbe und Herkunft positiv bewertet, auch das ist Rassismus. Sicherlich ein Luxusproblem, ich fand es aber sehr creepy.
 
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Nein, das ist nicht nur "scheiße", sondern tatsächlich das eigentliche Problem. Relativierungen. Und diese gehen in beide Richtungen.

Der Aussage, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gäbe, liegt nämlich lediglich dieser krude Gedankengang zugrunde:

"30x Unrecht ist schlimmer als 2x Unrecht".

Das habe ich nicht gesagt. Du hast offensichtlich meinen Post nicht zuende gelesen oder verstanden.

Das ist aber einfach falsch. Unrecht ist immer falsch. Ganz egal, wie häufig es dazu kommt. Darum finde ich es auch befremdlich, wenn man so grundsätzliche Normen, wie eben Artikel 3, Satz 3 GG hier vollständig außen vor lässt und man tatsächlich die steile These vom Stapel lässt, dass Rassismus gar nicht definiert sei.

Ich habe nie gesagt Rassismus ist nicht definiert. Ich habe sogar erläutert wie ich Rassismus auffasse.
Was hier gerade aber wieder passiert ist Teil des Problem. Man redet das Problem, was eine bestimmte Menschengruppe hat, klein indem man sagt nein das betrifft auch andere.
Schaut oder lest Beiträge von BiPOC und dann fragt euch, ob ihr mit denen tauschen wollt.

Die Hitze macht mir zu schaffen, deshalb bin ich erstmal raus. Wenn es euch wirklich interessiert, dann beschäftigt euch damit und hört zu.
 
Da ich gerade nur mit dem Handy online bin, verzeih bitte, dass ich das nicht alles einzeln zitiere, sondern mit Punkten versehen habe und als ganzen Text zitiere.

Kein Problem.

Der Twitter Post der dich entsetzt, den sehe ich tatsächlich ganz anders. Und vielleicht ist das ein ganz gutes Beispiel. Eine weisse Person muss (sich) diese Frage nicht stellen. Ein Blick auf die Statistik genügt da doch.
Ich bin eher... Na ja, nicht entsetzt. Aber es ist einfach zu typisch, wenn hier der Spieß umgedreht und " Was wäre wenn" gefragt wird. Was ich wiederum gesellschaftlich sehr problematisch finde. Ich sehe hier keinen offenen Rassismus, sondern eine verdammt große Angst, die nicht von ungefähr kommt.

Natürlich sind rassistische Übergriffe seitens Weißer auf Schwarze oder gar Morde ein Problem, das auch angesprochen werden darf und sogar muss. Aber dann auch an den richtigen Stellen. Einfach zu implizieren, dass Weiße grundsätzlich dazu neigen würden, Schwarze zu töten, wie es der von mir gemeinte Twitter-Post getan hat, ist eine heftige Verallgemeinerung. Und es überhaupt so darzustellen, als müsste man dazu erzogen werden, so etwas nicht zu tun... ich weiß ja nicht. Ich glaube wenn überhaupt, wird man eher zum Morden hin erzogen, nicht aber umgekehrt. Ich kann mich nicht entsinnen, dass meine Eltern je explizit zu mir gesagt haben "du darfst deine Mitmenschen übrigens nicht töten, das ist ganz, ganz böse" - und dennoch wäre es mir nie in den Sinn gekommen, einfach, weil es eine verdammte Selbstverständlichkeit sein sollte. Und ich denke schon, dass der überwiegende Teil der Menschheit, egal ob weiß, schwarz, asiatisch, arabisch oder sonstwie, mit der grundsätzlichen Veranlagung ausgestattet ist, nicht zu töten. Wenn das erst anerzogen werden muss, dann läuft ordentlich was schief.

Zu dem "Für heute genug von Weißen".
Auch diesen Satz kann ich leider zu gut verstehen.
Eine Freundin von mir ist schwarz und nachdem sie "12 Years as Slave" gesehen hatte, war das auch in ihrem Kopf und ich hab für eine Sekunde so gedacht wie du. Aber dann hab ich das man weiter gesponnen. Ich bin weiss. Ich werde nicht schief angesehen, ich hatte keine Probleme eine Wohnung zu finden. In meiner Geschichte gibt es keinen Rassismus gegen meine Farbe.

Hier ist es ähnlich. Im Einzelfall ist es verständlich, aber was kann denn die Gesamtheit der weißen Menschen dafür, dass ein Teil der weißen Menschen sich andersfarbigen gegenüber inkorrekt verhalten oder, wenn man auf die Geschichte blickt, verhalten hat? Genau diese Gesamtheit, von der der größte Teil unschuldig ist, wird mit so einer Aussage aber angesprochen.


Ich bin eher... Na ja, nicht entsetzt. Aber es ist einfach zu typisch, wenn hier der Spieß umgedreht und " Was wäre wenn" gefragt wird.

Warum ich bei dieser Thematik durchaus öfter den Spieß umdrehe und "Was wäre wenn"-Fragen stelle: Meine feste Überzeugung ist, dass keine Form des Rassismus in Ordnung ist. Nicht von Weißen gegen Schwarze (vereinfacht ausgedrückt jetzt nur mal auf diese beiden Ethnien bezogen, es gilt natürlich auch für Asiaten, Lateinamerikaner usw.), aber eben auch nicht von Schwarzen gegen Weiße. Und mein Eindruck ist aber der, dass letztgenannte Form des Rassismus weitgehend akzeptiert wird, was schon damit beginnt, dass es oft nicht einmal als Rassismus gesehen wird, wenn es von Schwarzen ausgeht und sich gegen Weiße richtet. Man kann im Übrigen auch nicht alles mit der Geschichte rechtfertigen. Ja, in der Geschichte waren die vor allem die Weißen diejenigen, die andere Ethnien versklavt haben und nicht umgekehrt, und dass das schlimm war, lässt sich nicht leugnen, zumindest dann nicht, wenn man über so was wie Anstand verfügt. Wir leben aber im Hier und Jetzt, im 21. Jahrhundert, und tun das alle gemeinsam. Und gemeinsam müssen wir das Beste aus dieser Zeit machen, in der wir leben. Die heute lebenden Weißen können nicht das Geringste dafür, was die Weißen, die vor mehreren Jahrhunderten gelebt haben, getan haben, weshalb Argumentationen wie "Ja es waren aber immer die Weißen, die andere Rassen unterdrückt haben" im Grunde zwar stimmen, für die heutige Zeit und dafür, wie wir miteinander umgehen sollten, letztlich aber keinen Aussagewert haben. Und wie wir miteinander umgehen sollten, das ist aus meiner Sicht, dass alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe als gleichwertig angesehen werden müssen. Aber beim Thema Rassismus werden dann eben wiederum Unterschiede gemacht. Wie gesagt, wenn eine weiße Person so etwas äußern würde wie "Ich hab jetzt erstmal genug von Schwarzen", wäre der Aufschrei wohl groß. Äußert eine schwarze Person sich derart über Weiße, zieht es keine Rassismus-Debatte nach sich. Hier wird einfach mit zweierlei Maß gemessen und das halte ich für falsch und gesellschaftlich auch nicht für förderlich. Man ist nicht besser, wenn man weiß ist und man ist nicht schlechter, wenn man schwarz ist. Umgekehrt ist man aber auch nicht besser, wenn man schwarz ist und nicht schlechter, wenn man weiß ist. Leider gibt es aber nicht nur Weiße, die sich für etwas Besseres als Schwarze halten, sondern es gibt auch Schwarze, die sich für etwas besseres als Weiße halten. Und das ist aus meiner Sicht ein massives Problem. BEIDES ist vollkommen fehlgeleitet, und solange diese Denkweise auf BEIDEN Seiten nicht verschwindet, wird auch Rassismus nie verschwinden.
 
Kein Problem.

Einfach zu implizieren, dass Weiße grundsätzlich dazu neigen würden, Schwarze zu töten, wie es der von mir gemeinte Twitter-Post getan hat, ist eine heftige Verallgemeinerung. Und es überhaupt so darzustellen, als müsste man dazu erzogen werden, so etwas nicht zu tun... ich weiß ja nicht.
Ich habe das Original nicht gesehen, daher kann ich nur von meinem jetzigen Eindruck sprechen. Ich sehe keine Verallgemeinerung sondern Angst. Weil wir beim Video gesehen (oder gelesen) haben, wie Floyd immer wieder sagte, er kann nicht atmen. Was die Polizisten aber nicht dazu gebracht hat, von ihm abzulassen. Das war nicht das erste Mal, dass etwas mit ähnlichen Worte geschah und da ergibt die Frage leider doppelt und dreifach Sinn.

Hier ist es ähnlich. Im Einzelfall ist es verständlich, aber was kann denn die Gesamtheit der weißen Menschen dafür, dass ein Teil der weißen Menschen sich andersfarbigen gegenüber inkorrekt verhalten oder, wenn man auf die Geschichte blickt, verhalten hat? Genau diese Gesamtheit, von der der größte Teil unschuldig ist, wird mit so einer Aussage aber angesprochen.
Was tut die Gesamtheit der weißen Menschen denn dafür, dass PoC Entschädigt und weniger diskriminiert werden?
Wir werden zurecht immer wieder an die NS-Zeit erinnert, auch wenn die Zahl derer, die heute unschuldig sind, wohl immer weiter sinkt.
Die Frau sagte, dass sie heute genug von Weißen habe. Nicht immer, nicht grundsätzlich. Nicht täglich. Sondern eben heute.
Meine Freundin wollte an dem Tag, als sie den Film im Kino sah, nicht mehr mit Weißen sprechen.

Warum ich bei dieser Thematik durchaus öfter den Spieß umdrehe und "Was wäre wenn"-Fragen stelle: Meine feste Überzeugung ist, dass keine Form des Rassismus in Ordnung ist. Nicht von Weißen gegen Schwarze (vereinfacht ausgedrückt jetzt nur mal auf diese beiden Ethnien bezogen, es gilt natürlich auch für Asiaten, Lateinamerikaner usw.), aber eben auch nicht von Schwarzen gegen Weiße.
Nach allem was PoC (und natürlich auch andere) mitmachen mussten, finde ich es vermessen den Spieß umzudrehen. Tut man das, erkennt man in dem Moment, so glaube ich, einfach das Leid nicht richtig an, dass gerade erzählt wird. Wenn ich erzähle, was mir schlimmes geschehen ist, hat es nicht unbedingt Raum, dass jemand, überspitzt gesagt, die Augen verdreht und damit beginnt, was ihm geschehen ist.


Und mein Eindruck ist aber der, dass letztgenannte Form des Rassismus weitgehend akzeptiert wird, was schon damit beginnt, dass es oft nicht einmal als Rassismus gesehen wird, wenn es von Schwarzen ausgeht und sich gegen Weiße richtet.
Warum er als solcher nicht gesehen oder anders interpretiert wird, habe ich versucht vorher zu erklären, auch und mit den verlinkten Seiten.
An der Stelle zitiere ich aus einem Interview mit Alice Hasters. "Für Rassismus gibt es unterschiedliche Definitionen. Der Historiker Ibram X. Kendi definiert es in seinem Buch „Gebrandmarkt“ zum Beispiel so: „Jegliche Vorstellung, die eine bestimmte ethnische Gruppe als einer anderen ethnischen Gruppe unterlegen oder überlegen betrachtet.“ Doch in einer Welt, in der Ungleichheit besteht, ist auch Rassismus ungleich gewichtet. Viele Menschen gehen davon aus, dass grundsätzlich jede Person von Rassismus betroffen sein könnte. Diese Menschen sehen Rassismus als rein individuelle Haltung. Wie ein einzelner Mensch die Welt für sich ordnet, hat erst einmal wenig Konsequenzen. Doch Rassismus ist ein System, das mit der Absicht entstanden ist, eine bestimmte Weltordnung herzustellen. Es wurde über Jahrhunderte aufgebaut und ist mächtig. Darin wurde die Hierarchie rassifizierter Gruppen festgeschrieben, und die lautet, ganz grob, so: Weiße ganz oben, Schwarze ganz unten."

Wir leben aber im Hier und Jetzt, im 21. Jahrhundert, und tun das alle gemeinsam. Und gemeinsam müssen wir das Beste aus dieser Zeit machen, in der wir leben. Die heute lebenden Weißen können nicht das Geringste dafür, was die Weißen, die vor mehreren Jahrhunderten gelebt haben, getan haben, weshalb Argumentationen wie "Ja es waren aber immer die Weißen, die andere Rassen unterdrückt haben" im Grunde zwar stimmen, für die heutige Zeit und dafür, wie wir miteinander umgehen sollten, letztlich aber keinen Aussagewert haben.
Wir leben im Hier und Jetzt, ja. Aber noch immer herrscht Rassismus.
Ich komme an der Stelle noch mal auf True Fruits zurück. Das ist nur ein Beispiel von Alltagsrassismus den allen voran weiße Menschen gar nicht als solchen anerkennen wollen.

Aber beim Thema Rassismus werden dann eben wiederum Unterschiede gemacht. Wie gesagt, wenn eine weiße Person so etwas äußern würde wie "Ich hab jetzt erstmal genug von Schwarzen", wäre der Aufschrei wohl groß. Äußert eine schwarze Person sich derart über Weiße, zieht es keine Rassismus-Debatte nach sich. Hier wird einfach mit zweierlei Maß gemessen und das halte ich für falsch und gesellschaftlich auch nicht für förderlich.
Ich wiederhole mich an der Stelle, da ich das wirklich sehr anders sehe. Allen voran weiße Personen dürfen sich erlauben Witze über PoC und andere zu machen. Allen voran weiße Personen fühlen sich angegriffen, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass sie gerade etwas rassistisches von sich gegeben haben. Ich zitiere noch mal Hasters aus dem Interview. "Weiße Menschen haben so wenig Übung darin, mit ihrem eigenen Rassismus konfrontiert zu werden, dass sie meist wütend darauf reagieren, anfangen zu weinen oder einfach gehen. Für viele Menschen wirkt das R-Wort so, als ob man eine Fliege mit einem Baseballschläger erschlagen würde. Wenn ich jemanden rassistisch nenne, dann hört dieser Mensch meist nicht, was ich ihm oder ihr sage. Was er oder sie hört, ist: „Du bist ein schlechter Mensch. Du bist böse. Du bist ein Nazi.“ Das liegt auch daran, dass Menschen eine einseitige Vorstellung davon haben, was Rassismus ist."

Man ist nicht besser, wenn man weiß ist und man ist nicht schlechter, wenn man schwarz ist. Umgekehrt ist man aber auch nicht besser, wenn man schwarz ist und nicht schlechter, wenn man weiß ist. Leider gibt es aber nicht nur Weiße, die sich für etwas Besseres als Schwarze halten, sondern es gibt auch Schwarze, die sich für etwas besseres als Weiße halten. Und das ist aus meiner Sicht ein massives Problem. BEIDES ist vollkommen fehlgeleitet, und solange diese Denkweise auf BEIDEN Seiten nicht verschwindet, wird auch Rassismus nie verschwinden.
Keine Frage, da gebe ich dir recht.
Bloß: Bist du weiß hast du bessere Chancen auf eine Wohnung, eine Arbeit, einen Partner, einen guten Schulabschluss. Und so lange weiße Menschen das nicht sehen wollen und nichts dagegen tun wird, so glaube ich, Rassismus ebenfalls nicht verschwinden.
 
Was tut die Gesamtheit der weißen Menschen denn dafür, dass PoC Entschädigt und weniger diskriminiert werden?

Hat die Gesamtheit der weißen Menschen denn Sklaven gefangen und ausgebeutet? Ansonsten haben weiße(tm) Menschen das GG geschaffen, in der sowas wie Diskriminierung aufgrund von Rasse recht deutlich verboten ist (Artikel 3). Das AGG wird auch recht deutlich. Das ist doch was.
 
Wir drehen uns im Kreis. Nein, die Gesamtheit von X hat nicht Y.
Und zu sagen, dass man heute keine Weißen mehr sehen wolle, heißt, auch nicht, dass man sie nie wieder sehen will.

Das GG und AGG sind ein guter Anfang.
Allerdings möchte ich auch darauf hinweisen, dass sich so manches, was im GG steht auch ganz nett umgehen lässt oder umgangen wird. Unter der Prämisse "lustig", Satire etc.
Und das AGG gib es noch keine 10 Jahre. Ja, ist was, das es das gibt. Ist aber nix worauf man sich ausruhen kann. Ich sag nicht, dass du das tust.
Ist eigentlich mMn auch peinlich, dass so viele Jahre vergehen mussten, um ein Gesetz dazu zu verabschieden. Und klar, besser spät als nie.


PS: Man weise mal bitte nach, dass man Wohnung X wegen Ethnizität Y nicht bekommen hat. Wenn's so einfach wäre, dass, was deutlich verboten ist, deutlich zu verbieten...
 
Wir drehen uns im Kreis. Nein, die Gesamtheit von X hat nicht Y.

Genau, warum also nicht gleich von Anfang an sein lassen, wenn man doch sowieso mehr als 180 Zeichen zur Verfügung hat.

Ist eigentlich mMn auch peinlich, dass so viele Jahre vergehen mussten, um ein Gesetz dazu zu verabschieden. Und klar, besser spät als nie.

Ich weiß. Es ist nie genug und immer zu spät. Aber trotzdem halt da.
 
Wir drehen uns im Kreis.

Ganz eindeutig.


PS: Man weise mal bitte nach, dass man Wohnung X wegen Ethnizität Y nicht bekommen hat.

Aussagen wie diese sind auch ein wesentlicher Grund dafür, so wahr sie auch sind. Seit die Diskussion läuft hat niemand hier auch nur andeutungsweise bestritten, dass Alltagsrassismus für viele Menschen auch in Deutschland eine alltägliche Erfahrung und in vielen Lebenslagen ein gravierendes Problem darstellt. Zur aktuellen Diskussion trägt es also nichts bei.

Ist eigentlich mMn auch peinlich, dass so viele Jahre vergehen mussten, um ein Gesetz dazu zu verabschieden. Und klar, besser spät als nie.

Leider wahr. Der ach so freiheitlich-demokratische "Westen" feiert sich gern selbst für seine Werte und Toleranz. Dabei sollte man sich schämen, wie lange manche Grundlagen einer humanistischen Gesellschaft trotz Wahlrecht gebraucht haben, bis sie zumindest mal in Worte gefasst wurden.
 
Auf deine ersten Satz fällt mir nix ein und zu deinem zweiten...
Soll ich da jetzt sarkastisch sagen, dass es klar war, dass er kommen musste? Deswegen mal anders. Ich hab nicht gesagt, dass es nie genug und immer zu spät ist. Ich muss aber nicht gut finden, dass manches so lange dauert. Klar, ich kann mir sagen, schön, dass es überhaupt passiert. Bloß bringt die trotzdem/aber Haltung halt nix.

@Eli Vanto Um was diskutieren wir denn? Der Ursprung war eine Diskussion über Biden und seine Vizepräsidentin. Dann ging es weiter mit Rassismus und der Diskussion darüber, ob Rassismus gegen Weiße existiert oder nicht. Da gingen die Meinungen auseinander, in Teilen nicht. Letztlich hat all das aber zu dieser ganzen Diskussion geführt und ich denke schon, dass hier einiges zur Diskussion beigetragen hat. Zumidest hab ich über einiges nachgedacht - was mich persönlich durchaus bereichert, auch wenn wir hier nicht überall einen Konsens haben.
Aber ich will auch nicht (wie hoffentlich keiner hier) auf Biegen und Brechen meine Meinung bestätigt haben. Von daher alles gut :D
 
Soll ich da jetzt sarkastisch sagen, dass es klar war, dass er kommen musste?

Nee, klar war das ja nicht.

Ich hab nicht gesagt, dass es nie genug und immer zu spät ist.

Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass DU das gesagt hättest. Das nie genug und immer zu spät bezieht sich auf das Wesen von Gesetzen, welches im demokratischen Entstehungsprozess eine Konsensentscheidung ist (also für irgendjemanden nie genug) und als Reaktion auf etwas eingeführt werden (immer zu spät).
 
Hat die Gesamtheit der weißen Menschen denn Sklaven gefangen und ausgebeutet?.

Da sollte auch berücksichtigt werden das die Sklaverei ja Jahrtausende bestand und es ja nicht nur das schwere Los der Schwarzen war. Auch unendlich viele weiße Menschen wurden versklavt. Während der Kreuzzüge, während der Besetzung europäischer Gebiete unter osmanischer Herrschaft, türkische und nordafrikanische Kosaren stießen bis nach Irland vor um ganze Dörfer in die Sklaverei zu entführten. Ebenso erging es Muslimen durch christliche Korsaren oder Ureinwohner in der neuen Welt durch christliche Besatzer.

@Cedrax Farlander
Zum einen habe auch ich schon hier und da eine Wohnung nicht bekommen.
Zum anderen, Du hast keine Ahnung wie oft ich schon von der Polizei kontrolliert wurde.
Wo ich aufgewachsen bin war das normal. ;):D:D
 
Wenn ich irgendwo als drecks Deutscher oder drecks Weißer bezeichnet werde, dann ist das sehr wohl eine rassistische Beleidigung. Und wenn mir Gewalt zugefügt wird, weil irgendjemand und irgendeine Gruppe ein Problem mit meiner Herkunft hat, dann ist es eine rassistisch motivierte Straftat. Und wenn ich in irgendeiner Gasse abgestochen werde, weil ich es gewagt habe, mich in ein muslimisches Mädchen zu verlieben, dann ist es ein rassistisch/ideologisch motivierter Mord. Bei allem Respekt. Gerade bei diesem Thema gibt es rein gar nichts gegeneinander aufzuwiegen, weil vor dem Gesetz jeder Mensch gleich schützenswert ist. Vollkommen egal, was für eine Hautfarbe er hat.

Natürlich ist es möglich, dass man z.B. dich @Jedihammer beim Dart spielen nicht mitmachen lässt (nur ein Beispiel), weil du weiß bist, dann bist du diskriminiert worden. Das ist Scheiße [...]

Gut, dass du gleich mit so einem die Gefahr veranschaulichendem Extrembeispiel auffährst.
 
Genau darin liegt doch aber das Problem, @Agustin. An deinem und an Jedihammers Post.
Klar hat der eine oder andere von uns schon eine Wohnung nicht bekommen. Klar, hat der ein oder andere von uns schon Beleidigungen an den Kopf geworfen bekommen, die unter aller Kanone sind.
Ja, "Weiße können durchaus die Erfahrung machen, als Minderheit benachteiligt zu werden", aber es geht "nicht um isolierte Handlungen, sondern um die Berücksichtigung der dahinterliegenden Machtstrukturen. Und das bedeutet etwa in Kamerun oder Südafrika, die kolonialistische Vergangenheit und den Apartheidstaat mitzudenken. In den USA und in Deutschland haben People of Color nicht die Macht, die Interessen der weißen, hegemonialen Mehrheitsgesellschaft zu dominieren" (https://www.tagesspiegel.de/kultur/...t-keinen-rassismus-gegen-weisse/25893440.html).
Es geht nicht darum etwas aufzuwiegen, sondern den Blick dafür zu schärfen, dass das eine ein Machtsystem ist und das andere nicht. Ich glaube, dass wir hier alle zumindest den Konsens haben, dass jeder Mensch gleich schützenswert ist.
Wenn gesagt wird, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gibt, ist damit nicht gemeint, dass Weiße nicht Opfer von Diskriminierung werden. So zumindest hab ich es in keinem Buch, Artikel, Blog oder Video verstanden.
 
Ich habe das Original nicht gesehen, daher kann ich nur von meinem jetzigen Eindruck sprechen. Ich sehe keine Verallgemeinerung sondern Angst. Weil wir beim Video gesehen (oder gelesen) haben, wie Floyd immer wieder sagte, er kann nicht atmen. Was die Polizisten aber nicht dazu gebracht hat, von ihm abzulassen. Das war nicht das erste Mal, dass etwas mit ähnlichen Worte geschah und da ergibt die Frage leider doppelt und dreifach Sinn.

Wie gesagt, dieser Post entstand noch VOR der Sache mit George Floyd. Aber so oder so ist es eine Verallgemeinerung, Weiße Menschen ganz generell zu fragen, was sie tun, damit ihre Kinder später einmal keine Schwarzen ermorden. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Es schwingt natürlich Angst mit, da gebe ich dir recht, wahr ist sicher auch, dass diese Angst nicht unberechtigt ist. Aber ich denke nicht, dass du mir darin widersprechen würdest, wenn ich sage, dass Angst keine Legitimation für Verallgemeinerungen ist.

Was tut die Gesamtheit der weißen Menschen denn dafür, dass PoC Entschädigt und weniger diskriminiert werden?

Werden Schwarze heute noch von Weißen versklavt? :konfus: Davon abgesehen, es gibt genügend weiße Menschen, die sich gegen Rassismus, der PoC betrifft, stark machen.

Die Frau sagte, dass sie heute genug von Weißen habe. Nicht immer, nicht grundsätzlich. Nicht täglich. Sondern eben heute.
Meine Freundin wollte an dem Tag, als sie den Film im Kino sah, nicht mehr mit Weißen sprechen.

Nun gut, ich finde es befremdlich, verallgemeinernd vor der Gesamtheit einer Ethnie seine Ruhe haben zu wollen, auch wenn es nur für einen Tag war. Denn auch an diesem einen Tag, an dem sie den Film gesehen hat, waren die Weißen, die unschuldig an der Sklaverei sind, nicht weniger unschuldig. Insofern habe ich für diese Haltung offen gesagt kein Verständnis, aber ich denke, dass wir da nicht zusammenkommen. Muss ja auch nicht sein, ich habe deswegen keinen negativen Eindruck von deiner Freundin, und es steht dir zu, diese Position nachvollziehen zu können.

Was ich dazu aber noch zu bedenken geben will: Als ich den Post des Schauspielers, in dem er dies geäußert hatte, gelesen habe (warum eigentlich ein Geheimnis draus machen, es handelte sich um Levar Burton, bekannt als Geordi LaForge aus Star Trek: The Next Generation), dachte ich mir Folgendes: Das schreibt jetzt jemand, auf den ich viel halte, weil ich ihn als Schauspieler mag und das, wofür er durch seine Beteiligung an Star Trekt steht, gut finde. Würden er und ich uns an dem Tag, an dem er geschrieben hat, dass er genug von Weißen habe, über den Weg laufen (du kannst in dem Gedankenspiel auch deine schwarze Freundin einsetzen, wenn du dir dann besser vorstellen kannst, worauf ich hinaus will), dann hätte er/sie vermutlich etwas gegen mich aufgrund meiner Hautfarbe (!). Für mich würde umgekehrt seine/ihre Hautfarbe nicht die geringste Rolle spielen.


Nach allem was PoC (und natürlich auch andere) mitmachen mussten, finde ich es vermessen den Spieß umzudrehen. Tut man das, erkennt man in dem Moment, so glaube ich, einfach das Leid nicht richtig an, dass gerade erzählt wird. Wenn ich erzähle, was mir schlimmes geschehen ist, hat es nicht unbedingt Raum, dass jemand, überspitzt gesagt, die Augen verdreht und damit beginnt, was ihm geschehen ist.

Gerne nochmal: Es geht mir um das, was heute ist, nicht um das Vergangene. Schwarze werden zum Glück nicht mehr versklavt, insofern lässt sich das auch nicht auf die heutige Zeit projizieren. Die Zeiten, in denen die Weißen die Herren und die Schwarzen die Sklaven waren, sind zum Glück vorbei. Was den Schwarzen, die in der Vergangenheit durch Sklaverei betroffen waren, passiert ist, ist schrecklich und nicht zu entschuldigen. Aber so, wie die heute lebenden Weißen nichts für die frühere Sklaverei können, sind die heute lebenden Schwarzen nicht mehr von der der früheren Sklaverei betroffen. Wenn ich mich als Weißer heute mit einem Schwarzen über Erfahrungen bezüglich Rassismus austauschen würde, würde das seine und meine Erfahrungen in der Gegenwart betreffen. Mit "die Augen verdrehen und zu erzählen, was einem selbst geschehen ist", hat das schlichtweg nicht das Geringste zu tun.


Warum er als solcher nicht gesehen oder anders interpretiert wird, habe ich versucht vorher zu erklären, auch und mit den verlinkten Seiten.
An der Stelle zitiere ich aus einem Interview mit Alice Hasters. "Für Rassismus gibt es unterschiedliche Definitionen. Der Historiker Ibram X. Kendi definiert es in seinem Buch „Gebrandmarkt“ zum Beispiel so: „Jegliche Vorstellung, die eine bestimmte ethnische Gruppe als einer anderen ethnischen Gruppe unterlegen oder überlegen betrachtet.“ Doch in einer Welt, in der Ungleichheit besteht, ist auch Rassismus ungleich gewichtet. Viele Menschen gehen davon aus, dass grundsätzlich jede Person von Rassismus betroffen sein könnte. Diese Menschen sehen Rassismus als rein individuelle Haltung. Wie ein einzelner Mensch die Welt für sich ordnet, hat erst einmal wenig Konsequenzen. Doch Rassismus ist ein System, das mit der Absicht entstanden ist, eine bestimmte Weltordnung herzustellen. Es wurde über Jahrhunderte aufgebaut und ist mächtig. Darin wurde die Hierarchie rassifizierter Gruppen festgeschrieben, und die lautet, ganz grob, so: Weiße ganz oben, Schwarze ganz unten."

Ich habe das schon gelesen, teile diese Sichtweise aber nicht. Natürlich gibt es Rassismus als System, und da mag es zutreffend sein, dass "Weiße ganz oben, Schwarze ganz unten" sind. Es gibt daneben aber trotzdem durchaus auch individuellen Rassismus, was im Zitat aus dem Interview abgestritten wird, und der kann sich von jedem ausgehend gegen jeden richten. Das schließt sich doch nicht gegenseitig aus, auch wenn Alice Hasters offenbar einen anderen Eindruck vermitteln will.

Wir leben im Hier und Jetzt, ja. Aber noch immer herrscht Rassismus.
Ich komme an der Stelle noch mal auf True Fruits zurück. Das ist nur ein Beispiel von Alltagsrassismus den allen voran weiße Menschen gar nicht als solchen anerkennen wollen.
Stimmt. Das ist ein Beispiel von Alltagsrassismus. Aber auch hier verhält es sich so, dass die Existenz weißen Alltagsrassismus' gegen Schwarze, wie du ihn hier nachweist, die Existenz schwarzen Alltagsrassismus' gegen Weiße nicht ausschließt. Vielleicht liege ich falsch, aber mein Eindruck ist gerade der, dass jedes Mal, wenn ich davon spreche, dass Rassismus von Schwarzen gegenüber Weißen existiert, du ein Beispiel für die umgekehrte Seite lieferst und das als Gegenbeweis darzustellen suchst - so als könnten beide Arten des Rassismus nicht gleichzeitig existieren. Die Rechnung geht aber einfach nicht auf, da die Existenz des Einen schlichtweg nicht bedeutet, dass die Existenz des Anderen unmöglich ist.

Ich wiederhole mich an der Stelle, da ich das wirklich sehr anders sehe. Allen voran weiße Personen dürfen sich erlauben Witze über PoC und andere zu machen.
Gerade das erlebe ich ganz anders, wenn ich mich beispielsweise im Internet umschaue. Aus meiner Sicht ist es ganz und gar nicht so, dass man sich als Weißer Witze über PoC erlauben darf, was ich jedoch auch gut finde. Also, dass das streng gehandhabt wird.


Bloß: Bist du weiß hast du bessere Chancen auf eine Wohnung, eine Arbeit, einen Partner, einen guten Schulabschluss. Und so lange weiße Menschen das nicht sehen wollen und nichts dagegen tun wird, so glaube ich, Rassismus ebenfalls nicht verschwinden.

Auch hier: Das mag stimmen, es ist auch bedauerlich, war aber überhaupt nicht das Kernthema meiner Beiträge und, soweit ich erkennen kann, der Diskussion zwischen dir und mir.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und dann gibt es auch Statements, in denen impliziert wird, dass man als weißer Mensch automatisch (!) rassistisch ist, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist und es auch nicht sein möchte. Aber man ist es von Natur aus. Weil man weiß ist. Alles klar.

Gab einen Artikel im Stern (Papierausgabe) zum Thema, in dem stand, dass es möglich ist, schon schon als latenter Rassist geboren worden zu sein. Dazu ein paar Fragen, die wenn mit Ja beantwortet, dies bestätigen sollten. Fragen waren z.B. Sind in den Schulbüchern alle Menschen mit der gleichen Hautfarbe wie sie; kommen in der Geschichte ihres Landes hauptsächlich Menschen ihrer Hautfarbe vor, haben Ihre Vorgesetzten die gleiche Hautfarbe wie sie? Usw. Mein Chef nicht!, das war aber die einzige Frage, die ich verneinen konnte. Deshalb muss ich lt. Stern ein geborener Rassist sein.

Aber ich schätze in China oder Japan z.B. werden die meisten Menschen diese Frage auch mit Ja beantworten. Sind das dann auch alles latente Rassisten? Und wenn ja, dann auch den „Weißen“ gegenüber.

Für China und auch den Oman kann das der Lebensgefährte meiner Schwester, der oft beruflich dort ist, bestätigen. Weiße genießen in China nicht wirklich großes Ansehen und Nichtmuslime im Oman ebenfalls nicht.
 
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