Tagespolitik allgemein

Durchaus, aber Rassismus ist im Grunde eine Ideologie und Diskriminierung ist das nicht.
"Rasse" deutet ja sehr stark darauf hin, dass es hier um sehr vieles geht.
Das meine ich mit der unklaren Definition davon, was Rassismus ist.
Ist Männer- oder Frauenhass Rassismus? Wäre das dann sexistischer Rassismus?
Ich finde das nicht so einfach. So ehrlich will ich an der Stelle einfach sein. Das sind keine "Du bist doof Fragen". Ich mein die ernst und habe keine klare Antwort darauf.

Edit: ja, Allerdings gibt's auch gute Artikel auf redit
 
Zuletzt bearbeitet:
Es macht einen Unterschied, wenn eine bestimmte Ethnie Jahrhunderte systematisch benachteiligt wurde, immer noch benachteiligt und bis heute Diskriminierung und Rassismus ausgesetzt ist.
Es waren People of Color die auf Schiffe gepfercht wurden, denen alles geraubt wurde, die Leibeigene waren, die systematisch vergewaltigt, ermordet und misshandelt wurden um weissen Menschen zu dienen. Es waren allen voran People of Color, denen man aufgrund ihrer Hautfarbe Intelligenz und Existenzberechtigung absprach. Denen man höhere Bildung verwehrte. Die man in Slums zwang. Die man beispielsweise auch für die Hilfe beim 1. Weltkrieg, so z.B. nach England lockte, ihnen die Unabhängigkeit ihres Landes versprach. Stattdessen wurden z. B. viele Sepoys noch während und nach dem Krieg ungleich behandelt. So wie es auch mit den Soldaten geschah, die im britischen BWIR dienten. Es gab mehr als eine "Negerjagd" der Teddy Boys und nicht umsonst wurde die League of Coloured gegründet.
Soll ich weiter machen, oder reicht das aus um deutlich zu machen, dass es vielleicht vermessen sein könnte, wenn weisse Menschen von Rassismus sprechen und damit vielleicht vergessen, dass niemand ihre ganze Enthnie auslöschen wollte? Muriel Fletcher hatte eine ganz nette Studie, in der sie deutlich machte, dass nur weisse Hautfarbe erstrebenswert ist. Mark Christian verankerte den Begriff "Mischling" fest im Vokabular der Engländer*innen. Eugenik ist, dass wissen wir spätestens durch die NS-Zeit eine ganz üble Sache.

Nun gut, ich wusste nicht, dass wir über die Geschichte des Rassismus sprechen. Was das betrifft, stimme ich dir in jedem Punkt zu, es ist meines Erachtens jedoch nicht das Thema der Diskussion, sondern Stein des Anstoßes war die Behauptung (und ja, @Cedrax Farlander ist nicht der einzige, der es so zu sehen scheint, was es aber nicht automatisch richtiger macht), dass es Rassismus gegen Weiße nicht gibt. Also nicht "gegeben hat", sondern auch jetzt nicht gibt. Und diese Behauptung ist doch sehr gewagt.

Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass auch weisse Menschen diskriminiert wurden und werden und das auch Teile von ihnen ermordet wurden. Nun ist und bleibt es aber eine Tatsache, dass auch heute noch mehrheitlich weisse Menschen (oder noch weiter) Männer diejenigen sind, die mit ganz vielen Privilegien durch die Welt spazieren.
Siehst du, da haben wir es doch. Und ja, ich denke auch, dass in der Summe Rassismus häufiger von Weißen gegen Andersfarbige ausgeht. Die Frage war aber nicht, wer mehr Rassismus betreibt, sondern es ging, wie gesagt, um die Behauptung, dass es Rassismus gegen Weiße überhaupt nicht gäbe. Und zwischen "Rassismus gegen Weiße kommt seltener vor als Rassismus, der von Weißen ausgeht" und "Rassismus gegen Weiße gibt es gar nicht" besteht schon ein Unterschied.

Ein Problem könnte sein, dass es keine einheitliche Definition von Rassismus zu geben scheint.

Das ist eben ein gutes Stichwort. Ich hatte ja in Reaktion auf die Behauptung von Beweisen gesprochen und ich denke, dass Definitionen dem am nächsten kommen. Ich zitiere einfach mal ein paar Definitionen, die ich zum Begriff Rassismus gefunden habe:

"Rassismus ist eine Ideologie der Ungleichheit, gespeist aus spezifischen Vorurteilen und Klischees. Der Begriff Rassismus steht allgemein für Auffassungen, die von dem Bestehen nicht oder kaum veränderbarer "Rassen" ausgehen, daraus naturbedingte Besonderheiten und Verhaltensweisen von Menschen ableiten und hierbei eine Einschätzung im Sinne von "höherwertig" oder "minderwertig" vornehmen."

- Bundesministerium des Innern (BMI)


"Rassismus lässt sich als ein Diskriminierungsmuster und Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse beschreiben. In modernen Gesellschaften sind es vor allem kulturelle Merkmale, über die Menschen abgewertet und ausgeschlossen werden. Das hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung von Chancen und die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Integration der Betroffenen."

- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)


Und hier noch eine Definition vom tunesisch-französischen Soziologen Albert Memmi, welche in der Rassismusforschung weithin akzeptiert und anerkannt wird:

„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.“


Also: Du hast recht, es gibt nicht die eine bindende Definition des Begriffs Rassismus. Aber sofern ich nichts überlesen habe, steht in keiner dieser Definitionen etwas davon, dass Rassismus nur von einer bestimmten Gruppe ausgehen und niemals gegen eine bestimmte Gruppe gerichtet sein kann. Der Konsens, der sich aus diesen Definitionen herausarbeiten lässt, ist der, dass Rassismus die Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten, aber eben nicht näher definierten Rasse bedeutet.

Die Frage ist auch, auf welchen Ebenen und in welchen Bereichen man Rassismus untersucht. Ich streite nicht ab, dass beispielsweise Farbige in den USA Weißen gegenüber nach wie vor benachteiligt werden, wenn es um Jobsuche etc. geht. Aber die ursprüngliche Aussage, es gäbe keinen Rassismus gegen Weiße, hat ja keine Einschränkung auf einen bestimmten Bereich vorgenommen. Und spätestens wenn man sich mal auf zwischenmenschlicher Ebene umsieht und den spätestens seit George Floyd wieder aktuellen Diskurs zum Rassismus mitverfolgt, dann erkennt man durchaus auch rassistische Tendenzen von Schwarzen gegenüber Weißen ausgehend. Ein paar Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung (ich nutze Twitter erst seit einigen Monaten, ob es so eine gute Idee war weiß ich nicht, manchmal habe ich den Eindruck es schadet meiner Psyche ^^):

Ich war beispielsweise entsetzt, anders kann ich es nicht sagen, als ich auf Twitter den Post einer Afroamerikanerin gelesen habe (das war übrigens noch vor George Floyd), in dem sie allen Ernstes die Frage an Weiße gerichtet hat, wie sie ihre Kinder erziehen, damit diese einmal ihre schwarzen Kinder nicht ermorden. Hier wird also impliziert, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe (weiß) ein hohes Potenzial haben, Menschen mit anderer Hautfarbe zu ermorden. Das ist offen rassistisch, und wer das anders sieht, möge sich mal vorstellen, es gäbe einen umgekehrten Kommentar, in dem eine weiße Frau schwarze Mütter fragt, wie sie ihren Kindern vermittelt, später einmal keine Weißen umzubringen. Da würde der Rassismus-Aufschrei nicht lange auf sich warten lassen, und das auch vollkommen zu Recht. Dann muss es umgekehrt aber auch gelten.

Wenige Tage nach dem Vorfall um George Floyd postete ein afroamerikanischer Schauspieler sinngemäß: "Für heute habe ich genug von Weißen". Ich meine, grade im Nachgang dieses Vorfalls ist es vielleicht verständlich, dass die Gemüter erhitzt waren. Dennoch, was soll so eine Aussage, in der zum Leser eine Distanz aufgrund dessen weißer Hautfarbe eingenommen wird? Auch hier möge man sich vorstellen, dass man als Weißer schreiben würde "Für heute habe ich genug von Schwarzen". Das würde man doch auch als rassistisch empfinden, was es ja auch wäre.

Und dann gibt es auch Statements, in denen impliziert wird, dass man als weißer Mensch automatisch (!) rassistisch ist, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist und es auch nicht sein möchte. Aber man ist es von Natur aus. Weil man weiß ist. Alles klar.

Als Reaktion ruft das dann Aktionen wie diese hervor:

https://www.rtl.de/cms/junge-union-...ich-meine-weisse-hautfarbe-boese-4579088.html

Natürlich ist das irgendwo polemisch, aber so eine Aktion entsteht ja nicht ohne Grund. Wie gesagt, ich bezweifle nicht einmal, dass Weiße häufiger rassistisch gegenüber Farbigen sind als umgekehrt, und natürlich ist das ein No-Go. Die umgekehrten Fälle, auch wenn sie seltener sein mögen, sind aber ebenfalls ein No-Go, und dass man sich aufgrund seiner weißen Hautfarbe schuldig fühlen muss, und wie gesagt, der Rassismus-Diskurs impliziert genau das zum Teil, kann ja wohl auch nicht richtig sein.
 
Und dann gibt es auch Statements, in denen impliziert wird, dass man als weißer Mensch automatisch (!) rassistisch ist, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist und es auch nicht sein möchte. Aber man ist es von Natur aus. Weil man weiß ist. Alles klar.

Ja, geh mal in einen gut besuchten internationalen Chat und lass die Info fallen, dass du Deutscher bist. Viel Spaß mit dem Echo. Da ist vom biersaufenden Lederhosen-Sepp bis zum Nazischergen einfach alles an Geflame dabei. Sicher, das muss man abkönnen, aber es ist eben tatsächlich Rassismus, wenn irgendwelche dummen Kinder die Nazikeule schwingen, ohne dass die überhaupt wissen, was sie da eigentlich selber grade machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und dann gibt es auch Statements, in denen impliziert wird, dass man als weißer Mensch automatisch (!) rassistisch ist, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist und es auch nicht sein möchte. Aber man ist es von Natur aus. Weil man weiß ist. Alles klar.

Es gibt dieses Statement, weil es in Teilen so ist. Ich denke man muss da aber wirklich unterschieden zwischen bewusstem/negativem Rassismus und unbewusstem/"positivem" Rassismus.
Nur mal ein Beispiel: Ich und mein Bekanntenkreis kommt vom Dorf. Wenn jetzt Person X in die große Stadt Hamburg fährt und von einer Ärztin behandelt wird die sie total toll findet und das auf dem Dorf dann erzählt indem sie die Ärztin zu allererst mit ihrer Hautfarbe oder ihrem Kopftuch beschreibt, ist das in meinen Augen eine Form von Rassismus. Sicherlich in keiner Weise bösartig gemeint, aber es stellt eben die Unterschiede heraus zu einer normalen(?) Ärztin.

Menschen die von der phänotypischen Norm abweichen, fallen auf und leiden aufgrund dessen oftmals darunter. Es gibt ja dieses Beispiel mit zwei identischen Frauen, die sich nur im Namen und in Hautfarbe unterscheiden. Welche von beiden musste wohl mehr Bewerbungen schreiben?
Das sind halt keine Einzelfälle sondern über die Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsene Strukturen die durch Erziehung und Sozialisation auch in jedem von uns stecken, selbst wenn derjenige es nicht böse meint.
Icebär hat es ja auch mit den Kindern ganz gut beschrieben: Das sind Verhaltensweisen, die man durch die Gesellschaft als Kind mitbekommt und dann auch mal unterbewusst verinnerlicht. Das weiß wohl jeder der schon mal einen unlustigen Polenwitz gerissen oder sonst irgendeinen Mist als Kind gerissen hat, den man heute als Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit sehen würde.

Rassismus bei der Polizei insbesondere Racial Profiling ist z.B. auch so ein Ding. Aber das gibt es ja sowieso nicht in Deutschland. ;) ;)

Übrigens ist dieses systemische Problem gar kein Angriff auf jeden Weißen, sondern die Aufforderung Strukturen und Abläufe zu hinterfragen, sich und sein Handeln immer wieder selbst zu reflektieren. Passiert das, schafft man es eventuell auch dieses über die Jahre angelebte (unterbewusste) Denken und Verhalten wieder loszuwerden.
 
Ich bin in meiner Arbeit auch oft mit "positivem Rassismus" konfrontiert. Wenn Kinder irgendwann nur noch und wenn auch im positiven Aspekt auf ihre Herkunft definiert werden, mag das zuerst als unterstützend und hilfreich gewertet werden, aber es wird halt dennoch nur auf seine Herkunft reduziert. "Ja, Frankreich ist wirklich ein schönes Land, wie oft bist du da?" "Französisches Essen ist da schon was tolles, du Glückspilz." "Sag mal was auf Französisch." "Bei dir muss ich immer an die Bretange denken."
 
Ich war beispielsweise entsetzt, anders kann ich es nicht sagen, als ich auf Twitter den Post einer Afroamerikanerin gelesen habe (das war übrigens noch vor George Floyd), in dem sie allen Ernstes die Frage an Weiße gerichtet hat, wie sie ihre Kinder erziehen, damit diese einmal ihre schwarzen Kinder nicht ermorden. Hier wird also impliziert, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe (weiß) ein hohes Potenzial haben, Menschen mit anderer Hautfarbe zu ermorden. Das ist offen rassistisch, und wer das anders sieht, möge sich mal vorstellen, es gäbe einen umgekehrten Kommentar, in dem eine weiße Frau schwarze Mütter fragt, wie sie ihren Kindern vermittelt, später einmal keine Weißen umzubringen. Da würde der Rassismus-Aufschrei nicht lange auf sich warten lassen, und das auch vollkommen zu Recht. Dann muss es umgekehrt aber auch gelten.

Wenige Tage nach dem Vorfall um George Floyd postete ein afroamerikanischer Schauspieler sinngemäß: "Für heute habe ich genug von Weißen". Ich meine, grade im Nachgang dieses Vorfalls ist es vielleicht verständlich, dass die Gemüter erhitzt waren. Dennoch, was soll so eine Aussage, in der zum Leser eine Distanz aufgrund dessen weißer Hautfarbe eingenommen wird? (...)
Und dann gibt es auch Statements, in denen impliziert wird, dass man als weißer Mensch automatisch (!) rassistisch ist, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist und es auch nicht sein möchte. Aber man ist es von Natur aus. Weil man weiß ist. Alles klar.


Da ich gerade nur mit dem Handy online bin, verzeih bitte, dass ich das nicht alles einzeln zitiere, sondern mit Punkten versehen habe und als ganzen Text zitiere.

Der Twitter Post der dich entsetzt, den sehe ich tatsächlich ganz anders. Und vielleicht ist das ein ganz gutes Beispiel. Eine weisse Person muss (sich) diese Frage nicht stellen. Ein Blick auf die Statistik genügt da doch.
Ich bin eher... Na ja, nicht entsetzt. Aber es ist einfach zu typisch, wenn hier der Spieß umgedreht und " Was wäre wenn" gefragt wird. Was ich wiederum gesellschaftlich sehr problematisch finde. Ich sehe hier keinen offenen Rassismus, sondern eine verdammt große Angst, die nicht von ungefähr kommt.

Zu dem "Für heute genug von Weißen".
Auch diesen Satz kann ich leider zu gut verstehen.
Eine Freundin von mir ist schwarz und nachdem sie "12 Years as Slave" gesehen hatte, war das auch in ihrem Kopf und ich hab für eine Sekunde so gedacht wie du. Aber dann hab ich das man weiter gesponnen. Ich bin weiss. Ich werde nicht schief angesehen, ich hatte keine Probleme eine Wohnung zu finden. In meiner Geschichte gibt es keinen Rassismus gegen meine Farbe.
Das ist bei PoC aber anders. Bis heute. Auch bei Polizeigewalt. Und hier muss eigentlich mMn ein Aufschrei von weissen Menschen kommen die sagen, "Ja, so kann es nicht weiter gehen, wir haben die Nase voll davon, dass so etwas geschieht. "
Wie oft sind am Ende weisse Menschen noch die Helden, die eine Minderheit oder PoC retten müssen?

Und zur letzten Aussage, fällt mir leider nur ein, dass Alltagsrassimus wirklich ein Problem ist.
Eines, das wir vielleicht nicht immer begreifen.
Wenn wir nicht mal verstehen warum "Mohrenstraße" und "Negerkuss" anderen auf stößt, wenn wir es unheimlich lustig finden, dass True Fruits rassistische Sprüche wie "Schafft es nur selten über die Grenze" Oder "Outenschwarzer" auf ihre Smoothies schreibt, ergibt eine Aussage wie die von dir zitiere Sinn.
Anstatt sich klar zu äußern und zu sagen, dass solche Sprüche sehr wohl rassistisch sind, werden Debatten darüber geführt, dass das ja lustig sei und sich andere doch nicht so anstellen sollen, dass sie keinen Humor haben, dass das doch ganz, ganz anders gemeint ist.
Ja, wir haben es sehr einfach, das lustig zu finden, weil wir vermutlich null Ahnung davon haben, wie es ist, auf die Hautfarbe reduziert zu werden.
 
Bin grundsätzlich der Meinung - um einen von Keebo genannten Punkt aufzugreifen - dass man mit Leuten, die sich über eine vermeintliche Sprachpolizei echauffieren, weil man sie bittet, betreffende Gruppen offensichtlich störende Begriffe wie "Zigeunerschnitzel" nicht mehr zu verwenden, gleichzeitig aber bei der ersten Gelegenheit mit Rassismus gegen Weiße daherkommen, gar nicht weiter Zeit zu verschwenden braucht. Dass man "die Weißen", in Ländern wie Südafrika, Zimbabwe und Co, wo sie nun einmal hauptsächlich als Ausbeuter, Besatzer bzw Profiteure dessen auftraten, vielleicht nicht unbedingt an der Spitze von Beliebtheitsumfragen zu verorten braucht, ist halt irgendwo auch nachvollziehbar.

Was es bräuchte, wäre ehrliche, nachhaltige hist. Aufarbeitung aller Seiten. Wäre ein Schritt, um bestehende Feindbilder abzubauen, im Rahmen der Möglichkeiten vielleicht sogar so etwas wie Prävention zu schaffen.
 
Rassismus ist wirklich ein schwieriges Thema.

1. Ideologischer Rassismus
Der ist wohl kaum bekämpfbar, indem Sinne, dass man Ideologien kaum oder nur schwer aus den Köpfen jener bekommt, die diesen angehören. Aus überzeugten Neo-Nazis/Faschisten werden m.E. wohl eher selten Antirassisten. Das kann nur ein einschneidendes Erlebnis ändern, aber in der Regel bleibt ein eingefleischter Ideologe bei seiner Einstellung, egal wie krude die ist.

2. Institutioneller Rassismus
Den kann man gezielt bekämpfen. Man kann ideologische Rassisten aus Ämter entfernen, sowie aus Führungspositionen. Bei der Job-Vergabe, soll allein die Qualifikation entscheiden, deswegen halte ich auch nichts von Quotenregelungen.

3. Alltagsrassismus
Geht m.E. oft in Verbund mit ideologischem Rassismus, aber nicht nur. Oft einfach nur anerzogen, wie z.B. das N-Wort bei älteren Generationen. Da ist es wirklich oft "normaler" Sprachgebrauch. Man soll/kann schon darauf hinweisen, dass man "Neger" nicht sagen soll, aber z.B. "Nigger" auf keinen Fall sagen darf. Ich verwende keines davon. Dieser ist sicher schrittweise entfernbar, vor allem durch Bildung und Erziehung. Wenn Eltern ideologischem Rassismus anhängen, dann kann man da in den Schulen gezielt dagegen steuern, wenn man solche Tendenzen bei den Kindern erkennt. Gilt auch für Alltagsrassismus.

4. Rassismus gegen Weiße
Zu behaupten, dass es diesen nicht gibt halte ich doch für gewagt. Natürlich gibt es in der westlichen, europäisch dominierten, Gesellschaft keinen institutionellen Rassismus gegen Weiße. Ist aber auch irgendwie logisch oder. Für mich sind jedoch Quotenregelungen egal ob, aus ethnischen oder geschlechtlichen Gründen, ein Weg zu Rassismus bzw. Sexismus. Ich möchte frei entscheiden, welche Person ich einstelle (ich hab selbst eine kleine Firma). Ich möchte nicht durch Quoten gezwungen werden, welche Person ich auswähle.
Wenn man nach Simbabwe oder Südafrika sieht, dann gibt es Rassismus gegen Weiße sehr wohl. Natürlich ist das eine Folge des Kolonialismus', aber es bleibt eben Rassismus. Und wenn ich an Dinge, wie die Melanin-Theorie oder den Afrozentrismus denke, dann kann mir niemand sagen, dass dem keine rassistisch motivierte Ideologie zu Grunde liegt.

5. Positiver Rassismus
Was soll das sein? Die Annahme, dass jemand etwas besonders gut kann, weil er/sie eine bestimmte Herkunft hat, macht höchstens die Person zu einem Idioten, die diese Annahme tätigt. Sie kann meines Erachtens nie beleidigend sein, außer man will es so auffassen. Zumal dann die Abgrenzung schwierig wird, was Rassismus ist. Ich hab einem Bekannten klar gemacht, der von blöden Persern (gemeint waren Iraner) gesprochen hat, dass ich mich in der Augenklinik vom iranischen Oberarzt besser betreut gefühlt habe, als von seinen österreichischen Kollegen/Kolleginnen. Ist das jetzt positiv rassistisch. M.E. nicht. Einfach nur eine Feststellung, dass es völlig unerheblich für die Qualifikation als Arzt ist, welche Herkunft man hat.

PS: Wenn ich dann solche Interviews, aus einer angeblich doch so populistischen Zeitung lese, dann "haut's ma" auf gut weanerisch "die Zähnt aussa".
https://www.heute.at/s/ngosso-wurde-10-mal-von-polizei-angehalten-100089723
 
5. Positiver Rassismus
Was soll das sein? Die Annahme, dass jemand etwas besonders gut kann, weil er/sie eine bestimmte Herkunft hat, macht höchstens die Person zu einem Idioten, die diese Annahme tätigt. Sie kann meines Erachtens nie beleidigend sein, außer man will es so auffassen. Zumal dann die Abgrenzung schwierig wird, was Rassismus ist. Ich hab einem Bekannten klar gemacht, der von blöden Persern (gemeint waren Iraner) gesprochen hat, dass ich mich in der Augenklinik vom iranischen Oberarzt besser betreut gefühlt habe, als von seinen österreichischen Kollegen/Kolleginnen. Ist das jetzt positiv rassistisch. M.E. nicht.

Nope, ist es nicht. Wenn du mit diesem Arzt öfters verkehren würdest und du immer seine Nationalität in den Vordergrund rückst, dann ist das eine Art von "positiver Rassismus". Weil sich dieser Arzt irgendwann mal nur auf sein Perser-Sein degradiert fühlen wird. Und das kann schon zu Problemen führen (glaub mir, ich habe das schon öfters miterleben müssen, wie das an Leuten nagt).
Eine andere Art des "positiven Rassismus" ist ein ständiges Bevorteilen einer bestimmten Nationalität ("Der kann das gar nicht gewesen sein, der is ein Landsmann meines Schwippschwagers. Die machen sowas nicht. Das war das andere Kind.")

Wie gesagt: auf den ersten Blick nicht so brisant wie die anderen Arten, aber für die Psyche von Kids (und auch Erwachsenden) auch nicht das Beste...
 
Cedrax ist nicht der Einzige.
Auch der Tagesspiegel spricht davon.
Alice Hasters schreibt darüber. Ein Zitat von ihr und viele weitere Argumente gibt es hier

In den Artikeln wird es richtig zusammengefasst. Rassismus ist immer auch strukturell.
Natürlich ist es möglich, dass man z.B. dich @Jedihammer beim Dart spielen nicht mitmachen lässt (nur ein Beispiel), weil du weiß bist, dann bist du diskriminiert worden. Das ist Scheiße, aber im Vergleich zu den anderen schwarzen Dartspielern bist du immer noch priveligiert. Du wwirst nicht bei der Wohnungssuche abgelehnt, bekommst leichter Jobs, deine Haare werden nicht angetascht, wirst grundlos sehr viel mehr von der Polizei angehalten, dir wird nicht dauernd deutlich gemacht, dass du nicht dazu gehörst. Achja und wenn du dich drüber beschwerst, dann wirst du gehört und ernstgenommen. Wenn du Schwarz bist juckt es die weiße Mehrheitsgesellschaft nicht. Ich könnte die Liste noch weiterführen, aber ich denke der Punkt ist klar.
 
Das ist Scheiße, aber im Vergleich zu den anderen schwarzen Dartspielern bist du immer noch priveligiert.

Nein, das ist nicht nur "scheiße", sondern tatsächlich das eigentliche Problem. Relativierungen. Und diese gehen in beide Richtungen.

Der Aussage, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gäbe, liegt nämlich lediglich dieser krude Gedankengang zugrunde:

"30x Unrecht ist schlimmer als 2x Unrecht".

Das ist aber einfach falsch. Unrecht ist immer falsch. Ganz egal, wie häufig es dazu kommt. Darum finde ich es auch befremdlich, wenn man so grundsätzliche Normen, wie eben Artikel 3, Satz 3 GG hier vollständig außen vor lässt und man tatsächlich die steile These vom Stapel lässt, dass Rassismus gar nicht definiert sei.

Was wir hier tatsächlich (wieder mal!) diskutieren, ist im Grunde nur, dass man Kritik an rechten Auswüchsen reflexartig mit Kritik an linken Auswüchsen beantwortet, und umgekehrt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was wir hier tatsächlich (wieder mal!) diskutieren, ist im Grunde nur, dass man Kritik an rechten Auswüchsen reflexartig mit Kritik an linken Auswüchsen beantwortet, und umgekehrt.
Das ärgerliche dabei ist, dass dieses Problem nicht auf Internetforen beschränkt ist sondern gesellschaftlich weit verbreitet. Wenn man auf eigene Fehler hingewiesen wird, kommt eine reflexartige Reaktion "Ja, aber die machen das doch auch". Wenn ich als Kind so argumentiert hatte, kam von meinen Eltern die obligatorische Gegenfrage "Und wenn die von der Brücke springen?" Sich mal an der eigenen Nase packen und zu überlegen, was man selbst vielleicht falsch machen könnte, widerspricht offenbar dem Zeitgeist. Man sucht lieber die Fehler bei Anderen.
 
Zurück
Oben