Ich wollte diesen Text eigentlich vorgestern schon schreiben, aber dann ist die Diskussion ja abgeebt. Da sie jetzt aber wieder aufploppt doch noch kurz meine Gedanken.
Ich denke, dass die gegenseitigen Vorwürfe, die hier eindeutig geäußert werden oder auch manchmal nur mitschwingen, hier irgendwie am Thema vorbei gehen (s. letzter Absatz dieses Textes).
Grundsätzlich glaube ich
@Clyde_ , dass es ihm nicht um eine Neid-/Bashing-, sondern eine Gerechtigkeits-/Solidaritätsdebatte geht. Natürlich wäre es sauberer, wenn alle einzahlen und auch die anderen von ihm genannten Punkte, um mehr Geld reinzuholen, erfüllt wären.
Ich glaube aber auch den anderen, dass es ihnen nicht um eine Pfründewahrung geht, sondern eher um eine Rettung des Beamtentums, weil sie es jenseits der finanziellen Besonderheiten für erhaltenswert erachten und in den Vorschlägen das absehbare Ende dieses Beamtentums sehen.
Deswegen braucht es meiner Meinung nach auch wenig Schärfe in dieser Diskussion und es ist jetzt ja auch schon deutlich ruhiger als vorgestern. (Dass es den Teilnehmern hier kaum um Besitzstandswahrung gehen dürfte, sieht man ja auch daran, dass die Vorschläge vor allem Neubeamte treffen soll, d.h. die Beamten hier würden ja gar nichts verlieren und könnten – wenn sie egoistisch wären - sogar sagen „nach mir die Sintflut“.)
Nehmen wir mal an, ich wäre einer dieser gut verdienenden Beamten. Als gut verdienender Beamter (ohne die hier mal genannten 100000 im Jahr zu erreichen…) könnte ich auf etwas verzichten und würde es auch tun, wenn es so käme, ohne gleich mit finsteren Gedanken zur Wahlkabine zu schreiten. Mich würde es wahrscheinlich trotzdem ärgern, weil der Deal, den ich vor über zwanzig Jahren mit dem Staat geschlossen hätte, ein anderer war und ich es wider der Fürsorgepflicht sehen würde, würde man die Bedingungen einseitig grundlegend ändern. Aber im Grundsatz wäre es schon stemmbar – für mich. Ich kann daher @Clydes Haltung nachvollziehen, aber sogar er ist ja der Meinung, dass er es nur für die Neuanstellungen einführen würde.
Ich würde die Größenordnung jetzt trotzdem nicht – wie neulich mehrfach - „Krümel“ nennen, spürbar wäre es schon, auch wenn es möglich wäre, aber der Begriff klingt dann doch etwas despektierlich.
Auch gerade denen gegenüber, die tatsächlich in den unteren Besoldungsstufen sitzen, denn da würde es einfach viele Normalverdiener treffen, die man ja eigentlich gar nicht treffen will. Da würden dann, wenn ich Clyde_ richtig verstanden habe, Ausgleichszahlungen helfen, was die Umsetzbarkeit nochmals komplizierter machen würde und letzlich ginge es ja in erster Linie sowieso um die Pensionen, wo dann auch diese „Normalverdienerbeamten“ runtergezogen würden.
Grundsätzlich wäre es mir aber lieber, die Gruppen, die zu kämpfen haben, nach oben anzugleichen, als andere Gruppen in den Dunstkreis dieses Kampfes runterzuziehen, deswegen würde ich Clydes_ Restpaket an Maßnahmen sowieso zustimmen, bin aber unsicher, ob der Punkt „Beamte zahlen auch ein“ das Rentensystem (langfristig natürlich) so entlasten würde, dass es für die anderen spürbar wäre, aber ich bin auch kein Volkswirt.
Und dann kommt der Punkt, an dem ich der „anderen Seite“ hier zustimme: diese neuen Regeln für Beamte würden mMn das Ende des Beamtentums einläuten, selbst wenn sie dann „nur“ für die Neubeamten gelten würden.
Schon jetzt sucht man in den verschiedenen Sparten händeringend Nachwuchs, zum Beispiel in der Verwaltung, aber auch selbst bei Lehrern. Machst du das alles noch unattraktiver auf der finanziellen Seite, wird es noch schwieriger, Leute zu finden und den Laden am Laufen zu halten. Was übrig bleibt an Vorteilen wäre die Unkündbarkeit. Ich habe es neulich schon geschrieben: dieser Vorteil verblasst aber, wenn der Arbeitgeber sowieso auf mich angewiesen ist, weil niemand sonst den Job machen will.
Das angedachte Streikrecht würde dann zwar wieder ein zusätzlicher Vorteil sein, den Vorgang (dass das Beamtentum ausstirbt) dann aber eher noch beschleunigen mMn.
Ich denke, dass die Vorteile in punkto Gerechtigkeit nicht zwingend die Nachteile eines fehlenden Beamtentums für den Staat und damit auch für unser Gemeinwesen auffangen würden.
Daher wäre mein Vorgehen eher, erst mal die ganzen anderen Punkte, die z.B. von
@Clyde_ genannt wurden, abzuarbeiten, um den Sozialstaat wieder in ein besseres Gleichgewicht zu bringen.
Sollte das auch nicht reichen, könnte man als letzte Patrone auch nochmals über das Beamtentum nachdenken (auch wenn es dann echt düster aussehen würde, wenn das noch wirklich nötig wäre); aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es bei der Diskussion hier im Kern, wenn man konsequent ist, eher darum geht, ob man das Beamtentum erhalten will oder nicht und welchen Kollateralnutzen bzw. Kollateralschaden man erwartet, wenn man es abschafft oder beibehält.