Tagespolitik allgemein

Ich finde das Thema an sich aber auch nicht einfach. Meine Erfahrung mit Obdachlosen ist die wie mit den meisten anderen Bevölkerungsgruppen auch: Nicht vom Schlimmsten ausgehen und respektvoll sein wird meistens belohnt. Trotzdem habe ich keine Lust, eine stark alkoholisierte, riechende Person im Hauseingang liegen zu haben oder das zentrale Orte bei Parkanlagen abgewertet werden, weil sich dort Schwerpunkte entwickeln.
Das ist auch kein einfaches Thema. Die Frage (neben der, wie sich Obdachlosigkeit überhaupt vermieden/verringern/besiegen lässt) ist aber die: Wo sollen Obdachlose sich aufhalten?
In Hauseingängen nicht, in Parks nicht - wo dann?
An Bahnhöfen will "man" (ich nutze bewusst dieses Wort) sie auch nicht haben. Eigentlich an gar keinen öffentlichen orten. Das wiederum würde irgendwie bedeuten, dass man außerhalb Plätze schaffen müsste und auch das kann ja nicht im Sinn der Sache sein.
 
Es stimmt aber einerseits schon dass sehr viele negative Erfahrungen mit Obdachlosen gemacht haben. Ich selbst würde nachts alleine auch nicht unbedingt einem am Bahnhof begegnen wollen.

Aber das liegt andererseits halt sicher daran dass hierzulande zu wenig gegen Alkoholismus und psychische Erkrankungen getan wird. Was drüben in den USA sicherlich noch ein deutlich größeres Problem ist als hier.

Aber daran wird sich kurzfristig nichts ändern.

Diejenigen, die ganz unten sind, haben halt keine Lobby mit großen Parteispenden.
 
Nicht vom Schlimmsten ausgehen und respektvoll sein wird meistens belohnt. Trotzdem habe ich keine Lust, eine stark alkoholisierte, riechende Person im Hauseingang liegen zu haben oder das zentrale Orte bei Parkanlagen abgewertet werden, weil sich dort Schwerpunkte entwickeln.
Es gibt nun mal Klischees von diesen Menschen, ja sogar regelrechte Schauergeschichten. (…)

Obdachlose haben es noch nie leicht gehabt. Diese Menschen sind seit jeher stigmatisiert – und stehen quasi mit auf der letzten Stufe.

Jeder kennt Ausdrücke wie „scheiß Penner“ oder Sprüche „wie ein Penner unter der Brücke“. Ihre Stellung ist noch unter der eines Sozialhilfeempfängers. Selbst darunter gibt es welche, die sich noch für was Besseres halten und auf diese Menschen herabschauen. Das zeigen auch Übergriffe auf obdachlose Menschen, die von Personen aus unterschiedlichsten Schichten begangen wurden und werden.

Es wird auch oft vergessen oder verdrängt, dass niemand als Obdachloser geboren wird und hinter jedem von ihnen eine Geschichte, ein Schicksal steht.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mich zu meiner Berufsschulzeit (1988/89 muss das gewesen sein) am Münster Hauptbahnhof zwei ältere Obdachlose wegen Kleingeld ansprachen. Ich war ehrlich gesagt im ersten Moment sehr misstrauisch und hatte meine Vorbehalte, weil ich noch nie ein Wort mit einem Obdachlosen gewechselt hatte. Aber schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass sie sehr nett und sympathisch waren. Sie hatten mich auch sehr höflich angesprochen, muss ich dazusagen. Ich habe ihnen das (wenige) Geld, das ich damals als klammen 17-/18-Jähriger erübrigen konnte, gegeben. Im Nachhinein tat es mir sogar leid, dass ich ihnen nicht mehr geben konnte. Die beiden hatten sich aber dennoch über das wenige gefreut.

Nun ja, diese Begegnung hat mich danach noch lange beschäftigt. Muss ich gestehen. Ich habe mich auch oft gefragt, wie ihr Leben wohl vorher aussah.

Es ist doch so, dass man mit dem Vorverurteilen vorsichtig sein soll. Jetzt nicht nur auf Obdachlosigkeit bezogen. Denn bevor man sich versieht, ist man in einer ähnlichen Situation.
 
Ich weiß, ich wurde selbst schon auf übelste beleidigt und angeschrieben, als H*** und hast du nicht gehört, als ich einem Obdachlosen Geld geben wollte.
Genau hier sind aber auch die Probleme. Aggressive, psychisch erkrankte Menschen die zusätzlich obdachlos sind. Da braucht es ja noch mal gabz andere Hilfe - und auch das ist nicht leicht
 
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