Tirahnn

[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | nahe dem Tirahnn-System (Systemrand) || Kampfgruppe „Jela“ | [MC90] „Prometheus“ || Deck Eins | Kajüte des Commodore]
Commodore Navara Ven allein

Den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Prometheus tatsächlich wieder im schwarzen, luftleeren Realraum zwischen den Sternensystemen war, kündigte ein greller Blitz die Ankunft des tiefblauen Mon Calamari-Sternenkreuzers der Neunziger-Klasse an. Im Gegensatz zu den beiden gestrandeten, sichtlich ramponierten Vehikeln – einer imperialen Sturmlandefähre und einem Z’ceptor – war das neurepublikanische Schlachtschiff ein echter Koloss aus massivem Durastahl. Kaum schob sich das etwas über einen Standardkilometer lange Kriegsschiff mit dem verbleibenden Schwung, den es aus dem erfolgreich absolvierten Mikrosprung mitgenommen, durch das Vakuum, blitzten auf einmal an dessen Backbordseite mehrfach flackernd das bläuliche Dämmfeld auf als zwei Rotten Sternjäger sowie mehrere Shuttles in kürzester Zeit aus dem dahinterliegenden Haupthangar starteten. In einer Entfernung von gut einem Kilometer sammelten sich all diese kleineren Maschinen und flogen dann direkt zu den beiden Wracks, um die darin befindlichen Überlebenden zu retten.

Navara Ven, der den militärischen Oberbefehl über diesen Einsatz hatte, saß zu diesem Zeitpunkt in dem Büro seiner geräumigen Kommandeurskajüte, studierte mit säuerlichem Gesichtsausdruck die Kopien der Schiffsrollen, die die Mannschaftsmitglieder der zerstörten Kriegsschiffen Sympathy, Rebellion und Resistance listeten, und verfasste nun schon seit etwa fünf Standardstunden auf der eingeschalteten, inzwischen surrenden Recheneinheit erste Entwürfe für Beileidsbekundungen für die Angehörigen der Toten. Dabei bewegten sich die ganze Zeit seine beiden tätowierten Lekku unruhig, sobald ihm eine neue Formulierung oder eine zusätzliche Erwähnung in den Sinn kam. Der muskulöse, breitschultrige Twi’lek-Krieger, der in Unterdrückung aufgewachsen war und sich seine Freiheit hatte erkämpfen müssen, war sich zwar bewusst, dass Kriege stets Opfer forderten, aber an einem Tag mehr als eintausend Seelen mit einem Mal vernichtet zu sehen, ließ auch ihn nicht kalt.

Brummend sah der grünhäutige Nichtmensch mit seinen siechgelben Augen von dem flimmernden Bildschirm auf, streckte sich kurz und griff nach der Tasse (inzwischen längst erkalteten) Cafs und trank den verbliebenen Rest in einem Schluck. Der überaus bittere Geschmack, den dieses sonst so belebende Getränk hatte, störte ihn in diesem Moment überhaupt nicht. Er musste sich nicht einmal instinktiv schütteln. Nachdem er den Blick einmal durch das Büro hatte schweifen lassen, wanderte seine Aufmerksamkeit nur sehr langsam, beinah zögerlich zu dem Bildschirm zurück. Commander Fashwantatos Portraitfoto starrte ihn. Der Blick ihrer lebendigen, flammenden hellbraunen Augen durchbohrten ihn förmlich. ‚Ihr ganzes Leben lang hat sie für die Freiheit gekämpft‘, dachte er als er das Bild der haarigen, hochgewachsenen Frozianerin eingehend betrachtete. ‚Hoffentlich ist sich diese Favreau der Last bewusst, die nun auf ihren Schultern ruht.‘ Abermals brummte der Twi’lek und war gerade im Begriff die nächsten Zeilen über die Kommandantin der zerstörten Nebulon B-Fregatte Sympathy zu schreiben als plötzlich das interne Komgerät schrill piepste.

Sobald er den Kontaktversuch per Tastendruck angenommen hatte, begann sogleich eine näselnde Stimme zu sprechen:
[Commodore Ven, hier Brücke; unsere ausgesandten Bergungsshuttles haben an der Sturmlandefähre und der Bastardmaschine festmachen können. Die Ingenieure rechen mit mindestens einer vollen Standardstunde bis die beiden Wracks soweit gesichert sind, dass man sie in den Haupthangar ziehen kann…]

Der uniformierte Twi’lek brummte bei dieser Zwischenmeldung erneut. Denn gleich nachdem man auf der Prometheus über angezapfte Satelliten, die sich am Rande des Tirahnn-System befanden, mitbekommen hatte, dass die imperiale Sturmlandefähre beim Sprung in den Hyperraum irgendeine technische Unstimmigkeit gehabt haben musste – immerhin hatten die Sensoren in dem System eine schreckliche, grelle Explosion registriert –, hatten Captain Dar Rosh und er die Ressortsoffiziere der Navigations-, der Feuerleit- und der Flugleitstation sowie den Leitenden Ingenieur des tiefblauen Mon Calamari-Sternenkreuzers der Neunziger-Klasse und die gegenwärtige Kommandeurin der an Bord stationierten Sternjäger, Colonel Dara Oki, auf der Stelle zu einer kurzen Krisenbesprechung zusammengetrommelt, um eine Rettungsmission zu initiieren – sofern jemand diesen „Fehlsprung“ überhaupt überlebt hatte.

Schon in einer sehr frühen Phase dieses kurzfristig einberaumten Krisengesprächs zeichnete sich ab, dass man alle Kapazitäten würde ausnutzen müssen, die der Rest der Kampfgruppe momentan noch zur Verfügung hatte, zog der nichtmenschliche Commodore per Holo-Verbindung kurzerhand auch noch die jeweiligen Experten der beiden auf dieser Mission die Prometheus begleitenden Mark-I-Angriffsfregatten Thunder und Bolt hinzu. Obwohl die Datengrundlage, die sie alle in jenem Moment zur Hand hatten, als im besten Fall „spärlich“ zu bezeichnen war, gelang es ihnen in der Tat mit vereinten Kräften den möglichen Sprungvektor einzugrenzen, den die Sturmlandefähre bei ihrem Sprungversuch hatte nehmen wollen, und daraufhin im nächsten Schritt ein potenzielles Areal zwischen den Sternen abzustecken. Da nach dem Verlust der Nebulon B-Fregatte Sympathy aber bloß noch der Mon Calamari-Sternenkreuzer über Sternjäger – immerhin zweiundsiebzig Stück! – in seinen Hangars hatte, musste Colonel Okis Piloten allein die Suche in Rastern vornehmen.

Es waren am Ende zehn Standardstunden – fünf Stunden nach Beendigung der Krisenbesprechung – vergangen als ein Paar A-Wings plötzlich meldeten, dass sie nach etlichen Mikrosprüngen ohne irgendein Ergebnis endlich die gesuchte Sturmlandefähre sowie deren Begleiter gefunden und sogar mit den Sensoren (schwache) Lebenszeichen registriert hatten. Durch die zahlreichen, teils äußerst schweren Schäden, die sich die beiden Vehikel auf der Flucht aus dem Tirahnn-System zugezogen hatten, fiel den beiden Piloten die Kommunikation mit den Gesuchten zwar schwer, aber irgendwie hatten sie nach etlichen rauschenden Funkwelchseln ein vages Lagebild erhalten und letztlich an die mehrere Lichtjahre entfernte Prometheus weiterleiten können. Daraufhin hatte sich dann das neurepublikanische Schlachtschiff sowie dessen Begleiter, die beiden Mark-I-Angriffsfregatten, per einzelnen Hyperraumsprung auf den Weg gemacht. Dass Vorbereiten einer Bergung hatte Captain Rosh zu diesem Zeitpunkt aber schon längst angeordnet gehabt, um keine weitere wertvolle Zeit zu verschwenden.

Die näselnde Stimme sprach nach kurzer Pause weiter:
[Das medizinische Personal hält sich schon im Hangar bereit, um sich gleich nach dem erfolgreichen Bergen schnellstmöglich Zugang zu den gemeldeten Verletzten verschaffen zu können.]

Danke, Ensign“, entgegnete Navara im nüchternen Tonfall. „Halten Sie mich bitte weiterhin auf dem Laufenden.“

***

Der schlaksige Rodianer, der eine dampfende Tasse Caf – versetzt mit einem klitzekleinen Schluck corellianischen Whisky – in der Hand hielt und nach all diesen nervenaufreibenden Stunden in etwa genauso abgekämpft wie der Twi’lek aussah, seufzte ausgelaugt, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete mit seinen riesigen Facettenaugen ausdruckslos die in die Luft projizierte Karte des Inneren Randes.
„Als ich vorhin die Krankenstation besuchte, nahm mich kurzerhand Doktor Habat zur Seite. Sie meinte, dass das wohl eine Rettung in letzter Sekunde war. Hätten unsere Piloten die Fähre bloß eine oder zwei Stunden später gefunden, wäre Favreau nicht mehr unter den Lebenden gewesen.“ Er nippte nach kurzem Pusten an seiner vollen Tasse Caf. „Bei den schweren Verletzungen, die sie sich zugezogen hat, ist es zwar fraglich, ob da noch viel Lebenswille vorhanden ist … aber das sollte wohl nicht unsere Sorge sein, was?“

Kommt darauf an“, brummte der Twi’lek, während er mit seinem Lichtstift nebenbei mögliche Kurse in die mit einem leichten Blaustich versehene Projektion einzeichnete. „Diese Frau scheint mächtige Freunde auf Mon Calamari haben. Sollte sie womöglich rachsüchtig sein, kann sie uns das weitere Leben bestimmt ziemlich schwer machen. Und da sie in den letzten Jahren dem Imperium die Stirn geboten hat, gehe ich erst einmal nicht von allzu viel Sanftmütigkeit bei ihr aus.“

Dar Rosh seufzte abermals. Man merkte ihm an, dass ihm dieser lange Tag allerhand Kraft gekostet hatte. „Und was sollen wir nun tun? Im Vergleich zu dem meisten Material, das unserer Flotte noch immer zur Verfügung steht, mag die Neunziger-Klasse zwar herausstechen, aber ein Hospitalschiff kann unsere Krankenstation trotzdem nicht ersetzen.“ Er schüttelte den Kopf. Habat hat gar nicht die Möglichkeit diese Patientin auf Dauer adäquat versorgen zu können. Das Bacta, was wir haben, mag zwar hochklassig sein, aber chirurgische Wunder darf man da wahrscheinlich trotzdem nicht erwarten.“

Darum werden wir weiter unseren Plan B verfolgen müssen“, entgegnete Navara. „Statt also auf dem selben Weg nach Coruscant zurückzukehren, was Plan A gewesen wäre, werden wir nun alternativ die nächst gelegene Flottenstation anpeilen.“ Mit seinem Lichtstift kreiste er eine nahe Region ein. „Die Hapaner sind in diesem Fall unsere einzige Option.“

Besonders viele Möglichkeiten hatte seine verbliebene Kampfgruppe nicht zur Auswahl. Tirahnn, das sich in direkter Nachbarschaft zur imperialen Festungswelt Tanaab befand, lag im Hinblick auf Bandormeer, den Heimathafen der Vierten Gefechtsflotte, oder Columex nahe Lianna viel zu tief im imperialen Raum. Wollte man weiterhin unentdeckt bleiben, würde man sich bloß mit sehr kleinen Sprüngen – gewissermaßen von System zu System – vorwärts bewegen können. Fraglich war dann aber, ob der schwer verletzten Tirahnnerin noch so viel Zeit vergönnt war. Selbst die ithorianische Leiterin der Krankenstation an Bord der Prometheus, Doktor Habat, hatte bloß begrenzte Mittel zum Behandeln von Verletzungen zur Verfügung. In der Regel wurde auf Kriegsschiffen nur die Erstversorgung garantiert. Für weiterführende Behandlungen waren hingegen speziell für diesen Einsatz vorgesehene Lazarett- oder gar Hospitalschiffe zuständig.

Der rodianische Uniformierte studierte einen Moment lang die Karte.
„Dann werden wir uns wohl an Tanaab vorbei schleichen müssen, um auf den Hapan Spine zu gelangen.“ Er nahm noch einen Schluck Caf zu sich. „In Anbetracht all der Geschehnissen, die sich gerade eben erst im Tirahnn-System abgespielt haben, dürfte das schwer werden. Sehr schwer.“

Richtig, richtig“, stimmte der Commodore seinem Captain zu. „Um nicht etwa zufällig einer Patrouille der Imperialen in die Arme zu springen, gedenke ich daher, dass wir einen Umweg über Ktil nehmen sollten. Das kostet uns zwar etliche Stunden im Vergleich zu einem direkten Kurs entlang der Perlimian Trade Route, aber ich möchte trotzdem nicht als derjenige in die Geschichtsbücher künftiger Generationen eingehen, der alleiniger Auslöser für einen erneuten Ausbruch des Krieges ist.“

Dar Rosh lachte rau. „Verständlich, verständlich, Sir. Geht mir – als potenziellen Helfer – wirklich nicht anders.“ Durch das Betätigen mehrerer Tasten ließ er kurz darauf jenen Ausschnitt vergrößern, der den Hapanischen Sternhaufen zeigte. „Könnte das Roqoo Depot über ein Militärkrankenhaus verfügen? Was meinen Sie, Sir?“

Einen Moment lang überlegte der Twi’lek. Als die Prometheus, als Teil der Fünfte Gefechtsflotte, bei Corellia die imperialen Besatzer vertrieben hatte, hatte man am Ende zwar Unterstützung durch hapanische Schlachtdrachen und Nova-Kreuzer erhalten, aber irgendeinen näheren Umgang hatte er – weder davor, noch danach – nicht mit ihnen gepflegt. Inwiefern deren Sternhaufen also militärisch aufgestellt war, konnte er in diesem Moment daher gar nicht sagen. Da die Hapaner sogar erst im Zuge der Militärkampagne „Republic Dawn“ (wieder) ein Teil der Neuen Republik wurden, konnte Navara nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob nicht unter Umständen die Schiffsdatenbank des Mon Calamari-Sternenkreuzers noch immer „veraltet“ war. Möglicherweise nahm er Kurs auf das Roqoo Depot – und am Ende schickte man ihn tiefer in den Cluster hinein. Vielleicht hatten die Hapaner auch nur auf ihrer gleichnamigen Hauptwelt die medizinische Ausrüstung, die eine schwer verletzte Patientin wie Simone Camille Favreau benötigte.

Wir können es bloß ausprobieren, Dar, entschied der Twi’lek und lehnte sich erschöpft zurück. „Lassen Sie die verbliebenen Schiffe Kurs auf Ktil setzen … und sobald wir im Hyperraum sind, sollten Sie sich eine Mütze voller Schlaf gönnen.“ Er lächelte matt. „Die nächsten Tage werden nämlich mit Sicherheit nicht weniger anstrengend...“

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Commodore Navara Ven und Captain Rosh
 
Zeemacht-Sternhaufen-Ausserhalb vom Tirahnn-System-Imperiale Fähre "Exciperent" treibend im All-mit Simone, Arda, Targon, Jay, Aram, Kinnard und anderen NPCs- Will draussen im Tie

Irgendjemand hatte noch Schmerzmittel verteilt, wofür Fabienne dankbar war, auch wenn sie nach der Injektion erstmal ein

"Autsch"

gegrummelt hatte. Aber nur wenige Minuten später hatte das Medikament seine Wirkung voll entfaltet und Fabienne legte vorsichtig eine Hand auf den Arm der Senatorin, die längst nicht mehr bei Bewusstsein war. Aber Fabienne wusste, dass auch Bewusstlose manchmal wahrnehmen konnten, ob jemand bei ihnen war oder nicht. Sie wollte, dass die Senatorin wusste, das man für sie tat, was man konnte. Auch wenn es hier und jetzt nicht mehr war als was, was sie getan hatten. Jetzt mussten sie nur hoffen, dass man sie rechtzeitig fand, damit diese Rettungsmission nicht ein totaler Reinfall wurde. Fabienne fühlte sich immernoch Verantwortlich für den Zustand der Senatorin. Vielleicht hätte sie doch den Weg über den Zoll nehmen sollen, auch auf die Gefahr hin, dort zu genau gefilzt zu werden. Vielleicht wäre die Senatorin dann aber noch unverletzt und ihr Leben würde nicht an einem seidenen Faden hängen. Über diese Überlegungen schlief Fabienne doch relativ schnell ein.

Erst das metallische Echo eines einrastenden Schott's weckte sie wieder auf. Das Licht, das von aussen in das Shuttle fiel, verriet dass sie sich bewegten. Fabienne versuchte aufzustehen, wurde jedoch daran gehindert.

"Die Prometheus hat uns gefunden und mit dem Traktorstrahl rein geholt. Alles gut."

erklärte ihr jemand und erschrocken sah sie nach der Senatorin, die immernoch atmete. Zumindest hatten sie es bis hier her geschafft. Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Rampe des Shuttles und Fabienne erkannte zumindest ein medizinisches Team, die sich auf die Senatorin und sie stürzten wie Akk-Hunde auf Frischfleisch.

"Nein! Kümmern sie sich erst um die Senatorin!"

Fabienne versuchte, den Arzt von sich weg zu schieben, damit er sich zunächst um die offensichtlich schwerer verletzte Senatorin kümmerte, aber der Mann liess sich nicht so einfach abschütteln.

"Wir sind genug Leute, man kümmert sich bereits um die Senatorin. Lassen sie sich helfen!"

Die junge Pilotin war ein Blick auf die Senatorin, die bereits auf eine Schwebebare gelegt wurde, damit man sie zur Krankenstation bringen konnte.

"Kommt sie wieder in Ordnung?"


fragte Fabienne nach, und der Arzt bestätigte ihr das, auch wenn sie ihm das nicht glaubte. Gut möglich, dass er das nur sagte,um sie zu beruhigen. Trotzdem fiel Fabienne erstmal ein Stein vom Herzen. Die Senatorin war jetzt in definitiv besseren Händen und wenn jemand ihn Helfen konnte, dann doch die Ärzte.

"Können sie laufen?"

fragte der Arzt sie und Fabienne nickte. Jedoch widersprach der Co-Pilot sofort und erzählte, wie sie zuvor auf dem Weg vom Pilotensitzt zur Senatorin gestürzt war. Der Arzt verfrachtete sie daraufhin auch auf eine Schwebebare und es ging für sie auch erstmal auf in Richtung Krankenstation.
Sie wusste nicht, wie lang sie in Behandlung gewesen war, als sie in einem Med-Bett aufwachte. Die Handschuhe waren weg und statt dessen bedeckte Synth-Haut ihre Hände. Sie war noch nicht ganz angewachsen, wie es sich anfühlte. Aber das würde bald der Fall sein. Zumindest sahen ihre Hände so nicht mehr aus wie Hackfleisch.

"Ah, sie sind wach. Wie fühlen sie sich?"

begrüsste sie eine Stimme und sie erblickte einen anderen Arzt, der ein Datapad in der Hand hielt.

"Ich habe keine Schmerzen, aber mir ist ein bisschen schwindelig."


gab Fabienne ehrlich zurück und der Arzt nickte.

"Das gibt sich bald. Ruhen sie sich noch etwas aus, Kadet. Sie haben uns ja noch einen schönen Schreck eingejagt. Sie haben sich offensichtlich eine ordentliche Entladung eingefangen, als sie abgeschossen wurden. Aber wir haben die Auswirkungen im Griff, denke ich."

Der Arzt tippte auf dem Datapad rum und zwinkerte ihr dann zu.Fabienne runzelte die Stirn. Ein Scherzkeks als Arzt. Na prima.

"Wie geht es der Senatorin?"

fragte Fabienne nach und der Arzt wackelte mit dem Kopf.

"Sie wird durchkommen. Allerdings ist sie schlimm verletzt und wird noch einige Folge-Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Wir tun , was wir können."

Wie sie alle. Jeder machte seinen Job, so gut es eben ging. Aber das die Senatorin Leben würde, war ein Wunder. Eines, wofür Fabienne dankbar war.

Die junge Frau lehnte sich wieder zurück und schlief noch ein paar Stunden, ehe es ihr soweit wieder gut ging, dass sie die Krankenstation verlassen durfte. Allerdings nicht ohne die Anweisung des Arztes, sich in den nächsten Tagen regelmässig blicken zu lassen. Fabienne hatte noch garkeine Orientierung, wie lang sie auf der Krankenstation gewesen war, wo sie sich jetzt befanden oder gar, wie hoch der Preis war, den sie für die Senatorin bezahlt hatten. Als erstes suchte sie ihr Quartier auf, machte sich frisch und zog sich eine saubere Uniform an. Kurze Zeit später stand sie vor der Tür des Commodore und betätigte den Summer, um sich anzumelden. Die Mission war nicht wirklich gut gelaufen, auch wenn sie das Ziel wohl erreicht hatten. Aber viele, zu viele hatten ihr Leben gelassen dafür. Und von Will hatte sie auch noch nichts gehört. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Hoffentlich gehörte er nicht auch zu den Opfern dieses Himmelfahrtskommandos. Aber das würde ihr ihr Vorgesetzter wohl sagen können.

Kein Plan , wo- Kampfgruppe "Jela"- MC90 "Prometheus"-Vor der Kajüte von Commodore Ven
 
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Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Draens Apartment Draen Tel'Set

„Tel’Set, das Skalpell bitte.“


„Tel’Set, die Bactapumpe anschließen.“

„Eine weitere Dosis Bacta, Tel’Set.“

Es fühlte sich an wie im freien Fall. Die Eindrücke huschten so schnell an einem vorbei, dass die Emotionen, die jeweils mit ihnen verbunden waren, sich nur den Bruchteil eines Momentes in einer schieren Intensität und Gewalt manifestierten. Ihr rasches Abebben ließ sie überhaupt erst erträglich werden. Angst, Wut, Entsetzen, Panik – sie alle sammelten sich und drängten sich in diesen harten und ungewissen Sturz ins Schwarze, der gleichsam so eingefroren und erstickend war wie die Fesseln einer unsichtbaren Gewalt, die einen in Ohnmacht hielt unabhängig jeder Regung, die man versuchte zu unternehmen. Die Sinne verflachten, die Zeit verlor ihre Bedeutung, und man fühlte sich klein, verloren in einem Abgrund, aus dem kein Entkommen schien. Es war eine Leere, die alles verschlang – eine Leere, die so dunkel war, dass sie selbst das Licht erloschen ließ.

Mit einem tiefen Seufzer erwachte Draen Tel’Set abrupt aus dem dunklen Traum. Schweißüberströmt fand er sich auf dem Bett wieder, sein Herz hämmerte unbändig in der Brust und sein Atem war flach und hastig. Er erkannte die Umrisse seines Schlafgemachs, nur schwaches Mondlicht schien durch den Vorhang vor der Fensterfront und zeichnete schemenhafte Schatten an die Wand. Für einen Moment blieb er erstarrt, umgeben von der schweren Stille, die nur durch sein keuchendes Atmen durchbrochen wurde. Langsam sank er zurück ins Kissen, sein Körper zitterte leicht, während er versuchte, den Blick auf die Realität zu richten und die düsteren Bilder des Traumes hinter sich zu lassen.

Draen richtete sich auf, bewegte sich vorsichtig zum Bad. Das körperlose Gefühl wich, als kühles Wasser seine Hände füllte und sein Gesicht dort hineintauchte. Als hätte jemand seinen Kopf gegen seinen Willen unter Wasser gepresst, reckte er sich rasch wieder auf und erblickte sein Gesicht im Spiegel. Tropfen machten ihren Weg entlang seiner Gesichtskonturen, folgten den Wangenknochen und verloren sich im dunklen Bart. Für einen Moment stand er dort, stützte sich mit den Armen ab, ehe er sein Gesicht und die Hände abtrocknete. Er spürte seinen warmen Atem in dem Tuch, in das er sein Gesicht vergrub und verharrte. Dann legte er es ab und sah erneut in den Spiegel.


„Emotionsgebundene Erinnerungen werden sich nicht schnell verlieren. Sie haben einen höheren Wert. Sie sollen einen zukünftig leiten“, erinnerte Draen die Worte aus eine der ersten Vorlesungen an der Akademie. Jahre war es her, doch die Ereignisse, die ihn damals unvermittelt in der Alten Stickerei ereilt hatten, hatten ihn nie losgelassen. Und diese Träume, sie hielten die Erinnerung aufrecht, in einer Art und Weise, wie es nichts anderem gelang. Er spürte die verknüpften Emotionen in aller Klarheit. Angst, Wut, Entsetzen, Panik – und Schmerz.

Der junge Mann losch das Licht im Bad, stellte sich an die Fensterfront und schob den Vorhang beiseite. Ein milder und friedlicher Regenschauer hatte Tirahnn Stadt in ein Glitzerspiel des Mondlichtes gehüllt. Ihrer eigenen Trägheit folgend bahnten Regentropfen ihren Weg entlang der Fensterscheibe nach unten, liefen zusammen, dann wieder auseinander. Draen nahm einen Aufzeichnungsstab an sich und blickte in die Ferne.


„Erneut dieser Traum beziehungsweise die emotionale Signatur der Ereignisse. Die Frequenz hatte in letzter Zeit nachgelassen, die Intensität jedoch …“, er brach kurz ab. „… sie hat nie abgeebbt.“ Und so sehr er überlegte, es hatte keinen Auslöser für den aktuellen Traum geben können. So sagte man stets, dass im Traum Inhalte des Tages verarbeitet würden oder Inhalte, mit denen man sich ausgiebig beschäftigte. Beides war seiner Meinung nach nicht der Fall. Oder täuschte er sich hinsichtlich letzterem? „Hypothese: Emotion und Gedächtnis sind eng miteinander verknüpft. Wäre nanotechnologisch-basierte Emotionsregulation zur Modulation von Erinnerungsbildung denkbar? In Theorie müssen die kodierten Daten des Emotionsnetzwerkes einschließlich aller Subnetzwerke und der assoziierten Strukturen zur Gedächtnisbildung angesteuert werden. Mit der Vielzahl an Netzwerken ergibt sich zunächst eine hohe Anzahl an modifizierbaren Variablen, sodass eine dedizierte Datenanalyse unter allen erdenklichen Variablenkombinationen erforderlich würde. Die dahinterstehende Rechenleistung würde immens, die aktuellen institutionellen Anwendungsbedingungen geben dies nicht her. Nicht zuletzt wird diese Thematik grundlegend in der interdisziplinären Ethikkommission besprochen werden müssen.“

Draens Blick wanderte allmählich über das nächtliche Stadtbild von Tirahnn. Dieser kurze hypothetische Abriss hatte sein Gemüt aus der hilflosen Emotionalität lösen können, die seinen Geist so schwer umfangen hatte. Es gab nichts, das seiner Leidenschaft für die Zusammenführung von Medizin und Technologie gleichkam. Bei aller Faszination, der Gedanke war vor allem geboren worden, um zu helfen. Technologie konnte helfen, Krankheit besser zu verstehen und behandeln zu können – da, wo jede lebende Spezies nicht weiterkommen sollte. Sie konnte neue Möglichkeiten aufzeigen und ändern, was zuvor für unmöglich gehalten wurde. Sie war die Antwort auf viele langgestellte Fragen, wenn man es nur zuließ. Die Grenzen des Möglichen würden immer mehr verschwimmen und die Herausforderung erwachsen, die Konsequenzen für die Gesellschaft und Selbstverständnis des Individuums sorgfältig abzuwägen. Konsequenzen, die nie außer Acht gelassen werden sollten. Draens Augen funkelten, sein Blick war firm und ein Mundwinkel zuckte zu einem Lächeln.


„Nicht alle Erinnerungen sind nur Daten, manche formen das Ich des Individuums. Eintrag Ende.“

Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Draens Apartment Draen Tel'Set
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Galaktisches Krankenhaus „TiraMed auf dem Weg zu Behandlungsstation Aurek-4 Draen Tel'Set

Der Vormittag war verlaufen, wie Draen es nun seit langer Zeit gewohnt war. Nach der morgendlichen Besprechung der gesamten Abteilung und Leitungsebene schloss sich die Patientenversorgung auf den klinischen Stationen an. Körperliche Untersuchungen und laboranalytische Probensammlungen bis hin zu größeren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, wie holographischer Bildgebung oder Medikationsinjektionen. Die Bandbreite an Tätigkeiten war groß, die Zeit dagegen knapp. Umso wichtiger war eine ordentliche Strukturierung des Arbeitsablaufes.

Bereits seit Jahren war Draen im '
TiraMed', dem Galaktischen Krankenhaus von Tirahnn Stadt, angestellt und hatte im Rahmen seiner Ausbildung diverse Rollen in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen ausgefüllt. Man musste flexibel sein und sich rasch anpassen können, um dem hektischen Alltag standzuhalten. Die ständige Exposition gegenüber all der Arbeitslast war eine Belastung, jedoch gleichermaßen eine Chance, eine Routine in die wiederkehrenden Abläufe der Betriebsamkeit zu etablieren. Wenn einem dies gelang, so ebbte auch das Stresslevel ab. Wenn einem dies nicht gelang, dann konnte es einen zerfressen.

„Extreme Belastungen zeigen den wahren Charakter eines Individuums“, rief sich Draen die Worte seines ehemaligen Mentors ins Gedächtnis. Nicht jeder war für die berufliche Belastung der ärztlichen Tätigkeit gemacht. Und nicht jedem gelang es, dies rechtzeitig zu erkennen. So mancher brach daran, insbesondere an dem Gedanken, gescheitert zu sein. Auf Frust und Wut folgten Zweifel, Selbstanschuldigungen und Anklagen. Es wurde eine Welt geschaffen, in der die eigene Unfähigkeit ihren Mittelpunkt bildete.

Das war es, was es zwingend zu vermeiden galt, und Draen war dies ein besonders großes Anliegen in der neuen Rolle als Supervisor seines Behandlungsteams. Die Achse zwischen Selbstzweifeln und Überheblichkeit konnte sehr klein sein, dagegen ein vielschichtiges und gewaltiges emotionales Chaos erzeugen. Je mehr Ordnung und Struktur vorlagen, umso größer war die Resilienz in der alltäglichen Belastung.


„Dr. Tel'Set, wir haben die aktuellen laboranalytischen Ergebnisse für die Patientin in Raum Senth-7. Die neurodegenerativen Parameter sind erhöht, jedoch ist ihre Konstellation ungewöhnlich. Wir haben die Analysen mehrfach kontrolliert, die Ergebnisse sind valide. Könnten Sie einen Blick darauf werfen?“ Der junge Arzt holte ein Datenpad hervor und hielt es seinem Vorgesetzten vor, der gerade die Behandlungsstation mit ihren sterilen weißen Korridoren betreten hatte.

Draen bedachte ihn mit einem Lächeln, ehe er die Hand hob und das Datenpad mit einer sanften Handbewegung abwies.
„Alles zu seiner Zeit, Dr. Gandor“, antwortete er. „Bedeuten die Werte eine unmittelbare vitale Bedrohung?“

Sein Gegenüber war leicht verwundert. „Nein“, sagte er. „Es ist keine rasch-progressive Neurodegeneration und das Befinden der Patientin ist stabil. Aktuell besteht keine direkte Lebensgefahr.“

„Gut. Dann lassen Sie uns das restliche Team zusammenrufen.“ In der Zwischenzeit hatten sie den zentralen Koordinationsstützpunkt der Behandlungsstation erreicht, an welcher intensiv gearbeitet wurde. „Behalten Sie sich strukturierte Abläufe bei, Dr. Gandor. Sobald wir im Rapport bei Raum Senth-7 angekommen sind, werden wir uns näher mit den Analysen beschäftigen. Aktuell gibt es keinen Grund für eine priorisierte Dringlichkeit.“

„Verstanden, Dr. Tel'Set“
, erwiderte der junge Mediziner. Er hatte erst kürzlich sein Studium abgeschlossen und setzte seine ersten beruflichen Schritte. Mit einer flüssigen Bewegung holte er sein Komlink hervor. „Behandlungsteam Tel'Set, ich erinnere an die interdisziplinäre Fallbesprechung in T-5. Bitte im Konferenzraum auf Behandlungsstation Aurek-4 einfinden.“

Dr. Gandor schien formbar zu sein, dachte Draen bei sich. Das war eine gute Ausgangsposition für die weitere Ausbildung. Er durfte diese Formbarkeit nur nicht verlieren, darauf würde er als sein Supervisor achten.
Nachdem Draen den jungen Mediziner dazu aufgefordert hatte, die Stützpunktleitung nach den neuesten Datensätzen der Patientinnen zu fragen, ertönte ein Signalton von Draens persönlichem Datenpad. Draen betrachtete die Nachricht. Sie war von seinem Onkel.

[Dekodierung eingehender Nachricht ...] „Heute Abend habe ich Zeit für Dein Anliegen, doch ich werde Dir nichts versprechen können. Es ist ein Tisch im Edoras reserviert. Bis später.“ [Nachricht Ende]

Auf diese Antwort hatte Draen bereits zwei Wochen gewartet. Der Tirahnner wollte ihr jedoch nicht zu viel beimessen. Es konnte immer noch die nächste Nachricht folgen, dass ein unerwarteter Geschäftstermin bedauerlicherweise mit ihrem Treffen kollidiere und dieses aufgeschoben werden müsse. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen. Er hatte abzuwarten.

Draen atmete tief ein und schaute in Richtung des Konferenzraumes. Die letzten Mitglieder des Teams fanden sich gerade ein. Er bewegte sich hinüber und mit einem Zischen schob sich die Tür hinter ihm zu.
„Lassen Sie uns beginnen.“

Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Galaktisches Krankenhaus „TiraMed Behandlungsstation Aurek-4 Konferenzraum Draen Tel'Set
 
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Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen ║ Tirahnn Tirahnn Stadt Galaktisches Krankenhaus „TiraMed Draen Tel'Set

Der lange Arbeitstag hatte schließlich ein Ende gefunden, als Draen das Galaktische Krankenhaus 'TiraMed' verließ und seinen Weg zum Speeder machte. Er war erschöpft und ausgelaugt, insbesondere aufgrund des fünfstündigen operativen Eingriffs, am dem er am Nachmittag beteiligt war. Es war ein komplizierter Eingriff, der äußerster Präzision bedurfte. Eine verdrängend wachsende cerebrale Raumforderung hatte sich in der holographischen Diagnostik eines Mannes gezeigt, der unter regelmäßigen Ausfallerscheinungen und Abwesenheitszuständen litt. Eine nähere Einordnung der Entität war anhand der Bildgebung nicht möglich. Die feingeweblichen Analysen würden nun nach Entfernung der unklaren Gewebsmasse Aufschluss darüber geben. Im Rahmen des Eingriffs hatte das Operationsteam die gesamte Raumforderung entfernen können, so hatten es auch die dezidierten Scans während der Operation angezeigt und ihre Genauigkeit war überaus hoch. Morgen sollten die Analysen abgeschlossen sein und ihnen Aussagen über die Malignität des Gewebes erlauben.

Draen bewunderte die hochpräzise holographische Diagnostik sehr. Neben der klinisch-körperlichen Untersuchung der Patientinnen und Patienten war sie allzu häufig der Schlüssel zur ursachenspezifischen Einordnung der berichteten Symptomkomplexe von Individuen. Die Diagnosestellung und somit auch weitere Behandlung stützten sich daher sehr auf die erfolgten holographischen Aufnahmen und ihre Interpretation. Jedes Mal versank Draen in tiefster Bewunderung für die Strukturen des Gehirns, als er diese in holographischen Aufnahmen erblickte. Das Gehirn war die Bedingung unserer Selbst. Wenn es geschädigt wurde, konnte das weitreichende Folgen haben. Dies musste nicht den Tod bedeuten, jedoch konnte sich das Leben je nach Krankheitsausprägung bedeutend verändern. Die eigene Persönlichkeit konnte sich ändern, Vorlieben, Träume oder Ängste entstehen oder verloren gehen. Dieses sonderbare Netzwerk aus Zellverbänden war so bewundernswert komplex, jedoch gleichermaßen fragil. Darauf Einfluss zu nehmen, war ein Gedanke, den der Mediziner schon in jungen Jahren entwickelt hatte und bis zum heutigen Tag hatte er diesen nicht abgelegt. Im Gegenteil, er hatte sein weiteres Leben voll und ganz den Neurowissenschaften hingegeben. Es hatte kein zentraleres Thema in seinem Leben mehr gegeben.

In der Hoffnung, dass der operative Eingriff gut verlaufen war – doch in der Hinsicht war er sich seiner Fähigkeiten recht sicher – machte er sich mit dem Speeder auf den Weg zum
Edoras, einem noblen Restaurant, das in der malerischen Altstadt von Tirahnn Stadt thronte und einen unvergleichlichen Blick auf die schimmernden Dächer und die pulsierende Atmosphäre der Stadt bot. Sein Onkel hatte keine weitere Nachricht auf seine Zusage zu einem persönlichen Treffen bei einem gemeinsamen Abend in dem Lokal folgen lassen, sodass Draen weiterhin davon ausging, dass ihr Treffen stattfinden würde. Er blieb viel mehr optimistisch, wenngleich es gut möglich war, dass doch ein geschäftlicher Notfall dazwischengekommen war, der nicht einmal die Zeit geboten hätte, dies über eine Nachricht kommuniziert haben zu können. So sehr Draen für Medizin und Wissenschaft brannte, so sehr brannte sein Onkel für die geschäftige Wirtschafswelt mit hitzigen Verhandlungen, ständiger Ressourcenoptimierung und unvorhersehbaren interstellaren Märkten. Gerade in diesen Zeiten, in denen die politische Lage auf einem seidenen Frieden fußte und sich jederzeit ändern konnte, war rasches Reaktionsvermögen und stetige Wachsamkeit gefordert.

Nach 30 Standardminuten erreichte Draen das ausgewählte Lokal und stellte seinen Speeder nahe dem Eingang ab. Die Fassade des Gebäudes erfüllte eine getragene Eleganz mit klassischen architektonischen Elementen, verziert mit leuchtenden Kristalllampen und filigranen Metallornamenten, die den Anspruch an Raffinesse unterstrichen. Bei Eintritt in den geschmückten Vorraum empfing den Tirahnner eine Atmosphäre aus gedämpftem Licht, edlen Materialien und kunstvollen Wandgemälden lokaler Tirahnner Kunst. Das Edoras war nicht nur ein Ort für exquisite Gaumenfreuden, sondern auch ein Treffpunkt für die Elite Tirahnns, die hier in einer Atmosphäre von Luxus, Geschichte und vornehmer Raffinesse ihre Zeit verbrachte. Die Stellung, die seine Familie mit
Tel’Set Technologies als erfolgreiches und gut vernetztes Unternehmen einnahm, konnte Draen nie von sich streifen. Der Tirahnner war sich seiner Privilegien bewusst, jedoch hatte er sich nie etwas ob der gesellschaftlichen Stellung seiner Familie eingebildet. Er war ein Teil dessen, auch wenn er nicht den Weg des Unternehmers eingeschlagen hatte und auch wenn sein beruflicher Werdegang ihn gewohnter Weise nicht in Etablissements wie das aktuelle hineingeführt hatte. Vielmehr waren es kompakte und funktionale Behandlungsräume, sterile Laboratorien und nicht zuletzt die eher karg eingerichtete Cafeteria der Krankenhäuser, in denen er jeweils Beschäftigung zur Weiterbildung gefunden hatte. Teil der gesellschaftlichen Elite zu sein, bedeutete in der Behandlung von Kranken nichts. Im Gegensatz zu besserer Verhandlungskraft gegenüber geschäftlichen oder politischen Partnern hatte seine Herkunft keinerlei Einfluss auf den Behandlungserfolg. Und Draen war froh darum. Es ging einzig und allein um das tiefgreifende Verständnis von Medizin - eine Herausforderung, die das Herz und den Geist gleichermaßen forderte und bei jeder Entdeckung neue Welten eröffnete.

Erst als er seine ersten ernsthaften Schritte in die Welt der medizinischen Forschung gesetzt hatte, erkannte Draen in Dankbarkeit den Nutzen des Privilegs seines Familienerbes. Anders als er es gedacht hätte, ging es in der Forschungswelt nicht nur um die bare Wissenschaft und die Erarbeitung neuer Kenntnisse. Es ging ebenso um strategische Kooperationen, finanzielle Förderungen und die Berücksichtigung wirtschaftlicher und politischer Interessen. Es ging eben nicht nur um die Sache, es ging um so viel mehr. Und nur wenn man die Gunst geeigneter Partner innehatte, war man in der Lage seiner Arbeit zu folgen. Es glich dem Buhlen nach einer Rechtfertigung für die Existenz der eigenen Arbeit. Ganz gleich welche Ergebnisse überhaupt erreicht würden. Ein irrsinniger Gedanke, wie Draen immer wieder fand. Sein aktuelles Anliegen bewegte sich jedoch im Dunstkreis ebendieses bekannten interaktionellen Spiels von Macht und Einfluss – anders als sonst aber in umgekehrter Position. Er hatte ein Anliegen.

„Ihre Reservierung bitte, Sir“, sagte der Maître, ein hochgewachsener, älterer Mensch in feinstem High Galactic Standard.

„Die Reservierung ist unter dem Namen Tel'Set. Ein Tisch für zwei.“

Der Maître blickte auf ein Datenpad und bestätigte mit einem Nicken.
„Gewiss, Sir. Genießen Sie Ihre Zeit im Edoras, erwiderte er an Draen gewandt und wandte sich dann zu seiner Linken. „ED-3, bringe den Gast bitte zu Tischnummer 8.“

Ein anthropomorpher Droide mit silbern polierter Hülle und anmutig geschwungenen Linien verneigte sich knapp und bestätigte den Auftrag.
„Bitte folgen Sie mir, Sir.“

Ohne zu zögern folgte Draen dem Servierdroiden in den einladenden Speisesaal des
Edoras. In wenigen Momenten wusste er, ob das Treffen mit seinem Onkel stattfand oder ob er sich alleine den kulinarisch feinen Gerichten des Restaurants widmen würde.
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Restaurant 'Edoras' Draen Tel'Set
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Restaurant 'Edoras' Draen Tel'Set

Die Anspannung nahm leicht ab, als Draen das vertraute Gesicht seines Onkels Torace an einem der wohlgedeckten Esstische im Edoras erblickte. Sein Onkel saß dort mit ineinander gefalteten Händen, das kurze ergraute Haar zur Seite gekämmt und sein Gesicht umfasst von einem ordentlich gestutzten Bart. Erst kurz bevor ihn der Servicedroide mit Draen erreichte, erhob er sich zur Begrüßung.

„Guten Abend, Draen. Es freut mich, dich zu sehen“, sagte dieser in ruhigem, jedoch bestimmtem Tonfall und legte in alter Tirahnnischen Tradition seine rechte Hand auf seine Brust als Ausdruck von Verbundenheit und Loyalität. Er war ein hochgewachsener, leicht stämmiger Mann, der mit seiner Physis im Rahmen seiner Jahre zurückliegenden Offizierslaufbahn einen beeindruckenden Eindruck hinterlassen haben musste. Auch in höherem Alter war er nun weiterhin eine Erscheinung, die allein durch ihre körperliche Präsenz die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Neben ihm wirkte das filigran gearbeitete Mobiliar, von dem er sich erhob, kleiner und zerbrechlicher als es in Realität war.

„Guten Abend, Onkel Torace“, erwiderte Draen und spiegelte die traditionelle Geste Tirahnns. „Es freut mich auch, dich zu sehen, und ich danke dir dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit mir zu treffen.“

Der silberne Servierdroide bewegte sich wieder fort und die beiden Männer setzten sich. Da waren sie nun. Ungestört von äußeren Umständen und Einflüssen, nur sie beide. Draen hatte im ‚TiraMed‘ noch verkündet, dass er ausnahmsweise nicht für dringende medizinische Notfälle erreichbar wäre. Der Mediziner wollte die günstige Gelegenheit ihres Treffens nicht verstreichen lassen und hatte alle nötigen Vorkehrungen getroffen, um dessen Verlauf in der bestmöglichen Art zu beeinflussen. Für ihn ging es schließlich um den wichtigsten Inhalt in seinem Leben: die Faszination um Technik und Medizin und die Vorstellung, wie deren vereinte Nutzung zu fördern wäre. Es lag an ihm, ob er sein Gegenüber, seinen Onkel, von seinen Ansichten überzeugen konnte, gleichwohl sie so verschiedene Charaktere mit teilweise gänzlich variierenden Ansichten und Vorstellungen waren.

„Wie war der Tag im ‚TiraMed‘? Du weißt, ich habe dort einige persönliche Bekannte, und ich hörte, dass du deine neue Rolle gut ausfüllst.“ Die Aussage erschuf eine merkwürdige Melange an Gefühlen in Draen. Seinem Onkel war es gelungen, die Aussage in seiner kühlen und rationalen Art in einem Übermaß an Neutralität zu verlautbaren, dass er sich beinahe lieber ein emotionales Urteil gewünscht hätte, derart nüchtern klang er dabei. Draen war sich nie sicher gewesen, was sein Onkel überhaupt von ihm und seinem Karriereweg abseits des Familienunternehmens hielt. Noch dazu als Einzelkind bei traditionell eher geburtenreichen Tirahnner Familien mit drei oder vier Kindern glich seine Laufbahn einer noch größeren Abkehr vom Familienerbe. Insbesondere da seine Cousinen und Cousins, mitunter die Kinder von Onkel Torace, bereits früh ihren Weg im Unternehmen einschlugen.

Immer wieder dachte er sich, dass seine Abkehr von einem wirtschaftlich orientierten Werdegang der Grund für ihre kühle Beziehung zueinander sein musste. Dabei war ihre Beziehung zueinander seit seiner Kindheitstage nie intensiverer emotionaler Art gewesen und das gleichwohl sie vor Jahren sehr präsent im Leben des jeweils anderen waren. Nach schwerer Erkrankung seines Onkels waren Draen und seine Eltern von Chandrila nach Tirahnn zurückgekehrt. Der ursprüngliche Plan
Tel’Set Technologies über den planetaren Rand Tirahnns zu führen, musste auf Eis gelegt werden. Ihr möglicher Erfolg wäre ohnehin zweifelhaft gewesen, wie Draen später erfahren hatte. Draens Vater hatte in dieser Zeit die Unternehmensführung im Hauptquartier in Tirahnn Stadt bis zur vollständigen Genesung seines Bruders vertretungsweise übernommen. Zunächst datiert auf einen überschaubaren Zeitraum wurde die kommissarische Leitung des Unternehmens abermals verlängert und verlängert. Bis es Jahre waren, die vergangen. Nach intensiven Behandlungen im Krankenhaus mit nur mäßigen Fortschritten hatte sein Onkel den Großteil seiner Rehabilitation schließlich im Familienanwesen verbracht. In räumlicher Nähe war das der Grund, warum Draen ihm in dieser Zeit täglich begegnet war. Der damalig kleine Junge hatte regelmäßig neugierig beobachtet, wie die privaten Therapeuten seines Onkels ebendort eingetroffen waren, um mit seinem Onkel auf seinem Weg der Besserung zu trainieren, und bereits damals hatte ihn die medizinisch-therapeutische Arbeit zur Genesung und Optimierung des Indivuums schwer begeistert. Gespräche zwischen seinem Vater und seinem Onkel über aktuelle Analysen der Unternehmensentwicklung und der weiteren wirtschaftlichen Perspektive des Familienunternehmens dagegen konnten nie seine Aufmerksamkeit derart binden. Und wenn Draen seine Eltern zu Onkel Torace begleitet hatte, hatte der erkrankte Unternehmensführer nie ein Auge für den Sprößling, auch kein Wort für ihn über. Egal wie sehr er darüber nachdachte, eine Erklärung für ihre kalte Beziehung hatte Draen nie gefunden. Ihr Umgang untereinander war stets ein anderer gewesen und geblieben, als zwischen ihm und den anderen Geschwistern seines Vaters.

„Danke“, entgegnete der junge Mediziner nur knapp. „Ich muss mich noch an die neue Rolle gewöhnen, doch ich tue mein Bestes, sie in jeglicher Hinsicht vorbildlich auszufüllen.“

Sein Onkel nickte nur, ehe er sein Glas mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit zum Mund führte. „Nun, Draen“, leitete er ein. Kommen wir gerne zu dem Thema, das du mit mir besprechen möchtest. Je eher wir darüber reden, umso eher kommen wir vielleicht zu Ergebnissen.“

In dem Moment als Draen zur Antwort ansetzen wollte, trat ein Kellner des Edoras heran und unterbrach den merklich begonnenen Dialog der beiden Männer zu Tisch. „Meine Herren, ich präsentiere Ihnen das Abendmenu des Edoras.“ Der blasse Mensch, gezeichnet durch feine Gesichtszüge, die seine noble Aura unterstrichen, hielt den beiden Gästen ein vergoldetes Stück Flimsiplast vor. „Als Entrée ein Feinsinniges Arrangement der Küste, als Hauptgang die Sternenlichtsymphonie und zum Abschluss als Nachspeise eine Dualität von Crème und Mousse. Eine nähere Beschreibung der Speisen erhalten Sie zum jeweiligen Gang.“ Der Mann verneigte sich manierlich. „Ich wünsche Ihnen einen wohltuenden Abend im Edoras.“

Draens Onkel hatte die Unterbrechung schnell hinter sich gelassen, als er erneut den Dialog eröffnete. „Draen, ich habe deine Berichte gelesen. Du wünschst also, dass die Unternehmensinvestitionen in Kybernetik und Nanotechnologie verdoppelt werden? Ich höre mir deine Ausführungen hierzu an, aber eines vorweg: Wir sind kein Forschungsinstitut für exzentrische Experimente. Wir müssen das Unternehmen stabil halten.“

Nur wenig nach dieser traumhaften Einführung in die gustatorische Geschmackswelt der gehobenen Küche Tirahnns befand sich Draen wieder im nüchtern kühlen Gespräch mit seinem Onkel. Wie es schien, hatte sich dieser auf die Unterredung vorbereitet. Er hatte Draens schriftliche Ausführungen gelesen, sie waren also nicht ganz umsonst gewesen. Überzeugt hatten sie ihn offenbar dennoch nicht.

„Du skizzierst das sehr kritisch, Onkel. Die Kybernetik und Nanotechnologie sind die Zukunft in der medizinisch-technischen Wissenschaft. Aktuell sind diese Technologien noch nicht großflächig etabliert, aber wenn wir jetzt nicht investieren, holt uns die Konkurrenz ein. Die Forschung, die ich vorantreibe, kann unsere Produkte revolutionieren und unseren Marktanteil in den nächsten Jahren bedeutend vervielfachen.“ Eigentlich war ihm der wirtschaftliche Aspekt all dieser Vorhaben nicht wichtig, einzig wollte er die Produktentwicklung vorantreiben. Doch wenn konventionelle Argumente nicht ausreichen würden, dann war vielleicht mit der Sprache der Credits zu überzeugen.

Draens Onkel lehnte sich zurück.
„Revolution ist gut, aber nur, wenn sie sicher ist. Du sprichst von Innovation, doch diese Technologien erscheinen mir noch unausgereift. Wir können es uns nicht leisten, das Risiko einzugehen, unsere Reputation zu verlieren.“

Der junge Mediziner und Wissenschaftler musste seine Emotionen zügeln, ehe er in einem überdimensionierten Schwall aus Informationen und Argumenten die Aussage seines Onkels bearbeitet hätte, dass die Technologien noch unausgereift erschienen. Das waren sie keineswegs. Ihr Einsatz musste noch erprobt werden, doch ansonsten war es höchstpräzise und fortschrittlichste Technologie. Draen legte sich die Worte im Mund zurecht, störte sich gedanklich jedoch an der Vorstellung seines Onkels einer „sicheren Revolution“. Konnte es so etwas überhaupt geben? War das nicht ein Widerspruch in sich? Erneuerung machte das in der Regel Bekannte fremd und ob das Fremde sich dann noch durchzusetzen wusste, konnte niemand vorhersagen. Unsicherheit war Folge von Revolution.

„Die Risiken sind kalkulierbar“, antwortete Draen entgegen seiner Gedanken und ganz im Wunsch, seinen Onkel zu überzeugen. „Wir haben im Innovationszentrum für Neurotechnologie große Fortschritte gemacht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sämtliche Fehlerkorrekturen durchgeführt und einwandfreie Modelle entwickelt haben. Wenn wir zögern, werden andere vorbeiziehen.“

Das Oberhaupt des Familienunternehmens lehnte sich vor, seine Stimme wurde strenger. „Wenn die Investitionen in diese Technologien scheitern, würde das nicht nur unsere Marke beschädigen, sondern auch unsere Position auf diesem Planeten, Draen. Wir brauchen Stabilität, nicht gefährliche Experimente, insbesondere unter den aktuellen politischen Entwicklungen.“ Sein Onkel stimmte einen Flüsterton an. „Das Imperium wird an einer starken Wirtschaft und Industrie auf Tirahnn interessiert sein und ein gewisses Maß wirtschaftlicher Verlässlichkeit werden wir ihnen mit unseren Kernkompetenzen in Kommunikations- und Energietechnologie bieten können. Es gilt das Überleben unseres Familienerbes zu sichern, gerade in diesen unsicheren Zeiten und gleichwohl jedweder Regierungsform, die versucht uns in jeder Hinsicht zu regulieren.“

So kühl sein Onkel während des bisherigen Gesprächs geklungen hatte, hatte sich nun ein Funken Sorge in seine Stimme gemischt. Die aktuelle politische Lage war also auch nicht an ihm vorbeigegangen. Er war zwar immer noch der alte Geschäftsmann, dessen Blick primär auf die weitere erfolgreiche Existenz des Familienunternehmens gerichtet war, jedoch ließ er in seiner Antwort auch einen Hauch politischer Meinung zu. Im Kern musste Draen seinem Onkel in diesem Punkt sogar zustimmen, ganz zuwider seinem Begehren seine Punkte überzeugend vorzubringen. So wenig ihn die wirtschaftlichen Aspekte in ihrer Fülle interessierten, so wenig hatte er an die politische Ebene gedacht. Es ging ihm schlicht um die inhaltliche Arbeit, alles andere war für Draen nachrangig. Doch sein Onkel hatte recht und angesichts der aktuellen politischen Lage war eine Umstrukturierung der Unternehmensausrichtung zurzeit eher ungünstig. Man musste kein Geschäftsmann sein, um zu wissen, dass politische Unruhen und Umbrüche Unsicherheiten auch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene bedeuten konnten. Die wirtschaftliche Volatilität und Instabilität nahm in solchen Zeiten unweigerlich zu und hatte Änderungen im Investitionsklima und Wertschwankungen zur Folge. Solche Zeiten waren Risiko genug, mehr Risiken einzugehen. Seine Leidenschaft für nanotechnologische wissenschaftliche Projekte einzustehen, war nun eine Geißel des Imperiums.

„Wir müssen verantwortungsvoll handeln“, sagte Draen mit leichter Resignation aus seinem inneren Monolog schlussfolgernd. Die Hürden der Realität waren hart. Es war so, als hätte jemand den Solarwind aus dem Segel eines Sun jammers genommen. „So schwer es uns die Umstände auch machen.“

Sein Onkel musterte ihn eine Weile. Es war nicht zu übersehen, wie sich Draens Gesichtszüge verhärteten, als er einen defensiven Kurs wählte. Für einen Moment legte sich ein Schweigen in die Luft, einzig das Geräusch von dinierenden Gästen an den Nachbartischen war zu vernehmen. „Arbeite deine Pläne weiter aus und lege sie mir vor, wenn sich die politische Lage stabilisiert hat. Wenn die Projekte überzeugend sind, kann ich nach umsichtiger Prüfung zustimmen, wenn die rechte Zeit gekommen ist. Aber auch nur, wenn es sich nicht um unausgereifte experimentelle Arbeiten handelt, bedenke das.“

Das war wohl das beste Angebot, das er erhalten würde, dachte sich Draen. Seine Antwort war ehrlich und nicht rechtfertigend und es klang so, als würde er für einen Moment nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sehen.

„Danke, Onkel Torace“, erwiderte Draen. „Ich werde erneut auf dich zu kommen.“

Stillschweigend vergingen einige Standardminuten im eleganten und zugleich prächtigen Speisesaal des Edoras. Die beiden Männer ließen die Inhalte des Gesprächs sacken, während ihr Blick durch die Reihen der Gäste wanderte und sich von Zeit zu Zeit wieder traf. Der ihnen bekannte Kellner unterbrach die kontemplative Ruhe schließlich, als er sich mit dem ersten Gang dem Tisch näherte.

„Meine Herren, ich präsentiere Ihnen als Entrée ein Feinsinniges Arrangement der Küste.“
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Restaurant 'Edoras' Draen Tel'Set und Torace Tel'Set [NPC]
 
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[Tirahnn - Rhovan - Mellahs Zuhause] Mellah

Erschöpft ließ Mellah sich auf ihr Bett sinken. Das Haus war still und leer - wie seit Monaten. Sie würde sich nie daran gewöhnen, und jeder Moment Stille schmerzte furchtbar in ihrem Herzen. Offiziell waren Tharen und die Kinder fortgezogen, weil sie sich getrennt hatten - inoffiziell wusste zumindest ihre Familie sowie Tharens Bescheid; auch ein, zwei enge Freundinnen hatte Mellah eingeweiht. Sie wusste, dass sie ihnen zweihundertprozentig vertrauen konnte ("zweihundertprozentig ist nicht möglich, Mel...", hörte sie Tharens schmunzelnde Stimme in ihrem Kopf). Sie wusste, dass es den dreien gut ging. In unregelmäßigen Abständen erhielt sie kurze Nachrichten, genug, um zu wissen, dass alles in Ordnung war. Dass die Entscheidung richtig gewesen war. Wobei sie das spätestens in dem Moment gewusst hatte, zumindest theoretisch, als Simone Camille Favreau von Tirahnn hatte fliehen müssen und das Versteck in der Suppenküche aufgeflogen war. Zum Glück war sie in diesen Stunden nicht vor Ort gewesen. Nicht auszudenken, man hätte sie erwischt und die Kinder wären noch hier in Rhovan gewesen. Ja, die Entscheidung war richtig gewesen. Beide Entscheidungen - sich dem Widerstand anzuschließen und ihre Familie fortzuschicken.

Das hieß noch lange nicht, dass sie damit klarkam.

Mellah griff nach der kleinen, grauen Fernbedienung und schaltete den Holoschirm an, so wie eigentlich immer, wenn sie sich länger als drei Minuten in irgendeinem Zimmer aufhielt. Die Stille war einfach so unerträglich, so hielt es sich besser aus. Es war ihr in der Regel völlig egal, was da dudelte, alles war in der Lage, sie abzulenken. Wobei sie zugeben musste, dass sie mittlerweile richtiggehende Expertin in Sachen Vorabend-Endlosliebesschnulzen war. Und sie war neugieriger als sie zugeben wollte, wie bei allen Märkten die Produzenten die Storyline um Gríma in "Verlobt in Tirahnn" auflösen wollten.

Seufzend machte sie es sich sitzend an ihr Kopfende gelehnt bequem und starrte auf den Holoschirm. Die Serie lief bereits seit zehn Minuten, aber das machte nichts. Sie kam immer mit, schließlich war das alles keine Jedi-Zauberei. Genau wie das folgende "Gamdishof" oder "Saewarastraße". Alles nichts für den Kopf, aber genug, um überhaupt nicht zu denken.
Zumindest an den meisten Tagen. Heute... klappte das nicht ganz so gut. Kein Wunder, hatte sie nach ihrer Zehnstundenschicht noch einen Abstecher zum aktuellen Versteck ihrer Widerstandszelle machen müssen. Ein verdeckter Auftrag war in einem kleinen Scharmützel geendet und Mellah hatte drei Mitglieder wieder zusammenflicken müssen. Bei zweien hatte es vermutlich geklappt. Die dritte... ein weiteres Opfer auf der langen, langen Liste an Schuld, für die das Imperium verantwortlich war.

Nach Favreaus Flucht war Mellah sich nicht sicher gewesen, wie alles weitergehen würde. Einerseits verunsichert durch das plötzliche Zerschlagen der Gruppe, kaum war sie ihr beigetreten - war es wirklich das richtige, was sie tat, gefährdete sie dadurch nicht auch ihre restliche Familie?, andererseits die Tatsache, dass sie mit Favreau und ihrer Gruppe ohnehin erst einmal alle Kontakte zum Widerstand verloren hatte. Zumindest hatte sie das gedacht, bis Janan sie ein paar Tage später erneut kontaktierte. Genug aus der Gruppe hatten das Chaos wohlbehalten überstanden, und so war Mellahs Widerstandskarriere an einem anderen Ort weitergegangen. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, und sie hatten ein gutes System etabliert, um die ganzen Notfälle unauffällig behandeln zu können. Die Leiterin war damit einverstanden gewesen, dass Mellah weiterhin im Krankenhaus arbeitete, sie hatte die gleichen Vorteile gesehen wie sie selbst auch. Zwar stand sie dem Widerstand dadurch nicht 28/7 zur Verfügung, konnte aber ab und an unauffällig Material besorgen, ihre Fühler ausstrecken und vor allem ihre Familie schützen.

Eadlid war eine gute Frau gewesen - und noch so jung. Sie hatte es nicht verdient, so zu sterben, wie sie es getan hatte - niemand hatte das, aber Eadlid ganz besonders nicht. Sie war immer freundlich gewesen, ruhig, besonnen. Ja, beinahe so etwas wie eine Freundin, wenn Mellah es sich nicht verboten hätte, sich mit Personen aus dem Widerstand anzufreunden. Aber irgendwie hatte das wohl nicht so ganz geklappt, musste sie zugeben.
Sie atmete einmal tief ein und aus und fixierte ihren Blick dann stur auf den Holoschirm. Gríma. "Verlobt in Tirahnn". Nichts anderes. Okay, und das Essen, das irgendwann geliefert werden würde. Sie hatte nach diesem Tag keine Kraft gehabt, etwas zu kochen. In letzter Zeit kam das zu häufig vor, aber was sollte es. Es war ja nicht so, als ob sie darauf achten musste, dass ihre Kinder gesund genug aßen.
Mellah warf einen Blick auf ihr Chrono - das Essen würde noch etwas dauern. Sie hatte sich heute für traditionelle tirahnnische Küche entschieden, aber das hervorragende Lokal war klein und brauchte immer eine Weile für die Bestellungen. Naja, sie war nicht am verhungern, schließlich hatte sie vor Ort schnell zwei Energieriegel verdrückt, die hielten noch etwas vor.

Ihre Sicht wanderte zurück auf den Holoschirm, auf welchem jetzt am unteren Bildrand ein rot eingeblendetes Band zu sehen war, auf dem man in Laufschrift "Eilmeldung" in vielfacher Ausführung lesen konnte. Sofort war Mellahs Konzentration auf den Text gerichtet, der langsam über den...

Das Bild wurde schwarz, und Mellahs Herz klopfte nervös. So etwas passierte natürlich ab und an im Imperium, aber das hieß eigentlich nie etwas gutes. Gebannt hörte sie den beiden Moderatoren zu und bemerkte nicht, wie sie sich voller Anspannung aufgesetzt hatte. Eine Nachricht aus dem Thronsaal? Oh. Das war... selten geworden. Allegious sprach kaum mehr mit seinem Volk. Sie nahm kaum wahr, was im Thronsaal zu sehen war, wartete nur darauf, dass der Herold endlich sprach und Allegious sich aus seinem Kämmerchen bequemte. Aber - das würde er wohl nicht mehr tun.

Sie starrte auf den Holoschirm, völlig unfähig, das Ausmaß zu begreifen, oder zu wissen, ob das eine gute oder schlechte Nachricht war. Bei allen Sonnen!!! Der Imperator war tot?! Darth Allegious, der Noghri, die Ausgeburt des schwarzen Loches? Wie? Und war das die Möglichkeit, das Imperium ins Dunkel zu stürzen, Tirahnn zu befreien?
Nicht, wenn es nach dem Herold ging. Unbewegt hing Mellah an seinen Lippen. Er sprach von einem geschlossenen Imperium, hieß das... Verflixt. Ja. Ein neuer Herrscher war bereits eingesetzt. Also hatte er... oder seine Schergen. So, wie es immer lief im Imperium? Vermutlich. Ein astreiner Putsch. Wenn er bereits eingesetzt war, standen die Chancen vermutlich schlecht, dass das Imperium sich in einen Bürgerkrieg verstrickte? Mist. Das wäre
die Möglichkeit für Tirahnn gewesen... Aber so?
Mellah fiel die Kinnlade herunter. Eine Frau?! Das war... was zur... Okay, wenn diese Frau (eine Frau?!) eine harte Hand führen würde, dann würde sich hier nichts ändern, ganz im Gegenteil. Absolut im Gegenteil.
Oder?
Verflixt, sie verstand all diese politischen Winkelzüge nicht. Vielleicht fand sie später auf den Nachrichtenseiten der Galaxis mehr dazu. In ein paar Minuten würden sich die Zeitungen überschlagen mit ihren Analysen und Vorhersagen. Nicht, dass sie alle recht haben würden, aber es würde Mellah einen guten Überblick geben.

Das alles ging ihr durch den Kopf, während die neue Imperatorin vor die Kameras trat. Selbst über den Holoschirm konnte Mellah die Selbstverständlichkeit, die Stärke, die Autorität spüren, die sie ausstrahlte. Sie war... anders als Allegious. Ganz anders. Und ihr Gefühl sagte ihr, dass das kein gutes Zeichen war.
Sie begann zu sprechen, und das bestätigte Mellah nur. Langsam wurde ihr schlecht. Das alles hieß wirklich nichts gutes. Nicht für Tirahnn, nicht für die Galaxis. Vendar sprach positiv von Allegious, Mellah konnte keine zweideutigen Worte heraushören, aber darin war sie auch wirklich nicht gut. Das würde sie den Analysten überlassen. Und dann begriff sie, weshalb die Imperatorin das tat. Vendar behauptete... sie behauptete... Die Jedi???? Das war... das war... unmöglich. Die Jedi taten so etwas nicht. Verleumdung. Sie wollte... sie... sie wollte die Republik destabilisieren. Das war sicher der Grund. Das erkannte selbst Mellah. Die Jedi waren der Inbegriff der Stärke, der Ehrlichkeit und der Rechtschaffenheit. Niemals würden sie jemanden hinterrücks ermorden. Niemals. Sie log. Ihre Herrschaft war erst wenige Momente alt, und schon log sie... und hetzte.

Und dann, als Mellah dachte, es könnte nicht noch schlimmer werden, fiel der Name.

Der Name, der sie seit ihrer Kindheit begleitete. Der Name, den sie so gut kannte wie kaum jemand.
Mellahs Herz stolperte, und die leichte Übelkeit stieg rapide zu einem ausgewachsenen Brechreiz an.

Wie kam die Imperatorin auf diesen Namen?! Nein. Nein. Sie log. Sie log immer weiter.

Aber die Nachrichten. Die Ernsthaftigkeit. Die Sorge. Das Testament. Ihr spurloses Verschwinden kurz darauf, die Gerüchte...

Vielleicht machte Vendar sich all das zu Nutze? Vielleicht wusste sie, dass sie sich nicht verteidigen konnte. Dass sie vielleicht tot war. Vielleicht...

Oder vielleicht war alles wahr. Diese konkreten Behauptungen... sie musste Beweise haben. Musste... vielleicht...
Mellah steckte ihren Kopf zwischen die Knie. Atmen. Atmen. Sie musste... atmen.

Eine halbe Minute konzentrierte sie sich rein auf ihre Atmung, blendete alles weitere aus, zwang sich, nicht in Ohnmacht zu fallen, bevor sie den Kopf langsam wieder hob. Die Schalte aus dem Thronsaal war beendet. Mellah wusste nicht, ob nach diesem Namen noch etwas anderes wichtiges gesagt worden war, aber wofür gab es Nachrichtenseiten. Später. Jetzt... jetzt...

Die Nachricht, die Mellah bekommen hatte... sie war nicht ohne Grund gekommen. Sie war abgeschickt worden, weil ihre Senderin
gewusst hatte, dass etwas bevorstand. Etwas, das sie ihr Leben kosten konnte. Etwas unvorstellbares. Keine simple Mission wie die, auf der sie verschwunden war. Angeblich verschwunden war?
Mellah wusste nichts mehr. Verstand nichts mehr. Nur eines sickerte langsam in ihren Kopf ein - die Wahrscheinlichkeit, dass Vendar recht hatte und nicht mit haltlosen Anschuldigungen um sich warf, war ziemlich hoch.

Mellah starrte auf den Holoschirm, ohne zu sehen, was dort eigentlich gerade lief, und öffnete ihren trockenen Mund, um ihrem Entsetzen irgendwie Luft zu verschaffen.


"Was... warum... warum?! Warum hast du das getan?!", flüsterte sie ins Nichts. "Miri... was hast du nur getan?!"

[Tirahnn - Rhovan - Mellahs Zuhause] Mellah
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Draen Tel'Set

Sein Magen war gefüllt mit erlesenen Speisen, sein Kopf mit nicht enden wollenden Gedanken. Draen Tel'set trieb mit seinem persönlichen Gleiter durch den Abendverkehr von Tirahnn Stadt, welche allmählich durch den dämmernden Himmel in das nächtliche Gewand einer friedvollen Atmosphäre gehüllt wurde. Die Geschäftigkeit auf den Straßen wich immer mehr einer ruhigen Gelassenheit, je weiter Draen sich treiben ließ. Wenn es nach ihm ginge, hätten Phasen wie diese, von Morgendämmerung und Abendgrauen, bedeutend länger ausfallen können, als sie in Realität waren. Sie hatten seiner Meinung nach etwas Mystisches und Geheimnisvolles; etwas, das einen beruhigenden Effekt auf Körper und Geist hatte.

Doch während dieser Fahrt gelang es dem jungen Tirahnner nicht wie sonst, sich auf die mystische Atmosphäre um ihn herum gänzlich einzulassen und diese in reinster Art zu spüren. Mit deutlicher Bestimmtheit hallten die Worte seines Onkels nach. Fürs Erste waren seine Vorhaben zur Förderung von Nanotechnologie auf Eis gelegt. So sehr es ihn betrübte, irgendwo hatte er es schon geahnt. Warum auch sollte sein Onkel den Wunsch und die Vorstellungen seines Neffen annehmen, der zum kleinen Teil der Familie gehörte, der sich nicht weiter im Familienunternehmen engagierte, hierbei auch keine wirtschaftliche Ausbildung innehatte und die dahinterstehenden Strukturen nicht kannte? Allein auf diesen Tatsachen basierend Draens Anliegen abzulehnen, wäre genauso nachvollziehbar gewesen.

Am Ende war es jedoch eine ganz andere Sorge, die seinen Onkel umtrieb – ein Umstand, den Draen in letzter Zeit wieder zu verdrängen begann. Es war schon Jahre her, seitdem das Galaktische Imperium auch auf Tirahnn Fuß gefasst hatte. Allmählich und subtil hatte sich seine Macht und Kontrolle zunächst ausgebreitet. Doch sein Einfluss breitete sich in letzter Zeit vehement aus, insbesondere seit rezenten Ereignissen um die lokale Widerstandsbewegung auf Tirahnn. Öffentliche Strukturen wie das „TiraMed“ waren insgesamt weniger betroffen als die Regierungs- und Militärzentren oder Verteidigungs- und Kontrollstrukturen, wenngleich ebenfalls Imperialer Einfluss in Schulen, Akademien und Universitäten eingezogen war, wie Draen im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Tirahnnischen Akademie für Medizin und Heilkunst erlebt hatte. So sollte die Lehre der
Xenomedizin über speziesgebundene Eigenschaften und Besonderheiten von Nicht-Menschen gestrichen werden, was auf großen Protest innerhalb der Akademie stieß. Es widersprach schließlich dem ärztlichen Ethos grundsätzlich und ausnahmslos gegenüber jeder Lebensform medizinische Hilfe zu leisten. Zwar waren auf Tirahnn nicht viele Nicht-Menschen beheimatet, jedoch führte dieser akademische Konflikt zu Spannungen, nicht zuletzt unter den Medizinstudenten selbst. Insbesondere seit der Einschreibung Studierender aus dem Imperium treu ergebenen Familien, die Nicht-Menschen den prinzipiellen Zugang zur Akademie für Medizin und Heilkunst verbieten wollten. Dass das Imperium auch ein Auge auf Unternehmensentwicklungen haben würde, war daher vorstellbar, und dass Draen die politische Situation im Rahmen seiner Vorhaben außer Acht gelassen hatte, ärgerte ihn sehr.

Aber war es denn wirklich so? War das Imperium so sehr in die wirtschaftlichen Entwicklungen jeglicher Unternehmen involviert? Draen hatte eigene Berechnungen zu wirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen bei einer Umstrukturierung der Produktionsstrukturen des Familienunternehmens vorgenommen und ihre Aussichten waren nicht schlecht; im Gegenteil, sie waren recht überzeugend, wie er fand. Selbst wenn dem also so wäre, dass das Imperium wachsamen Auges auf das Familienunternehmen blickte, dann hätte es nur mit Zufriedenheit auf
Tel’set Technologies zu blicken. Es änderte nur aktuell nichts – sein Onkel hatte vorerst kein Interesse, damit musste sich der junge Tirahnner abfinden. Vielmehr aus der Sorge, dass alles anders käme. Aber wie hätte man ihm die Sorge auch nehmen können? Es bestand eben das Risiko, dem Imperium im Zweifel nicht gerecht zu werden. Dieses riskante Spiel musste man, wenn vermeidbar, nicht eingehen.

Alternativ ein anderes Technologie-Unternehmen für seine Projekte anzufragen, so wie es seine Kollegen im Innovationszentrum für Neurotechnologie mehrfach vorgeschlagen hatten, wäre wiederum einem Akt des höchsten Verrates gleichgekommen, das wusste und empfand Draen aus tiefstem Herzen. Er war stolz auf seine Familie und gleichwohl sich sein Weg von den meisten seiner Familienmitglieder unterschied, er sah sich immer als Teil der Familie Tel‘Set. Diesem Kodex folgend hatte er seiner Forschungssektion stets die Kooperation mit anderen Wirtschaftsunternehmen untersagt. Auch wenn er seine Projektideen somit nicht in größerem Ausmaß vorantreiben konnte, blieb ihm weiterhin die wissenschaftliche Arbeit im Innovationszentrum für Neurotechnologie, in dem seine Arbeiten zur Nanotechnologie ihren Anfang genommen hatten. Seine Forschungs- und Projektideen waren somit nicht verloren, ihre Fortschritte nur verlangsamt.

Draen erreichte sein Apartment noch kurz bevor die Sonne vollständig untergegangen war. Er machte es sich im Wohnbereich bequem und lehnte sich tief auf der Sitzgarnitur zurück, das persönliche Datenpad in seinen Händen. Man war seiner Bitte nachgekommen, es hatten ihn auch auf dem Datenpad keine Nachrichten aus dem „TiraMed“ am heutigen Abend erreicht. So sehr er neben der Forschungsarbeit auch die klinische Tätigkeit als Mediziner liebte, so sehr freute er sich ebenso über kurze Pausen von dem eher stressigen Alltag. Draen betätigte einen Knopf an einer Konsole und eine lockere und entspannte Melodie von
Jizz erfüllte das Apartment. In die Musik versunken überflog Draen die Nachrichten und Meldungen auf seinem Datenpad, als schließlich eine Meldung seine komplette Aufmerksamkeit einnahm.

Letzter Aufruf: Einladung zum 125. Galaktischen Kongress der Neurowissenschaften

Coruscant — Der 125. Galaktische Kongress der Neurowissenschaften stellt eine herausragende Plattform dar, um wegweisende wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Innovationen im Bereich der neuronalen Forschung zu präsentieren und zu diskutieren. Wissenschaftler, Kliniker und Technologen aus allen Teilen der Galaxie sind herzlich eingeladen, sich an diesem bedeutenden Austausch zu beteiligen.

Die Schwerpunkte des Kongressprogramms umfassen:

  • Automatisierte neurochirurgische Assistenzsysteme für extraplanetare Medizin: Neueste Entwicklungen zu hochautomatisierten Robotersystemen für neurochirurgische Eingriffe in extremen Umgebungen
  • Update zu holographischen neurochirurgischen Assistenzsystemen: Demonstration holographischer Interfaces zur dreidimensionalen, interaktiven Darstellung des neuronalen Gewebes in Echtzeit für präzisere Eingriffe
  • Neuro-Pharmaka im Fokus: Fortschritte in der chemischen Steuerung neuronaler Prozesse zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen
Ergänzend wurden aufgrund jüngster Durchbrüche die folgenden Schwerpunkte neu in das Programm aufgenommen:
  • Neuroimplantate und adaptive neuronale Schnittstellen: Vorstellung neuartiger, biologisch kompatibler Implantate mit nahtloser Integration in das neuronale System
  • Nano-biohybride Systeme für die neuronale Kommunikation: Integration biologischer und nanoskaliger Materialien zur Verbesserung der neuronalen Schnittstellen und Datenübertragung.
  • Kognitive Neuroplastizität und neurotherapeutische Interventionen: Neue Methoden zur Förderung neuronaler Adaptation, psychologischer Rehabilitation sowie mentaler Optimierung.
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Draen blickte von seinem Datenpad hoch und in die Lichter von Tirahnn Stadt, die sich ihm durch die Fensterfront erreichten. Allmählich übernahmen sie das Stadtbild, als sich die Dunkelheit der anbrechenden Nacht immer weiter ausbreitete. Im sanften Wiegen der tragenden Musik saß der Mediziner still da. Nach dem Tiefpunkt beim Abendessen war dies eine spannende Entwicklung. Draen hatte seine Teilnahme an dem diesjährigen Kongress aufgrund der intensiven Arbeiten in den Forschungslaboren und der Klinik zurückgestellt, doch als er nun von den ergänzten Themen las, packte ihn ein Gefühl von Aufregung. Wenn es auch um nano-biohybride Systeme auf dem Kongress gehen sollte, hatte er dort unter Umständen die Gelegenheit seine neuesten Fortschritte mit führenden Wissenschaftlern zu teilen und Kontakte zu knüpfen oder gar außerplanetare Investoren für seine Projekte zu finden. Wenn auf dem Kongress deutlich wurde, wie innovativ, zukunfts- und prestigeträchtig die Nanotechnologie war, hatte er vielleicht eine neue Chance bei seinem Onkel vorzusprechen. Er wollte seine Leidenschaft nicht fallen lassen, noch dazu aufgrund ihres enormen Potentials in der medizinischen Anwendung. Darin war er sich sicher, es wäre eine Revolution.

Vielleicht sollte er sich eine kurze Auszeit vom gewöhnlichen Alltag gönnen, dachte sich Draen. Eine Reise nach Coruscant eignete sich dafür gut.

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