Tirahnn

[Innerer Rand | Zeemacht-Sternhaufen | nahe dem Tirahnn-System (Systemrand) || Kampfgruppe „Jela“ | [MC90] „Prometheus“ || Deck Eins | Kajüte des Commodore]
Commodore Navara Ven allein

Den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Prometheus tatsächlich wieder im schwarzen, luftleeren Realraum zwischen den Sternensystemen war, kündigte ein greller Blitz die Ankunft des tiefblauen Mon Calamari-Sternenkreuzers der Neunziger-Klasse an. Im Gegensatz zu den beiden gestrandeten, sichtlich ramponierten Vehikeln – einer imperialen Sturmlandefähre und einem Z’ceptor – war das neurepublikanische Schlachtschiff ein echter Koloss aus massivem Durastahl. Kaum schob sich das etwas über einen Standardkilometer lange Kriegsschiff mit dem verbleibenden Schwung, den es aus dem erfolgreich absolvierten Mikrosprung mitgenommen, durch das Vakuum, blitzten auf einmal an dessen Backbordseite mehrfach flackernd das bläuliche Dämmfeld auf als zwei Rotten Sternjäger sowie mehrere Shuttles in kürzester Zeit aus dem dahinterliegenden Haupthangar starteten. In einer Entfernung von gut einem Kilometer sammelten sich all diese kleineren Maschinen und flogen dann direkt zu den beiden Wracks, um die darin befindlichen Überlebenden zu retten.

Navara Ven, der den militärischen Oberbefehl über diesen Einsatz hatte, saß zu diesem Zeitpunkt in dem Büro seiner geräumigen Kommandeurskajüte, studierte mit säuerlichem Gesichtsausdruck die Kopien der Schiffsrollen, die die Mannschaftsmitglieder der zerstörten Kriegsschiffen Sympathy, Rebellion und Resistance listeten, und verfasste nun schon seit etwa fünf Standardstunden auf der eingeschalteten, inzwischen surrenden Recheneinheit erste Entwürfe für Beileidsbekundungen für die Angehörigen der Toten. Dabei bewegten sich die ganze Zeit seine beiden tätowierten Lekku unruhig, sobald ihm eine neue Formulierung oder eine zusätzliche Erwähnung in den Sinn kam. Der muskulöse, breitschultrige Twi’lek-Krieger, der in Unterdrückung aufgewachsen war und sich seine Freiheit hatte erkämpfen müssen, war sich zwar bewusst, dass Kriege stets Opfer forderten, aber an einem Tag mehr als eintausend Seelen mit einem Mal vernichtet zu sehen, ließ auch ihn nicht kalt.

Brummend sah der grünhäutige Nichtmensch mit seinen siechgelben Augen von dem flimmernden Bildschirm auf, streckte sich kurz und griff nach der Tasse (inzwischen längst erkalteten) Cafs und trank den verbliebenen Rest in einem Schluck. Der überaus bittere Geschmack, den dieses sonst so belebende Getränk hatte, störte ihn in diesem Moment überhaupt nicht. Er musste sich nicht einmal instinktiv schütteln. Nachdem er den Blick einmal durch das Büro hatte schweifen lassen, wanderte seine Aufmerksamkeit nur sehr langsam, beinah zögerlich zu dem Bildschirm zurück. Commander Fashwantatos Portraitfoto starrte ihn. Der Blick ihrer lebendigen, flammenden hellbraunen Augen durchbohrten ihn förmlich. ‚Ihr ganzes Leben lang hat sie für die Freiheit gekämpft‘, dachte er als er das Bild der haarigen, hochgewachsenen Frozianerin eingehend betrachtete. ‚Hoffentlich ist sich diese Favreau der Last bewusst, die nun auf ihren Schultern ruht.‘ Abermals brummte der Twi’lek und war gerade im Begriff die nächsten Zeilen über die Kommandantin der zerstörten Nebulon B-Fregatte Sympathy zu schreiben als plötzlich das interne Komgerät schrill piepste.

Sobald er den Kontaktversuch per Tastendruck angenommen hatte, begann sogleich eine näselnde Stimme zu sprechen:
[Commodore Ven, hier Brücke; unsere ausgesandten Bergungsshuttles haben an der Sturmlandefähre und der Bastardmaschine festmachen können. Die Ingenieure rechen mit mindestens einer vollen Standardstunde bis die beiden Wracks soweit gesichert sind, dass man sie in den Haupthangar ziehen kann…]

Der uniformierte Twi’lek brummte bei dieser Zwischenmeldung erneut. Denn gleich nachdem man auf der Prometheus über angezapfte Satelliten, die sich am Rande des Tirahnn-System befanden, mitbekommen hatte, dass die imperiale Sturmlandefähre beim Sprung in den Hyperraum irgendeine technische Unstimmigkeit gehabt haben musste – immerhin hatten die Sensoren in dem System eine schreckliche, grelle Explosion registriert –, hatten Captain Dar Rosh und er die Ressortsoffiziere der Navigations-, der Feuerleit- und der Flugleitstation sowie den Leitenden Ingenieur des tiefblauen Mon Calamari-Sternenkreuzers der Neunziger-Klasse und die gegenwärtige Kommandeurin der an Bord stationierten Sternjäger, Colonel Dara Oki, auf der Stelle zu einer kurzen Krisenbesprechung zusammengetrommelt, um eine Rettungsmission zu initiieren – sofern jemand diesen „Fehlsprung“ überhaupt überlebt hatte.

Schon in einer sehr frühen Phase dieses kurzfristig einberaumten Krisengesprächs zeichnete sich ab, dass man alle Kapazitäten würde ausnutzen müssen, die der Rest der Kampfgruppe momentan noch zur Verfügung hatte, zog der nichtmenschliche Commodore per Holo-Verbindung kurzerhand auch noch die jeweiligen Experten der beiden auf dieser Mission die Prometheus begleitenden Mark-I-Angriffsfregatten Thunder und Bolt hinzu. Obwohl die Datengrundlage, die sie alle in jenem Moment zur Hand hatten, als im besten Fall „spärlich“ zu bezeichnen war, gelang es ihnen in der Tat mit vereinten Kräften den möglichen Sprungvektor einzugrenzen, den die Sturmlandefähre bei ihrem Sprungversuch hatte nehmen wollen, und daraufhin im nächsten Schritt ein potenzielles Areal zwischen den Sternen abzustecken. Da nach dem Verlust der Nebulon B-Fregatte Sympathy aber bloß noch der Mon Calamari-Sternenkreuzer über Sternjäger – immerhin zweiundsiebzig Stück! – in seinen Hangars hatte, musste Colonel Okis Piloten allein die Suche in Rastern vornehmen.

Es waren am Ende zehn Standardstunden – fünf Stunden nach Beendigung der Krisenbesprechung – vergangen als ein Paar A-Wings plötzlich meldeten, dass sie nach etlichen Mikrosprüngen ohne irgendein Ergebnis endlich die gesuchte Sturmlandefähre sowie deren Begleiter gefunden und sogar mit den Sensoren (schwache) Lebenszeichen registriert hatten. Durch die zahlreichen, teils äußerst schweren Schäden, die sich die beiden Vehikel auf der Flucht aus dem Tirahnn-System zugezogen hatten, fiel den beiden Piloten die Kommunikation mit den Gesuchten zwar schwer, aber irgendwie hatten sie nach etlichen rauschenden Funkwelchseln ein vages Lagebild erhalten und letztlich an die mehrere Lichtjahre entfernte Prometheus weiterleiten können. Daraufhin hatte sich dann das neurepublikanische Schlachtschiff sowie dessen Begleiter, die beiden Mark-I-Angriffsfregatten, per einzelnen Hyperraumsprung auf den Weg gemacht. Dass Vorbereiten einer Bergung hatte Captain Rosh zu diesem Zeitpunkt aber schon längst angeordnet gehabt, um keine weitere wertvolle Zeit zu verschwenden.

Die näselnde Stimme sprach nach kurzer Pause weiter:
[Das medizinische Personal hält sich schon im Hangar bereit, um sich gleich nach dem erfolgreichen Bergen schnellstmöglich Zugang zu den gemeldeten Verletzten verschaffen zu können.]

Danke, Ensign“, entgegnete Navara im nüchternen Tonfall. „Halten Sie mich bitte weiterhin auf dem Laufenden.“

***

Der schlaksige Rodianer, der eine dampfende Tasse Caf – versetzt mit einem klitzekleinen Schluck corellianischen Whisky – in der Hand hielt und nach all diesen nervenaufreibenden Stunden in etwa genauso abgekämpft wie der Twi’lek aussah, seufzte ausgelaugt, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete mit seinen riesigen Facettenaugen ausdruckslos die in die Luft projizierte Karte des Inneren Randes.
„Als ich vorhin die Krankenstation besuchte, nahm mich kurzerhand Doktor Habat zur Seite. Sie meinte, dass das wohl eine Rettung in letzter Sekunde war. Hätten unsere Piloten die Fähre bloß eine oder zwei Stunden später gefunden, wäre Favreau nicht mehr unter den Lebenden gewesen.“ Er nippte nach kurzem Pusten an seiner vollen Tasse Caf. „Bei den schweren Verletzungen, die sie sich zugezogen hat, ist es zwar fraglich, ob da noch viel Lebenswille vorhanden ist … aber das sollte wohl nicht unsere Sorge sein, was?“

Kommt darauf an“, brummte der Twi’lek, während er mit seinem Lichtstift nebenbei mögliche Kurse in die mit einem leichten Blaustich versehene Projektion einzeichnete. „Diese Frau scheint mächtige Freunde auf Mon Calamari haben. Sollte sie womöglich rachsüchtig sein, kann sie uns das weitere Leben bestimmt ziemlich schwer machen. Und da sie in den letzten Jahren dem Imperium die Stirn geboten hat, gehe ich erst einmal nicht von allzu viel Sanftmütigkeit bei ihr aus.“

Dar Rosh seufzte abermals. Man merkte ihm an, dass ihm dieser lange Tag allerhand Kraft gekostet hatte. „Und was sollen wir nun tun? Im Vergleich zu dem meisten Material, das unserer Flotte noch immer zur Verfügung steht, mag die Neunziger-Klasse zwar herausstechen, aber ein Hospitalschiff kann unsere Krankenstation trotzdem nicht ersetzen.“ Er schüttelte den Kopf. Habat hat gar nicht die Möglichkeit diese Patientin auf Dauer adäquat versorgen zu können. Das Bacta, was wir haben, mag zwar hochklassig sein, aber chirurgische Wunder darf man da wahrscheinlich trotzdem nicht erwarten.“

Darum werden wir weiter unseren Plan B verfolgen müssen“, entgegnete Navara. „Statt also auf dem selben Weg nach Coruscant zurückzukehren, was Plan A gewesen wäre, werden wir nun alternativ die nächst gelegene Flottenstation anpeilen.“ Mit seinem Lichtstift kreiste er eine nahe Region ein. „Die Hapaner sind in diesem Fall unsere einzige Option.“

Besonders viele Möglichkeiten hatte seine verbliebene Kampfgruppe nicht zur Auswahl. Tirahnn, das sich in direkter Nachbarschaft zur imperialen Festungswelt Tanaab befand, lag im Hinblick auf Bandormeer, den Heimathafen der Vierten Gefechtsflotte, oder Columex nahe Lianna viel zu tief im imperialen Raum. Wollte man weiterhin unentdeckt bleiben, würde man sich bloß mit sehr kleinen Sprüngen – gewissermaßen von System zu System – vorwärts bewegen können. Fraglich war dann aber, ob der schwer verletzten Tirahnnerin noch so viel Zeit vergönnt war. Selbst die ithorianische Leiterin der Krankenstation an Bord der Prometheus, Doktor Habat, hatte bloß begrenzte Mittel zum Behandeln von Verletzungen zur Verfügung. In der Regel wurde auf Kriegsschiffen nur die Erstversorgung garantiert. Für weiterführende Behandlungen waren hingegen speziell für diesen Einsatz vorgesehene Lazarett- oder gar Hospitalschiffe zuständig.

Der rodianische Uniformierte studierte einen Moment lang die Karte.
„Dann werden wir uns wohl an Tanaab vorbei schleichen müssen, um auf den Hapan Spine zu gelangen.“ Er nahm noch einen Schluck Caf zu sich. „In Anbetracht all der Geschehnissen, die sich gerade eben erst im Tirahnn-System abgespielt haben, dürfte das schwer werden. Sehr schwer.“

Richtig, richtig“, stimmte der Commodore seinem Captain zu. „Um nicht etwa zufällig einer Patrouille der Imperialen in die Arme zu springen, gedenke ich daher, dass wir einen Umweg über Ktil nehmen sollten. Das kostet uns zwar etliche Stunden im Vergleich zu einem direkten Kurs entlang der Perlimian Trade Route, aber ich möchte trotzdem nicht als derjenige in die Geschichtsbücher künftiger Generationen eingehen, der alleiniger Auslöser für einen erneuten Ausbruch des Krieges ist.“

Dar Rosh lachte rau. „Verständlich, verständlich, Sir. Geht mir – als potenziellen Helfer – wirklich nicht anders.“ Durch das Betätigen mehrerer Tasten ließ er kurz darauf jenen Ausschnitt vergrößern, der den Hapanischen Sternhaufen zeigte. „Könnte das Roqoo Depot über ein Militärkrankenhaus verfügen? Was meinen Sie, Sir?“

Einen Moment lang überlegte der Twi’lek. Als die Prometheus, als Teil der Fünfte Gefechtsflotte, bei Corellia die imperialen Besatzer vertrieben hatte, hatte man am Ende zwar Unterstützung durch hapanische Schlachtdrachen und Nova-Kreuzer erhalten, aber irgendeinen näheren Umgang hatte er – weder davor, noch danach – nicht mit ihnen gepflegt. Inwiefern deren Sternhaufen also militärisch aufgestellt war, konnte er in diesem Moment daher gar nicht sagen. Da die Hapaner sogar erst im Zuge der Militärkampagne „Republic Dawn“ (wieder) ein Teil der Neuen Republik wurden, konnte Navara nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob nicht unter Umständen die Schiffsdatenbank des Mon Calamari-Sternenkreuzers noch immer „veraltet“ war. Möglicherweise nahm er Kurs auf das Roqoo Depot – und am Ende schickte man ihn tiefer in den Cluster hinein. Vielleicht hatten die Hapaner auch nur auf ihrer gleichnamigen Hauptwelt die medizinische Ausrüstung, die eine schwer verletzte Patientin wie Simone Camille Favreau benötigte.

Wir können es bloß ausprobieren, Dar, entschied der Twi’lek und lehnte sich erschöpft zurück. „Lassen Sie die verbliebenen Schiffe Kurs auf Ktil setzen … und sobald wir im Hyperraum sind, sollten Sie sich eine Mütze voller Schlaf gönnen.“ Er lächelte matt. „Die nächsten Tage werden nämlich mit Sicherheit nicht weniger anstrengend...“

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Commodore Navara Ven und Captain Rosh
 
Zeemacht-Sternhaufen-Ausserhalb vom Tirahnn-System-Imperiale Fähre "Exciperent" treibend im All-mit Simone, Arda, Targon, Jay, Aram, Kinnard und anderen NPCs- Will draussen im Tie

Irgendjemand hatte noch Schmerzmittel verteilt, wofür Fabienne dankbar war, auch wenn sie nach der Injektion erstmal ein

"Autsch"

gegrummelt hatte. Aber nur wenige Minuten später hatte das Medikament seine Wirkung voll entfaltet und Fabienne legte vorsichtig eine Hand auf den Arm der Senatorin, die längst nicht mehr bei Bewusstsein war. Aber Fabienne wusste, dass auch Bewusstlose manchmal wahrnehmen konnten, ob jemand bei ihnen war oder nicht. Sie wollte, dass die Senatorin wusste, das man für sie tat, was man konnte. Auch wenn es hier und jetzt nicht mehr war als was, was sie getan hatten. Jetzt mussten sie nur hoffen, dass man sie rechtzeitig fand, damit diese Rettungsmission nicht ein totaler Reinfall wurde. Fabienne fühlte sich immernoch Verantwortlich für den Zustand der Senatorin. Vielleicht hätte sie doch den Weg über den Zoll nehmen sollen, auch auf die Gefahr hin, dort zu genau gefilzt zu werden. Vielleicht wäre die Senatorin dann aber noch unverletzt und ihr Leben würde nicht an einem seidenen Faden hängen. Über diese Überlegungen schlief Fabienne doch relativ schnell ein.

Erst das metallische Echo eines einrastenden Schott's weckte sie wieder auf. Das Licht, das von aussen in das Shuttle fiel, verriet dass sie sich bewegten. Fabienne versuchte aufzustehen, wurde jedoch daran gehindert.

"Die Prometheus hat uns gefunden und mit dem Traktorstrahl rein geholt. Alles gut."

erklärte ihr jemand und erschrocken sah sie nach der Senatorin, die immernoch atmete. Zumindest hatten sie es bis hier her geschafft. Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Rampe des Shuttles und Fabienne erkannte zumindest ein medizinisches Team, die sich auf die Senatorin und sie stürzten wie Akk-Hunde auf Frischfleisch.

"Nein! Kümmern sie sich erst um die Senatorin!"

Fabienne versuchte, den Arzt von sich weg zu schieben, damit er sich zunächst um die offensichtlich schwerer verletzte Senatorin kümmerte, aber der Mann liess sich nicht so einfach abschütteln.

"Wir sind genug Leute, man kümmert sich bereits um die Senatorin. Lassen sie sich helfen!"

Die junge Pilotin war ein Blick auf die Senatorin, die bereits auf eine Schwebebare gelegt wurde, damit man sie zur Krankenstation bringen konnte.

"Kommt sie wieder in Ordnung?"


fragte Fabienne nach, und der Arzt bestätigte ihr das, auch wenn sie ihm das nicht glaubte. Gut möglich, dass er das nur sagte,um sie zu beruhigen. Trotzdem fiel Fabienne erstmal ein Stein vom Herzen. Die Senatorin war jetzt in definitiv besseren Händen und wenn jemand ihn Helfen konnte, dann doch die Ärzte.

"Können sie laufen?"

fragte der Arzt sie und Fabienne nickte. Jedoch widersprach der Co-Pilot sofort und erzählte, wie sie zuvor auf dem Weg vom Pilotensitzt zur Senatorin gestürzt war. Der Arzt verfrachtete sie daraufhin auch auf eine Schwebebare und es ging für sie auch erstmal auf in Richtung Krankenstation.
Sie wusste nicht, wie lang sie in Behandlung gewesen war, als sie in einem Med-Bett aufwachte. Die Handschuhe waren weg und statt dessen bedeckte Synth-Haut ihre Hände. Sie war noch nicht ganz angewachsen, wie es sich anfühlte. Aber das würde bald der Fall sein. Zumindest sahen ihre Hände so nicht mehr aus wie Hackfleisch.

"Ah, sie sind wach. Wie fühlen sie sich?"

begrüsste sie eine Stimme und sie erblickte einen anderen Arzt, der ein Datapad in der Hand hielt.

"Ich habe keine Schmerzen, aber mir ist ein bisschen schwindelig."


gab Fabienne ehrlich zurück und der Arzt nickte.

"Das gibt sich bald. Ruhen sie sich noch etwas aus, Kadet. Sie haben uns ja noch einen schönen Schreck eingejagt. Sie haben sich offensichtlich eine ordentliche Entladung eingefangen, als sie abgeschossen wurden. Aber wir haben die Auswirkungen im Griff, denke ich."

Der Arzt tippte auf dem Datapad rum und zwinkerte ihr dann zu.Fabienne runzelte die Stirn. Ein Scherzkeks als Arzt. Na prima.

"Wie geht es der Senatorin?"

fragte Fabienne nach und der Arzt wackelte mit dem Kopf.

"Sie wird durchkommen. Allerdings ist sie schlimm verletzt und wird noch einige Folge-Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Wir tun , was wir können."

Wie sie alle. Jeder machte seinen Job, so gut es eben ging. Aber das die Senatorin Leben würde, war ein Wunder. Eines, wofür Fabienne dankbar war.

Die junge Frau lehnte sich wieder zurück und schlief noch ein paar Stunden, ehe es ihr soweit wieder gut ging, dass sie die Krankenstation verlassen durfte. Allerdings nicht ohne die Anweisung des Arztes, sich in den nächsten Tagen regelmässig blicken zu lassen. Fabienne hatte noch garkeine Orientierung, wie lang sie auf der Krankenstation gewesen war, wo sie sich jetzt befanden oder gar, wie hoch der Preis war, den sie für die Senatorin bezahlt hatten. Als erstes suchte sie ihr Quartier auf, machte sich frisch und zog sich eine saubere Uniform an. Kurze Zeit später stand sie vor der Tür des Commodore und betätigte den Summer, um sich anzumelden. Die Mission war nicht wirklich gut gelaufen, auch wenn sie das Ziel wohl erreicht hatten. Aber viele, zu viele hatten ihr Leben gelassen dafür. Und von Will hatte sie auch noch nichts gehört. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Hoffentlich gehörte er nicht auch zu den Opfern dieses Himmelfahrtskommandos. Aber das würde ihr ihr Vorgesetzter wohl sagen können.

Kein Plan , wo- Kampfgruppe "Jela"- MC90 "Prometheus"-Vor der Kajüte von Commodore Ven
 
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Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Draens Apartment Draen Tel'Set

„Tel’Set, das Skalpell bitte.“


„Tel’Set, die Bactapumpe anschließen.“

„Eine weitere Dosis Bacta, Tel’Set.“

Es fühlte sich an wie im freien Fall. Die Eindrücke huschten so schnell an einem vorbei, dass die Emotionen, die jeweils mit ihnen verbunden waren, sich nur den Bruchteil eines Momentes in einer schieren Intensität und Gewalt manifestierten. Ihr rasches Abebben ließ sie überhaupt erst erträglich werden. Angst, Wut, Entsetzen, Panik – sie alle sammelten sich und drängten sich in diesen harten und ungewissen Sturz ins Schwarze, der gleichsam so eingefroren und erstickend war wie die Fesseln einer unsichtbaren Gewalt, die einen in Ohnmacht hielt unabhängig jeder Regung, die man versuchte zu unternehmen. Die Sinne verflachten, die Zeit verlor ihre Bedeutung, und man fühlte sich klein, verloren in einem Abgrund, aus dem kein Entkommen schien. Es war eine Leere, die alles verschlang – eine Leere, die so dunkel war, dass sie selbst das Licht erloschen ließ.

Mit einem tiefen Seufzer erwachte Draen Tel’Set abrupt aus dem dunklen Traum. Schweißüberströmt fand er sich auf dem Bett wieder, sein Herz hämmerte unbändig in der Brust und sein Atem war flach und hastig. Er erkannte die Umrisse seines Schlafgemachs, nur schwaches Mondlicht schien durch den Vorhang vor der Fensterfront und zeichnete schemenhafte Schatten an die Wand. Für einen Moment blieb er erstarrt, umgeben von der schweren Stille, die nur durch sein keuchendes Atmen durchbrochen wurde. Langsam sank er zurück ins Kissen, sein Körper zitterte leicht, während er versuchte, den Blick auf die Realität zu richten und die düsteren Bilder des Traumes hinter sich zu lassen.

Draen richtete sich auf, bewegte sich vorsichtig zum Bad. Das körperlose Gefühl wich, als kühles Wasser seine Hände füllte und sein Gesicht dort hineintauchte. Als hätte jemand seinen Kopf gegen seinen Willen unter Wasser gepresst, reckte er sich rasch wieder auf und erblickte sein Gesicht im Spiegel. Tropfen machten ihren Weg entlang seiner Gesichtskonturen, folgten den Wangenknochen und verloren sich im dunklen Bart. Für einen Moment stand er dort, stützte sich mit den Armen ab, ehe er sein Gesicht und die Hände abtrocknete. Er spürte seinen warmen Atem in dem Tuch, in das er sein Gesicht vergrub und verharrte. Dann legte er es ab und sah erneut in den Spiegel.


„Emotionsgebundene Erinnerungen werden sich nicht schnell verlieren. Sie haben einen höheren Wert. Sie sollen einen zukünftig leiten“, erinnerte Draen die Worte aus eine der ersten Vorlesungen an der Akademie. Jahre war es her, doch die Ereignisse, die ihn damals unvermittelt in der Alten Stickerei ereilt hatten, hatten ihn nie losgelassen. Und diese Träume, sie hielten die Erinnerung aufrecht, in einer Art und Weise, wie es nichts anderem gelang. Er spürte die verknüpften Emotionen in aller Klarheit. Angst, Wut, Entsetzen, Panik – und Schmerz.

Der junge Mann losch das Licht im Bad, stellte sich an die Fensterfront und schob den Vorhang beiseite. Ein milder und friedlicher Regenschauer hatte Tirahnn Stadt in ein Glitzerspiel des Mondlichtes gehüllt. Ihrer eigenen Trägheit folgend bahnten Regentropfen ihren Weg entlang der Fensterscheibe nach unten, liefen zusammen, dann wieder auseinander. Draen nahm einen Aufzeichnungsstab an sich und blickte in die Ferne.


„Erneut dieser Traum beziehungsweise die emotionale Signatur der Ereignisse. Die Frequenz hatte in letzter Zeit nachgelassen, die Intensität jedoch …“, er brach kurz ab. „… sie hat nie abgeebbt.“ Und so sehr er überlegte, es hatte keinen Auslöser für den aktuellen Traum geben können. So sagte man stets, dass im Traum Inhalte des Tages verarbeitet würden oder Inhalte, mit denen man sich ausgiebig beschäftigte. Beides war seiner Meinung nach nicht der Fall. Oder täuschte er sich hinsichtlich letzterem? „Hypothese: Emotion und Gedächtnis sind eng miteinander verknüpft. Wäre nanotechnologisch-basierte Emotionsregulation zur Modulation von Erinnerungsbildung denkbar? In Theorie müssen die kodierten Daten des Emotionsnetzwerkes einschließlich aller Subnetzwerke und der assoziierten Strukturen zur Gedächtnisbildung angesteuert werden. Mit der Vielzahl an Netzwerken ergibt sich zunächst eine hohe Anzahl an modifizierbaren Variablen, sodass eine dedizierte Datenanalyse unter allen erdenklichen Variablenkombinationen erforderlich würde. Die dahinterstehende Rechenleistung würde immens, die aktuellen institutionellen Anwendungsbedingungen geben dies nicht her. Nicht zuletzt wird diese Thematik grundlegend in der interdisziplinären Ethikkommission besprochen werden müssen.“

Draens Blick wanderte allmählich über das nächtliche Stadtbild von Tirahnn. Dieser kurze hypothetische Abriss hatte sein Gemüt aus der hilflosen Emotionalität lösen können, die seinen Geist so schwer umfangen hatte. Es gab nichts, das seiner Leidenschaft für die Zusammenführung von Medizin und Technologie gleichkam. Bei aller Faszination, der Gedanke war vor allem geboren worden, um zu helfen. Technologie konnte helfen, Krankheit besser zu verstehen und behandeln zu können – da, wo jede lebende Spezies nicht weiterkommen sollte. Sie konnte neue Möglichkeiten aufzeigen und ändern, was zuvor für unmöglich gehalten wurde. Sie war die Antwort auf viele langgestellte Fragen, wenn man es nur zuließ. Die Grenzen des Möglichen würden immer mehr verschwimmen und die Herausforderung erwachsen, die Konsequenzen für die Gesellschaft und Selbstverständnis des Individuums sorgfältig abzuwägen. Konsequenzen, die nie außer Acht gelassen werden sollten. Draens Augen funkelten, sein Blick war firm und ein Mundwinkel zuckte zu einem Lächeln.


„Nicht alle Erinnerungen sind nur Daten, manche formen das Ich des Individuums. Eintrag Ende.“

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