Tirahnn

[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen

Der Tag in der Strickerei schien für Tel'Set eine Art Dreh- und Angelpunkt zu sein. Für Mellah selbst war diese Operation nicht "schicksalhaft" gewesen, aber ihre Voraussetzungen waren völlig anders. Er war nicht viel jünger als sie, aber die paar Jahre machten vielleicht schon einen Unterschied.
Sie musste dann lächeln, als er begann, diese Erfahrungen wissenschaftlich zu erklären. Ja, so hatte sie ihn in Erinnerung. Aber all das würde ihm nicht helfen, vielleicht sogar im Gegenteil.


"Ich glaube", sagte sie dann langsam, in der Hoffnung, ihn nicht falsch zu verstehen oder einen falschen Ratschlag zu erteilen, "dass Sie... zu logisch an die Sache herangehen. Denken Sie nicht über das warum nach - sondern nur, über das 'dass'. Dieses Ereignis hat Sie schwer erschüttert, und das ist in Ordnung. Sie konnten diese Erfahrung außerdem mit niemandem teilen, daher... wiederholt sie sich immer und immer wieder. Was, denken Sie, sollten Sie aus diesem Ereignis lernen? Gehen Sie die Momente mit mir durch, falls Sie möchten."

Er wiederholte quasi, was sie versuchte, ihm klarzumachen, und diesmal lächelte Mellah auf bestätigende Art und Weise und nickte.

"Ja. Genau. Diese Situation war katastrophal, aus professioneller Sicht genauso wie aus empathischer. Ich handelte... blind. Ich hatte beinahe nichts außer meinen Instinkten. Und dann kommt hinzu, dass wir noch nicht einmal wissen, ob der Aqualish in einem Krankenhaus überlebt hätte, mit allen Mitteln, die dort zur Verfügung stehen. Vielleicht hätte er. Vielleicht. Aber... er war nicht dort, er lag bei uns, und selbst, wenn wir das Risiko eingegangen wären, ihn zu transportieren, seine Chancen wären mit jeder Minute gesunken. Und zusätzlich hätten wir weitere Leben riskiert.
Ja, ich wünschte manchmal, ich wüsste, was ich hätte anders machen können - einfach, um es beim nächsten Mal zu wissen. Solche Erfahrungen sind frustrierend. Bloß... ich weiß, dass ich keine andere Wahl hatte. Und Sie auch nicht."


Es war an der Zeit, sich für ihre Entscheidung zu entschuldigen. Sie wusste nicht genau, ob die Berührung an seinem Bein angemessen war oder nicht, aber sie sprachen über solch beinahe schon intime Dinge, dass sie das Gefühlt hatte, ihm auch auf diese Weise harmlos näher zu kommen.
Seine Worte waren freundlich, und es beruhigte Mellah, dass Tel'Set ihre Handlung von damals so sah und es ihr nicht vorwarf. Immerhin war sie seine Vorgesetzte gewesen. Es war... keine kluge Entscheidung gewesen, aus mehreren Gründen, das wusste sie heute. Und
diese Entscheidung würde sie gewiss anders treffen.

"Ich danke Ihnen."

Es war nicht selbstvertändlich, dass er diesen Blickwinkel einnahm. Aber vielleicht hatte sie tatsächlich etwas in ihm ausgelöst, dass ihn irgendwann einmal auf einen bestimmten Weg führen würde? Sie wusste selbst nicht, ob sie es ihm wünschen würde.
Dann nickte sie, während sie ihre Hand wieder zurückzog. Ja, die Vergangenheit formte sie, machte sie zu dem, was sie waren - und was sie zukünftig sein würden. Nicht alles, was Mellah erlebt hatte, war positiv gewesen, und doch war sie dadurch zu der Person geworden, die nun hier stand, bereit, ihren Planeten gegen das Imperium zu verteidigen. Etwas, das in der Schule damals niemand jemals von ihr, der zurückhaltenden Mellah Tahefel, gedacht hatte. Sie hatte sich weiterentwickelt - und dafür waren auch die vielen Fehlschläge verantwortlich.

Sie gab ihm sein Lächeln zurück.


"Ich würde mich freuen, wenn unser Gespräch Ihnen geholfen hat und ich wenigstens einen kleinen Stern habe aufleuchten lassen können."

Es kehrte eine kurze Stille ein zwischen ihnen, aber sie war nicht unangenehm. Mellahs Herz hatte sich längst beruhigt - Tel'Set hatte ganz sicher keinen Hinterhalt geplant, seine Intentionen hinter diesem Treffen waren ehrlich und aufrecht. So genoss Mellah die paar Sekunden zwischen den Bäumen, in welchen der Wind die Blätter leise rascheln ließ und die Vögel im Hintergrund riefen, bevor Tel'Set sie wieder ansprach.
Sie zögerte kurz, um die richtigen Worte zu finden.


"Ich... habe seit heute... unbezahlten Urlaub genommen. Ich brauche gerade ein wenig Zeit, um mich zu sortieren."

So wenig sie glaubte, dass er etwas böses im Schilde führte, sie würde ihm garantiert nicht auf die Nase binden, was sie und ihr Bruder befürchteten.

"Deshalb bin ich aktuell nur außerklinisch unterwegs und der Einfachheit auch dort anzutreffen. Haben Sie... besondere Pläne, wenn ich fragen darf?"

Vielleicht wollte er sich ihnen ja anschließen, auch, wenn Mellah nicht glaubte, dass er diese Entscheidung so schnell treffen würde. Nicht nach diesem Gespräch.

[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen
 
|*| Harad |*| Frachtbezirk |*| Straßen |*| Velyra |*|


Der nächste Abend legte sich kühl über Harad. Velyra Kajne ging mit gesenktem Kopf durch die schmalen Seitenstraßen, die Kapuze des Tuchs tief in die Stirn gezogen. Die Weste lag eng am Oberkörper, das dunkle Tanktop verschwand unter dem Stoff; taktische Hosen, leise Stiefel, ein schmaler Rucksack. Nichts an ihr fiel auf, außer dem Rhythmus ihres Schrittes, zweckmäßig, ruhig, bereit umzudrehen, wenn ein Schatten zu lange mitlief.
Lagerhaus 7 lag am Rand des Frachtbezirks, dort, wo die Laternen seltener wurden und die Luft nach Staub und altem Metall roch. Eine einzelne Tür, mattes Licht dahinter. Velyra klopfte dreimal kurz, einmal lang. Eine Klappe im Türblatt ging auf – ein Auge, gedämpftes Misstrauen.


„Ich suche Tarek.“

Sagte sie leise.

„Ich komme von Rauhhand.“

Ein Riegel schob sich zurück. Die Tür öffnete sich einen Spalt, dann weiter. Drinnen war es kühler; Regale warfen breite Schatten. Ein Mann löste sich aus dem Dämmer: mittleres Alter, kräftige Hände, das Gesicht wie von ständigen Preisverhandlungen geformt.

„Tarek.“

Stellte er knapp fest.

„Du bist pünktlich.“

Velyra nickte, zog das Tuch zurück.

„Und du hoffentlich zuverlässig.“

Er deutete in einen Seitengang. Am Ende stand eine kleinere Kiste auf einer Palette, versiegelt, mit grob überpinschtem Etikett. Tarek legte eine Hand auf den Deckel.

„Energieflussgenerator. Serie N-4, funktionsgeprüft. Teuer.“

„Teuer ist relativ.“

Erwiderte die junge Tirahnnerin freundlich und blieb einen halben Schritt außerhalb seiner Distanz.

„Ich hatte eher auf angemessen gehofft.“
Er nannte eine Zahl, die im Raum hängen blieb wie kalte Luft. Velyra lächelte – dieses Lächeln, das sie selbst nicht mochte, das jedoch selten versagte.

„Das ist der Preis für jemanden, der verzweifelt ist. Ich bin nur… motiviert.“

Tarek musterte sie.

„Motivation senkt keine Kosten.“

„Manchmal schon.“

Velyra trat näher, ließ die Fingerspitzen über eine abplatzende Stelle am Kistenrand gleiten, als prüfe sie die Versiegelung. Ihre Stimme blieb leicht, als erzähle sie eine Nebensächlichkeit.

„Es ist ein Geschenk für meinen Vater. Er sammelt alte Technik. Ein ehrlicher Mann, der selten um etwas bittet.“

Ein warmer, unaufdringlicher Blick.

„Mach mir den Preis, bei dem ich mir nicht anhören muss, ich hätte zu viel bezahlt.“

Er zog die Braue hoch.

„Ein Geschenk. Für den Vater.“

Die Skepsis schimmerte in seinen Augen, aber sein Ton wurde weicher.

„Oder du zahlst, und wir sind beide glücklich.“

„Oder…“

Setzte Velyra an.

„…wir sind beide zufrieden. Ich zahle weniger, du bekommst dafür… Aufmerksamkeit, die sich rechnet.“

Sie ließ die Worte einen Herzschlag wirken, dann fuhr sie ruhiger fort, als hätte sie die Pointe gar nicht beabsichtigt.

„Ein reservierter Tisch im Silver Comet an einem belebten Abend, zwei Runden aufs Haus, keine neugierigen Nachbarn. Und ein Tanz, nur für deinen Tisch. Still. Ohne Namen.“

Ihre Lippen zuckten zu einem Hauch von Versprechen, das eher in der Vorstellung als im Raum lag.
Tareks Mundwinkel bewegten sich.


„Ein Tanz zahlt keine Fracht.“

„Ein Tanz bringt sie dir.“

Entgegnete sie sanft.

„Und die richtigen Leute mit. Die, die später mehr kaufen als einmal N-4. Denk an Folgekosten – und Folgekunden.“

Sie neigte den Kopf, ließ das Licht die Kanten ihres Gesichts zeichnen.

„Ich kann dafür sorgen.“

Eine Pause; irgendwo tickte eine alte Uhr. Tarek sah zur Kiste, dann zu ihr.

„Zwei Runden. Reservierter Tisch. Und du tanzt. Dafür senke ich um…“

Er nannte eine neue Summe, deutlich tiefer.

„Und du holst das Ding jetzt vom Hof.“

Velyra ließ das Lächeln heller werden, obwohl in ihr etwas leise zusammenzuckte – diese Routine, Charme wie Wechselgeld hinzulegen.

„Abgemacht.“

Dies war ein wichtiger Schritt gewesen.


|*| Harad |*| Frachtbezirk |*| Straße |*| Velyra und Gäste |*|
 
|*| Harad |*| Frachtbezirk |*| Lagerhalle|*| Velyra und Tarek |*|


Er griff nach einem Brecheisen, hebelte den Deckel einen Spalt an.


„Du prüfst.“

„Gern.“

Sie kniete sich an die Palette, löste sorgsam das Innenpolster. Der Generator lag verschalt in einer Schutzrahmenhalterung, ein metallener Rücken mit Kühlschlitzen, sauberer als erwartet. Velyra zog ein Tuch aus der Tasche, wischte scheinbar Staub vom Gehäuse und ließ, während das Tuch die Kante abdeckte, ein winziges, flaches Plättchen an der inneren Querstrebe haften. Es war magnetisch. Es verlief stumm. Es war kaum dicker als ein Fingernagel. Es war nur ein Atemzug, nicht mehr. Dann prüfte sie mit echtem Blick die Dichtungen, die Nummern, die Steckverbindungen.

„In Ordnung.“

Sagte sie ruhig, und erst da merkte sie, wie fest sie die Luft gehalten hatte.

„Wir machen den Deckel wieder drauf.“

Tarek nickte zufrieden.

„Und die Bezahlung?“

Velyra zog ein Kreditmodul hervor, tippte die verhandelte Summe ein und ließ ihn die Bestätigung prüfen.

„Zusätzlich der Tisch morgen. Und der Tanz.“

Erinnerte sie ihn, der Ton freundlich und klar, als sei bereits alles beschlossen.

„Vergiss es nicht.“

Brummte er, das Kreditmodul an sich steckend.

„Zum Hintereingang. Mach jetzt keinen Mist mehr beim verduften.“

„Keinen Mist.“

Wiederholte sie mit einem kleinen, wissenden Lächeln.

„Nur Effizienz und Geschwindigkeit gibts bei mir.“

Sie half, den Deckel wieder zu verriegeln. Als die Kiste an der Tür war, zog Velyra das Tuch wieder über den Kopf. Sie packte die Kiste mit dem Ersatzteil in ihren Rucksack.

Draußen atmete Harad anders – kühler, freier. Sie schob die Hände in die Taschen der Weste und spürte das Nachzittern in den Fingern. Sie hatte ihren Vater erneut vors Loch geschoben, das schlechte Gewissen brannte in ihr, es tut ihr Leid wie sie ihren ihn behandelte. 'Ein Lächeln als Dietrich', dachte sie mit stillem Ekel vor der eigenen Geschmeidigkeit. Schon wieder. Und doch hatte sie, was sie brauchte.


„Morgen.“

Murmelte sie in die Nacht, mehr zu sich als zum Lagerhaus. Dann machte sie sich auf den Rückweg, Schritt für Schritt, unauffällig wie gekommen und mit der Gewissheit, dass irgendwo in einer Flimmerkiste ein winziger, stummer Punkt jetzt ihren Weg mitzählte.


|*| Harad |*| Frachtbezirk |*| Straße |*| Velyra|*|
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set

Draen hörte Dr. Amroths Worte, spürte die Ruhe in ihrer Stimme, die wie ein sanfter Fluss durch seine Gedanken strömte. Er wusste, dass sie recht hatte – seine Neigung war, zu sehr in die Tiefe zu graben, das ‚Warum‘ hinter jedem Detail zu suchen, anstatt das Ereignis einfach nur anzunehmen. Als Mediziner und Wissenschaftler war er es gewohnt, alles analytisch zu betrachten, doch hier, in diesem Moment, musste er lernen, auch die emotionale Dimension zuzulassen, ohne sie sofort zu zerlegen oder zu kontrollieren.

Er atmete tief durch, seine Augen suchten den Himmel zwischen den Blättern, als wollte er die Antwort dort oben finden. Dann wandte er sich langsam wieder zu Dr. Amroth. Seine Stimme war leise, aber bestimmt:
„Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht habe ich mich zu sehr in das ‚Warum‘ vergraben. Es ist, als würde ich versuchen, das Unvermeidliche zu kontrollieren, obwohl ich es doch eigentlich loslassen sollte. Und am Ende ist das Einzige was passiert, dass das Unvermeidliche beginnt, mich zu kontrollieren.“ Er schloss kurz die Augen, um die Erinnerung nicht direkt aufleuchten zu lassen. „Ich will verstehen, warum das damals passiert ist. Aber vielleicht ist es wichtiger, zu akzeptieren, dass es passiert ist – und was ich daraus lernen kann.“

Nachdenklich ließ der Mediziner die Bedeutung dieser Worte sacken. Akzeptieren. Das hieß nicht, alles gutzuheißen oder den Schmerz zu verleugnen. Es bedeutete, sich dem Ereignis zu stellen, es anzunehmen, ohne es zu bekämpfen. Es war wie das Annehmen eines Regenschauers – nicht versuchen, ihn aufzuhalten, sondern ihn einfach durchstehen, während man die Perspektive bewahrte. Und dann folgte das Lernen. Dass das Leben manchmal grausam ist, ohne Grund, ohne Erklärung. Dass seine Versuche, alles zu kontrollieren, nur eine Illusion waren. Dass der wahre Mut darin lag, die Unwägbarkeiten zu akzeptieren und daraus eine Lektion zu schaffen, auch wenn es schmerzte. Draen fragte sich, ob er das wirklich schon begriffen hatte oder ob es nur eine Theorie war, die in seinem Kopf neben überzähligen hypothetischen Konstrukten und Abwägungen herumspukte. Doch in diesem Moment fühlte er, wie die Worte eine Art Ruhe in ihm zu schaffen begannen, eine Akzeptanz, die vorher nur schwer greifbar schien. Vielleicht war das der Weg – nicht, den Schmerz zu ignorieren oder zu verdrängen, sondern ihn anzunehmen und daraus zu wachsen.

Während Dr. Amroth sprach, spürte er die Schwere ihrer Erfahrung in jeder Silbe. Er konnte die Frustration und den Schmerz förmlich greifen, die sie mit solchen Entscheidungen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit verbanden – Entscheidungen, die sie nie ganz ungeschehen machen konnten. Er verstand, warum sie manchmal wünschte, sie könnten anders handeln, doch zugleich wusste er auch, dass sie das Beste getan hatten, was sie in ihrer Lage tun konnten.

Als sie ihre Hand zurückzog und er den Blickkontakt wieder hielt, spürte Draen, wie eine gewisse Verletzlichkeit in ihr lag. Er sah aber auch ihre Entschlossenheit darin, sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen, und wusste, dass diese Haltung, so schwierig sie auch war, ein Zeichen ihrer Stärke war. Er wollte ihr antworten, doch die richtigen Worte schienen ihm im Moment schwer. Der Tirahnner spürte den Moment der Ehrlichkeit, der zwischen ihnen wuchs. Er war überrascht, dass sie sich bei ihm bedankte – nicht, weil er es für selbstverständlich gehalten hätte, sondern weil es ihn berührte, auf eine unerwartete Weise. Er war damals nur als Student mit ihr gegangen, um zu helfen, eine Aufgabe, die in ihrer Situation vielleicht unvermeidlich schien, aber keinen Raum für große Dankbarkeit ließ. Für ihn war es einfach nur ein Teil des Dienstes gewesen, eine Handlung im Rahmen seiner Möglichkeiten. Doch ihre Worte und das Bewusstsein, dass sie seine Perspektive schätzte, ließen ihn einen Moment innehalten.

„Und ich habe Ihnen zu danken. Für Ihre Ehrlichkeit, für das Teilen Ihrer Gedanken.“ Seine Stimme wurde weicher, fast mitfühlend. „Manchmal sind es die kleinen Lichtblicke, die uns den Weg durch dunklere Zeiten erhellen. Und dies ist ein solcher Lichtblick. Sie sind es, die uns leise, aber bestimmt, auf unserem Weg begleiten und uns daran erinnern, dass Hoffnung immer noch irgendwo in uns schlummert, auch wenn alles um uns herum dunkel erscheint.“

Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr:
„Ich schätze Ihre Worte sehr. Es ist selten, dass man in solcher Offenheit sprechen kann, ohne Angst vor Urteilen zu haben. Vielleicht ist das der Anfang einer neuen Perspektive – für uns beide.“ Seine Augen suchten die ihren, und er fühlte, wie die Verbindung zwischen ihnen stärker wurde, getragen von Ehrlichkeit und gegenseitigem Respekt.

Als sie davon erzählte, dass sie Urlaub genommen hätte, spürte Draen die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme. Ein kurzer Moment der Stille trat ein, in dem er nachdachte, was sie ihm gerade offenbart hatte. Er war sich bewusst, dass sie eine schwere Entscheidung getroffen haben, und dass sie sich nun Zeit nehmen musste, um ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.
„Nichts ist wichtiger, als sich selbst die Zeit zu geben, die man braucht. Eine Pause, um den Kopf frei zu bekommen und wieder Klarheit zu gewinnen, gehört dazu.“

Draen hörte Mellahs Worten aufmerksam zu, spürte die Zurückhaltung in ihrer Stimme und erkannte die Bedeutung ihrer Worte, als sie weitersprach. Sein Blick wurde vorsichtig, neugierig, aber auch respektvoll – er wollte kein Risiko eingehen, sie unter Druck zu setzen.
„Ich verstehe, dass Sie momentan diskret unterwegs sind“, sagte er leise, fast flüsternd. „Und ich schätze Ihre Offenheit sehr. Es ist auch nicht meine Angelegenheit, Ihre Pläne zu durchkreuzen, aber ich kann nachvollziehen, dass Sie vorsichtig sein müssen. Gerade in Zeiten wie diesen.“

Er überlegte kurz, ob er noch mehr wissen sollte, doch dann lenkte er das Gespräch auf sich selbst. Seine Stimme wurde nachdenklich.
„Eigentlich hatte ich vor, nach Coruscant zu einem medizinischen Kongress zu reisen. Es ist eine Gelegenheit, den Kopf freizubekommen, neue Perspektiven zu gewinnen – gerade in Zeiten wie diesen. Manchmal hilft es, den Blick zu weiten, um die eigenen Gedanken zu sortieren.“ Er lächelte leicht, aber in seinen Augen lag eine Spur von Besorgnis. Und doch merkte er, wie sich das Gespräch doch wieder in die vorherige Richtung bahnte. Das war der Einfluss der jüngsten Entwicklungen. „Gerade jetzt frage ich mich allerdings, ob das überhaupt noch so eine gute Idee ist. Der Machtwechsel, die Unsicherheiten… Es fühlt sich an, als würde sich alles verändern, und ich frage mich, wie ich meinen Platz darin finden soll. Vielleicht ist es besser, hier zu bleiben – für Tirahnn einzustehen.“

Draen schien nachdenklich, fast ein bisschen besorgt, während er die letzten Worte sprach. Seine Gedanken rasten, doch er bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er war von sich nicht gewöhnt, sich öffentlich politisch zu äußern, gleichwohl nur Dr. Amroth vor ihm stand. Davon zu sprechen, erzeugte eine innere Anspannung, eine Sorge, dass ihnen jemand lauschte. Doch er ließ seinen Gefühlen nach, gleichsam wie er es im bisherigen Gespräch schon getan hatte. Sein Blick wurde schwerer, die Sorgen um seine Heimat, die ihm am Herzen lag, schienen ihn zu erdrücken.
„Ich kann nicht leugnen, dass mich die Entwicklungen hier beunruhigen. Tirahnn… dieser Planet hat eine eigene Geschichte, eine eigene Kultur, die nicht einfach untergehen darf. Und ich fürchte, dass das Imperium immer mehr vordringen wird. Wenn der Planet erst einmal vollständig in den Griff des Imperiums gerät, wird es kaum noch einen Weg zurückgeben. Das macht mir Angst.“ Seine Stimme wurde leiser, fast flüsternd. „So weit darf es nicht kommen. Aber ich frage mich, ob das überhaupt noch abwendbar ist, angesichts all dessen.“

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[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen

Mellah musste amüsiert und ein kleines bisschen wehmütig lächeln. Was Tel'Set da sagte... ihr kam das plötzlich sehr bekannt vor.

"Wissen Sie, ich kannte mal jemanden, der ähnlich dachte wie Sie – leider weiß ich nicht, ob sie gelernt hat, damit umzugehen, mehr anzunehmen und mehr zu akzeptieren, aber ich bin mir sicher, dass das möglich ist. Aus unseren Erlebnissen lernen - aber uns nicht von ihnen verfolgen lassen. Sie schaffen das, ganz bestimmt."

Das Thema wechselte sich langsam, ihre gegenseitigen Worte wurden persönlicher. Auch ihr Gegenüber bedankte sich, und Mellah lächelte leicht.

"Gern geschehen. Wir müssen schließlich zusammenhalten..."

Wenn die Bevölkerung Tirahnns nicht zusammenhielt, wie sollten sie es dann schaffen, sich gegen ihre Besetzer zur Wehr zu setzen? Das bedeutete, sie mussten miteinander sprechen, sich gegenseitig zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Natürlich war auch auf Tirahnn nicht alles Aurodium was glänzte, aber vor dem Imperium hatte ihr Planet eigentlich alles in allem ganz gut funktioniert. Jetzt würde sich allerdings zeigen, was die Zukunft brachte, denn mit dem kommenden Krieg würde alles sich ändern. Und der Arzt hatte recht, sie musste sich Zeit nehmen. Zwar hatte sie ihre "Auszeit" nicht aus diesen Gründen genommen, sondern schlicht, weil sie sich verstecken sollte, aber es war gar nicht so unklug, diese Zeit auch anders zu nutzen.
Sie schnkte Tel'Set ein kleines Lächeln.


"Danke für Ihr Verständnis."

Seine Pläne hingegen waren weniger verfänglich als die ihren. Ein medizinischer Kongress, das klang großartig. Fachleute unter sich, keine Politik, und das alles noch auf Coruscant, also in republikanischem Raum... Es klang traumhaft. Eigentlich nach einer optimalen Reise für sie – sie könnte sogar Miri wiedersehen, irgendwie, bestimmt, aber... sie kam nicht von diesem Planeten runter. Die ganzen Bemühungen, sie abtauchen zu lassen, wären hinfällig.
Tel'Sets Überlegungen waren wohl ähnlich vom kommenden Krieg überschattet, wenn auch auf andere Art und Weise. Sie verstand, wieso er zögerte, und sie rechnete ihm an, dass er sich ihr nun ebenfalls politisch weiter öffnete. Zumindest falls das keine Falle war – was Mellah mittlerweile absolut nicht glaubte, auch wenn Tharen und alle "Profis" um sie herum verzweifelt die Köpfe schütteln würden. Doch selbst wenn sie alle anderen Anzeichen fortschieben würde, alleine die Schwere, die seine Stimme und seine Augen ausstrahlten waren doch schon deutlich genug. Er meinte es ernst.

Mellah schwieg kurz, um ihre Worte abzuwägen und sprach dann ebenfalls mit leiserer Stimme weiter. Wenn man sie abhörte, wenn Tel'Set sie reinlegte, dann schaufelte sie sich jetzt definitiv ihr eigenes Grab, aber dafür gab es keinen Anlass zur Sorge.


"Ich glaube, nein, ich bin fest davon überzeugt, dass es abwendbar ist. Und für diesen Glauben bin ich bereit, einiges zu setzen... Tirahnner sind zäher, als das Imperium glaubt. Sie denken, weil wir recht ländlich leben, weil uns unsere Ehre und unsere Traditionen wichtig sind, seien wir schwach, aber genau das gibt uns die Stärke, zusammenzuhalten und zu verteidigen, was uns am Herzen liegt. Wir wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt, und wir werden kämpfen, bis zur letzten Person. Tirahnn lebt, so lange wir leben. Sie werden es nicht schaffen, uns vollkommen zu unterjochen. Auch nicht mit dem Krieg, der aller Voraussicht nach aufziehen wird."

Mellah sah kurz zu Boden, bevor sie dem Mann wieder fest in die Augen sah.

"Verstehen Sie mich nicht falsch... ich habe furchtbare, schreckliche Angst. So schlimm, dass ich gar nicht weiß, wie es weitergehen soll. Ich... ich war eigentlich immer das Angstnuru in meiner Familie, unter meinen Freunden. Bins immer noch. Aber trotzdem... trotzdem glaube ich, dass wir alle zusammen etwas erreichen können. Denn dieser Planet, den ich so sehr liebe, den wir alle so sehr lieben, er hat es verdient, frei zu sein, genau wie auch alle Personen, die auf ihm leben. Meine Kinder. Sie werden einmal auf einem freien Tirahnn leben. Und dieser Glaube, das ist etwas, das die Imperialen nicht haben.

Was Ihre Reise angeht... wollen Sie einen Rat hören?"


Sie wartete seine Antwort ab, bevor sie fortfuhr.

"Fliegen Sie hin. Vielleicht ist das nun eine der letzten Gelegenheiten, sicher von Tirahnn wegzukommen, wer weiß, wie lange das noch möglich sein wird. Sortieren Sie ihre Gedanken, wechseln Sie die Perspektive. Und dann, wenn Sie dort sind, und es möchten, aber nur dann, und sich die Gelegenheit ergibt... nutzen Sie Ihre Position. Knüpfen Sie Kontakte, holen Sie Informationen ein. Tirahnn ist klein und unbedeutend, niemand wird für uns Partei ergreifen, der Galaxis ist egal, was hier geschieht, die meisten haben noch nicht einmal von Tirahnn gehört. Aber vielleicht können Sie gleichzeitig etwas bewirken, wenn Sie da draußen sind. Den Leuten einfach klarmachen, dass es uns gibt. Manchmal... reicht schon ein kleiner Kieselstein, um eine Lawine ins Rollen zu bringen."

Es war vielleicht zu viel verlangt, wo Tel'Set doch gerade klargemacht hatte, dass er gar nicht wusste, wo er überhaupt stand, aber vielleicht war es der kleine Schubser, den er brauchte, um in diese Richtung zu gehen. Und auf Coruscant ein paar Leuten die Hand zu schütteln war nicht groß gefährlich, wenn er vorsichtig blieb und nicht zu viel Aufsehen erregte.

[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set

In seinem Inneren spürte Draen eine Mischung aus Bewunderung und Besorgnis, während er Dr. Amroths Worte hörte. Ihre Entschlossenheit, gegen das Unvermeidliche zu kämpfen, berührte ihn tief – ihre unerschütterliche Liebe zu Tirahnn, ihre Überzeugung, dass die Freiheit einen Wert hatte, der unantastbar war. Er bewunderte den Mut in ihrer Stimme, die Kraft, die aus ihrem Glauben erwuchs, und konnte nicht anders, als sich an eigene Motive zu erinnern, an die Überzeugungen, die ihn antrieben. Er wusste, dass Veränderung möglich war, weil er es selbst in den kleinen, unerwarteten Begegnungen seines Lebens gelernt hatte – in den Geschichten, den Kulturen, den Menschen, die er getroffen hatte. Er war überzeugt, dass Verständnis, Geduld und Lernen Brücken bauen können, wo Mauern zu entstehen drohten. Diese Gedanken wollte er immer bewahren, auch in Zeiten, in denen die Welt um ihn herum ins Wanken geriet. Doch sie waren nicht in jedem Moment präsent. Gleichzeitig spürte er die Verletzlichkeit, die das mit sich brachte. Die Unsicherheit, die Dr. Amroth so offen benannte, war auch eine Erinnerung daran, wie zerbrechlich die Hoffnung manchmal sein konnte. Und doch, in diesem Moment, fühlte er eine erneuerte Entschlossenheit.

Die Zuversicht, mit der die Kinderärztin sprach, war ansteckend, und er spürte, wie sich seine eigene Haltung langsam festigte. Trotz der düsteren Aussichten, die er im Gespräch zuvor geäußert hatte, blieb in ihm ein Funken Hoffnung lebendig – eine Überzeugung, dass selbst in den dunkelsten Zeiten das Engagement einzelner eine Veränderung bewirken konnte.

Er nickte langsam, die Hände vor dem Körper verschränkt, als wolle er sich selbst an den Mut erinnern, den die Tirahnnerin ihnen vermittelte.
„Ich danke Ihnen, Dr. Amroth. Ihre Worte sind inspirierend und ich bewundere Ihren Optimismus. Es ist mutig, so fest an die Hoffnung zu glauben, gerade in Zeiten wie diesen, und es ist leicht, in solchen Momenten den Glauben zu verlieren. Aber genau das brauchen wir – den Glauben daran, dass unsere kleinen Taten nicht umsonst sind.“ Seine Stimme klang ruhig, aber mit einer tiefen Überzeugung. „Die Geschichte Tirahnns zeigt uns, dass selbst in den schwierigsten Situationen eine unerschütterliche Kraft in unserem Zusammenhalt liegt. Und genau das ist es, was ich an unserer Kultur so bewundere: Unser Wunsch, zu lernen, zu verstehen und gemeinsam eine Zukunft zu gestalten. Vielleicht ist es gerade jetzt wichtiger denn je, die Augen offen zu halten, Neues zu lernen und Brücken zu bauen. Es gibt immer einen Weg, auch wenn er manchmal verborgen ist.“

Sein Blick schweifte kurz in die Ferne, als würde er die Weite des Universums erkunden.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder von uns die Kraft hat, Veränderungen anzustoßen. Manchmal genügt ein winziger Impuls, um eine Kettenreaktion auszulösen – und wer weiß, vielleicht ist genau das mein Beitrag.“ Ein warmes Lächeln zog kurz über seine Lippen, doch darin lag auch eine Spur von Demut. Trotz seines Optimismus wusste Draen, dass die Herausforderungen groß waren, aber genau diese Herausforderung wollte er annehmen, mit offenem Geist und ungebrochener Neugier.

Dr. Amroths Rat klang vernünftig, fast schon logisch, doch in seinem Inneren regte sich eine leise Skepsis. Er war ein neugieriger Geist, immer bestrebt, mehr zu verstehen, mehr zu erfahren – über Kulturen, Menschen, die Welt um ihn herum. Das Gefühl, aktiv etwas bewegen zu können, war für ihn eine treibende Kraft. Doch gleichzeitig spürte er, dass es eine feine Linie gab zwischen Engagement und Risiko, zwischen Mut und Leichtsinn. Toleranz und Offenheit waren ihm wichtig, doch in solchen Momenten fühlte er die Grenzen seiner eigenen Unsicherheit.

Kryptisch kam der Hinweis, dass er seine Position nutzen solle, und es ließ den Tirahnner nachdenklich werden. War es nur eine Ermutigung, oder steckte mehr dahinter? Er fragte sich, ob er eher vorsichtig sein sollte, oder ob er mutig genug sein könnte, um wirklich etwas zu bewegen. Und wie konnte er sich sicher sein, dass er den richtigen Moment erkannte? Es war schwierig, den Unterschied zwischen vorsichtiger Taktik und dem Verpassen einer Chance zu erkennen. Ganz gleich, er war fest entschlossen, das Beste daraus zu machen. Und manchmal, so dachte er, brauchte es nur den ersten Schritt – ein bisschen Mut und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Denn am Ende war das Lernen, das Verstehen und das Engagement für seine Überzeugungen das, was ihn antrieb. Er stellte sich vor, wie es wäre, auf Coruscant zu sein, die vielfältigen Kulturen, die Menschen und andere Spezies und ihre Geschichten kennenzulernen. Es würde ihn nicht nur beruflich bereichern, sondern auch persönlich, ganz in seinem Sinne des Lernens und Verstehens. Für die Teilnahme am Kongress hatte er sich ohnehin bereits registriert.

„Vielleicht haben Sie Recht“, sagte er langsam, „vielleicht ist es genau die Gelegenheit, die ich brauche. Einen Schritt aus der gewohnten Bahn, um neue Blickwinkel zu gewinnen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch Austausch und Toleranz unsere Grenzen erweitern können – gerade in Zeiten wie diesen.“

Draen lächelte, das Vertrauen in die Möglichkeiten, die vor ihm lagen, sichtbar in seinem Ausdruck.
„Es ist keine Flucht. Ich möchte die Chance nutzen, um von anderen zu lernen, um mich weiterzuentwickeln. Es ist mein Ehrgeiz, nicht nur für mich selbst, sondern auch für Tirahnn und die Zukunft, die wir gemeinsam gestalten.“

Der Mediziner richtete seinen Blick auf Dr. Amroth, seine Augen voller Neugier und aufrichtigem Interesse.
„Haben Sie Erfahrung mit Coruscant? Gibt es bestimmte Orte oder Kontakte, die Sie mir empfehlen würden?“

Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set
 
Δ Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Zentralbüro des ISB Verhörzelle Agent Kreeger und das Subjekt Δ

Die Luft im Zentralbüro des ISB von Tirahn Stadt war stiller als anderswo im Galaktischen Imperium. Hier herrschte kein Lärm der Stadt, kein Rufen, kein Verkehr, nur das gedämpfte Summen der Energieverteiler hinter den Wänden und das regelmäßige Zischen der Luftaufbereitung. In den Fluren des Imperialen Sicherheitsdienstes roch alles nach Metall und Ordnung. Steril, kontrolliert, klinisch. In dieser Welt der grauen, weißen und schwarzen Uniformen und geschlossenen Türen war Agent Nerio Kreeger in seinem Element. Während andere Offiziere des Galaktischen Imperiums an der Front kämpften oder über Flotten kommandierten, führte Kreeger seine Schlachten in Räumen ohne Fenster. Dort, wo Wahrheit und Angst ineinander übergingen, wo Loyalität wie Gewebe geprüft wurde. Er verstand sich nicht als Soldat, sondern als Diagnostiker. Und jeder, der diesen Raum betrat, war ein Patient – ob er wollte oder nicht. Der Funktionär rang mit seiner Fassung. Die Stirn glänzte unter dem kalten Deckenlicht, seine Finger zuckten nervös. Nerio Kreeger beobachtete das wie ein Arzt die Zuckungen eines Patienten. Keine Bewegung entging ihm.

„Sehen Sie,“ begann er erneut, die Stimme von unerschütterlicher Ruhe getragen, „ich bin kein Soldat. Ich trage keine Rüstung, ich befehle keine Legionen. Mein Werkzeug ist das Gespräch.“ Er tippte mit dem behandschuhten Finger sachte gegen die Mappe, als sei sie ein Stethoskop. „Aber ein Gespräch reicht, um Fieber zu senken, um eine Infektion einzugrenzen. Ein Eingriff ist nicht immer nötig. Manchmal genügt schon ein ehrliches Wort.“

Der Mann atmete hektisch ein und aus, die Hände fest ineinander verschränkt. „Ich… ich habe niemandem geholfen. Ich schwöre es.“

„Niemandem geholfen?“ Kreeger hob eine Braue, sein Lächeln blieb unverändert.Das ist ein interessanter Begriff. Helfen. Helfen ist ein Symptom, wissen Sie. Ein sehr menschliches. Menschen helfen anderen, selbst wenn sie es nicht sollten. Ein kleiner Gefallen hier, ein weitergegebener Name dort… und ehe man sich versieht, hat man das Fieber schon in den eigenen Händen getragen.“

Er ließ eine Pause entstehen, so schwer, dass man beinahe das Summen der Beleuchtung hörte. Dann beugte er sich langsam vor, die Hände gefaltet, als wolle er dem Mann ein Geheimnis anvertrauen. „Ich werde Ihnen etwas verraten.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, eindringlich, vertraulich. „Ich habe nichts gegen Sie persönlich. Ich habe auch nichts gegen die Rebellion. Warum sollte ich? Ich kenne sie nicht. Ich kenne nur Symptome. Und glauben Sie mir: Ich bin ausgesprochen gut darin, sie zu erkennen.“

Der Funktionär wich mit den Augen aus, als könne er dem Blick nicht standhalten. „Sie… Sie können mir nichts beweisen.“

Kreeger lachte leise. Kein hartes Lachen, sondern ein beinahe freundliches, als hätte man ihm einen charmanten Scherz erzählt. „Beweisen? Mein Lieber… Beweise sind etwas für Gerichte. Ich bin sowas wie ein Arzt, kein Richter.“ Er griff nach der Mappe, schlug eine Seite um und deutete auf eine markierte Passage. „Aber sehen Sie: Hier ein Dokument, das Ihre Präsenz in einem Lagerhaus am Raumhafen belegt. Dort verschwanden Waren, die nie hätten verschwinden dürfen. Arzneimittel, die… wie ironisch… das Leben imperialer Soldaten retten sollten.“ Er schüttelte den Kopf, als sei er selbst beinahe betrübt. „Und gleichzeitig taucht ein Name auf. Immer wieder. In den Gesprächen, die wir aufgefangen haben. Ihr Name.“

Die Stirn des Mannes perlte vor Schweiß. „Das… das war ein Missverständnis. Ich—“

„—Ah!“ Kreeger schnitt ihm sanft das Wort ab, indem er die Hand hob, als wollte er ihn beruhigen. „Missverständnisse sind wie bakterielle Infektionen. Sie beginnen klein, unscheinbar, oft harmlos. Aber ignoriert man sie…“ Seine Stimme senkte sich, sein Blick verhärtete sich. „…dann breiten sie sich aus. Sie zerstören Gewebe. Und am Ende verliert man nicht nur den Finger, sondern die ganze Hand.“

Er lehnte sich wieder zurück, das Lächeln kehrte zurück, sanft, beinahe väterlich. „Ich gebe Ihnen die Möglichkeit, die Hand zu retten. Vielleicht sogar den Arm. Aber dafür brauche ich die Wahrheit. Namen. Kontakte. Wer Ihre ‚Hilfe‘ in Anspruch genommen hat. Ich will nicht Ihr Fleisch schneiden. Ich will nur Ihre Worte hören.“

Er nahm das Datenpad, tippte langsam darauf, so dass das leise Klicken die Stille durchbrach. „Einmal. Klar. Deutlich. Das genügt. Und glauben Sie mir, Ihr Herz wird leichter schlagen, wenn Sie die Last abwerfen. Wie nach einer erfolgreichen Operation.“

Wieder ließ er die Stille wirken, lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und sah den Mann lange an. Ein Arzt, der den Patienten ansieht, wissend, dass die Diagnose längst gestellt ist.

„Also, sagen Sie mir,“ fragte er schließlich in einem Ton, der zugleich höflich und unausweichlich war, „mit wem haben Sie gesprochen?“

Der Mann schwieg. Sein Blick irrte zwischen den weißen Wänden, als könne er dort eine Fluchtmöglichkeit finden. Dann fixierte er den Tisch, die Kanten, die Schattierung der Lichtreflexe. Alles, nur nicht den Mann ihm gegenüber.
Nerio Kreeger wartete. Er bewegte sich nicht, sprach nicht. Geduld war das schärfste Skalpell. Schweigen war oft der Moment, in dem der Patient sich selbst öffnete. Das Summen der Deckenleuchte wurde zum Puls der Zelle. Dann, nach endlosen Sekunden, ein Flüstern.


„Ich… habe nur den Kontakt hergestellt. Nur ein Mal.“

Kreeger hob langsam den Blick von seinem Datenpad, als hätte er das gar nicht gehört. „Einmal?“ fragte er sanft. „Ein einziges Mal? Wie ein erster Husten, bevor das Fieber kommt?“

Der Funktionär sah ihn an, und Kreeger lächelte schmal. Nicht kalt, sondern beinahe tröstlich. Er tippte den Namen in sein Pad ein, ein leises Klicken, das wie ein Herzschlag klang.


„Und wem haben Sie den Zugang gewährt?“

„Einer Frau“, sagte der Mann hastig. „Sie nannte sich... Varla. Varla Tem. Ich weiß nicht, ob das ihr richtiger Name war. Sie… sie wusste Dinge. Über uns. Über die Lieferungen.“

„Varla Tem.“ Kreeger sprach den Namen aus, langsam, prüfend. Dann nickte er leicht. „Interessant. Sie sehen, wie einfach das war? Kein Schmerz, keine Schreie. Nur Worte. Worte sind das, was heilt. Oder tötet.“

Er legte das Datenpad beiseite, faltete die Hände. „Und sagen Sie mir, Herr…“ er sah in die Akte und tat so, als lese er den Namen zum ersten Mal, als wüsste er nicht bereits, wer der Patient vor ihm sei. „Renver, war es? Herr Renver. Wie kam diese Varla Tem an Sie heran? Zufällig? Oder haben Sie ihr, sagen wir, den Kontakt ermöglicht?“

Renver zögerte. „Sie… sie kam über einen Kollegen. Ich wusste nicht—“

„Natürlich wussten Sie es nicht.“ Kreeger nickte, als bestätige er die Diagnose eines Patienten, der sich selbst beruhigt. „Niemand weiß je etwas. Das ist die Natur von Infektionen. Sie verstecken sich. Sie tarnen sich als harmlos, bis es zu spät ist.“

Er stand auf, trat langsam um den Tisch und blieb hinter dem Mann stehen. Seine Stimme senkte sich, ruhig, beinahe fürsorglich. „Aber wissen Sie, was mich interessiert? Warum Sie, Herr Renver. Warum nicht jemand anderes? Warum dieser Kontakt gerade Sie fand. Sie müssen doch etwas ausgestrahlt haben. Eine Schwäche, ein Spalt im Gewebe, durch den die Krankheit eindringen konnte.“

Renver presste die Lippen zusammen. Der Schweiß glänzte jetzt an seinem Nacken. „Ich… ich wollte nur helfen.“

Kreeger legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der Druck war kaum spürbar, doch Renver versteifte sich, als würde ihn ein Messer berühren.

„Ich glaube Ihnen das,“
sagte Kreeger leise. „Helfen ist menschlich. Aber Menschlichkeit ist, wie Fieber. Sie kann nützlich sein, wenn sie rechtzeitig erkannt wird. Oder tödlich, wenn man sie laufen lässt.“

Er ging wieder um den Tisch, nahm Platz, als wäre nichts geschehen. Seine Stimme wurde wieder sachlich, fast geschäftlich.
„Sie werden mir alle Namen nennen, die Ihnen in Verbindung mit Varla Tem begegnet sind. Danach bringe ich Sie zu einem Kollegen, der eine formelle Erklärung aufnimmt. Wenn Sie kooperieren, kann ich veranlassen, dass Ihre Familie nicht in die Untersuchung einbezogen wird.“

Renvers Kopf schnellte hoch. „Meine Familie? Aber—“

„—Ah, da ist es,“ unterbrach der Offizier des ISB leise aber bestimmt. „Der Fieberherd. Dort sitzt der Schmerz. Ich habe ihn gefunden.“
Er lehnte sich zurück, betrachtete den Mann mit mildem Bedauern. „Glauben Sie mir, ich möchte Ihnen nicht wehtun. Ich will nur verhindern, dass sich Ihre… Krankheit ausbreitet.“

Er nahm wieder sein Pad, und die Tasttöne klangen wie Tropfen in einer endlosen Stille.

„Fangen wir noch einmal von vorn an,“ sagte er schließlich.
Δ Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Tirahnn Stadt Zentralbüro des ISB Verhörzelle Agent Kreeger und Herr Renver (NPC) Δ
 
[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen

Mellah musste lächeln, durchaus ein wenig verzweifelt.

"Dieser Optimismus mag für manche mutig sein - vielleicht ist er aber auch einfach nur dumm. Wir werden es sehen. Aber wenn Tirahnner eines können, dann ist es an uns und vor allem an unser Volk zu glauben und dafür einzustehen."

Davon war sie wirklich überzeugt. Tirahnn war ein friedfertiger Planet, unscheinbar und eigentlich nur auf Handel aus. Aber wenn man zu sehr in sie stach, wenn man sie reizte, dann würden sie aufbegehren wie ein Volk corellianischer Weinbienen.
Sie sah es zwar nicht ganz so wie der Arzt ihr gegenüber; Mellah war nicht davon überzeugt, dass jede Person Veränderungen auslösen konnte – aber das machte nichts, das musste sie nicht sein. Und ab und an, ja, da mochte es vorkommen. Wer wusste schon, wer in der Lage dazu war? Und vielleicht war es Draen Tel'Set, der eine Veränderung großen Ausmaßes auslösen würde; möglich war absolut alles.

Auch deshalb nahm Mellah es sich heraus, ihm den Ratschlag zu geben, an der Konferenz teilzunehmen und vielleicht auch die Augen und Ohren offenzuhalten. Sie wusste nicht, ob sie damit vielleicht zu weit ging, aber sie nahm es in Kauf. Und ihr Gegenüber nahm es ihr wohl nicht übel. Sie wollte ihn keinesfalls zu etwas drängen, das er nicht tun wollte, auch nicht aus einem schlechten Gewissen heraus, doch so klang es nicht. Von anderen zu lernen -


"...dann ist diese Konferenz wohl eine optimale Gelegenheit für Sie",

lächelte Mellah ihm aufmunternd zu.

Er fragte nach Coruscant, aber daraufhin musste sie den Kopf schütteln.


"Nein. Tatsächlich war ich noch beinahe nie auf anderen Planeten. Verrückt, nicht wahr? Ich bin wohl in der Tat das, was das Imperium als 'typisch hinterwäldlerisch' bezeichnen würde."

Was Mellah aber überhaupt nichts ausmachte. Sie war zufrieden mit diesem Leben. Sie brauchte keine Planetenreisen, keine exotischen Orte. Vielleicht irgendwann später mal, wenn die Kinder aus dem Haus waren und sie noch am Leben, aber eigentlich... wäre sie zufrieden und glücklich, wenn sie mit ihrer Familie einfach auf Tirahnn leben konnte. Der Planet hatte genug eigene schöne Orte. Sie hatte noch nie verstanden, weshalb es als so bewundernswert galt, zig Planeten besucht zu haben, aber andererseits musste sie das ja auch nicht.

Tel'Sets zweite Frage aber... Sie... eröffnete Möglichkeiten. Keine Sekunde hatte sie zuvor darüber nachgedacht, aber jetzt wurde ihr klar, dass Miri vermutlich auf Coruscant sein würde. Ziemlich sicher, oder? Und falls doch nicht, standen dann nicht die Chancen gut, dass dieser Chiss es war? Allerdings müsste sie damit offenbaren, wie ihre Verbindungen aussahen. Vor kurzem hatte sie sich noch dagegen entschieden, bewusst. Aber falls er wirklich Miri aufsuchen würde, gesetzt den Fall, man lieferte sie nicht aus... sie konnte ihr erneut eine Nachricht mitschicken. Ihr schreiben, wie der aktuelle Stand hier war. Sie darum bitten, dass sie sich irgendwie meldete und ihr sagte, dass es ihr gut ging. Es erschien Mellah unwahrscheinlich, dass man den Arzt einfach in den Tempel einlassen würde und erst recht zur aktuell meistgesuchtesten Person der Galaxis, aber... hatte sie nicht noch Kontaktdaten von Riuen? Vielleicht funktionierten sie noch. Oder er konnte eine Nachricht übergeben, die man ihm oder Miri dann weitergab? Sie könnte, wurde ihr da pötzlich klar, sogar die Objekte mitgeben, die Miris Verlobter ihr dagelassen hatte. Sie sollte sie aufbewahren bis nach dieser Mission... die, wie sich herausgestellt hatte, wohl die Ermordung des Imperators gewesen war. Kein Wunder, dass die beiden befürchtet hatten, nicht zu überleben. Und das schlimme war, dass Mellah nicht einmal wusste, ob es eingetreten war. Zwar lebte Miri ganz offensichtlich noch - aber von einem Ian war keine Rede gewesen. Weil er tot war? Möglich... dann sollte sie ihr diese Spieluhr ohnehin schicken. Oder sollte sie sie aufbewahren, nur zur Sicherheit? Doch wann würden sie sich sehen? Weder konnte Miri nach Tirahnn, noch sie selbst nach Coruscant. Und das würde sich wohl in den nächsten Monaten nicht ändern. Vielleicht war es wichtig, dass sie diese Objekte bekam... Musste sie das sofort entscheiden?


"Ich... kenne vielleicht jemanden",

begann sie zögernd.


"Genau genommen, sogar zwei Personen. Aber ich weiß nicht, ob sie auf Coruscant sein werden. Und auch nicht, ob Sie sie treffen können. Aber falls es möglich wäre, dann wäre das durchaus sehr hilfreich. Vielleicht für alle Parteien."

Mellah zögerte noch immer. Durfte, sollte sie das wirklich? Aber eigentlich... Tel'Set war kein Verräter. Er hätte längst genug, um sie verhaften zu lassen, und was sollte er mit der Information, dass sie Jedi kannte? Selbst diese Jedi? Mellah seufzte.

"Es sind zwei Jedi."

Sie hatte ihre Stimme ernaut automatisch gesenkt.

"Einer ein Chiss. Ich kenne ihn nur flüchtig, er hat damals den Kontakt für besagten Nebenjob hergestellt. Ich weiß nicht, wie abgeriegelt der Tempel aktuell ist, aber vielleicht wird man eine Nachricht überbringen, ich kann eine mitgeben, und er kann dann selbst entscheiden, ob er sich mit Ihnen trifft. Natürlich nur, wenn er zur Zeit auf dem Planeten ist. Die andere... ist momentan eine der zwei meistgesuchtesten Personen der Galaxis. Daher schätze ich eher, sie wird genug zu tun haben."

Sofern sie noch lebte, wenn er auf Coruscant ankam.

"Aber falls es Ihnen nichts ausmachen würde, dann würde ich Ihnen auch für sie gerne eine Nachricht mitgeben. Eine solche Gelegenheit, Nachrichten abhörsicher zu übertragen, ist nun einmal sehr selten geworden. Ich denke... beide könnten Ihnen vielleicht auch helfen, was die Sache mit den Verbindungen angeht. Mit der Konferenz... eher weniger",

schloss sie hilflos lächelnd. Nein, weder Riuen noch Miri hatten Erfahrung mit Medizin.


[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set

Draen hörte Dr. Amroths Worte und spürte, wie sich in ihm eine tiefverwurzelte Überzeugung weiter verfestigte. Für ihn war diese Überzeugung mehr als nur Mut oder Dummheit. Es war die feste Überzeugung, dass Tirahnn, sein Heimatplanet, das Unmögliche schaffen konnte. In seinem Inneren war da dieses Gefühl, das ihn nie verlassen hatte: Tirahnn war stark, widerstandsfähig und voller unerschütterlicher Hoffnung. Es gab in seinem Herzen keinen Zweifel daran, dass sein Volk die Kraft hatte, selbst den widrigsten Umständen zu trotzen. Da fielen ihm die Worte seiner Mutter ein und er sprach: „In einer Galaxis voller Unwägbarkeiten gilt oft: Der Glaube an das Licht kann das Dunkel selbst vertreiben. Das waren die Worte, die mir meine Mutter in jungen Jahren mit auf den Weg gegeben hat. Lassen Sie diese uns ein Weg sein.“

Draen schloss für einen Moment die Augen, während die Worte seiner Mutter in seinem Kopf widerhallten. Er erinnerte sich an die sanfte Stimme, die ihm damals Trost spendete, und an die Wärme, die in ihren Augen leuchtete, wenn sie von Hoffnung gesprochen hatte. Sie war eine Quelle der Stärke für ihn gewesen, ein Leuchtfeuer in dunklen Zeiten. Sein Herz erfüllte sich mit Dankbarkeit, und er spürte, wie die Überzeugung, die sie ihm vermittelt hatte, ihn heute noch trug. Mit diesem Gedanken fühlte er sich verbunden mit ihrer Stärke und Hoffnung, bereit, für das Licht zu kämpfen, das sie ihm mit auf den Weg gegeben hatte.

Als Dr. Amroth auf den Kongress zu sprechen kam, nickte Draen bedächtig.
„Ja, das hoffe ich auch. Es ist zwar eine gewisse Unsicherheit dabei, aber vielleicht genau das, was ich brauche, um neue Inspiration zu finden. Es ist eine Chance, die ich nicht ungenutzt lassen möchte.“ Er lächelte leicht, doch in seinen Augen lag immer noch eine Spur von Vorsicht und Nachdenklichkeit. „Ich werde mein Bestes geben, um das Beste daraus zu machen.“

Der Tirahnner spürte, wie die anfängliche Unsicherheit in ihm allmählich wich. Die Komplexität und Schönheit der Neurowissenschaften, die ihm schon immer so viel bedeutet hatten, schien ihn jetzt mit neuer Klarheit zu erfüllen. Die unendlichen Möglichkeiten, die das Verständnis des menschlichen Geistes bot, ließen ihn den Alltag und die Sorgen für einen Moment vergessen. Seine Liebe für dieses Fachgebiet, die ihn stets angetrieben hatte, wurde stärker – ein Leuchtfeuer, das ihn ermutigte, weiter zu forschen, zu lernen und die Geheimnisse des Gehirns zu entschlüsseln. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so verloren in der Unsicherheit, sondern vielmehr voller Neugier und dem festen Wunsch, noch mehr zu entdecken.

Diese Neugier vermischte sich mit einem elektrisierenden Gefühl von erwartungsvoller Anspannung, als er an die hiermit verbundene Abreise nach Coruscant dachte. Bisher war er nur auf Chandrila gewesen, einem friedlichen Planeten mit üppigen Wäldern, sanften Hügeln und einer Atmosphäre der Ruhe und Harmonie. Wenngleich er dort nur wenige Jahre als Kind verbracht hatte, war Chandrila für ihn in Gedanken immer ein Ort der Geborgenheit gewesen, ein Zuhause, das Ruhe und Stabilität bot. In gewisser Weise meinte er Aspekte seiner Erinnerungen hier auf Tirahnn wiederzuerkennen. Die Bilder seiner Kindheit waren ihm damit nie fremd, Chandrila ihm ungewöhnlich nahe. Nach all der Zeit noch mal dorthin zu reisen, war noch etwas, dass er ins Auge fassen würde, wenn die Zeit dafür gekommen war – oder es die Gegebenheiten zuließen.

Coruscant hingegen, der zentrale Planet der Galaxis, war das komplette Gegenteil vom friedvollen natürlichen Tirahnn und Chandrila. Ein riesiger, urbaner Planet, der von unzähligen Wolkenkratzern durchzogen war, die den Himmel fast vollständig verdeckten. Das Herz der galaktischen Politik, Wissenschaft und Kultur – ein pulsierendes, lebendiges Zentrum, das niemals schlief. Die Energie, die dort herrschte, war ansteckend; die Vielfalt der Kulturen, die auf den Straßen und in den Gebäuden lebte, war überwältigend. Für Draen war es faszinierend, wie so viele Leben, Gedanken und Träume in diesem Chaos zusammenkamen, um etwas Größeres zu formen.

Dabei kannte er den Planeten bisher nur vom Hörensagen oder aus dem HoloNet. Er hatte genug gehört, doch das wirkliche Erleben stand ihm noch bevor. Das erste Mal würde er jetzt diesen berühmten Planeten betreten, und das Gefühl war eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht. Er dachte daran, wie er durch die Straßen ging, die Lichter und die Hektik um ihn herum, und spürte eine Mischung aus Ehrfurcht und Neugier. Coruscant war für ihn wie ein lebendiger Organismus, ein Spiegelbild der gesamten Galaxis – komplex, vielschichtig und ständig im Wandel. Dabei erinnerte ihn die enorme Komplexität des Planeten wie selbstverständlich an das Nervensystem eines Lebewesens. So wie die Zivilisation auf Coruscant aus unzähligen Neuronen, Synapsen und Verbindungen bestand, die zusammenarbeiteten, um Denken, Fühlen und Handeln zu ermöglichen, schien auch der Planet selbst eine Art kollektives Bewusstsein zu besitzen. Dieses Netzwerk aus Straßen, Datenleitungen und Individuen war für ihn wie die feinen Verästelungen eines neuronalen Netzwerkes, das ständig Informationen verarbeitete und neue Impulse aufnahm.

Draen hörte Dr. Amroths Worten aufmerksam zu, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Er nickte verständnisvoll.
„Vielleicht ist es gerade die friedvolle Stille Tirahnns, die Sie so zufrieden macht. Manchmal sind es die Orte, die uns am nächsten sind, die uns am meisten bedeuten – und das muss nicht immer exotisch sein oder in der Ferne liegen.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. „Zumindest kann das für manche gelten, für manche nicht. Dafür sind wir alle unterschiedlich, nicht wahr? Ich denke, jeder hat seine eigene Reise – manche suchen sie in der Ferne, andere in der Geborgenheit Zuhause. Und genau das ist es doch, was unser Leben ausmacht: die Vielfalt der Wege, die wir gehen.“

Doch nur wenig nachdem er dies gesagt hatte, ebbte der belebende Schwall von Emotionen über die Reise nach Coruscant urplötzlich ab, als Dr. Amroth weitersprach, die neuen Informationen tief in ihn einsanken und seine Gedanken rasten. Verwunderung machte sich in ihm breit und unweigerlich tat sich in dem Mediziner die Frage auf, welche Wege die Kinderärztin in der Vergangenheit gegangen sein musste. Sein Gegenüber kannte zwei Jedi. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, und eine Welle der Ehrfurcht durchströmte ihn. Die Jedi waren für ihn immer das Symbol für Weisheit, Macht und eine tiefe Verbindung zum Licht. Sie waren die Wächter, die Hüter des Gleichgewichts. Doch die Synapsen seines Gehirns feuerten unentwegt weiter, als er die neuen Informationen mit alten Informationen verknüpfte.

Ein Jedi stammend von Csilla habe ihr den Weg zum Tirahnner Widerstand bereitet? Doch noch mehr Überraschung umfing seinen Geist, als er zur nächsten Schlussfolgerung kam. Dr. Amroth sprach von eine der meistgesuchtesten Personen der Galaxis. Es gab genau eine Jedi, welche von Tirahnn stammte, und von dieser hatte am heutigen Morgen die gesamte Galaxis gehört: Hatte Dr. Amroth Verbindung zu einer der bedeutendsten Jedi-Rätinnen der Galaxis, Jedi-Rätin Eowyn El'mireth?

Draen fühlte, wie sein Herz schneller schlug. Das war für ihn wie ein Schock, der ihn fast den Boden unter den Füßen wegzuziehen schien. Die Vorstellung, dass Dr. Amroth eine so enge Verbindung zum Jedi-Tempel hatte und nun zu eine der Schlüsselfiguren eines aufkommenden galaxisweiten Konfliktes, war fast unbegreiflich.

Er starrte Dr. Amroth an, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
„Was Sie da gerade sagen… verstehe ich Sie richtig? Sie kennen Eowyn El‘mireth? Die Jedi-Rätin? Das… das ist kaum zu fassen. Sie ist eine der mächtigsten und bekanntesten Jedi in der ganzen Galaxis und obendrein nun höchste Priorität des Galaktischen Imperiums. Sie stehen mit ihr in Kontakt?“ Seine Augen funkelten vor Erstaunen und auch vor einer Spur von Angst. „Was bedeutet das alles? Sind Sie… sind Sie sicher, dass das alles sicher ist? Dass Sie so offen darüber sprechen? Es… es fühlt sich an, als würde die Welt, wie ich sie kenne, auseinanderfallen.“

Bei all dem, wo sein logisch-rationaler Verstand ihm auch bei half, hätte er niemals damit gerechnet, dass das Gespräch diese Wendung nehmen würde. Selbst der kleinste Stern konnte einen langen Schatten werfen, dachte er sich.

Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set
 
[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen

Tel'Set hatte recht. Mellah liebte das friedvolle Tirahnn ihrer Kindheit, die ruhigen Tage, die Gemeinschaft, das Miteinander. Natürlich gab es auch auf Tirahnn Reibereien, Verbrechen und politisch gab es auch hier Diskussionen und Auseinandersetzungen, gar keine Frage, aber letzten Endes kämpften die meisten hier für das gleiche. Es war... friedlich. Wesentlich friedlicher zumindest als auf vielen anderen Planeten. Und zumindest in Rhovan war die Welt absolut in Ordnung. Gewesen.

Der Mediziner reagierte in der Tat überrascht, als Mellah ihre Kontaktmöglichkeiten offenbarte. Kein Wunder, die meisten Tirahnner verehrten die Jedi, und die wenigsten kannten welche persönlich. Wie auch, es waren so wenige. Schon Riuen überraschte ihn, aber Miri... Naja. Für sie selbst war es immer normal gewesen, dass ihre Freundin irgendwo da draußen für den Frieden sorgte und über Fähigkeiten verfügte, die sie selbst so gar nicht verstand. Und auch, wenn Mellah die Jedi-Ritter genau wie die anderen bewunderte – letzten Endes hatten sie ihr ihre beste Freundin weggenommen, und dieses Gefühl würde irgendwie immer mitschwingen. Miri und sie waren unzertrennlich gewesen, von Kindesbeinen an bis zu diesem neunzehnten Geburtstag, als die andere das Schiff bestiegen hatte, um nach Coruscant zu fliegen. Seither hatten sie sich nicht mehr gesehen, und nun war das beinahe ein halbes Leben her. Das Loch, welches sie zurückgelassen hatte, war noch immer da, auch, wenn Mellah es natürlich mit anderen Personen gefüllt hatte. Sie wusste heute selber nicht mehr genau, wieso sie nicht mehr Kontakt gehalten hatten, wieso die Verbindung irgendwann eingeschlafen war. War es die Entfernung gewesen, der Krieg, Mellahs schlechtes Gewissen wegen Tharen, der Streit zwischen Miri und ihrem Vater, der Wechsel Tirahnns zum Imperium, eine Kombination oder gar etwas völlig anderes? Tatsache war, dass Mellah sich nicht sicher war, ob sie sich heute noch so gut verstehen würden wie früher. Sie hatte Angst davor, ihr in echt gegenüberzustehen, und gleichzeitig sehnte sie sich unglaublich danach. Nicht so sehr wie nach ihren Kindern und nach Tharen, selbstverständlich, aber... doch intensiv. Eben anders.

Ihre Wangen wurden etwas rot, als ihr Gegenüber völlig perplex aus seinen Socken gerissen wurde. Sie vergaß immer wieder, wie ungewöhnlich diese Freundschaft von außen gesehen wurde. Wenn es denn noch eine Freundschaft war. Aber zumindest Miri schien sie noch etwas zu bedeuten, schließlich hatte sie Ian von ihr erzählt und ihr auch die Verantwortung für ihr Elternhaus übertragen... Vielleicht hatte sie ihre Wurzeln doch noch nicht ganz vergessen.
Verlegen zuckte Mellah mit den Schultern.


"Ich bin mir sicher",

erwiderte sie mit leiser Stimme.


"Wir sind zusammen aufgewachsen. Waren in einem Kindergarten, in einer Klasse."

Vermutlich war es für Außenstehende seltsam, sich Miri als Kindergartenkind vorzustellen. Während Mellah wiederum Probleme hatte, diese erwachsene Person aus den HNN mit der Freundin in Verbindung zu bringen, die für sie Blumenkränze geflochten hatte, um mit ihr Prinzessinnen zu spielen und es später teilweise faustdick hinter den Ohren gehabt hatte. Eowyn El'mireth, diese würdevolle, ernste, mächtige und verantwortungsvolle Person konnte nicht die gleiche sein, die als Teenie rotzfrech ihrem Lehrer die Meinung gesagt, rauchend auf dem Schulhof gestanden und lebensfroh die unmöglichsten Dinge angestellt hatte.

"Wir hatten kaum mehr Kontakt, seit sie in das Raumschiff gestiegen und weggeflogen ist, aber vor ein paar Monaten hat sie sich wieder bei mir gemeldet. Sie scheint unsere Freundschaft genauso wenig vergessen zu haben wie ich. Wie es ihr aktuell geht, und all das... das kann ich natürlich auch nicht sagen. Unser letzter Kontakt war... vor all dem."

Und "all das" war vermutlich der Grund gewesen, aber das musste sie dem Tirahnner nicht auf die Nase binden.

"Wenn sie aber noch ein bisschen so ist wie früher, dann wird sie Sie anhören, wenn es möglich ist. Oder zumindest dafür sorgen, dass jemand anderes es tut. Vielleicht... falls es für Sie in Frage kommt, selbstverständlich... könnte ich auch meine... Chefs fragen, ob sie Nachrichten übermitteln wollen. Hilfegesuche, so etwas. Listen mit Dingen, die benötigt werden. Ich weiß, dass Mir... dass Eowyn Tirahnn immer wichtig war. Sie wird tun, was sie kann, um unseren Kampf zu unterstützen."

Immer vorausgesetzt, sie war morgen oder übermorgen nicht auf dem Weg zur neuen Imperatorin. Eine grauenvolle Vorstellung, die Mellah sofort wieder aus ihrem Kopf verdrängte, denn das ertrug sie nicht.

[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen
 
Innerer Rand Zeemacht-Sternhaufen Tirahnn Wald zwischen Rhovan und Tirahnn Mellah Amroth und Draen Tel'Set

Draen hörte Dr. Amroths Worte mit wachsendem Staunen und einer tiefen, inneren Spannung. Die Verbindung zu Jedi-Rätin Eowyn El'mireth – einer der mächtigsten und respektiertesten Jedi der Galaxis – war für ihn kaum fassbar. Es war, als hätte er einen unerwarteten wissenschaftlichen Durchbruch in der Welt der Neurowissenschaften erzielt, welcher alles, was er bisher gewusst hatte, in Frage stellte. Er konnte kaum glauben, dass aus einem scheinbar gewöhnlichen Mädchen, einem Kind, das einst zwischen Blumenkränzen und kindlichem Gelächter unterwegs gewesen sein musste, eine so bedeutende Persönlichkeit hervorgegangen war. Es war, als ob die Grenzen des Möglichen weit verschoben wurden – damals wie heute. Der Gedanke, dass diese Person, die er so nur aus Berichten kannte, in der Lage war, Einfluss zu nehmen, wo er selbst nur ahnen konnte, was für Kräfte sie besaß, ließ ihn den Atem anhalten. Es war, als ob er plötzlich durch eine Barriere in eine völlig andere Welt trat, eine Welt, in der die Macht der Freundschaft, der Vergangenheit und der Hoffnung eine greifbare Realität war.

Er spürte die Erinnerungen an Dr. Amroths kindliche Freundschaft, an die Momente voller Unbeschwertheit. Vor seinem geistigen Auge sah er sie zusammen auf den Spielplätzen herumtoben, lachend und voller Vertrauen in die Welt. Er sah zwei kleine Mädchen mit funkelnden Augen und einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, unbeschwert von den Mächten, die später über die Galaxis herrschen sollten. Es war eine Erinnerung daran, dass Wandel möglich war, dass Stärke aus den kleinsten Anfängen erwachsen konnte und dass selbst die bedeutendsten Figuren der Galaxis ihre Wurzeln in einfachen, echten Momenten hatten.

Sein Blick wurde nachdenklich, doch auch gefüllt von Entschlossenheit.
„Das ist... erstaunlich“, flüsterte er fast, während er die Worte langsam formte und in die Stille der Situation eintauchte. Für einen Moment schien die Welt um ihn herum stillzustehen, als ob die Bedeutung dieser Verbindung tief in seinem Inneren nachhallte. „Dass Sie und Jedi-Rätin Eowyn El'mireth seit Kindheitstagen befreundet sind… Das ist so fernab von allem, was ich mir hätte erdenken können. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier sitze und von einer solchen Verbindung erfahre. Ich fühle mich, als würde ich in eine völlig andere Welt eintauchen, eine Welt, die ich vorher nur aus Geschichten kannte. Es ist eine Sache, von einer Jedi-Rätin zu hören, aber eine ganz andere, sie tatsächlich zu kennen – und zu wissen, dass Sie ihre alte Freundin sind.“

Er war gefüllt von einer gewissen Ehrfurcht. Es war, als würde eine Brücke geschlagen werden zwischen den Legenden und der Wirklichkeit, zwischen den großen Geschichten in der Galaxis und dem echten Leben im Hier und Jetzt. In diesem Moment wurde Draen klar, wie klein seine eigenen Vorstellungen waren und wie wenig die Erkenntnisse seiner wissenschaftlichen Leidenschaft um das Nervensystem bedeutete im Vergleich zu den tiefen Verbindungen, die Individuen und Macht miteinander verbinden konnten.

„Wenn sie, wie Sie sagen, noch immer an ihre Freundschaft glaubt – dann ist das ein wertvolles Band.“ Er atmete tief durch, als ein dunkler Schleier seine Gedanken umfing, als ihn dies an die Neuigkeiten des Tages denken ließ. Er kannte die Jedi-Rätin nicht, doch er versuchte sich vorzustellen, wie es ihr aktuell mit der Auslieferungsforderung des Imperiums ergehen musste. Er stellte sich vor, wie sie sich inmitten des Chaos, der politischen Intrigen und des unerbittlichen Drucks fühlen musste. Konnte sie bei der Last ihrer schieren Verantwortung die mächtige, ruhige Jedi-Rätin bleiben, die alles im Griff hatte? Würde sie ihre Prinzipien bewahren können?

Draen sah Dr. Amroth mitfühlend an, sie musste Ähnliches fühlen.
„Ich kann mir vorstellen, dass es schwer sein muss, all das zu tragen – die Erinnerungen, die Ängste, die Unsicherheiten“, sagte er. „Es ist nicht leicht, jemanden, den man schätzt, in Gefahr zu sehen, besonders wenn man nur wenig tun kann. Aber gerade in solchen Momenten zeigt sich, wie stark unsere Verbundenheit zueinander ist. Ihre Freundschaft zu Jedi-Rätin Eowyn El‘mireth, Ihr Glaube an sie – das sind Kräfte, die nicht nur Sie miteinander verbinden, sondern auch uns allen Hoffnung schenken.“ Seine Stimme war ruhig, aber fest. „Ich vertraue darauf, dass sie tun wird, was sie kann, um das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.“

Der Mediziner wunderte sich über seine rationale Art im Umgang mit dieser mehr als besonderen Situation. All die Gespräche mit Individuen im Krankenhaus in besonderen Lebensumständen hatten ihm wohl einen ausreichend routinierten Umgang verliehen. Und er spürte dabei Neugierde; wie seine Reise nach Coruscant nicht mehr nur rein medizinisch-wissenschaftlichen Hintergrund haben würde. Der Nervenkitzel reizte ihn und wie er feststellen musste, so auch die Tatsache, dass er sich dem Tirahnner Widerstand aktuell emotional näherte.

Bedächtig fixierte er den Horizont. Er spürte das Gewicht seiner Verantwortung schwer auf den Schultern, doch gleichzeitig spürte er eine neue Kraft, eine Entschlossenheit, die aus dem Funken seines Glaubens erwuchs. Mit leiser, aber bestimmter Stimme setzt er an.
„Wir stehen vor einer Zeit, in der jedes kleine Licht zählt. Jede Bewegung, jedes Wort kann den Unterschied machen. Wenn Jedi-Rätin Eowyn El'mireth nach allen Ereignissen, die wir selbst nicht vollständig begreifen können und werden, noch immer an das Gute glaubt, an das Licht, das uns alle verbindet, dann dürfen wir ebenfalls niemals aufhören, an diese Hoffnung zu glauben. Selbst wenn alles um uns herum zerfällt, müssen wir die Flamme am Brennen halten.“

Sein Blick wandte sich wieder Dr. Amroth zu, seine Stimme wurde noch entschlossener. „Es ist, als würde ich auf der Schwelle zu etwas stehen, das alles verändert. Und ich weiß nicht, ob ich bereit bin für all das, was noch kommen mag. Aber ich weiß, dass ich alles tun werde, um diese Chance zu nutzen. Ich werde alles tun, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Denn in dieser Galaxis, in all ihrer Unwägbarkeit, ist das eine Hoffnung, die wir nicht aufgeben dürfen. Nur gemeinsam können wir noch eine Chance haben, das Unvermeidliche abzuwenden.“

Er machte eine kurze Pause, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen. Sein Herz pochte kräftig, doch seine Stimme blieb ruhig und klar. „Wenn es einen Plan gibt, eine Botschaft, die übermittelt werden muss, oder jemanden, der kontaktiert werden muss. Lassen Sie mich wissen, was der nächste Schritt ist. Zählen Sie auf mich.“

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[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen

Dr. Tel'Set war wirklich von den Socken, als Mellah schließlich mit der Wahrheit herausgerutscht war. Er schien diese Information nicht mit ihr in Einklang bringen zu können, was sie auch vollkommen verstand. Es war absurd. Niemals, nicht in hundert Jahren, hätte Mellah geglaubt, dass aus Miri irgendwann eine so berühmte Person werden würde. Wenn sie ehrlich war, war sie nicht einmal sicher gewesen, ob ihr Traum vom Jedi-Orden nicht schon nach zwei Wochen geplatzt sein würde. Sie hatte sich gewünscht, dass ihre Freundin Erfolg haben und ihr Lebensziel erreichen würde, aber so, auf diese Weise? Nicht einmal Miri hatte das gedacht, und das war auch nicht ihr Ziel gewesen, das wusste Mellah ganz genau. Miri hatte durchaus eine große Klappe gehabt, aber derart im Mittelpunkt stehen hatte sie nie gewollt.
Mellah lächelte ein wenig hilflos und hob dann ein wenig präsentierend ihre Arme.


"Tadaaa."

Sie ließ ihre Arme wieder fallen.

Und er erfasste ziemlich schnell, was das aktuelle Problem an der Sache war. Ja, es war schwer. Schwerer, als es eigentlich sein sollte, aber ohne Tharen, ihre Geschwister und ihre Eltern fühlte Mellah sich mit diesen Gedanken und Sorgen völlig allein. Im Widerstand wussten natürlich ein paar wenige Leute Bescheid, schließlich war sie nicht die einzige, die wusste, woher Miri stammte und so mancher konnte vielleicht zwei und zwei zusammenzählen. Trotzdem konnte sie mit niemandem darüber sprechen. Noch weniger als über die Tatsache, wie sehr sie ihre Kinder vermisste, jeden einzelnen, verdammten Tag.
Mellah verzog das Gesicht, als Tel'Set sein Vertrauen aussprach. Irgendwie... hatte er da mehr als sie selbst.


"Nein, es ist nicht leicht", wiederholte sie leise. "Und ich glaube an sie, ja, und hoffe auch, dass sie klug handeln wird, aber... um ehrlich zu sein, bei letzterem bin ich mir nicht ganz sicher. Nicht wegen ihr, sondern... kann irgendjemand in einer solchen Situation das beste herausholen?"

Diese Situation war... katastrophal. Und noch immer fragte Mellah sich einfach, wieso Miri das getan hatte. Es musste einen Grund geben, einen guten, es konnte und durfte nicht anders sein. Trotzdem... nagte da ganz klein und leicht ein wenig Zweifel an ihr. Schließlich hatten sie sich über zehn Jahre nicht gesehen. Sie waren fast noch Kinder gewesen. Personen veränderten sich... auch Jedi. Gerade Jedi.

Aber ihrem Gegenüber schien diese Neuigkeit irgendwie Mut zu geben und Hoffnung. Das war etwas gutes und bestätigte Mellah erst einmal darin, ihm die Wahrheit offenbart zu haben. Glaube und eben jene Hoffnung, das war es, was sie alle auf Tirahnn bei der Stange hielt und dabei half, die Situation zu ertragen. Und was er dann sagte, war wahr. Jedes Licht zählte, und war es noch so klein. Genau das war der Grund, weshalb sie hier war, auf Tirahnn, und nicht bei Tharen und ihren Kindern. Das war der Grund, weshalb sie ihr Leben aufs Spiel setzte. Sie war nicht mutig, im Gegenteil, und keine Heldin, so wie Miri es war, und sie würde es auch niemals sein. Sie wollte das nicht, auf gar keinen Fall. Sie war ein winziges Licht - aber eines, das hoffentlich anderen Lichtern half, weiterzuleuchten.


"Sie sagen da etwas sehr wichtiges", lächelte Mellah wehmütig. "Miri... Eowyn hat immer an das Gute in anderen geglaubt. Sie war... ja, fast schon naiv, möchte man sagen. Mit ihrer ganzen enormen Sturheit war sie felsenfest davon überzeugt, dass das Gute immer siegen würde und jeder eine zweite Chance verdient hatte. Und genauso werden wir die Hoffnung weitertragen, dass wir eines Tages hier einen Sieg davontragen und das Imperium vertreiben werden."

Sie sah ihm in die Augen.

"Ich weiß auch nicht, ob Sie bereit sind. Ich selbst war es nicht. Und genau deshalb kann ich Ihnen sagen - wenn Sie bereit sein müssen, werden Sie trotzdem tun, was Sie tun müssen. Weil wir Tirahnner sind."

Sie legte ihre rechte Hand in alter Geste an ihr Herz.

Die Situation löste sich nun langsam auf, und Dr. Tel'Set bot an, Botschaften zu übertragen. Mellah nickte dankbar.


"Ich werde mit meinen Chefs reden. Und falls Sie mir versprechen, dass Sie diese Übergabe mit aller Kraft selber an sie oder den Chiss ausführen werden, dann würde ich Ihnen gerne auch etwas für Eowyn mitgeben. Es ist allerdings... kostbar. Nicht im monetären Sinn, sondern im emotionalen. Vielleicht kann es ihr helfen... daher würde ich dieses Risiko eingehen, falls Sie dazu bereit sind.
Ich werde eine Weile brauchen, um mit allen Parteien zu sprechen. Wenn Sie morgen noch da sind, würde ich vorschlagen, dass wir uns erneut treffen. Gleiche Zeit, gleicher Ort?"

[Tirahnn - Wald zwischen Rhovan und Tirahnn] Mellah und Draen
 
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