Ich mache derzeit einen Re-Watch der Serie, wobei ich gerade in der vierten Staffel bin. In erster Linie wiederhole ich die Serie, weil ich mir dann den ersten Teil der sechsten Staffel ansehen möchte, außerdem nutze ich die Gelegenheit für eine persönliche (Neu-)Bewertung und Einordnung der einzelnen Staffeln. In diesem Zusammenhang verfasse ich eine knappe Review mit Bewertung pro Staffel (wobei ich das für die Staffeln Vier und Fünf jeweils komplett, also nicht pro Halbstaffel machen werde, weil ich es sinnvoller finde, das Gesamtwerk zu beurteilen), die ich hier gerne teilen möchte. Auf Spoiler-Tags verzichte ich dabei ausdrücklich, da die bisherigen Staffeln ja hinreichend bekannt sein dürften. Ich fange direkt mal mit den Reviews der ersten drei Staffeln an, die ich schon komplett wiederholt habe, die Review zur vierten Staffel wird im Laufe der nächsten Woche folgen.
Staffel 1:
Beim erneuten Sehen der ersten Staffel wurde mir wieder klar, warum ich sie, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, schon irgendwie cool fand, aber noch nicht vollständig an die Serie herangekommen bin. Der Auftakt hat durchaus seine Stärken, die wegweisend für die Serie werden sollten, aber auch einige Schwächen. Da ist erst einmal die Handlung zu nennen, die sich sehr langsam aufbaut und dann auch noch nicht so wirklich in Fahrt kommt. Irgendwie läuft die gesamte Staffel ein bisschen nach dem Prinzip „Wir segeln mal nach England und schauen, was passiert“ ab. Positiv ist dabei, dass man schon einen ganz guten Eindruck von den wichtigen Charakteren bekommt, auch fühlt man sich schnell wohl, was das Schauspiel angeht. Allen voran Travis Fimmel als Ragnar Lothbrok ist bereits in der ersten Staffel großartig. Hinzu kommen bereits hier tolle Kulissen und Schauwerte, welche dafür sorgen, dass man Gefallen an der „Verpackung“ findet, während es inhaltlich in der ersten Staffel noch ziemliche Defizite gibt. Neben der bereits erwähnten, trägen Handlung hat die Staffel auch viele an sich kleine Momente, die mir persönlich einfach zu bizarr und zu befremdlich sind. Beispielsweise dieses Ritual vor der Segelfahrt, als die Wikinger buchstäblich in die Wasserschüssel rotzen, aus der sie sich dann waschen. Mir fehlt da zugegebenermaßen das historische Hintergrundwissen, möglicherweise gab es ein solches Ritual bei den Wikingern tatsächlich. Aber will ich das dann in einer Serie sehen, die es mit historischer Authentizität ja ohnehin nicht so genau nimmt? Furchtbar finde ich auch immer wieder die Szene mit dem Engel des Todes, welcher die Sklavin hinrichtet – mir kommt die grimmig dreinschauende, mit deutlich maskulinen Gesichtszügen versehene Wikingerfrau immer wie eine Karikatur vor, die möglichst viele Klischees in sich vereinen soll. Ein großer und durchgehender Nervfaktor ist auch Bjorn, welcher auf mich durchgehend wie ein schwer erziehbarer, aufmüpfiger Pubertierender aus dem "Real Life" wirkt. Alles in allem ist die erste Staffel ein Einstieg, der neugierig und vor allem gegen Ende hin Lust auf mehr macht, aber auch deutliche Schwächen hat. 7/10.
Staffel 2:
Es ist erstaunlich, wie man sich von einer Staffel zur nächsten derart steigern kann. So gut wie alle Schwächen, welche in der ersten Staffel noch auffallen, wurden hier beseitigt und die Qualität insgesamt erfuhr auch nochmal einen deutlichen Anstieg. Die zweite Staffel bietet mehr und besser gemachte Action als die erste, aber auch die Handlung wird deutlich komplexer mit Intrigen und schnell wechselnden Bündnissen. Aus Verbündeten werden Feinde, aus Feinden Verbündete, Charaktere, die sich gegenseitig eigentlich nicht ausstehen können, tun sich hinter dem Rücken anderer Charaktere zusammen etc. Auch hier weiß ich nicht, inwieweit das speziell auf die Wikinger zutrifft, aber man bekommt dadurch einen ganz guten Eindruck davon vermittelt, dass Bündnisse, gerade solche militärischer Art, im Mittelalter oftmals eine instabile Angelegenheit waren, die sich rasch wieder ändern konnten. Mit König Ecbert von Wessex hat man zudem eine sehr interessante, vielseitige Figur eingeführt, welche den Wikingern auch mal ordentlich zusetzen kann, sodass sich die Charaktere auch mit Rückschlägen konfrontiert sehen. 9/10.
Staffel 3:
In der dritten Staffel nimmt die Story nochmals neue Dimensionen an, wenn die Wikinger als Verbündete der zuvor bekämpften Königreiche Northumbria und Wessex gegen das Königreich Mercia antreten. Aber auch Paris als neuer Handlungsort weiß zu gefallen, wodurch im weitesten Sinne auch das (West-)Frankenreich, wenngleich auf Paris beschränkt, als geographisches Gebiet in den Handlungsrahmen tritt. Zeitlich und historisch gesehen passt hier einiges zwar überhaupt nicht, aber historische Korrektheit ist ja auch nicht der Anspruch der Serie. Abgesehen von den großen Handlungsbögen machen die Charaktere die eine oder andere interessante Entwicklung durch, was in erster Linie Athelstan betrifft. auch wenn es teilweise etwas anstrengend ist, wie er zwischen dem germanisch-heidnischen und dem christlichen Glauben oszilliert, ist das ein wichtiger und gut dargestellter Aspekt seiner Persönlichkeit mit allen Konsequenzen. Doch auch Ragnar befindet sich, gerade im Kontext seiner Freundschaft zu Athelstan, merklich in einem Glaubenskonflikt, während sich bei Floki die Fronten in dieser Hinsicht verhärten. Die Staffel bietet also auf Ebene der Beziehungen zwischen den Charakteren eine Menge Konfliktstoff, doch auch auf der großen Bühne geht es ordentlich zur Sache. Inszenatorisch ist die Schlacht um Paris bis hierhin das Highlight der Serie, wenn es um Kampfsequenzen geht. Alles in allem steht die dritte Staffel der zweiten in nicht viel nach, teilweise haben sich nach meinem Empfinden jedoch ein paar Längen eingeschlichen. 8/10.
Staffel 1:
Beim erneuten Sehen der ersten Staffel wurde mir wieder klar, warum ich sie, als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, schon irgendwie cool fand, aber noch nicht vollständig an die Serie herangekommen bin. Der Auftakt hat durchaus seine Stärken, die wegweisend für die Serie werden sollten, aber auch einige Schwächen. Da ist erst einmal die Handlung zu nennen, die sich sehr langsam aufbaut und dann auch noch nicht so wirklich in Fahrt kommt. Irgendwie läuft die gesamte Staffel ein bisschen nach dem Prinzip „Wir segeln mal nach England und schauen, was passiert“ ab. Positiv ist dabei, dass man schon einen ganz guten Eindruck von den wichtigen Charakteren bekommt, auch fühlt man sich schnell wohl, was das Schauspiel angeht. Allen voran Travis Fimmel als Ragnar Lothbrok ist bereits in der ersten Staffel großartig. Hinzu kommen bereits hier tolle Kulissen und Schauwerte, welche dafür sorgen, dass man Gefallen an der „Verpackung“ findet, während es inhaltlich in der ersten Staffel noch ziemliche Defizite gibt. Neben der bereits erwähnten, trägen Handlung hat die Staffel auch viele an sich kleine Momente, die mir persönlich einfach zu bizarr und zu befremdlich sind. Beispielsweise dieses Ritual vor der Segelfahrt, als die Wikinger buchstäblich in die Wasserschüssel rotzen, aus der sie sich dann waschen. Mir fehlt da zugegebenermaßen das historische Hintergrundwissen, möglicherweise gab es ein solches Ritual bei den Wikingern tatsächlich. Aber will ich das dann in einer Serie sehen, die es mit historischer Authentizität ja ohnehin nicht so genau nimmt? Furchtbar finde ich auch immer wieder die Szene mit dem Engel des Todes, welcher die Sklavin hinrichtet – mir kommt die grimmig dreinschauende, mit deutlich maskulinen Gesichtszügen versehene Wikingerfrau immer wie eine Karikatur vor, die möglichst viele Klischees in sich vereinen soll. Ein großer und durchgehender Nervfaktor ist auch Bjorn, welcher auf mich durchgehend wie ein schwer erziehbarer, aufmüpfiger Pubertierender aus dem "Real Life" wirkt. Alles in allem ist die erste Staffel ein Einstieg, der neugierig und vor allem gegen Ende hin Lust auf mehr macht, aber auch deutliche Schwächen hat. 7/10.
Staffel 2:
Es ist erstaunlich, wie man sich von einer Staffel zur nächsten derart steigern kann. So gut wie alle Schwächen, welche in der ersten Staffel noch auffallen, wurden hier beseitigt und die Qualität insgesamt erfuhr auch nochmal einen deutlichen Anstieg. Die zweite Staffel bietet mehr und besser gemachte Action als die erste, aber auch die Handlung wird deutlich komplexer mit Intrigen und schnell wechselnden Bündnissen. Aus Verbündeten werden Feinde, aus Feinden Verbündete, Charaktere, die sich gegenseitig eigentlich nicht ausstehen können, tun sich hinter dem Rücken anderer Charaktere zusammen etc. Auch hier weiß ich nicht, inwieweit das speziell auf die Wikinger zutrifft, aber man bekommt dadurch einen ganz guten Eindruck davon vermittelt, dass Bündnisse, gerade solche militärischer Art, im Mittelalter oftmals eine instabile Angelegenheit waren, die sich rasch wieder ändern konnten. Mit König Ecbert von Wessex hat man zudem eine sehr interessante, vielseitige Figur eingeführt, welche den Wikingern auch mal ordentlich zusetzen kann, sodass sich die Charaktere auch mit Rückschlägen konfrontiert sehen. 9/10.
Staffel 3:
In der dritten Staffel nimmt die Story nochmals neue Dimensionen an, wenn die Wikinger als Verbündete der zuvor bekämpften Königreiche Northumbria und Wessex gegen das Königreich Mercia antreten. Aber auch Paris als neuer Handlungsort weiß zu gefallen, wodurch im weitesten Sinne auch das (West-)Frankenreich, wenngleich auf Paris beschränkt, als geographisches Gebiet in den Handlungsrahmen tritt. Zeitlich und historisch gesehen passt hier einiges zwar überhaupt nicht, aber historische Korrektheit ist ja auch nicht der Anspruch der Serie. Abgesehen von den großen Handlungsbögen machen die Charaktere die eine oder andere interessante Entwicklung durch, was in erster Linie Athelstan betrifft. auch wenn es teilweise etwas anstrengend ist, wie er zwischen dem germanisch-heidnischen und dem christlichen Glauben oszilliert, ist das ein wichtiger und gut dargestellter Aspekt seiner Persönlichkeit mit allen Konsequenzen. Doch auch Ragnar befindet sich, gerade im Kontext seiner Freundschaft zu Athelstan, merklich in einem Glaubenskonflikt, während sich bei Floki die Fronten in dieser Hinsicht verhärten. Die Staffel bietet also auf Ebene der Beziehungen zwischen den Charakteren eine Menge Konfliktstoff, doch auch auf der großen Bühne geht es ordentlich zur Sache. Inszenatorisch ist die Schlacht um Paris bis hierhin das Highlight der Serie, wenn es um Kampfsequenzen geht. Alles in allem steht die dritte Staffel der zweiten in nicht viel nach, teilweise haben sich nach meinem Empfinden jedoch ein paar Längen eingeschlichen. 8/10.
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