Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Ich habe mir heute "I LIKE ME" - die John Candy Doku angeschaut. Und joaa...hat mich voll erwischt. Ich habe ihn als Kind geliebt und diese Doku wird ihm so richtig gerecht. Der Aufbau ist schön gemacht und man merkt wieviel Liebe darin steckt.

Der Titel gefällt mir besonders gut, immerhin ist das sein Zitat aus einem meiner absoluten Lieblingsfilme, Ein Ticket für Zwei :inlove:
 
Sisu: Road to Revenge
Sisu: Road to Revenge ist hart und völlig überdreht, aber gerade das macht seinen Reiz aus. Statt sich um Realismus zu bemühen, setzt er auf Tempo und Ideen, die mit jeder Szene noch verrückter werden. Jalmari Helander inszeniert das Ganze mit sichtbarer Freude daran, alle Grenzen des Actionkinos zu überschreiten. Das Ergebnis ist ein Film, der manchmal so brutal ist, dass man unweigerlich lacht, weil es einfach zu absurd wirkt.

Jorma Tommila spielt Aatami Korpi erneut, als wäre er eine lebende Legende. Er spricht kein Wort, sein Gesicht erzählt alles: Schmerz, Wut, Entschlossenheit. Dieser Mann übersteht Dinge, die eigentlich niemand überstehen kann, und trotzdem wirkt er nie lächerlich. Er ist ein Mythos aus Fleisch und Narben, und man nimmt ihm seine schweigende Härte sofort ab.

Viele Szenen sind so überspitzt, dass sie fast komödiantisch wirken. Es spritzt Blut, es fliegen Splitter, es wird geprügelt und geschossen, und doch hat all das eine Leichtigkeit, die verhindert, dass es reiner Splatter wird. Der Film weiß genau, wie übertrieben er ist, und spielt bewusst damit. Dadurch entsteht ein eigenartiger Humor, der nicht aus Gags entsteht, sondern aus der schieren Unfassbarkeit dessen, was man da sieht.

Stephen Lang als Gegenspieler bringt eine Ruhe hinein, die gut zu Aatamis stummer Wucht passt. Er wirkt wie ein alter Kämpfer, der genau versteht, gegen wen er da antritt. Seine Figur ist nicht tief ausgeschmückt, aber er hat genug Präsenz, um ernst genommen zu werden. Die Spannung zwischen ihm und Aatami funktioniert deshalb so gut, weil beide wie zwei unaufhaltsame Kräfte wirken, die unausweichlich aufeinanderprallen müssen.

Die Inszenierung ist klar und geradlinig. Auf unnötige Erklärungen wird verzichtet, der Film bleibt ständig in Bewegung. Die Kapitelstruktur fühlt sich fast an wie einzelne Etappen in einem Spiel, bei denen Aatami sich durch immer neue Hindernisse kämpft.

Natürlich trägt der Übermut des Films auch dazu bei, dass manche Ideen etwas zu gewollt wirken. An einigen Stellen merkt man, dass man unbedingt noch extremer sein wollte als im ersten Teil. Das nimmt dem Film gelegentlich etwas von seinem ursprünglichen Charme. Trotzdem bleibt er insgesamt ein energiegeladenes Erlebnis, das sich kaum bremsen lässt.
 
Zoomania 2
Ich schaue Animationsfilme eigentlich nur dann, wenn sie wirklich stark gelobt werden, weil mich viele von ihnen nicht besonders ansprechen. Zoomania (der Originalfilm) war für mich eine der großen Ausnahmen. Der Film hat mich sofort abgeholt, weil seine Welt nicht nur fantasievoll, sondern erstaunlich durchdacht ist. Die Stadt wirkt wie eine richtige Gesellschaft im Kleinen, mit all ihren Unterschieden, Reibungen und Möglichkeiten. Das ist für einen Animationsfilm ungewöhnlich konsequent erzählt. Besonders Judy Hopps und Nick Wilde fand ich großartig. Die beiden funktionieren auf Anhieb. Ihre Dialoge sind pointiert, ihre Beziehung entwickelt sich glaubwürdig, und die Spannung zwischen Idealismus und Skepsis gibt dem Film eine Tiefe, die ich so nicht erwartet hätte. Dazu kommt, dass Zoomania sich traut, Themen wie Vorurteile und Angstpolitik direkt anzusprechen, ohne schwer oder belehrend zu wirken. Der Humor ist intelligent, die Story ist schlank und präzise gebaut, und jede Szene sitzt. All das machte den Film für mich zu einem Erlebnis, das über die üblichen Grenzen eines Animationsfilms hinausgeht.

Zoomania 2 hat es da naturgemäß schwer. Der Film ist nicht schlecht, aber er erreicht für mich nicht die besondere Mischung des Originals. Ein zentraler Grund dafür ist, dass der erste Teil Judy und Nick zu echten Helden machte. Sie hatten ihre Aufgabe gelöst, ihre Entwicklung vollzogen und standen in der Welt von Zoomania ganz oben. Doch genau darin liegt das Problem. Mit vollendeten Helden lässt sich kaum eine weitere überzeugende Geschichte erzählen. Eine Fortsetzung braucht erneut Konflikte, Herausforderungen und innere Brüche. Deshalb werden die beiden im zweiten Film beruflich zurückgestuft, fast so, als müsse man ihre Heldenreise künstlich noch einmal von vorn beginnen. Das wirkt nicht organisch, weil es ihrer Entwicklung widerspricht, und es wirkt auch nicht rund erzählt, weil man merkt, dass hier etwas zurechtgebogen wurde, um die Erzählmaschine erneut in Gang zu setzen. Auch der erneute Konflikt zwischen Judy und Nick fühlt sich dadurch eher aufgesetzt an. Im ersten Film stammte ihre Spannung aus echten Gegensätzen, im zweiten eher aus erzählerischer Notwendigkeit.

Hinzu kommt, dass der Überraschungseffekt fehlt. Beim ersten Film wusste niemand, wie klug und relevant er sein würde, und diese Frische lässt sich nicht wiederholen. Thematisch wirkt der zweite Teil außerdem glatter und vorsichtiger. Die gesellschaftliche Schärfe ist abgeschwächt, die Story ist abwechslungsreich, aber weniger elegant konstruiert, stellenweise fast episodenhaft. Man merkt, dass der Film stärker das bestehende Franchise pflegt: mehr Figuren, mehr Welt, mehr Gags, aber weniger Mut. Judy und Nick sind weiterhin sympathisch, doch ihre Weiterentwicklung bleibt begrenzter und ihre Dynamik nie mehr so unmittelbar wie zuvor.
 
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery wirkt wie der Moment, in dem die Filmreihe erwachsen wird. Rian Johnson bleibt zwar seinem Spiel mit Rätseln, falschen Fährten und überraschenden Wendungen treu, aber er setzt den Schwerpunkt diesmal ganz anders. Im Mittelpunkt steht nicht mehr der berühmte Ermittler, sondern ein junger Priester, der innerlich zerrissen ist. Das eigentliche Verbrechen ist nur der Ausgangspunkt. Die wahre Spannung entsteht daraus, dass man einem Menschen dabei zusieht, wie er unter Druck versucht, seinem Glauben, seiner Vergangenheit und seinem eigenen moralischen Anspruch gerecht zu werden.

Josh O Connor ist eindeutig das Herz dieses Films. Er trägt die Geschichte emotional wie erzählerisch. In vielen Momenten zeigt er, wie nah Wut, Scham, Mitgefühl und Verzweiflung beieinanderliegen können. Er spielt seine Figur nicht als makellosen Heiligen, sondern als jemanden, der seine eigene Dunkelheit kennt und trotzdem daran glaubt, dass Veränderung möglich ist. Gerade aus diesem inneren Konflikt entsteht eine besondere Kraft, die den Film deutlich über einen cleveren Kriminalfall hinaushebt.

Auffällig ist, wie sehr Benoit Blanc diesmal an den Rand rückt. Daniel Craig ist weiterhin brillant als verschrobener Detektiv mit scharfem Blick und trockenem Humor, aber der Film nimmt ihm bewusst die Rolle des unangefochtenen Mittelpunktes. Blanc beobachtet und kommentiert eher, statt alles an sich zu reißen. Es wirkt fast so, als wüsste er selbst, dass jemand anderes diesmal wichtiger ist. Dadurch verändert sich die Dynamik zwischen den Figuren, und die Reihe bekommt einen spürbar neuen Ton.

Das Ensemble um die beiden Hauptdarsteller herum ist gewohnt hochkarätig. Josh Brolin spielt den herrischen Geistlichen mit offensichtlichem Vergnügen. Glenn Close schafft es in wenigen Szenen, ihre Figur zugleich ernst, verletzlich und humorvoll wirken zu lassen. Kerry Washington, Andrew Scott, Jeremy Renner, Cailee Spaeny und andere tragen ebenfalls viel zur Atmosphäre bei, ohne sich je unnötig in den Vordergrund zu drängen. Johnson stellt sie bewusst um O Connor herum, als würden sie unterschiedliche Seiten seiner inneren Kämpfe spiegeln.

Stilistisch wirkt der Film geerdeter als sein Vorgänger. Nach der grellen und etwas überdrehten Machart von Glass Onion ist Wake Up Dead Man konzentrierter und durchdachter inszeniert. Die Kirche und das kleine Städtchen bilden einen dichten Schauplatz, in dem Licht und Schatten die Stimmung der Figuren widerspiegeln. Das kalte Tageslicht, das durch die Kirchenfenster fällt, die dunklen Gänge und immer wieder kleine Momente von hellerer Wärme verleihen dem Film eine Atmosphäre, die zugleich bedrückend und überraschend humorvoll wirkt. Man spürt deutlich, dass Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery eigentlich fürs Kino gemacht ist.

Inhaltlich verbindet Johnson die klassische Struktur eines Rätsels mit Themen, die weit darüber hinausreichen: Glaube und Zweifel, spirituelle Sehnsucht und religiöser Missbrauch, Gemeinschaft als Zuflucht und als Machtinstrument. Der Film urteilt nicht plump über Religion, sondern zeigt, wie viel Trost und gleichzeitig wie viel Druck darin liegen kann. Parallel dazu greift Johnson gesellschaftliche Fragen auf, etwa in der Figur eines selbstgefälligen Meinungsmachers und in den unausgesprochenen Konflikten innerhalb der Gemeinde. Diese Ebene wirkt nie aufgesetzt, eher wie ein leiser Kommentar zur Gegenwart. Trotz aller inhaltlichen Tiefe bleibt aber Wake Up Dead Man ein Film, der unterhalten will. Der Humor ist feiner als im Vorgänger. Statt vieler lauter Gags setzt Johnson auf trockene, oft sehr leise Pointen und auf Situationen, die erst nach einem Moment ihre komische Seite zeigen. Die Stimmung wechselt oft innerhalb einer Szene, manchmal von amüsant zu bitter, manchmal von ernst zu plötzlich unerwartet komisch. Dadurch wirkt der Film lebendig und natürlich, nie konstruiert.

Der Kriminalfall selbst ist klassisch angelegt. Johnson legt viele Hinweise aus, die man mitverfolgen kann. Hinter scheinbar klaren Informationen steckt oft eine zweite Ebene. Die Auflösung ist komplex und vielleicht an manchen Stellen etwas konstruiert, aber sie bleibt insgesamt schlüssig und vor allem emotional nachvollziehbar. Am Ende steht nicht nur die Frage, wer etwas getan hat, sondern warum diese Menschen überhaupt zu diesen Taten fähig sind.

Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery ist spannend, oft sehr witzig, atmosphärisch stark und thematisch reich, ohne schwer zu wirken. Vor allem aber hat er mit Josh O Connor eine Hauptfigur, die alles trägt. Empfehlenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Graf von Monte Christo (2025)

Eine gelungene Verfilmung des Klassikers von Alexandre Dumas.
Man merkt, dass in die Ausstattung und alles drum und dran viel Geld investiert wurde. Schauplätze und Kostüme sind prächtig.

Im Mittelpunkt steht jedoch die tragische Geschichte des Edmond Dantès, der durch eine Intrige unschuldig in Gefangenschaft gerät und Jahre später Rache schwört.

Es geht hier nicht um Action und brutal inszenierte Gewalt. Vielmehr versucht der Film die Fragen nach Gerechtigkeit, Rache, Genugtuung, Liebe und Verrat zu ergründen. Das gelingt im Großen und Ganzen überzeugend.
Wenn man nicht konzentriert bei der Sache ist, kann einem der Film langatmig erscheinen. Aber das ist er nicht, denn als Zuschauer muss man schließlich die Vorgeschichte, die Motive der handelnden Personen und die Konsequenzen komplett begreifen, ohne dass dies ständig in einfältigen Dialogen und Rückblenden gezeigt wird.

Alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten.
 
Ich bin durch Zufall auf den Military Sci Fi Film „The Blackout“ aus Russland gestoßen.

Jo, waren schon einige coole Bilder und hochwertig produzierte Szenen dabei. Leider gegen Ende eine Menge Käse. Dennoch, wer das Genre wie ich mag kann Spaß an diesem Film haben.
 
Der Hochstapler – Roofman
Der Hochstapler – Roofman wirkt auf den ersten Blick wie ein lockerer Gaunerfilm, doch Derek Cianfrance erzählt diese Geschichte mit viel mehr Ernst und Gefühl. Im Mittelpunkt steht Jeffrey Manchester, ein Mann, der verzweifelt versucht, für die Menschen in seinem Leben da zu sein, und sich dabei immer weiter von ihnen entfernt. Seine Überfälle sind nicht kühl geplant oder besonders aufregend, sondern eher Ausdruck eines tief sitzenden Wunsches nach Zugehörigkeit. Genau darin liegt die Tragik dieser Figur. Jeffrey ist freundlich, manchmal fast rührend höflich, aber das macht seine Taten nicht weniger verletzend. Der Film zeigt ihn weder als Held noch als Schurken, sondern als jemanden, der sich in seinen eigenen Widersprüchen verheddert.

Die Tonlage wechselt zwischen leisen, traurigen Momenten und Augenblicken von Humor. Besonders der Aufenthalt im Toys-“R”-Us wirkt zunächst verspielt, fast wie ein Kindertraum. Nach und nach wird aber deutlich, wie einsam dieser Ort ist und wie viel Verzweiflung in diesem improvisierten Versteck steckt. Die Beziehung zwischen Jeffrey und Leigh hat etwas Unaufgeregtes. Kirsten Dunst spielt diese alleinerziehende Mutter mit viel Bodenhaftung, und die Szenen mit Channing Tatum wirken warm und echt. Gleichzeitig spürt man die ganze Zeit, dass dieses Glück nicht von Dauer sein kann, weil es auf Lügen basiert, die irgendwann auseinanderbrechen müssen.

Cianfrance versucht nicht, Jeffrey psychologisch bis ins Detail zu erklären. Er deutet einiges an, etwa die Enttäuschungen der Militärzeit und die gescheiterte Ehe, lässt aber vieles offen. Dadurch bleibt Jeffrey ein Mensch, den man versteht und gleichzeitig nicht greifen kann. Man blickt nie ganz hinter seine Entscheidungen. Genau dadurch fühlt sich der Film allerdings auch wahrhaftig an. Er erklärt nicht, er beobachtet.

Channing Tatum trägt die Geschichte mit einem Spiel, das mehr über Blicke und kleine Gesten funktioniert als über große Ausbrüche. In den stillen Momenten, wenn er heimlich einen Blick auf seine Tochter wirft oder allein in seinem Versteck sitzt, zeigt der Film seine besten Momente. Kirsten Dunst und Peter Dinklage ergänzen ihn überzeugend.

Das Erzähltempo ist ruhig, aber es passt zu dieser Geschichte eines Mannes, der innerlich feststeckt und nicht mehr weiß, wie er den Weg zurück findet.

Am Ende ist Der Hochstapler – Roofman weniger ein Heist Film als ein Drama über Einsamkeit, über die Sehnsucht, gebraucht zu werden, und über die Wege, die man aus Verzweiflung einschlägt. Der Film ist warmherzig, gelegentlich komisch, immer wieder schmerzhaft und wirkt gerade deshalb echt.
 
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