Tagespolitik allgemein

Aber irgendwo gibt es auch eine verbale Linie die man nicht übertreten sollte. Wir sehen täglich Formen von Rassismus, sei es jetzt institutioneller oder von Emotionen getriebener, wie z.B. zu Beginn von COVID gegen asiatisch aussehende Menschen. Das was Melnyk hier macht, ist nichts anderes als Hass verbreiten und sollte Konsequenzen haben.

Hilfreich ist es trotzdem, statt dem Einfügen einer überdimensionierten Bilddatei das frei verfügbare Interview der faz.net zu verlinken. Dann kann sich jeder wenigstens direkt ein Gesamtbild der Aussagen machen, ergo kontextualisieren.

Ich finde die Rhetorik Melnyks ebenfalls fragwürdig, so ist es nicht. Die Situation für ihn ist sicher schrecklich und bevor ich mich über ihn aufrege, würde ich lieber zig andere Dinge rund um diesen Krieg thematisieren und in Bewegung bringen. Vorbildcharakter hat es trotzdem ganz bestimmt nicht.
 
Ich denke auch, das Melnyk ausreichend differenziert und begründet seine Meinung vertritt. Diese Meinung muss man nicht teilen, aber die Realität ist durchaus, dass man sich in Russland seit langem eine gehirngewaschene Bevölkerung heransozialisiert hat.

Es gibt einen Grund, warum man Medien nicht gleichschalten sollte. Das ist eine unserer wichtigsten Lektionen aus dem Dritten Reich: Komplett unkritische Mitläuferkulturen können sich in nur wenigen Jahren felsenfest in der Breite einer Gesellschaft etablieren.
 
Ich finde die Rhetorik Melnyks ebenfalls fragwürdig, so ist es nicht. Die Situation für ihn ist sicher schrecklich und bevor ich mich über ihn aufrege, würde ich lieber zig andere Dinge rund um diesen Krieg thematisieren und in Bewegung bringen. Vorbildcharakter hat es trotzdem ganz bestimmt nicht.

Ich hoffe es ist selbstverständlich, dass diese unsäglichen Aussagen nicht mal annähernd auf einer Stufe mit den Schrecken von Bucha stehen.

Ich denke auch, das Melnyk ausreichend differenziert und begründet seine Meinung vertritt. Diese Meinung muss man nicht teilen, aber die Realität ist durchaus, dass man sich in Russland seit langem eine gehirngewaschene Bevölkerung heransozialisiert hat.

Mag sein, dass er im Interview noch einmal konkreter wird, doch auch da wird er nicht wirklich differenzierter. Es ist und bleibt russophob. Das mag für einen Diplomaten jetzt nicht die Realität sein, aber es kann schon mal vorkommen, dass wegen solcher Headlines (und ja, da ist auch die FAZ in der Verantwortung korrekt zu zitieren..) ein Russe in Hellersdorf auf die Schnauze kriegt. Da kann man mittlerweile ja fast schon froh sein, dass AfD und Schwurbeltruppe eher Pro-Russland sind. :rolleyes:
 
Gerade in der Position eines Botschafters darf es ruhig ein wenig mehr Differenzierung sein. :rolleyes:

Dazu vielleicht das Interview lesen. Die Überschrift ist zum Beispiel schonmal eine Paraphrasierung, die jede Differenzierung vermissen lässt.
Im weiteren Verlauf wird auch deutlich was er meint. Und zwar eine tiefsitzende Indoktrinierung innerhalb der russischen Bevölkerung als Ergebnis einer jahrelangen Kampagne der russischen Regierung. Dieser Krieg wird auch durch die russische Bevölkerung getragen. Proteste sind zwar da, aber nie über eine kritische Masse oder Dauer hinaus. Die Zustimmung zum Krieg und Putin wächst übrigens wieder, weil die russischen Medien erfolgreich den Krieg als notwendig dargestellt haben und die Sanktionen als Akt der Aggression und nicht als Reaktion. Und er stellt auch dar warum er selbst im Falle einer Absetzung von Putin keine Hoffnung hat. Nawalny selbst sprach sich noch 2017 für eine eingeschränkte Souveränität aus. Die Ukraine als souveräner Staat ist das Feindbild vieler Russen, selbst bei denen von dem sich der Westen eine Normalisierung wünschen.
 
Mag sein, dass er im Interview noch einmal konkreter wird, doch auch da wird er nicht wirklich differenzierter. Es ist und bleibt russophob. Das mag für einen Diplomaten jetzt nicht die Realität sein, aber es kann schon mal vorkommen, dass wegen solcher Headlines (und ja, da ist auch die FAZ in der Verantwortung korrekt zu zitieren..) ein Russe in Hellersdorf auf die Schnauze kriegt. Da kann man mittlerweile ja fast schon froh sein, dass AfD und Schwurbeltruppe eher Pro-Russland sind.

Wenn so ne Überschrift bereits hinreichend für gewalttätige Übergriffe ist, dann haben wir noch eine Menge Spaß vor uns:

https://faktencheck.afp.com/doc.afp.com.326N3WT
 
Wenn so ne Überschrift bereits hinreichend für gewalttätige Übergriffe ist, dann haben wir noch eine Menge Spaß vor uns:

Den "Spaß" haben wir leider schon seit ein paar Jahren. Und der wird auch noch eine ganze Weile bleiben. Wie gesagt: Es hat ja gereicht, dass SARS-CoV-2 aus China stammt, damit die Meldungen von anti-asiatischem Rassismus sich bei der Antidiskriminierungsstelle verdoppelt haben.
Es wird mitnichten jedes Wort korrekt interpretiert (oder gewollt falsch verstanden?), deshalb ist es auch wichtig, dass es solche Factchecks gibt.
 
Es wird mitnichten jedes Wort korrekt interpretiert (oder gewollt falsch verstanden?), deshalb ist es auch wichtig, dass es solche Factchecks gibt.

Und es ist auch wichtig, dass man manche Dinge im Augenblick einfach unter keinen Umständen tun kann. Zum Beispiel als ukrainischer Botschafter zusammen mit russischen Künstlern eine Friedensparty des deutschen Bundespräsidenten zu besuchen. Das wäre ja auch ne komplette Steilvorlage für Putins fünfte Kolonne: RT und alle Schwurbler auf Telegram und Facebook.
 
Und es ist auch wichtig, dass man manche Dinge im Augenblick einfach unter keinen Umständen tun kann. Zum Beispiel als ukrainischer Botschafter zusammen mit russischen Künstlern eine Friedensparty des deutschen Bundespräsidenten zu besuchen. Das wäre ja auch ne komplette Steilvorlage für Putins fünfte Kolonne: RT und alle Schwurbler auf Telegram und Facebook.

Auch die Ausweisung von Melnyk auf die o.g. Aussage zu fordern ist komplett reaktionärer und übertriebener Schwachsinn. :facep:

Ich vermisse aber zusehend Differenzierungen auf allen Seiten. Man mag es sich kaum vorstellen, aber man kann den ukrainischen Botschafter verstehen und seine Aussage (oder eben hier die falsche Verkürzung der FAZ) kritisieren.

Ich weiß nicht ob es immer mehr zunimmt, aber die Welt wird immer mehr in schwarz-weiß gesehen und das ist sehr unterkomplex.
 
Ich vermisse aber zusehend Differenzierungen auf allen Seiten.

Ja, stimmt. Die Russen haben auch sehr gut differenziert, als sie meinen ukrainischen Urgroßvater nach Sibirien verbannt haben, weil er Kulake war. Als sie meine Großtanten ermordet haben, nachdem sie sorgfältig vergewaltigt wurden. Und mein Großvater hat auch noch auf dem Sterbebett gesagt, als seine mangelernährte Leber den ganzen Alkohol nicht mehr ertragen konnte, dass man nicht alle Russen über einen Kamm scheren darf! Nimm's mir nicht übel, aber wenn ich dieses dekadente Gerede von Differenzierung lese, dann fühle ich mich inzwischen nur noch verarscht. Jeder Pole, Balte, Tscheche, Slowake, Bulgare [...] kann irgendeine Geschichte darüber erzählen, wie's war, als die Russen da waren, alle haben das bequeme Westeuropa gewarnt, als der Russe 2014 anfing europäische Grenzen neuzuziehen und jetzt hört man immer noch das Gelaber von Differenzierung, während in der Ukraine Kinder zusammengeschossen werden und die Deutschrussen stolz die russische Fahne schwenken und das Z zur Schau tragen.
 
Ja, stimmt. Die Russen haben auch sehr gut differenziert, als sie meinen ukrainischen Urgroßvater nach Sibirien verbannt haben, weil er Kulake war. Als sie meine Großtanten ermordet haben, nachdem sie sorgfältig vergewaltigt wurden. Und mein Großvater hat auch noch auf dem Sterbebett gesagt, als seine mangelernährte Leber den ganzen Alkohol nicht mehr ertragen konnte, dass man nicht alle Russen über einen Kamm scheren darf! Nimm's mir nicht übel, aber wenn ich dieses dekadente Gerede von Differenzierung lese, dann fühle ich mich inzwischen nur noch verarscht. Jeder Pole, Balte, Tscheche, Slowake, Bulgare [...] kann irgendeine Geschichte darüber erzählen, alle haben das bequeme Westeuropa gewarnt, als der Russe 2014 anfing europäische Grenzen neuzuziehen und jetzt hört man immer noch das Gelaber von Differenzierung, während in der Ukraine Kinder zusammengeschossen werden und die Deutschrussen stolz die russische Fahne schwenken und das Z zur Schau tragen.

Ich habe polnische Wurzeln und meinen Großvater von dieser Seite nie kennengelernt. Er kam todkrank aus dem Gulag wieder weil er als Partisane gegen die Nazis gekämpft hat. Wohlgemerkt, nicht gegen die Russen, sondern die Nazis. Der Knackpunkt war aber, dass er kein russisch finanzierter Partisane war, sondern Teil des echt polnischen Widerstandes. Wenn ich solche Familiengeschichten von russischer Schreckensherrschaft und Willkür nach WWII höre, verstehe ich sehr gut warum sich die Ukrainer so verzweifelt gegen eine erneute Besatzung wehren.
 
Sind AirPods und co ein strategisches Risiko? Schon interessant, worüber man sich im modernen Krieg Gedanken machen muss.

So weit denken Sergej und Dimitri offenbar nicht, wenn sie in der Ukraine Häuser ausräumen, um den Lieben daheim das ein oder andere Souvenir aus dem Krieg mitzubringen. :rolleyes:
Aber schon interessant. Zu Opas Zeiten war die größte Sorge, dass der Gegner die Glut der Zigarette des Nachts nicht sieht, und heute wird das gerade frisch geplünderte Beutegut zum Sicherheitsrisiko.

Apropos Beutegut... :crazy

C.
 
Mein Großvater war 6 Jahre im Arbeitslager in russischer Krieggefangenschaft, wurde aber erstaunlicherweise gut behandelt und kam gesund zurück. Das scheint aber eher die Ausnahme gewesen zu sein, aber er hatte wohl Glück, warum auch immer. Viele andere kamen nicht mehr wieder.

Bei meiner Großmutter waren es die französischen Besatzer, die sie vergewaltigten, ihr Vieh und den Schmuck stahlen.

Aber es ist bestialisch, was da in der Unraine passiert und ich kann durchaus nachvollziehen, dass man irgendwann nicht mehr differenzieren möchte, bei all dem Gräuel, was da passiert.

Hier noch ein Interview mit Osteuropa-Historiker Baberowski „Im Interview erklärt er, welche Probleme der russischen Armee zu solchen Gräueltaten beitragen. Der Professor der Berliner Humboldt-Uni gehört zu den besten Kennern der Materie. Er ist einer der führenden Experten für Stalinismus. Seine Studie "Verbrannte Erde" wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Die Bundeszentrale für politische Bildung verlegt seine Schrift "Der Rote Terror".“

https://www.n-tv.de/politik/Die-russische-Armee-ist-ein-Gefaengnis-article23249617.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Statements des ukrainischen Botschafters sind forsch, gelegentlich frech und für mich persönlich letztlich durchaus verständlich. Vor allem aber, ist mir sein Auftreten, in Anbetracht des Grauens, das in seiner Heimat stattfindet, absolut wumpe! Gibt es nichts wichtigeres zu diskutieren? Während mein Nachbar zusammengeschlagen wird, beschwere ich mich doch auch nicht bei ihm über den verbockten Heckenschnitt! Dem helfe ich erst mal!

Eigentlich wollte ich aber mal einen anderen Punkt ansprechen: Die Ukraine kritisiert, dass die EU das russische Gas nicht boykottiert. Eigentlich hätte sie das Thema aber ja weitgehend selbst in der Hand. Die wichtige Jamal-Pipeline führt mitten durch die Ukraine und wird von den Russen nicht angetastet (klar....die brauchen unser Geld), die Ukraine könnte aber ja sicherlich (ggf. "versehentlich") eine Granate neben der Pipeline detonieren lassen, dann wäre der Gastransit erst mal erledigt. Das würden dann natürlich auch die ukrainischen Haushalte zu spüren bekommen, deshalb sieht man anscheinend davon ab. An dieser Stelle wackelt die Argumentation der ukrainischen Regierung in Bezug auf ihre Forderungen an unser Sanktionsmanagement schon sehr. Man könnte Russland hier sehr schaden, verzichtet aber darauf, weil man selber darunter zu leiden hätte.
Es ist wohl die bittere Realität, dass wir alle, eben AUCH die Ukraine, erst mal nicht ohne das russische Gas klarkommen. Dieser Diskussion sollten wir nicht unsere mühsam aufrecht erhaltene Geschlossenheit opfern.

Ganz interessanter Artikel über den Status Russlands als Veto-Macht im UN-Sicherheitsrat:
https://www.lto.de/recht/hintergrue...-mitglied-sitz-entziehen-veto-sicherheitsrat/
Für mich stand nie in Zweifel, dass die ständigen Mitglieder auf ewig ihren Sitz behalten.....aber einen kleinen Hebel, der Russland da anfechten könnte gibt es wohl doch. Eigentlich hatte nämlich die UdSSR den ständigen Sitz und die Nachfolgefrage ist wohl nicht ganz so klar, wie man das denken könnte.
 
Eigentlich wollte ich aber mal einen anderen Punkt ansprechen: Die Ukraine kritisiert, dass die EU das russische Gas nicht boykottiert. Eigentlich hätte sie das Thema aber ja weitgehend selbst in der Hand. Die wichtige Jamal-Pipeline führt mitten durch die Ukraine und wird von den Russen nicht angetastet (klar....die brauchen unser Geld), die Ukraine könnte aber ja sicherlich (ggf. "versehentlich") eine Granate neben der Pipeline detonieren lassen, dann wäre der Gastransit erst mal erledigt. Das würden dann natürlich auch die ukrainischen Haushalte zu spüren bekommen, deshalb sieht man anscheinend davon ab. An dieser Stelle wackelt die Argumentation der ukrainischen Regierung in Bezug auf ihre Forderungen an unser Sanktionsmanagement schon sehr. Man könnte Russland hier sehr schaden, verzichtet aber darauf, weil man selber darunter zu leiden hätte.
Es ist wohl die bittere Realität, dass wir alle, eben AUCH die Ukraine, erst mal nicht ohne das russische Gas klarkommen. Dieser Diskussion sollten wir nicht unsere mühsam aufrecht erhaltene Geschlossenheit opfern.

Daran sieht man sehr schön, welche Auswirkungen ein zwischenstaatlicher Konflikt in einer globalisierten Welt hat, in der die wirtschafltlichen Verflechtungen derart verwoben sind, und welchen Anachronismus der derzeitige Konflikt im Grunde darstellt.

C.
 
Übrigens, hier eine Meldung die irgendwie zur derzeitigen Situation "passt ".
Der bekannte russische Faschist und Antisemit(obwohl selber Sohn eines Juden) Wladimir Wolfowitsch Schirinowskie ist gestern gestorben. Die Älteren unter uns werden sich noch gut an ihn erinnern.
 
Daran sieht man sehr schön, welche Auswirkungen ein zwischenstaatlicher Konflikt in einer globalisierten Welt hat, in der die wirtschafltlichen Verflechtungen derart verwoben sind, und welchen Anachronismus der derzeitige Konflikt im Grunde darstellt.

C.

Na gut, die Hoffnung auf eine Welt ohne Krieg wegen (zunehmender) enger Verflechtungen (wirtschaftl. Natur) der Staatengemeinschaft untereinander hatte man bereits vor 1914. Der Faktor Mensch ist/bleibt aber unberechenbar und alles was es braucht, ist einer am falschen Hebel..
 
Ich befürchte ja eher, dass die zukünftigen Zeiten eher gewalttätiger werden, in Zeiten von Klimawandel, wachsender Ressourcen Knappheit usw.

Wenn wir nicht bald anfangen gegenzusteuern auf jeden Fall. Bereits jetzt sind weltweit mehr Menschen auf der Flucht, als jemals zuvor in der jüngeren Geschichte, und trotzdem werden die künftigen Zahlen die jetzigen wohl bei weitem übertreffen, wenn der Klimawandel fortschreitet, und immer mehr Menschen ihre Siedlungsgebiete wegen dessen Folgen verlassen werden (müssen).
Derweil bekommen wir hierzulande noch nicht mal ein Tempolimit auf die Reihe, weil sich der freie Bürger auch bei einem Spritpreis von über 2 Euro seine freie Fahrt nicht nehmen lassen will. :zuck:

C.
 
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