Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Mord im Orientexpress (2017)
Tod auf dem Nil (2022)

Die alten Verfilmungen der berühmten Agatha Christie Romane um den Meisterdetektiv Hercule Poirot konnten mich nie so recht begeistern.

Trotzdem war ich auf die Neuinterpretation unter der Regie von Kenneth Branagh, der auch den Protagonisten spielt, neugierig.

Beide Filme fand ich von der Ausstattung und Inszenierung her sehr gut. Die Suche nach dem Mörder in einer Gruppe von illustren und exzentrischen Gestalten war spannend inszeniert.

In beiden Filmen erfreut und Poirot als brillanter Ermittler mit mal mehr, mal weniger liebenswerten Spleens. Die große Leere, die der Tod seiner geliebten Katherine in ihm hinterlassen hat, ist bei allem Feinsinn und Humor stets spürbar.
Branagh bringt sehr glaubhaft herüber, mit welchen Dämonen sein Poirot zu kämpfen hat und wie sehr ihn seine Arbeit als Ermittler emotional herausfordert.

Insgesamt ist für mich "Mord im Orientexpress" der bessere Film, da hier eine größere emotionale, ethisch-moralische Tiefe ausgelotet wird. Die Fragen, ob man einen widerlichen Mörder aus Rache töten darf, ob man damit eine Art Heilung bewirken kann und wie schlimm eine Gewalttat sich auf so viele Arten auf viele Menschen auswirken kann, gingen mir sehr nahe.

Dahingegen fällt "Tod auf dem Nil" deutlich ab. Hier werden gleich mehrere Menschen kurz hintereinander ermordet, aber so richtig in den "Fall" kann man nicht eintauchen. Dafür sind zu viele Figuren anwesend, deren einzelne Geschichten und Motive leider blass bleiben.

Diese Fülle an unterschiedlichen Charakteren, deren Entwicklung und Verknüpfung ist in "Mord im Orientexpress" wesentlich raffinierter und tiefgründiger ausgearbeitet.

Die Schauplätze wirken in beiden Filmen teilweise stark gekünstelt und lenken manchmal unnötig von der Handlung ab.
Die prachtvolle Ausstattung dieser luxuriösen Gesellschaften ist hingegen ein Augenschmaus bis ins kleinste Detail. Die Kostüme sind toll!

Musikalisch gesehen hat mit dem Sound von Sister Rosetta Tharpe eindeutig "Tod auf dem Nil" die Nase vorn.

Die Kameraeinstellungen sind originell und interessant anzuschauen.

Beide Filme haben mich sehr gut unterhalten und ich würde gerne noch weitere Poirot-Filme mit/von Branagh sehen.
 
Als Kind habe ich die alten Versionen von "Tod of auf dem Nil" und "Mord im Orientexpress" gesehen. Ich fand sie damals sehr unterhaltsam, finde aber bis heute nicht dass es da ein Remake von gebraucht hätte (das sind halt keine Filme die von besseren Special Effects profitieren). Aber da ich viel positive Mundpropaganda gehört habe, werde ich die Remakes sicher trotzdem irgendwann mal sehen.
 
Ich fand sie damals sehr unterhaltsam, finde aber bis heute nicht dass es da ein Remake von gebraucht hätte (das sind halt keine Filme die von besseren Special Effects profitieren).
Aber auch die Sehgewohnheiten jenseits der Spezialeffekte haben sich seit den 70er Jahren etwas gewandelt. Von daher ist eine erneute Adaption von Christies Werken vielleicht gar nicht so verkehrt. Zumal es sich ja um recht seichte Unterhaltung handelt.
 
Gestern Abend "The Last Duel" angeschaut.

Ja mein Güte war das ein klasse Film! Das kam wirklich unerwartet....hier im Forum haben ja schon viele positiv davon berichtet aber so ganz glauben wollte ich es nicht. Zumal die letzten Filme von Ridley Scott eher so MEH waren.

Matt Damon TOP, Adam Driver TOP, Ben Affleck TOP! Die Story, die Musik und vor allem der Kampf selber waren 1a. Das ganze war so schön spannend aufgebaut, ist schon ne Weile her dass ich so angespannt einen Film angeschaut habe.
Dass der Film nicht für den Oscar nominiert war, finde ich ziemlich krass.

Für mich 9 von 10 Punkten.
 
"The Last Duel"

Interessant, dass der Film bei den meisten so gut weg kommt. Bei mir hat er irgendwie nicht so recht gezündet, ich fand ihn eher durchschnittlich.

Das Thema war zwar top und die Umsetzung, die Geschichte aus allen drei Perspektiven zu erzählen, fand ich ebenfalls passend. Doch obwohl der Film sich viel Zeit nahm, die unterschiedlichen Perspektiven auszuarbeiten und gegenüberzustellen, blieb mir gerade der Kern der Sache zu oberflächlich. Das Skript nahm sich viel Zeit, die Sichtweisen von Le Gris und De Carrouges herauszuarbeiten. Doch obwohl Marguerites Sicht ebenfalls und sozusagen als eine Art Vor-Finale des Films ein Kapitel bekam, wirkte ihre Geschichte gerade in den Szenen, die ich als ihre Hauptkonflikte erwartete, sehr schnell abgehandelt und damit oberflächlich. Dazu zählt für mich vor allem die Entscheidung, mit ihrem Ehemann über die Vergewaltigung zu reden. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch für Frauen im 21. Jahrhundert eine extrem schwere Entscheidung ist, die viel Mut und Vertrauen braucht - und bei uns ist das Recht auf Seite der Frauen. In der Ära des Films jedoch sah das ja ganz anders aus. Dafür kam mir die Szene zu schnell und der Dialog war zu kurz und plötzlich. Lieber hätte ich die Geschichte der beiden Herren etwas oberflächlicher abgehandelt gesehen und dafür mehr inneren Konflikt von Marguerites Seite gehabt. Bspw. sowas wie mehrere Szenen, in denen sie versucht, von der Gewalttat zu erzählen, aber nicht recht weiß, wie sie es sagen soll, bevor sie es schließlich wirklich aussprechen kann; etwas in der Art.

Zudem warf mich Ben Afflecks Charakter immer wieder raus. Ich kann es gar nicht so recht greifen. Er wirkte mir zu aufgedreht und zu modern. Hinzu kam von Produktionsseite, dass es immer schwierig ist, ein sehr bekanntes Aussehen zu verändern. Neben dem sehr gut auf narbig zurechtgemachten Matt Damon und Adam Drivers Charaktergesicht wirkte Ben Affleck auf mich wie verkleidet.

Erst nach Marguerites Anklage konnte der Film mich richtig fesseln. Die Darstellung der Verhandlung, die Argumente, die Reaktionen ihres Ehemanns etc. empfand ich als brutal realistisch. Der finale Kampf zeigte hervorragend in Szene gesetzt, ja, Gewalt, Brutalität und damit auch die Sinnlosigkeit des Ganzen. Aber auch hier gab es eine Kleinigkeit, die mich ärgerte, als einmal die Reaktion des Publikums bei einem besonders harten Schlag mit einem "Huh!!!"-Moment gezeigt wurde - wie bei einer nicht ganz ernst gemeinten Mittelalter-Klamotte. Die Szene war wirklich winzig, aber sie ärgerte mich, vor allem, weil der Kampf eben so hart und realistisch war.

Auch sehe ich den eingeblendeten Schlusssatz kritisch. Lebte Marguerite wirklich ein "glückliches" Leben? Wie kann man das aus heutiger Sicht überhaupt beurteilen. Ich meine, das ist ein Film, der versucht, ein wirklich ernstes Thema mit all seinen gewaltsamen Folgen zu zeigen. Da fragte ich mich doch ernsthaft: Wie ging es nach diesem Kampf wirklich im Leben der De Carrouges weiter? Wirklich einfach nur "glücklich"? Kann man die Erinnerung an eine Vergewaltigung durch ein Duell auf Leben und Tod einfach so wegwischen? Das Ansehen eines brutalen, animalischen Kampfes und das Bangen um das eigene Leben. Was macht das mit einem Menschen? Hätte sie denn unglücklicher gelebt, wenn sie geschwiegen hätte? Das einzige, was man sicher sagen kann, ist aus meiner Sicht, dass eine Frau den Mut fand, eine gegen sie verübte Gewalttat publik zu machen und die (im Kontext der damaligen Rechtsordnung) gerechteste Strafe dafür einzufordern, ihr ein Sieg gelang und der Täter bestraft wurde. Das ist ein befriedigender Abschluss der Geschichte und ich habe richtig um die beiden De Carrouges gebangt und mich gefreut, als er siegte. Doch dieser Abschlusssatz machte mir aus der komplexen Geschichte ein zu einfaches Happy End. Ich hätte es lieber gehabt, wenn man das Ende einfach unkommentiert und den Zuschauer mit seinen Gedanken alleine gelassen hätte. Und ja: Natürlich muss man nicht für immer unglücklich sein, wenn man Gewalt erfahren hat. Natürlich wünsche ich ihr ein glückliches Leben und hoffe, dass sie es hatte. Wer solch ein Leid erfährt, hat es verdient, dieses verarbeiten und hinter sich lassen zu können. Aber diesen Prozess kann man mMn nicht einfach in so einem lapidaren Satz zusammenfassen - zumal der Film den Eindruck erweckte, eben gerade zeigen zu wollen, dass es nicht so einfach ist und wie frauenverachtend das ganze Geschehen war.
 
The Man from Earth (2007)

Professor John Oldman (David Lee Smith) ist gerade dabei, seine Sachen zu packen, als er Besuch von einer Gruppe akademischer Kollegen erhält (u.a. Tony Todd, Ellen Crawford, William Katt), die ihn verabschieden möchte. Im gemütlichen Beisammensein am Kamin eröffnet er den Anwesenden schrittweise Unglaubliches: er kann nicht altern und weilt schon seit über 14.000 Jahren auf der Erde. Zunächst nimmt ihn niemand ernst, aber trotzdem bleiben seine Gäste, um den sonderbaren Ausführungen zu lauschen, die sie - im guten wie im schlechten Sinne - faszinieren.

Richard Schenkmans low budget-Sci-Fi-Kultfilm auf Basis von Jerome Bixbys Drehbuch überzeugt mit einer interessanten Grundidee, guten Dialogen und Oldmans glücklicherweise nur oberflächlich behandeltem Lebenslauf, der dem Zuschauer viel Raum für eigene Vorstellungen überlässt. Einzige Schwachpunkte waren mMn die Auflösung hinter einer bedeutenden Figur der Menschheitsgeschichte, das am Ende offenbarte Verwandschaftsverhältnis zweier Charaktere, sowie das kitschige Abspannlied. Ansonsten hat mich der Film wirklich sehr gefesselt und es war eine Lust, Johns rudimentär-verbalem Streifzug durch die Jahrtausende zu folgen.

8/10 aufbewahrten Faustkeilen
 
Interessant, dass der Film bei den meisten so gut weg kommt. Bei mir hat er irgendwie nicht so recht gezündet, ich fand ihn eher durchschnittlich.

Ich würde sogar noch ein Stück weiter gehen. Ich stelle die - mit Sicherheit kontroverse - Behauptung in den Raum, dass "The Last Duel" ein schlechter Film ist. Er ist kein Totalausfall, keine völlige Filmgurke, aber auch weit davon entfernt, gut zu sein. In Punkten würde ich dies mit 4/10 ausdrücken.

Man muss speziell bei diesem Film zwischen Inszenierung, Machart und Inhalt unterscheiden. In Sachen Inszenierung und Machart empfand ich ihn (größtenteils) als durchaus gelungen. Es gibt jedoch auch in diesem Bereich Schönheitsfehler, so ist es doch sehr stümperhaft, wenn eine Schlachtsequenz plötzlich nach einem Schnitt vorbei ist und man mit einer Szene nach der Schlacht fortfährt, ohne irgendeine Art des Übergangs. Schauspielerisch sind Adam Driver und Judie Comer wirklich sehr stark, von Matt Damon kann ich das nicht behaupten. In manchen Szenen wirkte er regelrecht lustlos und unbeteiligt, in anderen, wenn er zum Beispiel einen Wutausbruch darstellen soll, fühlte ich mich so, als hätte ich versehentlich das RTL-Nachmittagsprogramm eingeschaltet. Über die Frisur verliere ich besser kein Wort, aber dafür kann er ja nichts.

Trotzdem, insgesamt ist die Inszenierung zwar nicht makellos, aber schon ansprechend. Gerade das titelgebende Duell weiß natürlich zu gefallen, auch wenn ich es mir länger vorgestellt hatte.

Inhaltlich versagt "The Last Duel" jedoch auf ganzer Linie. Das Konzept mit den drei Erzählperspektiven, aus denen man die Geschehnisse sieht, geht nicht auf, weil sie sich letztlich kaum voneinander unterscheiden. Die zur Diskussion stehende Vergewaltigung sieht man bereits in der Perspektive des Jacques Le Gris, des Vergewaltigers. Die Frage, ob die Vergewaltigung nun stattfand oder nicht, stellt sich gar nicht. Der Film macht daraus überhaupt kein Geheimnis. Das an sich ist nicht einmal das Problem, problematisch ist viel eher, dass der Film uns im Prinzip dreimal die gleiche Geschichte zeigt und Ridley Scott diese Erzählweise offenbar als künstlerisch ansprechend versteht. Neu ist die Idee nicht, und es gibt Filme, wo diese Erzählstruktur wirklich sinnvoll eingesetzt wird - "The Last Duel" gehört nicht dazu. Ich darf an dieser Stelle auf einen weit besseren Film verweisen, der eine ähnliche Struktur bietet und aus dieser das Maximum herausholt: "Die Taschendiebin" vom südkoreanischen Regisseur Park Chan-wook. Das ist ein Film, der ebenfalls in mehrere Akte unterteilt ist, wobei gleiche Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt werden. Hier ist es in der Tat so, dass die Wiederholung des Handlungsablaufs und aus ihm hervorgehender bestimmter Szenen, auf die man sich bei der ersten Darstellung noch nicht wirklich einen Reim machen kann, aus anderer Perspektive völlig neue Erkenntnisse bietet und das Gesamtbild, das man bis dahin hatte, nochmal vollständig umkehrt. Bei "The Last Duel" erkenne ich durch die drei Perspektiven keinen Mehrwert.

Es ist eben ein Film, der in seiner Aussageabsicht sehr eindeutig ist. Die zentrale Botschaft ist natürlich lobenswert, auch wenn sie es sich sehr einfach macht, indem sie schamlos den Topos des "finsteren Mittelalters" ausnutzt, in dem Frauen ja eh nichts zu sagen hatten und sowieso wie Dreck behandelt wurden. Die Realität ist da schon komplexer, natürlich kann man in Bezug auf das Mittelalter nicht von einer Gleichrangigkeit von Mann und Frau sprechen, wie sie heute besteht oder dort, wo das nicht der Fall ist, lobenswerterweise zu erreichen versucht wird. Das möchte ich keinesfalls behaupten. Frauen hatten im Mittelalter jedoch auf der anderen Seite auch kein so geringes Ansehen, wie es der landläufigen Meinung entspricht - die Ehefrauen von Rittern beispielsweise verwalteten in Eigenregie den Hof, wenn der Ehemann etwa auf Kriegszug war, vollumfänglich mit allem Besitz und Personal, das dazu gehörte. Einzelne bekanntere Frauen aus der mittelalterlichen Geschichte wie Agnes von Babenberg, die als Regentin für ihren minderjährigen Sohn, König Heinrich IV. (bekannt durch den berühmten Gang nach Canossa 1077), bis zu dessen Volljährigkeit auftrat, hatten auch ein nicht zu unterschätzendes Machtpotenzial. Das Bild, dass die Frau im Mittelalter nichts wert war, ist nicht ganz haltbar, wird durch einen Film wie "The Last Duel" im schlimmsten Fall jedoch noch verstärkt. Man hätte die Grundgeschichte, die der Film erzählt, auch problemlos in einem Gegenwartsszenario ansiedeln können - natürlich ohne das gerichtlich sanktionierte Duell, versteht sich. Warum überhaupt das Mittelalter heranziehen und eine historische Begebenheit (die Hauptcharaktere, den Vorwurf der Vergewaltigung und das Duell gab es ja wirklich) bemühen, was dann auch noch, wortwörtlich, mit einem Wahrheitsanspruch versehen wird? Dazu vielleicht kurz etwas hierzu:

Auch sehe ich den eingeblendeten Schlusssatz kritisch. Lebte Marguerite wirklich ein "glückliches" Leben? Wie kann man das aus heutiger Sicht überhaupt beurteilen. Ich meine, das ist ein Film, der versucht, ein wirklich ernstes Thema mit all seinen gewaltsamen Folgen zu zeigen. Da fragte ich mich doch ernsthaft: Wie ging es nach diesem Kampf wirklich im Leben der De Carrouges weiter? Wirklich einfach nur "glücklich"? Kann man die Erinnerung an eine Vergewaltigung durch ein Duell auf Leben und Tod einfach so wegwischen?

Ich habe mich in das Thema einmal eingelesen, weiß jedoch natürlich nicht alles darüber. Bei meinen Recherchen bin ich aber auf die Information gestoßen, dass Marguerite wohl etliche Jahre nach dem Duell zugegeben hat, dass die Vergewaltigung von ihr erfunden war. Das stammt aus einem wissenschaftlich fundierten Buch, welches sich unter anderem mit dem Turnier- und Duellwesen im Mittelalter befasst und eben auch Bezug auf dieses Duell und seine Umstände nimmt. Ich möchte das jetzt auch nicht als die absolute Wahrheit darstellen, vieles von dem, was man in der Fachliteratur findet, ist auch fehlerhaft - es kommt immer drauf an, wie die Quellenlage ist, wie verlässlich die Quellen sind, und so weiter. Da müsste man natürlich ergründen, woher diese Information denn ursprünglich stammt und ob dieses Zeugnis dann vertrauenswürdig ist. Der Punkt ist aber: Wir können heute eben kaum wissen und nachvollziehen, was damals wirklich passiert ist. Wir können wohl nicht mit Sicherheit feststellen, ob Marguerite durch Jaques Le Gris vergewaltigt wurde oder nicht. Das hätte, um wieder den Bogen zum Film zurück zu spannen, "The Last Duel" als Grundlage für eine ambivalente Darstellung nehmen können. Was wäre eigentlich gewesen, wenn in der Jaques-Perspektive keine Vergewaltigung zu sehen gewesen wäre, in der Marguerite-Perspektive aber schon? Und wenn der Film dann keine eindeutige Antwort geliefert hätte? Er hätte auch so bestimmt einen Weg finden können, seine feministische Botschaft zu senden (beispielsweise wird im Film ja auch angesprochen, dass es Jean de Carrouges viel weniger darum ging, Gerechtigkeit für seine Frau zu finden, als vielmehr darum, seine eigene Ehre wiederherzustellen. Das hat Sprengkraft, das hätte man noch weiter zu einer Kritik an traditionellen Geschlechterrollen und entsprechendem Denken ausbauen können) und gleichzeitig aber den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Genau das macht "The Last Duel" aber nicht. Es ist ein sehr eindeutiger, sehr plakativer Film, der keinen Anstoß zu eigener Reflexion und zu eigenen Schlüssen liefert, sich gleichzeitig aber mit einer Erzählform tarnt, die eine Komplexität vorgibt, welche der Film nicht im Ansatz aufweist.

Um mit etwas Positivem abzuschließen: Ich empfehle, ebenfalls von Ridley Scott und ebenfalls aus dem Jahr 2021, "House of Gucci" wärmstens. Das ist der weitaus bessere Scott-Film des vergangenen Jahres.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir können heute eben kaum wissen und nachvollziehen, was damals wirklich passiert ist. Wir können wohl nicht mit Sicherheit feststellen, ob Marguerite durch Jaques Le Gris vergewaltigt wurde oder nicht. Das hätte, um wieder den Bogen zum Film zurück zu spannen, "The Last Duel" als Grundlage für eine ambivalente Darstellung nehmen können. Was wäre eigentlich gewesen, wenn in der Jaques-Perspektive keine Vergewaltigung zu sehen gewesen wäre, in der Marguerite-Perspektive aber schon?
Bei "The Last Duel" erkenne ich durch die drei Perspektiven keinen Mehrwert.
Ich hab mich kaum in die Materie eingelesen gehabt, wusste aber noch, dass es historisch wohl gar nicht klar war, ob die Vergewaltigung nun wirklich stattfand oder nicht. Von daher bin ich auch etwas darüber gestolpert, dass Marguerites Sicht als Wahrheit festgelegt wurde (bzw. dass die Tat wirklich begangen wurde), habe das dann aber als gegeben akzeptiert. Finde deine Idee gut, in der Jaques-Perspektive darauf zu verzichten, um die Sache insg. viel ambivalenter darzustellen und dadurch am Ende dem Zuschauer sein eigenes Urteil zu lassen. Die Story bietet ja wirklich sehr viel Diskussions- und Nachdenkestoff. Ich merke das auch daran, dass ich mich z.B. bei der Flirt-auf-deutsch-am-Buffet-Szene schon die ganze Zeit frage, ob Herr Le Gris sich da nur selber was vom tollen Hecht vormacht, oder das wirklich so stattfand. Denn diese Szene wurde aus Marguerites Sicht nicht wiederholt. Wenn ich nun schon bei dieser eher unwichtigen Szene jetzt noch drüber nachdenke, frage ich mich: Wie sehr würde der Film mich noch beschäftigen, wenn sie diesen Kniff bei der zentralen Streitfrage des Films gebracht hätten?

Andererseits würde ich doch nicht ganz so vernichtend über die verschiedenen Perspektiven urteilen wie du, obwohl du dein Urteil sehr gut nachvollziehbar machst und ich dir beim Durchlesen erst mal innerlich voll zugestimmt habe. Es sind doch ein paar positive Details dabei. Zum einen fand ich die Entscheidung, den Film so zu gestalten wirklich passend, da ich beim Anschauen gemerkt habe, wie ich immer mehr auf Marguerites Perspektive gespannt war. Denn diese war ja zentral, auch wenn sie historisch gesehen nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen musste. Ich fand es auch ganz amüsant zu sehen, wie die Männer sich positiv und großartig sahen und man dann ihr unangemessenes Verhalten aus Sicht der Frau gezeigt bekam. Wobei das auch etwas scherenschnittartig wirkte und ja so auch erwartbar war. Letztlich hat man durch die Entscheidung, die Vergewaltigung als Tatsache zu nehmen, immerhin die frauenverachtende Sicht von Le Gris herausarbeiten können und aufgezeigt, dass der Täter sich eben tatsächlich überhaupt nicht als Täter sieht. Insgesamt muss ich aber sagen, dass der Perspektivenwechsel eher die Unterschiede der beiden Männer beleuchtete als das zentrale Thema, da man als Zuschauer Le Gris Tat auch schon aus seiner Sicht erzählt negativ bewertet. Man versteht ja, was mit Marguerite passiert, auch ohne dass man es noch mal explizit gezeigt bekommt, sodass ihr Kapitel leider dann auch nichts wirklich Überraschendes brachte. Ansonsten fand ich Details wie die misverstandenen Blicke und natürlich das bekannte Nein-heißt-Nein-Thema gut getroffen. Aber ja, das alles überwiegt nicht die Tatsache, dass man aus dieser Erzählweise deutlich mehr hätte herausholen können.

...indem sie schamlos den Topos des "finsteren Mittelalters" ausnutzt, in dem Frauen ja eh nichts zu sagen hatten und sowieso wie Dreck behandelt wurden. Die Realität ist da schon komplexer,...
Da kann ich nun nicht ganz mitreden, weil ich von Geschichte wirklich keine Ahnung habe, aber immerhin wurde ja gezeigt, wie Marguerite den Hof verwaltet, sich um die finanziellen Belange kümmert, die Arbeitsbedingungen verbessert. Wobei auch das irgendwie klischeehaft war. Hier übrigens Danke für deine Einblicke in die Welt des Mittelalters, du studierst ja Geschichte, wenn ich mich recht erinnere. Auf welches Buch beziehst du dich denn da? Den Teil über den "Last Duel"-Fall würde ich doch glatt auch mal gerne nachlesen.

Es ist ein sehr eindeutiger, sehr plakativer Film, der keinen Anstoß zu eigener Reflexion und zu eigenen Schlüssen liefert, sich gleichzeitig aber mit einer Erzählform tarnt, die eine Komplexität vorgibt, welche der Film nicht im Ansatz aufweist.
Richtig. Und auch da liegt der Teufel oft im Detail. Auch am Schluss. Das Bild wie Marguerite aus der Arena reitet, wäre der perfekte Abschluss gewesen. Ohne Heile-Welt-Szene mit Kind und Abschlusssatz, der dem Zuschauer das Ende vorkaut.

Schauspielerisch sind Adam Driver und Judie Comer wirklich sehr stark, von Matt Damon kann ich das nicht behaupten.
Interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann - ich empfand die Schauspielleistung gerade andersherum. Ich hab schon ewig nichts mehr mit Matt Damon gesehen und fand ihn ziemlich stark. Er stellte halt eher so einen provinz-tölpeligen klischeehaften Kämpfer-Typ dar, der nichts mit dem Leben in Saus und Braus anfangen konnte, dem Le Gris und Ben Afflecks Charakter ja sehr nachgingen. Adam Driver war erwartet gut, den hab ich aber in anderen Filmen schon heller strahlen gesehen. Jodie Comer hatte trotz der zentralen Rolle überraschend wenige Möglichkeiten herauszurragen und irgendwie eine Art Rey-Problem: Sie guckte oft halt nur. Wie man eine Schauspielleistung wahrnimmt, ist aber schon sehr subjektiv, vor allem, wenn der Film an sich nicht überzeugen kann. Von daher soll das hier nur eine Anmerkung aus meiner Sicht sein, keineswegs eine Kritik deiner Sicht. Fand's nur ganz witzig, wie komplett unterschiedlich man das sehen kann. :-D
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei mir ist es ja schon schon ein paar Monate her, dass ich "The Last Duel" geschaut und sehr positiv bewertet habe.

Ich sehe das gar nicht so kompliziert. ;)
Ich ärgere mich oft selbst darüber, wenn ein Film oder ein Buch sich auf das angeblich finstere Mittelalter stürzt.
Zumal das eine große Zeitspanne mit sehr unterschiedlichen Phasen war.

Was mir nach wie vor im Gedächtnis bleibt, ist die schlimme Szene mit Comer und Driver. Ich fand das wirklich beeindruckend im "negativen" Sinn und muss immer wieder daran denken. Ich habe natürlich (leider) auch andere Szenen sexueller Gewalt in Filmen gesehen; da kommt man ja kaum drumherum.
Kein Schauspiel hat mich in diesem Zusammenhang dermaßen beeindruckt.

Für mich unterscheiden sich die drei Geschichten total voneinander und jedesmal agieren die Darsteller anders, aus anderer Perspektive.

Das Ende hat mich nicht gestört; im Gegenteil fand ich es schön zu hören, dass es Marguerite nach dieser schweren Zeit noch viele Jahre gut ging. Ich gönne ihr ein Happy End. :)

Falls es historisch gesehen doch ganz anders gewesen sein sollte, kann ich den Film als solchen trotzdem "genießen". Ich betrachte einen Film oder einen Roman selten als eine Art Manifest für oder gegen etwas.
"The Last Duel" ist für mich daher kein feministischer oder politischer Film, selbst wenn das die Intention der Verantwortlichen war.
 
Von daher soll das hier nur eine Anmerkung aus meiner Sicht sein, keineswegs eine Kritik deiner Sicht. Fand's nur ganz witzig, wie komplett unterschiedlich man das sehen kann. :-D

Kein Problem, selbst wenn es eine Kritik an meiner Sichtweise wäre. Ich möchte meine Position jetzt auch nicht als unangreifbar darstellen ^^


Hier übrigens Danke für deine Einblicke in die Welt des Mittelalters, du studierst ja Geschichte, wenn ich mich recht erinnere. Auf welches Buch beziehst du dich denn da? Den Teil über den "Last Duel"-Fall würde ich doch glatt auch mal gerne nachlesen.

Ja, daher habe ich da natürlich einen tieferen Einblick. Deshalb betrachte ich gerade Historienfilme wohl auch kritischer - nicht unbedingt so sehr in Bezug auf das, was alles per se falsch dargestellt wird (da erkenne ich auch nicht alles, und wenn man anfangen würde, sich bei einem Film damit zu beschäftigen, würde man wohl gar nicht mehr fertig werden), sondern eher in Bezug darauf, welches Bild von der Epoche oder der konkreten Zeit, in welcher der Film spielt, gezeichnet wird. Ich kann es aber natürlich auch verstehen, dass nicht jeder Zuschauer diesen kritischen Blick mitbringt. Was das Buch angeht: Das musste ich im letzten Jahr mal scannen und bin beim Durchsehen auf besagte Passage gestoßen und an ihr hängen geblieben. Seitdem habe ich es nicht mehr genutzt, sodass ich den Titel gerade nicht parat habe. Ich schaue später aber gerne mal in meinen Unterlagen nach und melde mich dann bei dir :)

Richtig. Und auch da liegt der Teufel oft im Detail. Auch am Schluss. Das Bild wie Marguerite aus der Arena reitet, wäre der perfekte Abschluss gewesen. Ohne Heile-Welt-Szene mit Kind und Abschlusssatz, der dem Zuschauer das Ende vorkaut.

Dem stimme ich zu, dieses Schlussbild wäre ideal gewesen. Das war im Übrigen auch eine der Szenen, die mir sehr gefallen haben, wegen der in ihr enthaltenen Botschaft. Jean de Carrouges reitet voran und wird als der Held des Tages gefeiert, Marguerite, um die es eigentlich geht oder gehen sollte, verbleibt im Hintergrund. Das knüpft durchaus geschickt wieder an den von mir bereits genannten Aspekt an, dass es Jean in erster Linie darum ging, seine eigene Ehre, die er durch Jaques verletzt sah, wiederherzustellen. Und hier spricht der Film diesen Umstand aber nicht explizit aus, sondern lässt ganz alleine die Bilder sprechen - und damit ist dann alles gesagt, was in der Szene gesagt werden muss.


Ich sehe das gar nicht so kompliziert. ;)

Ich betrachte meine Sichtweise auf den Film jetzt auch nicht als kompliziert. Eher als tiefgründig ;)

Was mir nach wie vor im Gedächtnis bleibt, ist die schlimme Szene mit Comer und Driver. Ich fand das wirklich beeindruckend im "negativen" Sinn und muss immer wieder daran denken. Ich habe natürlich (leider) auch andere Szenen sexueller Gewalt in Filmen gesehen; da kommt man ja kaum drumherum.
Kein Schauspiel hat mich in diesem Zusammenhang dermaßen beeindruckt.

Ich möchte keineswegs sagen, dass die Vergewaltigungsszene harmlos war - im Gegenteil. Aber wenn dich diese Vergewaltigungsszene in Sachen Darstellung und Schauspiel schon so mitgenommen hat, dann hast du vermutlich noch nie den französischen Film "Irreversibel" gesehen. Was ich dir dann auch nicht unbedingt empfehlen würde, wenn du in dieser Hinsicht - verständlicherweise - empfänglich bist.

Generell steht und fällt die Sicht auf einen Film, gerade dann, wenn er sich wie "The Last Duel" aus konventionellen Erzählmustern herauswagen möchte, natürlich auch damit, was man an Filmen gewohnt ist. Bei mir ist es nun mal so, dass ich mit Vorliebe, sagen wir, anspruchsvolle und unkonventionelle Filme sehe, gerne auch aus dem Arthouse-Bereich, wo Filme ja oft mit ernsten und schwierigen Themen und eben speziellen Erzählformen und -strukturen aufwarten. Wenn man eher in diesem Bereich seine Präferenzen hat, dann ist ein "The Last Duel" nichts, was irgendwie beeindrucken würde. Aber trotzdem freue ich mich natürlich darüber, dass du dem Film viel abgewinnen kannst und deine Freude damit hattest, unabhängig davon, wie ich nun dazu stehe :)
 
Kein Problem, selbst wenn es eine Kritik an meiner Sichtweise wäre. Ich möchte meine Position jetzt auch nicht als unangreifbar darstellen ^^




Ja, daher habe ich da natürlich einen tieferen Einblick. Deshalb betrachte ich gerade Historienfilme wohl auch kritischer - nicht unbedingt so sehr in Bezug auf das, was alles per se falsch dargestellt wird (da erkenne ich auch nicht alles, und wenn man anfangen würde, sich bei einem Film damit zu beschäftigen, würde man wohl gar nicht mehr fertig werden), sondern eher in Bezug darauf, welches Bild von der Epoche oder der konkreten Zeit, in welcher der Film spielt, gezeichnet wird. Ich kann es aber natürlich auch verstehen, dass nicht jeder Zuschauer diesen kritischen Blick mitbringt. Was das Buch angeht: Das musste ich im letzten Jahr mal scannen und bin beim Durchsehen auf besagte Passage gestoßen und an ihr hängen geblieben. Seitdem habe ich es nicht mehr genutzt, sodass ich den Titel gerade nicht parat habe. Ich schaue später aber gerne mal in meinen Unterlagen nach und melde mich dann bei dir :)



Dem stimme ich zu, dieses Schlussbild wäre ideal gewesen. Das war im Übrigen auch eine der Szenen, die mir sehr gefallen haben, wegen der in ihr enthaltenen Botschaft. Jean de Carrouges reitet voran und wird als der Held des Tages gefeiert, Marguerite, um die es eigentlich geht oder gehen sollte, verbleibt im Hintergrund. Das knüpft durchaus geschickt wieder an den von mir bereits genannten Aspekt an, dass es Jean in erster Linie darum ging, seine eigene Ehre, die er durch Jaques verletzt sah, wiederherzustellen. Und hier spricht der Film diesen Umstand aber nicht explizit aus, sondern lässt ganz alleine die Bilder sprechen - und damit ist dann alles gesagt, was in der Szene gesagt werden muss.




Ich betrachte meine Sichtweise auf den Film jetzt auch nicht als kompliziert. Eher als tiefgründig ;)



Ich möchte keineswegs sagen, dass die Vergewaltigungsszene harmlos war - im Gegenteil. Aber wenn dich diese Vergewaltigungsszene in Sachen Darstellung und Schauspiel schon so mitgenommen hat, dann hast du vermutlich noch nie den französischen Film "Irreversibel" gesehen. Was ich dir dann auch nicht unbedingt empfehlen würde, wenn du in dieser Hinsicht - verständlicherweise - empfänglich bist.

Generell steht und fällt die Sicht auf einen Film, gerade dann, wenn er sich wie "The Last Duel" aus konventionellen Erzählmustern herauswagen möchte, natürlich auch damit, was man an Filmen gewohnt ist. Bei mir ist es nun mal so, dass ich mit Vorliebe, sagen wir, anspruchsvolle und unkonventionelle Filme sehe, gerne auch aus dem Arthouse-Bereich, wo Filme ja oft mit ernsten und schwierigen Themen und eben speziellen Erzählformen und -strukturen aufwarten. Wenn man eher in diesem Bereich seine Präferenzen hat, dann ist ein "The Last Duel" nichts, was irgendwie beeindrucken würde. Aber trotzdem freue ich mich natürlich darüber, dass du dem Film viel abgewinnen kannst und deine Freude damit hattest, unabhängig davon, wie ich nun dazu stehe :)

"Irreversibel" kenne ich. In besagter Szene steht für mich die Gewalt und Brutalität im Vordergrund.

Ich möchte dir mit meiner Sichtweise deine Meinung nicht absprechen. Sondern mir war es nochmal wichtig zu erläutern, was mir an diesem Film gefallen hat und ohn besonders macht.

Dass du mir mehr oder weniger subtil mitteilst, dass meine Sehgewohnheiten und intellektuellen Fähigkeiten "nur" für oberflächliche Mainstreamfilme "ausreicht", finde ich nicht sehr höflich. :)

Nichtsdestotrotz lese ich natürlich immer gerne andere Sichtweisen, sonst wäre es ja langweilig.
 
Ich schaue später aber gerne mal in meinen Unterlagen nach und melde mich dann bei dir :)
Cool, würde mich freuen, wenn's nicht zu viele Umstände macht. :-)
Ich sehe das gar nicht so kompliziert. ;)
Das Ende hat mich nicht gestört; im Gegenteil fand ich es schön zu hören, dass es Marguerite nach dieser schweren Zeit noch viele Jahre gut ging. Ich gönne ihr ein Happy End.
Das ist doch super - lass es dir von uns nicht schlecht reden. Der Film in sich ist ja schlüssig und klar gönne ich Marguerite das Happy End. Gerade bei Geschichten, seien es Filme oder Bücher, gibt es doch immer so viele unterschiedliche Arten, diese zu interpretieren, so viel unterschiedliches, was man genießen und was einem gefallen kann. Und immer wird es jemanden geben, der es ganz anders sieht. Das ist ja das Schöne daran, sich dann darüber auszutauschen. :thumbsup:

Edit:
gerne auch aus dem Arthouse-Bereich, wo Filme ja oft mit ernsten und schwierigen Themen und eben speziellen Erzählformen und -strukturen aufwarten. Wenn man eher in diesem Bereich seine Vorlieben hat, dann ist ein "The Last Duel" nichts, was irgendwie beeindrucken würde.
Das hab ich an mir auch gemerkt, dass sich da meine Sehgewohnheiten und Erwartungen ziemlich verändert haben. Und ich finde es tatsächlich schwierig, das zu formulieren ohne dass es irgendwie etwas herablassend klingt - obwohl ich das niemals so meinen würde (und ich mir auch sicher bin, dass du es nicht so meinst). Aber irgendwie erwarte ich mehr, was bei mir wohl auch daran liegt, dass ich in den letzten Jahren vor der Pandemie (ich muss mich unbedingt wieder mehr ins Kino wagen...) unglaublich viele Filme gesehen habe. Das war vorher nicht der Fall gewesen, vor allem habe ich Filme weniger aufmerksam angeschaut. Mit dieser gesammelten Erfahrung sozusagen habe ich angefangen, anders auf Filme zu schauen. Und trotzdem ist auch das wieder vollkommen subjektiv. Der Film kann einem trotzdem gefallen, @Verge of Greatness und @Ansiv Reeblac beschreiben da ja einiges, was sie mochten. Bei mir hat er halt nicht gezündet und mir ist einiges kritisch aufgefallen. Ich liebe auch einige Jarmusch-Filme z.B. weniger, weil ich sie so unglaublich tiefgründig finde, sondern bspw. weil mir die Art gefällt, wie etwas in Szene gesetzt wird. Und da gibt es auch viele Leute, die die Filme langweilig finden und dafür auch gute Argumente haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Generell steht und fällt die Sicht auf einen Film, gerade dann, wenn er sich wie "The Last Duel" aus konventionellen Erzählmustern herauswagen möchte, natürlich auch damit, was man an Filmen gewohnt ist. Bei mir ist es nun mal so, dass ich mit Vorliebe, sagen wir, anspruchsvolle und unkonventionelle Filme sehe, gerne auch aus dem Arthouse-Bereich, wo Filme ja oft mit ernsten und schwierigen Themen und eben speziellen Erzählformen und -strukturen aufwarten. Wenn man eher in diesem Bereich seine Präferenzen hat, dann ist ein "The Last Duel" nichts, was irgendwie beeindrucken würde.

Nun, meine Vorliebe ist die allergleiche wie deine und dennoch hat mich der Film sehr beeindruckt. Der Film ist schön erzählt und welche Intention dahinter steckt ist mir eher egal. Der Film heisst ja das letzte duell und nicht die Vergewaltigung - das Hauptaugenmerk liegt auf dem Duell und der unterschiedlichen Sichtweise der Protagonisten, nicht auf die korrekte Erzählweise der Vergewaltigung.
Es erzählt eine Geschichte wie es in der Vergangenheit sehr oft geschehen ist. Man macht keine großen Fehler was die Zeit betrifft, es spielen keine Drachen mit und der König ist auch nicht schwarz oder asiatisch, somit ist für mich alles in Ordnung. Für diesen Film benötigt man überhaupt kein Wissen über Geschichte.

Dir hat der Film einfach nicht gefallen, dir deshalb Gründe einfallen zu lassen weshalb jemand anderes den Film mag, ist nicht so schön.
 
Red Sparrow (2018)

Dominika tanzt sehr erfolgreich am Russischen Staatsballet als Primaballerina und kann dank der Unterstützung des russischen Staates die Behandlung ihrer kranken Mutter finanzieren.
Während einer Aufführung verletzt sie sich schwer am Bein und kann nicht mehr tanzen. Zudem bemerkt sie, dass ihr Tanzpartner sie hintergeht (?) und schlägt ihn und seine neue Partnerin brutal nieder.

Dominikas Onkel Vanja ist ein hohes Tier beim russischen Geheimdienst und bietet ihr zur Rettung einen Job als Agentin an. Sie wird auf einer speziellen Akademie ausgebildet, wo sie auf die harte Tour alles über Manipulation, sexuelle Verführung etc. lernt.

Ihr erster Auftrag führt sie nach Budapest, wo sie den amerikanischen CIA-Agenten Nathaniel beschatten soll. Dominika fliegt schnell auf, die beiden kommen sich näher und Nathaniel bietet ihr einen Ausweg aus ihrem ungeliebten "Job" an....


Der Film hinterlässt bei mir einen ambivalenten Eindruck. Die Schauspieler und vor allem Jennifer Lawrence als Dominika sind sehr gut. Die Schauplätze sind gut ausgewählt und die Atmosphäre sehr beklemmend und düster. Die Ausführungen zum Thema "russische Außenpolitik" und "Nach dem Kalten Krieg" sind sehr überzeugend und leider sehr aktuell.
Es gibt drastische Darstellungen von Gewalt, die mitunter sehr plötzlich und eruptiv aufbrechen.

Das Schema "Gut gegen Böse" wird leider nicht durchbrochen und besonders die russischen Charaktere sind stereotyp und ohne jegliche Charakterentwicklung angelegt.

Dominikas Motivation ist nicht immer nachvollziehbar, auch wenn Lawrence wirklich sehr gut spielt. Ihre kranke Mutter als Hauptgrund und Zwang, diesen brutalen Job zu machen, ist nicht überzeugend genug. Oder drastisch gesprochen: Nur weil meine Mutter nach einem Schlaganfall (?) humpelt und motorisch sehr eingeschränkt ist, würde ich mir als Tochter nicht dermaßen mein Leben versauen wollen. Dies natürlich aus Sicht einer Bürgerin eines Sozialstaats. Vielleicht bin ich auch ein herzloses Stück. :-D Jedenfalls kann ich nicht beurteilen, wie realistisch diese Story in diesem Punkt ist und fand es als Zuschauer zu "wenig".

Die Handlung ist grundsätzlich spannend, hat aber ein paar Längen und verzichtet weitestgehend auf klassische Actionelemente wie zb Verfolgungsjagden und Nahkämpfe.

Insgesamt vergebe ich 5 von 10 Punkten.
 
Dass du mir mehr oder weniger subtil mitteilst, dass meine Sehgewohnheiten und intellektuellen Fähigkeiten "nur" für oberflächliche Mainstreamfilme "ausreicht", finde ich nicht sehr höflich. :)

Ich finde es schade, dass du meinen Beitrag so aufgefasst hat, denn das war es ausdrücklich nicht, was ich dir mitteilen wollte, auch nicht subtil. Als ich schrieb, dass ich mich freue, wenn dir der Film gefällt, war das ehrlich gemeint. Ich nehme es mir nicht heraus, intellektuelle Fähigkeiten einer Person aufgrund filmischen Geschmacks zu beurteilen. Es ist schade, wenn mein Beitrag so verstanden wird, ich fand die Diskussion um den Film sachlich und interessant, gerade wegen der unterschiedlichen Sichtweisen, die wir ausgetauscht haben.

Dir hat der Film einfach nicht gefallen, dir deshalb Gründe einfallen zu lassen weshalb jemand anderes den Film mag, ist nicht so schön.

Und es geht weiter... ich verstehe offen gesagt gerade nicht, was eigentlich los ist? Mir hat der Film nicht gefallen, das stimmt, und ich habe ja auch ausführlich begründet und argumentiert, warum das so ist. Es gibt natürlich auch Argumente dafür, den Film zu mögen, das habe ich auch nie bestritten. Zu dem, was ich über den Film geschrieben habe, wie ich ihn wahrnehme und warum ich ihn so beurteile, wie ich es tue, stehe ich, und ich möchte meinen, dass das mein gutes Recht ist. Ich habe es aber weder jemandem auszureden versucht, den Film zu mögen, und erst recht nicht ging es mir darum, mir "Gründe einfallen zu lassen, weshalb jemand anderes den Film mag". Im Sinne einer sachlichen Diskussion, an der ich von Anfang an interessiert war, würde ich mich freuen, wenn man mir solche Dinge nicht unterstellen würde.
 
Ich finde es schade, dass du meinen Beitrag so aufgefasst hat, denn das war es ausdrücklich nicht, was ich dir mitteilen wollte, auch nicht subtil. Als ich schrieb, dass ich mich freue, wenn dir der Film gefällt, war das ehrlich gemeint. Ich nehme es mir nicht heraus, intellektuelle Fähigkeiten einer Person aufgrund filmischen Geschmacks zu beurteilen. Es ist schade, wenn mein Beitrag so verstanden wird, ich fand die Diskussion um den Film sachlich und interessant, gerade wegen der unterschiedlichen Sichtweisen, die wir ausgetauscht haben.



Und es geht weiter... ich verstehe offen gesagt gerade nicht, was eigentlich los ist? Mir hat der Film nicht gefallen, das stimmt, und ich habe ja auch ausführlich begründet und argumentiert, warum das so ist. Es gibt natürlich auch Argumente dafür, den Film zu mögen, das habe ich auch nie bestritten. Zu dem, was ich über den Film geschrieben habe, wie ich ihn wahrnehme und warum ich ihn so beurteile, wie ich es tue, stehe ich, und ich möchte meinen, dass das mein gutes Recht ist. Ich habe es aber weder jemandem auszureden versucht, den Film zu mögen, und erst recht nicht ging es mir darum, mir "Gründe einfallen zu lassen, weshalb jemand anderes den Film mag". Im Sinne einer sachlichen Diskussion, an der ich von Anfang an interessiert war, würde ich mich freuen, wenn man mir solche Dinge nicht unterstellen würde.


Vielleicht bin ich zur Zeit auch extrem dünnhäutig und fasse Vieles schnell negativ auf. Das kann gut sein. :-)

Ich lese hier sehr gerne rein und das soll auch weiterhin für uns alle gelten. :thumbsup:
 
Gestern habe ich einen Klassiker gesehen.

The Rocky Horror Picture Show

Ich wollte ihn schon lange mal schauen. Am Donnerstag erzählte mir eine Arbeitskollegin, dass sie in Musical geht, welches grade in meiner Stadt gastiert. Die Kollegin ging ins Musical, ich habe mir die DVD ausgeliehen (Ich arbeite ja an der Quelle).

Der Film resp. das Musical ist schwer einzuordnen. Die Schauspieler, allen voran Tim Curry und Susan Sarandon waren sehr überzeugend und gut. Die Musik war der Hammer. Die Botschaft, ich bin überzeugt das Musical hat eine Botschaft, ist irgendwie verschwommen und doch wieder klar. Das perfekt biedere Paar - Janet und Brad - wir durch Dr. Frank n Furter verdorben (er hat scheinbar mit beiden Sex), aber seine Perfekte Schöpfung, Rocky, will er perfekt erhalten, obwohl er mit ihm sehr wahrscheinlich auch eine sexuelle Beziehung hatte. Als dann Janet mit Rocky schläft, kann Frank n Furter das nicht ertragen. Soweit meine Gedanken, vielleicht irre ich mich oder ich interpretiere zuviel hinein.

Auf jedenfall hat mir der Film gefallen, verschiedene Nebencharaktere haben mehrere Rollen, die Musik riss mit und die Schauspieler haben im grossen und ganzen überzeugt. Für Susan Sarandon und Tim Curry war es die erste Hauptrolle in einem Film und das haben sie Gut gemeistert. Auch die Hommage an "Dr Strangelove oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" fand ich genial. (dr deutsche Dr. (von) Scott im Rollstuhl, welche nach seiner entsteinerung im Rollstuhl umherfahrt und dabei stets ein rechtes Bein streckt ...)

Ich gebe dem Film 8 von 10 roten Lippen.
 
Zurück
Oben