Bastion

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Samin & Sane

Samin hielt sich tief geduckt, als sie sich hinter Sane hielt, einen Halbschritt von seiner Schulter versetzt. Sie hatte gesehen, dass er den E-11 in seinen Händen auf Betäubung gestellt hatte, allerdings wusste sie auch, wie schnell sich die gute Intention ändern konnte, wenn Adrenalin und Panik erst einmal das Steuer übernahmen. Sie konnte nicht wissen, wie sehr sie in Sanes Kampffertigkeiten vertrauen konnte und so hatte sie sich selbst zumindest mit einem kleinen ausfahrbaren Skalpell bewaffnet, das sie im Medi-Kit entdeckt hatte. Zu ihrer Überraschung schien der Adelserbe jedoch zu keiner Sekunde in Panik. Entweder hatte er eine erstaunliche Selbstkontrolle, oder irgendeine Art von Training genossen. Jenes war der Grund, warum sie selbst über einen messerscharfen Gedankengang in solchen Situationen verfügte und jeder Sinn geschärft war. Ihr entging dadurch auch nicht, dass er keinesfalls zum Ersten Mal eine Waffe in den Händen hielt. Hatte er gedient?
Unmöglich darauf in dieser Sekunde eine Antwort zu bekommen. Stattdessen erklang ein Lärm hinter ihnen - beginnendes Chaos. Wenn es nicht schon geschehen war, würde es nicht mehr lange dauern, bis jemand die Abwesenheit des Bewachers bemerkte.

Die Elite-Pilotin presste sich an eine der Wandverkleidungen. Die Kälte von Durastahl glitt durch den Stoff ihres Galauniformärmels. Ein paar Meter vor ihnen öffnete sich der Flur zu einer Querpassage. Den Gang hinunter gab es einen Turbolift, wie ein unübersehbares Schild offenkundig machte. Sane führte erneut an und schlich vor. Der Turbolift selbst war außer Betrieb gesetzt worden. Dieser schien den Adeligen jedoch auch kaum zu interessieren. Stattdessen sah er sich nach etwas anderem um. Samin verstand. Mit rotierenden roten Pupillen unterstützte sie ihn bei der Suche nach einem Zugangsschacht. Zunächst vergeblich.

Als sie es dann entdeckte, gluckste sie schroff und berührte Sane am Rücken - nicht mehr als ein Hauch -, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Auf das Imperiale Büro für Standardisierung war Verlass. Auf der Intimidator gab es eine baugleiche Verkleidung - dahinter war die Lüftung ihres Quartiers verborgen. Sie huschte voraus, ohne dass ein Laut ihre Schritte verriet und den Gang herunter hallte, tastete mit einer Hand entlang der Kante der Verkleidung und entdeckte, was sie gehofft hatte: Ein kleiner Hebel, ein manueller Entriegelungsmechanismus, verborgen hinter der abnehmbaren Blende. Mit seiner Hilfe konnte sie die gesamte Platte mit leiser Kraft beiseite schieben.

Dahinter kam der Wartungszugang, für Techniker, zum Vorschein. Zu Samins Enttäuschung war jener jedoch durch ein mechanisches Schloss gesichert, für den man mit Sicherheit ein bestimmtes Werkzeug oder eine Art Schlüssel gebraucht hätte. Ein leiser Fluch in ihrer Cheunh-Muttersprache entfuhr den blauen Lippen.

Hilfesuchend sah sie zu Sane. Mit einem Blasterschuss ließ sich das Problem sicher kurzerhand lösen. Dann würde aber auch jeder im Gebäude direkt wissen, wo sie sich aufhielten. Das sollte also ihre letzte Option sein. Bevor Sane etwas sagen konnte, fiel der Halb-Chiss jedoch das kleine Gitter seitlich am Zugang auf. Es hatte sich zunächst ebenfalls hinter der Abdeckung befunden und war nicht viel mehr als ein Lüftungsschlitz, vermutlich um den Tunnel dahinter auch bei ausgefallenem Belüftungssystem nicht zur Todeszone werden zu lassen.

Vielleicht…

Sie zog das Skalpell hervor, fuhr mit Hilfe ihres Daumens die schmale Klinge über einen Mechanismus aus dem Inneren und duckte sich hinunter. Mit flinken Händen löste sie zwei einander gegenüberliegende Schrauben und entfernte das Gitter. Der entstehende Spalt war eng. Sane hätte niemals hindurch gepasst. Aber es war den Versuch wert.


“Ich versuche mich durch zu zwängen und den Zugang von Innen zu entriegeln”, erklärte sie schließlich ihren Plan, während sie schon drauf und dran war, ihren Kopf in die Öffnung zu schieben. Ihre Schultern blieben allerdings hängen. Also schob sie sich zurück, streckte dieses Mal einen Arm vor, bemerkte dann allerdings, dass ihre Uniform - eigentlich auf Repräsentation ausgelegt, nicht auf Bewegung - sich über ihren Rücken spannte. Nochmal zurück. Dieses Mal knöpfte sie hastig ihre Uniformjacke auf und warf sie blind hinter sich. Im Hemd war sie wesentlich beweglicher. Erneut probierte sie es mit dem Arm zuerst. Für einen Moment stockte ihr Atem. Das enge Metall drückte sich kalt gegen die Schulterblätter, als sie sie in Schräglage hindurch hebelte. Ihr Kinn schabte über eine Kante, an der sich der Lack bereits gelöst hatte. Ihre Stiefel schliffen leise über den Boden, während sie sich Zentimeter für Zentimeter in die Öffnung schob. Einen Moment lang fürchtete sie in der Dunkelheit, dass sie in einer Biegung festsaß. Aber dann atmete sie scharf aus und drehte sich halb in der Achse, sodass der Blick nach oben gerichtet war.

“Ich kann eine Entriegelung sehen! Schieb mich mal bitte an!”

So drückte sie sich mit Hilfe von Sane weiter vorwärts. Das einzige hörbare Geräusch war ihr eigener Atem und das pochende Echo ihres Herzschlags in den Ohren.

Dann war sie frei. Keuchend raffte sie sich auf der anderen Seite auf. Ihre Finger glitten über die Innenseite der Zugangstür und entriegelten die Mechanik. Ein Klicken folgte. Dann sprang die Tür nach Innen auf, begleitet von einer nun einsetzenden Beleuchtung.


“Offen”, hauchte sie Sane das Offensichtliche mit einem seltenen, freudigen Lächeln entgegen. Ihre Stimme war rauer als gewöhnlich. Sie rang kurz nach Atem, während sie ihren Mitverschwörer nach innen winkte. Der Adelige war schnell bei ihr. Sie wich zur Seite, schob sich tiefer in den Tunnel, damit er eintreten konnte. Dann verschloss sie hinter ihnen die Platte wieder. Kein Knallen, kein Klicken - nur das sachte, gedämpfte Einrasten war zu hören.

Der Wartungsschacht war eng, aber natürlich passierbar. Über und unter ihnen verliefen Kabelstränge in geführten Bahnen und rotes Licht pulsierte in gleichmäßigen Abständen entlang der Versorgungsleitungen.


“Geht es da hinten runter?”

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Samin & Sane
 
Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Alt-Varnin - Plaza vor dem Centrilux-Tower | Ralo und Jean, sowie (NPCs) Major Quarrel und Q9

Jean nickte knapp, beinahe dankbar, als sie Ralos Antwort hörte. Es war gut zu wissen, dass er bereit war – oder es zumindest so wirkte. In einem Moment wie diesem zählte das genauso viel.
Sie wandte sich wieder dem Kommunikationsoffizier zu, der bereits das Audiosignal vorbereitete. Die Leitung war offen, gesichert, aber noch stumm. Jean atmete einmal tief durch.

Der Offizier nickte.


Jean trat einen Schritt vor, ließ den Blick noch einmal über das schematische Abbild des Gebäudes gleiten. Die Agentin war so nervös wie schon lange nicht mehr. Ihr Herz hatte nur bei dem Absturz des Transporters auf Bastion schneller geschlagen, doch sie bemühte sich um Fassung.

Ihre Stimme, als sie schließlich sprach, war ruhig


An die Personen im Centrilux-Tower. Hier spricht Agentin Jean Porter . Ich bin befugt, im Namen der Gouverneurin zu sprechen.“


Eine kurze Pause. Dann fuhr sie fort – fester:

„Sie haben eine Forderung gestellt, der das Imperium nicht nachkommen wird – und auch nicht kann. Die benannten Gefangenen wurden längst verlegt. Innerhalb Ihres Zeitfensters ist ihre Übergabe unmöglich. Wenn es Ihnen ernst ist mit einer Lösung ohne Blutvergießen – dann sagen Sie mir, was Sie stattdessen verlangen. Etwas, das hier und heute umsetzbar ist.“
Jean war sich nicht sicher ob ihre Worte richtig gewählt waren. Sie hatte noch nie Verhandlungen führen müssen. Sie war gut im Verhören, aber nicht im Verhandeln.

Outer Rim - Braxant-Sektor - Sartinaynian-System - Bastion - Alt-Varnin - Plaza vor dem Centrilux-Tower | Ralo und Jean, sowie (NPCs) Major Quarrel und Q9
 
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