Naja, das waren die ersten 12 Minuten. Der VfB ist als haushoher Favorit ins Spiel gegangen, wobei mW noch keiner der Spieler je in einem Pokalfinale gestanden hat, und es somit für alle das bisher größte Spiel ihrer Karriere war. Man hat gemerkt, dass die Spieler sehr nervös waren, und der Lattenknaller von Bielefeld als eine Art Weckruf gewirkt hat. Das hätte ein Treffer zu dem Zeitpunkt allerdings auch, und ich gehe davon aus, dass der VfB in dem Fall das Spiel gedreht hätte, ganz einfach weil sie Bielefeld technisch und konditionell in so ziemlich allen Belangen überlegen waren.
Allen vier Toren waren krasse Fehler der Arminia vorausgegangen, immer haarsträubende Fehler im Aufbauspiel. Aber Tore im Fussball resultieren idR fast immer aus Fehlern. Solche Fehler des Gegners muss man aber auch erstmal erzwingen können. Der VfB ist unter Hoeneß für sein sehr hohes Pressing und aggressives Anlaufen des ballführenden Gegenspielers bekannt, und dagegen hat die Arminia zu fast keiner Zeit ein Mittel gefunden.
Zum Spiel allgemein: Es war für neutrale Zuschauer sicher kein Kracher, was Spannung und Drama angeht, aber dafür können die beteiligten Mannschaften ja nichts. Für den VfB war es auf jeden Fall eine schöne Krönung der Arbeit der vergangenen zwei Jahre, vor allem wenn man sieht, wo der Verein herkommt. Ziemlich genau vor zwei Jahren hat man zu diesem Zeitpunkt keine Trophäe in die Luft gereckt, sondern stand gegen den HSV in der Relegation um den dritten Abstieg in 10 Jahren zu verhindern. In den Jahren nach der Meisterschaft 2007 war der VfB zu einem Chaosclub verkommen. Eine stetige Abwärtsspirale mit zwei Abstiegen, und wenn man nicht abgestiegen ist, so war man doch fast immer in der Verlosung um den Abstieg mit dabei. Dazu etliche Trainerwechsel, interne Krisen im Verein, Zerwürfnisse zwischen Fans und Vorstand usw.
Hoeneß und die aktuelle sportliche Leitung aus Wohlgemut, Wehrle und Gentner haben den Verein seither wieder auf Kurs gebracht. Der VfB spielte in den letzten beiden Saisons zusammen mit Leverkusen den vermutlich schönsten Fußball der Liga. Hoeneß hat es geschafft, seine Spieler ständig zu verbessern. Allenfalls solide Bundesligakicker oder Spieler, die allerhöchstens Experten auf dem Zettel hatten, wurden unter ihm zu Nationalspielern.
Klar, die Fussballromantik will es so, dass in einem Pokalfinale der Underdog den großen ärgert, ihm am besten den Pott vor der Nase wegschnappt. Bielefeld hat dann auch eine sensationelle Pokalsaison gespielt, vier Bundesligisten - darunter den Titelverteidiger - aus dem Weg geräumt, aber ich denke der VfB war jetzt einfach mal wieder aus den genannten Gründen dran, einen Titel zu holen.
C.