Nennt mich libertär, egoistisch oder sonstwas, aber mit Blick auf diese letzten Jahre, die für mich vom Kampf um eine ordentliche Arbeitsstelle und jeden Cent geprägt waren, hätte ich echt nix dagegen, wenn jeder nur für sich selbst irgendwo einzahlen würde, statt aktuelle Pensionisten mitzufinanzieren in einem Umlagesystem, von dem ich dereinst (deutlich) weniger profitieren werde.
Ich glaube vielen jungen und noch jüngeren Menschen geht es ähnlich. Da ist nämlich die Aussicht auf eine mickrige Rente mit Mitte 70 noch das kleinste Übel.
Fassen wir die gesellschaftliche Debatte einmal "nüchtern" zusammen:
Wir haben auf der einen Seite Menschen, deren Rente oder Pension weitgehend gesichert ist oder die bereits von einem System profitieren, das
für sie funktioniert hat. Genau
diese Gruppe appelliert, so mein Eindruck, besonders laut an Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die mitten im Erwerbsleben stehen, aber noch ein paar Jahre oder Jahrzehnte vor sich haben. Viele von ihnen wissen nicht,
ob,
wann und in
welcher Höhe sie überhaupt einmal eine Altersversorgung erwarten können. Für sie ist das Versprechen "Rente" längst keines mehr, sondern maximal eine ungewisse Zukunft.
Und dann sollen ausgerechnet noch jüngere Menschen, Anfang 20, die gerade am Anfang ihres Berufslebens stehen, ihre Work-Life-Balance aufgeben, „richtig ackern“ und 40 bis 45 Jahre lang darauf vertrauen, dass ein System, das schon heute bröckelt, am Ende doch noch trägt? Sie sollen enorme Erwartungen erfüllen, in einem dysfunktionalem System, das ihnen selbst kaum Garantien gibt.
Ich bin kein Freund von künstlich aufgeheizten Generationenkonflikten. Aber wenn wir vom Generationenvertrag sprechen, müssen wir auch ehrlich sein: Es gab und gibt Generationen, die zum Teil bewusst über ihre Verhältnisse gelebt haben und zwar auf Kosten derjenigen, die nach ihnen kommen. Ob beim Klimawandel, der Rente oder in vielen anderen Politikfeldern.
Die Baustellen sind nicht erst letzte Woche entstanden. Das sind Versäumnisse, die sich über Jahrzehnte angesammelt haben. Wenn wir ernst über Zukunft reden wollen, dann braucht es weniger moralische Appelle von denen, die ihre Sicherheit schon in der Tasche haben, und mehr strukturelle Reformen, die den Jungen nicht nur Pflichten auferlegen, sondern ihnen auch berechenbare Perspektiven geben. UNd ja, da verstehe ich es wenn Menschen auch emotional reagieren.