Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

John Wick 1, 2 und 3.

Gut choregraphiert, schöne Sets und ziemlich menschenverachtend. Nicht jeder Hype ist es wert, dass man sich das anschaut. Dazu kommt, dass beide Fortsetzungen völlig überflüssig sind. Eine Charakterentwicklung findet nicht statt. Ganz tumber Actionmüll. Sehen und vergessen.

Gibt für drei Filme je einen Punkt, also

3 von 10.
 
John Wick 1, 2 und 3.

Gut choregraphiert, schöne Sets und ziemlich menschenverachtend. Nicht jeder Hype ist es wert, dass man sich das anschaut. Dazu kommt, dass beide Fortsetzungen völlig überflüssig sind. Eine Charakterentwicklung findet nicht statt. Ganz tumber Actionmüll. Sehen und vergessen.

Gibt für drei Filme je einen Punkt, also

3 von 10.

Ich habe nur den ersten Teil gesehen und schließe mich deinem Unmut prinzipiell an, auch wenn ich ihn längst nicht so negativ sehe. Ich würde ihm schon 5/10 oder vielleicht sogar 6/10 geben, mehr aber auch nicht. Den Hype konnte ich auch nicht nachvollziehen, ja, die Action war super choreographiert, aber das war es dann auch schon. Mehr hat der Film nicht zu bieten und die Passagen dazwischen fand ich vollkommen blass und uninteressant. Da gefiel mir ein Film wie "Atomic Blonde", der inhaltlich zugegebenermaßen ähnlich stumpf und stilistisch gar nicht mal so unähnlich zu "John Wick" ist, interessanterweise wesentlich besser. Den schaue ich mir immer wieder mal gerne an, bei "John Wick" reichte mir die eine Sichtung vollkommen.

Was mich interessieren würde: Inwieweit ist der Film deiner Ansicht nach menschenverachtend? Ich frage nicht, weil ich dir widerspreche, sondern weil ich den Film wie gesagt nur einmal vor einigen Jahren gesehen habe und mich an Derartiges jetzt nicht erinnern kann.
 
Das Statement, "ohne Regeln ist man wie ein Tier", ist ziemlich verhöhnend, wenn das Regelwerk zu allumfassender Sklaverei führt, der man nur durch den Tod entkommen kann. Da wird das Bild einer totalitären Parallelgesellschaft gezeichnet, deren Einflussgebiet die ganze Welt umfasst. Bezeichnend sind da auch die Schuldmünzen, die Regelbrüche geradezu herausfordern. Mit den Regeln ist man der Logik dieser Filme zufolge aber eben auch nur ein Haustier, welches, ganz regelkonform, solange getreten, verprügelt, abgestochen, in Brand gesetzt und angeschossen wird, bis es zwangsläufig ausrastet. Oder es stirbt halt vorher.
 
Per un pugno di dollari/A Fistful of Dollars (1964)

Nachdem mich die letzte Rezension nach Kalifornien geführt hat, beschloss ich, auch gleich im Westen zu bleiben und dem namenlosen Fremden (Clint Eastwood) auf seiner Reise nach San Miguel Gesellschaft zu leisten. Dort herrscht gerade ein Machtkampf zwischen den verfeindeten Familien der Baxters unter ihrem Oberhaupt Sheriff John (Wolfgang Lukschy), sowie den Gebrüdern Rojo, welche vom ältesten der drei, Miguel (Antonio Prieto), angeführt werden. Der Fremde wittert eine Chance, schnell an Geld zu kommen und beginnt, die Fraktionen gegeneinander auszuspielen; allerdings hat er die Rechnung ohne den gefährlichsten der Rojos gemacht: Ramón (Gian Maria Volonté), welcher nach seiner Rückkehr von einem erfolgreichen Raubzug gegen einen Goldtransport der mexikanischen Armee zum eigentlichen Widersacher des Neuankömmlings wird und als herausragender Gewehrschütze gilt...

In Sergio Leones erstes Meistwerk verliebte ich mich mit 16 Jahren, wobei mir der Zufall bei seiner Entdeckung zu Hilfe gekommen war: ein kurzer Werbeclip zu diesem Film war nämlich auf der von mir gekauften 'Mein Name ist Nobody'-DVD enthalten und wusste sofort zu begeistern, weswegen 'A Fistful of Dollars' auch meine nächste Anschaffung wurde. Das Set, die düstere Stimmung, die Musik, die Darsteller, der legendäre Colt vs. Gewehr-Showdown am Ende....alles passt immer noch wie bei der ersten Besichtigung. Über vorhandene plot holes (die am Friedhof zuerst ankommenden Baxters überprüfen nicht, dass es sich bei den am Grabstein angelehnten Soldaten um Leichen handelt; niemand hinterfragt, warum der Fremde so viel über beide Seiten weiß, Silvanito kann ihn über den offensichtlich längeren Zeitraum seiner Genesung immer wieder ungehindert bzw unbeobachtet besuchen etc.) sehe ich großzügig hinweg. Wir sprechen hier schließlich von einer Jugendliebe.

9/10 kugelsicheren Brustplatten unter dem Poncho
 
El Cid (1961)

Die Iberische Halbinsel im Jahre 1080: Ausgerechnet an seinem Hochzeitstag gerät der spanische Ritter Rodrigo Díaz de Vivar (Charlton Heston) in eine Schlacht gegen feindliche Mauren, deren Könige er nach siegreichem Ausgang gefangennimmt; des ewigen Konflikts müde geworden, entlässt er sie sogleich in die Freiheit unter der Bedingung, nie mehr die Waffen zu erheben. Aus Dankbarkeit hierfür verleiht ihm Emir Al-Mu'tamin von Zaragoza (Douglas Wilmer) den Titel "Cid" (arab. Sidi/Sayyidi für "Herr"). Statt an den Altar mit Geliebter Ximena (Sophia Loren) bringt ihn dieser Gnadenakt vor Gericht an den Hof Kastiliens, wo ihn sein Schwiegervater in spe, Graf Gormaz (Andrew Cruickshank), besonders eindringlich des Verrats bezichtigt und Rodrigos Vater Diego (Michael Hordern) zum Duell fordert. Rodrigos Versuch, Gormaz im persönlichen Gespräch zum Einlenken zu bewegen, endet im für den Alten tödlichen Zweikampf, woraufhin Ximena dem Ritter ihre Gunst entzieht. Die größte Gefahr wartet jedoch jenseits des Meeres in Nordafrika, wo Ben Yusuf (Herbert Lom), Haupt der Almoravidendynastie, seine lange geplante Invasion Spaniens vorbereitet..

Anthony Manns opulent inszeniertes Historiendrama mit sehr beeindruckendem Produktionsdesign, aufwändig geschneiderten Kostümen und Miklós Rózsas großartiger Musik; die Darstellung des Cid als strahlender Saubermann, eine (mMn unnötige) 180-Minuten-Laufzeit und viele historische Ungereimtheiten lassen den Film, bei aller gelungenen Unterhaltung, dennoch knapp am "Sehr Gut" vorbeischrammen.

7/10 zum Angriff reitenden Toten
 
The Magnificent Seven (1960)

Regelmäßig wird ein Dorf in Mexiko Opfer des Banditen Calvera (Eli Wallach) und seiner Bande, die sich hier Vorräte beschafft, ohne auf Gegenwehr zu stoßen - und wie ein Heuschreckenschwarm zugreift. Nach einem weiteren dieser Überfälle beschließen die Dorfbewohner, dass es nicht mehr so weitergehen kann: auf Anraten des Dorfältesten (Vladimir Sokoloff) werden drei Männer losgeschickt, um Hilfe zu holen, und stoßen in der nächsten Stadt auf den Revolverhelden Chris (badass: Yul Brynner) welchen sie auf ihr Problem ansprechen. Obwohl die Bezahlung lächerlich gering ist, willigt Chris nach kurzem Zögern ein und rekrutiert weitere Männer: seinen alten Freund Harry (Brad Dexter), den mit reichlich (Galgen-)Humor gesegneten Vin (Steve McQueen), O'Reilly (Charles Bronson), den schweigsamen Messerexperten Britt (James Coburn) sowie Kopfgeldjäger Lee (Robert Vaughn), denen der junge Chico (Horst Buchholz) aus eigenem Antrieb folgt, um das bleierne Septett zu vervollständigen. Gemeinsam wollen sie die von Calvera ausgehende Bedrohung für immer beenden...

'The Magnificent Seven' habe ich zum ersten Mal mit 14 auf unserem damals neuen DVD-Player gesehen; Anlass zum Kauf des Films war der Tod James Coburns und eine Ausstrahlung dieses Films im ORF-Nachtprogramm (die ich wegen eines darauffolgenden Schultages nicht hatte sehen dürfen). In diesem von John Sturges realisierten Remake des japanischen Klassikers 'Die Sieben Samurai' gelang den Drehbuchautoren William Roberts, Walter Bernstein und Walter Newman nicht nur, die Essenz der ursprünglichen Geschichte unbeschadet ins Western-Genre zu übertragen, sondern auch, allen sieben Männern eine Persönlichkeit zu verpassen (starke Szene, als zB die Sieben über Sinnhaftigkeit ihres rastlosen Daseins als Revolvermänner sprechen); der schwer PTSD-geschädigte Lee, der aufgrund seiner eigenen bäuerlichen Herkunft komplexbehaftete Chico oder der verlorene Aztekenschätze herbeifantasierende Harry sind nur drei Beispiele für gelungene Charakterzeichnungen - vom (v.a. aus heutiger Sicht starbesetzten) Cast und Elmer Bernsteins wunderbarer Musik gar nicht erst anzufangen.

(Ad Produktionsdesign: Schon der Anblick des Dorfplatzes mit halb verfallener Kirche aus spanischer Kolonialzeit weckt mein Fernweh!)

9/7 in der Not angeworbenen gunmen
 
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Ich habe gestern via Netflix John Carpenters Big Trouble in Little China von 1986 gesehen. Diesen Kultklassiker von Carpenter hatte ich leider nur bruchstückweise aus dem Fernsehn gekannt. Mir hat er schon gefallen, auch wenn er teilweise unheimlich trashig ist und manche Schauspielleistung zum weglaufen war, wie die Szene in Gracies Büro. Das Creature-Design hingegen empfand ich als sehr gut, hätte da gerne mehr gesehen.
Alles in allem nicht der Kultflim den ich erwartet hatte, aber eine solide 80er-Jahre-Fantasy-Komödie.

Ich gebe 6 von 10 Bierflaschen
 
It's a Wonderful Life (1946)

Im winterlichen Sternenhimmel herrscht große Besorgnis über einen Bürger des Städtchens Bedford Falls: infolge geschäftlicher Rückschläge steht Familienvater George Bailey (James Stewart) an Heiligabend kurz davor, sich das Leben zu nehmen. Eiligst wird Schutzengel Clarence Odbody (Henry Travers) entsandt, um ihn davon abzubringen (sowie seine Flügel zu verdienen, um endlich zum erstklassigen Vertreter seiner Branche aufzusteigen). Zu diesem Zweck führt er Bailey durch eine alternative Realität, in der dieser wunschgemäß nie geboren wurde..

Der von vielen als Weihnachtsfilm schlechthin gepriesene Streifen Frank Capras hat zwar durchaus den Zuschauer mitnehmende emotionale Momente zu bieten (etwa das Ende), wirkt im Großen und Ganzen - v.a. der schlecht übertünchten religiösen Untertöne* wegen - eher altbacken und langsam (2/3 der 130 Minuten vergehen mit Rückblicken aus Georges Leben, während obige Prämisse nur die letzte halbe Stunde ausmacht), sodass ich den Hype nicht ganz nachzuvollziehen imstande bin.

* siehe die Bezeichnung "God's greatest gift" für das Leben

6/10 klingelnden Glöckchen zur Beförderung eines Engels
 
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Il buono, il brutto, il cattivo/The Good, the Bad and the Ugly (1966)

In den Wirren des amerikanischen Bürgerkrieges sind drei Männer auf der Jagd nach einem verlorenen Vermögen: der Mexikaner Tuco (Eli Wallach), der von ihm "Blondie" geheißene Fremde ohne Namen (Clint Eastwood) und der kaltblütige Angel Eyes (Lee Van Cleef). Die beiden Erstgenannten wissen je ein Detail über das Versteck, welches aber für sich genommen völlig nutzlos ist, weshalb sie vorläufig gezwungen sind, miteinander zu kooperieren, denn der Weg zum Reichtum führt direkt durch die Schlachtfelder und Schützengräben des Bruderzwists zwischen Nord- und Südstaaten...

Viel muss man über Sergio Leones Mutter aller Western eigentlich nicht sagen. Womöglich hätte man einige Minuten streichen oder Ennio Morricones nicht minder berühmte Musik ein Stückchen weniger inflationär einsetzen können. Irrelevant, weil letztlich alles Kritik auf sehr, sehr hohem Niveau; der Gesamteindruck ist und bleibt ein fantastischer -- es passt im Grunde alles. Einer der besten Filme der 1960er und bei den größten aller Zeiten zweifellos ganz vorne dabei. Was gäbe ich darum, den damals im Kino gesehen haben zu können.

10/10 Goldschätze hortende Soldatengräber gefallener Unbekannter
 
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Casque d'Or/Goldhelm (1952)

Paris, zur Zeit der Belle Epoque: die Prostituierte Marie (Simone Signoret) - als deren Erkennungsmerkmal das makellose blonde Haar gilt - verbringt ihre Tage mit dem Meistbietenden; oft ist dies der Kriminelle Roland (William Sabatier), von dem sie aufgrund seines schlechten Charakters schon lange genug hat. Zum Zimmermann Georges Manda (Serge Reggiani), den ihr dessen Freund Raymond (Raymond Bussières) vorstellt, empfindet sie dagegen sofort (erwiderte) Zuneigung. Rasend vor Eifersucht, fordert Roland eines Abends im Hinterhof des Nachtlokals, das gerade von Marie, Georges sowie von Félix Leca (Claude Dauphin) und seiner Bande (der auch Roland angehört) frequentiert wird, zum Duell heraus. Leca mimt den Schiedsrichter im nun folgenden Messerkampf, welchen Georges gewinnt, indem er den Nebenbuhler mühsam niederringt und ersticht. Marie und er beginnen ihre ersehnte Beziehung, nachdem sie die Stadt verlassen haben, doch das Glück ist nicht von Dauer: inzwischen hat nämlich Leca ein Auge auf die junge Frau geworfen, und um Georges zurückzulocken, schiebt er Rolands Tod Raymond in die Schuhe, weswegen die Polizei ihn verhaftet. Schweren Herzens beschließt Georges, sich zu stellen, um seinen Freund durch ein Geständnis zu entlasten...

Jacques Beckers Unterwelt-Tragödie um ein Paar, das verzweifelt Wege sucht, einem erbarmungslosen Schicksal zu entrinnen; insbesondere die Schlußszene erlangte zu Recht Unsterblichkeit.

8/10 unbeholfenen Walzern zweier Liebender
 
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Lawrence of Arabia (1962)

Im Ersten Weltkrieg wird der britische Leutnant Thomas Edward Lawrence (Peter O'Toole) als Kenner der Region von Kairo auf die arabische Halbinsel entsandt, wo er Prinz Faisal (Alec Guinness) ausfindig machen und weitere Schritte im gerade ausgebrochenen Aufstand gegen die Osmanen erörtern soll. Den Rebellen fehlt es nach ihrem fehlgeschlagenen Angriff auf Medina an allem: an Teilnehmern, Waffen, Munition, Sold; besonders dringend wird aber Moral benötigt, wofür nur ein militärischer Erfolg sorgen kann. Auf dem Weg zum Prinzen trifft Lawrence zum ersten Mal Beduinenkrieger Sherif Ali (Omar Sharif), welcher den einheimischen Begleiter des Briten kurzerhand erschießt, weil dieser als Angehöriger des "falschen" Stammes aus seinem Brunnen getrunken hatte. In Faisals Lager rät der Neuankömmling dem Scheich - entgegen Col. Harry Brightons (Anthony Quayle) Meinung - es mit einem Überraschungsangriff auf den osmanischen Hafen Akaba zu versuchen, wo die schweren Geschütze nur auf See gerichtet sind. Aus gutem Grund: wer zu Land nach Akaba will, muss zunächst die mörderische Wüste Nefud durchqueren -- ein an Wahnsinn grenzendes Unterfangen. Selbst bei einem Erfolg geriete man danach mitten ins Gebiet der Howeitat, deren Haupt Auda abu Tayi (weltklasse: Anthony Quinn) osmanische Gelder bezieht. Von Lawrence und Ali angeführt, brechen 50 Mann im Namen Faisals auf...

David Leans bekanntester Film ist ein Wüstenepos, das sich mit über drei Stunden viel Zeit reserviert, um den Zuschauer auf eine abenteuerliche Reise mitzunehmen, die zu jenen Geschichten gehört, für die das Medium Kino erfunden worden zu sein scheint. Historischen Ungereimtheiten, veralteter Erzählmotive oder großteils wenig bemerkenswerter Dialogzeilen zum Trotz ("white saviour"-Prinzip, rollenmäßige Degradierung arabischer bzw. z.T. sogar alliierter Akteure, Anachronismen, Aufbauschen der Rolle des Protagonisten im Aufstand etc) - welche stellenweise an britischen 60er-Jahre-Eskapismus ob eines außerhalb des Kinosaals stetig zerfallenden Empires gemahnen - und wenngleich er nach den ersten 2 1/4 Stunden ein wenig abbaut, widmet sich das letzte Drittel immerhin einer gelungenen Dekonstruktion des "Helden" Lawrence (verdeutlicht an dessen zunehmend instabilen Psyche).

Nichtsdestotrotz gebührt Lawrence of Arabia ein Platz unter den besten Werken des Mediums Film, die jemals gedreht wurden. Dafür sorgen allein zahlreiche unvergessliche Momente (prächtige Landschaftsaufnahmen, Sherif Alis erster Ritt gen Kamera/Brunnen, der vom Frauenchor begleitete Aufbruch zum Sturmangriff auf Akaba, die erste Sitzung des Arab Council in Damaskus etc.) und Maurice Jarres ebenso denkwürdige Musik.

10/10 gesprengten Truppentransportzügen im Nirgendwo
 
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Ladri di biciclette/Fahraddiebe (1948)

Der arbeitslose Antonio Ricci (Lamberto Maggiorani) hat endlich einen neuen Broterwerb: er wird als Plakatkleber eingestellt. Dafür braucht es allerdings ein Fahrrad; das eigene hat er längst verpfänden müssen, und ohne kann er den Job nicht antreten. Seine Frau Maria (Lianella Carell) bringt daher die Familienbettwäsche zum Pfandverleiher, sodass sie es mit dem erhaltenen Geld wieder auslösen können. Voller Motivation beginnt Antonio den ersten Arbeitstag -- an dem ihm das Fahrrad sofort gestohlen wird. Gemeinsam mit dem kleinen Sohn Bruno (Enzo Staiola) durchstreift er Roms Straßen, um es wiederzufinden...

Ladri di biciclette gehört zu den filmhistorisch einflussreichsten Vertretern der italienischen Nachkriegsfilmschule des Neorealismus; Regisseur Vittorio De Sica gelingt vortrefflich, dem Zuschauer die schwierige Lebensrealität sozialer Unterschichtler im trostlosen Italien der späten 40er-Jahre näherzubringen. Zwar hätte ich mir ein anderes (weniger trauriges) Ende gewünscht; das letztlich realisierte beschäftigt einen aber zugegebenermaßen länger und entfaltet damit größere Wirkung.

8/10 verschwundenen Drahteseln
 
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Soul

Der neuste Steich aus dem Hause Pixar wurde dank Corona Direct to Disney+ veröffentlicht. Die postiiven Kritiken überschlagen sich förmlich und der heurige Best Pixar Oscar dürfte fix sein.

Optisch ist der Steifen auf alle Fälle über alle Zweifel erhaben. Sowohl unsere Welt als auch die "Zwischenwelt" sahen toll aus. Dazu kommt, dass der erste schwarze Hauptcharakter bei einem Pixar Film.

In Sachen Humor hab ich auch öfter lachen müssen. Vor allem die Körpertauschgeschichte zur Filmmitte sorgte für den ein oder anderen Lacher. Das Ende, wo sich Joe für 22 opfert war wunderschön.

Was mir weniger gefallen hat war tlw. die Skurlität und der Surrealismus des Films. Seit "Oben" ist es ja fast Tradtion, dass Pixar Filme oft etwas künstlerischer sind (siehe z.B. "Inside Out"). Allerdings bin ich kein Fan von solchen Sachen.

Alles in allem ein guter Film, welcher aber nicht 100%ig meinen Geschmack trifft:

7 von 10 Punkten!
 
Spartacus (1960)

Das römische Imperium im ersten Jahrhundert v. Chr.: Lentulus Batiatus (Peter Ustinov), Besitzer der Gladiatorenschule von Capua, ist routinemäßig auf der Suche nach Sklaven, die für eine Arenakarriere in Frage kommen, als er zufällig auf den zum Tode verurteilten Thraker Spartacus (Kirk Douglas) trifft, den er beeindruckt kauft. Anders als geplant, wird Batiatus' Neuerwerbung Triebfeder des berühmtesten Sklavenaufstands aller Zeiten, sodass Rom Senator Marcus Licinius Crassus (Laurence Olivier) entsenden muss, um die Erhebung niederzuschlagen..

Ein früher Kubrick, welcher sich irgendwie so gar nicht nach Kubrick anfühlt; man merkt dem Projekt an, dass er lediglich ausgeführt, aber nicht entworfen hat -- zuweilen meint man, es hier mit einem Werk Anthony Manns ('El Cid') zu tun zu haben (wie ursprünglich vorgesehen; Parallelen erkennt man trotzdem). Der Film ist mit drei Stunden aufgebläht (DVD-Fassung mit mir bis dato völlig unbekannten Szenen, deren Großteil zu Recht nicht in Kinofassung), hat wenige denkwürdige Momente sowie ein eher schwaches Finale (die Endschlacht ist in wenigen Minuten lieblos abgehandelt, als wäre man checklist-mäßig vorgegangen). Ustinov ragt darstellerisch bissl heraus (über den Oscar kann man streiten), Douglas solide (spielt jedoch eine eindimensionale Schablone von Figur). Gut, ja, aber (bei weitem) nicht so stark, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

8/10 der Ablenkung dienenden Spartacus-Imitatoren
 
Amadeus (1984; im Director's Cut 2001)

Wien, 1823: Komponist Antonio Salieri (F. Murray Abraham) landet nach einem Selbstmordversuch im Irrenhaus -- wieder und wieder behauptet er, Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) ermordet zu haben. Dort vom jungen Priester Vogler (Richard Frank) aufgesucht, der dem Alten die Beichte abnehmen soll, erzählt er in Rückblenden die ganze Geschichte seiner Bekanntschaft mit dem längst Verblichenen: vom ersten Aufeinandertreffen am Hof Josephs II. (Jeffrey Jones) über den schicksalhaften Tag, da der eifersüchtige Salieri schwor, Karriere und Leben des von ihm so gehassten - und gleichzeitig doch so verehrten - jungen Salzburger Emporkömmlings zu vernichten; bis hin zum Abstieg des von Verschwendungssucht, Paranoia, Schuldgefühlen und gesundheitlichen Problemen geplagten Mozart...

Miloš Formans mit acht Oscars ausgezeichnete Geschichte einer bitteren Rivalität im 18. Jahrhundert, die den Zuschauer in eine opulente Welt längst vergangener Zeiten führt. Abraham und Hulce tragen den Film mit dynamischem (Zusammen-)Spiel, sodass die drei Stunden wie im Flug vergehen. Selbst als Opernbanause hatte ich enormen Spaß beim Erkunden, womit ich nebenbei mein Filmjahr 2020 zu würdigem Abschluss bringe.

9/10 Nippeln der Venus
 
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Jahresbilanz 2020

Im vergangenen Jahr habe ich - insbesondere ab Juli - mächtig Gas gegeben und insgesamt ca. 60 Filme gesehen, viele (aber nicht alle) davon zum ersten Mal; weil darunter praktisch keine aktuellen Produktionen dabei waren, ist meine Bilanz hier gut aufgehoben. Im folgenden Ranking wird nur berücksichtigt, was ich nicht bereits vorher gekannt habe.

Meine Filme des Jahres

1. Cinema Paradiso (1988)
2. Plein soleil (1960), L'armée des ombres (1969), État de siège (1972), Loving Vincent (2017), 1917 (2019)

(keine bestimmte Reihenfolge)

Am schlechtesten

1. Det sjunde inseglet (1957)
2. Hellboy (2019); 20,000 Leagues Under the Sea (1954)
3. Spawn (1997)

Fazit

Die Schwerpunktverschiebung weg von den USA/Hollywood hin auf europäische Filme nahm Ausmaße eines regelrechten Paradigmenwechsels cineastischer Natur an, hat sehr gutgetan und meine Liste persönlicher Lieblinge um zahlreiche großartige Klassiker bereichert. Dieser Kurs wird definitiv beibehalten und ich freue mich schon darauf, auch im neuen Jahr auf die ein oder andere (vergessene) Perle zu stoßen, welche vielleicht nicht nur mir Freude bereiten wird.
 
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