Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Habe ich im Review damals eh dazugeschrieben: fürchterliche Verunstaltung der Romanvorlage (etwa durch Verfälschung des persönlichen Hintergrunds von Kapitän Nemo oder dem Fokus auf die Nebenfigur Ned Land, weil von Kirk Douglas dargestellt), Entfernen düsterer Elemente und am Ende hast du als Ergebnis ein familienfreundliches Disney-Abenteuer, was dem tollen Buch einfach nicht gerecht wird.
 
Habe ich im Review damals eh dazugeschrieben: fürchterliche Verunstaltung der Romanvorlage (etwa durch Verfälschung des persönlichen Hintergrunds von Kapitän Nemo oder dem Fokus auf die Nebenfigur Ned Land, weil von Kirk Douglas dargestellt), Entfernen düsterer Elemente und am Ende hast du als Ergebnis ein familienfreundliches Disney-Abenteuer, was dem tollen Buch einfach nicht gerecht wird.

Ok
Ich kenne den Roman zugegebenermaßen nicht, weiß aber , wie andere Romane verfilmt wurden.
Daher hast du sicher recht :)

Trotzdem find ich den Film als solchen jetzt gar nicht sooo schlecht.

Schöner Samstagnachmittag-Abenteuer-Klassiker.
Würde ich vielleicht nicht nochmal sehen. Hat mir mit 12 aber gut gefallen
 
Pépé le Moko (1937)

Pépé le Moko (Jean Gabin) ist der ungekrönte König von Algiers Unterwelt; seit nunmehr zwei Jahren hält er die dortige Polizei zum Narren -- jedes Mal, wenn sie gerade meint, seiner habhaft zu werden, schlüpft er dem Gesetz doch noch durch die Finger. Obwohl er sich theoretisch jederzeit in Greifweite befindet, ist sein Reich, die Casbah - das wahre Algier, fernab europäischer Viertel und westlicher Zivilisation, regelrecht vollgestopft mit 40.000 Einwohnern auf einem für 10.000 ausgelegten Gebiet - ein heilloses Labyrinth schmaler Gässchen, miteinander verbundener Innenhöfe und niedriger Hausdächer, welche er wie die eigene Westentasche kennt (von solidarischer Verschwiegenheit vieler Bewohner ganz zu schweigen). Informanten gibt es hier aber auch; so zum Beispiel Inspecteur Slimane (Lucas Gridoux), der seine langerwartete Chance, Pépé aus dessen Festung herauszulocken, gekommen sieht, als dieser sich Hals über Kopf in die als Touristin nach Algerien gekommene Pariserin Gaby (Mireille Gould) verliebt...

Julien Duviviers Gangsterdrama hat eigentlich viel Potential, scheitert jedoch trotz vorhandener herausragender Momente am klischéebehafteten Storyverlauf über hartgesottenen Kriminellen, dem die Liebe dazwischenfunkt, sowie einem kitschigen, fast peinlichen Ende. Schade, denn gerade das exotische Setting hätte mehr geboten.

6/10 vereinbarten Klopfzeichen zur Warnung
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche nun meine hauseigene Videothek wieder etwas auszulasten und da ich noch Urlaub habe werde ich ggf. bis zum Ende dessen jeden Tag einen Film schauen.

Nach Leon am Neujahrstag folgte Pans Labyrinth von Guillermo del Toro. Ein wirklich schönes und ziemlich brutales Märchen, welches mich immer wieder verzaubert und verstört - 9 von 10 Tabakpäckchen

Gestern dann Chinatown von Roman Polanski. Auch wenn ich kein Noir-Fan bin, der Film gefällt mir schon - 8 von 10 nicht getrunkenene Eistees
 
Habe mir nun doch mal

Avengers: Invinity War

angeschaut. Nach dem der Rest des Marvel-'Franchise' größtenteils an mir vorüber gegengen ist ( mit Ausnahme der X-Men und der großartigen Guardians of the Galaxy)

Sicher, gesehen hab ich den ein oder anderen Film wohl. Aber diese Begeisterung vieler hab ich bislang weder geteilt noch verstanden (und das ist jetzt nicht so abwertend gemeint, wie's vielleicht klingt)

Und, was soll ich sagen, der Film macht wirklich Spaß.

Auch wenn mir sicher einige Bezüge und Hintergründe fehlen, hatte ich nicht das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben.

Ja, der Film hat sich wirklich mal gelohnt.
 
Yojimbo (1961)

Ein namenloser Samurai (Toshiro Mifune) auf Durchreise gerät mitten in den Konflikt zweier verfeindeter Unterweltbosse - Seibei (Seizaburo Kawazu) bzw. Ushitora (Kyū Sazanka) geheißen - deren Umtriebe ein ganzes Städtchen terrorisieren. Der Fremde wittert eine Chance, schnell an Geld zu kommen und beginnt, die Fraktionen gegeneinander auszuspielen. Allerdings hat er die Rechnung ohne den gefährlichsten aller Beteiligten gemacht: Unusoke (Tatsuya Nakadai), jüngerer Bruder Ushitoras, dessen Alleinstellungsmerkmal die Pistole ist...

Akira Kurosowa lieferte mit Yojimbo den Prototyp des später von Sergio Leone* adaptierten und in den Westen versetzten Fremden ohne Namen (Clint Eastwood); mitunter blitzt mir persönlich zu alberner Humor durch, ansonsten handelt es sich um ein solides und zu Recht als kultig gehandeltes Werk, dem Toshiro Mifune schauspielerisch in äußerst charismatischer Weise vorsteht.

*(unklugerweise "vergaß" er, die Rechte im Vorhinein abzuklären)

8/10 herumstreifenden Hunden mit menschlichen Gliedmaßen im Maul
 
Der Exorzismus von Emily Rose (2005)

Der US-amerikanische Spielfilm ist angelehnt an die Geschichte der bayerischen Studentin Anneliese Michel, an der 1976 aufgrund des Verdachts einer dämonischen Besessenheit mehrmals ein Exorzismus durchgeführt wurde. Das Unternehmen war erfolglos und Anneliese Michel starb kurz darauf an den Folgen einer Unterernährung. Der Film, der die Geschichte in die USA versetzt und aus Anneliese Michel die titelgebende Emily Rose (Jennifer Carpenter) macht, befasst sich mit der sich an den Vorfall anschließenden Gerichtsverhandlung, bei der der Pfarrer Richard Moore (Tom Wilkinson), der den Exorzismus durchgeführt hatte, wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt ist. Verteidigt wird er durch die aufstrebende Anwältin Erin Bruner (Laura Linney), welche in diesem Prozess die Chance für einen Karrieresprung sieht und sich gegen den Ankläger, den Staatsanwalt Ethan Thomas (Campbell Scott), durchsetzen muss. In Rückblenden zeigt der Film den zunehmenden Verfall und Wahn Emilys bis hin zur Durchführung des Exorzismus.

Ich mag Horrorfilme und insbesondere Exorzismus-Filme fand ich eine ganze Weile faszinierend. Leider zog das hervorragende, mittlerweile in die Jahre gekommene, aber doch zu Recht als Klassiker geltende Original "Der Exorzist" von William Friedkin aus dem Jahr 1973 auch eine ganze Reihe billiger Schundwerke nach sich. "Der Exorzismus von Emily Rose" ist erfreulicherweise keines davon. Es handelt sich aber auch weniger um einen Horror- bzw. Exorzismusfilm als vielmehr um einen Justiz-Thriller mit Elementen des Exorzismusfilms. Im Zentrum steht die Frage, deren Diskussion sich durch den ganzen Film zieht, ob Emily Rose von übersinnlichen dämonischen Entitäten besessen oder schwer psychisch gestört war. Eine Frage, die sich so auch in Bezug auf den zugrunde liegenden realen Fall der Anneliese Michel stellen ließe, mit dem ich mich eine Weile beschäftigt habe (was, unabhängig davon, was genau Sache war, durchaus beklemmend ist). Im Prinzip steht also ein religiös-mystischer Erklärungsansatz einem wissenschaftlich-rationalen Erklärungsansatz gegenüber, die Essenz des Films ist also das alte Spannungsverhältnis "Glaube vs. Wissenschaft". Die größte Stärke des Films ist, dass diese Frage auch am Ende völlig unbeantwortet bleibt. Es werden Argumente für beide Sichtweisen hervorgebracht, und auch wenn der Film in erster Linie die Anwältin Erin Bruner, die eigentliche Hauptfigur des Films, und den Angeklagten Pfarrer Moore als maßgebliche Sympathieträger präsentiert, lässt er dem Zuschauer am Ende die Möglichkeit, die Frage für sich selbst zu beantworten. Es geht nicht um "richtig" oder "falsch", sondern um Überzeugung für das Eine oder das Andere. Oder auch darum, beide Erklärungen zuzulassen, beide als möglich anzunehmen und sich gar nicht festzulegen. Es ist in jedem Fall ein Film, der keine verbindliche Antwort präsentiert oder vorgibt, sondern zum selbständigen Nachdenken und Beurteilen anregt.

Die Erzählebene der Rückblenden ist demgegenüber mit deutlicheren Abstrichen gelungen. Bei der Darstellung der Besessenheits- und Exorzismusszenen hielt man sich weitgehend an das, was sich unter anderem auf Grundlage von originalen Tonbandaufnahmen Anneliese Michels rekonstruieren ließ. Die US-amerikanische Ethonologin Felicitas Goodman, die sich eingehend mit dem Fall Anneliese Michel beschäftigt hatte, stand zudem in beratender Funktion zur Verfügung. Dennoch ist "Der Exorzismus von Emily Rose" natürlich in erster Linie ein Spielfilm, bei dem vieles zwangsläufig überhöht dargestellt wird. Der Produktionswert ist dabei über die ganzen unsäglichen, Fremdscham hervorrufenden Exorzismus-Dämonen-B-Movies zweifellos erhaben. Dennoch wirken einige Momente in diesem immerhin schon 15 Jahre alten Film doch nicht mehr zeitgemäß bzw. teils vielleicht sogar unfreiwillig komisch, was einem Film vor solch ernstem Hintergrund natürlich überhaupt nicht gut tut.

8/10.
 
Der Exorzismus von Emily Rose (2005)

Der US-amerikanische Spielfilm ist angelehnt an die Geschichte der bayerischen Studentin Anneliese Michel, an der 1976 aufgrund des Verdachts einer dämonischen Besessenheit mehrmals ein Exorzismus durchgeführt wurde. Das Unternehmen war erfolglos und Anneliese Michel starb kurz darauf an den Folgen einer Unterernährung. Der Film, der die Geschichte in die USA versetzt und aus Anneliese Michel die titelgebende Emily Rose (Jennifer Carpenter) macht, befasst sich mit der sich an den Vorfall anschließenden Gerichtsverhandlung, bei der der Pfarrer Richard Moore (Tom Wilkinson), der den Exorzismus durchgeführt hatte, wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt ist. Verteidigt wird er durch die aufstrebende Anwältin Erin Bruner (Laura Linney), welche in diesem Prozess die Chance für einen Karrieresprung sieht und sich gegen den Ankläger, den Staatsanwalt Ethan Thomas (Campbell Scott), durchsetzen muss. In Rückblenden zeigt der Film den zunehmenden Verfall und Wahn Emilys bis hin zur Durchführung des Exorzismus.

Ich mag Horrorfilme und insbesondere Exorzismus-Filme fand ich eine ganze Weile faszinierend. Leider zog das hervorragende, mittlerweile in die Jahre gekommene, aber doch zu Recht als Klassiker geltende Original "Der Exorzist" von William Friedkin aus dem Jahr 1973 auch eine ganze Reihe billiger Schundwerke nach sich. "Der Exorzismus von Emily Rose" ist erfreulicherweise keines davon. Es handelt sich aber auch weniger um einen Horror- bzw. Exorzismusfilm als vielmehr um einen Justiz-Thriller mit Elementen des Exorzismusfilms. Im Zentrum steht die Frage, deren Diskussion sich durch den ganzen Film zieht, ob Emily Rose von übersinnlichen dämonischen Entitäten besessen oder schwer psychisch gestört war. Eine Frage, die sich so auch in Bezug auf den zugrunde liegenden realen Fall der Anneliese Michel stellen ließe, mit dem ich mich eine Weile beschäftigt habe (was, unabhängig davon, was genau Sache war, durchaus beklemmend ist). Im Prinzip steht also ein religiös-mystischer Erklärungsansatz einem wissenschaftlich-rationalen Erklärungsansatz gegenüber, die Essenz des Films ist also das alte Spannungsverhältnis "Glaube vs. Wissenschaft". Die größte Stärke des Films ist, dass diese Frage auch am Ende völlig unbeantwortet bleibt. Es werden Argumente für beide Sichtweisen hervorgebracht, und auch wenn der Film in erster Linie die Anwältin Erin Bruner, die eigentliche Hauptfigur des Films, und den Angeklagten Pfarrer Moore als maßgebliche Sympathieträger präsentiert, lässt er dem Zuschauer am Ende die Möglichkeit, die Frage für sich selbst zu beantworten. Es geht nicht um "richtig" oder "falsch", sondern um Überzeugung für das Eine oder das Andere. Oder auch darum, beide Erklärungen zuzulassen, beide als möglich anzunehmen und sich gar nicht festzulegen. Es ist in jedem Fall ein Film, der keine verbindliche Antwort präsentiert oder vorgibt, sondern zum selbständigen Nachdenken und Beurteilen anregt.

Die Erzählebene der Rückblenden ist demgegenüber mit deutlicheren Abstrichen gelungen. Bei der Darstellung der Besessenheits- und Exorzismusszenen hielt man sich weitgehend an das, was sich unter anderem auf Grundlage von originalen Tonbandaufnahmen Anneliese Michels rekonstruieren ließ. Die US-amerikanische Ethonologin Felicitas Goodman, die sich eingehend mit dem Fall Anneliese Michel beschäftigt hatte, stand zudem in beratender Funktion zur Verfügung. Dennoch ist "Der Exorzismus von Emily Rose" natürlich in erster Linie ein Spielfilm, bei dem vieles zwangsläufig überhöht dargestellt wird. Der Produktionswert ist dabei über die ganzen unsäglichen, Fremdscham hervorrufenden Exorzismus-Dämonen-B-Movies zweifellos erhaben. Dennoch wirken einige Momente in diesem immerhin schon 15 Jahre alten Film doch nicht mehr zeitgemäß bzw. teils vielleicht sogar unfreiwillig komisch, was einem Film vor solch ernstem Hintergrund natürlich überhaupt nicht gut tut.

8/10.
Meine Frau wachte nach dem Film regelmäßig um 3:33 Uhr auf. Das war schon recht unheimlich. Der Film hinterlässt definitiv einen Eindruck.
 
Meine Frau wachte nach dem Film regelmäßig um 3:33 Uhr auf. Das war schon recht unheimlich. Der Film hinterlässt definitiv einen Eindruck.

Ich hab den Film gestern ja nicht zum ersten Mal gesehen, die erste Sichtung ist schon etliche Jahre her. Jetzt geht es mir nicht mehr so, aber nachdem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte ich tatsächlich ein wenig Angst vor der Uhrzeit 3:00 und mir war nicht gerade wohl, wenn ich um die Zeit mal noch wach war. Aber Rauch habe ich nie gerochen und passiert ist sonst auch nie was :D
 
Ich hab den Film gestern ja nicht zum ersten Mal gesehen, die erste Sichtung ist schon etliche Jahre her. Jetzt geht es mir nicht mehr so, aber nachdem ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte ich tatsächlich ein wenig Angst vor der Uhrzeit 3:00 und mir war nicht gerade wohl, wenn ich um die Zeit mal noch wach war. Aber Rauch habe ich nie gerochen und passiert ist sonst auch nie was :D
Dann schlaf heute gut. ;-)
 
Ich habe am Samstag spontan 2 Stunden meines Lebens in den Wind geschossen.

Durch Corona gehen mir langsam aber sicher die Filme aus. Deshalb bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe mir den Film "WIR" von 2019 angeschaut.

Mein Fazit: HABT IHR LACK GESOFFEN???

Ich versuche mich ein wenig zu zügeln, denn das war hier wirklich eine Frechheit an Film. Ich fand "Get Out" schon super beknackt und konnte den Hype keine Sekunde nachvollziehen.

Inzwischen kann ich selbst den Hype von Jordan Peele nicht nachvollziehen, vor allem nach diesem Film.

Der Film erzählt eine derart diffuse Geschichte, von wegen es gibt für jeden Menschen auf der Welt einen Klon. Diese Klone leben irgendwo unter der Erde und kommen alle gleichzeitig zum Vorschein. Soweit so gut, denn die erste Stunde ist wirklich super.
Die Story an sich klingt ja auch ein wenig interessant. Die Auflösung des ganzen ist allerdings so, als hätte man einen 5jährigen gefragt, wie er diesen Film denn gerne auflösen möchte.

Irgendjemand hat alle geklont und wurde dann verrückt und ist gestorben? Alle gleichzeitig oder was?
Was essen und trinken denn die Klone seit über 26 Jahren? Wie kommunizieren die Klone? Was wollen die Klone mit ihrer Schlangenbildung erreichen?
Und das wichtigste, warum ist die Hauptdarstellerin ein Klon, weiss es aber nicht mehr? Und wieso weiss die andere Version von ihr, nicht mehr dass sie doch normal sprechen kann?


Ich hätte noch mehr solcher Fragen, aber der Film ist einfach vollkommener Humbug. :confused:

@Ansiv Reeblac Oh, interessant, ich werde genau diesen Film vermutlich auch bald sehen. Da bin ich mal gespannt, aber vielleicht gefällt er mir ja besser (deinen Spoiler habe ich jetzt mal nicht gelesen), ich fand "Get Out" tatsächlich ziemlich stark.

So, hat ein wenig gedauert, aber jetzt gerade habe ich "Wir" von 2019 auch gesehen. (Leichte Spoiler, aber keine wesentlichen Handlungsinhalte, daher verzichte ich mal auf das Kästchen)

Es ist aus meiner Sicht auf jeden Fall ein guter Film, der einige denkwürdige Szenen bietet, die mir wohl länger nicht mehr aus dem Kopf gehen werden und wirklich ganz kurz vor dem Ende nochmal einen Plottwist raushaut, der mir zwar während des Films in den Sinn kam, mich dann aber doch nochmal erwischt hat. Und damit meine ich jetzt NICHT die "Auflösung" des ganzen Mysteriums, die, wie du richtig geschrieben hast, @Ansiv Reeblac, doch einige Fragen offen lässt.

"Wir" ist aber auch nicht das Meisterwerk, das ich ehrlich gesagt erwartet habe. Der Film ist andersartig, schauspielerisch gut besetzt und enorm hochwertig produziert. Dazu hatte er einige wirklich sehr beklemmende Momente. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt bei einem Film derart verkrampft auf der Couch saß (ich übertreibe nicht) als bei dem ersten Zusammentreffen zwischen der Familie und ihren Doppelgängern im Ferienhaus. Das war atmosphärisch enorm stark, stellte aber leider auch schon den recht frühen Höhepunkt des Films dar. Generell ist ca. das erste Drittel schon der stärkste Teil des Films, hier gibt es viele symbolträchtige Szenen und kleine, aber starke Einzelmomente. Die Vorspann-Szene, in der die Kamera zuerst in Nahaufnahme auf das Auge des Hasen filmt, dann langsam herauszoomt und man nach das Gesamtbild sieht, unterlegt mit diesem enorm starken, atmosphärischen Titellied werde ich vermutlich nie mehr vergessen!

Daneben bietet der Film dann aber auch zu viel konventionelle und in die Länge gezogene Horror-Survival-Action, die ihn, fast schon ironischerweise, gewaltig ausbremst. Ja, die ruhigen Momente funktionieren bei "Wir" viel besser und haben eine viel, viel intensivere Wirkung als die aufgeregten. Hinzu kommt das Ärgernis, dass der Film doch das eine oder andere Klischee mitnimmt, von dem ich bei einem derart ambitionierten und auf Eigenständigkeit abzielenden Projekt wirklich gehofft hätte, dass man darauf verzichtet. Aber nein, es gibt die Teenagerin, die in gefühlt jeder Szene auf dem Handy herumtippt, es gibt den gutmütigen, aber naiven Familienvater, der die drohende Gefahr bei allen Anzeichen nicht kommen sieht und sie ins Lächerliche zieht, und wenn eine schwarze Familie im Mittelpunkt steht, dann muss natürlich immer wieder Hip-Hop-Musik laufen. Das waren dann die Momente, wo man wirklich dachte, einen ideenlosen B-Movie zu sehen, der "Wir" aber mitnichten ist.

Hinzu kommen noch einzelne Momente, wo sich mir, die Haare gesträubt haben. Da muss die Familie schnellstmöglich mit dem Auto fliehen und sie fangen glatt an darüber zu diskutieren, wer nun fahren darf. Ernsthaft? Ich meine: Ernsthaft?

Also, alles in allem bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits hat der Film einen sehr eigenen, sehr atmosphärischen Stil und, wenn auch vor allem im ersten Drittel, aber auch wieder zum Ende hin, einige richtig tolle Einzelmomente, die durchaus nachwirken. Dem stehen aber die genannten Kinderkrankheiten gegenüber, die sich in vielen Filmen finden, gerade in diesem ambitionierten und grundsätzlich unkonventionellen Film aber, anders als das in einem herkömmlichen Film der Fall wäre, besonders auffallen und sich besonders negativ auf das Gesamtwerk auswirken.

Insgesamt wohl eine 8/10, wobei ich dem Film gerne mehr gegeben hätte.
 
In the Heat of the Night (1967)

Eher zufällig wird Virgil Tibbs (Sidney Poitier), afroamerikanischer Experte des Morddezernats von Philadelphia, in Ermittlungen um den im tiefsten Mississippi liegenden Ort Sparta erschlagen aufgefundenen Chicagoer Industriellen Phillip Colbert hineingezogen, nachdem Polizist Sam Wood (Warren Oates) ihn am Bahnhof verhaftet, obwohl er dort lediglich den Anschlusszug nach Memphis erwartet. Auf der Wachstube macht er Bekanntschaft mit Bill Gillespie (Rod Steiger), dem Polizeichef von Sparta, welcher Tibbs kurzerhand zum Täter erklärt, bis dessen Vorgesetzter den Irrtum am Telefon bereinigt -- und vorschlägt, dass sie zusammenarbeiten. Eine Idee, welche der selbst nicht sonderlich fähige Gillespie mangels Alternative aufgreifen muss, als Tibbs sein Fachwissen innerhalb weniger Minuten demonstriert, um den nächsten Verdächtigen erfolgreich zu entlasten. In einem speziell für Letzteren potentiell tödlichen Umfeld geht das ungleiche Paar an die Arbeit....

Norman Jewisons gleichnamige Romanverfilmung behandelt die allmähliche Erosion des Misstrauens zwischen zwei einander anfangs wenig sympathischen Partnern im Angesicht gemeinsamer Interessen sowie den im US-Süden damals permanent präsenten Rassismus (weswegen Dreharbeiten vor Ort kaum möglich waren). Hochkarätig besetzt und bis zum Schluss spannend (trotz des mMn zu konstruiert wirkenden plot twists beim Auflösen des Verbrechens); Ray Charles' lässiger Titelsong tut natürlich sein Übriges.

9/10 wenig subtilen Coca-Cola product placements
 
Zuletzt bearbeitet:
Little Caesar (1931)

Caesar Enrico Bandello (Edward G. Robinson) will hoch hinaus: nichts weniger als die Nummer 1 der Unterwelt zu werden, ist das Ziel. Zu diesem Zweck geht er mit Freund bzw. Komplizen Joe Massara (Douglas Fairbanks Jr.) nach Chicago und schließt sich Sam Vettori (Stanley Fields), einem dortigen Boss an, während Joe aussteigen und mit seiner neuen Freundin Olga (Glenda Farrell) im Showbusiness glücklich werden will. "Rico" interessiert das allerdings herzlich wenig -- nach erfolgreicher Exekution ambitionierter Pläne - u.a. der Absetzung Vettoris, der Ermordung Commissioner McClures (Landers Stevens) - soll Joe zwangsrekrutiert, gar zur rechten Hand werden...

Mervin LeRoys genreformender Film um Aufstieg und Fall des brutalen Kriminellen von der Straße löste zum Erscheinungszeitpunkt - mit einer trotz für heutige Verhältnisse geringen Laufzeit (ca. 80 Minuten) - einen regelrechten Gangsterfilm-Hype aus. Auch nach mittlerweile 90(!) Jahren wirkt er immer noch relativ solide.

8/10 gestohlenen Taschenuhren als Ehrengeschenk
 
Le petit soldat/Der kleine Soldat (1960/1963)

Deserteur Bruno Forestier (Michel Subor) lebt und verdingt sich während des Algerienkrieges als Fotograf in Genf, wo ihn Mitglieder des französischen Geheimdienstes aufgespürt haben und zwingen wollen, einen im Radio proalgerische Beiträge sendenden Journalisten zu ermorden. Mitten im Gewissenskonflikt lernt er für ein Shooting das Model Veronica Dreyer (Anna Karina) kennen, in das er sich verliebt; allerdings weiß Bruno nicht, dass die linksorientierte Veronica enge Kontakte zur FLN unterhält...

Jean-Luc Godards Spionagethriller im ganz auf den Stil der Nouvelle Vague getrimmten experimentellen Stadium -- viel Dialog, wenig Action, viel Zigarettenrauch, ein eher kühl (fast unsympathisch) wirkendes Protagonistenpaar im Sog politischer Querelen und brutaler Folter auf beiden Seiten. Übrigens verschob die staatliche Zensur eine Veröffentlichung des fertigen Werkes wegen brisanten Inhalts um drei Jahre.

8/10 gewagten Fenstersprüngen
 
The Gunfighter (1950)

Jimmy Ringo (Gregory Peck) ist ein im alten Westen ob seiner Geschwindigkeit und Treffsicherheit gefürchteter Revolverheld, dem der Ruf überall vorauseilt. Das wiederum zieht jede Menge zwielichtiger Gestalten an, welche ihn mit einem Schuss (vorzugsweise aus dem Hinterhalt) ins Jenseits befördern wollen, um selbst Berühmtheit zu erlangen. Als Ringo wieder einmal einen solchen Prätendenten tötet, zieht er den Zorn der drei Brüder des Mannes auf sich, die ihn bis ins Städtchen Cayenne verfolgen, wo er vor Jahren Lehrerin Peggy Walsh (Helen Westcott) und ihren gemeinsamen Sohn zurückgelassen hatte. In Cayenne gegenwärtig ist auch der junge Hunt Bromley (Skip Homeier), ebenfalls darauf aus, schnellen Ruhm auf Ringos Kosten zu erheischen..

Henry Kings kurzweiliger, aber trotz Pecks Leistung wenig in Erinnerung bleibender Abgesang auf einen uramerikanischen Heldenmythos.

6/10 schussbereit lauernden Männern
 
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