Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Paisà (1946)

Der Zweite Weltkrieg tobt in Italien mit unerbittlicher Härte, und sechs kurze Geschichten bieten Einblicke auf diverse Schauplätze bzw. das, was er hinterließ.

Episode I
Während der Invasion Siziliens irrt ein amerikanischer Stoßtrupp zu nächtlicher Stunde umher und rekrutiert die einheimische junge Frau Carmela (Carmela Sazio) als Guide, während die Gefahr durch deutsche Patrouillen noch lange nicht gebannt ist.

Episode II
Kurz nach alliierter Eroberung Neapels begegnet der kleine Straßenjunge Pasquale (Alfonsino Pasca) dem betrunkenen US-Soldaten Joe (Dots Johnson), und lauert auf eine Chance, ihn zu beklauen.

Episode III
Ohne es zu realisieren, trifft der alkoholisierte G.I. Fred (Gar Moore) in Rom die schöne, nun als Prostituierte arbeitende Francesca (Maria Michi) wieder, in welche er sich beim Einmarsch verguckt hatte.

Episode IV
Die amerikanische Krankenschwester Harriet (Harriet Medin) sucht im umkämpften Florenz ihren Geliebten, der unter dem Namen "Lupo" zum hohen Tier bei den antifaschistischen Partisanen wurde.

Episode V
Drei Amerikaner - einer Katholik, einer Protestant, einer Jude - verbringen die Nacht unter Mönchen im ländlichen katholischen Kloster.

Episode VI
Im Po-Delta kämpfen amerikanische Agenten in den Reihen der Partisanen angesichts erdrückender deutscher Übermacht auf aussichtslosem Posten.

Roberto Rosselinis Neorealismus-Anthologie weiß trotz ein, zwei schwächerer Kapitel (mMn v.a. I und III, beide dennoch auf hohem Niveau) zu überzeugen; spätestens ab Mitte des Films geht es dann aber wirklich ab (Kap. VI etwa, die wohl stärkste Episode, ist schon harter Tobak). Fern jeglicher Glorifizierung, Pathos und anderen unangebrachten Stilmitteln werden Grausamkeiten und Folgen des Krieges mitreißend geschildert.

8/10 in Ruinen liegenden Ländern
 
Dunkirk (2017)

Der Film von Christopher Nolan handelt von der Operation Dynamo im Zweiten Weltkrieg 1940, in deren Zuge knapp 400.000 britische und französische Soldaten vom Strand der von deutschen Truppen eingekesselten Stadt Dünkirchen (Dunkirk) im Norden Frankreichs evakuiert wurden.

Wenn Christopher Nolan - meiner Ansicht nach der beste Regisseur unserer Zeit - einen Film macht, der im Zweiten Weltkrieg spielt, dürfte klar sein, dass eine für ihn typische Mindfuck-Erzählstruktur wie in den Meisterwerken "Memento", "Inception" oder jüngst "Tenet" nicht in das Szenario passen würde. Aber Nolan wäre auch nicht er selbst, wenn er einen vollkommen geradlinigen Film abliefern würde. So ist "Dunkirk" in drei alternierend gezeigte Handlungsstränge unterteilt, von denen einer am Strand, einer auf hoher See und einer in der Luft spielt. Die erzählte Zeit eines jeden Handlungsstranges dauert dabei unterschiedlich lang von einer Stunde (Luft) über einen Tag (Meer) bis hin zu einer Woche (Strand). Diese Erzählstruktur macht es nicht schwer, dem Film zu folgen oder ihn zu verstehen, sie zeigt aber, dass man sich auch für "Dunkirk" etwas Besonderes und Außergewöhnliches einfallen ließ.

Dies hört aber bei der Erzählstruktur nicht auf. Der Film lebt von der ersten bis zur letzten der gut 100 Minuten von seiner Bildgewalt und der Geräuschkulisse. Die Geschehnisse werden in erster Linie aus Sicht einfacher Leute gezeigt, der Film beginnt recht unvermittelt ohne großes Vorgeplänkel und endet auch entsprechend ohne einen großartigen Epilog. Man wird als Zuschauer in die hier behandelte Episode des Zweiten Weltkriegs geworfen und muss die Ereignisse gemeinsam mit den Protagonisten durchstehen. Und ohne zu viel zu verraten, lässt sich sagen, dass die hier aufgebotenen Präsentationsweisen den Film zu einer unglaublich intensiven Erfahrung machen, welche die Schrecken des Krieges eindringlicher vermitteln und dem Zuschauer näherbringen als so manch anderer Film. Und das, obwohl in "Dunkirk" nur sehr wenig Blut und auch allgemein eigentlich kaum offene Kampfhandlungen gezeigt werden. Wo ein Film wie "Der Soldat James Ryan" (ebenfalls sehr stark) das Schreckensszenario des Zweiten Weltkriegs mittels ausufernder und explizit zur Schau gestellter Brutalität vermittelt, sind es bei "Dunkirk" eher die Dinge, die man hört und von denen man weiß, dass sie da sind, die man aber kaum zu Gesicht bekommt, die dem Film seine beklemmende und unglaublich intensive Wirkung verleihen.

Wie eigentlich alle Nolan-Filme geht "Dunkirk" aber auch über das, was er konkret erzählt, hinaus. Film zeigt eine Begebenheit des Zweiten Weltkriegs, ja, er ist gleichzeitig aber auch eine Geschichte über das beklemmende Gefühl der Angst und den unbedingten Überlebenswillen, der umso stärker wird, je aussichtsloser alles erscheint.

"Dunkirk" ist vielleicht nicht der stärkste Nolan-Film und reicht nicht ganz an Meisterwerke wie "Inception", "The Dark Knight" oder "Tenet" heran. Fairerweise ist der Vergleich angesichts der unterschiedlichen Szenarien aber auch schwierig. In jedem Fall ist "Dunkirk" aber wohl einer der besten Kriegsfilme überhaupt (wobei der Regisseur selbst die Bezeichnung "Kriegsfilm" für das Werk ablehnt) und beweist vor allem eines: Es ist völlig egal, ob Nolan einen Sci-Fi-Actionthriller, eine Comicverfilmung oder eben einen Film über den Zweiten Weltkrieg macht. Heraus kommt stets etwas Grandioses, das seinen eigenen Weg abseits des filmischen Mainstreams geht.

9/10.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war von Dunkirk ziemlich enttäuscht. Alleine schon die Tatsache dass man nie mehr ein paar Hundert Statisten zu sehen kriegt. An dem Strand haben 300.000 Mann ausgeharrt und in Dunkirk sieht man nichts davon. Der Film vermittelt hier ein völlig absurdes Bild von diesem bedeutenden Ereignis. Die Erzählstruktur fand ich auch sehr anstrengend. Ich gebe dem Film 3.6. Not great, not terrible.
 
In jedem Fall ist "Dunkirk" aber wohl einer der besten Kriegsfilme überhaupt (wobei der Regisseur selbst die Bezeichnung "Kriegsfilm" für das Werk ablehnt)

Es ist mMn weder einer der besten, noch ist es überhaupt ein Kriegsfilm. :-D
Für mich auch absolut enttäuschend da ich durch die Erzählstruktur keinerlei Bindung zu den Charakteren aufbauen konnte.

Insgesamt plätschert er dahin ohne ein wirkliches Drama zu kreieren. Die Gefahr der Deutschen wird hier kaum gezeigt, darauf hatte ich verzweifelt gewartet.
 
Ich fand ihn ziemlich gelungen. Die Erzählstruktur fand ich, mit den überlagerten Zeitebenen hervorragend stimmig und schlüssig aufgelöst. Hierin lag für mich die eigentliche Stärke des Films und in einem hervorragenden Kenneth Branagh.
Ich bin da ganz bei @Admiral X s Eindruck von dem Film.
 
Es ist halt Ansichtssache. Mir gefällt der Film aus den von mir genannten Gründen sehr gut, ich kann aber auch die Kritikpunkte nachvollziehen, welche meine Vor- bzw. Nachredner einbrachten. Ich bin allgemein auch ein sehr großer Fan der Nolan-Filme. Sie sind aus meiner Sicht zu Recht hoch angesehen, polarisieren teilweise aber ja auch. "Tenet" beispielsweise aus dem letzten Jahr finde ich ebenfalls erstklassig und er bekam insgesamt auch überragend positive Rezensionen. Dennoch gibt es auch viele kritische Stimmen von Leuten, die damit nichts anfangen können oder ihn als überbewertet sehen. ODER ihn nicht verstanden haben ^^
 
Es ist halt Ansichtssache. Mir gefällt der Film aus den von mir genannten Gründen sehr gut, ich kann aber auch die Kritikpunkte nachvollziehen, welche meine Vor- bzw. Nachredner einbrachten. Ich bin allgemein auch ein sehr großer Fan der Nolan-Filme. Sie sind aus meiner Sicht zu Recht hoch angesehen, polarisieren teilweise aber ja auch. "Tenet" beispielsweise aus dem letzten Jahr finde ich ebenfalls erstklassig und er bekam insgesamt auch überragend positive Rezensionen. Dennoch gibt es auch viele kritische Stimmen von Leuten, die damit nichts anfangen können oder ihn als überbewertet sehen. ODER ihn nicht verstanden haben ^^
So ist das mit den Meinungen. :-)

Klar ist die Kritik nachvollziehbar, mich stören die genannten Punkte nur nicht, weil es mMn in dem Film nicht darum ging.

Nolan hat es irgendwie geschafft dauerhaft anspruchsvolles und visionäres Kino zu bieten und gleichzeitig vom Studio dafür viel Geld bereitgestellt zubekommen.
Welcher Regisseur kann das heutzutage?
Mir fallen da nicht viele ein.
 
The Bad Lieutenant (2009) von Werner "The Pretty German Accent" Herzog, mit Nicolas Cage.

Ein drogen- und spielsüchtiger Cop aus New Orleans soll den Fall einer ermordeten Migrantenfamilie aufklären.

Hatte den Film in meiner Heimvideothek wiederentdeckt. Kein schlechter Film, aber auch nichts besonderes; Cop-Drama Standardware.

5 von 10 tanzenden Seelen
 
Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles

Inhaltliche Standardkost, macht beim Anschauen aber immense Laune. Im Grunde ist es eigentlich nur ne Collage sämtlicher Klischees, die Batman und die Turtles so zu bieten haben. Aber irgendwie ist es dann doch mehr, als die Summe seiner Teile und der Streifen ist mit nicht mal 90 Minuten auch ziemlich kurzweilig, ohne den Bogen künstlich zu überspannen. Im Detail kommt der Film aber überraschend brutal daher. Vor zwanzig Jahren hätte das für FSK 18 gereicht, heute kann man das ab 12 durchgehen lassen. Technisch kommt das Ganze mit einem eingängigem Soundtrack daher und wartet außerdem mit guten Animationen auf. Die englische Synchro ist auch ganz passabel, die Figuren sind allesamt gut getroffen, aber Kevin Conroy und Mark Hamill fehlen mir dann doch irgendwo. Unter dem Strich ein gelungener Crossover, der sich auf das Wesentlichste beschränkt und dem einen oder anderen jüngeren Realfilm deutlich zeigt, wo der Hammer wirklich hängt.

8 von 10.
 
The Bad Lieutenant (2009) von Werner "The Pretty German Accent" Herzog, mit Nicolas Cage.

Ein drogen- und spielsüchtiger Cop aus New Orleans soll den Fall einer ermordeten Migrantenfamilie aufklären.

Hatte den Film in meiner Heimvideothek wiederentdeckt. Kein schlechter Film, aber auch nichts besonderes; Cop-Drama Standardware.

5 von 10 tanzenden Seelen

Da würde mich mal interessieren was du vom 92er Bad Lieutenant hältst. Mir haben beide, aus unterschiedlichen Gründen, nicht gefallen.
 
Da würde mich mal interessieren was du vom 92er Bad Lieutenant hältst. Mir haben beide, aus unterschiedlichen Gründen, nicht gefallen.
Ich auch, da sind wir schon zwei. Ich halte beide für tendenziell überbewertet. Ein gewisser Charme ist da, aber auch mir gefallen sie aus unterschiedlichen Gründen nicht.
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Etwas anderes:
Dodeskaden - Menschen im Abseits (1970) von Akira Kurosawa

Ein erzählerisch seeehr eigenwilliger Film mit vielen Figuren, die in einem Armenviertel in der Nähe eines Tokioter Schrottplatz leben. Nach einer Weile hat man sich in diesen Episodenfilm eingefunden und erkennt die Zusammenhänge und die Stadien der Armut. Kurosawa ist sehr gut darin, atmosphärisch und gesellschaftskritisch zu erzählen. Mit über 140 Minuten ist es kein kurzer Film; die Länge verbietet es einem, das Schicksal der gezeigten Menschen nur oberflächlich oder kurzweilig zu betrachten; man wird quasi gezwungen, sich über einen längeren Zeitraum und mit langen Einstellungen und Dialogen mit den Figuren zu beschäftigen. In meinen Augen nicht der pompöseste, koordinierteste oder beste Film des japanischen Großmeisters, wohl aber ein äußerst interessanter. 7,5/10
 
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Arlo & Spot

Hab mein neues Disney-Plus-Abo dazu genutzt endlich den letzten Pixar-Film, der mir noch fehlte, nachzuholen.

Optisch ist der Steifen eine Wucht. Die Landschaftsaufnahmen sind fast fotorealistisch. Dafür war man beim Charakter-Design schön Old School.

Von der Handlung ist es die klassische Underdog-findet-seinen-Weg-Geschichte. Arlo hat mir beim Tod seines Vaters echt leidgetan. Seine Beziehung zu Mensch Spot ist sehr schön, auch wenn er ihn am Ende mit den seinen ziehen lassen musste (erinnerte dahingehend etwas an "Ice Age" 1).

Ansonsten gab es mit der Farm und den Cowboy-T-Rexes recht viel Western-Feeling und das klassisch kitschige Ende, welches ich sehr herzerweichend fand. In Sachen Humor gabs ein paar witzige Szenen, aber deutlich weniger als man sonst oft von Pixar gewöhnt ist.

Alles in allem bin ich für solch "liebe" Geschichten einfach empfänglich und die Optik ist, wie gesagt, einfach nur klasse. Auch wenn die IMDB-Wertung anders lautet, für mich einer der besten Pixar-Filme und hat mir besser als der im selben Jahr erschienene "Inside Out" gefallen:

8 von 10 wie Haie wirkende Flugsaurier!
 
Wallenstein



Ich habe es endlich geschafft, mir mal den TV-Vierteiler aus dem Jahr 1978 anzusehen, der Aufstieg und Fall des Feldherrn Albrecht Eusebius Wenzel von Wallenstein im Dreißigjährigen Krieg, basierend auf der Biographie von Golo Mann nachzeichnet.
Die sehr aufwendige Produktion war seinerzeit ein echtes TV-Ereignis, die mit überbordender Ausstattung und einer Besetzung mit den renommiertesten Film- und Theaterschauspielern der damaligen Zeit aufwarten konnte. Gedreht an vielen Originalschauplätzen zeichnen die vier Folgen zudem recht akkurat das Leben des Herzogs von Friedland nach, und wurden sogar vom Autor der Vorlage in höchsten Tönen gelobt.
Aus heutiger Sicht merkt man dem Ganzen sein Alter allerdings schon ein wenig an, was das Produktionsdesign, die teilweise arg bunten Kostüme und die gestelzten Dialoge angeht. Zudem legte man damals den Schwerpunkt auf die Charakterisierungen und die Motivation der handelnden Personen, sodaß die Produktion über weite Strecken wie ein Kammerspiel anmutet, und man z.B. keinerlei Schlachten o.ä. zu sehen bekommt.
Für geschichtlich Interessierte Zuschauer ist der Film trotzdem durchaus interessant, vor allem wegen der Akkuratesse bei der Charakterisierung der Protagonisten und der engen Orientierung an der Vorlage. Ein Stück bundesdeutsche Fernsehgeschichte ist es allemal.

C.
 
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Hannibal Rising - Wie alles begann (2007)

Viele Jahre habe ich diesen Film gemieden, weil ich mir die Rolle des Hannibal Lecter nicht demystifizieren wollte und weil ich von einigen Leuten gehört habe, dass der Film schwach sei. Gestern habe ich mir den Film auf Netflix dann doch mal nach 14 Jahren angeschaut. Tjooa......ein zehnjähriger Litauer Junge muss ab 1944 ein Trauma verarbeiten, als seine Familie von Truppen der Roten Armee getötet wird. So weit, so schlimm. On top wird aber noch - Spoiler - seine kleine Schwester Mischa von den ausgehungerten Marodeuren getötet und gegessen. Da ist dann also die früh einschneidende Verknüpfung zum Kannibalen Lecter. Ab da nimmt der Film dann seinen Lauf. Klein-Hannibal irrt durch die Gegend und wird von sowjetischen Soldaten in die Alte Lecter-Burg gebracht, die jetzt ein Waisenhaus ist. Als Jugendlicher entkommt er mit der Adresse seines Onkels Robert nach Frankreich; dort erwartet ihn jedoch nur noch dessen japanische Witwe Fräulein Murasaki Shikibu, welche sich Hannibal annimmt. Eines Abends gibt sie ihm Einblicke in die Philosophie der Samurai und präsentiert ihm ein Katana-Schwert. Ab da ist Hannibal auf einmal ganz anders (gefühlt ändert sich sogar die Synchronstimme) und geht auf Rachefeldzug gegen die Mörder seiner Schwester, nachdem er vorher noch einen vulgären Metzger filettiert. Um die Gesichter und Namen ausfindig zu machen, verhört er diese vor dem Mord oder begibt sich konzentriert in seine Erinnerungen. Linear erzählt, kann man so machen. Inspektor Popil ist ihm als Alibi-Charakter so ein bisschen auf den Fersen, da kommt aber nicht wirklich was bei rum. Immer mal wieder ein Foreshadowing (Lecter mit Maske, Lecter mit Blut-Maske) und immer mal wieder Erklärbär-Momente („Das M, was ich dir in deine Brust geritzt habe, steht für Mischa“) machen die folgenden Minuten zu einem Mix aus Fan-Service und Fremdscham. Gaspard Ulliel spielt Lecter abgesehen von den an ein, zwei Stellen absurd springenden Charakter-Entwicklungen nicht schlecht, neigt aber hier und da zum Over-Acting in meinen Augen. Gong Li ist in diesem Film zwar ein absoluter Blickfang, kommt aber in diesem Samurai-Setting in ihrem Haus leider auch eher wie ein reingepresstes „Japan-Motiv“ daher. Es hat nur noch irgendwas mit Sakura (also Kirschblüte) gefehlt. Am Ende gab es zumindest noch einen ekligen Plottwist, der zwar ein kleines bisschen vorhersehbar/denkbar war, das Ganze aber psychologisch ein wenig vielschichtiger gemacht hat. Es soll jetzt nicht wie eine Generalkritik daherkommen; die 16% auf Rotten Tomatoes sind schon arg niedrig, wenn man mich fragt. Also eine 1/10 oder 2/10 verdient Hannibal Rising nicht. Da wird bei vielen auch Enttäuschung und die allgemeine Sehnsucht nach Extremen reingespielt haben. Ich würde den Film jetzt nicht nochmal gucken, aber ein paar emotionale Momente hat er schon und auch ein paar visuell eindringliche. Es war definitiv jedoch mehr drin bei diesem Film.

Ich vergebe 4,5/10 Männlein im Walde still und stumm.
 
Letztes Jahr in Marienbad (L’Année dernière à Marienbad) 1961

Inspiriert durch die frankophilen Filmtipps von @Darth_Jango habe ich mir den Klassiker des Arthaus-Kinos angeschaut: "Letztes Jahr in Marienbad", eine französich-italienische Schwarz-Weiß-Produktion von Alain Resnais.
Ein Mann und eine Frau treffen sich in einem Kurhotel. Er versucht Ihr klar zu machen, dass sie sich letztes Jahr hier trafen und eine Liebesbeziehung hatten. Sie kann sich aber an nichts erinnern. Das war es schon an Handlung, mehr passiert nicht in anderthalb Stunden.

Ähnlich wie später Greenaways Filme funktioniert der Film nicht auf der Ebene einer erzählten Geschichte, sondern eher durch das Drumherum: Ausstattung oder Kulisse lassen den Film wie ein Gemälde wirken, was durch die Nicht-Geschichte auch sehr statisch wirkt. Ich habe den Film schon alleine deswegen genossen, weil ich so was noch nie zuvor gesehen habe.

13 von 16 Streichhölzern
(warum 16? https://de.wikipedia.org/wiki/Nim-Spiel)
 
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Hannibal Rising - Wie alles begann (2007)

Die Sichtung ist schon sehr lange her, gut in Erinnerung ist er nicht geblieben. Hannibal Rising hatte für mich nichts von der Ausstrahlung Hopkins' Interpretation und auch der ganze Aufbau von Handlung und Figuren war für mich sehr ermüdend und oberflächlich. Optisch positiv in Erinnerung geblieben ist mir die Szene, in der sich Lector die Samurai-Maske vor das Gesicht hält; sah cool aus. Und wenn ich mal richtig fies aussehende Bösewichte für einen Film brauchen sollte, werde ich definitiv Richard Brake und Rhys Ifans engagieren.
 
Dersu Uzala (alternativ: Uzala, der Kirgise) (1975)

In meinen Augen ein Meisterwerk von einem Film, welcher auf dem biografischen Roman 'Dersu Usala der Taigajäger' von Wladimir Arsenjew basiert. Ein Team russischer Kartographen ist in der Taiga für Vermessungsarbeiten unterwegs und muss sich allerhand Naturgefahren wie Wind, Regen und Fauna stellen. Der „Kapitan“ Wladimir Arsenjew freundet sich auf dieser Reise mit dem Waldläufer Dersu Usala an, welcher sich mit den Naturphänomenen im Ussurigebiet bestens auskennt. Es entwickelt sich trotz der kulturellen Unterschiedlichkeiten eine Freundschaft im Angesicht der betörenden Naturschönheit Trotz des Oscars 1976 für den besten fremdsprachigen Film ist der Ruhm und die Bekanntheit dieses Filmes heutzutage etwas verblasst. Dies ist kein Film, der ein Mal im Jahr auf ARTE läuft. Diese sowjetisch-japanische Co-Produktion ist jedoch für einen erschwinglichen Preis auf DVD zu erwerben. Obwohl die Farben oft flackern, ist die DEFA-Synchronisation sehr gelungen und die Natur atemberaubend eingefangen. Auch die philosophischen Ansätze des Filmes sowie die für das Ende bei Akira Kurosawa fast schon obligatorische Tragik und Doppeldeutigkeit sind typisch für den Regisseur, der hier in meinen Augen einen unterbewerteten Meilenstein gelandet hat. Ich kann den 140-minütigen Film empfehlen.

9/10 Hütten aus Gras
 
Ava (2020)

Die titelgebende Ava Faulkner (Jessica Chastain) ist eine ehemalige Soldatin und mittlerweile trockene Alkoholikerin, die sich zwischenzeitlich auf das Handwerk der Auftragskillerin festgelegt hat. Obwohl sie sehr erfolgreich in ihrem Beruf ist, plagen sie Zweifel und die sind in so einem Geschäft eher ungern gesehen. Ihr Mentor Duke (John Malkovich) steht hinter ihr, kann sie von ihren Zweifeln aber nicht befreien.

Neben der sich anbahnenden beruflichen Komplikationen holt sie das Leben ihrer von ihr vernachlässigten Familie ein, allen voran die gesundheitlichen Probleme ihrer Mutter (Geena Davis) sowie das Verhältnis zu ihrer Schwester und deren Partner (Common), der unglücklicherweise auch ihr Ex ist.

Unter der Regie von Tate Taylor (The Girl on the Train, Ma) ist hier ein prominent besetzter Actionfilm gedreht worden, der sich in eine lange Schlange von Filmen einreiht, bei denen man sich fragt, wie so viel prominente Namen (Colin Farrell ist auch noch an Bord) für so ein belangloses Werk zusammengebracht werden konnten. Ein bisschen auf der Welle von John Wick und Atomic Blonde reiten, aber weder erzählerisch noch handwerklich irgendetwas Neues oder zumindest Spannendes liefern, ist leider ziemlich wenig. Das passiert in dieser Form immer wieder und manchmal reicht es für ein Erlebnis der Kategorie Okay-für-einen-faulen-Nachmittag-auf-der-Couch-nebenher, in die das hier aber auch nur fällt, wenn man für die Darstellerinnen und Darsteller ein Auge zudrückt. Chastain & Co. Spielen gewohnt gut, aber kommen nicht gegen die Problematiken des Films an. Ich vermute, dass das Drehbuch ein Versuch war, die stylische Action genannter Titel um die Facette eines etwas greifbareren, problematischeren Charakters zu ergänzen. Am Ende ist leider beides nicht sonderlich geglückt, holprig-langweiliges Resultat.
 
Ich muss ganz ehrlich sagen dass mir der relativ gut gefallen hat. Kein Film, den ich ein zweites Mal sehen muss aber wirklich schlecht fand ich ihn auch nicht. Das Problem mit dem Film ist schlicht dass er viel zu viel Zeit mit ihrer Familie verschwendet, dem Zuschauer aber überhaupt nicht erklärt für was für eine Organisation sie arbeitet und warum sie darin das Schwarze Schaf ist. Na, außer natürlich dass sie mit ihren "Kunden" redet.
Viel schlimmer fand ich dass der einzige Schauspieler, der einen Bundeswehrsoldaten gespielt hat und auch tatsächlich deutsch konnte, nur einen einzigen Satz sagt. Das ist immer so schwer anzuschauen wenn Schauspieler, die offensichtlich kein deutsch sprechen, durch die deutschen Sätze stolpern.
 
Das ist immer so schwer anzuschauen wenn Schauspieler, die offensichtlich kein deutsch sprechen, durch die deutschen Sätze stolpern.

Ganz furchtbar in der zweiten Staffel von Jack Ryan. Tom Wlaschiha und Noomi Rapace spielen beide ehemalige Bundeswehrsoldaten und haben einen Arsch voll deutschen Dialog. (Noch schlimmer wurde es dadurch, dass Wlaschihas Englisch ziemlich gut ist.)
 
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