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Dementsprechend fällt es mir zugegeben schwer zu verstehen, warum das Live-Action Format bei dir jetzt mehr Anklang findet als die Animationsserien. Liegt es nur an der optischen Darstellung? Weil wenn das Problem storytechnischer Natur ist, würde ich gerne verstehen, wo du die Unterschiede festmachst. Ich persönlich würde nicht nur soweit gehen zu sagen, dass die Live Action- und Animationsserien sich im storytelling ähneln… Sie sind für mich sogar identisch mit all ihren Höhen und Tiefen. Im Durchschnitt sind sie halt am Schluss solide.
Zugegeben: ich vertrete prinzipiell die Meinung, dass Umsetzung und Inszenierung entscheidender sind als die Frage, ob die Idee am Papier, losgelöst vom Bombast, Sinn macht. Wenn ich etwas anschaue und "im Moment" bin, dann muss in erster Linie die Stimmung passen und der Augenblick gut funktionieren. Darum kann eine passende Inszenierung tatsächlich über vermeintliche Schwächen im Writing hinwegtäuschen / -trösten in meinen Augen.
Zum anderen, es stimmt zwar, dass die LA-Serien all die Schwächen, die du Filoni und Favreau so treffend attestierst, teilen. Aber gerade in der Inszenierung finde ich, dass das Live Action Format die Macher doch dazu zwingt, etwas "realistischer" zu arbeiten als in den Animationsserien. Insbesondere die Actionszenen profitieren meines Erachtens deutlich davon, dass hier mit In Camera Effekten und Stunts gearbeitet wird (/werden muss); ich schaue parallel dazu gerade einige Rebels-Folgen und finde, dass viele Actionsequenzen dort nicht gut funktionieren, die aber real abgefilmt definitiv stimmiger inszeniert werden könnten, und dadurch dann auch weniger stören.
Auch sind die Figuren einfach dank echten Schauspielern authentischer und realistischer. Das beginnt schon bei einfachen Dingen wie den Charakterinteraktionen untereinander. Ich nehme die Charaktere für voller, wenn sie real miteinander interagieren, als wenn sie mit der übertriebenen, Muppet-artig ausladenden Gestikulierung der Animationscharaktere miteinander sprechen. Ist vielleicht nur ein geringer Kritikpunkt, aber seit mir aufgefallen ist, wie übertrieben die Figuren in TCW und Rebels beim Sprechen miteinander mit Armen herumfuchteln und ihre Köpfe wild herumwerfen, ist es mir wirklich ein Dorn im Auge. Ich versuche mir immer vorzustellen dabei, wie so ein Schauspiel von realen Menschen aussehen würde, und da gruselt es mich, denn es wäre unnatürlich.
Das ist jetzt kein Ausspielen von Animation gegen Real, denn ich mag Animation sehr gerne und weiß, dass auch dort Figuren super funktionieren können als Charaktere. Beispiele gibt es ja genug. Daher denke ich, dass man es eher betrachten sollte als gute vs. schlechte Schauspielerei - und schlechtes Schauspiel kann eine Figur eben auch ruinieren, selbst wenn sie auf dem Papier gut funktionieren würde sonst. Damit bin ich zurück beim Punkt, dass es beim Anschauen eben "im Moment" passen muss.
Ist einer der Punkte, die meiner Meinung nach bei einer solchen Produktion im Vorhinein schon absehbar sind. Die Stage-Craft Technologie, welche die Live-Action Serien benutzen steckt noch in ihren Kinderschuhen. Viel mehr als ein Dutzend Leute lässt diese Technik vermutlich auf ihrem jetzigen Entwicklungsstand wahrscheinlich nicht zu. Ist geschenkt.
Wie man dem beispielsweise entegenpendeln könnte wäre in meinen Augen, grössere Schlachten den Animationsserien (Gab‘s in TCW mehr als genug, in meinen Augen sogar zu viel.) und den Kinofilmen zu überlassen. Bis die Stag-Craft-Technik soweit ist, sollte man das Live-Action Format wirklich lieber für kleine Charakterstorys verwenden, die nicht viele Charaktere in der Story benötigen. (Würde in der realen Welt bei einem Krieg zwischen zwei Verbrecherorganisationen zwangsläufig so ablaufen.)
Richtig. Das meinte ich auch damit, dass man das Drehbuch eben in Hinsicht auf solche Dinge schreiben muss. Wenn ich von vornherein weiß, dass ich mit Sets und Stagecraft zwar tolle Orte und Landschaften erschaffen kann, aber zB in der Anzahl der Darsteller limitiert bin, dann schreibe ich halt keinen großen Krieg zwischen Syndikaten als Staffelfinale. Was mir etwa spontan in den Sinn kommt, wäre, dass ich das Staffelfinale statt der ausladenden Kämpfe in dem Fall einfach durch den Verrat durch die anderen Verbrechersyndikate ersetzt hätte und sich in der letzten Folge alles darum dreht, dass Boba & Gefolge sich in Jabbas Palast einer Gruppe von Attentätern, welche die anderen Syndikate schicken, erwehren müssen. Da hätte die Anzahl der Figuren Sinn gemacht, man hätte die Protagonisten gut im Palast verteilen können, und man hätte trotzdem eine superspannende Sequenz draus basteln können. Gedanklich bin ich hier gerade ein wenig beim Ende von
Skyfall. Da reicht auch eine größere Location und eine Handvoll Gegenspieler. Und das Pyke-Syndikat bzw. die Zurstreckebringung der anderen Verbrecherchefs wären dann halt für Staffel 2 übrig gewesen, was imho auch aufregender gewesen wäre als der jetzige Abschluss (denn derweil wirkt ja alles mehr oder weniger geklärt).
Den „The Clone Wars“-Maul Vergleich mit dem weichgespülten Boba Fett hatte ich mir auch schon überlegt zu erwähnen. Tatsächlich aber als Argument um für TCW ehrlich gesagt mal eine Lanze zu brechen.
War Maul‘s Rückkehr fragwürdig? In meinen Augen schon, was aber für so ziemlich jede von den Toten auferstandene Figur gilt. Was ich aber widerspreche ist der Punkt, dass Maul Charakter in TCW nicht seinem Charakter in Episode 1 entspricht. Maul hatte „The Phantom Menace“ schlichtweg kein erkennbare Motivation noch erkennbare Handlungen ausser zu kämpfen. Daher würde ich ihn ehrlich gesagt als neue Figur in TCW ansehen, da er vorher keine Voraussetzungen für mich erfüllt hat, um überhaupt als ein Charakter zu gelten. Wenn dann noch eher als Statist. Daher sehe ich auch keine Widerspruch zu etwas, dass es nicht gibt.
Den Einwand verstehe ich, aber selbst diese nicht erkennbare Motivation zeichnete Maul in Episode 1 dann doch irgendwie auch wieder aus. Er war halt ein loyaler Untergebener von Sidious, und er war erpicht darauf sich den Jedi zu erkennen zu geben und gegen sie zu kämpfen. Er war ein williger Sklave seines Herrn und hatte keine erkennbare eigene Ambition.
Maul in TCW ist hingegen sehr ambitioniert, sobald er loslegt, und das sticht sich dann eben mit seiner vorherigen Darstellung. Wie du sagst, wirkt er ja eh von der Wahrnehmung her wie eine neue Figur. Also.. warum dann nicht eine neue Figur? Das wäre in meinen Augen besser gewesen, als Maul unbedingt von den Toten zurückzuholen. Aber ich habe irgendwie den Verdacht, dass sie das mit Savage Oppress eigentlich auch versucht haben, aber der dürfte halt nicht gut genug angekommen sein und drum musste das Original her.
Joa, da kann man wohl einfach Lucas persönlich die Schuld geben. Die Schreiber sagten von Anfang an, dass sie nicht wissen, wie man Maul in die Handlung integrieren soll. Hat Lucas trotzdem durchgedrückt. Ich war im Endeffekt dann doch froh darüber, dass ich an dem Charakter Maul in „Rebels“ zumindest meine Freude haben konnte. Waren bis auf Filoni und einzelne andere Mitarbeiter von Lucasfilm Animation aber auch andere Autoren im Writing Team dabei.
Ich sehe das mit viel Wehmut, weil TCW-/Rebels-Maul ansich eine durchaus interessante Figur ist, daher ärgert mich der Retcon mit seinem Tod aber nur umso mehr. Ich kann den Charakter halt nicht recht "genießen" mit dem Wissen, wie billig er einfach von den Toten wieder zurückgeholt wurde. Die PT in sich und im Kontext von TCW wäre weitaus stimmiger gewesen, wenn Maul nicht gestorben wäre sondern sich als Antagonist durch die Trilogie und Serie gezogen hätte. Aber so wirkt das Ganze für mich halt unstimmig, ungelenk und als ob Teile der Fiktion gegeneinander arbeiten - was ja im Fandom viele zB sehr an der ST stört (mich lustigerweise gar nicht, denn alles, was aktiv gegen TLJ arbeitet, findet meine breite Zustimmung).