Ja, es gibt einfach zu viele Figuren und zu viele Handlungsebenen. Dadurch fühlt sich vieles zäh an. Statt dass Dinge passieren, reden die Figuren oft darüber, was sie fühlen oder was sie als Nächstes tun wollen. Das bremst das Tempo, gerade in einer Phase, in der es eigentlich schneller und direkter werden müsste.
Dazu kommt, dass das überragende technische und naturwissenschaftliche Verständnis mancher Figuren immer unglaubwürdiger wirkt. Besonders Dustin fällt hier auf, der scheinbar jedes Problem mit ein paar Fachbegriffen, Skizzen und Geistesblitzen lösen kann, egal wie abstrakt oder komplex die Situation ist. Das mag dramaturgisch praktisch sein, fühlt sich aber längst nicht mehr stimmig an, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich immer noch um Jugendliche handelt, die unter extremem Stress stehen.
Wills neue Fähigkeiten wirken zunächst wie ein längst überfälliger Schritt nach vorn. Leider wird diese Entwicklung fast sofort wieder ausgebremst. Kaum hat man das Gefühl, dass er endlich eine aktive Rolle bekommt, steckt er schon wieder in der Opferrolle. Das wirkt eher frustrierend als tragisch. Trotzdem gibt es mit ihm ein paar ruhige, emotionale Szenen, die gut funktionieren.
Gleichzeitig häufen sich Szenen, in denen Figuren sich ausgerechnet in akuter Lebensgefahr ihre Gefühle erklären oder alte Beziehungsthemen ausbreiten. Das wirkt generell schon konstruiert, fällt aber besonders bei Nancy und Jonathan negativ auf. Wenn die beiden mitten im Upside Down, Sekunden vom Tod entfernt, Grundsatzgespräche über ihre Beziehung führen, nimmt das der Situation jede Glaubwürdigkeit. Statt Spannung entsteht der Eindruck, dass die Handlung kurz angehalten wird, damit noch ein emotionaler Punkt von der Liste abgehakt werden kann.
Was außerdem zunehmend nervt, ist die völlige Mutlosigkeit der Serie vor Konsequenzen. Es gibt ständig extreme Gefahr, aber am Ende passiert fast nie etwas Endgültiges. Alles läuft auf „fast gestorben, aber doch gerettet“ hinaus. Dadurch verliert die Bedrohung an Wirkung. Irgendwann glaubt man einfach nicht mehr daran, dass hier wirklich jemand sterben darf, egal wie aussichtslos die Lage wirkt.
Auch bei den Nebenfiguren ist nicht alles glücklich gelöst. Manche bekommen plötzlich viel Raum, ohne wirklich interessant zu sein, andere wirken erstaunlich nebensächlich, obwohl sie eigentlich wichtig sein müssten. Teilweise hat man das Gefühl, die Serie arbeitet alte Baustellen ab, statt sich konsequent auf das Jetzt zu konzentrieren.
Optisch und atmosphärisch ist das alles weiterhin stark. Das Upside Down und die düsteren Bilder funktionieren noch, auch wenn der ständige Aufenthalt in abstrakten Zwischenwelten dem Ganzen etwas von seiner Erdung nimmt. Am besten ist die Serie immer dann, wenn sie sich auf einzelne Figuren konzentriert, etwa bei Max, deren Szenen auch hier wieder zu den stärksten gehören.
Insgesamt ist der zweite Teil von Staffel 5 für mich weder großartig noch enttäuschend. Er hat starke emotionale Momente, schleppt aber auch viele Altlasten mit sich herum. Man spürt, dass die Serie zu groß geworden ist, aber auch, dass sie ihre Figuren noch ernst nimmt. Ob das Finale das alles zusammenführen kann, muss sich zeigen.