Bastion

Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Nebenraum des Thronsaals - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, sämtliche Mitglieder des Ritterordens

Kira verharrte einen Augenblick, die Hände locker auf dem Rücken verschränkt, während ihr Blick zwischen Angelus und Adria hin- und herglitt. Ihre Tochter hatte gestrahlt, als sie ihre Mutter vorgestellt hatte– ein Strahlen, das Kira nicht kaltließ, auch wenn sie sich äußerlich nichts anmerken ließ. In Adrias Augen lag ein Feuer, das sie an sich selbst erinnerte, an jenen unbändigen Willen, das eigene Schicksal nicht nur zu ertragen, sondern es zu formen. Ein Teil von ihr empfand Genugtuung – dass Adria ihren Platz gefunden hatte, dass sie neben Männern wie Angelus und Zion stand, nicht länger nur im Schatten.

Angelus dagegen war ein anderes Spiel. Unter seiner kontrollierten Fassade, in diesem kurzen, spöttischen „wie tragisch“, hatte Kira die Wahrheit geschmeckt: Bitterkeit. Ehrgeiz. Aber auch den unausgesprochenen Wunsch, nicht länger ein Zuschauer zu sein. Sie kannte diesen Hunger. Es war derselbe, der sie selbst in jeder Stunde antrieb. Ein Mann wie er würde nicht im Hintergrund bleiben. Und das war gleichermaßen Stärke wie Gefahr.

„Ihr habt recht,“

Erwiderte Kira schließlich mit ihrer gewohnt ruhigen Stimme, deren Tiefe die Stille zwischen ihnen füllte.

„die Vergangenheit hat ihren Preis bereits gefordert. Wer nicht hören wollte, ist gefallen. Wer schwach war, wurde fortgespült.“

Sie ließ die Augen einen Moment lang auf
Angelus ruhen, dann wanderten sie hinüber zu Adria, die so stolz neben ihnen stand.

„Doch ihr habt beide den Kern verstanden. Es geht nicht darum, in alten Fehlern zu verharren. Es geht darum, sie nie zu wiederholen und von Fehlern anderer zu lernen.“

Ein kaum merkliches Lächeln glitt über ihre Lippen – kalt und scharf wie eine Klinge, aber mit einem Hauch von Wärme, der einzig ihrer Tochter galt. Als sich
Darth Angelus entfernt hatte, wandte sie sich leise an ihre Tochter.

„Die Zukunft gehört uns,
Adria. Dir. Uns allen, die die Stärke haben, sie zu ergreifen.“

Ihre gelben Augen funkelten, als sie leise zu
Adria flüsterte, dass auch wirklich nur sie es hören konnte.

Und wenn das Spiel neu geschrieben wird, … dann sollten wir sicherstellen, dass wir diejenigen sind, die die Feder führen.“

Kira spürte die Atmosphäre im Saal wie ein pulsierendes Gewicht auf ihrer Haut – die Spannung zwischen Triumph und Misstrauen, zwischen Loyalität und stillem Ehrgeiz. Es war ein Schachbrett, auf dem jeder Zug bedeutete, zu leben oder zu sterben. Doch sie war nicht hier, um eine Figur zu sein. Sie war hier, um eine Spielerin zu werden.
Die Worte des Herolds hatten im Saal wie ein Donnerschlag gewirkt, doch Kira stand reglos, die Hände locker vor dem Körper gefaltet, das Kinn erhoben. Ihr Blick war fest auf das Podium gerichtet, wo sich der Augenblick der Wahrheit entfaltete.

Darth
Allegious war tot.
Endlich.

Nicht, dass sie je Sympathien für den Noghri gehegt hätte – er war Macht, aber Macht, die nie in ihr Herz vorgedrungen war, sondern eher Hass in ihr geregt hatte wegen ihrer Verbannung. Er hatte das Reich geführt, nicht gelenkt. Ordnung geschaffen, ohne die eigentliche Essenz der Dunklen Seite in voller Gänze zu entfesseln. Sein Tod war ein Verlust für das Imperium, ja – doch kein Verlust für sie. Für sie bedeutete er Befreiung. Raum für Neues. Raum für jene, die den Willen und die Vision hatten, aus diesem Reich mehr zu machen als ein Bollwerk der Disziplin.

Als
Zion mit seiner verzerrten Stimme den Ruf erhob – „Ehre der Imperatorin!“ – spürte sie, wie der Thronsaal erzitterte. Das Donnern der Stimmen, der Chor der Loyalität, brandete gegen die hohen Wände und wurde von ihnen zurückgeworfen. Kira schloss für einen Herzschlag die Augen, ließ die Welle über sich hinwegrollen. Kein Zweifel blieb: Heute hatte sich die Zukunft verschoben. Heute begann ein neues Kapitel, und sie würde Teil derer sein, die es schrieben.

Ihr Blick glitt zu
Adria, die stolz neben ihr stand. Ihre Tochter wirkte geradezu elektrisiert von der Aura der neuen Herrscherin. Stolz schwellte auch in Kira selbst auf – nicht wegen Vendar, sondern wegen Adria. Sie hatte sich bewiesen, war aufgestiegen, war zu einer Kraft geworden, die jeder im Saal erkennen musste. Neben Angelus, neben Zion, neben all den Namen, die Macht bedeuteten – dort stand nun auch ihre Tochter.
Und sie selbst.
Ein leises, kaum merkliches Nicken war ihre Anerkennung. Worte waren überflüssig.
Adria würde es spüren.
Angelus wiederum, nur wenige Schritte entfernt, war eine andere Sache. Kira sah ihn aus den Augenwinkeln. Er schwieg, während die Masse jubelte – und dennoch war er präsent wie ein Schwert, das man nicht sah, aber dessen Schärfe man spürte. Er genoss, prüfte, wog ab – und genau darin erkannte Kira die Gefahr. Aber auch die Möglichkeit. Sie wusste, dass Angelus jemand war, mit dem man ein Reich erobern konnte. Oder an dem man zerbrach. Ebenso Zion.

Als die Zeremonie in den Empfang überging, veränderte sich die Stimmung. Diener eilten durch den Saal, der dumpfe Donner der Rufe verwandelte sich in Gespräche, Lachen, gedämpftes Klingen von Gläsern. Kira verharrte noch einen Moment, ehe sie den Blick zu
Adria senkte, die vor Energie nur so zu brennen schien.
Ihr Blick wanderte wieder zu
Angelus. Kurz nur, dann glitt er weiter zu Zion, der eben das Podium verließ. Kira spürte, dass die eigentlichen Spiele jetzt begannen – nicht in den Rufen, nicht in den Reden, sondern in den Gesprächen, den Allianzen, den unausgesprochenen Versprechen zwischen den Schatten.

Sie trat einen halben Schritt vor, die Haltung so aufrecht wie zuvor, ihre Miene unbeweglich – und doch brannte in ihren Augen das Gelb der Sith wie eine Flamme, die nicht verlöschen konnte.
Die Imperatorin mochte heute gekrönt worden sein.
Doch Kira wusste: die wahre Zukunft wurde nicht auf einem Thron entschieden. Sondern im Spiel derer, die bereit waren, den nächsten Schritt zu tun.
Die Worte der neuen Imperatorin hallten noch in Kiras Gedanken nach, ein dunkler Nachklang, der sich in den hohen Hallen des Thronsaals wie kaltes Eisen festsetzte. Jeder Atemzug schien schwerer, jeder Blick gefährlicher – und doch war es, als hätte der Augenblick selbst stillgestanden. Die Stimmen der Lords um sie herum, die Gesten der Ergebenheit und der Stolz in manchen Gesichtern wirkten wie fernes Rauschen, während in ihr die Erkenntnis wuchs: Ein neues Zeitalter hatte begonnen, und sie selbst war nun ein Teil davon, ob sie es wollte oder nicht.

Gespräche entwickelten sich. Ihr Blick glitt zu Darth Zion, seine Präsenz massiv, ruhig und erhaben. Darth Angelus zeigte sich bewusst unabhängig und distanziert, Aren Vayliuar, höflich, kontrolliert und berechnend und die Gouverneurin sprach glatt und kontrolliert. Kira vermerkte, dass sie die Sprache der Macht verstand, auch ohne ein Schwert in der Hand zu tragen. Kira hielt sich im Hintergrund und bediente sich an Speisen und Getränken, während ihr Blick schließlich auf Darth Zion ruhen blieb.

Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Thronsaal - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin, sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Gäste
 
| Bastion | Center | Sith-Tempel | Thronsaal |
Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin

Die Gouverneurin von Bastion erwiderte das Nicken des Sith höfisch, mit einem kontrollierten, fließenden Nicken. Nicht zu tief, nicht zu knapp.

“Lord Zion.”

Gleichsam Bestätigung und Abschied. Ihre Augen folgten der massigen Gestalt einen Moment, als sie durch die Menge glitt. Erst danach erlaubte sie sich, ihre Augenlider für den Bruchteil eines Herzschlags zu senken. Das Ergebnis dieser kurzen Unterredung war recht vielversprechend. Der Sith hatte sie nicht abgewiesen, nicht hinhaltend vertröstet, sondern ihr selbst den Grav-Ball zugespielt. Dass der Orden sich überhaupt auf einen Dialog mit der Regionalregierung einließ, konnte ein Novum sein. Umso erfreulicher, dass Darth Zion ihr eine Möglichkeit eröffnet hatte. Sie übersah den Umstand, dass auch der Sith ihren Namen falsch verwendet hatte, mit geflissentlicher Ruhe. Er würde sie schon noch kennenlernen.

Lily ließ ihren Blick über die versammelte Menge streifen, während ihre eigenen Gedanken wirbelten. Ein Diener in schwarzem Überwurf trat an sie heran und reichte ihr ein neues Glas mit hellem Wein. Sie nahm es entgegen, doch führte es nicht sofort an die Lippen. Das Glas war kühl, erfrischendes Kondenswasser rann ihr über den Zeigefinger. Gäste formten derweile kleine Insel der Konversationen - hier ein Großmoff mit zwei Admirälen, dort eine Gruppe in ISB-Uniformen, die tuschelnd in Richtung des Podiums sahen.

Und dort oben die Imperatorin selbst, die sich daran machte, sich zurückzuziehen. Als die Gouverneurin an ihrem Wein nippte, glaubte sie, kurz den Blick der Imperatorin auf sich liegen zu spüren, doch als sie ihn erwidern wollte, war diese bereits verschwunden. Die Stimmung im Thronsaal hallte noch immer in ihrer Präsenz nach. Ein neues Zeitalter war angebrochen. Lily wusste, was das bedeutete: Jeder würde sich neu ausrichten müssen.

Eine Versammlung wie diese, an der so gut wie alles auflief, was Rang und Namen hatte, durfte auch sie nicht ungenutzt verstreichen lassen, um wertvolle Kontakte zu knüpfen. Mit Darth Zion war der Anfang gemacht. Also wandte sie sich, auf der Suche nach neuen Gesprächspartnern, um - gerade noch rechtzeitig, um das breite und ihr bestens bekannte Grinsen des cygnischen Botschafters zu erkennen, der sich zielstrebig einen Weg durch die Menge bahnte. Sein Gesichtsausdruck war unverkennbar - zu breit, zu selbstbewusst, um Zufall sein zu können. Lilivienne erwiderte es mit der geübten Gelassenheit einer Frau, die wusste, was die höfische Politik für ein Fettnapf-Lager war. Der Botschafter des cygnischen Sternenimperiums war ein Mann mittleren Alters, mit sorgfältig frisierten grauen Locken, das mit dem Schimmer einer Pomade fixiert war. Seine grüne Uniform saß so tadellos, als wäre sie gestern erst auf Ghorman für ihn geschneidert worden.


“Ahhh, ma chère Gouverneure!”, rief er mit weit ausgebreiteten Händen, in einer Mischung aus Begrüßung einer alten Freundin und Bühnenauftritt. Seine Stimme trug den typischen Zungenschlag der Heimat ihrer Mutter, weich und singend. “Ich wusste, ich würde Sie hier finden. Magnifique. Sie tragen die Eleganz Ihrer Mutter”, begann er säuselnd.


“Und diese Uniform steht Ihnen ausgezeichnet. Sie verleiht Ihnen die Schärfe Ihres Vaters.”

Lilivienne neigte leicht das Haupt. “Botschafter.”

Ihr Ton war respektvoll, aber nicht überschwänglich. Der Botschafter selbst war ein Baron, im Auge der cygnischen Gesellschaft ranggleich mit Liliviennes Mutter und ihr selbst. “Sie schmeicheln mir.”

Absichtlich ließ sie selbst keine Spur des cygnischen Akzents in ihrem Basic erkennen. Botschafter Duvain ließ sich nichts anmerken, legte sich seine eigene Hand theatralisch auf die Brust, auf Höhe des Herzens.


“Oh, ich versichere Ihnen, es ist keine Schmeichelei! Nur die Wahrheit. Wie geht es Ihrer Mutter, der Baroness? Die Ausstellung im Palais de Cygne wird mir ewig im Gedächtnis bleiben. Sie wissen ja - l’art, c’est la diplomatie du coeur.”

“Kunst ist die Diplomatie des Herzens?” Nun huschte doch ein dünnes Lächeln über Lilys Lippen. Sie wusste genau, dass es hier nicht um ihre Mutter ging, sondern um ihre eigene Verbindung nach Cygnus, und dass der Botschafter dies nutzen konnte. “Es geht ihr gut. Sie befindet sich derzeit auf Bastion, wie der Zufall es will. Ich werde ihr empfehlen, in der Botschaft vorbei zu schauen.”

“Ahh, bien!” Duvain nickte, ehe er das Glas in seiner Hand leicht hob und sich umsah, als wollte er sicherstellen, dass niemand sonst ihnen lauschte. “Und was sagen Sie zur Rede der neuen Imperatorin? Ein Paukenschlag, non? Der Imperator tot, tragisch, gewiss. Aber … diese neuen Nachrichten wird man auf Cygnus B interessiert verfolgen.”

“Man wird sie überall interessiert verfolgen”, stellte Lily klar, während ihre Augen erneut die Präsenz der neu ernannten Imperatorin suchten.

“Oui!” Der Botschafter senkte die Stimme, während ein Hauch eines süßlichen Parfums aus seiner Uniform zu ihr herüber schwang. “Bastion ist das Herz des Bündnis zwischen Galaktischem und Cygnischem Imperium, aber Cygnus gewiss die Seele. Die Imperatorin wird beides brauchen. Stärke und Kultur. Schwerter und … wie sagt man … têtes pensantes … denkende Köpfe! Ich sehe in Ihnen beides, Gouverneurin. Wenn Sie es erlauben, ich sage es ganz offen: Das Imperium braucht Gesichter wie Ihre!”

Lilivienne genehmigte sich einen weiteren Schluck des Weins, ehe sie antwortete. “Personen sind leicht auszutauschen, Botschafter. Strukturen nicht.”

“Aha! Da spricht die Tochter des Vaters. Sagen Sie diese Worte nicht im Palais de Samick!” Er kicherte leise und neigte sich ein Stück näher. “Vielleicht … könnten wir bei Gelegenheit mehr als nur ein Glas teilen. In drei Tagen öffnen wir in Center wieder den cygnischen Salon in der Botschaft. Musik, Kunst, Diskussionen über beides. Eine Erinnerung, dass unsere beiden Reiche auf der Grundlage der Zivilisation ruhen. Schauen Sie doch mit Ihrer werten Frau Maman, der Baroness vorbei.”

“Ich werde es mir vormerken, Botschafter”, sagte sie diplomatisch, nun da sie wusste, was er von ihr wollte. Er brauchte ein Aushängeschild für die Wiedereröffnung des Salons. “Solange die imperiale Pflicht mir erlaubt, auch den cygnischen Künsten zu dienen.”

“Pflicht und Kunst, ma chère - beides ist doch das Imperium.” Er verbeugte sich leicht, die Hand erneut am Herzen und das Grinsen wurde nur noch breiter, bevor er sich verabschiedete und seinerseits neue Gesprächspartner suchte.

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Lilivienne Évarielle d'Oridin, Darth Zion, Darth Angelus, Kira Guldur, Adria Guldur, Aren Vayliuar, weitere Gäste inkl. Herold und Grandvizir sowie die Imperatorin
 
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Bastion, Tempel der Sith, Vorraum zum Thronsaal: Kira, Adria, Angelus, Zion, andere Ritter und Geladene


Tragisch. Was für ein Wort für alles! Angelus fand es tragisch, dass offensichtlich alle den Grafen gewarnt hatten, doch alle blieben ungehört. Das Ende kannten nun alle! Mutter empfahl dringend, aus den Fehlern anderer zu lernen und ansonsten nach vorne zu schauen. Adria nickte zustimmend. Mutter sah alles so klar und hatte es wunderbar zusammengefasst. Der Graf würde wohl für immer und ewig ein negatives Beispiel bleiben. Was hatte er nur hinterlassen!? Was für ein Vermächtnis?! Angelus sprach von einer gerissenen Lücke, die Aufsteigende füllen würden. Er meinte sie Drei. Adria schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Er schien Mutter gut zu gefallen. Vielleicht sollte Adria ihn heiraten? Sie wären eine starke Familie. Heute wollte sie Mutter nicht um ihren Rat fragen. Mutter wollte vor wenigen Tagen noch den Grafen heiraten. Was für eine Enttäuschung!? Daher war das der falsche Zeitpunkt. Angelus gefiel ihr sehr gut und immer besser! Sie glaubte, dass sie ihm im Grunde auch gefiel. Ohne Sikarius! Vielleicht war Heiraten aber auch altmodisch?

Sie ließen sich treiben und befanden sich kurz darauf im Thronsaal zur Krönung. Nun sagte Mutter leise und verschwörerisch zu ihr, dass ihnen die Zukunft gehören würde.

Ja!”,

antwortete Adria kurz, aber deutlich und präzise. Das war kein Ja, was man so schnell mal antwortete, sondern ein Ja mit Bedeutung. Sie waren hier bei der Krönung der Imperatorin anwesend. Sie waren zwei der bedeutsamsten Leute des Ordens, die daran teilnehmen durften. Was gab es da misszudeuten oder zu zweifeln? Die Zukunft lag vor ihnen und gehörte ihnen. Zweifellos! Mutter nannte es ein Spiel. Wie recht sie hatte! Das ganze Leben war eigentlich ein Spiel, dachte Adria amüsiert. Das Spiel wurde neu gestaltet und umgebaut. Sie sollten dabei die Feder führen. Adria sah Mutter in ihre gelben Augen.


“Ja, Mutter! Unbedingt! Wir müssen diese Chance nutzen! Die Frage ist nur wie?!”

Weiter kam Adria nicht, da es losging. Adria spürte Mutters Blick weiter auf sich ruhen, während sie nach vorne schaute. Adria musste einfach kurz zur Seite zu ihr hin schauen. Sie begegnete ihrem Blick kurz. Sie sah ein angedeutetes Nicken, den Ausdruck auf ihrem Gesicht, ihren stolzen Blick und ihre Aura. Adria sah, Mutter war stolz auf sie Beide, aber ganz besonders auf Adria. Adria schluckte schwer. Sie sah wieder nach vorne, aber wäre eigentlich lieber ihrer Mutter um den Hals gefallen. Mutter war stolz auf sie. Was gab es Schöneres?!

Vorne ging es nun um den Tod des Imperators und um die Verlogenheit der Republik. Es ging um Brianna und um diese Jedirätin, die man beim Namen nannte und dass das Imperium diese Beiden zur Verantwortung ziehen wollte. Wie sehr Adria diese verdammten Jedi hasste, allen voran Brianna! Der pure flüchtige Gedanke an sie genügte, dass Adria voller Wut und Hass war.

Jetzt bemerkte Adria, dass ein Schweigen entstanden war. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können, man hätte es gehört. Naja, wenn Darth Zion nicht so blecherne rasselnde Atemgeräusche machen würde. Dieser hob plötzlich an, die Imperatorin hochzujubeln. Adria fiel in den Singsang ein und rief euphorisch mit der Masse mit:


“Ehre der Imperatorin!”

Adria mochte die neue Imperatorin. Sie verkörperte alles, was Adria anstrebte und heiß begehrte und jene zeigte, dass es nicht unmöglich zu erreichen war.

Nach den lautstarken Loyalitätsbekundungen wurde vor Ort ein üppiges Buffet errichtet. Von ihrem Ex-Schüler, der aus edlem Hause stammte, wusste Adria, wie man sich am Buffet zu bewegen hatte. Die erste Regel war, die Teller nicht zum Überlaufen voll zu knallen. Auch griff Adria, die mit ihrer Mutter das Buffet gleich angesteuert hatte, zu Gabeln und kleinen Zangen, um sich etwas auf den Teller zu legen und ass das Häppchen, was fast magisch auf sie gewirkt hatte, weil es mit Blattgold überzogen war, mit einer zierlichen Gabel. Ein kleiner pikanter Happen. Kaum im Mund, war er weg. Hmmm, das schmeckte wirklich gut. Aber was sie aß, konnte sie nicht sagen. Sie folgte Mutters Blick und landete bei Darth Zion, der ein paar Schritte von ihnen entfernt stand und welcher gerade zu bemerken schien, dass man ihn ansah. Diesen Augenblick nutzte Adria, um einen alten Freund ihres Vaters mit einem Nicken zu grüßen. Dabei hielt sie das Glas Champagner hoch, welches sie beiläufig kurz davor einem Diener vom Tablett entnommen hatte. Dabei flüsterte sie ihrer Mutter lächelnd zu, ohne den Blick von Zion zu nehmen:


“Wir befinden uns im Nexus der Macht! Wahnsinn!”

Adria griff nun nach ihrem Handy und schaute ins Holonet, und sah, dass die Meldungen in die Galaxis gingen, dass es eine neue Imperatorin gab, der Alte Geschichte war und wer daran Schuld war.

“Schau mal!”

Sie zeigte es ihrer Mutter.

“Es wurde Geschichte geschrieben und wir waren überall dabei!”


Bastion, Center, Tempel der Sith: Thronsaal: Adria Guldur, Kira Guldur, Darth Zion, Aren Vayliuar, Darth Angelus, Gouverneurin Oridin, Saphenus, andere Ritter und hochrangige Gäste und Diener
 
Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Jean/ Ralo/ NSC

Ein paar Sekunden lang blieb es still in der Kommandozentrale. Kein Knistern im Funk, kein Knacken der Gegenseite, keine Stimme. Nur das leise Surren der Monitore und das Summen der mobilen Luftreiniger im Hintergrund. Doch nichts kam. Die Leitung blieb stumm.


Jean warf dem Kommunikationsoffizier einen knappen Blick zu. Der schüttelte unauffällig den Kopf. Die Verbindung bestand weiterhin – doch die Gegenseite schwieg. Ob sie zuhören? Ob sie überhaupt…?


Jean spürte wie ihre Gedanken zu rasen begannen. Sie starrte wieder auf den Livefeed auf dem drei Geiseln weniger zu seien schienen. Anspannung machte sich in dem Agenten breit. Sie atmete tief ein und aus und zwang sich zur Ruhe.


Jean holte erneut tief Luft, dann trat sie zurück und beugte sich wieder über das schematische Abbild des Centrilux-Towers. Ihre Finger glitten über das Display und zoomten den mittleren Sektor heran. Vier Stockwerke, zwei Zugangskorridore, drei potenzielle Positionen für Sprengsätze.


„Major Quarrel, Status der Einheiten auf den mittleren Ebenen?“ fragte sie ohne ihren Blick vom Display zu nehmen.


Positionieren sich derzeit. Zugang A ist bereit, Zugang B in zwei Minuten.“ antwortete der BSC-Major sofort.



„Gut“, sagte Jean knapp.


Jean stand vor dem Holodisplay und verfolgte das Vorrücken der Truppen über die Live-Übertragung aus den Helmkameras der Einsatzkräfte. Als Ralos Stimme über den Funk kam löste sich die Anspannung der Agentin etwas.


Sie wandte sich leicht zu Major Quarrel. „Status der übrigen Gruppen?“


„Einheiten Fenris und Talon melden erste Sichtkontakte, noch kein Zugriff. Einheit Rechlin bereitet Sprengzugriff auf Ebene 21 vor. Zwei Geiselnehmer gesichtet, unklare Geisellage.“ Sagte der Major.


Jean nickte knapp. Sie schaltete wieder auf Funk:

„Sie sind nicht auf unsere Kontaktversuche eingegangen. Wir vermuten, dass es sich um eine Fall handelt. Alle Gruppenführer achten besonders auf ihre Umgebung und machen regelmäßig Meldung.“

Die Stimme der Agentin war angespannt. Warum antwortete der Scheißkerl im Turm nicht?!

„Gruppe Dorn es fehlen drei Geiseln im Livefeed. Machen Sie sich auf die Suche nach den dreien. Wir können uns es nicht erlauben auch nur eine Geisel zu verlieren.“

Jean fuhr sich mit zwei Fingern über die Nasenwurzel, dann über die Stirn. Der Schweiß sammelte sich unter der Rüstung, trotz der milden Temperatur im Kontrollfahrzeug.

Ein ohrenbetäubendes Dröhnen ließ den Boden unter Jeans Füßen erzittern.


Die Druckwelle ließ die Fenster der Kommandozentrale klirren, gefolgt von einem kurzen Ruck durch die gesamte Struktur des mobilen HQs.


„Explosion am Südflügel!“,
rief einer der Techniker, die Finger hektisch über sein Pad tanzend. „Wir haben gerade den Zugang C verloren – die Kameras sind tot!“



Jean fuhr herum, ihr Blick schoss über die blinkenden Bildschirme. Die Sektoren 12 bis 14 waren schwarz. Kein Signal. Kein Ton. Nichts. Sie schluckte trocken. „War das eine unserer Sprengladungen?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits ahnte.



„Negativ. Das war nicht unser Zugriff“,
meldete sich Major Quarrel, der ebenfalls mit zusammengekniffenen Augen auf das taktische Display starrte.


Jean trat an den Holotisch. Ihre Finger flogen über die Konsole, riefen Daten ab, markierten die betroffene Zone.

Gruppe Dorn – Status? Ist jemand in der Nähe der Explosion?“

Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Jean/ Ralo/ NSC
 
Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Trainingsraum - Agatosh

Für den Augenblick war das Ergebnis zufriedenstellend. Sera hatte gelitten, wie er es beabsichtigt hatte. Doch der Chiss wusste, dass sie sich nicht lange in ihrer Niederlage suhlen konnte. Denn ein Tier, das man verletzt, wetzte dennoch seine Klauen.

Er verharrte noch immer reglos inmitten des Trainingsraums, der Atem gleichmäßig durch die Maske gefiltert. In seinem Inneren aber lief die Berechnung längst weiter. Sie würde sich Verstärkung suchen. Freunde. Werkzeuge. Vielleicht sogar fremde Verbündete, nur um sich gegen ihn zu rüsten. Und er musste darauf vorbereitet sein. Also würde er wachsam bleiben. Seine Augen offen halten für jeden, der sich zu dicht an ihre Seite stellte. Und jeden, den sie für ihre Zwecke einspannen wollte, würde er im Stillen aus dem Spiel nehmen. Klammheimlich. Ohne Aufsehen.

Nur so ließ sie sich schwächen.
Isoliert war sie harmlos – denn weder ihr Verstand noch ihre Kampfkraft genügten, um eine ernsthafte Gefahr darzustellen. In der Einsamkeit würde ihr eigener Wahnsinn sie erdrücken. Und genau dort, im Moment der Schwäche, würde sie den Fehler begehen, den er herbeisehnte: Sie würde versuchen, ihn zu töten. Und dann gehörte ihr Ende ihm.

Schließlich wandte sich der Chiss vom Trainingsraum ab. Sein Weg führte nun in die Bibliotheken des Tempels

Nach all den letzten Tagen waren seine Sinne erschöpft. Die ständige Wachsamkeit, die Kämpfe, die Intrigen – sie hatten seine sensorischen Kapazitäten gefordert. Er brauchte Abstand, Ruhe. Kein Schlaf, sondern Stille und Klarheit.

Dort, zwischen den endlosen Aufzeichnungen und Quellen, stürzte er sich in die Arbeit. Das war seine Zuflucht: nicht Zerstreuung, sondern Vertiefung.


Bastion – Bastion Center – Sith-Tempel – Domäne der Lernenden - Bibliothek - Agatosh
 
Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Thronsaal - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin, sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Gäste


Der Moff wurde aufmerksamer, seine Miene ernster. Gut, wie sich Darth Angelus dachte. Höfliche Maskenspiele waren recht und schön, doch sobald er sie durchschaute, verfehlten sie ihren Zweck und blieben nicht mehr als Ballast. Und ohnehin – nichts an ihnen konnte jemals so prachtvoll und überlegen sein wie sein eigenes Lächeln. Warum also der Aufwand? Vayliuar jedenfalls hatte den richtigen Instinkt. Er stimmte zu, und Angelus quittierte es mit einem wohlwollenden Nicken, fast als würde er das Verhalten eines fähigen Schülers anerkennen. Der Mann war schlau – anders als die meisten in seiner Zunft und Vertreter des Militärs, die mit ihrem überdimensionierten Ego vor dem Sith-Orden zurückschreckten, weil sie darin etwas erkannten, das ihnen die eigene Unzulänglichkeit offenbarte. Vayliuar jedoch zeigte keine Berührungsängste, kein falsches Zögern. Stattdessen stand er hier, offen, klug genug, den Wert einer Partnerschaft zu erkennen. Genau das unterschied brauchbare Figuren auf diesem Schachbrett von den austauschbaren.

Der Blick des Ritters glitt für einen Moment in die Ferne, dorthin, wo
Lord Zion stand. Auch dessen Gesprächspartnerin wirkte erstaunlich offen – und das trotz ihres ungleich geringeren Ranges und der dadurch niedrigeren Erfahrung im Vergleich zu Vayliuar. Aber natürlich, Bastion und der Supersektor standen über allem. Unvergleichlich. Weit entfernt von jenen armseligen Drecklöchern wie Kelada, die nicht mehr verdienten, als unter der Ferse niedergetreten zu werden. Hier kannten die Akteure ihren Platz und ihre besten Optionen. Und wussten, dass die Zukunft dem Orden gehörte.


"Eine Partnerschaft könnte durchaus auch losgelöst von den Geschicken meines Zirkels bestehen – wenn es um weniger… gewaltbetonte Themenkomplexe geht, mein lieber Moff Vayliuar

Vayliuar hatte erneut bestätigt, wie zentral die Stellung seines Sektors war – und Angelus erkannte sofort die Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Die Finanzen seines Hauses waren noch immer… angeschlagen, um es harmlos auszudrücken. Seine kleine Schwester mühte sich, aber sie war zu schwach, um diese Bürde alleine zu tragen und sie war beileibe keine Visionärin mit bahnbrechenden Konzepten. Trotz seiner üppigen Zahlungen als Ritter, trotz des majestätischen Apartments in der Hauptstadt, das ihm zur Verfügung stand – jemandem wie ihm dürstete es stets nach mehr.

Und der Prefsbelt-Sektor… der war ein Juwel. Eine Werftwelt, durch die die Adern des Imperiums pulsierten. Flotten liefen dort ein und aus, gewaltige Arsenale, gefüllt mit praller Beute, lagerten in den Speichern. Eine Schatzkammer, die nur auf den richtigen Zugriff wartete. Der Moff hatte sicherlich Kontakte zum Flottenkommando - und Möglichkeiten, Darth Angelus dort ins Spiel zu bringen. Ob in beratender Position dort oder in der Sektorkapitol auf Yaga Minor, oder auch als Mittelsmann... Hauptsache er würde ansatzweise Zugriff auf die fließende Goldader erhalten. Der Rest würde sich schon von selbst ergeben.

Ein raubtierhaftes Lächeln schlich sich bei diesem Gedanken auf seine Lippen. Der Sith legte seine Hand auf die Schulter des Moffs, und neigte sich leicht zu ihm, seine leise und verführerisch-raue Stimme nur für ihn bestimmt.

"Der Krieg steht bevor, dessen sind wir beide uns bekanntermaßen bewusst. Mit euren politischen Verbindungen – und meinem Einfluss hier, im Herzen der Macht – könnten wir gemeinsam dafür sorgen, dass er auch die Richtigen stärkt. Dass nicht nur das Imperium als Ganzes daran wächst… sondern auch wir."

Tiefer ins Detail durfte er hier, vor Augen und Ohren der Öffentlichkeit, nicht gehen. Doch der Blick, den er Vayliuar zuwarf, sprach Bände.

"Ich schlage vor, wir setzen dieses Gespräch in einer vertraulicheren Atmosphäre fort, Moff Vayliuar."

Die Saat war gesät und Angelus war davon überzeugt, dass sie schnell keimen würde. Mit einem freundlichen, nonchalanten Lächeln verabschiedete der Krieger sich nun. Darth Zion würde ihn bald erwarten. Und der führte keinen mächtigen Sektor, sondern einen mächtigen Zirkel.


Bastion - Bastion Center - Sith-Tempel - Domäne des Imperators - Thronsaal - Darth Angelus, Darth Zion, Adria Guldur, Kira Guldur, Aren Vayliuar, Gouverneurin Lilivienne Évarielle d’Oridin, sämtliche Mitglieder des Ritterordens, Gäste
 
[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - Droidenwerkstatt- Sera, die Nerds & selbstgebastelter Trainingsdroide ]
Die Werkstatt roch nach Schmieröl und verschmorten Kabeln. Über den Tischen lage alte Droidenteile verteilt, wie Gedärme in einer Schlachterei. Nur dass die hier aus Drähten und Platinen bestanden. Vor den Jüngern fauchten Hydroschneider auf, Funken sprühten und irgendwo zischte ein schlecht isolierter Energiekern, als würde er gleich in Tausend Teile springen.

Sera saß weiter auf der inzwischen einzig freien Werkbank, die Beine im Schneidersitz überschlagen, ein Ellbogen auf einem Knie abgestützt und die Faust unter die natürliche Wange gelegt, während sie - halb gelangweilt - ihr Lichtschwert mit der mechanischen Hand immer wieder wirbelnd in die Luft warf und auffing. Ihr organisches Auge folgte der Flugbahn ihres Griffes, das kybernetische blendete jedoch ständig Analysedaten ein, die sie nicht interessierten.

Gerade wurde ein Kabel zwischen Brustplatte und Kopf des neu zusammengeflickten Droiden-Monstrums geklemmt. Als Strom hineinfuhr, zitterte der Kopf und die Hydraulikzylinder der KX-Arme stöhnten. Es summte dumpf und bedrohlich, ehe der Droide in seiner Gesamtheit anfing zu zucken. Erst ein Arm, dann der andere. Rote Sensorlinsen flammten an seinem Kopf auf.


“Steh auf”, befahl Sera in gelangweiltem Ton.

Für einen Augenblick war er nur ein wankendes Ding aus Metall. Doch dann richtete er sich mit einer überraschenden Geschwindigkeit auf. Die Nerds taumelten zurück, einer fiel rücklings über seine eigene Hockerlehne.


“Er gehorcht!”, schnaufte Sera belustigt. “Das ist schon mehr, als ich von Agatosh behaupten kann!”

Doch dann riss der Droide mit einem kreischenden Geräusch den Arm hoch und schlug blindlings um sich. Einer der schmächtigen Jünger wurde am Kopf getroffen und flog gegen eine der Werkbänke. Er schrie auf. Sera glaubte ein Knacken gehört zu haben. Aus seiner Nase lief Blut in Strömen.

“Nein! Befehlsfehler! Abschalten!”, brüllte der übrig gebliebene Nerd. Zu spät. Die improvisierte Vibroklinge des Droiden sauste herab und schnitt durch einen Tisch. Es regnete Splitter und Funken.

Sera gluckste belustigt. Das Ding war entfesselt und legte richtig gut los. Für einen Moment zog sie die Luft ein, als genoss sie das Chaos, das entstanden war. Endlich. Das Geräusch splitternden Holz und Metalls, das panische Keuchen der Nerds und der eisenhafte Geruch von Blut - es ließ ihr Herz schnell schlagen. In einer fließenden Bewegung fing sie den kreiselnden Lichtschwertgriff auf und zündete die Klinge.

Das rote Licht erfüllte den Raum. Der Droide wandte sich ihr zu und summte bedrohlich. Er war groß, beinahe so hoch wie Agatosh, aber viel ungelenkiger. Zwar auch ein Bastard, aber nur ein zusammengeflickter aus Stahl und Kabeln.

Der erste Schlag des Monstrums prallte jedoch mit solcher Wucht auf ihre Klinge, dass ihre kybernetische Hand vibrierte. Ein Warnsymbol blinkte in ihrer inneren Optik auf. Die Gelenkdämpfung war angesprungen. Sera grinste. Dann lachte sie. Es war ein kehliges, wildes Lachen. Mit einem Machtstoß schob sie den massigen Droiden zurück. Funken stoben, als abermals Klinge auf Klinge traf. Die Nerds hatten sich in Panik in die hinterste Ecke der Werkstatt zurückgezogen und brüllten Befehle, die der Droide ignorierte.


“Euer Spielzeug lebt”, rief sie ihnen mit einem gewissen Hohn zu, während sie auswich und die Spitze ihres Schwertes in einen der Arme des Droiden rammte. Hydraulikflüssigkeit spritzte heraus und verdampfte an der Energieklinge. Doch das hielt den metallenen Bastard noch lange nicht auf. Er riss den anderen Arm hoch, packte eine Werkbank, als wäre es eine Papierserviette und schleuderte sie auf Sera zu. Die duckte sich, gelenkt durch die Macht, gerade noch rechtzeitig darunter hindurch. Hinter ihr splitterte Holz und verschiedene Werkzeuge klirrten.

Abermals trieb sie den Droiden durch einen Machtstoß zurück. Der Aufprall ließ ihn gegen die Wand krachen. Doch er stand sofort wieder gerade. Sera trat ihm entgegen. Ihre nackten Füße rutschten über den glatten Stein des Bodenbelags. Sie wich einem wilden Schlag aus, wirbelte herum und rammte die Klinge tief in den Brustkorb des Droiden. Für einen Moment war die Werkstatt erfüllt von dem Zischen schmelzenden Metalls. Der Kopf explodierte und ließ einen Funkenregen wie Feuerwerk durch den Raum prasseln.

Der Körper des Droiden sackte zusammen, prallte auf den Boden und blieb reglos liegen. Rauch stieg daraus empor.

Sera stand über dem Schrotthaufen, das Schwert noch immer surrend in der Hand. Ihr Blick wanderte zu den Nerds, die in der Ecke hockten. Einer hielt sich die blutige Nase, der andere starrte sie mit offenem Mund an.

Sie deaktivierte die Klinge, das Surren verstummte. Milde lächelte sie den drei Jüngern zu.


“Nicht schlecht. Aber nächstes Mal muss er länger durchhalten.”

Ihre Sensorschlitze leuchteten nacheinander orange-farben auf, als sie ihren Blick erneut auf den zerstörten Droiden lenkte und Analsye-Daten ihren Verstand überfluteten. Ihrer ersten Einschätzung nach würde es noch einige Prototypen brauchen, ehe sie Agatosh als Trainingspartner vollständig und gleichwertig ersetzen konnte.

“Und könntet ihr ihm so dumme, röchelnde Atemgeräusche verpassen?”

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Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verborgener Hangartunnel/ Kanonenboot / Sane, Samin

"Sarah."

Das war das Erste, was in sein Bewusstsein drang, noch bevor er die Augen öffnete. Sie war so real gewesen. Als hätte sie wirklich vor ihm gestanden und mit ihm geredet. Jedes ihrer Worte hatte sich förmlich in sein Gedächtnis gebrannt. Wie sie aussah, wie sie gerochen hatte, alles versuchte er so gut wie möglich festzuhalten. Doch schnell drängte sich etwas anderes in den Vordergrund. Ein brennender, stechender Schmerz in der rechten Schulter, der sich mit jedem Atemzug verstärkte und bis in die Rippen ausstrahlte. Seine Brust fühlte sich an, als hätte jemand eine Tonne Durastahl darauf abgeladen.

Das rhythmische Vibrieren unter seinem Körper war anders als das des Raumhafenterminals in seinem Traum. Härter, aggressiver. Die Geräusche waren vertraut – das dumpfe Brummen von Triebwerken, das metallische Knarren einer Schiffshülle unter Belastung, das leise Piepen von Navigationsinstrumenten.

Ein Schiff?

Sane zwang sich, die Augen zu öffnen, obwohl schon der Versuch, die Lider zu heben, Wellen des Schmerzes durch seinen Schädel schickte. Über ihm erstreckte sich eine niedrige, graue Decke aus Durastahl, durchzogen von Leitungen und Kabeln. Das schwache rote Licht der Notbeleuchtung warf unheimliche Schatten und ließ alles in einem düsteren, bedrohlichen Ton erscheinen.

Er lag auf einem kalten Boden. Jede kleine Bewegung ließ ihn zusammenzucken, als würden glühende Messer in sein Fleisch gestochen. Wie war er hier hergekommen? Was war passiert?

Die Erinnerung kam plötzlich in Bruchstücken zurück. Die Explosion. Der Sprung. Dann... Schwärze. Hatten Kestals Männer ihn irgendwie erwischt? Der CEO hatte bewiesen, wie sorgfältig er sich auf jede Eventualität vorbereitet hatte. Womöglich war Sane in seine Falle geraten.

Sane versuchte sich aufzurichten, stöhnte dabei leise auf und ließ sich wieder zurücksinken. Der Boden war zwar hart und unbequem, aber jeder Versuch sich zu bewegen, schickte neue Schmerzen durch seinen malträtierten Körper. Seine Rippen fühlten sich an, als wären mindestens zwei gebrochen. Stattdessen musterte er nun eingehender seine Umgebung.

Das Schiff um ihn herum war definitiv ein imperiales Kanonenboot. Die spartanische Einrichtung, die kompakte Bauweise, das aggressive Brummen der Triebwerke – alles deutete darauf hin. Aber wessen Schiff war es? Und warum war er hier? Samin war in einem Kanonenboot geflohen, erinnerte er sich plötzlich. Er wollte sie retten, sie war in Gefahr! Es half nichts. Sane musste sich aufrappeln und die Schmerzen ignorieren.


Bastion / Alt-Varnin / Centrilux-Tower / Verborgener Hangartunnel/ Kanonenboot / Sane, Samin
 
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Das Metall des droidischen Kadavers qualmte noch aus dem aufgeplatzten Kopf, die Brust von Seras Klinge halb aufgerissen. Der Boden war übersät mit Teilen und Splittern und dazwischen die kleine Blutlache des Jüngers mit der gebrochenen Nase.
Sera stand mitten im abrauschenden Chaos, das Lichtschwert noch surrend in der Hand. Sie musterte die Nerds in der Ecke. Einen Augenblick lang ließ sie die Stille wirken. Dann zog die Klinge sich in das zylinderförmige Gehäuse in ihrer Hand zurück. Das leuchtende Rot verschwand und zurück blieb nur das Knacken des abkühlenden Metalls.

Die dunkle Schülerin lächelte fast warm, unerwartet sanft.


“Ich glaube, ihr könnt das noch viel besser.”

Sie sah, wie der eine, der Blasse mit den eingefallenen Wangen, kurz Luft holte, um irgendwas zu entgegnen. Sera aber hob die Hand, stoppte ihn, aber nicht scharf - sondern wie eine Freundin, die jemanden beruhigte. “Nein, ich weiß, ihr könnt das. Ihr habt das Wissen.”

Mit schwungvoller Bewegung hievte sie sich wieder auf eine Werkbank, das Kinn in die Hand gestützt, während die Augen - das echte und das künstliche - wachsam auf ihnen lagen.
“Ihr wollt das doch selbst nochmal versuchen, oder?”, sagte sie mit einer Stimme, die keinen Zweifel zuließ. Mithilfe der Macht unterfütterte sie die Suggestion mit schwerer Bedeutung. Der Gedankentrick wirkte. Sogleich machten die Nerds sich zurück ans Werk.

Nach einer Weile des endlosen Zusehens entschied sie sich, die hier verbrachte Zeit noch effizienter nutzen zu können. Wenn sie in Zukunft einen Droiden besiegen sollte, dann lohnte es sich auch zu wissen, wie das am besten gelang.


“Ihr wisst, wo Droiden ihre Schwachpunkte haben?” Der Jünger mit den eingefallenen Wangen nickte fast sofort, als hätte er nur darauf gewartet, dass Sera diese Frage stellte. Er wischte seine Finger in einem öligen Lappen, kam näher und begann dann zögerlich ihr die wichtigsten, empfindlichen Punkte eines Droidenkörpers zu zeigen: Die Energiezufuhr am Batteriekern, die Stabilisatoren der Gelenke, die anfälligen Servos und natürlich das Droidenhirn selbst.

Ungewöhnlicherweise hörte Sera aufmerksam zu. Sie ließ das natürliche Auge halb geschlossen, während ihre Implantate die Details in ihrem Kopf aufnahmen. Aber wichtiger war, dass sie die Worte des Jüngers in der Macht nachvollziehen konnte. Sie weitete ihre Fühler aus, griff hinaus in die Macht und tastete nach den Bauteilen, die er beschrieb. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als ihre halbseitige Digitaloptik sie zu den entsprechenden Punkten leitete und die Informationen in ihrem Neurallink abspeicherte.

Der Jünger sprach weiter, deute auf den Halsbereich, zeigte ihr die Stelle, ander die internen Leitungen sich bündelten.
“Hier sammeln sich die Signale. Wenn man stark genug drückt, bricht die Übertragung. Ohne Signal von hier … keine Koordination.”

Sera hob die natürliche Hand. Diesmal jedoch, nicht um ihn zu unterbrechen. Ihre Sensorlinsen leuchteten auf, während sie die Macht in das tote Geflecht des Droidenkörpers fahren ließ und die entsprechenden Verbindungen suchte. Es war so einfach, wenn man wusste, was man tat. Da war ein leises Sirren in der Dunkelheit, wie eine Instrumentensaite, die gespannt darauf wartete, dass man sie berührte. Sera drückte zu. Nicht mit der Hand, sondern mit ihrem Willen.

Der Droide zuckte. So stark, dass einer der Nerds, der gerade daran arbeitete, erschrocken aufjaulte und zurückwich.

Sera lächelte milde. Sie legte den Kopf schief, das Gesicht halb im Schein der flackernden, hellen Lampen, halb im Schatten.


“Das war hilfreich. Danke!” Ihre Stimme klang künstlich süß.

Sie schlurfte barfuß über den kalten Steinboden.


“Baut mir was Neues. Besser, stärker, schneller - und mit mehr … Zorn in den Schaltkreisen, wenn ihr wisst, was ich meine. Ich will, dass er mich umbringt, wenn ich einen Fehler mache.”

Der mit der gebrochenen Nase sah etwas verwirrt aus, nickte jedoch. Die anderen sammelten zielstrebig weitere Teile zusammen.

“Ich komm’ wieder, wenn er bereit ist. Hier ist meine Com-Nummer. Und vergesst das Röchelgeräusch nicht!”

Sie wandte sich der Tür zu, hängte den Griff ihres Lichtschwertes an der Aufhängung an ihren Gürtel und warf noch einen letzten Blick aus funkelnden Visorschlitzen in die Werkstatt, ehe sie sie verließ. Hinter ihr begann das Hämmern, Klirren, Surren und Zischen der Nerds.

Im Flur war es kühler und stiller als in der stickigen Werkstatt. Um den Tag weiterhin sinnvoll zu nutzen, zog es sie in die Bibliothek. Zion hatte ihnen aufgetragen, an ihren Schwächen zu arbeiten. Soweit hatte sie etwas leichtes Lichtschwerttraining, Opfer für ihre Gedankentrickübungen und sogar eine neue Fertigkeit im Ausschalten von Droiden erlangen können. Sie wusste allerdings, dass die Sith unzählige Abhandlungen über die Theorie und Natur der Dunklen Seite aufbewahrten und ihren Schülern die weniger kritischen Schriften zur Verfügung stellten. Sera musste weiterhin eine Möglichkeit finden, die volle Kraft der dunklen Seite kanalisieren zu können, wenn Agatosh’ Zorn in ihrer Umgebung fehlte. Also war die Bibliothek ein guter Anfang, auch wenn sie nicht wirklich Lust darauf hatte, sich durch irgendwelche Schriften zu arbeiten.


[ Bastion - Center - Sith-Tempel- Domäne der Lernenden - auf dem Weg in die Bibliothek - Sera ]
 
Bastion-Sith-Tempel-Kanalisation- mit Brianna, Kestrel, Q-Tahem und Marrev (NPC)

Manchmal war sie sich nicht ganz sicher, ob Brianna nicht doch zumindest zu einem Teil ein psychisches Problem hatte. Das sie sich zankten wie ein altes Ehepaar war ja irgendwo lustig. Aber als sie nach dem Angriff der Mutanten mit blutig-zerkratztem Rücken da stand und grinste, machte Bailee dann doch Sorgen. Ihr Rücken sah aus, als wär sie auf irgendeiner Agrar-Welt unter den Pflug geraten. Von Kaschierung brauchten sie wohl garnicht anfangen, so wie das aussah.Nur so viel war klar: Keiner von ihnen würde ohne ein ewiges Andenken hier raus kommen. Ausser Marrev vielleicht, der bisher zwar sehr dreckig aussah, aber noch nicht so, als hätte er sonderlich viel Blut gelassen hier. Ihr Blick fiel auf Briannas Freundin, den Nautolaner und Brianna. Plus sie selbst bedeutete wohl, dass mindestens 4 von 5 Leuten dieser Truppe jetzt ärztliche Betreuung brauchten. Was für ein mieser Schnitt. Immerhin lebten sie alle...noch. Wenn man sich diesen Haufen so ansah jetzt,war das wohl ihr einziger Erfolg auf dem Rückweg.

Den Rest des Weges bis zum Riss in der Wand legten sie auf Marrev´s Anraten hin schweigend zurück. Etwas, das Bailee die erdrückende Präsenz der dunklen Seite hier wieder mehr wahrnehmen liess. Es wurde von Schritt zu Schritt schwerer, sich irgendwie mit positiven Gedanken mental über Wasser zu halten. Dass ihr das Adrenalin auspfiff, was den brennenden Schmerz und das Wummern in ihrem Arm nur verstärkte, war auch nicht gerade Hilfreich. Kurz vor dem Ausgang war Bailee nur noch auf ihre Atmung konzentriert. Atmen und laufen. Laufen und Atmen. Bis sie durch den Schlitz in der Kanalisation waren. Die Erleichterung liess sie zittern. Oder war es Erschöpfung und Schmerz? Was auch immer, sie zitterte ordentlich. Aber immerhin. Jetzt hatten sie ja eigentlich nur noch diese dumme Laser-Barriere zwischen sich und dem wirklichen Ausgang. Und dann mussten sie wahrscheinlich dieses Loch wieder hoch klettern, durch das sie runter gekommen waren. Auf dem Weg in den Tempel wär ihr das wie ein Kinderspiel vorgekommen. Jetzt erschien es ihr wie ein unüberwindbares Hindernis. Aber hier unten bleiben wollte sie ja auch nicht. Sie würde vor Ort schauen, wie sie da hoch kam. Vielleicht fand sie ja unterwegs noch ein bisschen Kraft dafür. Verdammt.

Q-Tahem war genauso still geworden wie sie, was Bailee ihn mustern liess.Wahrscheinlich dünstete sie ihre miese Grummel-Laune grad tüchtig aus und er fing sie auf, wodurch er genauso drauf war wie sie. Etwas, das wohl auch Briannas Freundin aufgefallen war. Auch wenn sie leise sprach, konnte Bailee hören, dass sie sich um sie sorgte. Als der Blick der Menschin wieder zu ihr ging, sah Bailee sie ein paar Sekunden an.

“Ich will die Kralle als Trophähe um meinen Hals!”

murmelte sie grimmig. Sie hatte ihre Tentakel jetzt ausgespuckt, weil sie so besser atmen konnte. Sie würde in den nächsten Nächten wahrscheinlich eh Albträume haben, da machte es schon fast nichts mehr aus, wenn sie hier schreiende Nautolanerbabys hörte und sie gab jetzt auch auf, sich irgendwelche schönen Strände zu überlegen. Sie wollte nur noch hier raus und ins Bett. Und diese Kralle los werden. Wobei, wenn sie an das Gefühl dachte, als die Kralle sich da rein grub und sich vorstellte, dass rausziehen genauso toll werden würde….vielleicht war die Kralle da doch ganz gut, wo sie jetzt war. Hoffentlich gab es in ihrem Versteck genug Schmerzmittel für alle. So, wie sie aussahen, war das wohl für alle eine Ersatzmahlzeit. Die Menschin forderte sie auf, weiter zu gehen, zitterte aber genauso wie Bailee. Die Nautolanerin hätte bei dem Anblick fast gelacht. Was für ein armseeliger Haufen sie doch jetzt waren. Jetzt mussten sie wahrscheinlich wirklich aufpassen, das nicht ein eigentlich harmloses Womp-Ratten-Junges eine Mahlzeit in ihnen sah. Oder ein anderes niederes Tier hier unten. Langsam wateten sie jetzt durch das wadentiefe Abwasser in Richtung der Laserbarriere. Was für ein Haufen Bantha-Mist war das alles hier eigentlich?

Bastion-Sith-Tempel-Kanalisation- mit Brianna, Kestrel, Q-Tahem und Marrev (NPC)

OP: ich hab uns noch nicht aus der Kanalisation raus gebracht, weil: Es steht ja noch ne Verfolgungsjagt an.
 
| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Wartungsschachtfeld 3B, Tunnel 7 |
Samin und Sane im Kanonenboot, draußen Kestal und seine Männer sowie etwa ein Dutzend Kinder

Samin hielt den Steuerknüppel des gestohlenen Kanonenboots fest umklammert, als sie das Plateau umkreiste. Der Zielcomputer, der im Gegensatz zu dem, was sie gewohnt war, überaus rudimentär ausgestaltet war, errechnete eine Feuerlösung, die sich quer über Kestals Männer legte. Nur, dass zwischen den Linien Kinder standen. Manche drängten sich plötzlich ängstlich zusammen, andere klammerten sich aneinander. Unter ihnen Sana.

Der Brustkorb der Elite-Pilotin zog sich zusammen, und das lag nicht an den eng anliegenden Gurten. Sie konnte unmöglich feuern. Nicht so. Es war eine dieser Nullsummenspiele, die Piloten im Laufe ihrer Karriere mal begegnen würden, in der es keinen sauberen Ausweg gab. Nur dass der unsaubere Ausweg hier keine Option war. Ein Treffer an der falschen Stelle und sie hatte unschuldige Kinder auf dem gewissen. Ein Treffer an der richtigen Stelle und die Kinder, Sana, würde sie für ein Monster halten.


“Verdammt …”, murmelte sie heiser. Kestal, du Idiot.”

Warum hatte er nicht einfach begreifen können, dass sie auf derselben Seite standen? Die Chiss zwang sich, ihre Finger vom Abzug zu lösen. Stattdessen deaktivierte sie demonstrativ die Doppellaserkanone am Bug und setzte zum Landeanflug an. Als das Kanonenboot auf dem Plateau aufsetzte, ging ein leichter Ruck durch die Struktur.

Samin löste die Sicherheitsgurte und erhaschte in der Bewegung einen reumütigen Blick auf die uniformierte Leiche, die hinter dem Gunner-Sitz lag. Während der ruppigen Flugmanöver im Tunnel war sie durch das Cockpit gerutscht, hatte überall Blutschmieren hinterlassen und war in einer ziemlich verwinkelten Haltung liegen geblieben. Sie schluckte scharf, verdrängte das Bild jedoch sogleich aus ihrem Bewusstsein und trat in den Passagierbereich.

Da stand er vor ihr. Wankend, blutverschmiert, die Haut blass vom Schmerz und der Erschöpfung, in der sich sein Körper befinden musste. Aber Sane war auf den Beinen.

Für die Dauer eines Herzschlags war sie sprachlos. Ihre roten Pupillen flackerten. Schuld mischte sich mit Erleichterung. Sie hatte ihn fast getötet - und doch stand er nun vor ihr, lebendig.


“Du hättest noch liegen bleiben sollen”, brachte sie hervor. Schärfer, als sie es wollte. In ihrem Tonfall lag aufrichtige Sorge.
Draußen, vor der heruntergelassenen Rampe, brüllte derweil jemand in scharfem Befehlston. Keine Zeit zu trödeln. Also griff sie Sane unter den Arm und stützte ihn so gut es ging, während sie wankend das Boot verließen.
Als sie einen freien Blick auf die Verschwörer hatten, standen sie bereits mit gezogenen Waffen dort und zielten auf die beiden Neuankömmlinge. Samin ließ Sane los und hob in einem Anflug des Beschwichtigungsversuchs beide Hände.


Kestal! Wir sind auf deiner Seite!”

“Die Kinder in den Container!”, brüllte dieser sofort mit unfassbarer Wut in der Stimme, als er erkannte, wer dort die Laderampe herunterschritt.

“Meine Tochter!”, rief Samin selbst über den Lärm der im Leerlauf laufenden Triebwerke und Kestals Gebrüll hinweg.

Sana! Aus dem imperialen Erziehungsheim für mittellose Jugend! Sie hat rote Pupillen! Und ihre Haut! Kommt die dir nicht blau schimmernd vor?!”

Die Kinder, angestachelt durch das Gebrüll von Kestal und die energischen Aufforderungen seiner Leute, drängten sich durch die Containeröffnung. Ihren Gesichtern war die Angst und Verwirrung deutlich anzusehen. Doch ein Kind stockte in der Bewegung, hielt inne, als glaubte sie nicht, was sie gerade gehört hatte und drehte den Kopf halb herum. Samin erkannte die weichen Gesichtszüge ihrer Tochter, das Gesicht von leichten Sommersprossen gesprenkelt, die leuchtenden, ebenfalls feuerroten Pupillen, dasselbe schwarze Haar, das Samin hatte. Und sie erkannte den fassungslosen Ausdruck auf Sanas Gesicht.

Samin wollte erneut etwas rufen. Ihre Stimme stockte jedoch. In den Ecken ihrer Augen bildeten sich feuchte Stellen.


“Bitte Kestal! Ich will nur meine Tochter beschützen!” Ihre Stimme war rau. Sie hielt die Hände erhoben. “Sie hat meine Augen. Glaub’ mir doch!” Samins Stimme brach. Dreizehn Jahre lang hatte sie Sana im Stich gelassen, im Glauben, dass es ihr irgendwo gut gehen würde. Sie hatte Karriere gemacht, Befehle befolgt und den Ruhm gejagt, während ihre Tochter hinter dicken Mauern in Gruppenschlafsälen verbracht hatte, unwissend, wer ihre Eltern waren. Aber nicht länger. Egal, was hier passieren würde, sie würde diesen Ort nicht ohne Sana verlassen.

Die Chiss straffte die Schultern, hob das Kinn und machte einen entschlossenen Schritt nach vorn. Es war kein vorsichtiges Tasten, da war kein Zögern. Ein entschiedener Schritt, als würde sie einen unsichtbaren Graben überschreiten. Kestal stellte sich mit wild zitternder Waffe vor Sana und packte mit der freien Hand ihren Arm.


“Bleib stehen! Bleib verdammt nochmal stehen!” Seine Stimme überschlug sich. Speichelfäden glänzten in seinen Mundwinkeln. “Du bekommst niemanden. Niemanden!”

Auch seine Männer legten auf sie an. Klickend lösten sich Sicherungen. Hinter den Reihen seiner Leute drängten die Kinder weiter hastig in den Container, stießen einander, stolperten beinahe übereinander. Sana blieb hingegen weiter wie angewurzelt. Ihre roten Augen - so vertraut aus Samins eigenem Spiegelbild, blickten sie an, groß, ängstlich, unverständlich.

Wenn Samin jetzt zurückwich, würde sie Sana niemals wiedersehen. Also ging sie einfach weiter.


| Bastion | Center | Irgendwo unter Alt-Varnin | Wartungsschachtfeld 3B, Tunnel 7 |
Samin und Sane sowie Kestal und seine Männer, außerdem Sana und etwa ein Dutzend weitere Kinder
 
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