[Bastion / Sith-Tempel / Katakomben] auf der Flucht mit Kestrel, Bailee, Marrev und Brianna
In der Dunkelheit der Katakomben war es schwierig, die Verletzungen auf Brianna/Vins Rücken wirklich gut erkennen zu können, als sie fragte, ob sie kaschierbar wären. Die Frau versicherte ihnen, dass es ihr offenbar gut genug ging, um weiter zu machen…. Das war gut, denn wenn sie auch noch schwer verletzt wäre, dann würde es bei einem weiteren Angriff durch diese Sithspawn-Wesen langsam eklig werden.
Die Echani war zumindest optimistisch, dass sie Bailee gut versorgen konnte, sobald sie hier heraus waren… Wenn sie hier herauskamen…
Schweigend watete die Gruppe durch den stinkenden Schlamm. Q’Tahem spürte, wie sein Körper angespannt war, jede Faser war bereit für das nächste Warnsignal. Noch hielt ihn das Adrenalin nach dem Kampf auf seinen sehr wackeligen Beinen. Seine Augen waren stets offen, und bei jedem kleinen Geräusch, selbst einem leisen Platschen einer Quar-Ratte, die ins dreckige Wasser sprang, zuckte er innerlich wie äußerlich zusammen.
Sie erreichten den Zugang, von dem Brianna und Bailee zuvor erzählt hatten: eine Permabetonplatte, die, wenn man es wusste, mehr schlecht als recht einen dahinter liegenden Zugang verdeckte. Brianna/Vin versuchte, die mittlerweile sehr angespannte Situation etwas aufzulockern, indem sie scherzte, dass dies ihre letzte Chance für eine Trophäe wäre, dahinter waren sie nämlich vorerst vor ihren Verfolgern sicher.
Der Nautolaner warf seiner Artgenossin einen Seitenblick zu, die zwar tapfer war, aber doch deutlich unter den Schmerzen der Kralle im Oberarm zu kämpfen hatte.
Ist die immer so?
, fragte er sie leise und erkannte an der Reaktion der Nautolanerin, dass sie solche Kommentare gewohnt war.
Der Nautolaner schüttelte, an Brianna gerichtet, schnell den Kopf.
Ich verzichte... Für meinen Geschmack habe ich schon zu viele Erinnerungsstücke an dieses Drecksloch…
, erwiderte er trocken. Er sah abwechselnd kurz von Brianna zu Bailee.
‚Wie unterschiedlich doch Meister-Padawan-Beziehungen sein können…‘, dachte er und wurde kurz wehmütig, als er an seinen ersten eigentlichen Padawan Anakin dachte, der recht schnell den Glauben an den Orden verloren hatte. Hatte Anakin von Anfang an Recht gehabt? Wäre er selbst vielleicht auch besser davon, wenn er dem Orden den Rücken kehrte?
Die Gruppe quetschte sich einer nach dem anderen durch das Loch hinein in die Kanalisation des Sith-Tempels. Der Gestank, der ihnen entgegenkam, war überwältigend. Jetzt konnte er sehr gut verstehen, weshalb Bailee einen ihrer Tentakel in den Mund gesteckt hatte. Der Geruch war so penetrant, dass ihm für einige Momente schwindelig wurde. Q’Tahem schob es zwar direkt auf den Geruch der Kanalisation, aber es könnte genauso gut seine Kraftlosigkeit, die Verletzungen oder beides zusammen sein.
Sie verloren keine Zeit und setzten ihre Flucht fort. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand die leeren Zellen oder die getöteten Mutanten in den Katakomben fand. Wann würde wohl ein Alarm zu hören sein?
Auf seine deprimierte Aussage, dass er sich wie eine hilflose Puppe fühlte, reagierte nicht Kestrel zuerst, sondern ihre ehemalige Padawan. Sie meinte, dass eine Gefangenschaft bei den Sith schon weitaus mächtigere Jedi gebrochen hätte und dass es keine Selbstverständlichkeit sei, dass er hier bei Verstand geblieben war. Kestrel pflichtete Brianna/Vin bei, was dem geschwächten Jedi-Ritter etwas Kraft zurückgab. Er nickte zaghaft.
Ihr habt recht! Noch bin ich Ich... Vielleicht nicht mehr ganz so kräftig, aber die Macht gibt mir die Kraft, die ich nicht mehr körperlich habe…
, meinte er und versuchte, an die Worte zu glauben, die er gerade gesprochen hatte.
Nachfolgend lief die Gruppe in Stille durch die stinkende Kanalisation, immer weiter von ihrem Kerker weg und in Richtung Freiheit. Nach einiger Zeit kamen sie an einem Energiefeld an, das vermutlich den Eintritt in das Kanalisationssystem des Sith-Tempels verhindern sollte. Doch mit geschickter Technik leiteten Brianna/Vin und Marrev mit ihren Lichtschwertern das Energiefeld so um, das sie mit etwas Verrenkung ohne Verletzung hindurch gelangen konnten. Nachdem sie alle das Feld hinter sich gelassen hatten, machte sich eine Art Erleichterung im Nautolaner breit: Sie hatten nun eine Permabetonplatte und ein Energiefeld zwischen sich und möglichen Verfolgern. Er wollte den Tag nicht zu schnell vor dem Abend loben, aber es schien ihm immer mehr so, dass sie hier wirklich lebendig herauskamen!
Die verkleidete Echani erklärte nun, wie es weitergehen würde. Sie erzählte etwas von einem Boulevard, von dem er noch nie zuvor gehört hatte. Er erkannte nur, dass er so hieß wie der Imperator des Imperiums. Von nun an würden sie einer Holokarte folgen, die Bailee hatte. Und das war vermutlich auch gut so.
Sie liefen eine lange Zeit durch die verzweigten Kanäle, bis sie an einer Leiter ankamen. Hier wollten sie nun hoch.
Der Nautolaner legte den Kopf in den Nacken und starrte die Leiter hinauf zu dem Kanaldeckel, der eine halbe Ewigkeit entfernt schien. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in Q’Tahem breit. Das war es! Sie waren aus dem Sith-Tempel geflohen! Er umklammerte die Leitersprossen mit seinen schwachen Händen und versuchte, sich hinaufzuziehen. Doch realisierte er schnell, dass ihm die Kraft fehlte. Ein paar Tränen der Verzweiflung erschienen in seinen Augen. Sie waren so nah; und dann scheiterte er an einer Leiter!?
Er entschied zunächst, den anderen in der Gruppe den Vortritt zu lassen.
Als er es ein weiteres Mal versuchte, wurde er plötzlich in die Luft gehoben. Irgendeiner hatte seinen Kampf wohl bemerkt gehabt und levitierte ihn nun hinauf und aus der Kanalisation.
Oben angekommen kamen dem Nautolaner ein weiteres Mal die Tränen… Nur diesmal waren es Tränen der Erleichterung. Die Gruppe war in einer kleinen Seitengasse von Bastion angekommen. Die schwere, stinkende Luft der Stadt kam Q’Tahem vor, als wären sie auf einem grünen Feld auf Glee Anselm. Er ging auf die Knie und stützte sich mit seinen dünnen Armen auf dem verdreckten Boden ab.
Freiheit!
Für jeden, der hier zufällig vorbeilaufen würde, würde die Gruppe höchst verdächtig aussehen: Vier Verletzte mit allen möglichen Exkrementen verschmiert direkt neben einem geöffneten Kanaldeckel. Selbst ein Blinder würde zumindest vermuten können, was die Fünf getrieben hatten!
Ein lautes Fluchen holte den Nautolaner aus seinem innerlichen Freudentaumel. Erst jetzt erkannte er, dass um sie herum einige Reklametafeln standen, die alle möglichen Bilder auf vorbeilaufende warf. Nur diesmal schien sie neben der typischen Reklame auch deutlich Nachrichten zu zeigen. Warnungen und Aufrufe. Der Rattataki fasste der Gruppe die vielen Nachrichten kurz zusammen. Dabei fiel Q’Tahem der Mund unweigerlich auf.
Marrev erklärte, dass sich eine neue Imperatorin namens Vendar eingesetzt hatte, nachdem die Nachricht vom Tod von Allegious öffentlich geworden war.
Moment, der Imperator ist tot!?
Das erklärte den plötzlichen Wandel in der Macht! Es erklärte auch, wieso die Sith plötzlich so nervös geworden waren!
Der Rattataki fuhr fort, dass diese neue Herrscherin nun von der Republik den Kopf von Brianna und Eowyn forderte und drohte mit Krieg, falls dieser Forderung nicht nachgegeben wurde.
Die Jedi-Rätin Eowyn!? Wieso? Was war passiert? Verwirrt sah der Nautolaner nun auf die flackernden Schilder, auf denen verschiedenste Schlagzeilen durchliefen. Wanted-Schilder mit der Aufschrift, dass Brianna und Eowyn wegen des Mordes an dem Imperator gesucht wurden.
Verwirrt sah er dann von Kestrel zu Brianna, dann zu Bailee und zuletzt zu Marrev.
Der Rattataki meinte, Brianna müsse sofort fliehen, da die Grenzen wieder geöffnet wären und die blockierten Wege sich nun teilweise auflösten. In ihrer jetzigen Situation würde sie sich selbst und auch die gerade Geretteten in Gefahr bringen.
Q’Tahem sah, wie die Echani schluckte und von der Situation überfordert wurde.
Wir schaffen das schon… Irgendwie…
meinte er und klang dabei etwas weniger zuversichtlich, als er sich das gerne gewünscht hätte. Für Brianna hatte sich die Situation gerade extrem verschärft. Sie konnten hier vielleicht irgendwo untertauchen, aber Brianna hatte eine Zielscheibe auf dem Rücken.
Mit sichtlich schwerem Herzen verabschiedete sie sich und verschwand in den Gassen von Bastion. Einige Momente der Stille folgten, in denen niemand so recht wusste, wie es weitergehen sollte. Dann sah Q’Tahem fragend in die Runde und blieb mit seinem Blick bei Marrev hängen.
Wie ist denn der Plan?
flüsterte er halb, denn die Gefahr und Sorge um Brianna war gerade deutlich greifbarer als seine eigene.
[Bastion / Center / Nebengasse] auf der Flucht mit Kestrel, Bailee und Marrev