Coruscant

Kernwelten Corusca-Sektor Coruscant Mittlere Ebenen ║ 'Quantum Lounge' Draen Tel'Set & Riuen

Riuen hatte noch nie Gleichgültigkeit gegenüber politischen Wirren empfunden. Sein Leben war eine halbe politische Wirrung. Eltern, die dem Imperium in den Arsch gekrochen waren, sein Austausch der nichts anderes, als ein Versuch gewesen waren, ihn mit Gewalt davon zu überzeugen, seine innere Einstellung zu ändern. Seine militärische Laufbahn zuvor, all das war Politik gewesen und gegen alles hatte der Chiss rebelliert, aber niemals, nicht ein einziges Mal Gleichgültigkeit empfunden.
„Gleichgültigkeit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann“, war demnach Riuens Erwiderung, die mehr wie eine Feststellung als ein Vorwurf klang. Dabei hatten Credits in seinem leben nie eine große Rolle gespielt, denn seine Familie war das, was man durchaus gut situiert nennen konnte.
Zeiten wie diese. Tja, wann hatten die eigentlich begonnen? Sicher nicht mit dem Virus, nein, schon sehr, sehr viel früher und das machte es absolut unverständlich, wie man Gleichgültigkeit Politik gegenüber empfinden konnte. Dafür hätte man ihn auf Carida nicht einmal foltern müssen. Wenn der Chiss einmal eine politische Meinung hatte, ließ er sich davon nicht einfach abbringen und was das Imperium betraf, konnte es nur eine Meinung geben.

„Glaube allein reicht nicht. Was ich als Kind alles geglaubt habe…“
Ohne Willen und Taten veränderte sich nichts. Glaube war eine billige Ausrede, nichts tun zu müssen. Genau wie der Glaube an irgendwelche Götter, die etwas richten sollten. Sich darauf zu verlassen, dass etwas oder jemand etwas veränderte, ohne selbst den Buckel krumm zu machen? Identisch, es war schlicht und ergreifend idiotisch.

War der Chiss als Jedi ein Diener des Wissens? Der Blaue überlegte kurz und kam zu dem Schluss das er, wenn überhaupt, Diener der Macht war. Die hatte sicher auch etwas mit Wissen zu tun, allerdings nicht so, wie sein Gegenüber wohl verstehen würde.
Draen Tel’Set war also Wissenschaftler, vermutlich einer, der mit dem ganzen Fachjargon auf dem Kongress etwas hatte anfangen können. Was sein Wissenschaftsgebiet war? Tja, mystische Kräfte. Aber das wäre weder eine zufriedenstellende Antwort, noch das gewesen, was Riuen sagen wollte.

„Ich bin kein Wissenschaftler, eher so etwas wie ein Forscher und auf dem Kongress hat mich das Panel interessiert, dass ausgefallen ist. Viren und Seuchen. Mich interessieren vor allem solche, die nicht natürlich entstanden sind.“

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Kernwelten Corusca-Sektor Coruscant Mittlere Ebenen 'Quantum Lounge' Riuen und Draen Tel'Set

Draen lauschte den Worten des Chiss. Er bemerkte die Entschlossenheit in den Worten seines Gegenübers, die Überzeugung, die hinter jedem einzelnen Wort stand. Das Echo dieser Worte hallte in Draens Gedanken nach, ließ ihn über die Kraft nachdenken, die in solcher Überzeugung lag. Er erkannte, dass dieser Mann nicht nur eine oberflächliche Haltung vertrat, sondern tief in seiner Überzeugung verwurzelt war – eine Haltung, die aus Erfahrung und einer gewissen Unnachgiebigkeit resultieren musste. Der Tirahnner spürte, wie die Worte des Chiss ein Zeugnis seiner Bereitschaft sein mussten, für das einzustehen, woran er glaubte – egal, wie schwer es war oder welche Konsequenzen es hatte. Und während er darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass diese Entschlossenheit auch eine Art von Verantwortung war – die Verantwortung, die eigenen Überzeugungen nicht aufzugeben, auch wenn der Druck von außen enorm war. Es war eine Haltung, die er in gewisser Weise bewunderte, auch wenn sie ihm selbst manchmal fremd war. Es schien, als trüge sein Gegenüber eine schwere Last, als hätte er schon viel erlebt und gelernt, dass das Leben keine Zeit für Gleichgültigkeit ließ. Doch Draen wollte nicht zu tief in diese Gedanken eintauchen. Er wusste, dass sie sich gerade erst kennengelernt hatten, und es war nicht seine Art, zu viele Fragen zu stellen – vor allem nicht bei jemandem, der so resolut und streng wirkte wie der Chiss. Für einen Moment fragte sich Draen, was wohl hinter dieser Fassade steckte, doch er zog es vor, vorsichtig zu bleiben.

Draen bemerkte, wie sich die Miene des Chiss auf subtile Weise veränderte, während er weitersprach. Die anfängliche Strenge wich einem nachdenklichen, fast schon kampflosen Ausdruck. Es war, als ob die Worte eine Tür zu einer tieferliegenden Überzeugung öffneten, die viel mehr von Enttäuschung und Frustration geprägt war als von Stolz. Es klang wie eine bittere Erkenntnis über die Grenzen des Vertrauens in etwas Höheres. Er spürte, wie die Strenge und die Überzeugung des Mannes in diesem Augenblick eine noch ehrlichere, fast schon zynische Note annahmen. Draen sah in den Augen des Chiss eine ungewöhnliche Mischung aus Resignation und Entschlossenheit – als hätte er sich vom Glauben an eine höhere Macht gelöst, um die harte Realität des eigenen Handelns anzunehmen. Für einen Moment fragte sich Draen, ob er dies überhaupt richtig verstand, doch er sah in seinem Gegenüber jemanden, der tief in sich selbst gekehrt war, um die Wahrheit zu finden, die nur durch eigenes Handeln sichtbar wurde.

„Vielleicht haben Sie Recht, dass Glaube allein nicht ausreicht. Aber manchmal ist Glaube das Erste, was uns antreibt, um überhaupt den Mut zu finden, aktiv zu werden. Verantwortung und eigene Anstrengung sind unerlässlich, doch Glaube und Hoffnung bilden eine Quelle der Stärke.“

Er blickte den Chiss an, mit einer Mischung aus Respekt und einer stillen Anerkennung für die Überzeugung, die er in ihm erkannt hatte. Es war nicht die Strenge, die ihn beeindruckte, sondern die Tiefe seiner Gedanken, die aus seinem Inneren hervortraten. Draen wusste, dass solche Überzeugungen nicht leichtfertig geäußert wurden, sondern in aller Regel das Ergebnis eines langen Kampfes mit sich selbst und der Welt waren.

Als dann der Chiss die Frage nach seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beantwortete, hob Draen leicht irritiert eine Augenbraue. Er musterte den blauen Mann aufmerksam, seine Gedanken wirbelten kurz.
„Sie sind also kein Wissenschaftler, sondern eher ein Forscher?“ Seine Stimme war leise, doch spürbar skeptisch. „Das ist eine interessante Unterscheidung. Wie kann man denn Forscher sein, ohne Wissenschaftler zu sein? Das klingt für mich, als ob Sie selbst etwas abgrenzen, das doch eigentlich Hand in Hand geht.“

Er betrachtete sein Gegenüber einen Moment lang, bevor er fortfuhr:
„Vielleicht ist es nur eine Frage des Blickwinkels. Aber für mich klingt es fast so, als ob Sie die Wissenschaft nur als Werkzeug sehen, während Sie sich als Forscher mehr als freier Entdecker sehen.“

Sein Blick wurde nachdenklich, während er die Worte wog. Der Mediziner hatte gehört, dass Professor Doktor Olirom Ko’litu, Spezialist in Seuchenkunde und spezieller Virologie, wegen Krankheit nicht an dem Kongress der Neurowissenschaften teilnahm. Es war ein Spezialgebiet, das grundsätzlich weit entfernt von neurowissenschaftlichen Inhalten lag, mit Ausnahme der Verbindung über erregerbedingte Infektion des Zentralen Nervensystems. Draen wurde jedoch hellhörig, als der Chiss ein spezielleres Interesse an diesem Thema kundtat – ein Thema das Brisanz besaß.

„Wenn Sie sich für Viren und Seuchen interessieren, die nicht natürlich entstanden sind, dann sind Sie sicherlich tief in einem Bereich unterwegs, der weit über das einfache Forschen hinausgeht“, entgegnete der Tirahnner mit einer diplomatischen, gleichzeitig auffordernden Antwort, mehr über seine Hintergründe zu offenbaren.

„Krankheitsvektoren und Viren – das ist ein Gebiet, das sich mit einem Mikrokosmos beschäftigt, mit kleinen, unsichtbaren Bedrohungen, die ganze Systeme aus dem Gleichgewicht bringen können. Ihre interaktionellen Mechanismen mit dem Zielorganismus sind differenziert und Grundlage für künstliche und nicht-natürliche Vektoren und Viren in experimentellen Studien.“ … oder für die Entwicklung biologischer Waffen, dachte der Mediziner bei sich. Der galaxisweite Ausbruch des C-Virus war dieser Tage weiterhin allgegenwärtig, und als Wissenschaftler konnte er nicht umhin, die Hintergründe zu überlegen. Er wusste, dass die Herstellung eines solchen Virus in einem Labor keine einfache Angelegenheit war. Es erforderte hochentwickelte Biotechnologie, Zugang zu genetischem Material, das gezielt manipuliert werden konnte. Pathogene wurden verstärkt, Übertragungswege optimiert oder genetische Codes von natürlichen Virusstämmen modifiziert, um sie widerstandsfähiger, infektiöser oder tödlicher zu machen. Er dachte darüber nach, was es bedeutete, dass das Virus als biologische Waffe identifiziert worden war, gezielt eingesetzt, um der Republik erheblichen Schaden zuzufügen. Die Beweise, darunter Laborunterlagen aus einer imperialen Einrichtung, waren von großem Interesse. Das plötzliche Verschwinden des Virus ohne aktives Heilmittel war wiederum ein weiterer unklarer Aspekt dieser düsteren Zeiten. Hypothesen wurden laut, ob es nicht auch eine Verbindung zu den Sith und der Macht geben könnte; dass dunkle Kräfte, Wege gefunden hätten, die Grenzen der Biotechnologie zu überschreiten. Ein innerer Zwiespalt aus Faszination und Unglaube umfingen seinen Geist. Aus Kindheitstagen war ihm bekannt, dass die Jedi die Gabe zur Macht-gestützten Heilung besaßen, warum also sollte nicht auch Krankheitslast entstehen können? Er war nie Zeuge dessen geworden und als Wissenschaftler hielt er sich mehr an Fakten als an vages Hörensagen, sodass es nur einen Schluss geben konnte: das Virus war höchstwahrscheinlich das Produkt hochkomplexer Forschung – auch wenn die Macht verlockend war, um nebelhafte Phänomene zu erklären.

Vorsichtig blickte er sein Gegenüber an. Der Tirahnner fragte sich innerlich, was dieser mit seinem Interesse an all dem wirklich bezwecken wollte. Das Verhalten des Mannes war schwer zu deuten, doch in Draens Gedanken formte sich die Vermutung, dass hier mehr im Spiel war als nur wissenschaftliches Interesse. In diesem Moment warf er einen letzten, prüfenden Blick auf den Chiss, dessen Aura noch immer eine unklare Mischung aus Neugier und Verborgenheit zeigte. Dieser Tag, der so harmlos begonnen hatte, entwickelte sich zu einem unerwarteten und äußerst komplexen Treffen.

„Ich nehme an, Sie haben spezielle Gründe für diese thematische Ausrichtung.“ Sein Ton war ruhig, fast respektvoll, jedoch gab er seiner Intuition nach. „Denn wenn Sie sagen, Sie sind kein Wissenschaftler, sondern eher ein Forscher – dann klingt das, als ob Sie die finstere Seite solcher Entwicklungen beobachtet hätten.“

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Der hünenhafte Chiss hasste das Imperium. Das war etwas, was ihm nach Bastion klar geworden war. Eigentlich hatte er es schon immer gehasst, nur die Nuance war eine andere gewesen. Seine Abneigung war ins unermessliche gestiegen und Riuen erlaubte sich, dieses Gefühl, denn er war ebenso überzeugt davon, dass es ihn gesund hielt. Die ganzen überzogenen Regeln der Jedi diesbezüglich stellte Riuen nicht nur in Frage, viel mehr war er unverrückbar davon überzeugt, dass alle Regeln und Grundsätze die sich erlaubten in Gefühle hineinreden zu wollen falsch und gefährlich waren. Was nicht hieß, sich dem Hass hingeben zu dürfen. Aber ihn spüren, ihn anerkennen, ihn wahrnehmen? Akzeptanz. Schlicht und einfach das. Natürlich war Hass gefährlich. Natürlich war Liebe gefährlich. Alles konnte gefährlich sein. Mit Ian hatte er über die Jedi bereits mehrfach philosophiert und hier und da hegten beide Männer eine ähnliche Meinung.
Eben jener Hass machte noch einmal deutlich, wie wenig Gleichgültigkeit der Chiss empfinden konnte. Wären ihm Dinge egal, wäre ihm das Imperium egal. Wäre Gleichgültigkeit auf seiner Agenda gewesen, hätte er damals seinen Spaß in dem ‚Etablissement‘ seiner Kollegen gehabt, sich nicht darum geschert, dass Minderjährige dort ihre Körper verkauften.
So sehr Riuen das Vergnügen liebte und suchte, es gab Grenzen. Elise hatte er das zu erklären versucht. Dass es Formen des Hedonismus gab, die sehr wohl vertretbar waren.


„Sie haben absolut Recht.“ Glaube war das, was einem Antrieb geben konnte, genau wie Hoffnung. „Glaube und Hoffnung sind gute Motoren“. Seltsam war es dennoch mit Draen über diese Dinge zu sprechen. Ernste Themen mit einem Fremden und doch, doch spürte Riuen eine Art Erleichterung darüber, all das nicht mit sich allein herum zu tragen. All das nicht mit vielen, vielen Gläsern wie dem, was da noch immer schier unberührt vor ihm stand, hinweg zu spülen.

Als die Skepsis des anderen sich in dessen Stimme manifestierte, wurde auch dem Chiss klar, dass seine Ich-bin-kein-Wissenschaftler-aber-ein-Forscher Aussage Nonsens war und so runzelte er auch die Stirn.
Zugegeben, klingt ziemlich irrsinnig.“ Wie erklärte man indirekt, was ein Jedi war? Mystiker klang albern und ob er hier, ganz offen sagen wollte, dass er ein Jedi war? Fraglich.
Sein Gegenüber bohrte nach und der Chiss erwischte sich dabei, wie er nach Worten rang um zu erklären, was er meinte. Für den sonst so direkten Mann keine leichte Aufgabe.

„Sagen wir, ich interessiere mich für Themen, die nicht rein wissenschaftlich sind.“ Warum diese lächerliche Geheimniskrämerei? „Alles, was die ominösen Orden gewisser Machtnutzenden angeht, das interessiert mich. Jedi, Sith, dieser Kram.“
Genug der Erklärungen, er musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Auch wenn Riuen Draen nicht als jemanden einschätze, der empört aufstehen oder handgreiflich werden würde, wenn das Wort ‚Jedi‘ fiel. Riuen hatte dennoch nicht das geringste Bedürfnis auf irgendeine lächerliche Konfrontation. Nein, würde hier beispielsweise ein pro-imperialer vor ihm sitzen, der Drang ihm das Bernsteingetränk über die Visage zu kippen wäre zu groß. Ärger anziehen war durchaus mal ganz nett aber heute? Nicht.

Dann aber klang Tel’Set wie ein Mediziner durch und durch. Interaktionellen Mechanismen mit dem Zielorganismus sind differenziert und Grundlage für künstliche und nicht-natürliche Vektoren und Viren in experimentellen Studien. Vektoren kannte der Chiss bloß aus der Mathematik und selbst da hätte er noch einmal genauer nachschlagen müssen. Objekte, die sich verschoben, irgendetwas in die Richtung. Aber bezogen auf Viren? Tja, Riuen kannte nicht einmal den richtigen Unterschied zwischen Viren und Bakterien, wusste bloß, dass bei einem Antibiotikum halfen, beim anderen hingegen nicht.
Oh, er hatte sehr, sehr persönliche Gründe für sein Interesse. Sollte er schlicht und ergreifend direkt sein? Riuen musterte sein Gegenüber für Sekunden, gab sich keine Mühe das zu verbergen und dann tat er etwas, das er noch nie getan hatte.
Die Frau, die ich liebe“, und das hatte er weder vor sich selbst je eingestanden, noch irgendwem erzählt, „ist an einem Virus erkrankt, dass sehr unnatürlich ist. Es gibt kein Gegenmittel, nur Hinweise auf den Ort der Ansteckung. Deswegen dieses Forscher-Gerede. Ich will nichts geringeres“, und ja, bei diesem Wörtchen triefte Riuens Stimme vor Sarkasmus, „als das zu finden, was sie heilt.“


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