Coruscant

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Riuen hatte noch nie Gleichgültigkeit gegenüber politischen Wirren empfunden. Sein Leben war eine halbe politische Wirrung. Eltern, die dem Imperium in den Arsch gekrochen waren, sein Austausch der nichts anderes, als ein Versuch gewesen waren, ihn mit Gewalt davon zu überzeugen, seine innere Einstellung zu ändern. Seine militärische Laufbahn zuvor, all das war Politik gewesen und gegen alles hatte der Chiss rebelliert, aber niemals, nicht ein einziges Mal Gleichgültigkeit empfunden.
„Gleichgültigkeit ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann“, war demnach Riuens Erwiderung, die mehr wie eine Feststellung als ein Vorwurf klang. Dabei hatten Credits in seinem leben nie eine große Rolle gespielt, denn seine Familie war das, was man durchaus gut situiert nennen konnte.
Zeiten wie diese. Tja, wann hatten die eigentlich begonnen? Sicher nicht mit dem Virus, nein, schon sehr, sehr viel früher und das machte es absolut unverständlich, wie man Gleichgültigkeit Politik gegenüber empfinden konnte. Dafür hätte man ihn auf Carida nicht einmal foltern müssen. Wenn der Chiss einmal eine politische Meinung hatte, ließ er sich davon nicht einfach abbringen und was das Imperium betraf, konnte es nur eine Meinung geben.

„Glaube allein reicht nicht. Was ich als Kind alles geglaubt habe…“
Ohne Willen und Taten veränderte sich nichts. Glaube war eine billige Ausrede, nichts tun zu müssen. Genau wie der Glaube an irgendwelche Götter, die etwas richten sollten. Sich darauf zu verlassen, dass etwas oder jemand etwas veränderte, ohne selbst den Buckel krumm zu machen? Identisch, es war schlicht und ergreifend idiotisch.

War der Chiss als Jedi ein Diener des Wissens? Der Blaue überlegte kurz und kam zu dem Schluss das er, wenn überhaupt, Diener der Macht war. Die hatte sicher auch etwas mit Wissen zu tun, allerdings nicht so, wie sein Gegenüber wohl verstehen würde.
Draen Tel’Set war also Wissenschaftler, vermutlich einer, der mit dem ganzen Fachjargon auf dem Kongress etwas hatte anfangen können. Was sein Wissenschaftsgebiet war? Tja, mystische Kräfte. Aber das wäre weder eine zufriedenstellende Antwort, noch das gewesen, was Riuen sagen wollte.

„Ich bin kein Wissenschaftler, eher so etwas wie ein Forscher und auf dem Kongress hat mich das Panel interessiert, dass ausgefallen ist. Viren und Seuchen. Mich interessieren vor allem solche, die nicht natürlich entstanden sind.“

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Kernwelten Corusca-Sektor Coruscant Mittlere Ebenen 'Quantum Lounge' Riuen und Draen Tel'Set

Draen lauschte den Worten des Chiss. Er bemerkte die Entschlossenheit in den Worten seines Gegenübers, die Überzeugung, die hinter jedem einzelnen Wort stand. Das Echo dieser Worte hallte in Draens Gedanken nach, ließ ihn über die Kraft nachdenken, die in solcher Überzeugung lag. Er erkannte, dass dieser Mann nicht nur eine oberflächliche Haltung vertrat, sondern tief in seiner Überzeugung verwurzelt war – eine Haltung, die aus Erfahrung und einer gewissen Unnachgiebigkeit resultieren musste. Der Tirahnner spürte, wie die Worte des Chiss ein Zeugnis seiner Bereitschaft sein mussten, für das einzustehen, woran er glaubte – egal, wie schwer es war oder welche Konsequenzen es hatte. Und während er darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, dass diese Entschlossenheit auch eine Art von Verantwortung war – die Verantwortung, die eigenen Überzeugungen nicht aufzugeben, auch wenn der Druck von außen enorm war. Es war eine Haltung, die er in gewisser Weise bewunderte, auch wenn sie ihm selbst manchmal fremd war. Es schien, als trüge sein Gegenüber eine schwere Last, als hätte er schon viel erlebt und gelernt, dass das Leben keine Zeit für Gleichgültigkeit ließ. Doch Draen wollte nicht zu tief in diese Gedanken eintauchen. Er wusste, dass sie sich gerade erst kennengelernt hatten, und es war nicht seine Art, zu viele Fragen zu stellen – vor allem nicht bei jemandem, der so resolut und streng wirkte wie der Chiss. Für einen Moment fragte sich Draen, was wohl hinter dieser Fassade steckte, doch er zog es vor, vorsichtig zu bleiben.

Draen bemerkte, wie sich die Miene des Chiss auf subtile Weise veränderte, während er weitersprach. Die anfängliche Strenge wich einem nachdenklichen, fast schon kampflosen Ausdruck. Es war, als ob die Worte eine Tür zu einer tieferliegenden Überzeugung öffneten, die viel mehr von Enttäuschung und Frustration geprägt war als von Stolz. Es klang wie eine bittere Erkenntnis über die Grenzen des Vertrauens in etwas Höheres. Er spürte, wie die Strenge und die Überzeugung des Mannes in diesem Augenblick eine noch ehrlichere, fast schon zynische Note annahmen. Draen sah in den Augen des Chiss eine ungewöhnliche Mischung aus Resignation und Entschlossenheit – als hätte er sich vom Glauben an eine höhere Macht gelöst, um die harte Realität des eigenen Handelns anzunehmen. Für einen Moment fragte sich Draen, ob er dies überhaupt richtig verstand, doch er sah in seinem Gegenüber jemanden, der tief in sich selbst gekehrt war, um die Wahrheit zu finden, die nur durch eigenes Handeln sichtbar wurde.

„Vielleicht haben Sie Recht, dass Glaube allein nicht ausreicht. Aber manchmal ist Glaube das Erste, was uns antreibt, um überhaupt den Mut zu finden, aktiv zu werden. Verantwortung und eigene Anstrengung sind unerlässlich, doch Glaube und Hoffnung bilden eine Quelle der Stärke.“

Er blickte den Chiss an, mit einer Mischung aus Respekt und einer stillen Anerkennung für die Überzeugung, die er in ihm erkannt hatte. Es war nicht die Strenge, die ihn beeindruckte, sondern die Tiefe seiner Gedanken, die aus seinem Inneren hervortraten. Draen wusste, dass solche Überzeugungen nicht leichtfertig geäußert wurden, sondern in aller Regel das Ergebnis eines langen Kampfes mit sich selbst und der Welt waren.

Als dann der Chiss die Frage nach seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beantwortete, hob Draen leicht irritiert eine Augenbraue. Er musterte den blauen Mann aufmerksam, seine Gedanken wirbelten kurz.
„Sie sind also kein Wissenschaftler, sondern eher ein Forscher?“ Seine Stimme war leise, doch spürbar skeptisch. „Das ist eine interessante Unterscheidung. Wie kann man denn Forscher sein, ohne Wissenschaftler zu sein? Das klingt für mich, als ob Sie selbst etwas abgrenzen, das doch eigentlich Hand in Hand geht.“

Er betrachtete sein Gegenüber einen Moment lang, bevor er fortfuhr:
„Vielleicht ist es nur eine Frage des Blickwinkels. Aber für mich klingt es fast so, als ob Sie die Wissenschaft nur als Werkzeug sehen, während Sie sich als Forscher mehr als freier Entdecker sehen.“

Sein Blick wurde nachdenklich, während er die Worte wog. Der Mediziner hatte gehört, dass Professor Doktor Olirom Ko’litu, Spezialist in Seuchenkunde und spezieller Virologie, wegen Krankheit nicht an dem Kongress der Neurowissenschaften teilnahm. Es war ein Spezialgebiet, das grundsätzlich weit entfernt von neurowissenschaftlichen Inhalten lag, mit Ausnahme der Verbindung über erregerbedingte Infektion des Zentralen Nervensystems. Draen wurde jedoch hellhörig, als der Chiss ein spezielleres Interesse an diesem Thema kundtat – ein Thema das Brisanz besaß.

„Wenn Sie sich für Viren und Seuchen interessieren, die nicht natürlich entstanden sind, dann sind Sie sicherlich tief in einem Bereich unterwegs, der weit über das einfache Forschen hinausgeht“, entgegnete der Tirahnner mit einer diplomatischen, gleichzeitig auffordernden Antwort, mehr über seine Hintergründe zu offenbaren.

„Krankheitsvektoren und Viren – das ist ein Gebiet, das sich mit einem Mikrokosmos beschäftigt, mit kleinen, unsichtbaren Bedrohungen, die ganze Systeme aus dem Gleichgewicht bringen können. Ihre interaktionellen Mechanismen mit dem Zielorganismus sind differenziert und Grundlage für künstliche und nicht-natürliche Vektoren und Viren in experimentellen Studien.“ … oder für die Entwicklung biologischer Waffen, dachte der Mediziner bei sich. Der galaxisweite Ausbruch des C-Virus war dieser Tage weiterhin allgegenwärtig, und als Wissenschaftler konnte er nicht umhin, die Hintergründe zu überlegen. Er wusste, dass die Herstellung eines solchen Virus in einem Labor keine einfache Angelegenheit war. Es erforderte hochentwickelte Biotechnologie, Zugang zu genetischem Material, das gezielt manipuliert werden konnte. Pathogene wurden verstärkt, Übertragungswege optimiert oder genetische Codes von natürlichen Virusstämmen modifiziert, um sie widerstandsfähiger, infektiöser oder tödlicher zu machen. Er dachte darüber nach, was es bedeutete, dass das Virus als biologische Waffe identifiziert worden war, gezielt eingesetzt, um der Republik erheblichen Schaden zuzufügen. Die Beweise, darunter Laborunterlagen aus einer imperialen Einrichtung, waren von großem Interesse. Das plötzliche Verschwinden des Virus ohne aktives Heilmittel war wiederum ein weiterer unklarer Aspekt dieser düsteren Zeiten. Hypothesen wurden laut, ob es nicht auch eine Verbindung zu den Sith und der Macht geben könnte; dass dunkle Kräfte, Wege gefunden hätten, die Grenzen der Biotechnologie zu überschreiten. Ein innerer Zwiespalt aus Faszination und Unglaube umfingen seinen Geist. Aus Kindheitstagen war ihm bekannt, dass die Jedi die Gabe zur Macht-gestützten Heilung besaßen, warum also sollte nicht auch Krankheitslast entstehen können? Er war nie Zeuge dessen geworden und als Wissenschaftler hielt er sich mehr an Fakten als an vages Hörensagen, sodass es nur einen Schluss geben konnte: das Virus war höchstwahrscheinlich das Produkt hochkomplexer Forschung – auch wenn die Macht verlockend war, um nebelhafte Phänomene zu erklären.

Vorsichtig blickte er sein Gegenüber an. Der Tirahnner fragte sich innerlich, was dieser mit seinem Interesse an all dem wirklich bezwecken wollte. Das Verhalten des Mannes war schwer zu deuten, doch in Draens Gedanken formte sich die Vermutung, dass hier mehr im Spiel war als nur wissenschaftliches Interesse. In diesem Moment warf er einen letzten, prüfenden Blick auf den Chiss, dessen Aura noch immer eine unklare Mischung aus Neugier und Verborgenheit zeigte. Dieser Tag, der so harmlos begonnen hatte, entwickelte sich zu einem unerwarteten und äußerst komplexen Treffen.

„Ich nehme an, Sie haben spezielle Gründe für diese thematische Ausrichtung.“ Sein Ton war ruhig, fast respektvoll, jedoch gab er seiner Intuition nach. „Denn wenn Sie sagen, Sie sind kein Wissenschaftler, sondern eher ein Forscher – dann klingt das, als ob Sie die finstere Seite solcher Entwicklungen beobachtet hätten.“

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Der hünenhafte Chiss hasste das Imperium. Das war etwas, was ihm nach Bastion klar geworden war. Eigentlich hatte er es schon immer gehasst, nur die Nuance war eine andere gewesen. Seine Abneigung war ins unermessliche gestiegen und Riuen erlaubte sich, dieses Gefühl, denn er war ebenso überzeugt davon, dass es ihn gesund hielt. Die ganzen überzogenen Regeln der Jedi diesbezüglich stellte Riuen nicht nur in Frage, viel mehr war er unverrückbar davon überzeugt, dass alle Regeln und Grundsätze die sich erlaubten in Gefühle hineinreden zu wollen falsch und gefährlich waren. Was nicht hieß, sich dem Hass hingeben zu dürfen. Aber ihn spüren, ihn anerkennen, ihn wahrnehmen? Akzeptanz. Schlicht und einfach das. Natürlich war Hass gefährlich. Natürlich war Liebe gefährlich. Alles konnte gefährlich sein. Mit Ian hatte er über die Jedi bereits mehrfach philosophiert und hier und da hegten beide Männer eine ähnliche Meinung.
Eben jener Hass machte noch einmal deutlich, wie wenig Gleichgültigkeit der Chiss empfinden konnte. Wären ihm Dinge egal, wäre ihm das Imperium egal. Wäre Gleichgültigkeit auf seiner Agenda gewesen, hätte er damals seinen Spaß in dem ‚Etablissement‘ seiner Kollegen gehabt, sich nicht darum geschert, dass Minderjährige dort ihre Körper verkauften.
So sehr Riuen das Vergnügen liebte und suchte, es gab Grenzen. Elise hatte er das zu erklären versucht. Dass es Formen des Hedonismus gab, die sehr wohl vertretbar waren.


„Sie haben absolut Recht.“ Glaube war das, was einem Antrieb geben konnte, genau wie Hoffnung. „Glaube und Hoffnung sind gute Motoren“. Seltsam war es dennoch mit Draen über diese Dinge zu sprechen. Ernste Themen mit einem Fremden und doch, doch spürte Riuen eine Art Erleichterung darüber, all das nicht mit sich allein herum zu tragen. All das nicht mit vielen, vielen Gläsern wie dem, was da noch immer schier unberührt vor ihm stand, hinweg zu spülen.

Als die Skepsis des anderen sich in dessen Stimme manifestierte, wurde auch dem Chiss klar, dass seine Ich-bin-kein-Wissenschaftler-aber-ein-Forscher Aussage Nonsens war und so runzelte er auch die Stirn.
Zugegeben, klingt ziemlich irrsinnig.“ Wie erklärte man indirekt, was ein Jedi war? Mystiker klang albern und ob er hier, ganz offen sagen wollte, dass er ein Jedi war? Fraglich.
Sein Gegenüber bohrte nach und der Chiss erwischte sich dabei, wie er nach Worten rang um zu erklären, was er meinte. Für den sonst so direkten Mann keine leichte Aufgabe.

„Sagen wir, ich interessiere mich für Themen, die nicht rein wissenschaftlich sind.“ Warum diese lächerliche Geheimniskrämerei? „Alles, was die ominösen Orden gewisser Machtnutzenden angeht, das interessiert mich. Jedi, Sith, dieser Kram.“
Genug der Erklärungen, er musste ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Auch wenn Riuen Draen nicht als jemanden einschätze, der empört aufstehen oder handgreiflich werden würde, wenn das Wort ‚Jedi‘ fiel. Riuen hatte dennoch nicht das geringste Bedürfnis auf irgendeine lächerliche Konfrontation. Nein, würde hier beispielsweise ein pro-imperialer vor ihm sitzen, der Drang ihm das Bernsteingetränk über die Visage zu kippen wäre zu groß. Ärger anziehen war durchaus mal ganz nett aber heute? Nicht.

Dann aber klang Tel’Set wie ein Mediziner durch und durch. Interaktionellen Mechanismen mit dem Zielorganismus sind differenziert und Grundlage für künstliche und nicht-natürliche Vektoren und Viren in experimentellen Studien. Vektoren kannte der Chiss bloß aus der Mathematik und selbst da hätte er noch einmal genauer nachschlagen müssen. Objekte, die sich verschoben, irgendetwas in die Richtung. Aber bezogen auf Viren? Tja, Riuen kannte nicht einmal den richtigen Unterschied zwischen Viren und Bakterien, wusste bloß, dass bei einem Antibiotikum halfen, beim anderen hingegen nicht.
Oh, er hatte sehr, sehr persönliche Gründe für sein Interesse. Sollte er schlicht und ergreifend direkt sein? Riuen musterte sein Gegenüber für Sekunden, gab sich keine Mühe das zu verbergen und dann tat er etwas, das er noch nie getan hatte.
Die Frau, die ich liebe“, und das hatte er weder vor sich selbst je eingestanden, noch irgendwem erzählt, „ist an einem Virus erkrankt, dass sehr unnatürlich ist. Es gibt kein Gegenmittel, nur Hinweise auf den Ort der Ansteckung. Deswegen dieses Forscher-Gerede. Ich will nichts geringeres“, und ja, bei diesem Wörtchen triefte Riuens Stimme vor Sarkasmus, „als das zu finden, was sie heilt.“


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Draen horchte aufmerksam den Worten des Chiss, der sich offenbar zunächst mit einer gewissen Zurückhaltung seiner wahren Interessen entziehen wollte. Er bemerkte das Zögern, das Ringen nach Worten, und verstand, dass hier mehr im Spiel war als nur eine oberflächliche Erklärung. Der Mann suchte nach den richtigen Worten, um etwas zu umreißen, das tief in ihm verankert war – ein Interesse, das er nur ungern offenbaren wollte. Der Blick des Chiss verriet eine gewisse Spannung, als ob er einen Schleier lüften könnte, doch zögerte, um nicht zu viel preiszugeben. Draen spürte, dass das Thema für ihn persönlich viel bedeutete – vielleicht sogar mehr, als es auf den ersten Blick schien. Es war, als würde der Mann zwischen seinem Wunsch, ehrlich zu sein, und seiner Angst, sich zu offenbaren, hin- und hergerissen.

Der Hinweis auf Orden und Machtnutzende, war dann unmissverständlich. Die Jedi, die Sith – Begriffe, die in der Galaxis viele Emotionen und Vorurteile hervorriefen. Draen hörte nicht bloße Neugier, sondern überzeugtes Interesse an Kräften, die sich jenseits der bekannten Wissenschaft bewegten. Er konnte spüren, dass der Chiss die Macht, die Jedi und die Sith nicht nur als Legenden oder Mythen sah, sondern als reale, greifbare Phänomene, die eine tiefere Bedeutung hatten und er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass hier jemand war, der eine Brücke schuf zwischen den wissenschaftlichen Fakten und den mystischen Kräften, die jenseits aller Logik lagen.

In seinem Inneren kehrte die Erinnerung an junge Jahre zurück, als er noch voller Bewunderung die Geschichten von den Jedi aufgesogen hatte. Die Idee eines Ordens, der sich dem Schutz, der Balance und auch der Heilung verschrieben hatte, schien ihm lange Zeit idealistisch, ja fast heilig. Er hatte die Berichte gelesen, die intensiven Bemühungen, das Gleichgewicht in der Galaxis zu wahren – die Jedi als Wächter, die mit der Macht arbeiteten, um Leben zu retten, nicht zu zerstören. Sie waren für ihn Symbole der Hoffnung. Damals hatte er an das Licht, an die Reinheit ihrer Missionen geglaubt. Unweigerlich musste er an die aktuellen Ereignisse um Jedi-Rätin Eowyn El’mireth denken. Heute dachte er sich, dass die Wahrheit komplexer war, und dass die Grenzen zwischen Licht und Dunkelheit manchmal auch grau waren.

Draen fühlte, dass es klüger war, das Gespräch nicht in eine Richtung zu lenken, die den anderen in eine Ecke drängen konnte. Stattdessen ließ er den Blick ruhig ruhen, ließ den anderen seine Worte wählen und wartete ab. Der Inhalt ihres Gesprächs nahm daraufhin eine unerwartete Wendung, als der Chiss anstelle einer wissenschaftlichen Erklärung zu einer persönlichen Offenbarung wechselte. Den Tirahnner traf dies unerwartet. Für einen Moment war er still, ließ die Worte des anderen sacken, bevor er langsam den Blick hob und in die Augen des Chiss blickte. Die plötzliche Offenheit, die sich in dessen Stimme manifestierte, war wie ein Riss in der Fassade eines Mannes, der sonst so kontrolliert wirkte. Für einen Moment ließ Draen die Bedeutung der Worte auf sich wirken, spürte die Schwere hinter dem Geständnis. Er erinnerte sich an eine Zeit, in der er aus einer engen Beziehung getreten war, die zerbrach; an die Leere, die sich in seinem Inneren ausgebreitet hatte. Die Einsamkeit, das Gefühl, alles verloren zu haben, was ihm je wichtig gewesen ist. Damals war er in den dunklen Ecken seiner Gedanken gewandert, auf der Suche nach Antworten, nach Halt. Jede Nacht hatte endlos geschienen, jeder Tag ein Kampf gegen das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Erinnerungen an gemeinsame Momente wurden zu verblassenden Schatten, die ihn immer wieder gequält hatten. In diesen Momenten hatte er gelernt, die Gefühle zuzulassen, sie nicht zu verdrängen, sondern ihnen Raum zu geben, um sie zu verstehen. Es war eine Zeit der Selbstprüfung, in der er sich gefragt hatte, wer er ohne sie war, was von ihm übrigblieb, wenn alles, was er gekannt hatte, zerbrach. Es war eine Phase des Stillstands gewesen, in der er sich selbst in Frage gestellt und gleichzeitig nach einem Weg gesucht hatte, sich wieder aufzurichten.

Mit der Zeit hatte er begonnen, die Leere nicht mehr nur als Schmerz zu sehen, sondern als eine Art leeres Blatt, bereit für eine neue Geschichte. Doch die Schatten waren geblieben, meistens nur einen Herzschlag entfernt, als Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Glück war und wie schnell alles, was man besaß, verloren gehen konnte. Es war eine Lektion, die ihn geprägt hatte – eine, die ihn lehrte, dass das Leben zerbrechlich war, aber auch, dass aus den Ruinen manchmal etwas Neues entstehen konnte. Der Gedanke, dass sein Gegenüber jemanden liebte und diese Liebe durch eine unheilbare Krankheit bedroht war, traf ihn daher tief.

„Das tut mir leid“, begann er vorsichtig. Was konnte noch mehr dafürstehen, dass das Leben zerbrechlich war, als eine potentiell unheilbare Krankheit? Es war eine Art verzweifelte Hoffnung, die ihn mit dem Chiss verband – der Wunsch, das Unmögliche möglich zu machen, das Unheil abzuwenden. Er konnte nachempfinden, wie es sein musste, sich in einer Situation wiederzufinden, in der alles auf Messers Schneide stand, in der die Zeit gegen einen arbeitete und jeder Moment kostbar war.

„Wenn es um die Heilung eines Individuums geht, dann ist alles andere zweitrangig. Wissenschaft, Theorien, Mechanismen – das alles ist nur ein Werkzeug. Das Ziel einer Rettung, einer Heilung, ist dasjenige, was uns antreibt.“ Draen senkte den Blick, seine Stimme wurde leise und voller Verständnis. Er konnte den Schmerz und die Verzweiflung darin spüren, in der Stimme des Chiss, in seinen Worten. „Ich kann nur ahnen, wie schwer es für Sie sein muss, in einer solchen Lage zu stehen. Es ist eine schwere Bürde, wenn man sieht, wie jemand, den man liebt, von etwas Unbekanntem bedroht wird. Und manchmal scheint alles andere auf der Welt bedeutungslos, wenn es nur um dieses eine Leben geht.“

Gerade erst noch war das C-Virus präsent, das auf Coruscant gewütet und so viele Leben gefordert hatte, ohne dass es eine klare Lösung gegeben hatte. Ein Virus, das sich so unkontrolliert ausgebreitet hatte, dass selbst die besten Wissenschaftler ratlos waren, nur Hinweisen und Hypothesen nachgegangen waren. Es hatte keine Heilung, keinen Impfstoff gegeben – nur die verzweifelten Versuche, die Ausbreitung einzudämmen. Und nun ging es erneut um eine unklare Infektion mit potentiell lebensbedrohlicher Folge. In solchen Momenten war es nicht verwunderlich, an die Macht und die Jedi zu denken, um das Unmögliche zu überwinden. Er dachte daran, wie die Macht selbst eine eigenartige Verbindung zu Medizin und Wissenschaft besaß. Sie war weder rein spirituell noch rein materiell – sie war eine Symbiose aus beidem und nicht zuletzt hatte es viele machtbegabte Individuen gegeben, die als Jedi-Heiler ihren Teil in der Galaxis leisteten. Die Kraft, Leben zu verändern, zu heilen, war eine Macht, die sowohl in den Händen der Jedi lag als auch in den komplexen Strukturen der Wissenschaft. Doch die Grenze zwischen den beiden war fließend. Wissenschaft konnte die Grenzen des Möglichen verschieben, doch die Macht konnte heilen, wo Medizin versagte. Innerlich hielt Draen an diesem mystischen Grundsatz fest, wenngleich ihn hinsichtlich dieser Aspekte der Macht stets eine Skepsis begleitete. Sein Weg als studierter Mediziner hatte wohl einen Teil des in ihm als Tirahnner verwurzelten Mystizismus gegenüber dem Jedi-Orden in seiner Intensität beraubt. Zu sehr war er in eine faktenbasierte Welt vorgedrungen, in der alles einer inneren Logik folgte. Doch in seinem tiefsten Inneren empfand er etwas. Da war eine tiefsitzende Neugier in ihm geblieben, die diese übersinnlichen Aspekte von Heilung durchdringen wollte. Es war ein Streben, das sich nicht nur auf die rein wissenschaftliche Erforschung beschränkte, sondern auf das Verständnis jenseits des Offensichtlichen. Die Hoffnung auf Heilung lag auch darin, die Grenzen des Wissens zu überschreiten.

Die Grenzen seines bisherigen Lebens wiederum hatte er begonnen zu überschreiten, als er Dr. Amroth zugestimmt hatte, ihrem persönlichen Anliegen auf Coruscant nachzukommen. Und gleichermaßen involviert war auch hierbei der Jedi-Orden, vordergründig Jedi-Rätin Eowyn El’mireth. Wer wusste schon, welche Wege dies alles noch zu nehmen hatte.

„Ich bin kein Experte in dieser Thematik, doch ich verstehe mich in jeder Hinsicht als Mediziner und sofern ich Ihnen fachlich helfen kann, werde ich mein Bestes geben, dies zu tun. Wenn Sie mehr darüber erzählen wollen, nur zu. Wenn nicht, respektiere ich Ihre Entscheidung gleichermaßen. Es liegt an Ihnen.“

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Da hatte er allen Ernstes laut zugegeben, dass er Elise liebte. Riuen hatte sich bemüht, diese Tatsache vor sich selbst geheim zu halten. Nicht, dass er nicht offensiv mit diesen Themen umging, aber was seine Meisterin betraf – und auch das Wort verriet es, lag die Sache anders.
Riuen verliebte sich schnell und ebenso schnell war der Schwarm von heute, morgen schon wieder vergessen. Arda war das beste Beispiel. Eine Nacht mit Kairi hatte gereicht, um sie quasi zu vergessen. Mehr noch, hatte diese Verliebtheit nicht einmal ausgereicht, um eine Nacht mit einer anderen gar nicht erst zuzulassen. Bezahlt, oder nicht, spielte kaum eine Rolle, auch wenn er Kairi eigentlich nur zum Reden aufgesucht hatte.
Tja. Elise aber war langsam in sein Leben getreten und die Zeit mit ihr war eine besondere gewesen. Vor allem die Mission auf Bastion und alles, was danach folgte. Und nahm der Chiss Schwärmereien und Verliebtheiten auch nicht ernst – so war das Kapitel Liebe doch ein anderes. Wäre Elise nicht seine Meisterin, wäre sie nicht mit diesem Stoopa zusammen, Riuen wäre längst ehrlich gewesen. Denn auch er besaß so etwas wie Ehre und in seinem persönlichen Kodex machte mach sich nicht an Frauen heran, die bereits in einer Beziehung waren. Als Schüler war die Meisterin außerdem tabu. Ganz einfach.
Dass Elise nur schwer krank war, war hingegen alles andere als einfach.

Es tat gut zu hören, dass es seinem Gegenüber leid tat und Riuen spürte, wie da ein beinahe dankbares Lächeln über sein Gesicht huschte. Tatsächlich war es mehr als schwer, in dieser Lage zu sein. Ian hatte nicht helfen können, Chesara und Brianna waren nicht auf Coruscant und damit gab es keine Person mehr, die sich einen Namen beim Thema Heilung gemacht hatte.
Vermutlich konnte Ian in seinem Zustand nicht einmal eine Schnittwunde heilen, ohne einen dritten und letzten Herzinfarkt zu bekommen. Und hätte Ian Energien gehabt, er hätte sie in Eowyn investiert, da war Riuen sich sicher.
Wieder tauchte diese neuerliche Hoffnungslosigkeit auf, wenn sie auch nicht so stark war, wie vor kurzem. Elises Kontaktaufnahme hatte geholfen, nicht komplett den Boden unter den Füßen zu verlieren.

„Schon ganz schön verrückt, wenn nicht beängstigend, dass ein Gefühl so eine große Wirkmacht hat.“ Deswegen hatte er Ereen geheiratet. Weil seine Gefühle für sie sehr stark gewesen waren. Er hatte sich erlaubt, sie trotz der schwierigen Situation zu heiraten. Immerhin war er auch da noch ein Gefangener gewesen und hatte unbedingt mit ihr fliehen wollen, weil er sicher gewesen war, verdammt sicher, dass ihre Liebe echt war, genau wie ihre Aussagen über das Imperium. Vielleicht war all das, nach zweieinhalb Monaten naiv gewesen.
Elise hingegen kannte er länger. Sehr, sehr viel länger. Nicht nur ein paar Monate.
Ach, all das, es war zermürbend.

„Sie wurde gebissen, von etwas, dass ich als mutiertes Wesen bezeichnen würde. Das Virus hat bis vor kurzem in ihr geschlafen und ist jetzt wieder erwacht. All das klingt ziemlich an den Haaren herbeigezogen und vermutlich brauche ich nicht nur einen Mediziner, sondern jemanden, der die Macht zum Heilen nutzen kann.“ Jemanden wie Brianna oder Ian.
„Tja, oder jemanden, der wagemutig ist, mit mir zu suchen. Am Ort des einstigen Geschehens Interesse?“ Riuen lachte über diese Frage, die nicht ernst gemeint war.

Er würde Hilfe brauchen, von einem ganzen Team. Von Jedi. Was ihn unweigerlich wieder zu einem Gedanken brachte, der sich aufgetan hatte.
Ein Gespräch mit Eowyn musste her. Sie musste ihn befördern – denn als Ritter würde er sich ein Team suchen können. Als Padawan hingegen? Brauchte er für jeden Atemzug eine Erlaubnis.

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-> weiter von Weltraum (Neue Republik)

Weltraum nahe Coruscant | an Bord des Jedishuttles | Aleron Blackthorne und Fabienne Bertheau, Lateef und Tara Li im Cockpit

Willkommen zu Hause hatte Fabienne ihnen gewünscht. Ein schönes Willkommen war das gewesen. Die Verteidigungsstreitkräfte im Sternensystem befanden sich bei ihrer Ankunft in Alarmbereitschaft und selbst mit ihren Identifikationscodes vom Jedi-Orden waren sie nicht einfach zum Planeten ohne nähere Prüfung durchgelassen worden. Aleron und Fabienne bekamen davon anfangs gar nicht so viel mit, während sie im Inneren der Raumfähre an Kexel und der BD-Einheit arbeiteten. Alles was der Padawan wahrnahm, war ein gesteigertes Unruhegefühl. So richtig einordnen konnte er es jedoch nicht, immerhin strahlte die schiere Unzahl an Bewohnern des Planeten und weiteren Systems zu jeder Zeit alle Arten von Emotionen aus unendlich vielen Gründen aus.

Schließlich kam die angespannt klingende Nachricht über das Interkom, dass sie die HoloNet-Nachrichten abrufen sollten. Wonach genau sie suchen sollten, wurde nicht gesagt, aber das war auch gar nicht nötig. Alle einschlägigen Nachrichtenportale kannten nur ein Thema. Zunächst einmal war da die Antrittsrede der neuen Imperatorin, die auf jede erdenkliche Weise zerpflückt und analysiert worden war. Die Jedi hatten wohl ihren Amtsvorgänger getötet und sie forderte nun die Auslieferung der Attentäter. Fast noch prominenter war da aber die Antwort des Kanzlers der Republik. Ein Präventivschlag auf Kashyyyk war befohlen worden und das Ganze ohne vorherige Genehmigung des Senats oder auch nur Abstimmung mit den Fraktionsführern. Die Sache war sehr kontrovers und stand der Aussage des Kanzlers in nichts nach, dass die Jedi wohl nicht in Absprache mit der Politik gehandelt hatten.

Das erklärte dann auch die Unruhe, die Aleron gespürt hatte, seitdem sie den Hyperraum verlassen hatten und nun wunderte er sich auch nicht mehr, dass der Anflug so lange dauerte. Krieg war ausgebrochen, der Frieden war nun vorbei. Bedeutete das, dass sie auch bald auf einem Schlachtfeld stehen würden? Die Jedi bezeichneten sich als Hüter des Friedens und bestanden darauf, keine Soldaten zu sein. Und doch standen sie nun mehr oder weniger im Mittelpunkt dieses neuen Konflikts. Der Morellianer sah dem keineswegs froh entgegen. Was ihn betraf, hatte er seine Schuldigkeit für die Republik bereits mehr als erfüllt. Trotzdem wurde er noch als Reservist geführt und er konnte sich nur schwer vorstellen, dass er nicht wieder einberufen werden würde. Sicher, der Jedi-Orden hatte die Befugnis den Einberufungsbefehl zu überstimmen und würde es ganz sicher auch tun. Aber welche Befehle würde er stattdessen vom Orden erhalten?

Die kommenden Tage würden es zeigen und eine alt bekannte Ruhe legte sich über Aleron. Er konnte diese Dinge nicht beeinflussen, also machte er sich darauf gefasst, sie zu nehmen, wie sie auf ihn zukamen. Stattdessen konzentrierte er sich auf Dinge, die er tatsächlich beeinflussen konnte. Da wäre zum Beispiel die Reparatur der BD-Einheit vor ihm auf dem Tisch (und auch Kexel, der neben ihm saß) und die Überprüfung und Instandsetzung seiner persönlichen Ausrüstung. Nicht zuletzt war da noch das Training verschiedener Machttechniken und selbstverständlich auch nicht zuletzt der Umgang mit dem Lichtschwert. Ihm würde ganz sicher nicht langweilig werden, bis sie eine neue Aufgabe vom Orden erhielten.

Nach der Landung machte Tara sich schnell rar. Sie wollte Bericht erstatten und mehr über den Zustand des Ordens erfahren. Kein Wunder auch, immerhin würde nicht alles im HoloNet zu finden sein, was tatsächlich passiert war. Derartiges Wissen war natürlich nur ordentlichen Mitgliedern des Jedi-Ordens vorbehalten. Also blieb Aleron bei den Rangern, um die Übergabe der Raumfähre an den Fuhrpark zu begleiten und natürlich auch die Droiden in die Werkstatt zu bringen, dort zu erklären, wo und wie sie in ihren Besitz gelangt waren und sich letztlich eine der vielen Arbeitsstationen zu sichern, um wie versprochen mit Fabienne zusammen an Kexel zu arbeiten und natürlich auch die BD-Einheit in Stand zu setzen.

Mit Kexels Bauplänen kamen sie tatsächlich ziemlich gut voran. Wie vermutet mussten ein paar der Teile tatsächlich handgefertigt werden, aber alles, was sie dafür benötigten, war im Jeditempel zu finden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Kexel wieder voll funktionsfähig war, was den Droiden froh zu stimmen schien. Während er ein Ölbad nahm, setzte sich Aleron wieder an die BD-Einheit. Ihr Speicher war leider nicht zu retten, sodass der kleine Droide nur mit Werkseinstellungen wieder aktiviert werden konnte. Mehr als bedauerlich zwar, aber das ließ sich leider nicht ändern. Direkt nach der Aktivierung scannte die BD-Einheit das Gesicht des Morellianers und schien daraufhin wie auf ihn geprägt zu sein. Seine Programmierung ließ ihn allerlei kauzige Posen einnehmen und er schien gemäß seinem ursprünglichen Zweck auch sehr neugierig zu sein. Es wäre nur schön gewesen, würde er bei seinem Erkundungsdrang nicht so viel Chaos stiften in der Werkstatt...

Coruscant - Jeditempel | Droidenwerkstatt des Tempels | Aleron Blackthorne und Fabienne Bertheau, Kexel, BD-7, diverse Techniker und andere Droiden
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation

Es war merkwürdig, wie sehr man sich an das Zeitdehnen gewöhnen konnte.

Nach einer Weile ... Tagen, Wochen, Jahren, ich wusste es nicht. Hörte ich auf, jede Stunde zu zählen, die sich wie ein Leben anfühlte. Ich begann stattdessen, die Wiederholungen zu kartieren: das Aufschwellen des Schmerzes wie eine Welle, die sanfter zurücklief, das dumpfe Rauschen der Macht hinter Glas, das Schaben von Metall, wenn ein Medidroid an meinem Bett arbeitete. Selbst der Parasit in mir bekam einen Rhythmus. Er stieß nicht mehr ständig gegen mich, er lag oft nur lauernd da, wartete, prüfte, horchte, ob ich irgendwo eine Lücke ließ.

Ich ließ ihm keine. Nicht freiwillig.

Ich blieb klein, eng, flach im Geist, wie ein Tier, das sich tot stellt, damit die Raubkatze weiterzieht. Nur, dass meine Raubkatze nicht weiterzog. Sie hatte sich eingerichtet. In mir. Die Schmerzen hatten mich dazu gebracht etwas zu offenbaren, ein schwaches Echo zu Riuen zu schicken. Wie dumm das war. Wie konnte ich nur? Was erwartete ich? Dass er nun losgehen und um Hilfe bitten würde? Ich hätte es besser wissen müssen. Wieder setze ich ihn Gefahren aus. Und diesmal auch noch höchst selbstsüchtig. Und doch blieb ich gefangen. Liegend. In einem Körper, der nur noch indirekt mir gehörte. Bis sich etwas änderte, das nicht von mir ausging.

Es begann als feine Verschiebung im Grundrauschen der Macht, ein leises Kippen der Temperatur. Ein Name fiel. Nicht gesprochen, nicht in meinem Zimmer. Er fiel ins Gefüge selbst, schlug dort auf wie ein Stein in tiefem Wasser und jagte Wellen durch meinen benommenen Geist. Thearterra. Der Parasit in mir reagierte, bevor ich es bewusst registrierte. Er spannte sich zusammen wie ein Muskelkrampf, ein schwarzer Punkt, der sich zur Kugel verdichtete. Ein kalter, scharfer Stich fuhr mir über die Wirbelsäule, ließ meine Finger im Nichts der Sedierung zucken. Kälte-Bilder flackerten auf. Keine Vision, mehr ein Reflex: Eis, Metall, der Geschmack von unterdrückter Panik in recycelter Luft.

Ich griff nach dem Namen, noch bevor er ganz verklungen war. Thearterra. Ich hatte ihn in Riuens Kopf gespürt, in seinen verzweifelten Suchbewegungen zwischen Archiven und Gerüchten. Ein Höllenplanet, hatte ich ihn genannt. Imperial. Eistempel. Labor.

Eine zweite Welle rollte durch die Macht, schwerer, tiefer. Entscheidung. Zustimmung, widerwillig vielleicht, aber fest. Der Parasit zuckte, zog Fasern in mir enger, als wollte er sich festkrallen an dem, was da kam. Das war das erste Mal, dass ich so deutlich spürte: Thearterra gehörte in seine Geschichte. Nicht nur in meine.

Und dann war da er.

Nicht im Raum, nicht einmal in der Nähe. Aber in der selben Schwingung. Riuen tauchte in meinem inneren Feld auf wie ein Signal, das durch eine dichte Atmosphäre bricht. Schärfer als sonst. Konzentrierter. Die Emotionen, die ich an ihm kannte, Zorn, Sorge, Trotz ordneten sich in einem Muster, das ich nur zu gut kannte: das Muster eines Menschen, der kurz davor steht, einen Schritt zu tun, von dem er weiß, dass es keinen einfachen Weg zurück gibt. Ich brauchte keine Worte von außen. Ich musste niemanden darüber reden hören.

Etwas in mir riss. Ich konnte vieles hinnehmen, meinen eigenen Körperverlust, meine Hilflosigkeit, die Tatsache, dass in mir etwas Dunkles horchte. Aber nicht, dass er allein in diese Hölle ging, nein. Nicht, dass er für mich ging, während ich hier lag und atmete, ohne wirklich anwesend zu sein. In diesem nein war mehr Macht, als ich in den letzten Monaten bewusst gefühlt hatte.

Der Parasit bekam es als erster ab. Er versuchte, den Impuls zu packen, ihn zu verdrehen, ihn zu nutzen, doch meine Entschlossenheit war keine feine, formbare Energie – sie war ein Holzpfahl, den ich mitten in mein Zentrum rammte. Sie war primitiv, ungeschliffen, aber felsenfest. Ich spürte, wie der Knoten kurz ins Leere griff, aus dem Gleichgewicht kam. Es reichte, um eine Lücke zu reißen. Ich nutzte sie. Ich spannte den Faden. Nicht langsam, nicht vorsichtig wie zuvor. Ich griff nach der Resonanz, die Riuen in meinem Bewusstsein hinterlassen hatte – nach seinem kalten Blau mit warmem Schnitt, nach der Vertrautheut seiner Gegenwart – und zog. Der Parasit brüllte stumm, ich biss die Zähne innerlich zusammen und hielt ihn fest.

Der Faden sprang an.

Ich nahm ihn nicht als klare Linie wahr, eher als plötzliche Entlastung, als würde ich einen verspannten Muskel dehnen, der über Monate verkrampft gewesen war. Ich drückte mehr hinterher. Bilder, Emotionen, Wortfragmente. Kein elaborierter Plan, nur das, was mich in diesem Moment ausmachte:

Nicht allein.
Nicht dort.
Nicht für mich.


Ich sagte es zu mir selbst, womöglich auch zu jedem, der in der Lage war, das Echo zu empfangen, doch es war sehr schwach.

Der Parasit nutzte die geschwächte Barriere, um sich wieder einzuklinken. Er versuchte, meinen Impuls zu schwärzen, mit jener schmierigen Angst, die die dunkle Seite liebt, weil sie alles klebrig macht. Ich ließ ihn nicht. Ich hielt die Gefühle so sauber, wie ich konnte: meine Angst um ihn, ja, aber auch mein Vertrauen in seine Fähigkeiten, mein Wissen darum, dass er Thearterra überleben kann. Nur eben nicht, wenn ich mir die Hände binden lasse.

Das Geräusch des Monitors sprang. Irgendein Alarmton setzte ein, schrill, fordernd. Schritte eilten. Stimmen wurden schärfer. Jemand griff nach meinem Arm. Der Parasit packte gleichzeitig meine Nerven, versuchte, mich zurück ins Dunkel zu reißen, das ihm so gut gefallen hatte. Aber ich hatte jetzt einen Vektor.

Er geht nach Thearterra.

Dieser Gedanke war kein Angstbild mehr, er war ein Befehl an mich selbst. Solange ich im Nebel lag, konnte ich nichts tun. Solange ich nicht
einmal meine Augen öffnen konnte, war alles, was sich bewegte, außerhalb meiner Reichweite. Ich hatte es akzeptiert, solange es nur um mich ging. Mit ihm als Einsatz wurde das ganze hier untragbar. Ich bündelte die gesamte Wut, die ich auf diese Situation hatte. Auf das Virus, auf mein Pech, auf die Kontrolle der Heiler, auf den Rat, auf mich selbst und legte sie unter meine Motorik. Nicht als dunklen Schub, sondern als blanke Weigerung, noch länger zu liegen. Wut ist gefährlich. Aber sie ist auch Energie. Und ich war zu lange ohne gewesen.

Mein Brustkorb hob sich. Nicht das automatische Dehnen der Maschine, die seit gefühlten Ewigkeiten für mich arbeitete. Meiner. Muskeln zogen, zitternd, längst verkümmert von der Inaktivität, aber sie gehorchten schwerfällig. Luft fuhr brennend in meine Lunge, als würde ich zum ersten Mal atmen. Ich verschluckte mich fast daran. Ein trockener, kratzender Husten erschütterte meinen Körper, so gewaltig, dass es mir vorkam, als würde mich jemand von innen schütteln.

Der Parasit strauchelte. Die Heilerin, die an meinem Bett stand, schnappte hörbar nach Luft. Ich nahm das wahr, ohne es wirklich zu sehen. Meine Augen waren noch geschlossen, die Lider schwer wie Blei. Aber ich war an der Oberfläche.

"… wach… sie…" Bruchstücke einer Stimme drangen zu mir durch. Ich hörte das scharfe Zischen eines Injektors, irgendwo nah an meiner Haut. Eine Welle aus kühler Ruhe schwappte in mein System. Sedierung. Schutz.

"Nein", brachte ich hervor. Das Wort löste sich von meinen Lippen wie ein Stein, der zu lange am Boden eines Sees gelegen hatte. Ohne, dass ich es kontrollieren konnte war meine Hand an den Arm der Schwester gerast, um sie von der Injektion abzuhalten. Stille, eine Sekunde lang. Dann hektische Aktivität. Ich fühlte, wie die Heilerin die Dosis justierte, wie sie versuchte, die Linie zu finden zwischen Stabilisierung und erneuter Versenkung. Sie konnte nicht wissen, dass genau diese Linie der einzige schmale Steg war, der mir blieb.

Ich griff nach der Macht, so vorsichtig, wie ich es unter diesen Umständen konnte. Kein großer Schub, nur ein Tasten entlang der Restströme im Raum. Ein altbekanntes Muster strich an mir vorbei. Eine Präsenz, die wie eine kühle Hand über der aufgeregten Energie der anderen lag.

Ich war wach.

Und ich schwor mir, wach zu bleiben. Komme was wolle.

Und ich würde nicht zulassen, dass er dort allein hinging.

"Das reicht!" herrschte eine ihr bekannte Stimme in den Raum, um die Schwester von ihrer unüberlegten Tat abzuhalten. "Unfassbar, was du hier für ein Drama abziehst", sagte sie gen Elise gerichtet. Dann setzte sich die Person vorsichtig an ihr Bett und ergriff die verkabelte Hand der Ritterin. Sie erkannte die raue, aber gepflegten Hände ihrer Heiler-Freundin sofort "Willkommen zurück, Elise."

Coruscant - Jedi-Tempel - Krankenstation - mit Krina, Schwester
 
Weltraum( NR)- Im Anflug auf Coruscant- Jedi-Shuttle- mit Aleron- Tara und Lateef im Cockpit

Der Rest des Fluges verlief angenehm ruhig. Aleron und sie bastelten nebeneinander vor sich hin und Fabienne fand eine angenehme Form von Frieden. Von ihr aus könnte es so bleiben, aber das war Wunschdenken. Es begann damit, das Alerons Bastel-Geschwindigkeit so sehr zurück ging, dass es ihr auffiel. Er wirkte abgelenkt irgendwie. Als sie sich Coruscant näherten, erklang das Interkom und Lateef schlug mit einem merkwürdigen Unterton vor, dass sie mal die Holonet-News einschalten sollten. Etwas, das Aleron und sie natürlich umgehend machten. Zwei Schlagzeilen wechselten sich ab: Die Machtübernahme einer neuen Imperatorin und eine Ansprache des republikanischen Kanzlers, der den nächsten Krieg ausrief. Fabienne spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Ja, sie war für diesen Fall ausgebildet worden. Und es war doch irgendwie klar gewesen, dass der Frieden nicht ewig halten würde. Aber es war eine schöne Illusion gewesen, die jetzt in genau dieser Sekunde platzte. Zu allem Überfluss gab man den Jedi die Schuld an dem erneuten Kriegsausbruch und der Kanzler distanzierte sich deutlich von den Aktionen der Jedi. Eine Kluft wurde sichtbar, die gerade jetzt eigentlich nicht existieren dürfte. Ihr Blick wanderte zu Aleron, der stoisch auf den Bildschirm sah, als würde er gerade den Wetterbericht sehen. Wow. Fabienne atmete tief durch.

"Puff. Das wars dann mit dem Frieden oder was auch immer das war."

murmelte sie leise. Und Willelme galt immernoch als vermisst. Die aktuellen Entwicklungen würden nicht dabei helfen, ihn nach Hause zu holen. Für einen Moment hatte Fabienne das Gefühl, die Realität würde in tausende Trümmer zerbröckeln als Hoffnungen schwanden und eine kalte Arbeitswut sie packte. Ein Schritt nach dem Anderen. Auf Coruscant ankommen, ihre Nachrichten sichten- vielleicht gab es ja doch ne Meldung über Will- Kexel herrichten, wie sie es versprochen hatte. Sicherlich würde man sie nicht sofort entsenden, sonst hätten sie so eine Meldung bereits erhalten. Und was hatte ihr Ausbilder gesagt? Solang es keine anderen Befehle gab, wurde weiter die Hülle poliert. Jede Spekulation führte zu nichts als zu Ablenkung und Ablenkungen konnten schnell tödlich sein. Darum legte Fabienne wirklich bewusst den Fokus auf das, was jetzt getan werden musste. Auf das, was klar war.

Nach der Landung suchte Tara umgehend das Weite, ebenso wie Lateef und sie blieb mit Aleron allein zurück.Sie sprachen nicht viel miteinander. Nur das Nötigste, aber das war ok. Es fühlte sich nicht unangenehm an und die Arbeit an den Droiden machte sogar Spass. Fabienne hatte noch nie einen Droiden repariert. Ihre technischen Kenntnisse lagen eher bei Raumjägern. Aber das hier war eine willkommene Abwechslung. Als sie alles repariert hatten, was mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln möglich war, brachte sie den Droiden zum Ölbad. Während dessen bastelte Aleron an seinem Droiden wieder und Fabienne beobachtete ihn vom Öl-Bad aus. Ob er als Junge auch gern gebastelt hatte? Oder sah er das hier halt einfach als nötiges Übel an? Er sah so zufrieden aus, das Fabienne fast glaubte, dass er auch als Junge gern Droiden oder ähnliches zusammengeschraubt hatte. Bevor sie aber eine Frage in der Richtung formulieren konnte, erwachte die BD-Einheit zum Leben und machte sich zu allererst mit seinem neuen Herren vertraut, ehe er noch etwas unkoordiniert begann, die Werkstatt zu erkunden. Dabei riss er Kisten und Werkzeuge runter und warf andere Gegenstände um. Fabienne ging etwas hinter Kexel in Deckung und grinste über dessen Körper hinweg zu Aleron.

"Vielleicht wollte er eigentlich ein Pit-Droide werden. Die sind bekannt für so ein Chaos."

Sicherlich würde Aleron noch damit beschäftigt sein, den Droiden wieder einzufangen. Sie hingegen begann, die umgeworfenen Gegenstände wieder aufzustellen und das runtergefallene Zeug aufzuheben. Und bekam dabei das Gefühl, dass sie sowas vor noch nicht allzu langer Zeit schon einmal gemacht hatte. Die Droiden sorgten auf jeden Fall dafür, dass ihnen nicht langweilig wurde. Plötzlich piepte ein Com, aber Fabienne konnte nicht sofort ausmachen, woher das Piepen kam.

"War das meins oder deins?"

fragte sie und griff bereits nach ihrem Com. Keine Nachricht. Das war nicht ihres gewesen. Sie sah zu Aleron. Vielleicht war das eine Nachricht von Tara mit dem neuen Marschbefehl? Nein. Sie musste diesen Krieg nicht allein führen und Aleron auch nicht. Sie waren nicht allein! Sie würden ein Teil davon sein, aber wahrscheinlich würde sie die Art ihrer Einsätze kaum von denen unterscheiden, die sie jetzt schon erledigt hatten. Piraten, Verbrecherkartelle, Rancors, Imperiale. Sie alle wollten ihnen doch eigentlich als Leder. Es machte doch garkeinen Unterschied. Und das war doch das, wofür sie da waren! Jetzt erstmal wartete Fabienne neugierig ab, was Alerons Com ihm mitteilen wollte- und ob sie ein Teil von dem sein würde, was jetzt kam. Irgendwie konnte sie sich nach allem, was geschehen war, schlecht vorstellen, in Zukunft nicht mehr an seiner Seite zu sein. Nein, sie sollte zusehen, ihm fest zugeteilt zu werden. Sie arbeitete gut mit ihm zusammen und wollte auch noch an seiner Seite bleiben. Sie musste Apodaca fragen, wie sie das am besten anstellen konnte.

Coruscant-Jedi-Tempel- Ranger-Bereich- Werkstatt- mit Aleron und anderen Rangern.
 
Coruscant - Jeditempel | Droidenwerkstatt des Tempels | Aleron Blackthorne und Fabienne Bertheau, Kexel, BD-7, diverse Techniker und andere Droiden

Alle Versuche, die kleine BD-Einheit wieder einzufangen, schlugen fehl und dann meinte Fabienne noch, dass an ihm scheinbar ein Pit-Droide verloren gegangen war. Aleron konnte dazu nur mit den Schultern zucken.

„Scheinbar schon. BD-7, lass das in Ruhe. Das ist empfindlich! Nein, krieche da bitte nicht rein. Jetzt komm doch mal her und lass mich dein Gyroskop neu kalibrieren...merkst du nicht, wie du humpelst und Schlagseite hast?!“

Der Morellianer begann schon, zu bereuen, den kleinen Droiden reaktiviert zu haben, als die kleine Jagd durch ein piependes Kom unterbrochen wurde. Fabienne fragte, ob es ihres oder seine gewesen war und die Überprüfung ihres eigenen fiel negativ aus. Aleron hatte da mehr Glück. Es war eine offizielle Nachricht der Ordensleitung. Er wurde gebeten, morgen Vormittag im Ratsaal zu erscheinen? Die Überschrift der Nachricht las er laut vor.

„Feststellung zur Eignung zum Ritter...huh.“

Das ließ den Morellianer innehalten. War er wirklich schon bereit dafür? Es war keineswegs so, dass er die Verantwortung scheute, aber war er wirklich bereit für diesen Schritt? Es gab noch so viele Dinge, die er nicht oder nur kaum verstand. Andererseits war er wirklich weit gekommen, seit er dem Orden beigetreten war. Er war heute ein ganz anderer Mann als er es damals gewesen war und er hatte schon mehr als einmal festgestellt, dass er sich nicht vorstellen konnte, zurück in sein altes Leben zu kehren. Selbst wenn man jetzt nach dem Kriegsausbruch ihn bei den Republic Marines sicher mit Kusshand empfangen würde.

Aber für Aleron gab es kein Zurück mehr. Der Jedi-Orden war sein neues zu Hause geworden und der Morellianer hatte nicht vor, den Orden in den nächsten 50 oder auch nur 20 Jahren zu verlassen. Er war überzeugt davon, hier noch viel lernen und auch viel Gutes tun zu können. Tara war offensichtlich ähnlicher Meinung gewesen, warum sonst hätte sie in die Wege geleitet, dass er geprüft werden sollte? Die Einladung allein war ein enormer Vertrauensausspruch und es beruhigte ihn auch genauso, wie es ihn anspornte. Aleron wollte das in ihn gesetzte Vertrauen keineswegs enttäuschen, also würde er morgen sein Bestes geben.

„Ihr werdet verstehen, dass ich mich nun entschuldige. Ich will mich auf morgen ausgiebig vorbereiten und meditieren. Kexel, passe bitte auf BD-7 auf, bis ich wieder da bin. Fabienne, ich melde mich bei dir, wenn ich aus dem Ratszimmer wieder heraus gekommen bin und dann sehen wir weiter.“

Fabienne wünschte ihm Glück genauso wie Kexel, BD-7 hingegen war weiter damit beschäftigt, für Unruhe in der Werkstatt zu sorgen. Aber das war ein Problem für morgen Nachmittag. Jetzt einmal wollte sich Aleron auf das Gespräch mit dem Jedi-Rat vorbereiten und es morgen auch hinter sich bringen. Also buchte er einen Meditationsraum und zog sich zurück, um dort seine Gedanken zu ordnen und sich zu sammeln. Dabei legte sich der Morellianer sein Lichtschwert in den Schoß, um sich noch ein wenig mehr auf die Dantarikristalle einzustimmen. Einmal mehr stellte er fest, dass die Verbindung ihn mit neuer Kraft durchflutete und ihn die Macht so klar wahrnehmen ließ wie noch nie.

Irgendwann erhob sich Aleron und aktivierte sein Lichtschwert, um die Grundbewegungen von Form I und auch Form V durchzugehen. Shii-Cho beherrschte er mittlerweile routiniert, während er bei Shien und Djem So noch ganz am Anfang stand. Dennoch, alle Bewegungen waren ihm vertraut und so brach die Meditation auch nicht, als er sich körperlich zu verausgaben begann. Das Zeitgefühl ging ihm ganz verloren, aber das war in Ordnung. Viel wichtiger war, seine Verbindung zur Macht in diesen Stunden zu pflegen und zu stärken. Als er schließlich aus der Trance wieder auftauchte, war sein Körper vollkommen verschwitzt, aber der Atem war ruhig und kontrolliert, was ein gutes Anzeichen dafür war, wie gut er mittlerweile die Meditation beherrschte. Jetzt aber musste er erst einmal dringend in die Nasszelle und nach einem leichten Abendessen ging es recht schnell ins Bett, nachdem Aleron noch einmal über den Jedi-Kodex und seine Bedeutung meditiert hatte.

Der Wecker klingelte um 4 Uhr morgens. Aleron betätigte den Stummknopf beim ersten Ton, da seine innere Uhr ihn schon ein paar Minuten früher hatte aufwachen lassen. Ohne weitere Umschweife verließ der Padawan sein Quartier und ging zum Sportbereich. Erste Aufwärmübung 4:15 Uhr, erst dehnen, dann 20 Kniebeugen und 10 Liegestützsprünge, anschließend 10 km Dauerlauf. Heutige Zeit: 41:58 Minuten. Nicht schlecht, und Beinahe seine Bestzeit. Es folgten 5 Sets zu je 20 Liegestützsprüngen, diesmal erfolgt jeder Sprung aus der Hocke über einen Turnkasten. Anschließend 5 Sets zu je 10 Klimmzügen. Heutige Zeit je Set im Schnitt 85 Sekunden. Nicht schlecht, aber auch keine Bestzeit. Abschließend zum Runterkommen ging es in die Schwimmhalle, 1000 m in 22:31 Minuten. Nicht schlecht, aber auch keine Bestzeit. Hier war Aleron in seinem Element und es half ihm, den Kopf für den heute so wichtigen Tag freizubekommen.

Es war nun 6 Uhr, Zeit zu duschen und zum Frühstück in der Kantine zu erscheinen. Anschließend morgendliche Meditationsübung. Die Routine half Aleron dabei, einen guten Teil seiner Nervosität abzulegen. Hatte er Angst, zu versagen? Keineswegs. Aber die Vorladung zur Ratskammer stellte trotzdem eine große Unbekannte dar, immerhin konnten Padawane in den obersten Ebenen nicht frei ein- und ausgehen. Ein Ratsmitglied hatte er außerdem bis heute nicht einmal getroffen. Zurück im Quartier rasierte und frisierte sich der Morellianer mit voller Aufmerksamkeit, er wollte einen guten ersten Eindruck erzeugen und so prüfte er auch, dass seine Roben in makellosem Zustand waren, bevor er das Quartier verließ. An der Stelle stach seine Militärvergangenheit definitiv durch. Aleron glaubte zwar nicht, dass der Jedi-Rat ihn wie ein Militärausbilder schelten würde, aber es schadete trotzdem nicht, auf ein gepflegtes Äußeres zu achten.

Zur gegebenen Zeit fand sich dann der Padawan am gegebenen Ort ein. Man erwartete ihn und so wurde er von den Wachen durchgelassen und der Person im Vorzimmer angekündigt. Hier aber wartete eine kleine Überraschung auf ihn. Tara hatte Aleron hier erwartet, fand sie hier aber nicht vor. Stattdessen aber wartete Fabienne im Vorzimmer. Was sie hier wohl wollte? Ihm Glück wünschen? Das war wirklich lieb gemeint, aber er hatte ihr doch gesagt, er würde sich umgehend bei ihr melden, wenn die Sache vorbei war.

Coruscant - Jeditempel | Vorzimmer der Ratskammer | Aleron Blackthorne und Fabienne Bertheau, Jediwachen (NSCs)
 
Coruscant-Jedi-Tempel- Ranger-Bereich- Werkstatt- mit Aleron und anderen Rangern.

Eines war sicher: Aleron würde mit der BD-Einheit noch einiges zu tun haben. Der Padawan lief hinter dem Droiden her und versuchte ihn von weiteren Dummheiten abzuhalten. Der Droide war jedoch wie ein junger Hund und fühlte sich offensichtlich überhaupt nicht angesprochen. Fabienne begann zu lachen, weil die Situation zu lustig war. Das Piepen des Coms beendete die Szene jedoch und Aleron las den Titel der Nachricht vor, die sein Com erreicht hatte. Fabienne runzelte die Stirn.

"Wow!"

erklärte sie und huschte zu Aleron, um über seinen Arm auf die Com-Nachricht zu schauen.

"Jetzt wirds ernst, hmm?"

meinte sie und musterte sein Gesicht auf der Suche nach Unsicherheit.

"Hey, du schaffst das! Du hast nen Rancor platt gemacht! Das hat nur so lange gedauert, weil du nur nen Übungslichtschwert hattest. Die Prüfung schaffst du locker!"

Sprach sie ihm Mut zu. Aber das allein reichte wohl nicht, denn er stieg über das entstandene Chaos und verabschiedete sich, um sich auf die Prüfung vorzubereiten.

"Na klar. Ich drück dir die Daumen!"


erklärte sie noch, ehe es hinter ihr schepperte, weil die kleine BD-Einheit in ihrer Neugierde eine Kiste mit Ersatzteilen umgerissen hatte. Fabienne seufzte und Aleron erklärte noch, dass er sich bei ihr melden würde, wenn er fertig war. Sie nickte und warf dann die Hände in die Luft. Das hier wieder aufzuräumen würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Und Kexel musste auch bald aus dem Ölbad raus. Sie hatte auf jeden Fall zu tun. Als sie sich nochmal umdrehte, war Aleron bereits gegangen und hatte sie mit dem Chaos allein gelassen. Auch wenn sie die Situation durchaus verstehen konnte, beschloss sie, ihn das nächste Chaos aufräumen zu lassen. Seufzend begann sie die Sachen aufzusammeln.

"BD-7, guck dir das Chaos mal an! Du hast keine Hände, um das wieder aufzusammeln. Bitte, sei etwas vorsichtiger. Wenn du etwas sehen willst, gib einfach bescheid und wir zeigen es dir. Aber reiss nicht mehr alles um, ok?"

Die BD-Einheit piepte bestätigend, ehe es gegen einige Stangen taumelte, die dann ebenfalls scheppernd umfielen. Das würde ein langer Tag werden. Am Ende blieb Fabienne tatsächlich nichts anderes übrig, als ein Stück Stahlseil am Hals der BD-Einheit zu befestigen und das andere Ende Kexel in die Hand zu drücken. Damit sah der Ausbildungsdroide aus, als würde er ein Hündchen ausführen. Aber nur so kam Fabienne mit dem Aufräumen überhaupt vorwärts, ohne das für eine eingeräumte Kiste zwei weitere auf dem Boden landeten. Es war spät und ihr Magen knurrte schon eine ganze Weile, als sie endlich die letzte Kiste in das Regal zurück stellte. Ihr Rücken tat weh und sie fühlte sich dreckig- wahrscheinlich war sie es auch. Sie sah die BD-Einheit an und schüttelte den Kopf.

"Ich sollte dich im Quartier deines Herren von der Leine lassen! Aber das wär gemein, vor allem jetzt! Also kommst du erstmal mit zu mir, zusammen mit Kexel. Ich bring dich morgen wieder zu ihm."

Müde stemmte sie sich hoch und winkte die Droiden mit sich. Eine heisse Dusche und was zu Essen wär jetzt toll! Nachdem sie ersteres erledigt hatte, liess sie die Droiden in ihrem Quartier. Kexel protestierte zwar, dass der Aufenthalt im Tempel doch jetzt die Gelegenheit wäre, seine Daten zu komplettieren und die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte in seinen Speicher aufzunehmen. Aber Fabienne befahl ihm, die BD-Einheit in ihrem Quartier zu hüten. Kexel konnte losziehen, sobald Aleron sein kleines Chaos wieder selbst hüten konnte. Jetzt würde sie einfach noch was essen gehen und da sie wegen der späten Stunde wahrscheinlich niemanden mehr antreffen würde, den sie kannte, nahm sie ihr Datapad mit.

In der Kantine sah ihr Teller ziemlich wild aus. Sie hatte wirklich hunger und hatte nicht wirklich drauf geachtet, was alles auf ihrem Teller landete. Hauptsache es war essbar. Während sie kaute, scrollte sie durch ihre Nachrichten. Es war jedes mal wie ein kleiner Absturz. Erst die Hoffnung, dass man ihr schreiben würde, das man Will gefunden hatte...und dann nichts. Garnichts. Nichtmal ein "Wir suchen noch." Nein, einfach nichts. Sie starrte auf die Nachrichten von ihrer Uni und von Valerie und diversen Vertretern von Firmen, die ihr Offerten für eine Lieferung oder Zusammenarbeit unterbreiteten. Alles zweitrangig eigentlich. Sie deaktiverte das Display und starrte Gedankenverloren vor sich hin. Überrascht stellte sie irgendwann fest, dass ihr Teller leer war. Sie hatte garnicht mitbekommen, wie sie das Essen im Automatik-Modus in sich rein gestopft hatte. Fabienne legte die Gabel auf den Teller und tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab. Sie hatte eindeutig zu lang mit Droiden gearbeitet jetzt. Sie wurde schon selbst einer! Apropos Droiden. Sie sollte die beiden nicht zu lang allein lassen! Also brachte sie ihr Geschirr weg und kehrte in ihr Quartier zurück. Schon im Gang hörte sie Kexel.

"Sei doch vernünftig!! Ranger Bertheau wird überaus ungehalten sein darüber!.."

Oh oh. Fabienne sprintete die letzten Meter zu ihrem Quartier und öffnete die Tür. Das Quartier sah aus, als hätte jemand einen Thermaldetonator rein geworfen. Die Schranktür hing schief. Ihre Kleider und Uniformen lagen verteilt auf dem Boden. Ihre Bettdecke und ihr Kissen lagen ebenfalls auf dem Boden. Ihre Nacht-Lampe versprühte Funken und mitten drin: Die BD-Einheit.

"Dein Ernst? Wo ist die Leine?"

fragte sie, während sie in das Schlachtfeld stapfte und ihre Bettwäsche aufsammelte.

"Ich dachte, dass er hier drin nicht so viel anstellen könnte. Offensichtlich ein Irrtum."


jammerte Kexel und Fabienne sah die BD-Einheit wütend an. Kurzerhand zog sie die Schubladen aus ihrem Nachttisch und kippte ihn auf die Rückwand. So schob sie ihn neben ihren Schreibtisch und begann erneut, die BD-Einheit zu jagen. Der ahnte, was ihm blühte und kreischte, als trachtete sie nach seinem Leben. Und bei allen schwarzen Löchern! Wenn er so weiter machte, demontierte sie ihn wirklich noch! Schliesslich warf sie sich auf ihn und hielt ihn fest.

"Hör endlich auf!!!"


schimpfte sie und setzte ihn dann in die improvisierte Kiste.

"Wenn du da raus kletterst, werf ich dich vom Balkon!"

fauchte sie und die BD-Einheit verstummte. Zumindest so lang, bis sie aufgestanden und ihm den Rücken zugedreht hatte. Dann gab der Kleine ein Knatschen von sich, dass man durchaus als Beschimpfung verstand.

"Und wenn du mich noch mal anmachst auch!"


Endlich kam Ruhe rein und Fabienne räumte wieder auf. Wenn das hier ihre Haupttätigkeit wurde, liess sie sich vielleicht doch noch versetzen!

Nachdem alles wieder hergerichtet war, fiel sie übermüdet in ihr Bett.Aber genau das übermüdet-sein verhinderte eine ganze Weile, dass sie einschlief. Statt dessen waren ihre Gedanken bei Aleron. Was ihn da wohl morgen erwartete? Vielleicht könnte Tara ihr was dazu sagen. Sie stellte ihren Wecker auf 5:30, nur um festzustellen, dass es bereits 1:19 war. Kurze Nacht, aber morgen stand wieder einiges auf dem Programm und sie wollte auch nicht als faul angesehen werden, wenn sie im Bett lag und schlief, während Aleron seine Prüfung ablegte. Idealerweise holte sie sich die Infos zur Prüfung vorher von Tara.

Der Wecker klingelte gefühlt natürlich nur Sekunden, nach dem sie die Augen geschlossen hatte. Zumindest waren die Schlaf-Phasen so kurz genug, dass es kaum Albträume gab. Also schwang sie die Beine aus dem Bett und deaktivierte das piepende Trauma auf ihrem Schreibtisch. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte und sich ein Frühstück gegönnte hatte, suchte sie auf einem Terminal das Quartier von Tara. Nur um festzustellen, dass sie nicht da war. Mit einem Lageplan in der Hand suchte sie in den Meditationsgärten und in der Krankenstation. Keine Spur und die Zeit lief ihr davon. Darum blieb ihr jetzt nur noch die Hoffnung, das Tara bereits bei diesem Prüfungssaal war und da auf Aleron wartete. Die beiden Jedi-Wächter vor der Tür hielten sie erstmal auf.

"Ich bin Rangerin Fabienne Bertheau und auf der Suche nach Ritterin Tara Li. Sie sollte jetzt her kommen, weil ihr Padawan die Prüfung ablegt."

Erklärte sie ihnen, nur um dann zu hören, dass weder Padawan Blackthorne noch Ritterin Li bisher anwesend waren. Aber man erlaubte ihr, im Vorraum zu warten. Fabienne lächelte und bedankte sich, ehe sie in den Vorraum trat. Der war wunderschön, vor allem die Aussicht. Der neue Tag trug Hoffnung mit sich. Und Erwartung. Fabienne sah auf die Stadt und fragte sich, wieviele Wesen lächelnd in den Alltag starteten und wie viele mit Angst, Trauer oder anderen Lasten zu kämpfen hatten, die sie von der Schönheit des Morgens abschirmten. Ein paar Minuten stand sie so da und entdeckte immer neue Details in der Umgebung, ehe die Tür sich öffnete und der Wächter Aleron ankündigte. Fabienne drehte sich lächelnd zu ihm um, nur um in sein verblüfftes Gesicht zu schauen. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern.

"Guten Morgen! Ich hab gehofft, Tara hier zu finden. Ich hab sie schon gesucht heut Morgen aber ich hab sie nicht gefunden."

Irgendwie tat Aleron ihr Leid deswegen. Sollte seine Ausbilderin jetzt nicht bei ihm sein? Damit er nicht allein da durch musste? Wie konnte sie diesen Moment verpassen?

Coruscant - Jeditempel - Vorzimmer der Ratskammer- mit Aleron und den Tempel-Wachen
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - junge Jedi-Schüler

Der Trainingssaal vibrierte leicht von den gedämpften Schritten der Jünglinge, während das Licht der Oberlichter sanft über den Boden wanderte. Es war ein heller, klarer Raum, dessen ruhige Atmosphäre im starken Gegensatz zum Lärm Coruscants stand, der trotz aller Dämmung wie ein tiefes Grollen unter der Oberfläche spürbar blieb. Daruq ging langsam zwischen den Schülern hindurch, die gerade ihre Grundhaltungen übten. Die Mischung aus Spezies war bunt wie selten: ein Rodianer, der zu oft blinzelte, eine Togruta, die jedes Geräusch sofort aufnahm, zwei junge Twi’lek, die sich ständig musterten, und ein Nautolaner, dessen Tentakel nervös in kleinen Bewegungen erzitterten.

Er blieb bei dem Nautolaner stehen, der die Djem-So-Haltung zum dritten Mal verlor.

"Lass die Schultern sinken", sagte er ruhig. "Du hörst zu viel gleichzeitig."

Der Junge nickte, nicht unbedingt zuversichtlich, aber zumindest bemüht, und versuchte es erneut. Ein paar Meter weiter gerieten zwei der Älteren in ein kleines, aber erwartbares Gerangel. Nichts Dramatisches, eher die Art kämpferisches Spiel, das entstand, wenn jemand sich beweisen wollte. Er musste nicht einmal etwas sagen. Sein Blick genügte, und die beiden trennten sich wieder mit einem Schulterzucken.

Über allem lag diese typische Mischung aus Konzentration und jugendlicher Ungeduld. Einige Schüler waren fokussiert, andere hielten ihre Klingen, als wollten sie losrennen. Der kleine Rodianer hob den Arm ein Stück zu hoch, worauf Daruq ihm sanft die Handfläche nach unten drückte.

"Nicht angreifen. Erst fühlen, dann reagieren."

Der Junge nickte, die Augen groß.

Die Partnerübungen begannen. Die ersten Klingen stießen leise gegeneinander, nicht als Treffer, sondern als kontrollierte Berührungen. Einige Paare bewegten sich erstaunlich flüssig, andere stolperten, fanden wieder in die Struktur. Daruq beobachtete alles mit ruhigen, distanzierten Augen. In seinen Bewegungen lag keine Hektik, eher die Art Gelassenheit, die nur jemand hatte, der jahrelang den Übergang zwischen Krieg und Frieden erlebt hatte. Trotzdem lag eine gewisse Schwere in seiner Haltung. Sie war kaum sichtbar, eher ein innerer Schatten, der nur sporadisch durch seine Mimik glitt. Die Nachrichten der letzten Zeit hatten Spuren hinterlassen. Es war unmöglich, diese Gedanken vollständig auszublenden. Doch er hielt sie zurück, so weit es ging. Es war ein guter Tag gewesen. So gut, wie ein Tag im Tempel sein konnte, während draußen in den Schatten der Republik alte Feinde erwachten.

Die Kinder brauchten diese Beständigkeit und die Aufgabe jetzt mehr denn je.

"Wechsel!", rief er schließlich mit fester Stimme. Sie tauschten ihre Partner, sammelten sich neu. An der Tür bewegte sich gerade eine schlanke Gestalt, als würde jemand kurz hineinschauen wollen, ohne die Gruppe zu stören. Ein älterer Padawan? Jemand vom Lehrstab? Vielleicht auch ein Besucher, der einen Moment wartete, um Daruq zu sprechen. Er bemerkte wie der Person eintrat und winkte sie zu sich herüber.

Er wandte den Kopf nicht vollständig ab von der Gruppe. Seine Aufmerksamkeit blieb halb bei den Schülern, halb bei der Person am Rand des Saales. Es war eine dieser Situationen, in denen jederzeit etwas passieren konnte – ein kurzer Austausch, eine Unterbrechung, eine neue Aufgabe, die ihn aus dem Training riss. Der Rodianer stolperte über seinen eigenen Fuß, fing sich aber gerade noch und sah zu Daruq, als warte er darauf, ob der Ritter einschreiten würde. Er hob eine Hand.

"Alles gut. Fang einfach neu an."

Die Gruppe bewegte sich weiter.

Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - junge Jedi-Schüler - Calen
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Trainingsraum – Calen Rynn, Daruq, junge Jünglinge (NPC)

Calen blieb im Türrahmen stehen, als hätte er es nicht ganz geschafft, den letzten Schritt zu setzen. Der Raum war größer als erwartet – hell, weit und erfüllt von einer Konzentration, die ihn fast körperlich berührte. Überall Bewegung: Jünglinge, die sich bemühten, ihre Haltungen zu halten, und ein Ritter, der mit ruhiger Gelassenheit durch die Reihen ging. Calen wusste nicht genau, wohin mit seinem Blick. Alles war neu. Und er war sich plötzlich sehr sicher, dass man ihm ansah, dass er noch nie hier gewesen war. Unsicher schob er seine Hände in die Ärmel seiner Robe, ein vertrautes Versteck, als Daruq ihn bemerkte und heranwinkte. Calen schluckte, atmete einmal tief durch und ging dann endlich los – langsam, fast vorsichtig, als könnte er versehentlich den gesamten Trainingsfluss stören. Die fremden Emotionen der Jünglinge prickelten an ihm vorbei wie kurze Funken: Nervosität, Ehrgeiz, Anspannung. Vor allem die Unsicherheit des jungen Nautolaners machte sich in ihm breit, als wäre sie seine eigene. Er versuchte, das alles wegzuschieben. Oder zumindest ein wenig Abstand zu gewinnen.

„Ähm… verzeiht.“ Kaum stand er vor Daruq, verneigte er sich etwas zu tief vor lauter Respekt und Unsicherheit. „Ich hoffe, ich… störe nicht. Ich soll mich hier melden.“

Er merkte, dass seine Worte zu schnell wurden, und versuchte sie zu bremsen – mit mäßigem Erfolg.

„Ich hatte bisher noch keinen richtigen Unterricht. Und ich war noch nie in diesem Raum. Man hat mir gesagt, ich soll anfangen, am Training der Jünglinge teilzunehmen. Also… also bin ich jetzt hier.“

Kurz wich sein Blick den Übenden aus, als würden sie ihn sofort durchschauen können: dass er sich fragte, ob er überhaupt hierher gehörte. Dass er noch immer nicht glauben konnte, dass die Jedi ihn wollten.

„Ich… würde zuerst zusehen, wenn das in Ordnung ist.“ Er hob etwas unsicher die Schultern. „Nur um zu verstehen, wie das hier funktioniert. Ich möchte nichts durcheinanderbringen.“

Unwillkürlich spürte er wieder die Verwirrung des Nautolaners, das flatternde Unbehagen der Jüngeren. Es setzte sich wie ein leiser Druck an seine Brust, und er musste bewusst ausatmen, um es abklingen zu lassen.

„Ich gebe mir Mühe“, fügte er dann leiser hinzu, fast wie eine Entschuldigung. „Ich… will das richtig machen.“

Er wusste nicht, ob es viel bedeutete. Aber es war ehrlich.

Coruscant – Jedi-Tempel – Trainingsraum – Calen Rynn, Daruq, junge Jünglinge (NPC)
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - junge Jedi-Schüler - Calen

Der Trainingssaal lag im klaren Licht des Vormittags. Die Jünglinge bewegten sich in einer gleichmäßigen Sequenz, ihre Übungsklingen glitten in gedämpften Bögen durch die Luft. Die Atmosphäre war konzentriert, aber lebendig. Ein Raum, der atmete und in dem kleine Fehler nichts Schlimmes waren, sondern Teil des Lernens. Als die Tür öffnete, spürte Daruq die neue Präsenz am Rand des Raumes, noch bevor er den Kopf hob. Kein Stören, eher ein leiser Wechsel im Muster, wie ein neuer Ton in einer Melodie. Erst, als die aktuelle Übungsfolge auslief, blickte er zur Tür – und sah einen Fremden dort stehen, halb im Raum, halb noch in der Schwelle, als taste er sich heran.

Ein paar der Jünglinge bemerkten ihn auch. Die Togruta war neugierig wie immer, der Rodianer zuckte kaum sichtbar hinter seiner Klinge hervor, der Nautolaner hielt einen Moment den Atem an. Doch nach einem kurzen Augenblick floss der Trainingsrhythmus weiter.

Daruq hob die Hand, eine ruhige, einladende Geste.

"Komm ruhig näher."

Der junge Mensch trat vor, seine Bewegungen vorsichtig, aber nicht unnatürlich. Als er vor Daruq stand und sich verneigte, erwiderte der Mon Calamari den Gruß mit einem gelassenen Nicken, das jede übertriebene Förmlichkeit aus der Situation nahm.

"Du störst nicht", erwiderte Daruq. "Willkommen. Mein Name ist Daruq. Ich bin ein Ritter dieses Ordens und aktuell trainiere ich heranwachsende Jedi." Der Mon Calamari war kein Mann größter Worte, aber er wusste, wie man mit Neuankömmlingen im Ort umging. Es konnte einschüchternd sein, die Geradlinigkeit und die Disziplin eines Jedi-Trainings zu erleben. Viele Außenstehende verglichen Jedi immer noch mit Mönchen, oder gläubigen Kultisten. Ein paar dieser Vorurteile mochten stimmen, doch auch sie alle hier waren Individuen, die sich genau so an Gefühlen und Werten orientierten, wie Nicht-Jedi.

Er trat nicht zur Seite, sondern hielt ihn in seiner Nähe, ohne es auffällig zu gestalten. "Bleib doch hier bei mir" Der Junge sollte Teil des Geschehens werden, nicht Beobachter am Rand, auch wenn er darum bat, erstmal nur zuzuschauen. Die Jünglinge begannen eine neue Sequenz. Daruq korrigierte zwischendurch mit einer knappen Handbewegung die Haltung des Nautolaners und wandte sich dann wieder dem Jungen zu.

"Wie lange bist du schon im Tempel?"

Die Frage war ruhig, ohne Prüfungston. Er wollte ein Gefühl dafür bekommen, wo der Junge stand.

"Manchmal hilft es zu wissen, womit jemand angefangen hat", fügte er beiläufig an, während hinter ihnen die Partnerübungen starteten. Das Klacken der Klingen blieb dezent im Hintergrund. Der Neuankömmling antwortete und der Jedi-Ritter hörte interessiert zu.

"Was hat dich zum Orden geführt?" fragte er dann. "Im Kleinen: Worin lag für dich der erste Schritt hierher?"

Es war eine Frage, die jeder anders beantwortete, und genau deshalb liebte Daruq sie. Der Raum zeigte oft, wozu jemand fähig war. Aber die Gründe, warum jemand zum Orden kam, zeigten oft, wohin er gehen konnte.

Ein Twi’lek-Jüngling warf dem Neuen einen kurzen, neugierigen Blick zu, stolperte prompt über seinen eigenen Fuß und versuchte es mit gespielter Coolness zu kaschieren. Daruq hob zwei Finger, ein stilles Zeichen zur Korrektur. Der Junge fand sofort wieder seine Haltung.

Dann richtete er die Aufmerksamkeit erneut auf den Jungen.

"Und was erwartest du von deinem ersten Training heute?" Ein Platz für seine Gedanken, wenn er sie teilen wollte. Einige der Jünglinge beobachteten ihn weiterhin mit unterschwelliger Neugier, aber keiner von ihnen ließ sich aus dem Takt bringen. Die Gruppe hatte ihn angenommen, ohne große Worte, ohne Getuschel. Als wäre er einfach ein weiterer Teil dieser Stunde.

Daruq verschränkte die Hände hinter dem Rücken, die Bewegung seiner Brust flach und ruhig.

"Es ist ein guter Ort, um anzufangen", sagte er leise genug, dass nur er es hörte. "Du musst hier nichts sofort können. Aber du darfst alles aufnehmen, was du brauchst."

Der Unterricht lief weiter. Die Gruppe bewegte sich rhythmisch, das Licht wanderte über die Bodenlinien, und der junge stand neben dem älteren Mon-Cal, als jemand, der gerade seinen Platz im Raum fand.

Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - junge Jedi-Schüler - Calen
 
Coruscant – Jedi-Tempel – Trainingsraum – Calen Rynn, Daruq, junge Jünglinge (NPC)

Calen blieb dicht neben Daruq stehen, beinahe so, als hätte er Angst, sich zu weit von dem sicheren Punkt zu entfernen, den der Ritter ihm bot. Die Worte des Mon Calamari hallten einen Moment in ihm nach – Du störst nicht. Das allein ließ ein wenig Spannung aus seiner Brust gleiten, auch wenn der Rest seiner Nervosität weiterhin wie eine kleine Welle in ihm vibrierte. Er beobachtete die Jünglinge, wie sie sich bewegten, wie selbstverständlich sie den Ablauf kannten. Es wirkte so leicht, so fließend. Und gleichzeitig fühlte er sich, als hätte man ihn mitten in eine Sprache geworfen, die er noch nicht beherrschte. Daruqs Frage traf ihn nicht unangenehm – eher weckte sie etwas in ihm, das er schon länger auszusprechen versucht hatte.

„Ähm… ich bin jetzt seit ein paar Wochen im Tempel“, antwortete er leise. „Ich hatte ein paar Einführungseinheiten… Gespräche… Meditationen. Aber kein richtiger Unterricht. Also… nichts, was so aussieht.“

Er deutete kurz, fast schüchtern, auf die Jünglinge, die gerade ihre Klingen aneinanderführten, mit einer Sicherheit, die er selbst nicht glaubte je erreichen zu können. Als Daruq weiterfragte, wandte Calen den Blick einen Moment ab. Nicht aus Unsicherheit – sondern weil er beim Nachdenken oft den Boden ansah, als läge die Erinnerung dort.

„Ich… ich war zuhause, als etwas passiert ist.“

Seine Worte wurden langsamer, ruhiger, obwohl sie ihn aufwühlten.

„Da war… ein Streit. Und ich wollte nur, dass sie aufhören. Und dann…“ Er holte tief Luft. „…habe ich irgendwie gespürt, wie sie sich fühlten. Ich wusste, wo die Wut war. Und ich konnte… sie beruhigen.“

Er sah zu Daruq auf, vorsichtig, als müsse er prüfen, ob er das überhaupt so sagen durfte.

„Man hat gesagt, das wäre die Macht gewesen. Und dass ich lernen sollte, damit umzugehen. Deswegen bin ich hier.“

Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, kaum sichtbar, aber ehrlich und warm.

„Das war mein erster Schritt. Ein Jedi hat mich hierher geschickt."

Er warf einen kurzen Blick zu den Jünglingen hinüber, die ihn neugierig musterten. Der Twi’lek, der beinahe gestolpert war, erwischte seinen Blick und grinste peinlich berührt. Calen erwiderte das Grinsen unsicher, ein kurzes Zucken, das mehr eine Entschuldigung dafür war, überhaupt angeschaut zu werden. Auf Daruqs letzte Frage zog er die Schultern ein Stück hoch, als würde er versuchen, die richtige Antwort in seiner Robe zu finden.

„Ich… weiß nicht genau, was ich erwarten soll.“

Er senkte den Blick wieder zu Boden. Diese ganze Interaktion machte den jungen Mann unsicher.

„Ihr habt gesagt, ich soll bei euch bleiben…“

Wieder ein kurzer Blick zum Boden, dann wieder zu Daruq.

„Wie… stellt ihr euch vor, dass ich heute teilnehme? Ich kenne die Abläufe nicht. Und ich möchte nichts tun, das den Unterricht stört.“

Er wirkte nicht ablehnend – eher offen, bereit, aber unsicher, wohin mit dieser Bereitschaft. Es lag eine leise Hoffnung in seinen Worten, dass Daruq ihm einfach sagen würde, was er tun sollte. Fast im gleichen Atemzug wurde Calens Nervosität spürbar stärker, und er rückte seine Ärmel zurecht, als hätte er gerade erst gemerkt, dass er sie zu fest umklammert.

„Und… ähm… etwas noch.“

Er sah Daruq mit einer Mischung aus Verlegenheit und Ernst an.

„Wie soll ich euch eigentlich ansprechen? Ich weiß, dass es Meister gibt, und Ritter, und Padawane… oh und noch die Anwärter und Jünglinge, aber ich kann es noch nicht immer richtig zuordnen.“

Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht, kaum sichtbar, aber für jemanden wie Daruq sicher spürbar.

„Ich will nichts Falsches sagen. Und ich dachte… ich frage lieber, bevor ich etwas Unpassendes äußere.“

Sein Blick glitt kurz zu den Jünglingen, dann kehrte er wieder zu Daruq zurück. Seine Augen blickten offen, ehrlich und vorsichtig hoffnungsvoll, aber auch fragend und wissbegierig.

„Also… wie mache ich es richtig? Und was soll ich jetzt als Erstes tun?“

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Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - junge Jedi-Schüler - Calen

Während Calen noch neben ihm stand, fiel Daruqs Blick auf die Chronoleiste an der Wand. Die Partnerübung lief aus, die Bewegungen der jungen Schüler wurden langsamer, manche hielten unbewusst schon inne. Ihre Trainingszeit war fast vorbei. Er hob die Hand. Die Jünglinge hielten inne und stellten sich in einer Reihe auf. Die letzten Atemzüge ihrer Übung verflossen im ruhigen Nachhall der Halle.

"Das genügt für heute", sagte Daruq an die Gruppe gewandt. "Gut gearbeitet. Morgen zur gleichen Zeit." Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sein Gesicht.

Die Kinder verneigten sich. Manche akkurat, andere etwas unkoordiniert, wie es in diesem Alter üblich war. Beim Hinausgehen trafen mehrere neugierige Blicke Calen. Der Twi’lek hob die Hand zum Gruß und entgegnete ihm freundlich "viel Erfolg" dann folgte er den anderen. Die Tür schloss sich hinter der Gruppe, und der Raum wurde schlagartig größer. Ruhiger. Offener.

Daruq blieb einen Moment still stehen, ehe er sich wieder Calen zuwandte. Er ging ein paar Schritte in die Mitte der Halle und wartete mit der Gelassenheit eines Mannes, der wusste, wie Bewegung in diesem Raum funktionieren musste.

"Bevor wir anfangen" sagte er, "etwas Grundsätzliches."

Er deutete in Richtung Tür, dort, wo die Jünglinge verschwunden waren.

"Die meisten von ihnen trainieren seit ihrem dritten oder vierten Lebensjahr. Manche seit früher. Es ist normal, dass sie Abläufe zeigen, die dir fremd vorkommen." Er sagte das mit Wohlwollen in der Stimme.

"Ihre Körper kennen diese Bewegungen. Dein Körper noch nicht. Das ist kein Nachteil, sondern ein Unterschied. Du wirst die Grundlagen schneller verstehen, weil du sie bewusster lernst." Er ließ die Worte einen Moment stehen. "Du wirst aufholen."

Kein Zweifel in der Stimme.
Keine Überhöhung.
Nur eine ruhige Gewissheit, die auf Erfahrung beruhte.

Calen hatte ihn außerdem nach den typischen Gepflogenheiten im Orden gefragt, wie man jemanden von Rang anredete. Eine seltene aber durchaus berechtigte Frage. Der Mon-Calamari kannte genug Ordensbrüder und Schwestern, die sehr viel von ihrem Rang hielten. Er gehörte nicht dazu, doch beschloss er in dieser Lernsituation die Etiquette zu wahren. "Der Einfachheit halber nennen Schüler höherrangige Ordensmitglieder einfach Meister." er räusperte sich. "Auch wenn dir das bei einem Ritter vielleicht widerstrebt." Ein Zwinkern folgte. "Aber es kann ja durchaus passieren, dass ein Ritter für deine Ausbildung verantwortlich sein wird, und wenn dieser irgendwann im Jedi-Rat sitzt, ist eine Anrede wie Meister universaler." der Jedi-Ritter prüfte die Blicke die ihm entgegenkamen und suchte Verständnis. Als er sich sicher war, dass er es fand, ging er wieder zum praktischen Teil über und stellte sich seitlich, damit Calen ihn gut sehen konnte.

"Wir beginnen einfach. Keine Techniken. Nur Haltung. Ohne Haltung gibt es keinen Stil – weder Djem So noch etwas anderes." er macht eine Atempause. "Hast du dich schon mit den Schwertkampfstilen beschäftigt?"

Er stellte die Füße in eine breite, stabile Standposition, das Gewicht leicht nach hinten verlagert, die Knie entspannt.

"Wenn du bereit bist, stell dich neben mich. Wir gehen das Schritt für Schritt durch."

Mit prüfenden Blicken begutachtete er den Anwärter. Er wirkte unsicher, doch zu Unrecht, er schien gut in Form und die Macht umgab ihn wie ein Lauffeuer.

"Das hier ist der erste Schritt," sagte Daruq ruhig. "Nicht stilgebunden. Nur die Grundlage." Er setzte die Füße schulterbreit auseinander, beide im gleichen Winkel, die Knie leicht gebeugt, das Gewicht auf den Fußballen statt auf den Fersen. "Der Stand. Nichts weiter." Er wartete einen Moment, um zu sehen, ob Calen sich entsprechend positionierte, ohne ihn zu korrigieren. Dann fuhr er fort:

"Der Körper arbeitet nur gut, wenn der Atem nicht dagegen arbeitet. Die meisten Anfänge scheitern daran, dass jemand zu früh versucht, etwas mit Kraft zu lösen." Er hob die Hand auf Brusthöhe.

"Einfach atmen. Nicht tief, nicht schnell. Gleichmäßig. Einatmen, dann doppelt so lang ausatmen." Er demonstrierte es nicht übertrieben, sondern so, wie er selbst atmete: ruhig, kontrolliert, unaufgeregt. "Die Ausatmung senkt den Schwerpunkt. Das wirst du später brauchen." Er ließ den Satz wirken, ohne dass er wie eine Lehre klang, eher wie ein handwerklicher Hinweis. Dann zeigte er auf seinen Rücken, nicht auf die Brust. "Die Haltung beginnt hier. Wenn du versuchst, von vorne zu stehen, verspannst du. Der Rücken muss zuerst stabil werden. Schultern gelöst, nicht gezogen."

Er richtete sich leicht auf. "Jetzt die Hände: neutral hängen lassen. Keine Spannung. Wir arbeiten ohne Klinge." Er machte eine kurze Bewegung mit den Fingern, kaum sichtbar, die andeutete, welche Lockerheit er meinte. "Die Grundhaltung ist dafür da, dass du in jede Richtung gehen kannst. Vorwärts, rückwärts, seitlich. Wenn du nur stabil stehen kannst, ohne festzuhalten, hast du die halbe Arbeit schon erledigt."

Einen Moment lang herrschte nur der gleichmäßige Atem im Raum, begleitet vom gedämpften Surren der Klimaeinheiten. "Wenn du willst, können wir das jetzt anpassen", sagte Daruq. "Ich korrigiere nur, wenn es nötig ist. Du findest den Rest selbst." Er wusste, dass Grundlagen nicht diskutiert, sondern erlebt werden mussten.

Er blieb in der Haltung, ruhig, bereit, die nächsten Schritte zu zeigen: "Halte den Atem. Lass ihn laufen. Das ist der Mittelpunkt des Trainings- nicht die Klinge."

Und damit war Calen offiziell in seiner ersten echten Unterrichtseinheit angekommen.

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Coruscant – Jedi-Tempel – Trainingsraum – Calen Rynn, Daruq

Calen hatte den Jünglingen nachgeblickt, bis die Tür hinter ihnen schloss und die Stille den Raum füllte wie etwas Greifbares. Er schluckte. Die Ruhe war angenehm – aber nun gehörte sie ihnen beiden, und das machte sie plötzlich groß. Groß genug, dass er sich wieder winzig darin fühlte.
Er hörte Daruq zu, aufmerksam, fast gebannt, als könne ihm ein einziges nicht verstandenes Wort die Möglichkeit kosten, jemals ein richtiger Jedi zu werden. Die Erklärung über die jünglinge ließ ihn unwillkürlich die Schultern ein wenig sinken, nicht in Entmutigung, eher in… Erleichterung. Als hätte er bis eben versucht, mit ihnen Schritt zu halten, ohne zu wissen, dass das gar nicht erwartet wurde.

„Also… nicht zu spät,“

murmelte er mehr zu sich selbst als zu Daruq, und ein winziges, beinahe heimliches Lächeln kroch über seine Lippen. Nur ein Hauch, aber es war da. Doch als Daruq die Sache mit der Anrede erklärte, wurde Calens Blick wieder ernst – und ein wenig irritiert.

„Dann… Meister.“


Er probierte das Wort aus, und in seiner Stimme lag weder Spott noch übertriebener Respekt – nur Unsicherheit darüber, ob es richtig klang.

„Auch wenn ihr Ritter seid… soll ich euch trotzdem so nennen? Na gut dann habe ich das verstanden. Vielen Dank.“

Er wollte sicher sein. Etwas falsch zu machen war das Einzige, was ihm wirklich Angst machte. Nicht das Training, nicht die Mühe – nur die Möglichkeit, Erwartungen unbemerkt zu enttäuschen.b Als Daruq sich zur Seite stellte und in die Haltung ging, sah Calen zu, konzentriert wie jemand, der versuchte, jedes Detail im gleichen Moment zu verstehen. Er trat neben den Ritter, atmete kurz durch … und stellte dann die Füße so, wie er es gesehen hatte. Nicht perfekt. Nicht katastrophal. Einfach: unsicher. Die Knie waren anfangs zu steif. Der Rücken etwas zu gerade. Die Schultern wollten sich unbewusst anspannen, als müsse er „richtig stehen“, weil richtig für ihn bisher immer mit „angestrengt“ verbunden gewesen war. Doch er korrigierte es sachte selbst – wie Daruq es gesagt hatte. Nicht sofort gut, aber jedes Mal ein kleines Stückchen näher. Als der Ritter den Atem erklärte, folgte Calen der Übung, zunächst etwas zu bewusst, dann fließender. Einatmen. Ausatmen. Doppelt so lang. Beim zweiten Versuch senkten sich seine Schultern von allein.

„Das fühlt sich… komisch an,“

sagte er leise, mehr eine Feststellung als eine Beschwerde.

„Als ob alles gleichzeitig leichter und… wackeliger wird.“

Er versuchte ein kleines, unsicheres Lachen, das eher ein Ausatmen mit Emotion war.

„Aber ich kann stehen, ja. Also… ich glaube, ich mache es richtig?“


Er sah nicht zu Daruq, sondern geradeaus, vielleicht, weil er sich nicht traute zu fragen, vielleicht, weil er versuchte, die Haltung nicht durch Unsicherheit zu verlieren. Dann, etwas zögerlich sagte er:

„Wenn ich etwas falsch mache… sagt es bitte direkt. Ich weiß nicht, ob ich alles so schnell begreife wie die Jünglinge. Aber ich will es versuchen.“

Er atmete noch einmal aus... länger, ruhiger, so wie es gezeigt wurde – und seine Haltung stabilisierte sich spürbar.

„Ich bin bereit, Meister Daruq.“

Der Titel klang diesmal sicherer. Als hätte sich etwas in ihm darauf eingestellt.

Coruscant – Jedi-Tempel – Trainingsraum – Calen Rynn, Daruq
 
Coruscant - Jedi-Tempel - Traininsgraum - mit Calen

Daruq beobachtete, wie Calen sich in die Haltung stellte, ohne jeden Kommentar zu den kleinen Unsicherheiten, die dabei sichtbar wurden. Die ersten Versuche eines Anwärters sahen fast immer so aus. Da gab es nichts zu tadeln.

"Nicht zu spät" wiederholte Daruq, nachdem der Junge das Wort gemurmelt hatte. "Und auch nicht früh. Du beginnst einfach dort, wo du jetzt stehst." Als Calen ihn 'Meister' nannte, blieb Daruqs Reaktion nüchtern. Ein leichter Anflug von Zustimmung ging über seine Miene, kaum mehr als ein Schatten.

"Das ist in Ordnung" sagte er. "Viele nutzen den Begriff als Respektform. Er ist nicht falsch." Damit war das Thema abgehakt.

Daruq trat einen halben Schritt um Calen herum, nicht kreisend – nur so, dass er den Stand des Jungen aus einem anderen Winkel sehen konnte. Er bemerkte, wie Calen die Knie zu sehr durchdrücken wollte, wie sich die Schultern reflexhaft hoben, sobald er 'aufrecht' dachte. Typische Muster. Und dann sah er auch, wie Calen kleine Anpassungen vornahm, selbstständig, ohne dass man ihn schieben musste. "Gut" sagte Daruq, als der Junge die Schultern sanken ließ. "Das ist die Richtung."

Dann hob er als Beispiel selbst den Arm. "Wir ergänzen den Atem durch eine einfache Bewegung. Einatmen beim Heben, ausatmen beim Absenken. Keine Kraft. Nur folgen." Er führte die Bewegung vor. Die Handfläche drehte sich leicht, die Bewegung war weich und kontrolliert. Ein grundlegendes Muster, das jede spätere Technik tragen würde.

"Probiere es" sagte Daruq. Er wartete, während Calen die Bewegung ausführte, und unterbrach nicht, auch wenn der Rhythmus noch nicht sauber war. Dann begann der Junge die Sequenz erneut. "Achte darauf, dass der Atem nicht stockt. Die Atmung führt den Körper, nicht umgekehrt."

Als Calen meinte, es fühle sich gleichzeitig leichter und wackeliger an, neigte Daruq den Kopf minimal. "Das ist normal. Stabilität entsteht nicht durch Steifheit. Wenn du flexibel bleibst, findest du schneller die Balance." Er machte die gleiche Haltung ein zweites Mal vor, etwas langsamer. "Versuche, nicht gegen den Boden zu stehen. Stell dir vor, du gehst in ihn hinein." Er ließ den Satz im Raum stehen. Manche verstanden das sofort, andere brauchten Wochen. Calens Frage, ob er es richtig machte, beantwortete Daruq erst, nachdem er dessen Stand noch einmal aus dem Augenwinkel geprüft hatte. "Du stehst ausreichend stabil, um weiterzumachen. Mehr muss es nicht sein."

Kein überschwängliches Lob, aber ein klares Zeichen. Es war genug, um darauf aufzubauen. Dann setzte Daruq den nächsten Schritt. Er ging direkt auf ihn zu und tippte mit seinem langen Zeigefinger gegen die Brust des Anwärters. Er nickte mit einem vielsagenden, wohlwollenden Lächeln.

"Wir ergänzen eine zweite Haltung. Von hier aus führst du das Gewicht auf das hintere Bein. Nicht springen. Gleiten." Er demonstrierte es wieder. Ein sauberer, fließender Übergang nach hinten, bei dem der Schwerpunkt ruhig blieb, die Hüfte sich nur leicht drehte. "Diese Verschiebung brauchst du später für jeden Block und jeden Rückzug."

Er wartete, bis Calen den Ansatz machte, und korrigierte nur minimal. Ein kurzer Hinweis mit der Hand, dass das Knie nicht zu weit nach außen wandern sollte. "Gut" sagte er schließlich. "Noch einmal. Mit Atem."

Einatmen.
Gewicht verschieben.
Ausatmen.
Stabilisieren.

Daruq beobachtete den Jungen einen Moment lang, und in seiner Stimme lag ein sachlicher, aber unverkennbar zufriedener Ton. „Das reicht für eine erste Einheit. Und es ist ein besserer Start, als du glaubst.“

Er blieb in der Haltung stehen, um Calen Zeit zu geben, sie sich einzuprägen.

"Wenn du möchtest, gehen wir gleich zur nächsten Verbindung über. Oder du stellst zuerst eine Frage."

Als nächstes würde er mit ihm gemeinsam eine Verbindung mit der Macht herstellen. Mal sehen was in dem Burschen steckte.

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Calen blieb in der Haltung, bis er sicher war, dass seine Beine ihn nicht im Stcih lassen würden. Die Verschiebung des Gewichts gelang ihm deutlich leichter als zuvor, zwar nicht elegant, aber denoch flüssiger als bei den ersten Versuchen. Als Daruq die erste Einheit beendete, ließ Calen die Schultern erleichtert etwas sinken. Bisher hatte er keinen groben Fehler gemacht und seine Unsicherheit schwand ganz langsam.

„Ich merke, dass es anders ist, als ich gedacht habe“

Sagte er schließlich, halb zu Daruq, halb in den Raum hinein.

„Es ist weniger kraftvoll. Und eher ruhig.“


Das klang nicht ganz so, wie er es meinte, aber er wusste nicht genau wie er sich ausdrücken sollte. Calen strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, die sich bei den konzentrierten Übungen gelöst hatte, und atmete einmal tief durch.

Als Daruq erwähnte, dass sie als Nächstes mit der Macht arbeiten würden, hob Calen den Blick ein Stück an. Die Nervosität kehrte wieder zu ihm zurück und sein blick drückte wieder einiges davon aus.

„Ich habe eine Frage“

Setzte er an und trat einen kleinen Schritt näher, damit er Daruq besser sehen konnte.

„Was genau ist die Macht eigentlich? Ich habe darüber gelesen und ein paar Leute haben von einer Allumfassenden Kraft gesprochen, aber wirklich verstanden habe ich das alles noch nicht.“

Er hielt kurz inne, suchte nach einem präziseren Wort etwas, das seine Frage noch weiter untermauerte.

„Ich spüre manchmal… Dinge. Stimmungen. Dinge die einen Augenblick später passieren. Aber das ist nie etwas, das ich bewusst herbeigeführt habe. Es… passiert einfach.“

Sein Blick wanderte kurz über den leeren Raum, dann zurück zu Daruq.

„Wenn ihr mir also sagt, ich soll mich öffnen oder verbinden… wie fängt man das bewusst an? Was ist hier der erste Schritt?“


Er stand ruhig da, die Hände locker neben sich, die Atmung so, wie Daruq es gezeigt hatte.
Dennoch sah man das unter der Robe seine Muskulatur etwas angespannt war. Calen war es gewöhnt sportlich aktiv zu sein und seinen Körper zu fordern, aber das hier war etwas gänzlich anderes. Es erforderte andere Disziplin und eine Ruhe die ihm noch schwer fiel. Die Macht, machte den Anwärter unsicher. Er hatte gehört was Jedi mit der Macht tun konnten und glaubte ncoh nicht so recht daran, das er soetwas jemals Vollbringen sollte.

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Kernwelten Corusca-Sektor Coruscant Mittlere Ebenen 'Quantum Lounge' Riuen und Draen Tel'Set

Draen hörte die Worte des Chiss und ließ sie einen Moment auf sich wirken. Er sah nachdenklich aus, seine Augen spiegelten eine Mischung aus Respekt und leisem Staunen wider. Die Stille zwischen den beiden dehnte sich, während seine Gedanken in die Tiefe sanken.

In seinem Inneren kämpften seine rationalen Überzeugungen mit einer unausgesprochenen Erkenntnis. Tief in seinem Herzen wusste er, dass die Kraft, die von tiefster Liebe ausging, eine der mächtigsten Energien sein konnte, die es gab. Obwohl er sonst so logisch und nüchtern war, konnte er nicht leugnen, dass Liebe – diese tiefe, bedingungslose Hingabe – eine Macht in sich barg, die keine Wissenschaft vollständig erklären konnte. Es war eine Kraft, die verband, heilte und transformierte, selbst in den dunkelsten Momenten. Draen dachte darüber nach, wie er normalerweise seine Empathie unter Kontrolle hielt, wie er versuchte, seine Gefühle zu rationalisieren und zu beherrschen. Als Neurochirurg und Neurowissenschaftler war er es gewohnt, alles durch die Linse des Verstandes zu betrachten, jede Emotion zu analysieren, jeden neuronalen Prozess zu verstehen. Für ihn waren Gefühle teilweise eine Herausforderung, die er nicht vollständig kontrollieren konnte, aber die er dennoch zu bändigen versuchte, um in den sterilen Räumen des Operationssaals präzise zu bleiben.

Doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, wie begrenzt diese Sichtweise war. Die Wissenschaft hatte viel über die neuronalen Grundlagen von Empathie, Liebe und Mitgefühl herausgefunden, aber sie konnte nicht vollständig erfassen, wie diese Gefühle das menschliche Bewusstsein transformierten. Seine Arbeit hatte ihn gelehrt, dass das Gehirn komplexe Netzwerke ausbildete, die Emotionen steuerten, doch gleichzeitig erkannte er, dass diese Netzwerke nur die Oberfläche berührten. Die Kraft der Liebe war mehr als nur ein neuronaler Schaltkreis. Sie war eine Kraft, die tief in den biologischen, psychologischen und sogar spirituellen Schichten unseres Seins verwurzelt war. Sie war eine Art von Energie, die sogar die neurobiologischen Grenzen sprengen konnte. Sie beeinflusste die neuronalen Muster, die chemischen Botenstoffe, die Synapsen – und vielleicht sogar die Art und Weise, wie das Gehirn sich selbst neu formte.

Draen bemerkte, wie er in einen immer tieferreichenden Strudel aus geriet, als sich Gedanke an Gedanke reihte. Da fokussierte er erneut sein Gegenüber.

„Ja, das ist es“, antwortete er langsam, seine Stimme ruhig, aber voller Überlegung. „Ein Gefühl – eine Emotion – kann tatsächlich eine Kraft entfalten, die weit über das hinausgeht, was wir mit bloßem Verstand erfassen können. Es ist fast schon bizarr, wenn man darüber nachdenkt. Nicht beängstigend im Sinne von unkontrollierbar, sondern eher beängstigend, weil es zeigt, wie zerbrechlich unsere Grenzen sind.“ Er hielt einen Moment inne, um seine Gedanken zu sortieren, bevor er fortfuhr. „Als Neurowissenschaftler sehe ich täglich, wie das Gehirn auf äußere Einflüsse reagiert, wie es durch Erfahrungen, Gedanken und Gefühle neu verdrahtet wird. Doch bei aller Wissenschaft bleibt die Wahrheit – dass Gefühle wie Liebe, Mitgefühl oder Hingabe Kraftquellen sind, die unser Bewusstsein und sogar unsere neuronale Architektur verändern können – schwer greifbar.“ Er lächelte leicht, mit einem Ausdruck des Verständnisses und der Demut. „Ich verstehe, warum das für viele schwer zu begreifen ist. Wir neigen dazu, alles auf messbare Fakten zu reduzieren, auf die neuronalen Bahnen und chemischen Botenstoffe. Aber die Wahrheit ist, dass diese Gefühle eine eigene Dynamik besitzen, eine Art Energie, die sich unserem Verständnis entzieht, weil sie so tief in unserem Sein verwurzelt sind – und eine Kraft besitzen, die alles verändern kann.“

Der Mediziner horchte dann aufmerksam den Worten, während der Chiss von einem mutierten Wesen und dem erwachten Virus sprach. Er schloss für einen Moment die Augen, ließ die Informationen sacken und versuchte, das Virus in seinem Geist zu visualisieren. Ein Virus, das so lange in einem Schlummer lag, nur darauf wartend, wieder zum Leben erweckt zu werden – das klang nach etwas, das tief in den dunklen Ecken des Unbekannten verborgen war, etwas, das nur mit einer Mischung aus wissenschaftlicher Präzision und vielleicht sogar übernatürlicher Kraft gebändigt werden konnte.

Im nächsten Moment starrte Draen den Chiss ungläubig an, seine Stirn leicht gerunzelt. Er konnte kaum fassen, dass dieser Mann, ihn nach seinem Interesse gefragt hatte – nach seinem Wunsch, sich an einem solchen gefährlichen Unterfangen zu engagieren. Für einen Moment war er einfach nur sprachlos, unfähig, die Situation richtig einzuordnen. Hatte er das richtig gehört?

„Mit Verlaub, wir sind uns gerade erst begegnet, doch Sie fragen mich nach meinem Interesse?“, wiederholte er langsam, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch voller Überraschung. Sie kannten sich doch bloß wenige Standardminuten. „Nach meinem Interesse an einer Mission, bei der es um ein mutiertes Wesen geht, das ein Virus in sich trägt, das wieder erwacht ist und die Frau, die Sie lieben, im Griff hält? Das klingt… unglaublich beängstigend.“

Er dachte nach, seine Gedanken schweiften zu den mystischen Kräften, die er nur aus Geschichten kannte – den Fähigkeiten der Jedi, die mit der Macht heilten, kämpften und ihre Gegner überwältigten. Doch wer war er? Er war Neurochirurg, kein Abenteurer, kein Kämpfer. Das Risiko, das mit solchen Kräften verbunden war, konnte kaum in Worte gefasst werden. Der Tirahnner schüttelte leicht den Kopf, ein schiefes Lächeln auf den Lippen.
„Sie haben recht, das klingt nach einer Handlung, die nicht nur einen Mediziner erfordert, sondern jemanden, der die Macht zum Heilen besitzt, oder eben den Mut, mit Ihnen auf die Suche zu gehen. Und ich bezweifle, dass ich auch nur eines davon erfüllen kann.“

Doch der Nervenkitzel, der in der Vorstellung dieses waghalsigen Unterfangens mitschwang, war nicht zu ignorieren – und allem Risiko zum Trotz, irgendetwas faszinierte den Mediziner an diesem Wagnis, so sehr er es sich aktuell nicht eingestehen wollte.

Da erinnerte er sich an Dr. Amroth und Jedi-Rätin Eowyn El‘mireth. Die Jedi-Rätin war unanfechtbar eine der größten Jedi der Galaxis. Was wäre… wenn er diese Verbindung schaffte? Für diesen Fremden? Draen verstand seine Gefühle und Gedanken nicht. Es war so, als würde ihn eine höhere Instanz leiten. Vage schaute er zu seinem Gegenüber.
„Eine Verbindung zu den Jedi wäre wertvoll – sofern man mit ihnen ausreichend in Verbindung treten konnte.“

Kernwelten Corusca-Sektor Coruscant Mittlere Ebenen 'Quantum Lounge' Riuen und Draen Tel'Set
 
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Rätin El’mireth .::. Malek


Malek hörte ihr aufmerksam zu. Je länger sie sprach, desto mehr sank die Aufregung in ihm ab, und machte einem warmen, ruhigen Gefühl Platz. Es war… schön, dass sie sich so viele Gedanken machte. Schön, dass sie ihn ernst nahm. Schön, dass sie ihn nicht überlastete, obwohl sie es locker könnte.

Als sie seinen Schutzschild erläuterte und vorsichtig darauf hinwies, dass er „fester“ werden müsse, nickte er langsam. Er verstand, warum. Er war ein Mensch, der Türen öffnen wollte — aber es gab in dieser Galaxis zu viele, die versuchten, mit Gewalt hindurchzustürmen.

„Ich… werde versuchen, dieses Wasser etwas stärker zu machen.“

Antwortete er leise.

„Nicht… kalt oder hart. Aber… vielleicht wie eine Welle, die nicht bricht, egal wie oft sie getroffen wird.“

Es war nicht perfekt. Aber es war sein Bild. Und er würde daran arbeiten.
Als sie fortfuhr, bemerkte er, wie sehr sie sich bemühte, ihn nicht zu überfordern, und gleichzeitig so viel wie möglich für ihn zu tun. Der Gedanke, dass sie glaubte, keine gute Lehrerin zu sein, tat ihm weh und doch sagte er erst einmal nichts.

Sie beendete ihre Erklärung und fragte ihn, ob er Fragen hätte.

Malek ließ den Blick über ihre Decke, den Tisch, den Boden gleiten… als suche er dort nach Mut. Schließlich richtete er sich etwas auf und sah sie wieder an.

„Danke… Meisterin.“

Die Worte kamen ungewohnt klar. Ungewöhnlich fest.

„Danke, dass Ihr mir das alles zutraut.“

Er atmete tief durch. Seine Schultern hoben und senkten sich.

„Ich werde üben. Versprochen. Ich werde nicht alles sofort können… aber ich möchte es richtig machen.“

Eine leise Unsicherheit schlich sich dennoch wieder in seinen Ton.

„Ich… hätte vielleicht eine Frage.“

Er zögerte. Sein Blick glitt seitlich weg, dann wieder zu ihr zurück.

„Ihr habt gesagt, dass wir ein Team sind.“

Ein winziges Lächeln trat auf sein Gesicht, vorsichtig, wie ein Funke, der nicht sicher war, ob er brennen durfte.

„Ich… möchte es gerne richtig machen. Aber… ich weiß nicht immer, ob ich zu viel rede. Oder zu wenig. Oder ob ich Euch störe. Oder ob ich…“

Er stockte, biss sich kurz auf die Innenseite der Wange.

„Manchmal bin ich mir einfach nicht sicher, was… ein guter Padawan ist.“

Es war keine Klage.
Keine Bitte um Mitleid.
Nur eine ehrliche, sanfte Unsicherheit, die er nicht länger versteckte.

Dann fügte er leiser hinzu.


„Aber ich möchte lernen. Auch das.“

Er lächelte wieder, klein, verlegen, aber aufrichtig.

„Und… ich verspreche, ich werde nicht den ganzen Tag im Trainingsraum verschwinden. Thomes würde mich eh rauszerren.“

Ein Hauch Humor, vorsichtig eingestreut, um die Schwere abzufedern.

„Also… ja. Ich habe eine Frage.“

Er sah ihr direkt in die Augen.

„Bin ich… so, wie ich jetzt bin… ein guter Anfang für einen Padawan?“


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