"Düsteres Star Wars" - Wie sähe das bei euch aus?

Mein düsteres Star Wars ist so, wie in R1. Die Helden machen sich die Finger schmutzig und treffen auch mal pragmatische, ethisch verwerfliche Entscheidungen.
Ach ja, und Han shot first.
 
Ich glaube, was Düsterheit angeht, hat Fallen Order, in meinen Augen, vieles bis alles richtig gemacht. Alleine die Ära bringt schon eine gewisse verzweifelte Atmosphäre mit sich, weil man von vornherein weiß, dass eigentlich alles, was Cal erreichen wird, niemals genug sein kann. Dann gibt's Planeten wie Bracca, wo Unmengen von zerstörtem Kriegsgerät zerlegt wird, von Arbeitern, die nicht mal rudimentären Arbeitsschutz haben. Man schwimmt auf Zeffo durch ein zerstörtes Großkampfschiff, Dathomir ist richtig schön gruselig, bevölkert von einem kruden Dark Sider-Kult, auf Kashyyyk kann man einen Genozid beobachten, aber nichts dagegen tun und die Backstory von Trilla und Cere ist so düster, wie's nur sein kann. (Mal abgesehen von all den anderen Aspekten, die in dem Spiel richtig gemacht wurden.)
Herrrrrrgott, ich muss dieses Spiel mal spielen! Das klingt supergut! Und ich liebe die Musik.
 
Herrrrrrgott, ich muss dieses Spiel mal spielen! Das klingt supergut! Und ich liebe die Musik.

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Es ist wirklich sehr zu empfehlen :)
 
Einfach zu beantworten: Wie TESB. Der Film hat einfach den perfekten düsteren Grundton. Der Stil von TESB ist für mich das optimale Star Wars, noch ernster und dunkler muß es nicht sein.

Bei Rogue One keimt diese Atmophäre auch gerne mal auf, hier und da sogar bei ROTS. Noch seltener bei AOTC. Bei TPM kaum und bei EP7-9 eigentlich gar nicht.... in EP9 bestenfalls noch in der Dark Rey Szene und in EP8 in der Spiegelszene.
 
Bias-Vorbemerkung: Ich habe den Blickwinkel, dass ich mit dem Prä-Disney-EU ("Legends") "fan-sozialisiert" wurde und das immer noch etwas ist, dass für meine Sichtweise auf Star Wars weit mehr bedeutet als die Filme die unter Disney entstanden sind. Das beeinflusst unter Umständen meine Gedanken zu dem Thema.

Ich glaube was ein gutes "düstereres" Star Wars bräuchte wäre, wenn mehr davon zu sehen wäre, was all die Kriege und all die Politik für die einfache Bevölkerung bedeutet. In RotS wird die Demokratie gestürzt und ein Sith erhebt sich per Ermächtigungsgesetz zum Imperator. An einigen Stellen in wird immer wieder angedeutet, wie abgrundtief böse dieses Imperium ist (Rassismus, Sklaverei, Folter, Verhaftung und/oder Exekution politischer Oppositioneller). Aber im Prinzip kriegen wir das nie zu sehen. RotS wäre deutlich düsterer gewesen, wenn mal kurz gezeigt worden wäre, was nach Palpatines Machtübernahme passiert ist. Willkürliche Gewalt gegen Nichtmenschen auf den Straßen Corruscants, die oberen Ebenen werden von "Aliens" "gesäubert". Senatoren die die "Petition der Zweitausend" unterzeichnet haben werden in Nacht und Nebel-Aktionen verhaftet (im Roman zum Film deutet Palpatine zumindest an dass er das vor hat und in Sekundärquellen die teilweise sogar noch kanonisch sind wird explizit erwähnt, dass es diese Verhaftungen gab, im Film fällt die Petition völlig weg). Republikanische Planeten die bisher selber für ihre Verteidigung gesorgt haben, bekommen imperiale Militärstützpunkte, ob sie wollen oder nicht. Demonstrationen werden niedergeschossen. Sowas halt. Dadurch hätte das Ende von RotS auf mich eine viel stärkere Wirkung gehabt. Ich meine, es gibt genug historische Beispiele für diese Art der Machtergreifung, da hätte man sich dran orientieren können.

In AnH das gleiche. Es ist gesetzt, dass das Imperium böse ist, Luke hasst es. Aber das Alltagsleben auf Tattooine scheint vom Imperium völlig unbeeinflusst zu sein. Wo Lukes Hass auf das Imperium her kommt ist völlig unklar, die Grausamkeiten des Imperiums werden nicht gezeigt. In Rouge One gab es erneut die Chance, endlich mal zu zeigen, warum eigentlich so viele Leute bereit sind, gegen die Herrschaft des Imperiums zur Waffe zu greifen, werden hier immerhin die Anfänge der Rebellenallianz thematisiert. Ich hab dem Film trotz meiner Abneigung gegen das, was Disney bis dahin fabriziert hatte, hauptsächlich eine Chance gegeben, weil ich genau darauf gehofft habe, auch weil der Film eben als sehr ernst und düster angekündigt war. Aber auch hier ist kaum zu sehen, was das Imperium eigentlich so böse macht.

Ein anderer Punkt wäre, dass die unteren Ränge der Führungsetagen der "bösen" gar nicht beleuchtet werden. Stichwort "Banalität des Bösen".

Beispiel RotJ. Der Imperator ist tot und es gibt Feier und Feuerwerke überall? Keine imperialen Regionalverwalter die das unterbinden? Sämtliche Moffs, Generäle, Admiräle, Gouveneure, Schreibtischtäter... wurden nur vom Imperator gezwungen zu tun was sie tun, der Imperator ist tot, alles ist gut, alle haben sich lieb, bitte was? Das Ende fand ich unglaublich unbefriedigend, dabei ist das eigentlich einer meiner liebsten Filme.

Alles in allem hat man den Eindruck, dass die Original-Trilogie versucht, eine Art von Faschismus darzustellen und die Prequells wie es dazu kommen konnte, aber beidem eine unglaublich naive Faschismus-Analyse zugrunde liegt.

Ein anderer Punkt ist, dass es kaum eine einfache Bevölkerung zu geben scheint. Alle sind entweder Jedi, Senatoren oder Soldaten, entweder Rebellen, Imperiale oder Kriminelle. Eine kritische Thematisierung von der Praktik der Jedi nicht-einwilligungsfähige Kinder aus ihren Familien zu reißen, wäre auch ein schöner Grauzeichner gewesen. Oder eine Thematisierung davon, was Han Solo eigentlich so schmuggelt. Vielleicht Drogen? Vielleicht sogar welche, die Existenzen zerstören und Leute in Abhängigkeiten gegenüber Gestalten wie Jabba treiben?

Was hätte es gebraucht?

Es hätte denke ich geholfen, wenn in den Filmen hin und wieder mal Medienberichte zu sehen gewesen wären, was denn der Normalbevölkerung so über die Kriege erzählt wird. Vielleicht eine Demonstration für/gegen das Mobilmachungsgesetz vor dem Senat in AotC, oder in RotS eine gegen den Krieg (der ja formell von der Republik und nicht von den Separatisten begonnen wurde) vor dem Jedi-Tempel. Wie schon erwähnt am Ende von RotS Verhaftungen, Erschießungskommandos und Gewalt gegen Nichtmenschen. Am Anfang von AnH imperiale Sondersteuerentreiber, die bei Owen und Lars auftauchen und brutal Geld für den Kampf gegen die Rebellion eintreiben. Am Anfang von tEsb eine Szene in der die wichtigsten Rebellenführer auf Hoth imperiale Propaganda analysieren und über Agitation nachdenken. Am Anfang von RotJ ein Sklave von Jabba, der sich aufgrund seiner Abhängigkeit nach auch von Han geschmuggelten Drogen selber an Jabba verkaufen musste. Am Ende von RotJ statt Feiern Mobs die, ermutigt von Palpatines Tod und der Zerstörung des Todesstern, vielleicht sogar von Rebellen in zivil agitiert, mit Steinen und Molotowcocktails imperiale Gouveneurspaläste stürmen, dabei von Sturmtruppen niedergeschossen werden, vielleicht sogar ein paar Sturmtruppen die die Helme abnehmen und die Seiten wechseln, mit der Botschaft "es ist noch nicht ganz vorbei, aber es gibt jetzt echte Hoffnung und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Imperium gestürzt ist". Keine dieser Szenen hätte länger als wenige Minuten gebraucht.

Soviel zu "wie sähe ein düstereres Star Wars bei mir aus".

Einige Ansätze zu den meisten dieser Punkte gab es in Legends ja schon. Das ist tatsächlich der Hauptgrund, warum ich die Romane so schätze, unter Disney ist soweit ich weiß nichts erschienen, dass in eine ähnliche Richtung geht (ich freue mich sehr, wenn ich eines besseren belehrt werde).
 
In AnH das gleiche. Es ist gesetzt, dass das Imperium böse ist, Luke hasst es. Aber das Alltagsleben auf Tattooine scheint vom Imperium völlig unbeeinflusst zu sein. Wo Lukes Hass auf das Imperium her kommt ist völlig unklar, die Grausamkeiten des Imperiums werden nicht gezeigt.

Natürlich wird in ANH gezeigt wie grausam das Imperium ist:

  1. Seine Onkel und seine Tante wurden auf grausame Weise getötet; ihr Heim wurde angezündet.
  2. Das Imperium vernichtet mit einer Superwaffe einen ganzen Planeten.

Grüße,
Aiden
 
Das ist natürlich richtig, aber irgendwie entfaltet es seine Wirkung nicht so richtig, abgesehen davon, dass Luke schon vor diesen Ereignissen betont, das Imperium zu hassen, ohne, dass irgendwie klar wird, welchen Kontakt er bisher mit Imperialen hatte. Ich find gerade selber spannend, dass die Zerstörung Alderaans und der Mord an Lukes Eltern auf mich nicht die Wirkung hatten, klar zu zeigen, was für ein faschistoides Regime das Imperium ist. Ich vermute das liegt daran, dass man die Grausamkeit nicht wirklich sieht. Ja, irgendwo ist klar, dass auf diesem Planeten wahrscheinlich Millionen Menschen gelebt haben. Aber man sieht halt nur einen Lichtstrahl der auf den Planeten prallt und ihn explodieren lässt. Es gibt nichtmal einen kurzen Satz von Leia, in dem sie erwähnt, dass da nicht nur ein Planet zerstört, sondern auch X Millionen Menschen ermordet wurden. Oder noch besser, eine Erwähnung einer Kindheitsfreundin, die auf Alderaan war als der Planet zerstört wurde.

Es gibt halt keine einzige Szene, in der man wirklich SIEHT wie zb Sturmtruppen mit (gerade nichtmenschlichen?) Zivilisten umgehen. Die Grausamkeit des Imperiums ist FÜR MICH in dem Film die ganze Zeit eher abstrakt geblieben. Und ehrlich gesagt in der gesamten Trilogie. Weil die Grausamkeiten die wirklich zu sehen sind halt Kriegshandlungen zwischen Bewaffneten sind.

Was ja auch nicht schlimm ist. Aber es ist meine persönliche Antwort auf die Frage wie ein "düstereres" Star Wars aussehen könnte, bzw warum trotz vieler Tode etc die Star Wars-Filme nicht wirklich düster wirken. Und das war ja die Ausgangfrage, mit einem expliziten "bei euch".

:)
 
Es gibt halt keine einzige Szene, in der man wirklich SIEHT wie zb Sturmtruppen mit (gerade nichtmenschlichen?) Zivilisten umgehen.
In ANH sieht man in der Szene, als die Sturmtruppen sich der Hangarbucht 94 nähern, wie die Zivilisten angsterfüllt auseinander und beiseite rennen. Eine richtige Interaktion ist es nicht, weil kein aktiver Vorfall stattfindet, aber es wird auf passive Art schon deutlich gemacht, dass das Imperium die einfache Galaxis unter seinem Stiefelabsatz zu Boden gedrückt hält.

Man muss sich, denke ich, vor Augen halten, dass Krieg der Sterne trotz Name und zugrunde liegender Thematik in erster Linie ein leichtherziges Feelgood-Adventure ist. Ein übermäßig düsteres Imperium wäre darin auch irgendwie deplatziert gewesen. Und mir ist die gezeigte, passive Charakterisierung, die funktioniert, auch weitaus lieber als eine Darstellung wie in der ersten Folge von Rebels, die einfach plump und platt wirkt und das "Böse" mit dem Holzhammer darstellt.
 
In ANH sieht man in der Szene, als die Sturmtruppen sich der Hangarbucht 94 nähern, wie die Zivilisten angsterfüllt auseinander und beiseite rennen. Eine richtige Interaktion ist es nicht, weil kein aktiver Vorfall stattfindet, aber es wird auf passive Art schon deutlich gemacht, dass das Imperium die einfache Galaxis unter seinem Stiefelabsatz zu Boden gedrückt hält.

Naja, aber das würden die meisten doch bei jeder Art von Militär machen, dass bewaffnet angestürmt kommt, selbst wenn man es als das "gute" und "eigene" Militär betrachtet.


Und mir ist die gezeigte, passive Charakterisierung, die funktioniert, auch weitaus lieber als eine Darstellung wie in der ersten Folge von Rebels, die einfach plump und platt wirkt und das "Böse" mit dem Holzhammer darstellt.

Das ist dann wohl Geschmacksache :)
Ich mochte zb die Charakterisierung des Imperium am Anfang von Timothy Zahns "Treueschwur" noch deutlich mehr als die in Rebels. Würden viele vielleicht auch als "Holzhammer" ansehen.


Man muss sich, denke ich, vor Augen halten, dass Krieg der Sterne trotz Name und zugrunde liegender Thematik in erster Linie ein leichtherziges Feelgood-Adventure ist

Da hast du natürlich völlig Recht. Aber der Ausgangspunkt des Threads hier war doch ein Gedankenspiel wie ein "düstereres" Star Wars aussehen könnte, dass vielleicht auch gefallen würde. Das "Star Wars" in seinen Ursprüngen niemals diesen Anspruch hatte, ist wahrscheinlich allen klar hier, ich finde das Gedankenspiel trotzdem spannend.
 
Es gibt halt keine einzige Szene, in der man wirklich SIEHT wie zb Sturmtruppen mit (gerade nichtmenschlichen?) Zivilisten umgehen. Die Grausamkeit des Imperiums ist FÜR MICH in dem Film die ganze Zeit eher abstrakt geblieben. Und ehrlich gesagt in der gesamten Trilogie. Weil die Grausamkeiten die wirklich zu sehen sind halt Kriegshandlungen zwischen Bewaffneten sind.

Ist die Bedrohung und die Grausamkeit in „Herr der Ringe“ großartig anders dargestellt? Ich erinnere mich an Gollum, wie er gefoltert wird. Das wird aber auch nicht explizit gezeigt. Solche Filme sind halt für Jung und Alt. Den Spagat muss man erst hinbekommen. Sonst klappt das mit der FSK nicht. Im Drehbuch zu E4 steht in der Cantina-Szene, dass Obi-Wan das Alien mit seinem Lichtschwert halbiert - und nicht nur den Arm abschlägt. Ich vermute mal, dass das zu extrem gewesen wäre.
 
Star Wars hat auch so seine Momente:

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Ich glaube am schlimmsten hat mich aber damals als Kind die Szene in ROTJ getroffen, als der eine Ewok seinen getroffenen Partner wachrütteln will - vergebens :(
 
Als ich im Kindesalter die Star Wars-Filme zum ersten Mal gesehen habe, war mir The Empire Strikes Back schon fast zu gruselig. ANH und ROTJ habe ich deshalb deutlich lieber und öfters geschaut. Für mein kindliches Ich war DAS die Spitze des Eisberges und der Kontrapunkt zum Feelgood des Trilogie-Abschlusses, da wäre mehr zu viel gewesen. Heute schätze ich diese Episode zwar am meisten, aber das Gefühl von damals ist immer noch da; obwohl ich natürlich wesentlich explizitere und auch inhaltlich schwerere Geschichten rezipiere. Fiktional wie non-fiktional.

Wenn ich mir meine Kritik an den aktuellen Filmen bewusst mache, habe ich m.W. nie bemängelt, es sei nicht düster genug. Das sollte auch gar nicht der Vorsatz sein, sondern sich höchstens aus der Entwicklung der Geschichte ergeben. Es kann ein Konflikt einer Figur sein, eine persönliche Erkenntnis, ein Tod, explizit dargestellte oder angedeutete Gewalt und deren Folgen usw., die Bandbreite ist gewaltig.
 
..... in denen sich User eine "düsterere" Herangehensweise an SW wünschen. ....

Meine Frage wäre daher: was hättet ihr gerne, damit es düsterer wird?

- mehr explizite Gewalt?
- weniger Humor?
- weniger "Humor"?
- mehr tragische Ereignisse?
- irgendwas anderes?

.......
Wie seht ihr es?

Naja, ich finde auch , es könnte mehr von der dunklen Seite geben. Damit würde ich nun die allgemeine Stimmung meinen. Die Raumschiffe könnten bedrohlicher wirken. ( Ich habe in meinem FoC Game die Empire Raumschiffe z.B. dunkel gemodded. Muss mal Bilder machen)
Das ewige stahl-grau war mir zu langweilig.
Palpatine, könnte öfters zu sein, wie er seine bösartigen Dinge tut. Darth Vader ist schon ganz gut aber vielleicht sollte Palpatine ebenso öfters in Erscheinung treten.

Mehr Gewalt..? Hmm... also Splatter meine ich damit nicht. Dafür mehr Raumschlachten. Imposante Schiffe, die sich vielleicht auch in ihrer technischen und optischen Entwicklung weiterentwickelt haben. Wie bei Star Trek. Da haben sich ja auch die Raumschiffe weiterentwickelt.

Humor ist genug drinnen. Bitte keine Marvelverzerrung in Star Wars. Ich mag Marvel gar nicht. Ist mir persönlich oftmals zu albern.

Auf gar keinen Fall sollte dieser Emo-Problembewältigung-Sex-Zeitgeist einfließen. Ich kann nur hoffen, daß die jetzigen Rechteinhaber nicht auf die Idee kommen, nun auch noch im Star Wars Universum endlose Problemdialoge, Liebesgeschichten und / oder gar Sexeinlagen einzubauen. Das wäre für mich der Horror schlechthin.

Star Wars ist Action und soll Action bleiben.
 
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